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Gaskrise und GesellschaftUniper und Co enteignen

Werden Konzerne gerettet, gehören sie vergesellschaftet: Wer zahlt, muss auch über Produktionsbedingungen und Unternehmensethik entscheiden dürfen.

Gehört es bald uns allen? Uniper-Gaskraftwerk in Gebersdorf Foto: Nicolas Armer/dpa

„Churchill sagte: ‚Verpasse niemals eine gute Krise.‘ Wir haben definitiv eine gute Krise, lassen Sie uns die nicht verpassen.“ Das sagte Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach Anfang September in Mailand, zumindest twitterte es die Messe „Gastech Event“ am 5. September samt einem Foto des Unternehmenschefs. Wenige Stunden später war der Eintrag gelöscht.

Da es keinen offiziellen Mitschnitt der Rede gibt und eine taz-Anfrage unbeantwortet blieb, kann nicht eindeutig geklärt werden, ob die Aussage wirklich fiel. Es wäre aber jedenfalls recht ungewöhnlich, sich als professionelles Social-Media-Team einer hochkarätigen Messe einen solchen Satz ohne jegliche Grundlage auszudenken.

Fakt ist: Es gibt Gründe für die Annahme, dass Deutschlands größter Gaslieferant Uniper, der sich gerade von 34 Mil­liarden Euro der Ver­brau­che­r*in­nen in Form einer Gasumlage retten lässt, diese Krise, diesen Krieg, ganz „gut“ findet. Das Unternehmen schrieb schon 2021 rote Zahlen, wies nach IRFS-Berechnungen einen Jahresfehlbetrag von über 4 Millionen Euro auf.

Auch in den Jahren 2015–2018 hatte es schon schlecht ausgesehen, zum Teil verbuchte Uniper da schon Milliardenverluste. Das war alles vor dem Krieg, vor der Gasdrosselung durch Russland. Es kann dem Konzern nur gelegen kommen, dass es dieses Jahr mit der Krise einen einleuchtenden Grund gibt, staatliche Milliarden für sich abzuschöpfen.

Uniper, das ist ein Energie­konzern, der ungeachtet der Klimakatastrophe Steinkohle- und Kohlestrom in Deutschland produziert hat. Weltweit betreibt er Atomkraftwerke und plant Frackingprojekte, die Meere und Wälder zerstören würden, nimmt Menschenrechtsverletzungen für Steinkohleabbau in Kolumbien in Kauf. Uniper verklagt die niederländische Regierung auf eine halbe Milliarde Euro, weil diese den Kohleausstieg beschlossen hat. Gerade tritt Uniper mit 175.000 Euro als „Platin-Sponsor“ der oben genannten Gastech-Messe in Erscheinung. Sinn für das Gemeinwohl kann man da nur schwer erkennen.

Nun ist es bei Uniper ein bisschen wie damals mit den Banken in der Finanzkrise: Sie haben eine so enorme Auswirkung auf das Leben fast aller, dass ihr Zusammenbruch verheerend wäre. Ohne Uniper könnte es in Deutschland mit dem Heizen diesen Winter schwierig werden. Es ist also notwendig, den Konzern zu „retten“. Mit der Gasumlage beteiligen sich an dieser Rettung alle, die Gaskosten bezahlen – also Menschen ohne Einkommen wie Renter*innen, Studierende und Arbeitslose; und zwar mit mehreren hundert Euro jährlich, die auch vom Entlastungspaket nur dürftig aufgefangen werden.

Ein altes Lied

Es ist ein altes Lied: Unternehmen lassen ihre Verluste von der Allgemeinheit tragen, behalten Profite aber für sich. Meist geschieht die Rettung unter Krokodilstränen und mit der Beteuerung, wie übel die Lage sei: „Das Schlimmste steht uns noch bevor“ (Uniper), „Das ist niederschmetternd, das tut weh“ (Lufthansa). Wenige Jahre später fließen wieder Profite, Dividenden werden ausgeschüttet, Stellen dagegen oftmals gestrichen – bei der Commerzbank wie bei der Lufthansa.

