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Ermittlungen gegen Lindemann eingestelltEinschüchterung vorerst gelungen

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann eingestellt. Wie groß ist der Schaden für die #MeToo-Bewegung?

Im Zweifel für den Angeklagten: Till Lindemann mit Statement-Cap Foto: IMAGO/Madis Veltman

Ich stehe mit meinem Fahrrad an einer roten Ampel in Berlin-Mitte als ein Pärchen über die Straße läuft. Sie sehen sympathisch aus, wir lächeln uns kurz an. Erst auf den zweiten Blick sehe ich, dass sie beide ein Rammstein-Shirt tragen, auf seiner Wade prangt eine Tätowierung des Band-Logos. Ich werde wütend, mir fallen lauter Dinge ein, die ich ihnen hinterherschreien oder -werfen möchte. Stattdessen tue ich gar nichts und überlege, ob sie die Vorwürfe gegen den Rammstein-Sänger Till Lindemann nicht glauben, ob sie ihnen egal sind oder ob sie sogar gut finden, was Lindemann getan hat?

Die Begegnung fand an einem Wochenende Mitte Juli statt, an dem Rammstein drei ausverkaufte Konzerte im Berliner Olympiastadion spielte. Zu der Zeit liefen die Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft gegen Frontsänger Till Lindemann wegen eines Anfangsverdachts auf Sexual- und Drogendelikte schon seit ein paar Wochen. Zuvor hatte es verschiedene Medienberichte gegeben, in denen Frauen anonym Vorwürfe gegen den Musiker erhoben hatten.

Seit dieser Woche ist bekannt, dass die Ermittlungen eingestellt wurden. Lindemanns Anwälte kommentierten dies wie folgt: „Die rasche Einstellung des gegen meinen Mandanten geführten Ermittlungsverfahrens belegt, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft keine Beweise bzw. Indizien zutage gefördert haben, um meinen Mandanten wegen der Begehung von Sexualstraftaten anklagen zu können. An den Anschuldigungen war schlichtweg nichts dran.“

Kein Hinweis auf unwahre Anschuldigungen

Während der erste Teil der Aussage stimmt, ist der zweite Teil nicht wahr. Die Einstellung des Verfahren ist in keiner Weise ein Hinweis darauf, dass die Frauen gelogen haben, dass ihre Anschuldigungen falsch waren.

Die Staatsanwaltschaft begründete das Ende der Ermittlungen in ihrer Pressemitteilung mit einem „fehlenden hinreichenden Tatverdacht“ nach der „Auswertung der verfügbaren Beweismittel“. Und diese verfügbaren Beweismittel, so viel ist klar, waren nicht zahlreich. Denn keine der Frauen, die strafrechtlich relevante Vorwürfe erhoben haben, hat mit der Staatsantwaltschaft gesprochen. Ihre Vorwürfe waren durch Medienberichte bekannt geworden und die Medien haben aus gutem Grund die Kontakte nicht weitergegeben. Denn es muss den Frauen selbst überlassen sein, ob sie sich mit ihren Vorwürfen an die Behörden wenden oder nicht.

Eine der wenigen Frauen, mit denen die Staatsanwaltschaft sprechen konnte, ist die YouTuberin Kayla Shyx. Sie habe „kein eigenes Erleben strafrechtlich relevanter Vorfälle schildern“ können. Das ist nicht verwunderlich, denn in dem Video, mit dem sie bekannt wurde, schilderte sie das Castingsystem im Umfeld von Rammstein-Konzerten. Und so unangenehm man das auch finden mag, verboten ist es nicht.

Dass das Verfahren eingestellt wurde, ist also weder überraschend noch skandalös. Es beweist lediglich, dass Lindemann keine Schuld nachgewiesen und deswegen keine Anklage erhoben werden konnte. So funktio­niert das deutsche Rechtssystem: Im Zweifel für den Angeklagten. Und solange niemand Anzeige gegen Lindemann erstattet oder neue Beweise auftauchen, wird es keine weiteren Ermittlungen geben.

Ein Bärendienst für die #MeToo-Bewegung

Ein standardmäßiges Vor­gehen also, das trotz allem einen negativen Beigeschmack hat und der #MeToo-Bewegung einen Bärendienst erweist. Denn Rammstein-Fans sehen sich bestätigt und verbreiten munter das Narrativ der lügenden Frau, die sich wichtig machen möchte. Statt diesem Narrativ Raum zu geben, sollten wir uns fragen, wieso die mutmaßlich Betroffenen bereit sind, sich an die Presse, aber nicht an die Behörden zu wenden.

