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Anthroposophische Medizin an der CharitéDie gekaufte Professur

Warum hat die Berliner Charité eine Professur für Anthroposophie? Interne Unterlagen zeigen, wie sich die Pseudomedizin an der Uniklinik einkaufte.

An einer der renommiertesten Universitätskliniken hat sich die Anthroposophie eine Professur gekauft Foto: Olaf Schuelke/imago

Wer sich über die „Stiftungsprofessur für Integrative und Anthroposophische Medizin“ an der Berliner Charité informieren will, dem lächelt ein grauhaariger Mann im Poloshirt von der Website der Universitätsklinik entgegen. Er heißt Harald Matthes, leitet das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe und forscht zur Behandlung von Krebs mit Mistelpräparaten. Er ist auch Präsident der Deutschen Akademie für Homöopathie und Naturheilkunde, heißt es auf der Webseite. Was dort nicht steht: wer die Stiftungsprofessur eigentlich mit wie viel Geld finanziert. In anderen Fällen listet die Charité diese Informa­tio­nen detailliert auf. Und selbst auf Nachfrage macht die Charité um diese Professur ein großes Geheimnis.

Die Anthroposophie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Rudolf Steiner erfunden. Der spirituelle Lehrer war der Überzeugung, dass Krankheiten in vorherigen Leben ausgelöst werden und Pflanzen durch ihre Wesenskraft heilen. Die Wirksamkeit von anthroposophischen Mitteln ist wissenschaftlich bis heute nicht belegt. Die Charité hingegen ist eine der renommiertesten Universitätskliniken Europas, viele deutsche No­bel­preis­trä­ge­r:in­nen haben an ihr geforscht. Warum gibt es hier überhaupt eine Professur für „Anthroposophische Medizin“?

Der taz liegen interne Unterlagen über die Einrichtung und Verlängerung der Stiftungsprofessur vor, darunter Verträge, Briefe, E-Mails und Sitzungsprotokolle. Diese wollte die Charité lange nicht herausrücken, die taz hat den Antrag auf Einsicht auf Basis des Informationsfreiheitsgesetzes bereits im März 2022 gestellt. Die Charité gab erst klein bei, als die taz vor Gericht zog. Auch wenn vieles in den Dokumenten geschwärzt ist, lässt sich nachzeichnen, wie sich die Anthroposophie in eine der angesehensten Unikliniken eingekauft hat – und damit einen Haken auf der To-do-Liste ihres „Masterplans“ machen konnte. Dieser sieht vor, die Anthroposophie durch Lehrstühle an Universitäten zu legitimieren.

Es war schon bekannt, dass die anthroposophische Software-AG-Stiftung aus Darmstadt die Professur finanziert. Was bisher verschwiegen wurde: Anfang 2022 hat die Charité die Professur um fünf Jahre verlängert. Das wurde nie ­öffentlich kommuniziert und passierte ausgerechnet zu einer Zeit, als die taz eine Recherche über Missstände in Matthes’ Krankenhaus veröffentlichte und der Professor an einer Studie über Impfschäden durch die Corona-Impfung arbeitete, von der sich die Charité kurz darauf distanzierte.

Am Dienstag vergangener Woche hat die taz der Pressestelle der Charité Nachfragen zu der Angelegenheit geschickt. Die Pressestelle hat diese Fragen nach mehrfacher Bitte um Fristverlängerung nicht beantwortet. Sie verweist auf eine angebliche Vertraulichkeit und betont, dass alle Regeln eingehalten wurden. Matthes reagierte überhaupt nicht auf eine taz-Anfrage.

Die Stiftung hatte Geld und Geduld

Die Einrichtung der Stiftungsprofessur hatte einen langen Vorlauf: Im Dezember 2010 bietet die Software-AG-Stiftung der Charité nach einem Gespräch an, eine anthroposophische Professur zu finanzieren, so steht es in den der taz vorliegenden Dokumenten. Die Stiftung schreibt auf ihrer Internetseite, mit ihrem Geld die „Akademisierung der Anthroposophischen Medizin“ voranbringen zu wollen. Eine Professur an einer berühmten Institution wie der Charité erscheint da wohl wie ein Hauptgewinn. 250.000 Euro pro Jahr stellt die Stiftung der Charité dafür in Aussicht.