Doch wer auf dem Rücken der Allgemeinheit vor der Pleite bewahrt wird, muss der Allgemeinheit gehören – sowohl finanziell als auch konzernpolitisch. Aktuell bekommt die Allgemeinheit allenfalls eine Beruhigungspille: Der Staat steigt zu 30 Prozent bei Uniper ein, ist also Aktionär, kann irgendwann auch mal mit Dividenden rechnen und könnte – theoretisch – mitbestimmen, was da so läuft. Einen Eingriff ins operative Geschäft hat Bundeskanzler Scholz allerdings ausgeschlossen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundeskanzler Scholz werden nicht müde, beim Thema Gasumlage und Gaspreisexplosion zu betonen, dass Putin mit seinem Angriffskrieg die Schuld an der Situation trage: Nur wegen ­gedrosselter Gaslieferungen muss teuer anderswo gekauft werden. Doch lenkt Habeck so von seinem faktischen Handlungsspielraum ab. Ein Staat muss sich von einem Konzern, der dazu auch noch am Boden liegt, zu nichts zwingen lassen.

Gerecht und konsequent wäre eine Demokratisierung von Konzernen wie Uniper und allen, die von der Gasumlage profitieren. Das bedeutet: nicht nur eine hundertprozentige Übernahme der Aktien durch den Staat, sondern vor allem: Verbraucherschützer*innen, Klima- und Um­welt­ex­per­t*in­nen und Ar­beits­rech­le­r*in­nen in den Aufsichtsräten. So würde sichergestellt, dass der von der Allgemeinheit gerettete Konzern auch im Sinne der Allgemeinheit handelt: durch eine klimafreundliche Transformation, faire Arbeitsbedingungen und gedeckelte Preise.

Wer zahlt, hat Besitz­anspruch

Sich am Gemeinwohl orientieren und nicht am privaten Profit: Das mag utopisch klingen – dabei wäre es sogar in der kapitalistischen Denkweise logisch: Wer zahlt, hat Besitz­anspruch. Zahlen tun wir alle. Die Mitbestimmung steht uns zu. Banner auf Demonstrationen mit der Aufschrift „Energiekonzerne enteignen“ sind nicht radikal, sondern folgerichtig.

Die gesellschaftliche Linke ist in der aktuellen sozialen Krise erschütternd visionslos. Die Übergewinnsteuer ist eine viel zu zaghafte Forderung, angesichts dessen, was einer zahlenden Gesellschaft eigentlich zusteht. Warum soll ein Unternehmen auf dem Rücken des Kollektivs denn überhaupt Gewinne machen dürfen? Auch die Einmalzahlungen in den Entlastungspaketen lösen keine Probleme. Die Beträge helfen den Menschen, die hohen Energiekosten zu tragen – landen am Ende also auf den Konten der Konzerne. Das ist indirekte Subventionierung.

Wieder andere schauen auf die „Trittbrettfahrer“ der Gas­umlage, die gar nicht insolvent sind und trotzdem mit unser aller Geld finanziert werden. Das ist unfair. Aber es ist allenfalls ein Teilproblem. Dass die Plattform Campact in einer Petition die Rettung „nur“ von tatsächlich insolvenzbedrohten Unternehmen fordert, ist Zeugnis einer sprachlosen und von neoliberalen Dogmen gelähmten Gesellschaft, die nicht mehr weiß, wie ihr geschieht. Der verengte Blick muss sich weiten. Raus aus der Defensive!

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45 Kommentare

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  • Kann ich nur unterschreiben. Aber die einzige Partei, die das so sieht, wird halt nicht gewählt. Und Kevin Kühnert hat mit seinem Amt leider seine linke Gesinnung verloren. Er hat nämlich auch schon in diese Richtung gesprochen. Macht macht korrupt.

  • Vielen Dank für die hervorragende und klare Analyse der Situation. Enteignen heiβt nicht unbedingt verstaatlichen. Vergesellschaften kann die bessere Alternative sein. Es gibt erfolgreiche Unternehmen, die in sehr schwierigen Bereichen wie der Nothilfe für das Gemeinwohl und nicht für den privaten Profit arbeiten, z. B. OXFAM und MSF.

  • @TAZTUI

    Nein, nicht, weil der Staat es nicht könne. Sondern weil eine starke Lobby (Hayek? Mt. Pelerin Gesellschaft?...) die Mär verbreitet, das sei so.

    Bei Ihnen scheint es ja gefruchtet zu haben.

  • Das finde ich auf jeden Fall interessant. Wichtig wird wie so eine demokratische Vergesellschaftung aussehen könnte.



    Im Grünen Lager stand ja bisher "Do it yourself Solarpanel" gegen "Atomstaat" dezentral - gg Zentralismus.



    Die Arbeiter und Mietskasernen sollten mit einbezogen werden.



    Es gibt Lernfähigkeit!

