piwik no script img

Was tun gegen die Hitze?Begrünen und beblauen

Ute Scheub
Kommentar von Ute Scheub und Stefan Schwarzer

Es herrscht Sommerschmerz statt Sommerfrische: Extremwetter machen Angst. Doch wir können viel tun, um Städte und Landschaften zu kühlen.

Die einzigen Wolken, die über Monokulturwäldern entstehen, sind Rauchwolken Foto: Gov. of Alberta Fire Service/ dpa

I talien, Spanien, Griechenland, Algerien – rund ums Mittelmeer leiden Mensch und Natur unter extremer Hitze, Dürre und Waldbränden. Das Lebensgefühl des dolce vita verbrennt. Vergangen die Zeit, als wir das türkisblaue Mittelmeer genießen konnten. Stattdessen: Sommerschmerz. Trauer und Hitzeangst. Doch jetzt in Ohnmacht und Depression zu versinken, wäre völlig falsch. Um Städte und Landschaften zu kühlen, können wir sehr viel tun.

Wenn wir uns die Erde als lebendigen Planeten vorstellen, dann sind Flüsse seine Adern und Bäume die Schweißdrüsen. Pflanzen verbrauchen Wasser und sorgen dadurch für Verdunstungskühle, Wolken und neuen Niederschlag. Das kühlt unsere Erde in enormem Ausmaß und hält ihre Wasserkreisläufe in Gang. Ein einziger großer Baum verdunstet an einem Sommertag rund 400 Liter und kühlt damit seine Umgebung wie zehn gleichzeitig laufende Klimaanlagen.

Zudem stößt er winzige Biopartikel aus, die Regen fördern, weil sich Wassermoleküle daran heften können. Ungefähr die Hälfte des Niederschlags entsteht nicht über dem Meer, sondern über Land – der Prozentsatz schwankt je nach geografischer Gegebenheit. Im Grunde fällt der Regen nicht vom Himmel, sondern wird im Boden erzeugt.

Der Mikrobiologe Masanobu Fukuoka drückte es so aus: „Wüstenbildung ist nicht auf das Ausbleiben des Regens zurückzuführen, sondern der Regen hört auf zu fallen, weil die Vegetation verschwunden ist.“

Abwechselnd Dürren und Starkregen

Die Auswirkungen von fehlendem Grün und Blau sind von der Klimawissenschaft jedoch lange unterschätzt worden. Nicht nur CO2, auch die massive Schädigung der „Haut der Erde“ verursacht abwechselnd Dürren und Starkregen, weil die dämpfenden und kühlenden Elemente fehlen.

Wüste entsteht nicht durch Ausbleiben des Regens, Regen hört auf zu fallen, weil die Vegetation verschwunden ist
privat
Ute Scheub

ist freie Journalistin und Geburtshelferin für ökosoziale Geschichten des Gelingens.

Die fiktive Feier der Ko­ali­ti­ons­part­ne­r:in­nen erfand sie zusammen mit Volker Hoff, Christian Küttner, Stephanie Ristig-Bresser und Lino Zeddies, die allesamt dem Autorenkooperativ „Utopistas“ angehören.

Doch Wasser wird bis heute eher als Abwasser denn als unersetzliches Lebenselement behandelt: Auf Äckern wird es durch Gräben abgeleitet, in der Stadt durch Kanalisation. So landet es letztlich im Ozean und erhöht den Meeresspiegel zusätzlich, während Kontinente langsam austrocknen.

In Deutschland verschwinden zudem täglich rund 54 Hektar Grün unter Neubauten und Straßen. Asphalt aber ist ein Hitzespeicher, genauso wie nackter Boden: Auf einem abgeernteten Maisfeld haben wir 2022 knapp 70 Grad gemessen.

Fehlende Verdunstung erzeugt Hitzeinseln und noch mehr Dürre. Die Bodenfeuchte nimmt ab und das Grundwasser sinkt – auch im eigentlich regenreichen Deutschland. Auch wenn der Juli 2023 mehr Regen brachte als gewöhnlich: Laut Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung herrscht in weiten Teilen Deutschlands in 1,8 Meter Tiefe immer noch „außergewöhnliche Dürre“.

Gemeinsam haben Ute Scheub und Stefan Schwarzer 2017 den Bestseller „Die Humusrevolution“ verfasst und 2023 „Aufbäumen gegen die Dürre – Wie uns die Natur helfen kann, den Wassernotstand zu beenden“, beide bei oekom erschienen.

Slow Water heißt die Parole

Stefan Schwarzer

ist Physischer Geograf und Permakultur­-Designer im Ökodorf Schloss Tempelhof. Er hat lange für das Umwelt­programm der UNO gearbeitet.