Dieses Geld zu investieren ist der Stiftung offenbar so wichtig, dass sie über fünf Jahre bei der Charité um die Professur wirbt. Als es ihnen nicht schnell genug geht, schreibt die Projektleiterin im Dezember 2016 scharfe Mails an die Charité: Sie seien „ziemlich irritiert und entsprechend verärgert“. Man würde sich freuen, „wenn diese unendliche Geschichte endlich einen positiven Abschluss finden kann“.

Eine Vorstellung, wer diese Professur antreten könnte, hat die Stiftung offenbar schon früh – obwohl Professuren eigentlich nicht „ad personam“, also auf eine Person zugeschnitten, ausgeschrieben werden dürfen. Im Mai 2012 schlägt sie vor, das anthroposophische Krankenhaus Havelhöhe in Berlin mit einzubeziehen. Es würde dafür einen klinischen Bereich zur Verfügung stellen. Darüber hatte man sich offenbar schon ausgetauscht.

Harald Matthes, Chefarzt im Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe und Professor an der Charité Foto: Fabrizio Bensch/reuters

Der Vertrag über die „Einrichtung einer W2-Stiftungsprofessur auf Zeit für fünf Jahre“ ist auf den 15. April 2015 datiert. Darin ist auch festgehalten, dass die Charité darauf hinweisen muss, dass die Professur von der Software-AG-Stiftung finanziert wird. Was sie dann aber nicht macht.

Zu diesem Zeitpunkt ist die Professur bereits öffentlich ausgeschrieben. In der Ausschreibung sind sehr spezielle Anforderungen formuliert: Gewünscht sind unter anderem Expertise in der Gastroenterologie und Onkologie sowie Forschungsinteresse für chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Das sind zufälligerweise die Spezialisierungen, die der ärztliche Leiter des Krankenhauses Havelhöhe vorzuweisen hat: Harald Matthes.

Matthes landet als „primo et unico loco“ auf der Berufungsliste, also als erstplatzierter und einziger Kandidat. Ob sich überhaupt noch jemand anderes auf die Professur beworben hat, möchte die Charité nicht beantworten. Normalerweise stehen auf einer Berufungsliste drei Personen, es sei denn, die Anforderungen an die Professur sind zu nischig. Als im Fakultätsrat über die Besetzung der Professur abgestimmt wird, braucht es zwei Wahlgänge, weil die nötige Mehrheit bei der ersten Abstimmung nicht erreicht wird. Im März 2017 wird Matthes schließlich als Professor an die Charité berufen. Für die An­thro­po­so­ph:in­nen hat das historische Bedeutung: „Es kommt einem Ritterschlag für die Anthroposophische Medizin gleich“, heißt es in einer Chronologie des Dachverbandes.

Ein Professor mit Sonderwünschen

Vor seiner Berufung hat Harald Matthes sich noch eine Besonderheit ausgehandelt: Er möchte Chefarzt in Havelhöhe bleiben, weshalb er sich formal am ersten Tag seiner Professorenkarriere an der Charité für fünf Jahre beurlauben lässt. Dieses Konzept nennt sich „Jülicher Modell“. Harald Matthes ist nicht der Erste, der seine Professur in dieser Form ausübt. Unüblich aber ist die Kooperation mit einem privaten Krankenhaus, normalerweise wird die Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen vereinbart.

Matthes’ Arbeitgeber, das Krankenhaus Havelhöhe, profitiert dadurch auch finanziell von dem Deal. Die Charité überweist nämlich einen großen Teil des Stiftungsgeldes nach Havelhöhe – in den Unterlagen ist die Rede von einem Betrag in Höhe eines W2-Gehaltes. Der damalige Dekan der Charité, Axel Radlach Pries, nennt Matthes’ Wünsche in einem Schreiben „ungewöhnlich und über bisherige Modelle von Stiftungsprofessuren an der Charité hinausgehend“.

