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Die WahrheitWird Nutella mit Butter verboten?

Streichfett unterfütterte Nuss-Nougat-Creme: Ein umstrittener Doppelbrotaufstrich gerät ins Visier grüner Cancel Culture.

Illustration: Michael Holtschulte

Wir Deutschen mögen Butterbrot, wir Deutschen mögen Nutellabrot. Zu feierlichen Anlässen wird das Brot gern durch Brötchen oder Croissant ersetzt, zum Beispiel am Wochenende oder beim Karneval. Doch die Geister scheiden sich nach wie vor an der Frage, ob die beiden Aufstriche auf der knusprigen Backware miteinander kombiniert werden dürfen – ob die geliebte Nuss-Nougat-Creme also mit der geschätzten Butter unterlegt werden kann oder soll. Das von den Grünen geführte Ernährungsministerium scheint hier eine strikte gesetzliche Antwort geben zu wollen.

Denn „Nutella – mit oder ohne Butter?“ ist eine der großen ideologischen Trennlinien unserer Zeit, über der sich Paare zerstreiten, Familien trennen, Firmen bekriegen und Vereine auflösen. „Ich bezweifle, dass sich der Staat ausgerechnet in solch einer heiklen Glaubensangelegenheit bedingungslos auf eine Seite schlagen sollte“, warnt deshalb der Mainzer Verfassungsrechtler Dr. Jürgen Hauenstein, selber Mitglied der SPD, den grünen Koalitionspartner im Bund, von dem gerade beunruhigende Signale ausgehen.

Die Befürworter der zweifachen Schmierung sagen: Erst die Butter vermag alle geschmacklichen Nuancen aus der Nuss-Nougat-Creme herauszukitzeln und sie mit ihrem Untergrund, der mehr oder weniger weichen Teigkrume, zu verbinden. „Dem reichhaltigen Milchfett gelingt es tatsächlich“, analysiert Hauenstein, „die beiden Elemente sanft zu verschmelzen und auf dem Gebäck zu etwas Neuem, Größeren zu vereinen: dem einzigartigen Geschmackserlebnis eines gebutterten Nutella-Brioches beispielsweise.“

Auch Caroline von Welfersheim, Agrarexpertin beim niedersächsischen Landwirtschaftsverband, spricht sich gegen jede staatliche Zwangssteuerung unserer Frühstücksgewohnheiten aus. „Das Schöne an Nougat-Creme auf Butter ist, dass die Butter die recht aufdringliche Süße des übertrieben zuckrigen Nussaufstrichs abmildert und ein klitzekleines bisschen neu­tralisiert. Diese Freiheit darf uns nicht genommen werden“, findet die Adelige und kratzt die letzten Nutella-Reste mit dem Silberlöffel aus dem Glas. „Dafür haben wir Deutschen nicht zwei Diktaturen überwunden.“

Kalorienbombe mit Unterlage

Verächter wie der Stuttgarter Ernährungscoach Thorsten Törks sagen dagegen: „Eine zusätzliche Schicht Streichfett unter die Creme? No way! Ausgerechnet Fett ist in Ferreros Kalorienbombe nun wirklich genug enthalten!“ Gesundheitsbewusste Menschen wie Törks und die Hamburger Feinkosthändlerin Therese Bekendorp halten es für vollkommen widersinnig, ein Gemisch aus überwiegend Fett und Zucker mithilfe von rutschigem Fett auf eine stärkehaltige Unterlage leimen zu wollen. „Ich finde die verstärkte Schmierigkeit von dunkler Matsche auf hellem Glitsch regelrecht widerlich!“, schüttelt Bekendorp den Kopf und erschaudert.

Beide engagieren sich schon länger „gegen die toxische Butter-Nutella-Kombination“, wie Törks es nennt, und zweifeln am Charakter der Zweifachaufstrich-Freunde. „Ich halte diese Leute für primitiv, pervers, hemmungs- und niveaulos“, bekennt er, und Bekendorp zitiert aus dem Gedächtnis höhnisch aus der Bibel: „Sind jene nicht töricht wie die Kinder, närrisch wie die Tiere, gierig wie die Neureichen vom Stamme Nimmersatt, für die Masse stets wichtiger als Klasse ist?“

Während sich die verfeindeten Parteien seit Jahr und Tag an den Frühstückstischen der Republik in den Haaren liegen, gießt eine unsensible, übergriffige Politik nun Öl ins diskursive Feuer. Ein soeben geleakter Referentenentwurf aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sieht vor, das Problem auf die einfachstmögliche Weise zu lösen, nämlich die autoritäre: Der gleichzeitige Genuss von Butter und Nutella soll ab Juli 2023 kurzerhand unter Strafe gestellt werden!

