Heißzeitfolgen auf Sizilien: Hitze trifft marode Infrastruktur

Ausgerechnet während der aktuellen Hitze fällt in Catania der Strom aus. Warum auch liegen die Kabel direkt unter sich aufheizendem Asphalt?

Zwei Menschen leiden an der Hitze Siziliens

Über 40 Grad Celsius in Palermo Foto: Alberto Lo Bianco/LaPresse/ap

ROM taz | Zwei Dinge helfen, wenn es so richtig heiß wird: Entweder man macht zu Hause oder im Büro die Klimaanlage an, so man sie denn hat. Sollte sie nicht vorhanden sein, bleibt immer noch die erfrischende Alternative, über Tag immer wieder kalt zu duschen. Schwierig wird es, wenn beides zugleich nicht geht – und ebendies ist gegenwärtig im sizilianischen Catania der Fall. Die mit gut 300.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt der Insel leidet gegenwärtig wie keine andere Italiens unter der Hitzewelle und ihren Folgen.

Seit nunmehr fast drei Wochen haben afrikanische Hochdruckgebiete Mittel- und Süditalien fest im Griff, 35 Grad Tageshöchsttemperatur sind die neue Normalität. Besonders trifft es Sardinien und Sizilien, wo in den letzten Wochen immer wieder Werte auch von deutlich über 40 Grad erreicht wurden.

Und in Sizilien ist wiederum Catania einer der Spitzenreiter. Am Montag wurden 44 Grad gemessen, für Dienstagnachmittag waren gar 46 Grad im Programm. Zu viel für die Menschen in der Stadt – zu viel aber auch für die Versorgungsnetze. In diversen Vierteln der Stadt brach die Stromversorgung zusammen, weil die unter den Straßen verlegten Stromkabel wegen der Hitze schlappmachten. Denn der Asphalt heizte sich auf über 50 Grad auf – eine Temperatur, auf die das heillos veraltete Netz Catanias nicht ausgelegt ist. Die dramatische Folge war, dass daraufhin auch die Wasserversorgung zusammenbrach, weil die Pumpen mangels Strom ausfielen.

Catania sitzt nun auf dem Trockenen. Am Montag reiste Nello Musumeci, Minister für Zivilschutz in der Rechtsregierung unter Giorgia Meloni, eigens für einen Krisengipfel mit dem Bürgermeister, dem Stromversorger und dem örtliche Zivilschutz in die Stadt. Mehr als 500 Tech­ni­ke­r*in­nen wurden mobilisiert, um das Stromnetz wieder in Gang zu bringen, zudem wurden 60 Generatoren herangeschafft, um eine Notversorgung auf die Beine zu stellen.

Hoffen auf Abkühlung

„Wir zahlen einerseits für den Klimawandel, den wir schon seit diversen Jahren mit größerer Aufmerksamkeit hätten zur Kenntnis nehmen müssen, andererseits für eine Infrastruktur, die angesichts des neuen Kontextes völlig inadäquat erscheint“, erklärte Musumeci. Hoffnung besteht aber noch. Von Mittwoch an sollen die Temperaturen deutlich zurückgehen, auf nur noch rund 35 Grad. Spätestens dann, so hofft die Stadtspitze, sollen in Catania wieder Strom und Wasser zur Verfügung stehen.

Schon stattgefunden hat der Wetterumschwung in Norditalien, das seit mehreren Tagen von schweren Unwettern heimgesucht wird. Schwere Winde deckten dort reihenweise Häuser ab und entwurzelten Bäume, tennisballgroße Hagelkörner demolierten nicht nur Autos völlig, sondern auch Solaranlagen und Plastikdächer. Ein in Mailand gestartetes Flugzeug wurde vom Hagel sogar so heftig getroffen, dass es in Rom notlanden musste, statt über den Atlantik zu fliegen. Und auch zwei Todesopfer sind zu beklagen. Eine Frau und ein 16-jähriges Mädchen wurden von umstürzenden Bäumen erschlagen.

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