  • "... nicht nur eine hundertprozentige Übernahme der Aktien durch den Staat, sondern vor allem: Verbraucherschützer*innen, Klima- und Um­welt­ex­per­t*in­nen und Ar­beits­rech­le­r*in­nen in den Aufsichtsräten."

    Auch schon ohne Übernahme durch den Staat sollte bei Großunternehmen in den Aufsichtsräten Platz für Verbraucherschützer*innen, Klima- und Um­welt­ex­per­t*in­nen, ... sein. Vorschläge dazu gibt es ja, siehe eine Übersicht in mitbestimmung.eu/einfuehrung

  • Unipers Verluste sind im Wesentlichen durch die politischen Entscheidungen rund um den Russland Krieg verursacht. Die Rolle des Unternehmens als wichtigster Importeur von nun sehr teurem Gas anderer Lieferanten zur Versorgung von D. Ist weiterhin essenziell.



    Daher hätte eine Insolvenz sehr negativ Folgen für uns alle.



    Temporäre Unterstützung durch den Staat hat sich sehr häufig als vorteilhaft für die Gesellschaft bewiesen.



    Das Modell des staatlichen Unternehmer ist dagegen hinreichend häufig gescheitert.

    • @alterego:

      Das kommt darauf an, wie sie "scheitern" definieren. Unter einem reinen BWL-Fokus sicherlich. Nur: Unter diesem Blickwinkel sind Uniper, Lufthansa u.a. auch gescheitert, weil sie ohne staatliche Zuwendungen vom Markt verschwunden wären.

    • @alterego:

      Es spricht aber auch eher wenig für die Annahme, dass das Geschäftsmodell russisches Gas zu importieren nur temporär kein gutes mehr wäre.

  • "... nicht nur eine hundertprozentige Übernahme der Aktien durch den Staat, sondern vor allem: Verbraucherschützer*innen, Klima- und Um­welt­ex­per­t*in­nen und Ar­beits­rech­le­r*in­nen in den Aufsichtsräten."

    Auch schon ohne Übernahme durch den Staat sollte bei Großunternehmen in den Aufsichtsräten Platz für Verbraucherschützer*innen, Klima- und Um­welt­ex­per­t*in­nen, ... sein. Vorschläge dazu gibt es ja, siehe eine Übersicht in mitbestimmung.eu/einfuehrung

  • Energie- Daseinsvorsorge.



    Es hat lange gedauert, bis man privatisierte Kommunalbetriebe wieder rekommunalisiert hat.



    Private Müllabfuhr war anfänglich immer billiger, die Rechnung haben die Beschäftigten mit gekürzten Löhnen bezahlt.



    Busfahrer landeten im Niedriglohnsektor. Reinigungskräfte beim Sozialamt.



    Es muss ja Gewinn erwirtschaftet werden, um jede Sauerei begründen zu können.



    Landes und kommunale Wohnungsunternehmen wurden verscherbelt, privatisiert, klamme Kassen kurzfristig entlastet.



    Heute beschenken die Wohnungskonzerne ihre Aktionäre mit üppigen Dividenden.



    Auch noch subventioniert mit Wohngeld.



    Das alles muss nicht sein.



    Auch Energiekonzerne müssen in kommunale Trägerschaft.



    Entstehende Gewinne werden in erneuerbare Energie gesteckt, und nicht in Aktionäre.



    So profitiert der, der alles finanziert, der Inhaber, der Bürger.

  • Warum enteignen? Die gültigen Marktgeschehnisse reichen aus, um die Aufgaben von Uniper unter neuer Leitung mit nachhaltiger Ausrichtung zu über nehmen. Dazu wird das Schreckgespenst der Enteignung nicht benötigt. Die hohe Subventionszusage unseres Staates liegt wohl eher an der nicht vorhandenen Kompetenz der Verwaltung den Betrieb zu übernehmen.

  • Warum entlässt man dieses Unternehmen nicht in die wohlverdiente Insolvenz? Ein Aufkauf des insolventen Konzerns käme unserer Gemeinschaft günstiger als eine Beteiligung. Warum kommt von unserem Finanzminister hierzu kein wirtschaftlicher Übernahmevorschlag, sondern nur ein Subvebruonsvorschlag? Weil er von der FDP kommt, oder weil er von Finanzen und wirtschaftlichen Investitionen keine Ahnung hat?



    Warum fordert der Wirtschaftsminister nicht die Übernahme des Konzerns nach Insolvenz?