Volkszorn gegen Weltbeglücker

Die grünen Weltbeglücker aus den Hinterzimmern des Ministeriums haben sich nämlich offenbar intern darauf geeinigt, den Liebhabern der doppelt bestrichenen Stullen und Semmeln sämtliche Schuld an der künftigen Klimakatastrophe zuzuschieben. Um von ihrem eigenen Versagen abzulenken, wollen sie den Volkszorn auf die ohnehin schon häufig gemobbten Fans der Mehrfachbeschmierung lenken. Diese sollen im öffentlichen Bewusstsein als „unverantwortliche Gierhälse“ und „rücksichtslose Umweltzerstörer“ gebrandmarkt werden – sie werden also auf eine Stufe mit SUV-Fahrern und Großwildjägern gestellt.

„Bei der Erzeugung von einem Kilo Butter entstehen rekordverdächtige 24 Kilo CO2. Nutella ist wegen des dort verarbeiteten Palmöls, das zur klimakatastrophalen Rodung der Regenwälder beiträgt, ohnehin indiskutabel. Und beides zusammen geht schon mal gar nicht und gehört verboten!“, steht in dem durchgestochenen Papier. Bei Verstößen drohen Geldbußen von bis zu 1.000 Euro. Lediglich für verdiente Grünen-Mitglieder sind Ausnahmen vorgesehen – sowie für Leute, die die Butter durch veganes Streichfett und die Nutella durch Nuss-Nougat-Creme aus dem Bioladen ersetzen.

Dass ein Aufschrei der Empörung durch die Bevölkerung geht, ist in den angeblichen ministerialen Plänen mit eingerechnet. Doch dem zu erwartenden Protest glaubt man mit schierer Ignoranz begegnen zu können: „Diese Leute sind unwichtig, sind nicht unsere Wähler“, soll in der Vorlage zu lesen sein. „Sonst würden sie – wie je­de*r gute Grüne*n-Wähler*in – vollwertiges Müsli mit frischen Früchten frühstücken und keine Weißmehlprodukte mit industriellem Zuckerzeug!“ Der zuständige Bundesminister Cem Özdemir von den Grünen hat sich zu dem ominösen Leak übrigens bisher noch nicht geäußert.

Verfassungsrechtler Hauenstein schwört jedenfalls: „Wenn diese totalitären Pläne, Brotaufstriche willkürlich zu canceln, wahr werden, ist Deutschland verdammt, eine gewesene Demokratie.“ Und Agrarexpertin von Welfersheim gibt düster zu bedenken: „Wer zulässt, dass die Grünen die Axt der Cancel Culture ans Frühstücksbrötchen legen, wird in den Kerkern von Wokistan aufwachen!“

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36 Kommentare

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  • Und das alles ohne Kommentar zur interpretationsfähigen Schreibweise von



    "Nuttela" - Tsss

  • Was gibt es daran auszusetzen? Die vom Umweltaktivisten-Konzern Ferrero hergestellte Pampe mit der Farbgebung eines immer verfügbaren Rohstoffes und dem gesunden Rohstoff Palmöl muss aufs Brot. Der Absatz von Palmöl darf nicht stagnieren! Besonders für Senioren sollte das tierische Fett Butter dick gestrichen werden. Der Cholesterinwert soll ja auch einen Grund für Freudensprünge haben.

    Ötzi wird in seinem Ministerium keinen eine Empfehlung für Mindestdicke des Brotbelags festlegen.

  • Jetzt aber, ich hab’s, das wird ein Riesending:



    Da die Beimischung von Insektenmehl in Nutella noch in der Testphase steckt, sollten die schlechten Fette einschließlich der Butter schrittweise durch höhere Anteile von Cannabis-Öl in Bio-Qualität ersetzt werden. Umsatz und Gewinn würden sich schlagartig verdreifachen, noch besser: Bekömmlichkeit und Image würden in die Höhe schnellen, also eine win-win-win-Situation unter staatlicher Qualitäts-Kontrolle, mit Lauterbachs Segen also, zukunftsorientiert und trendy zeitgemäß!

