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Coronakranke auf IntensivstationenFalsche Zahlen in der Kritik

Ein Papier wirft Intensivmedizinern Manipulation vor, die Zeitung „Welt“ greift es auf. Die Grundlage für die Vorwürfe ist jedoch fragwürdig.

Nicht belegte Vorwürfe gegen IntensivmedizinerInnen, im Bild eine Intensivstation in Rostock Foto: Bernd Wüstneck/dpa

Berlin taz | Es sind schwere Vorwürfe gegen Intensivmediziner: Diese hätten im Frühjar zu Unrecht vor einer Überlastung der Intensivstationen in Deutschland gewarnt, behauptet der Medizinprofessor Matthias Schrappe in einer Stellungnahme, die er gemeinsam mit anderen verfasst und am Sonntag veröffentlicht hat.

„Die Angst vor knappen Intensivkapazitäten oder der Triage war unbegründet“, sagte Schrappe, der von 2007 bis 2011 stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrates Gesundheit der Bundesregierung, war, der Welt. Und: „Es gab in den Krankenhäusern offensichtlich die Tendenz, Patienten ohne Not auf die Intensivstation zu verlegen.“

Die Belege, die er dafür anführt, halten einer kritischen Überprüfung allerdings nicht stand. So behauptet er im Papier unter anderem, dass die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) eine „rückwirkende ‚Korrektur‘ der Intensivkapazitäten“ vorgenommen habe, was die Zahl der Intensivbetten ab März plötzlich um rund 3.000 geringer erscheinen ließ.

Tatsächlich hat die Divi in ihren Berichten ab diesem Zeitpunkt nur noch die Zahl der Intensivbetten für Erwachsene angegeben, weil auch die Corona-Intensivpatienten praktisch nur Erwachsene sind und die Kinderbetten für diese nicht genutzt werden können. Diese Veränderung wurde von der Divi transparent kommuniziert.

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Zudem behauptet Schrappe, dass in Deutschland weitaus mehr Coronapatienten auf Intensivstationen liegen als in anderen Ländern. Rund 60 Prozent aller Coronapatienten, die im Krankenhaus behandelt werden, liegen dem Papier zufolge auf Intensiv. Diese Rechnung enthält aber gleich mehrere Fehler: Unter anderem arbeitet Schrappe dabei mit unvollständigen Daten und falschen Annahmen zur Liegedauer. Bei korrekter Rechnung ergibt sich ein Wert von rund 30 Prozent, der nicht sehr viel höher ist als in vergleichbaren anderen Ländern wie Belgien und der Schweiz.

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Die Divi widersprach den Aussagen der Expertengruppe am Montag entschieden. Der Vorwurf, dass Pa­ti­en­t*in­nen ohne Not auf Intensivstationen gelegt worden wären, sei „ein wirklicher Schlag ins Gesicht der Ärztinnen und Ärzte und der Pflegekräfte in den Krankenhäusern“, hieß es. „Pflegekräfte und Ärztinnen und Ärzte haben in den vergangenen Monaten unter höchster Belastung große Leistungen vollbracht und viele Leben gerettet.“ Auch das Gesundheitsministerium wies die Vorwürfe als „nicht belegt“ zurück.

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40 Kommentare

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  • Ob und welche Zahlen nun stimmen, sei mal dahingestellt. Wenn Intensivpflegekräfte Sonderschichten schieben müssen und viele IntensivpflegerInnen ihren Beruf sogar aufgeben, weil sie sich der Belastung nicht mehr gewachsen fühlen, dann läuft da doch offensichtlich was grundsätzlich falsch. Corona ist wohl nicht die Ursache dieser Misere, hat sie aber deutlich zutage gefördert.

    Gesundheit war zu allen Zeiten und ist auch jetzt primär ein Geschäftsmodell. Krankenhäuser erwirtschaften heutzutage den Großteil ihrer Einnahmen auf Intensivstationen. Um aber Intensivstationen überhaupt wirtschaftlich betreiben zu können, brauchen sie dort immer einen bestimmten Patientendurchsatz. So wird man getrost davon ausgehen dürfen, dass nicht immer alle Patienten auf den Intensivstationen zwingend auch dort behandelt werden müssten.

    Es ist ja durchaus kein Zufall, dass wir von Krankenhäusern sprechen und nicht etwa von Gesundenhäusern bzw. Gesundungshäusern. So manch einer kommt einfach kranker da raus, als er vorher war.