Im Fall von Till Lindemann kommt hinzu, dass die mutmaßlich Betroffenen, seit die Vorwürfe bekannt sind, juristisch, im Netz und in der Öffentlichkeit angegeriffen werden

Dahinter steckt die grundsätzliche Angst, dass ihnen nicht geglaubt wird. Sie fürchten, dass ihre Erfahrungen und Beweise nicht ausreichen. Es ist hinreichend durch Statistiken bekannt, dass nur ein Bruchteil der verübten Sexualstraftaten zu einer Verurteilung führt. Im Fall von Vergewaltigung spricht man von einer Verurteilungsquote von einem Prozent. Denn im Regelfall finden solche Straftaten im Verborgenen statt, Zeu­g*in­nen und Beweise gibt es selten.

Im Fall von Till Lindemann kommt hinzu, dass die mutmaßlich Betroffenen, seit die Vorwürfe bekannt sind, juristisch, im Netz und in der Öffentlichkeit angegeriffen werden. Die Anwält*innen, die Lindemann beauftragt hat, haben schon früh verkündet, nicht nur gegen Medien, sondern auch gegen­ einzelne Frauen vorzugehen. So befinden sich seit Monaten der Spiegel, die Süddeutsche und Co in juristischen Auseinandersetzungen wieder, auch der YouTuberin Kayla Shyx wurden bestimmte Aussagen juristisch untersagt.

Aggressive Rammstein-Fans

Und auch die Fans haben mit ihren teils aggressiven Auftritten vor den Konzerten zu verstehen gegeben: Es ist ihnen egal, was mit den Frauen passiert. Dabei sollten selbst Vorwürfe wie eine Beziehung zu einer Minderjährigen oder das Castingsystem, die weder strafrechtlich relevant sind noch von Lindemann abgestritten werden, ihnen zu denken geben, ob sie diesen Typen so unverfroren weiter feiern wollen.

Wen wundert es bei alldem noch, dass Betroffene nicht genügend Mut, Geld und Kraft aufbringen, um sich bei den Behörden zu melden und sich vermutlich jahrelangen Prozessen auszusetzen, die sie letztlich doch nur als Verliererinnen verlassen? Sie sehen ja, wohin das führt.

Das Ganze ist ein systematisches Problem, das keinen fairen Prozess ermöglicht.

Am Fall Lindemann den Untergang von #MeToo ablesen zu wollen ist trotz allem falsch. Allein, dass Frauen trotzdem bereit sind zu sprechen und Medien sich der schwierigen Verdachtsberichterstattung widmen, die fast immer juristische Auseinandersetzungen mit sich bringt, zeigt, dass die Tür in Richtung Geschlechtergerechtigkeit sich einen Spalt breit geöffnet hat: Zeit, dass wir sie gemeinsam mit voller Kraft eintreten.

Meine Begegnung Mitte Juli war nicht die letzte dieser Art. Erst kürzlich fuhr ein älterer Mann mit seinem Fahrrad in Kreuzberg an mir vorbei. Aus seiner Boombox, die an seinem Rad befestigt war, lief laut Musik von Rammstein. Mein Blick verriet wohl, was ich davon hielt, denn eine Fußgängerin lächelte mich aufmunternd an. Rammstein-Fans zeigen jeden Tag mit Musik und Fan-Shirts, auf welcher Seite sie stehen: auf der der Band. Die Mehrheit der Gesellschaft entscheidet sich hoffentlich für die andere Seite.

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42 Kommentare

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  • Skatelefants , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Der Lindemann und die Band Rammstein seien mächtig in der Veranstaltungsbranche heißt es.



    U-Haft: sie haben ein Flugzeug.



    völlig unmöglich diese Rape-Culture, die diese Typen seit Jahren auf der Bühne vor aller Welt inszenieren und dabei dieses stumpfe Überwältigungsgedröhn.



    Free Jazz statt Epstein, Weinstein, Rammstein.