    • @Allesheuchler:

      Dann sollte das Zeug in jedem Büro ausliegen, damit die Mitarbeitenden entspannen. Obstkörbe sind doch von gestern. ;-)

  • Ach was - Nutellabrötchen - viel zuviel krümmelei - einfach ne Kiste duplo auf den Frühstückstisch...

  • Also Butter ohne Nutella ist schon mal besser, wer Kindern die Zähne zerstört und noch dazu Wälder für die Autos und die Produktionsmöglichkeiten zerstört, zerstört zu zerstörerisch - aalso weg mit Ferrero...



    Wenn wir dann noch die Butter reduzieren und dann mal irgendwann ganz weglassen, gehts den Tieren auch besser. Das freut auch die Kinder.



    Also: Bio.Schokolade auf bioölig knusprig gebackenem Brot. Das schmeckt? Meldets zurück ich habs noch nicht probiert, kann mir aber vorstellen ... ich probiers gleich.

  • Wird Nutella mit Butter verboten?

    Das Autoritäre ist immer und überall und kann alle politischen Farben tragen. Da lernt man in Hartz IV.

    Deshalb:

    Auch „Von Al-Kaida nach Alnatura ist es manchmal nur ein kleine Schritt.“

    *Die Echse* / Werner Hatzius

  • "Nudellah" dieser minderwertige schäbige Billigschmier. Misshandelte und getötete Tiere gehören auch da leider auch dazu. Das würde ich, wie sehr viele andere "Lebensmittel" nur zu mir nehmen, um mich vor dem Hungertod zu retten! Der Anteil an Haselnüssen (noch nicht mal Bio...) ist seit 50Jahren wahrscheinlich gerade in den ersten 20 Jahren jedes Jahr um mind 2% reduziert worden.



    Kakao aus Kinderarbeit, schön billig.

    Beklemmend, dass so viele Menschen denken, das sei gute Qualität und das, wie viele Crepes-Bäckerein auf dem Jahrmarkt, auch noch gut sichtbar als Werbung positionieren.

    Für mich eins von zig Symbolen oder auch Symptomen einer kranken Gesellschaft.

    • @tsitra:

      ...wir leben ja Nachhaltig und machen deshalb den leckeren Brötchenaufstrich selber. Ganz einfach die übrig gebliebenen Weihnachsmänner von Ferrero mit gemahlenen Haselnüssen in die Mikro...

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Ferrero? Ist das der Klebensmittel-Konzern, bei dem 70 % der Kosten für Werbung und Verpackungsmitel anfallen?



    und btw.: www.spiegel.de/ges...-8f2d-ec39592cd154

    • @95820 (Profil gelöscht):

      "Klebensmittel" - neue Unterabteilung von LG?

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

        Nutella, Ketchup, Kartoffelbrei und Butter für neu feine Fettecke gehören in jeden Museumsshop. Die #LGvdK könnten ja auch mal was vergessen haben. Sollen die dann immer erst zum Späti rennen? Museen haben doch nicht ewig geöffnet.



        "Kleben und Kleben lassen".

        • @95820 (Profil gelöscht):

          Im "Museumsshop-Sortiment" Loctite nicht vergessen...

          • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

            Liggers. Ne Schraube is schnell mal locker - wa!

            • @Lowandorder:

              Sie scharfsinniger Praktiker, Sie!

              • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

                Ja wie? schlafsinnig - geh mal 🦷arzt 🥴

  • Meine Tochter hat sich aus Protest heute mit Nutella am Frühstückstisch festgeklebt. Was nun?

    Andererseits... das macht sie eigentlich bei jedem Frühstück.

    • @Der dreckich Katz:

      Würd mich interessieren, wer das Kind wegträgt...

    • @Der dreckich Katz:

      Würde mich jetzt interessieren, wer das Kind da weg trägt...