Auch unüblich ist, dass ­Harald Matthes laut dem internen Lehrveranstaltungsverzeichnis keine Kurse an der Charité gibt, obwohl der der taz vorliegende Vertrag neun Semesterwochenstunden Lehre festschreibt. Beim Jülicher Modell sind zwei Stunden Lehre pro Woche die Regel.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Harald Matthes ist also bei der Sache der große Gewinner: Er bekommt einen Professorentitel ohne viele Verpflichtungen, während gleichzeitig Geld an sein Krankenhaus fließt.

Was hat aber die Charité davon? Im Vertrag über die Einrichtung der Professur heißt es, dass so neue Aspekte in die Forschung, Lehre und Krankenversorgung fließen sollen. Matthes selbst gibt sich überzeugt, dass er zum wissenschaftlichen Fortschritt der Institution beiträgt. Bevor seine Professur nach fünf Jahren ausläuft, bittet er im August 2021 um Verlängerung. „Ich möchte darauf hinweisen, dass meine Arbeiten und Ergebnisse in Forschung, Lehre und klinischer Versorgung zu internationaler Anerkennung geführt und zur Reputation der Charité beigetragen haben“, schreibt er. Zu diesem Zeitpunkt arbeitet er an der sogenannten ImpfSurv-Studie, für die Menschen mit einem Onlinefragebogen zu möglichen Nebenwirkungen durch die Corona-Impfung befragt werden. Er bekommt dafür viel Aufmerksamkeit in den Medien.

Mangelhafte Forschung

Im April 2022 etwa taucht Matthes im MDR-Fernsehen auf, sein Name wird eingeblendet, darunter „Charité Berlin“. Er präsentiert die Zwischenergebnisse seiner Studie: Die schweren Nebenwirkungen seien viel häufiger, als das für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut angeben würde. Nur: Das kann man so gar nicht sagen.

Die Studie hat methodische Mängel, die Charité distanziert sich von den Aussagen ihres Professors. Personen hätten doppelt an der Befragung teilgenommen, und ohne die Beurteilung einer Ärz­t:in auf einen Zusammenhang zwischen Symptomen und Impfung zu schließen sei nicht wissenschaftlich. Die Studie wird abgebrochen.

Davor, als die Studie noch lief, hat sich die Evaluierungskommission mehrmals getroffen, um über die Verlängerung der Stiftungsprofessur zu beraten. Sie hat dabei „alle Leistungen Prof. Matthes eingehend geprüft“. Was genau die Kommission festgehalten hat, ist nicht bekannt. Das der taz herausgegebene Dokument ist großflächig geschwärzt.

Fest steht: Im Februar 2022 stimmt die Kommission für die Verlängerung um weitere fünf Jahre. Die Anthroposophie darf ihre Professur an der Berliner Charité bis mindestens 2027 behalten. Die anthroposophische Stiftung überweist dafür nun 293.000 Euro im Jahr.

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43 Kommentare

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  • Die anthroposophische Apologetik schlägt in einigen Kommentaren schon zu. Ich bin natürlich ein ichloses Dämonenkind, und werde von den Anthros sowieso schon seit meiner Schulzeit ignoriert, aber allen, die sich über die Antrhokommentare wundern, kann ich nur sagen, der Wahnsinn hat Methode. Anthroposophie ist keine Philosophie und schon gar nicht Wissenschaft, sondern eine, wenn nicht soar die weltweit größte esoterische Strömung. Anthroposophische Apologetik bezieht sich auf die Rechtfertigung und Verharmlosung der Ideen der Anthroposophie durch ihre Anhänger.



    Diese Ideen werden oft als eine Art spirituelle Philosophie oder als ein Weg zur Erkenntnis der Welt betrachtet.



    Anthroposophische Apologeten argumentieren, dass die Anthroposophie eine wichtige Alternative zu herkömmlichen Weltanschauungen darstellt und dass sie für die Lösung vieler gesellschaftlicher und individueller Probleme von Bedeutung ist.