  • Der Punkt war nicht jemanden grundlos zu beschuldigen, wie von vielen hier beschworen wird. Die Frage ist eher, dass das vorhandene vorgehen von Polizei und Justiz die mutmaßlichen Opfer nicht ausreichend schützt. Sie müssen Dinge tun die für wirkliche Opfer teilweise unzumutbar sind. Das in einem Umfeld, in dem die Tat kaum beweisbar ist. Damit hast du dann bei Einstellung der Verfahren noch das Problem mit den zu erwarteten Shitstörmen besteht. In diesem Falle ist es Teil der Unschuldsvermutung dass sie nicht immer gerecht ist. Wenn die Tat tatsächlich stattgefunden hat und nur vom Opfer nicht bewiesen werden kann, dann ist es quasi eine Aufforderung an tatsächliche Täter einfach weiterzumachen. Das ist ein Punkt der diskutiert werden sollte, wenn wir der Meinung sind, dass man Opfern helfen sollte. Die Frage ist, dass sich mutmaßlicher Opfer trauen zur Zeitung zu gehen und nicht Anzeige zu erstatten. Das kann nicht die Lösung sein.

  • Schon auf den ersten Konzertaufnahmen der Beatles sieht man unzählige Frauen, die angesichts ihrer "Stars" ein quasi-religiöses Erweckungserlebnis haben. Was läuft da schief? Was soll diese Anbetung von Ruhm und Erfolg?Was veranlasst Frauen, in die Row Zero zu gehen, um sich ein Bändchen um den Arm binden zu lassen? Solange sich das nicht ändert, ist es eine Gemeinschaftsproduktion zwischen Herrn L., der Macht missbraucht, und den Frauen, die ihm diese Macht erst verleihen.

  • Sollen Menschen verteilt werden aufgrund anonymer Meldungen?



    Es wird höchste Zeit für eine kritische Selbstreflexion dieser Bewegungen.

    • @alterego:

      Die meisten sind keineswegs anonym.

  • Worin besteht denn nun die Einschüchterung?



    Etwa darin, dass Linnemann juristische seine Rechte einklagt und dabei auch noch recht bekommt.



    Ich kann darin keine Einschüchterung erkennen.

    Und was haben Statistiken mit konkreten Fällen zu tun. Menschen werden doch nicht aufgrund von Statistiken schuldig gesprochen. Das wäre doch nur noch gruselig!

  • Der eigentliche Bärendienst für die MeToo-Bewegung ist es, bereits im Voraus jemanden zur Unperson zu erklären und die Klärung der Vorwürfe nicht abzuwarten. Wenn man von vornherein den Eindruck erweckt, es sei klar, was passiert sei, tut man der Sache von sexuell missbrauchten Frauen nichts Gutes. Richtig wäre aus meiner Sicht gewesen, das Castingsystem, das ja offensichtlich tatsächlich existiert hat, offenzulegen und kritisch zu diskutieren, ohne das Ganze immer gleich mit einer Pseudo-Gewissheit, Lindemann und evtl. auch Flake Lorenz seien definitiv Sexualstraftäter, zu verbinden. Wenn man dann das Ganze auch noch mit einem: "seht euch an, was die singen, da weiß man doch, dass das böse Menschen sind und die Fans alle verblödet" verbindet, wie ich es in der Taz öfter paraphrasiert lesen dürfte, ist das auch nicht hilfreich.

    P.S.: Der Artikel hier setzt diese unschöne Tendenz fort, heißt es doch am Anfang: "Stattdessen tue ich gar nichts und überlege, ob sie die Vorwürfe gegen den Rammstein-Sänger Till Lindemann nicht glauben, ob sie ihnen egal sind oder ob sie sogar gut finden, was Lindemann getan hat?". Hier wandelt sich innerhalb des Satzes die Vermutung zur Gewissheit.

  • Ergänzend hier ein schönes taz-Interview mit Rammstein-Keyboarder Flake:



    taz.de/Rammstein-K...n-Lorenz/!5010069/

  • "Und solange niemand Anzeige gegen Lindemann erstattet oder neue Beweise auftauchen, wird es keine weiteren Ermittlungen geben."



    Das wichtigste Wort ist "Beweise". Vermutungen,Verdacht Gerüchte,Unterstellungen, usw. sind eben keine solide Grundlage für strafrechtliche Verurteilungen. Es ist ja schlimm genug das man mit solchen unbewiesenen Anschuldigungen das berufliche und Leben so manches Unschuldigen zerstören kann und das auch oft genug schon geschehen ist. Bspw. bei Erziehern die des Kindesmißbrauchs beschuldigt wurden. Denn auch wenn die Anschuldigungen schließlich zusammen fallen/fielen ,bleibt/blieb.



    doch immer was hängen.



    Deswegen kann es eben auch bei Prominenten ,die sich besser verteidigen können, keine Rolle spielen ob er ein menschlicher Kotzbrocken ist oder nicht,sondern es zählt nur das was wirklich nachweisbar vorgefallen ist.