    Anmerkung:



    Bei einer Insolvenz des Konzerns gehen noch lange keine Lichter und Heizkessel aus, da der Weiterbetrieb in den Verträgen bei einer Insolvenz geregelt ist.

    • @Sonnenhaus:

      "Bei einer Insolvenz des Konzerns gehen noch lange keine Lichter und Heizkessel aus, da der Weiterbetrieb in den Verträgen bei einer Insolvenz geregelt ist.? "

      Klar Gas kommt aus ner Leitung.

      Und nach der Insolvenz geht natürlich alles seinen gewohnten Gang wie immer. Keiner macht die Biege und die Zulieferer liefern wie immer.

      Wer braucht schon verlässlich arbeitende Firmen, die bewerkstelligen, dass wenn der Gashahn aufgedreht wird auch Gas rauskommt.

      • @Rudolf Fissner:

        Ja eben. Weil das Geschäft von uniper u. anderen ein systemrelevanter Betrieb ist, ist der temporäre Betrieb während einer Abwicklung vertraglich geregelt. Dazu gibt es z.B. Ausfallbürgschaften, u.a. um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die drohende Insolvenz im bekannten Sinne dient dem Unternehmen nur um trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage mit der Stütze des Staates Boni und Rendite auszahlen zu können.

  • Warum nur wurden so viele staatliche Betriebe privatisiert? Weil es der Staat dann eben doch nicht kann. Das mag nicht ins eigene Weltbild passen, ist aber leider so.

    • @Taztui:

      Wenn es so wäre, würde es zeigen, dass es nicht stimmt. Denn was die Privatwirtschaft unseren Staat schon geschädigt hat - gerade in den letzten Jahrzehnten - geht auf keine Kuhhaut. Die Privatwirtschaft ist schuld am Stand der Digitalsierung (Verkauf der Netze unter Kohl), sie ist schuld daran, dass wir die Klimakatastrophe nicht längst angegangen sind (Auto-Lobby, Energiekonzern-Lobby), sie ist schuld daran, dass wir die Masentierhaltung immer noch nicht verboten haben (Agrar-Lobby), Hunderte von Milliarden Steuergelder fließen in Rüstung, Banken, jetzt wieder die Energiekonzerne .. die Beispiele sind ohne Zahl.

      Die Privatwirtschaft ist bestenfalls gut darin, PolitikerInnen zu beeinflussen und die Dividenden der Aktionäre zu sichern. Für unseren Staat tut sie NICHTS. Denn das steht nicht auf der Agenda.

    • @Taztui:

      Nun ja, als die Bahn noch ein Staatsbetrieb war, fuhren die Züge pünktlich und wetterunabhängig, und als es die Deutsche Bundespost noch gab, kam die Post schnell und zuverlässig an (und zwar ohne dass regelmäßig das Porto erhöht wurde). In den Bereichen, auf deren Funktionieren man nicht verzichten kann - wie auch Wasserversorgung, Müllabfuhr oder ÖPNV - hat sich Privatisierung meist als Fehler erwiesen.

    • @Taztui:

      Natürlich kann man unterschiedlicher Meinung sein ob nun Privatwitschaft oder Vergesellschaftung und damit auch Demokratisierung der Wirtschaft effizienter, gerechter, nachhaltiger oder in anderer Hinsicht besser oder schlechter sind. Dass ein Modell, dass konsequent Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert, zudem ganze Branchen deren Strukturen eigentlich längst nicht mehr wettbewerbsfähig sind mit massiven Subventionen künstlich am Leben erhält, statt die gepriesenen Selbstregulierungskräfte des Marktes wirken zu lassen ausgerechnet die schlechteren Aspekte beider Modelle vereiningt scheint mir naheliegend.

    • @Taztui:

      Wenn die Wirtschaft gut läuft, dann ist die Kritik an staatlichen Unternehmen groß, wie langsam und ineffizient alles sei. Und jetzt rächt sich aber fehlende vorausschauende Planung. Nur zur Erinnering, aber Nordstream 1/2 waren im Wesentlichen private Projekte, auch wenn da viele staatliche Fördergelder eingestrichen worden sind.

      So oder so, konventionelle Energie hat wenig mit freier Marktwirtschaft zu tun. Direkte und indirekte Subventionen sind immens

    • @Taztui:

      Nein. Weil privatisierte Unternehmen mehr Geld einnehmen und das gesünder für die Wirtschaft und fürs Ansehen in der Welt ist. Wir kriegen ja auch Top-Noten aber jetzt nicht von Rotten Tomatoes sondern von S&P oder Moody's.