  • Wenn ich von verschiedenen Seiten mit konträren Positionen von morgens bis abends über Wochen und Monate hinweg mit hunderten Argumente, Statistiken und Expertisen überhäuft werde, mache ich folgendes:

    Ich schalte diesen Zirkus weg und schaue mir die mich umgebende Realität an.

    Und im Falle von Corona ist es so, dass ich selbst nach über einem Jahr keinen einzigen Menschen aus dem Verwandten- oder Bekanntenkreis kenne, der auch nur ansatzweise irgendwelche Symptome hatte, aber mir durch krasse Einschränkungen meiner Grundrechte mehr als ein ganzes Lebensjahr mit deutlichen Einbußen der Lebensqualität teilweise geraubt wurde.

    Außerdem Frage ich mich sehr, weshalb dies alles mit Milliardenausgaben geschieht während Jahr für Jahr rund 70 Millionen Menschen weltweit an Hunger und diversen Krankheiten sterben, ohne dass auch nur ein Hahn danach kräht...

    Um Menschenleben kann es also wohl nicht gehen.

    • @unterbezahlter Lohnsklave:

      Den Ansatz find ich großartig. Weil Ihnen die Realität zu kompliziert ist, ziehen Sie es vor, eine in jeder Hinsicht nicht repräsentative Gruppe für Einschätzung heranzuziehen.



      Und jetzt zu meinen Fragen: Wie viele Leute aus Ihrem Bekanntenkreis waren schon auf dem Mond? Und ziehen Sie daraus die Schlussfolgerung, dass es keine Mondlandungen gegeben hat?

    • @unterbezahlter Lohnsklave:

      Hinter "hunderten Argumente, Statistiken und Expertisen" stecken Menschenschicksale. Es freut mich, dass Sie bzw. ein*e befreundete, verwandte Person keinen Verlust erleiden mussten. Anderen ging es nicht so. Dies lässt sich aus verschiedenen Medienveröffentlichungen entnehmen.



      " Trauer in der Pandemie:„Dann hab ich Papa einfach umarmt“

      Rund 80.000 Coronatote werden inzwischen gezählt. Abschied zu nehmen ist schwer, wenn Menschen sich nicht nah sein dürfen. Vier Angehörige erzählen ..."



      taz.de/Trauer-in-der-Pandemie/!5763118



      "Gedenken an Coronatote: „Coronatote sind unsichtbar“



      Gedenken, aber wie? Der Autor Christian Y. Schmidt fordert von politischen Entscheider:innen, sich bei den Angehörigen zu entschuldigen ..."



      taz.de/Gedenken-an-Coronatote/!5766941



      Dann die Perspektive der medizinischen Mitarbeiter*innen:



      Doku "Auf der Covid-Intensivstation der Charité - Kampf um jeden Atemzug"



      www.ardmediathek.d...Tc3ZDg4ZmVhZjVjZg/



      " Bericht einer Ärztin: Überfordert auf der Intensivstation



      Wen behandelt man zuerst? Wen zuletzt? Wen kann man gar nicht behandeln? Und muss man gesehen haben, wie jemand stirbt, um Corona ernst zu nehmen? ..."



      taz.de/Bericht-einer-Aerztin/!5733573/



      ...

      • @Uranus:

        4-teilige Doku-Reihe:



        "Charité intensiv



        Einen Winter lang beobachtet die vierteilige Doku-Serie von Regisseur/Autor Carl Gierstorfer und Co-Autorin Mareike Müller eine Intensivstation der Charité, auf dem bisherigen Höhepunkt der Pandemie. Die Filme geben einen intimen Einblick in eine Welt im Grenzbereich zwischen Leben und Tod, die den meisten unbekannt ist."



        www.ardmediathek.d...0ZS1pbnRlbnNpdg/1/

    • @unterbezahlter Lohnsklave:

      Sie Glücklicher. Entweder Sie leben in einem der mit niedrigen Inzidenzen gesegneten Teile Norddeutschland oder Sie haben eine sehr jungen Bekannten- und Freundeskreis und weiter keine Familie, ihr Leben als unterbezahlter Lohnsklave findet in einer isolierten Fabrik statt oder Sie haben sich ihren Kommentar schlicht ausgedacht (oder Sie haben eine wunderbare Gabe zur Verdrängung).