Doch die buchstäbliche Verwüstung des Planeten ist aufhaltbar. Unzählige Beispiele rund um die Welt zeigen das ungeheure, bisher nicht im Entferntesten ausgeschöpfte Potenzial natürlicher Klimalösungen.

Dazu gehören die Renaturierung von Mooren, Feuchtgebieten und Flüssen; Aufforstung klimaresistenter Mischwälder sowie der Meere mit Algen, Seegras und Mangroven; Methoden der regenerativen Landwirtschaft wie Agroforst (Bäume auf dem Acker), Mobgrazing (Herdentiere eng halten, Zäune täglich versetzen), Keyline Design (höhenparallele Wasserspeicherung), Zwischenfrüchte, Mischkulturen.

Manchmal reicht es schon, Wasserläufe mit Baumstämmen und kleinen Erdwällen zu verlangsamen, sodass Wasser wieder im Boden gespeichert wird. Slow Water!, heißt die Parole.

Die Sommerniederschläge in Europa, die jetzt am Mittelmeer fehlen – einzelne Starkregen ändern nichts an der Dramatik –, könnten mittels Aufforstung naturnaher Wälder ohne Anbauverluste gesteigert werden, ergaben Studien. Besonders große Effekte seien in Teilen Deutschlands, West- und Südwestfrankreichs, auf der Iberischen Halbinsel, in Italien und der Adriaküste herunter bis Griechenland zu erwarten, so Ronny Meier von der ETH Zürich.

Der spanische Meteorologe Millán Millán glaubt, dass der Mittelmeerraum vor allem deshalb austrocknet, weil feuchte Meeresluft nicht mehr auf Küstenwälder stößt und dort abregnen kann. Dadurch würden Regenmuster in ganz Europa verändert. Ergo wäre die Aufforstung von Küsten besonders wirksam.

Städte, die saugen können

Der Mittelmeerraum trocknet vor allem deshalb aus, weil feuchte Meeresluft nicht mehr auf Küstenwälder stößt und dort abregnen kann. Dadurch werden Regenmuster in ganz Europa verändert

Meterologe Millán Millán

Auch der Umbau unserer Städte zu „Schwammstädten“ könnte enorme Effekte haben. Damit ist gemeint, dass sich Siedlungen bei Regen und Fluten vollsaugen und bei Hitze das Wasser langsam verdunsten können. Kopenhagen und andere Metropolen machen es vor: mit Gründächern, Grünfassaden, Dachgärten, Wasserrückhaltebecken unter Parks, Frischluftschneisen und mehr.

Bei einem solchen „Greening“ und „Blueing“ können fast alle mitmachen. Ei­gen­tü­me­r:in­nen können etwa Regentonnen unter Dachrinnen stellen oder Rasen durch dürreresistente Wildkräuter ersetzen. Mieter:innen, die in heißen Innenstädten oft besonders leiden, können Druck ausüben, damit bepflanzte „Superblocks“ wie in Barcelona entstehen, oder Brachflächen zu „Tiny Forests“ umbauen. Weitere Ideen finden sich in unserem Buch. All das könnte lebensrettend werden in kommenden Hitzesommern.

Laut einem Team der ETH Zürich, das 300 Städte in Europa untersuchte, sind Orte mit viel Bäumen um bis zu 12 Grad kühler; zudem dämpfen sie Starkregen und Fluten. Lokale Gruppen können zwar nicht den CO2-Gehalt der Atmosphäre senken, aber die Temperaturen vor Ort – im Einzelfall bis zu 20 Grad.

Natürliche Klimalösungen sind billig, effektiv und haben neben der CO2-Speicherung unzählige Win-win-Effekte für Artenvielfalt und menschliche Gesundheit. Ihnen fehlt nur eins: eine starke Lobby. Vor Kurzem hätte ein Bündnis aus Konservativen, Bauernverband und Chemieindustrie sogar beinahe die Renaturierungsansätze im EU-Parlament gekillt. Deshalb sollten wir alle ihre Lobby werden. Allein schon, um wieder dolce vita in intakter Natur erleben zu können.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

20 Kommentare

 / 
  • Auch der Umbau unserer Städte zu „Schwammstädten“ könnte enorme Effekte haben.

    Umbau der Städte? Nachdem diese zu noch größeren, wärmeren Metropolen umgebaut wurden, weil Berlin, Hamburg, Frankfurt und co die nächsten 10 Jahre noch einmal um je 100.000 Einwohner und deren Wohnungen, Zufahrten und Parklpätze gewachsen sind?