    Sie betonen auch, dass die Anthroposophie auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Methoden basiert und dass ihre Ideen durch objektive Beobachtung und Erfahrung gestützt werden.

    Allerdings wird die Anthroposophie von vielen Kritikern als pseudowissenschaftlich und esoterisch abgelehnt.



    Es gibt belegbare Vorwürfe, dass Steiner falsche oder unbelegte Aussagen gemacht hat und dass die Anthroposophie als Weltanschauung wenig Plausibilität besitzt.



    Anthroposophische Apologeten werden daher oft als Versuche gesehen, die Ideen der Anthroposophie zu rechtfertigen oder zu verharmlosen, anstatt sie kritisch zu hinterfragen.

    Oft werden kritische Stimmen als feindlich oder nicht verstehend dargestellt und es wird betont, dass man die Ideen der Anthroposophie in ihrem Kontext verstehen muss, um sie richtig einordnen zu können.



    Es gibt auch die Tendenz, die Ideen der Anthroposophie als tiefgründig und geheimnisvoll darzustellen, um sie für den Laien unzugänglich und damit unkritisierbar.

  • Anthroposophische Medizin ist durchaus wissenschaftlich, und wird auch wissenschaftlich erforscht, wie man am Beispiel der Universität Witten-Herdecke sehen kann.



    Wer übrigens die TAZ wegen ihrer Sonderseiten "Anthroposophie" nicht mehr lesen will, der hat in Berlin noch etliche andere Zeitungen zur Auswahl.



    Ich selbst lese die TAZ gerade wegen dieser Sonderseiten "Anthroposophie", auch wenn diese nur zwei mal im Jahr erscheinen.

    • @Michael Heinen-Anders:

      Die Querdenker Privatuni erhält erhält für die schlechte Qualität ihres Medizinstudiums ein verheerendes Urteil. Ihr Argument ist für mich überhaupt nicht überzeugend.



      www.google.com/url...ignUKvREdof-ZmF1ii

    • @Michael Heinen-Anders:

      Meinen sie die Querdenker Privatuni? www.google.com/url...UojbPU_rkj9VrDWVIj



      Fragwürdig.



      Homöopathie hat keinerlei wissenschaftliche Belege und die Theorien der Anthroposophie ist schlicht wirres Fabeltum aus abergläubische Frühzeit.

    • @Michael Heinen-Anders:

      Anthroposophie ist keine Wissenschaft.



      Die Anthroposophie beruft sich oft auf eine vermeintliche spirituelle Erkenntnis, die auf der Überzeugung beruht, dass es eine höhere Welt gibt, die jenseits der physischen Welt liegt und von spirituellen Kräften beeinflusst wird. Diese Vorstellung steht im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen der modernen Welt, die auf empirischen Beobachtungen und messbaren Fakten basieren.

      So etwas hat im regulären Wissenschaftsbetrieb nichts zu suchen.

    • @Michael Heinen-Anders:

      @ Michael Heinen-Anders:

      Dass die anthroposophische Medizin wissenschaftlich untersucht wird, bedeutet nicht, dass sie wissenschaftlich ist.

      Dass der Hexenglaube wissenschaftlich untersucht wird, ist auch kein Nachweis dafür, dass es Hexen gibt.

  • Suche mit Worten 'eurythmisch' und 'eurasisch', finde viele deutsch-russische Klassenfahrten von Waldorfschulen nach Russland zur großen Russischen Wurzelrasse.



    Finde auch Kai Ehlers aktiv bei der Partei dieBasis (al Qaida) in Hamburg und im Anthroposophischen Zentrum Hamburg. Seit 20 Jahren Verkünder der Weisheit russisch-kosakischen Lebens. Natürlich gegen Impfungen und gegen das amerikanische Weltchaos. Für die ursprüngliche Wurzelrasse.

    • @Land of plenty:

      Wir reden wieder über Menschenrassen?

  • 6G
    669197 (Profil gelöscht)

    Interessant an der Charité finde ich, dass deren Wikipedia- Beitrag die Jahre 1933-45 ausspart. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

    • @669197 (Profil gelöscht):

      Die Wikipedia sucht immer Miitautor*innen. Dort kann jede*r schreiben (bei Einhaltung gewisser Qualitätsmerkmale wie Quellenangeben etc.). Sollten Sie ein Fachmann für die Geschichte der Charité in dieser Zeit sein - nur zu!