  • Wie sieht es aus mit: Polanski, Marley, Hendrix, Stones, Aerosmith, Echt, Allen, Jackson, Guevara, ...



    Die müssten, dann auch alle gemieden werden.



    Ach nee, das sind ja Linke

    • @Reinero66:

      Whataboutism vom Feinsten.

    • @Reinero66:

      Danke! Mein Reden! Feine sahne fischfilet.

    • @Reinero66:

      Hendrix ist tot. Ihn kann nicht mehr zur Rechenschaft ziehen.



      Bob Marley, Michael Jackson und Guevara ebenfalls.

      Polanski und Allen müssen spezifiziert werden, weil ich mehrere kenne. Woody Allen etwa?

      Stones, Echt und Aerosmith bestehen aus mehreren Mitgliedern und nicht aus einer Person wie Till Lindemann.

      Aber ich kann dir eines sagen: Ich boykottiere so manche Interpreten, seien es Bands oder Sänger. Wenn Queerfeministen sagen, der oder die sind problematisch, dann hat das einen wahren Kern, den man nicht zu hinterfragen hat. Sonst kann man gleich den Feminismus oder #metoo hinterfragen.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Nur mal so für mein Verständnis: Wenn Queerfeminist*innen also sagen würden: "Der Troll Eulenspiegel, das ist ein ganz schlimmer Finger, hochgradig problematisch" - dann würden Sie es begrüßen, wenn andere Ihnen aus dem Weg gingen?

        Mal abgesehen davon hat man absolut alles zu hinterfragen, das ist das Wesen der Aufklärung. Dinge, die man nicht zu hinterfragen hat, kenne ich sonst nur von religiösen Fanatikern und Autokraten. Das heißt ja nicht, dass man sie ablehnt, im Gegenteil, wenn man Dinge nicht hinterfragt, kann man auch niemanden anderes davon überzeugen, denn "Das ist halt so!" oder "XY sagt das so!" sind keine sehr überzeugenden Argumente, da muss man schon ein bissl weiter denken.

      • @Troll Eulenspiegel:

        "Wenn Queerfeministen sagen, der oder die sind problematisch, dann hat das einen wahren Kern, den man nicht zu hinterfragen hat."

        Hat "man" das nicht? Selber denken ist verpönt und die Unschuldsvermutung gilt nicht mehr? Grundsätzlich ist alles zu hinterfragen.

        " Sonst kann man gleich den Feminismus oder #metoo hinterfragen."



        Einen Blankoscheck bekommen diese Bewegungen jedenfalls nicht ausgestellt, denn niemand ist fehlerfrei.

  • Es ist gut, dass das Verfahren eingestellt wurde oder meint die Autorin man hätte Lindemann auf Basis von anonymen Anschuldigungen in der Presse schuldig sprechen sollen? Das würde Missbrauch Tür und Tor öffnen und hätte mit einem rechtsstaatlichen Verfahren sehr wenig gemein. Im Zweifel für den Angeklagten mag ihr hier in diesem Fall persönlich noch passen; eine Errungenschaft des Rechtsstaates bleibt es trotzdem. Düstere Zeiten waren es wo es nicht so war.

    Man muss Till Lindemann nicht gut finden (tue ich im Übrigen auch nicht) aber was die Autorin implizit fordert, nämlich eine Verurteilung aufgrund von anonymen, nicht belegbaren Anschuldigungen heraus ist Willkür. Aber nicht traurig sein, einfach ins Netzt gehen. Dort ist das in den angeblich sozialen Medien schon heute der Fall. Ich bin sehr dankbar darüber, dass unsere Justiz für eine Verurteilung mehr verlangt.

    • @Fran Zose:

      Die Autorin und ein großer Teil der Gesellschaft nicht zu vergessen fordern eine Verurteilung. Keineswegs eine aufgrund anonymer Hinweise. Es wäre wünschenswert den vielen Frauen eine Stimme zu geben.

  • Mee-too läuft schlecht. Aber man sollte sich langsam mal fragen wieviel die linke Szene selbst damit zu tun hat. Wie ernst kann man diese Debatte noch nehmen wenn feine Sahne fischfilet beispielsweise parallel zu rammstein völlig anders behandelt wird? Es ist irgendwie am Ende immer "was anders", halb geschlossene Augen, sanftmütiges lächeln, von oben herab. Die linke liegt aktuell bei 4,4%. Alle anderen doof? Funktioniert langfristig nicht...