    Umbau der Städte? Noch mal eben nebenbei, wenn die Fachkräfte fehlen oder gebunden sind bei der energetischen Sanierung des Baubestands?

    Ich habe den Eindruck DE ist gerade am Schwamstadtträumen. Die letzten 40 Jahre war zeit genug für solche Ideen.

    Nun liegen zuvor andere Probleme vor uns. Vordringlich muss erst einmal der ÖPNV massiv ausgebaut werden.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Bei den Ideen über den "Umbau der Städte zu Schwammstäden" kommen mir auch diese Gedanken.

      Versickerung zu ermöglichen wo immer es geht und zielführend ist, ist in jedem Fall angesagt.

      Was kaum thematsiert wird, ist der Beitrag der Bodenverdichtung in Land- und Forstwirtschaft (nicht nur Versiegelung), durch die der Zufluss aus den Vorflutern der Landschaft in die Siedlungen zusätzlich erhöht wird.

      Hierzu ein wissenschaftlicher Aufsatz von Spitzenforschern - aus dem Jahr 2006:



      "Bodenforschung: Schwerlast auf dem Acker



      Der Unterboden der Felder verdichtet sich immer mehr. Das behindert das Pflanzenwachstum und fördert die Entstehung von Hochwasser. Schuld sind häufig schwere Landmaschinen."

      von Rienk R. van der Ploeg, Wilfried Ehlers und Rainer Horn



      www.spektrum.de/ma...f-dem-acker/848565

      In den Forsten bahnt sich die entsprechende Entwicklung an.

      Hinzuzufügen wäre auch Dürre.



      Außerdem - weil das aktuelles Lieblingsthema landauf landab nicht fehlen darf: Böden mit geringen Porenvolumen sind eher trocken. Trockene Böden können weniger CO2 speichern, weil die Organismen, durch deren Tätigkeit dies geschieht, weniger gut gedeihen können.

      Das verwinzigte EU-Gesetz zum Bodenschutz könnte auch hier bei der taz mal ein Thema sein.

      • @31841 (Profil gelöscht):

        Das stimmt ja auch alles.



        Aber die Probleme der Bodenversiegelung und -Verdichtung liegen zu ü90% im Siedlungsbereich und nicht in der Land- und Forstwirtschaft. Meines Wissens ist eine Fläche von der Größe Hessens versiegelt. Und mit ein wenig Entsiegelung ist es nicht getan angesichts der jährlichen Neuversiegelungen von 93 Quadratkilometern pro Jahr. www.umweltbundesam...v_2023-01-23_0.pdf

        • @Rudolf Fissner:

          Die Fläche Hessens ist schon groß, aber im Umkehrschluß, die Fläche Nicht-Hessens ist noch viel größer. Und wenn auf dieser riesigen Fläche nicht genug Wasser versickert, weil das Wasser zu schnell abfließt (jedenfalls in Relation zur Grundwasserneubildung) dann ist das Thema Versiegelung ein Randphänomen (in Bezug auf die Grundwasserneubildung).



          Es ist beides wichtig, Entsiegelung, aber auch die Verlangsamung des Wasserabflusses in den Landschaft.

          • @nutzer:

            "Die Fläche Hessens ist schon groß, aber im Umkehrschluß, die Fläche Nicht-Hessens ist noch viel größer. "

            Die Fläche Nicht-Hessens ist im Umkehrschluss nicht versiegelt. Und zur Beschleunigung des Oberflächenabflusses trägt vor allem die Versiegelung bei.

            • @Rudolf Fissner:

              ja, aber der Grund für sinkende Grundwasserpegel kann die Versiegelung genau deshalb eben nicht sein.



              Die Gründe sind zu wenig Niederschlag durch den Klimawandel und zu schneller Abfluß des Niederschlagswassers. Das was vorher gewünscht war, weil es ein Überschuß an Wasser gab wird jetzt zum Problem.



              Flußbegradigungen und damit dem schnelleren Abfluß, die Trockenlegungen von Mooren, aber auch von mäßig feuchten Bereichen durch Ackerdränage und Entwässerungsgräben sind jetzt die Probleme. Und das was fehlt ist aktive Niederschlagswasserversickerung und Aufstauung in der Landschaft.



              Das in den Ortschaften das Wasser zu schnell abfließt, liegt in der Natur der Sache, die Gesamtbilanz wird sich durch Änderungen im Siedlungsbereich verbessern lassen, aber nie im gesamtrelevanten Maßstab.