  • Angereichert



    Mischt was mit Cannabis drunter, dann is wieder gut…

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Solche Aufstriche sind bei uns immer Eigenmarke. Die Bandbreite der Rezepturen und der Art des Verzehrs sind unerschöpflich.



    Ich bin gegen das Verbot. Denn unsere Gäste jeden Alters würden sonst gar nicht mehr über den fantastischen Unterschied schwärmen können ;-)

  • "Der gleichzeitige Genuss von Butter und Nutella soll ab Juli 2023 kurzerhand unter Strafe gestellt werden!"

    Ups! Noch mal Glück gehabt. Ich esse Nudossi. Natürlich MIT Butter. Alles andere wäre ein kulinarisches Verbrechen :-)

  • Für gegen Butter trommelt die TAZ ja schon länger (16.1.23). „Gute Butter“ ist so Nachkriegszeit, so Boomer. Dürfte für keinen unter 30 interessant sein, mal so unabhängig von der CO2 Bilanz.



    Ferrero ist noch schlimmer. BoYkott aus allen erdenklichen Gründen.



    Und Nutella besonders. Der Aufschrei nach der rezepturänderung ist unvergessen. Gibt es noch alte Gläser auf eBay?



    Und doch, frisches Brötchen mit Butter macht das Wochenende zum Wochenende.

  • Als Kind habe ich liebend gerne Nutella-Toast mit Erdnussbutter drunter gegessen. Durch noch warme Brot ist der leckere Belag flüssig geworden. Das ist eine tolle Alternative für Veganer.

  • Naja, das ist ja nur die halbe Wahrheit.

    Denn unter den Schokoschmier-Butter-Kombinierern gibt es ja zwei stark polarisierte Fraktionen:

    Die "Butter unten" und die "Butter oben" Fraktion.

    Nicht, dass sich die Situation soweit zuspitzt wie einst in Sachen "little endian" versus "big endian".

  • OK, taz, ihr kriegt die 3Euro mehr. Endlich Journalismus, der die wahrhaft existenziellen Fragen des Lebens diskutiert. Danke wieder mal für die wunderbare Kolumne.

  • Ich muss im Winterschlaf gewesen sein. Es ist schon 1. April!

  • Ich weiß noch nicht mal, wie man Nuttela schreibt, geschweige denn wie es schmeckt.



    Das kann aber nur gut gehen mit dick Salzbutter drunter 💩🧻💩...

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Kann da auch nicht in echt mitreden!



      Mal “Nutella-Iris“ fragen! - ? -



      „Ach du meinst Nutella-Iris! Sag das doch gleich!“ meine Tochter & Untiefen taten sich auf! Hatte diese btw Kidsverwahren - diese Konterbande -



      Verabreicht - Mit oder ohne Butter?



      Wird wohl ein Rätsel bleiben! Gelle.

      • @Lowandorder:

        Ich sags ja, hier überall die Verwöhnten!



        Unsereins mußte sich hin zum Delikat schleppen um sich gesund zu ernähren.



        Nudossi



        www.ddr-museum.de/de/objects/1022062



        Kampf der Brotaufstriche!



        Die Antwort auf den Kult-Aufstrich des Westens kam aus Radebeul: Sie hieß "Nudossi".



        www.mdr.de/geschic...gat-creme-100.html



        Ich sage nur36 Prozent Haselnüsse bei uns und nur 9 bis 13 Prozent bei unseren Mitbewerbern außem Westen.



        Klaro!

      • @Lowandorder:

        Ich kann das toppen.

        Als ich noch Nutella aß, gestaltete sich das Brötchen so:

        Butter, dann Nutella und als Sahnehäubchen Erdbeermarmelade obendrauf.

        So hat man noch eine fruchtige Note.

        • @Jim Hawkins:

          Und Käse..

          • @Bunte Kuh:

            ...und ein Spiegelei, nen Hering, rote Bete und Kartoffelpüh - dann gibt's vielleicht einen Ferrero-Labskaus...

            • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

              Wie bei Lapskaus Wenn’s gut gemacht ist?! Warum nicht.

              • @Lowandorder:

                Na klar, aber bei Ferrero,



                Ich weiß et nit...

        • @Jim Hawkins:

          Alles richtig - aber auch in dieser Variante bleibt Salzbutter Pflicht.



          Hmmm, mit sel de guérande...