  • "Vergesellschaften" lieben die Unternehmen nicht. Weil da dann jemand mitredet. Kredite vom Staat nehmen ist da viel interessanter. Da nimmt man soviel wie geht! Und die FDP unterstützt das natürlich.

    • @Gerdi Franke:

      "Weil da dann jemand mitredet."

      Schon mal von Aktiengesellschaften gehört? Soll eine beliebte Unternehmensform sein.

  • " ist Zeugnis einer sprachlosen und von neoliberalen Dogmen gelähmten Gesellschaft,"

    so ist es. Die "Marktlogik", die in Wahrheit nur eine neoliberale Weltsicht ist und nicht DIE Wirtschaftswissenschaft steckt in allen aktuellen Politikern, es fehlt die Vorstellung, die Erkenntnis, das diese Sicht nur eine theorie ist, noch dazu auf tönernen Füßen, sieht man einmal genauer hin.

  • AG's handeln ausschliesslich im Interesse ihrer Eigner, den Aktionären. Das fatale ist, das diese an der Gewinnmaximierung (in der Mehrheit) Interesse haben, somit dem fatalen Wachstum for ever Diktat hörig bleiben. Eine Systemwechsel ist mit unter diesem Paradigma unmöglich. Der Staat als Aktionär beteiligt sich an diesem Paradox. Radikale Änderung ist nur mit anderen Gesellschaftsformen möglich. Z. B. Genossenschaft (TAZler könnten beratend helfen). Ich höre die FDPler schon aufschreien.

  • @WOMBAT

    Sie haben nicht aufgepasst: *jetzt* hat Uniper Schulden beim Staat. *Jetzt* kann der Staat Uniper davon überzeugen [1], dass es die Verbraucher nicht auswringt (mit all den bedenklichen sozialen Folgen, die das hat).

    Warum also tut der Staat das nicht?

    [1] im Sinne eines "Angebots, das Sie bestimmt nicht ablehnen werden".

    • @tomás zerolo:

      "Warum also tut der Staat das nicht?"

      Die Kosten für die hohen Gaspreise sind ja nicht durch irgend einen Zauber verschwunden durch die Hilfen.



      Warum sollten die hohen Kosten also von jenen die das Geld haben nicht auch bezahlt werden. Soziale Hilfen nur für Geringverdiener. Die Kosten für H4ler werden ja schon seit eh und je übernommen.

      Das der Staat bereits was tut, sollte eigentlich bekannt sein.

  • Guter Kommentar. Uniper ist die Bad Bank von Eon. Die dürfen wir jetzt "retten". Gerettet werden nur die Profite der Zocker/Manager, die schon längst entsorgt gehören. Und die Renditeerwartungen der Anleger.

    Absoluter Schwachsinn, vor allem, weil es sich bei diesem Fossil-Energiekonzern anscheinend (noch) um für das Funktionieren dieses Landes wichtige Infrastruktur handelt, die "DER MARKT", das scheue Reh, ganz offensichtlich nicht in der Lage ist, zuverlässig zu betreiben. Wäre nicht das erste Mal, wo das ganz offensichtlich ist.

    Von daher - na klar, enteignen, wenn wir die kaputtgezockte Ramschbude schon bezahlen. Klar hätte Eon damit eine seiner Problemzonen verstaatlicht, das käme denen sicher gar nicht ungelegen. Verluste sozialisieren ist immer gut im neoliberalen Weltmodell. Aber die gesamte Gesellschaft zur Kasse bitten und dann zugucken, wie diese Soziopathen, durch die Rettung in ihren kranken Aktivitäten bestätigt, weiter fröhlich zocken, nee danke.

    Normalerweise sind die Marktradikalen doch immer so gegen Sozialismus. Nur beim Sozialismus für Konzerne haben sie überhaupt kein Problem. Na sowas.

  • Dann halt enteignen.

    Dann kann man ja auch bedenkenlos so viel Geld in die Aufrechterhaltung der Gasversorgung rein pumpen ohne auf Rücksicht auf irgendetwas. Die Enteignung kann man ja als Staat ja auch locker investieren

    .

  • Hollala, der Staat soll überall dort wo er zahlt bestimmen, wo es inhaltlich moralisch lang gehen soll.



    Wie sieht es mit dem Mitbestimmungsrecht der dort arbeitenden aus?

  • Ganz richtig: Der Staat steigt mit 30% ein. Also stammen 70% des Kapitales anscheinend immer noch von privaten Investoren. Mit 30% ist man nun mal nicht der Hauptbestimmer. Mathematik ist ziemlich eindeutig.