      • 6G
        669197 (Profil gelöscht)
        @Hans aus Jena:

        Was solche Kliniken während der NS Zeit machten, das bekam mein einer Opa zu spüren. Die Berliner Charite hat eine gute Lobby, weshalb im Wikipediaeintrag bei diesem Thema Leere herrscht.

        • @669197 (Profil gelöscht):

          Was hat denn die NS-Geschichte der Charité mit der dubiosen Vergabe einer Professur an unwissenschaftliche Lobbygruppen der Anthroposopie zu tun?



          Jeder, der der Schulmedizin immer wieder Profitgier vorwirft, ignoriert die hohen Summen die wirkstofffreie Homöopathie-Präparate und geistgläubige Anthroposopie-Produkte generieren!

  • Im Grunde sind das Strategien der Wissenschaftskorruption, wie sie auch schon die Tabakindustrie gepflegt hat.

    Die ImpfSurv-Studie von Harald Matthes hatte nicht "Mängel", sie war grundlegend unwissenschaftlich konzipiert und man muss nicht annehmen, dass Harald Matthes es nicht besser gekonnt hätte.

    Aber wie man sieht, kommt es auf wissenschaftliche Qualität an diesem Institut nicht unbedingt an.

  • Ich fordere die sofortige Einrichtung einer Kapelle zur Anbetung des Spaghetti-Monsters in den Räumen der Charité. Gleiches Recht für alle!

  • Danke, TAZ, für die hervorragende Arbeit.



    Ich bedaure nachdrücklich, dass man nicht für einzene Artikel spenden kann.

    • @Tripler Tobias:

      Schauen Sie weiter oben direkt unter jedem Artikel: "einmal bezahlen"

  • Er ist nicht der Einzige. Es ist erschreckend, wie viele Dünnbrettbohrer es an der Charité gibt. Da werden Posten hin- und hergeschoben, da machen sich Außenstehende keine Vorstellung. Berufungsverfahren sind den Namen nicht wert. Die Arbeit machen die Doktorand:innen und Postdocs, die Chefs streichen Prestige, mediale Aufmerksamkeit und Gewinne (durch gut bezahlte Vorträge zum Beispiel) ein. Es ist zum K***en. Ich habe daher die Charité und den ganzen Wissenschaftsbetrieb vor 12 Jahren verlassen und es keine Sekunde bereut.

  • Viel schlimmer als die Einflussversuche der Esoteriker ist ja wohl, der Einfluss finanzstarker Stiftungen, die die Partikularinteressen ihrer Stifter vertreten und dafür auch noch mit der "Gemeinützigkeit" geadelt werden. Da ist schnell für Abhilfe zu sorgen und man sollte die "Eigennützigkeit" z.B. mit Versteuerung und hohen Transparenzauflagen begleiten.

  • Alles sehr abenteuerlich.



    Aber eine Frage hätte ich noch: Wie geht die taz zukünftig mit ihren Anthroposphie-Beilagen um, wo sie ja auch mit diesem Humbug Geld verdient?

    • @Mazbln:

      Dieser Frage schließe ich mich an. Nach dem letzten Schwerpunkt Anthroposophie spielte ich nicht zum ersten Mal mit dem Gedanken, mein Abo zu kündigen.



      Mit dem heutigen Artikel hat die taz etwas gutgemacht, aber solange es die Sonderseiten Anthroposophie gibt, macht sie sich leider unglaubwürdig. Zudem zwingt sie mich als Abonnentin indirekt dazu, diesen Unsinn mitzufinanzieren, weshalb ich beim nächsten „Sündenfall“ mit Sicherheit erneut über eine Kündigung nachdenken werde. Und irgendwann ist es dann soweit…

  • Abenteuerlich!



    Verbreitet die Geschichte weiter!



    Vielleicht will Musk auch gegen ein Taschengeld "Professor für Twittermedizin" werden.