  • Die Klimakatastrophe verläuft ungerecht verteilt, jetzt trifft es die Mittelmeeranrainer und den Balkan. Was gerade in Sibirien brennt, wie in jedem Jahr, mag man sich gar nicht vorstellen, Berichterstattung aus Putins Reich behandelt die Klimasituation in der Taiga gerade nicht. Es ist geradezu ungerecht, hierzulande im Fernsehen und hier verfolgen zu müssen, wie weltweit Werte und Überlebensbedingungen zerstört werden, ausgelöst von globalen Konzernen, die die Umweltbedingungen bei ihrer Profitschinderei nie einkalkuliert hatten und ihre Kunden erblinden ließen von den Folgen dieses so fragwürdigen Wohlstands, der so vielen Menschen des Südens selbst ihre einfachsten Lebensgrundlagen zerstört. Die Börsianer (z.B. F. Merz) sind reine Umweltverbrecher !

  • Danke für den Artikel!

    Das Starren auf CO2 Gehalte ohne Betrachtung und Reparatur der Wasserkreisläufe muss irgendwann mal aufhören.

  • "Manchmal reicht es schon, Wasserläufe mit Baumstämmen und kleinen Erdwällen zu verlangsamen, sodass Wasser wieder im Boden gespeichert wird. Slow Water!, heißt die Parole."



    Im Prinzp richtig, aber:



    Baumstämme nützen normalerweise nicht viel weil sie unterspült werden. Erdwälle an sich halten ein Hochwasser auch nicht aus.



    Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie verlangt den Abbau sog. Querbauwerke um die vollständige Durchgängigkeit der Fließgewääser herzustellen. Als Folge wurden tausende kleine Dämme abgebaut, mit den Erfolg dass das Wasser schneller abfliesst und der Grundwasserspiegel sinkt und die Trockenheit zunimmt.



    In natürlichen kleinen Fließgewässern gibt es allerdings Biberdämme, die aber in der Wasserrahmenrichtlinie nicht mal erwähnt werden - obwohl das Ziel die Wiederherstellung eines natürlichem Gewässers ist. Hier müsste mal angesetzt werden, aber da tut sich in Deutschland ja praktisch nichts..

  • Klar, kann mensch nicht nur viel machen, sondern muss mensch machen. Es sei denn mensch will den bisherigen Kurs Richtung Abgrund bei gleicher Geschwindigkeit beibehalten und quasi freiwillig ins offene Messer laufen. Kann mensch machen -allerdings wäre es dann schräg, die letzten Jahrzehnte über noch Kinder in die untergehende Welt gesetzt zu haben. Aber muss ja zumindest nicht alles so (schnell) schlimm werden, wenn mensch denn jetzt handelte. Hinsichtlich Stadtbegrünung ist so gut wie nichts passiert. Da ist noch viel Luft nach oben. Ebenso ist der Anteil ökologischer Landwirtschaft noch sehr gering, die Tierproduktion im Gegenzug dazu noch noch sehr hoch. Auch individuell können und sollten die Menschen noch viel verändern. Jede kann treibhausgasintensiven Luxus wie Flugreisen, Kreuzfahrten, Tierproduktkonsum usw. uswf. zurückfahren.

  • anfang der 80er jahre nahm ich teil an einer kl.stadtteilrundfahrt der spd in hh-winterhude teil. thema u.a.: versiegelung durch asphalt usw. die spd wußte weit vor der existenz der grünen sehr wohl bescheid - nur hat sie schon immer konsequentes umwelthandeln vermissen lassen. cdu sowieso.



    die grünen heute sind so angepaßt, daß auch sie hier in hh im verein mit der spd die sache mit der entsiegelung einfach nicht wuppen. wie überaus schade ...

  • Ein Text als Wimmelbild. Ausmalen muss man selber.



    Die Sahara entstand, weil die Vegetation verschwand? Warum verschwand sie?



    Welche Biomoleküle geben Bäume ab, um Regen anzulocken?



    Was können "wir" nun machen? Ach ja, wir können das Buch kaufen.

    • @fly:

      Oder einfach mal öfter auf Google Scholar herumstöbern. Ds kostet fast nichts.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @fly:

      Ein Vorschlag zum Einsteigen in die wissenschaftliche Recherche www.researchgate.n...+&type=publication

      "Wüste entsteht nicht durch Ausbleiben des Regens, Regen hört auf zu fallen, weil die Vegetation verschwunden ist."



      „Der Mittelmeerraum trocknet vor allem deshalb aus, weil feuchte Meeresluft nicht mehr auf Küstenwälder stößt und dort abregnen kann. Dadurch werden Regenmuster in ganz Europa verändert“



      Dass ich diese Erkenntnisse hier geschrieben finde - was für ein schöner Nachmittag im Dauerregen.