    • @Herr Magnet:

      Was hat den MeeToo mit links oder rechts zu tun? Der Versuch ein Gesellschaftliches Thema zu politisieren, zu rationalisieren oder in eine sonst wie geartet Ecke wird nichts nützen.

    • @Herr Magnet:

      Was wird denn feine Sahne Fischfilet vorgeworfen?



      Jetzt außer das die in der linken Szene beliebter sind als Rammstein.

    • @Herr Magnet:

      Bei feine Sahne fischfilet ist der Fall anders gelagert. Da geht es um anonyme Vorwürfe, die durch niemanden zumindest auf Plausibilität überprüft werden können. Weil keine Details genannt werden, niemand zum Beispiel für Journalisten erreichbar ist usw.

      Was soll man mit solchen Vorwürfen anfangen, wenn sie von der anderen Seite abgestritten werden?

      • @gyakusou:

        Ich sag ja ist immer was anderes. Kann man so machen, aber dann sollte man sich nicht wundern, dass keiner mehr zuhört. Wie ich mir einen vernünftigen Umgang einer Band mit solchen Vorwürfen vorstelle kann man an der Band Jackpott sehen. Fehlt mir bei fsf leider sehr. Im Endeffekt, gleicher Ablauf, Keine Beweise, keine Tat. Sehr bitter.

        • @Herr Magnet:

          So ganz grob ging da wohl auf twitter ne Ankündigung rum, mehr zu berichten, die nach Anzeige bei der Polizei incl. des twitter-Kontos verschwand. Zeitlich überschneidend sind zwei Mitglieder aus der Band raus. Die Band spielt weiter und der Sänger geht wohl auch weiterhin mit Buch auf Lesetour.

  • Dieses 'Castingsystem' sagt eigentlich schon alles und genug über Lindemann um festzustellen das er Menschenverachtend denkt und handelt. Selektion von Fans nach Geschlecht und sexueller Attraktivität.., das ist ja wie bei Heidi Klump.

    • @Jemandzuhause:

      Geschmack- und ahnungslos das Lindemannsystem mit Heidi Klum zu vergleichen.

  • Ich finde es gut, dass anonyme Twitter Nachrichten (noch) nicht in Gefängnisstrafen enden.

    Feine Sahne Fischfilet sieht die Debatte leider ähnlich aus wie hier im Falle von Rammstein. Nur nicht ganz so aufgekocht.

    Wen wunderts, seid Jahren digitale Hexenjagden ohne Sinn und Verstand. Ich könnte kotzen.

    Zeitungen und ganz weit vorn mitdabei die Taz haben auf die Follower Zahlen von Influencern*Innen verwiesen.

    Wo bleibt die Glaubwürdigkeit hier? Keinerlei Differenzierung und keinerlei Recherche.

    Ich stehe hinter Aufarbeitung von Frauen und Menschrechtsorganisationen. Aber bei solchen "viralen", von Algorithmen gesteuerten Kampangen empfinde ich Schrecken. Die Mentalität der Gesellschaft wird immer schlimmer.

    Ich spreche Lindemann nicht unschuldig mit meinen Worten. Und das haben die Gerichte auch nicht getan in diesem Fall.

  • Nochmal zurück auf Anfang: Was genau werfen Sie Till Lindemann vor?

    • @Friedel Castrop:

      versuchen Sie das Thema zu verwässern?

  • Wer A sagt, sollte auch B sagen können. Im Klartext heißt das eben eine Aussage zu machen. Ansonsten geht es so aus wie hier beschrieben. Das ist schade, aber nicht ungewöhnlich in einem Rechtsstaat.

  • @BLUESBROTHERS

    Sie wollen damit sagen?

  • Ist die Frage ob auf Rammstein zu verzichten für die Autor*in so ein großes Opfer ist. Teilweise wird z.B. immer noch Michael Jackson Lieder gespielt dem sein System noch viel perverser war weil es auf noch viel jüngere Kinder abgezielt hat.



    Häufig kommt es ja (vor allem) in den USA in solchen Fällen zu außer gerichtlichen Einigungen, was auch die Chance auf Verurteilungen von sexualstraftaten von Stars senkt. Die Opfer werden dadurch immerhin finanziell entschädigt.

    • @MontyTonty:

      Man kann sich Recht (bzw. Straffreiheit) kaufen wenn man reich ist, und damit gelten für Reiche andere Gesetze als für arme Menschen? Und das finden sie gut, weil die Opfer "immerhin finanziell entschädigt" werden?