  • Oh Mann, oh Mann...deutsche "Forschung" ...

    • @Rinaldo:

      Was hat das jetzt mit deutsche Forschung zu tun?



      Stiftungsprofessuren gibt es aus in vielen anderen ländern. Auch gleich ganze Institute oder Universitäten. Wenn sie nicht sogar von der Politik gesteuert werden.

  • interessante konstrukte.

  • Hmm in angelsächsischen Sprachraum hat man für dergestaltige Umstände das schöne Wort "fishy"

  • Sehr gute Recherche der Taz.



    Über die darin angesprochene ImpfSurv-Studie, für die Menschen mit einem Onlinefragebogen zu möglichen Nebenwirkungen durch die Corona-Impfung befragt wurden, hatte ich damals dem MDR auch berichtet, wurde aber nicht draufeingegangen..

  • Fairerweise hätten die Autor:innen darauf hinweisen sollen, wieviele Stiftungsprofessuren es im Fachbereich Medizin an deutschen Universitäten gibt. Und vielleicht noch, dass diese in der Regel von Pharmakonzernen oder diesen nahestehenden Stiftungen oder Organisationen eingerichtet und finanziert werden, die allesamt vor allem eines eint: ihr merkantiles Interesse.



    Auch, dass es in Witten-Herdecke seit Jahrzehnten eine anthroposophische Universität mit eigener medizinischer Fakultät und zahlreichen Professoren gibt, scheint mir erwähnenswert.



    Ohne diese Ergänzungen trötet die taz neuerdings mit jenen ins gemeinsame Horn, die alles, was nach Homöopathie oder empirischer Medizin auch nur riecht, in toto verbieten lassen wollen. Welche Interessenkonflikte mit der Pharma-Industrie die treibenden Kräfte dieser Kampagne haben, sollte bei dieser Thematik nicht unerwähnt bleiben.

    • @wrd:

      "alles, was nach Homöopathie oder empirischer Medizin auch nur riecht"



      Was hat denn Homöopathie mit Empirie zu tun?

    • @wrd:

      Die von Ihnen erwähnte antroposophische Uni ist privat, und zwar mit einer etwas turbulente Geschichte. In den USA und in Nigeria gibt es Biblische Unis, auch mit Promotionsmöglichkeiten und Professuren. Und trotzdem...

    • @wrd:

      Und verbieten will es doch keiner, aber spirituellen Quatsch doch bitte nur privat zahlen und weg von richtigen wissenschaftlichen Einrichtungen. Zusätzlich sollte man die Bevölkerung über derartige Dinge aufklären, sodass die profitgeile Globuli-Industrie keine uninformierten Menschen mehr ausnehmen kann.



      Wer dann immernoch Zucker für ein tausendfaches für den Marktpreis kaufen möchte kann das ja tun.



      Das finde ich ja am besten: Während Pharmakonzerne viel Geld in Forschung stecken um Medikamente zu entwickeln (die man dann billiger nachmachen kann) sind sie die Bösen, obwohl Rudolf Steiner& Co wirkungslosen Zucker verkaufen und damit mehr Geld machen.

    • @wrd:

      Die Pharmaindustrie betreibt wenigstens wissenschaftsbasierte Forschung. Damit können sie an eine Uni, auch wenn die Umstände vielleicht nicht ideal sind.



      Anthroposophische "Lehren" erfüllen diesen Anspruch nicht. Fraglich auch, was die erwähnte Uni in WH wohl treibt

    • @wrd:

      Achso, fairerweise hätte die taz mal kurz das Hochschulfinanzierungsmodell und dessen Historie erläutern sollen.



      So Pharmakonzerne wie WELEDA mit ihren merkantilem Interesse finanzieren garantiert auch indirekt Stiftungsprofessuren ;).



      Wird einem evtl. die Privatuni Witten-Herdecke erläutern können.



      Es geht im Grunde im Übrigen um die Legitimation durch die Hintertür für fragwürdige ideologiebehaftete wissenschaftsfeindliche Forschung und (zukünftiger) Finanzierung durch den Staat. Passiert wohl öfter bei Stiftungsprofessuren...