      Der Enkel einer Freundin sagte einmal, als er sah, wie sich die Zweige der Bäume wiegten, zu seiner Mutter: "Mami, die Bäume machen Wind." Die Oma erzählte das ganz begeistert weiter ...



      Ja, das können Bäume. Und Omas können es erzählen.

      Leider werden diese Realitäten zu selten in den Vordergrund gestellt.



      Die Forste werden durch Fahrschneisen in „Holzbeete“ filetiert, der Boden wird verdichtet, je nach Abstand der Zeilen sind bis zu 20 % der Holzbodenfläche davon betroffen. Die Wasserhaltefähigkeit der Böden wird verringert, der Abfluss, die Temperaturen und die Verdunstung werden erhöht.



      Langfristig summieren sich die Auswirkungen … wen interessiert es genauer?

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @fly:

      Ein bischen weiter kann man kommen über kostenlose Infos zum selbstständigen Weitersuchen über das Thema Aerosole, Regen, Wälder, Klima enthält die ARTE-Sendung :



      "Die Wälder des Nordens - Doku"



      www.youtube.com/watch?v=c9B02sAfuz4

      Das ist ein großes Thema in der Klimaforschung, findet aber bisher weniger Beachtung als dem m.E. an Bedeutung zukommt.

      Die Doku enthält differenzierte Betrachtungen auf populäre Weise dargestellt. Vielfältige Ansätz für weitere Diskussionen.

  • Manchmal reicht es schon, Wasserläufe mit Baumstämmen und kleinen Erdwällen zu verlangsamen, sodass Wasser wieder im Boden gespeichert wird. Slow Water!, heißt die Parole.

    ein Wassermanagement auf offizieller Grundlage analog zum Flächennutzungsplan ist das Instrument dafür. Es müssen Planungen für Wasserrückhaltung, Wasserversickerung und verlangsamung von Fließgewässern geschaffen werden.



    Initiativen auf nicht staatlicher Ebene bleiben Flickwerk und werden oft mit offiziellen Auflagen kollidieren.

    • @nutzer:

      "Wasserläufe mit Baumstämmen und kleinen Erdwällen zu verlangsamen, sodass Wasser wieder im Boden gespeichert wird. Slow Water!, heißt die Parole."

      Was soll das bedeuten in der Stadt? Baumstämme in die Gullis stopfen?

      • @Rudolf Fissner:

        das ist nicht ernst gemeint oder?

        zum anderen ist das ein Zitat aus dem Artikel.



        Es geht natürlich um die Verlangsamung des Abflusses in der Landschaft, da wo es möglich ist und nicht in der Stadt.

    • @nutzer:

      Jepp. Die Wassernutzungsplanung muss umgestellt werden, um der Tatsache Rechung zu tragen, dass der Wasserkreislauf sich beschleunigt hat. Dass global und langfristig gesehen - und auch örtlich und zeitlich begrenzt, denn die Temperatur der Erdoberfläche liegt um den Gefrierpunkt von Wasser und reicht bis nahe an seinen Siedepunkt heran - mehr Wasser in gasförmigem statt in festem Aggregatzustand vorliegt, und die Phasenübergänge - Regen und Schnee - abrupter und in viel größerer Menge auftreten.

      Denn "globale Erwärmung" bedeutet aus Sicht des individuellen H2O-Moleküls nichts weiter als eine Erhöhung der Durchschnittsgeschwindigkeit: Wärmeenergie ist nichts weiter als Bewegungsenergie auf molekularem Maßstab. Wenn ich Eis erwärme, beschleunige ich die Wassermoleküle, aus denen es besteht, bis sie irgendwann so schnell sind, dass der Kristallverband zerfällt - das Eis schmilzt. Und bei der Verdunstung flüssigen Wassers ist es analog.

      Oder die Politik meint, die Veränderung einer grundlegenden planungsrelevanten Größe ignorieren zu können; dann wird sie öfter und immer öfter zusehen müssen, wie ihre Tagträume von blühenden Landschaften wortwörtlich den Bach runtergehen, ohne auch nur das Geringste mehr dagegen tun zu können.

      • 3G
        31841 (Profil gelöscht)
        @Ajuga:

        Wenn die Böden tiefgehend porenreich sind und nicht verdichtet, erhöht sich die Temperatur nicht so stark, weil sie wegen höherer Wasserspeicherfähigkeit besser als Ausgleichskörper wirken. In Summe über alle Flächen macht das auch einen positiven Unterschied bez. jeglichem ökologisch relebanten Parameter.