      Das ist ja mal 'ne deftige Auffassung von Recht. Ich Dummerle dachte immer, es müsste für alle gleich sein, damit es ein Rechtsstaat ist...

      Was die Diskussion angeht: Es war schon immer der Widerspruch von MeeToo zum Rechtssystem, dass MeeToo für sich in Anspruch nimmt, dass eine bestimmte Zahl von Anschuldigungen automatisch äquivalent zum Schuldig sein des Angeschuldigten ist - auch im juristischen Sinn.



      Ich würde mal sagen, sehr viele zu ihrer Zeit in ähnlichen "Verfahren" für schuldig befundene als Hexe verbrannte Frauen würden hier deutlich widersprechen...

      Das Recht ist was es ist, und bisher haben wir noch kein besseres System gefunden für gesellschaftliche Befriedung.

  • Wie wärs Mal mit nem Artikel, der aufzeigt, welche Unterstützungsstellen bzw. -netzwerke es gibt, die Betroffenen helfen? Also einerseits in der persönlichen Situation und andererseits wenn sie sich dazu entscheiden Anzeige zu erstatten?



    Ich hab da Mal leise von gehört, dass es sowas gibt, aber zu dem ganzen Thema Rammstein/Lindemann hab ich dazu nichts gelesen. Da muss sich die Medienlandschaft vielleicht doch mal den Vorwurf gefallen lassen, hauptsächlich reißerisch drüber berichtet zu haben. Wäre vielleicht eine Idee, dass hier Verantwortung übernommen wird, Informationen zu dem Thema zusammengetragen und aufbereitet wird. Bei jedem Artikel zu Suizid bekommt man es doch auch hin, zumindest Mal eine Hotline drunter zu patschen.



    Weil ja, das Ergebnis ist ganz großer Mist.

  • So schade es ist, dass keine Betroffene eine offizielle Aussage bei den Behörden gemacht hat, so verständlich ist es auch aus den im Text genannten Gründen.



    Man kann nur hoffen, dass Lindemann und Band trotzdem ihr Verhalten überdenken und es ändern!

  • "Die Mehrheit der Gesellschaft entscheidet sich hoffentlich für die andere Seite." Das wird wohl ein frommer Wunschtraum bleiben. Die Stadien waren bei den Rammstein Konzerten trotz der Vorwüfe ausverkauft und die Gegendemonstranten ware ein verlorenes kleines Häufchen.

  • Im Zweifel für den Angeklagten - auch wenn es weh tut.



    Die Mühlen des Gesetzes mahlen langsam, aber sie mahlen.



    Allemal besser als jemanden ohne klare Beweise zu verurteilen.



    Was ich denke kann was völlig anderes, rein subjektives sein, als das was der Richter rein objektiv zu tun hat.

  • "lediglich"



    ahja

    Manche taz Artikel sind gut andere weniger gut und manche zum schämen.

  • Im Zweifel für den Angeklagten. Und solange niemand Anzeige gegen Lindemann erstattet oder neue Beweise auftauchen, wird es keine weiteren Ermittlungen geben.



    Ein standardmäßiges Vor­gehen also, das trotz allem einen negativen Beigeschmack hat und der #MeToo-Bewegung einen Bärendienst erweist. Denn Rammstein-Fans sehen sich bestätigt und verbreiten munter das Narrativ der lügenden Frau, die sich wichtig machen möchte.

    Es mag für die me2 Bewegung nicht gut sein, aber die Staatsanwaltschaft hat gar keine andere Möglichkeit als die Ermittlungen einzustellen. Denn das wäre dann ein Ausforuschngsbeweis. Das ist ein Beweisantrag, der darauf abzielt, durch die beantragte Beweisaufnahme Tatsachen in Erfahrung zu bringen, die einen genaueren Vortrag oder die Benennung weiterer Beweismittel erst ermöglichen. Dieser ist illegal.

  • Übrigens hat Frank Zappa schon 1971 mit "The Mud Shark" Kritik an der Groupie-Kultur geäußert, die ja ursprünglich mal ein cornerstone der sexuellen Revolution sein sollte.

  • "ob sie die Vorwürfe gegen den Rammstein-Sänger Till Lindemann nicht glauben, ob sie ihnen egal sind oder ob sie sogar gut finden, was Lindemann getan hat?"



    Ist es Absicht das in den ersten beiden Fällen von Vorwürfen und im dritten Fall von vollendeten Taten gesprochen wird?