    • @wrd:

      In Gegensatz zu diesem Quatsch muss ein Pharmakonzern die Wirksamkeit seiner Medikamente belegen.

    • @wrd:

      Anthroposophische oder auch homöopathische "Medikamente" werden auch von Pharmakonzernen hergestellt. Die haben zwei Interessen: ein ideologisches und ein wirtschaftliches: dass ihr Hokuspokus anerkannt wird und möglichst viel Kohle zu scheffeln. Und im Gegensatz zu Pharmakonzernen müssen diese Gestalten keinen Wirkungsnachweis erbringen und verweigern sich konsequent der wissenschaftlichen Methode.

      Und niemand will Homöopathie in Gänze verbieten. Es geht schlicht darum, dass das Zeug nicht mehr als Medizin verkauft und von Krankenkassen bezahlt wird - mit Hinweis auf der Verpackung (wie das die USA zum Beispiel machen), dass diese "Medikamente" nicht wirken (können).



      Außerdem geht's bei der Ablehnung von Homöopathie und anthroposophischer "Medizin" auch darum, über gefährlichen und menschenfeindlichen Unfug aufzuklären - denn diese Mittelchen helfen eben nicht gegen Krebs, anders als es einige ihrer Fans behaupten.

    • @wrd:

      "Empirisch" bedeutet, glaube ich, dass man Studien nach anerkannten Standards durchführt, nicht abbricht und Ergebnisse erhrlich veröffentlicht ... danke TAZ, dass ihr da den Finger reinhaltet.

    • @wrd:

      Auch könnte die TAZ erwähnen, dass



      Demeter auf Steiner zurückgeht.

  • Es zeugt von Dreistigkeit, Unwissenheit und Ignoranz die anthroposophische Medizin als "Pseudo" zu bezeichnen.

    • @Woba:

      "Der spirituelle Lehrer war der Überzeugung, dass Krankheiten in vorherigen Leben ausgelöst werden und Pflanzen durch ihre Wesenskraft heilen."

      Erklären Sie das bitte mal im Einklang mit Naturwissenschaften.

    • @Woba:

      Nein tut es nicht.



      Abgesehen davon wären ein paar falsifizierbare Argumente für eine Diskussion förderlich, wenn man sich schon für Hokuspokus und Globuli stark macht.

    • @Woba:

      Ich würde da eher kritisches Denken, Vernunft und Wissenschaftlichkeit attestieren

  • 6G
    669197 (Profil gelöscht)

    Die Großeltern meiner Schwiegermutter waren mit Rudolf Steiner privat befreundet und verkauften ihren Adelstitel, um die anthroposophische Bewegung zu unterstützen. In adeligen Kreisen war seine Philosophie sehr beliebt.

    • @669197 (Profil gelöscht):

      Nicht nur in Adelskreisen. Tucholsky beschreibt ihn als "der Jesus Christus des kleinen Mannes". Weiter: "Man hatte mir gesagt, dass ganze Nationen diesem Zauber unterliegen."



      Wer mehr über diesen Menschen und sein Wirken wissen möchte, sollte sich über seine vor- anthroposophische Verbindung mit Helena Blavatzkys "Theosophischer Gesellschaft" informieren.



      Den Anfang dieses Theaters machte der wissenschafts-feindliche (christliche) Mob, der 400 nC die Bibliotheken in Alexandria verwüstete und die Weiterentwicklung der Menschheit für mehr als 1000 Jahre verhinderte. In jüngerer Zeit war man dann eher zurückhaltend aufgetreten, was dazu führte, die Gefährlichkeit dieses Aberglaubens zu unterschätzen (die wollen doch nur spielen). Seit der Pandemie sieht das allerdings wieder etwas anders aus. Und da sollte man nicht in dies gestellte Falle gehen und wissenschaftlich forschende Pharmafirmen mit mittelalterlichen Aberglaubens-Konstrukten gleichzusetzen.



      Danke für diese Recherche.

    • @669197 (Profil gelöscht):

      Ist.