    • @Jürgen Meyer:

      Das ist komplett falsch, was der Staat uns suggeriert hat. Der Staat ist mit einer Summe bei UNiPER eingestiegen, die dem damaligen Aktienwert von 90% des Unternehmens darstellte, hat aber nur 30% der Aktien dafür gefordert und erhalten. Urteilen Sie selbst.

      • @Albert Pohl:

        Das ist nicht zutreffend. Der Staat hat die Uniper-Anteile 30% der Anteile für 267 Mio € erhalten. Das sind 1,70 € pro Aktie, an der Börse wurden damals die Aktien für knappe 10 € gehandelt. Der Staat hat die Anteile also extrem verbilligt erhalten. Der Großteil des Geldes, das man allgemein als "Uniper-Rettungspaket" bezeichnet ist als Kredit von der KfW oder in Form von Wandelanleihen geflossen und keine Beteiligung. Es ist nun mal ein gewaltiger Unterschied, ob man ein Unternehmen kauft oder ihm einen Kredit gewährt.

  • Es wäre so schön....

  • Aber das passiert doch längst? Staat steigt ein und erwirbt Anteile - will der gerettete Konzern den Staat wieder draußen haben muss er seine Anteile (meist viel teurer) wieder zurück kaufen. Siehe Lufthansa-Rettung oder Bankenrettung. Da macht das Staatssäckchen noch ordentlich Profit wenn es nicht zufällig Staatsunternehmen sind die so richtig Mist bauen wie die Landesbanken im Falle der Finanzkrise.

    • @Wombat:

      Warum sollte Uniper den Staat dringend wieder draußen haben wollen, wenn er doch verspricht, sich nicht ins operative Geschäft einmischen zu wollen.



      Mit diesem Versprechen ist das Geld doch ohne Verpflichtung geschenkt.

    • @Wombat:

      Aha, der Staat hat also ein Plus gemacht bei der Bankenrettung. Knapp 30 Milliarden wieder reingeholt?

      • @Andreas J:

        Sie dürfen nicht vergessen, dass der Großteil der Bankenrettung in Deutschland an Staatliche Banken gegangen ist. Wenn Banken sich verzocken, muss der Bänker erstmal einspringen. Und wenn der Staat der Bänker ist, halt er halt das Problem.

        Es ist allerdings tatsächlich so, dass die Rettung privater Unternehmen durchaus für den Staat ein gutes Geschäft sein kann. An der Lufthansa-Rettung hat der Staat aktuell knappe 750 Mio verdient. Auch Unternehmen wie Commerzbank etc müssen für die Rettungspakete zahlen. Das Geld gibt es nicht umsonst, sondern gegen Beteiligungen oder Zinsen.

        Die Zahlen aus DE kenn ich nicht genau, aber ich erinnere mich an eine Veröffentlichung der Federal Reserve aus dem Jahre 2010, in dem diese den Gewinn aus den Verleihaktionen an Banken auf knappe 10 Mrd Dollar bezifferte. Die Übernahme einer Beteiligung an die Citibank durch die US-Regierung während der Bankenkrise und deren späterer Verkauf hat ebenfalls einen zweistelligen Milliardenbetrag eingebracht.

  • Vielleicht könnte man dann auch diese Geldvergeudung beenden:

    www.motorsport-tot...797_w620_h500.webp



    (siehe Aufdruck am Überrollbügel)

    • @Fabian Wetzel:

      da steht Juniper.

    • @Fabian Wetzel:

      "Juniper" ist ein Netzwerkausrüster. Bei seinem Bügel-Nachbarn gibt's Brillen ;)

    • @Fabian Wetzel:

      Danke für den Lacher! Jetzt weiß ich endlich, warum ständig mein Netzanschluss zusammenbricht. Wahnsinn, wo überall russisches Gas durchfließt.

      • @Deep South:

        Ach Uniper, Juniper, sollen sich halt mal normale Namen geben die Firmen. ;)

        Hier muss ich wohl den Hohn ertragen.

        • @Fabian Wetzel:

          "sollen sich halt mal normale Namen geben die Firmen."

          Ja, echt mal. Bei Gazprom weiß man wenigstens woran man ist. Falsch gelesen, könnte Uniper auch in das Hannibal Netzwerk verwickelt sein.

          Und wenn man schon mal dabei is, kriegt man von dort aus auch die Brücke zum Netzwerkausrüster Juniper hin.

          Komplette Verwirrung.