      Denn zynischerweise hat diese Krankheit in meinem Freundes- und Bekannten- sowie im Kollegenkreis in etwa dem Maße zugeschlagen, wie es die zugänglichen Statistiken erwarten lassen - von Infektionen ohne Symptome, leichten bis schweren Verläufen bis zu einem Toten war alles dabei.

      Was übrigens auch richtig ist: Eine Bekannte mit Schnittmengen unserer Kreise könnte Ihren Kommentar geschrieben haben, auch Sie ignoriert auch die schweren Verläufe im gemeinsamen Bekanntenkreis...

  • @ Peter at all

    Die Zahlen von Prof. Schappe sind an den Haaren herbeigezogen und zurechtgebogen, wie es ihm gerade in den Kram passte.

    Wer sich nicht selbst die Mühe machen will, sich durch dem Mist zu wühlen, beim Volksverpetzer gibt es eine gute Zusammenfassung des gesammelten Schrappschen Unfugs.

    www.volksverpetzer...vi-intensivbetten/

    • @Anton Günther:

      "Volksverpetzer" ist ein gut gemeinter Antifa-Strömungsblog, kein investigatives Organ.

      • @Linksman:

        Ad-hominem-Argumente zeigen in aller Regel, dass man sich mit den Inhalten nicht auseinandersetzen will.

      • @Linksman:

        Aha - und gut gemeinte Antifa kann nicht investigativ sein ?

        • @Anton Günther:

          Doch, das geht auch. Ist in dem Fall aber nicht so.

          • @Sophokles:

            Aus welchen Gründen ist das bei dem Faktencheck denn nicht so? Alle Einrodnungen zu den Thesen sind belegt, die entsprechenden Quellen kann man nachlesen.

            Sie mögen den Volksverpetzer als gutgemeinten Antifablog sehen, das sei Ihnen gegönnt. Wo dort fehlerhaft gearbeitet sein soll, erläutern Sie hingegen nicht.

          • @Sophokles:

            Ist es doch.

  • Zitat von DIVI: „Die Daten legen nahe, daß ein Teil der vorher gemeldeten freien Bettenkapazitäten nun als Notfallreservekapazität gemeldet wird.“

    Diese nach unten modifizierte Definition von freien Intensivkapazitäten und damit des Referenzrahmens für die Berechnung des Belegungsanteils von COVID-19-Patienten widerspiegelt sich allerdings nicht adäquat in den fortlaufenden Statistiken, etwa im Tagesspiegel. Darin erscheint der entsprechende Prozentsatz auf eine Weise, als sei diese Modifikation nie erfolgt: Dort reduziert sich in der Verlaufskurve die Intensivbettenzahl von fast 32 T Anfang Mai auf jetzt 26 T. Die Angaben im Zeitdiagram zum prozentualen COVID-Anteil ignorieren allerdings schlicht die geänderte Bezugsgröße und verfälschen damit die Vergleichbarkeit, in diesem Falle in Richtung Dramatisierung. Zu einer realistischen Vergleichbarkeit bedarf es einer einheitlichen Bezugsgröße, etwa Anteil von COVID-19-Patienten pro 1000 verfügbarer Intensivbetten o.ä. Aber dann hätte das Bild schon weniger dramatisch ausgesehen. Insofern ist die Kritik von Prof. Schrappe et al. und deren Vorwurf der Statistikmanipulation durchaus berechtigt. In der zitierten DIVI-Pressemitteilung findet sich dazu kein Wort, auch nicht zu den Gründen dieser plötzlichen Modifikation der Bezugsgrößen. Der Verdacht, daß dies mit ökonomischen Anreizen bei hoher Belegungszahl zu tun haben könnte, ist damit nicht glaubhaft ausgeräumt. Dabei wären solche statistischen Mätzchen den kommerziellen Klinikbetreibern nicht einmal vorzuwerfen: Sie sind eben Wirtschaftsunternehmen.Übrigens gelten in der Schweiz Intensivstationen erst ab einer Auslastung von 90% als rentabel.

    Auch sonst glänzt die DIVI-Stellungnahme nicht mit übertriebener Präzision und journalistischer Sorgfalt: Der Medizinprofessor und ehemalige Stellv. Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen Schrappe wird darin kurzerhand herablassend zum „Ökonomen“ runtergestuft.

    • @Reinhardt Gutsche:

      Die DIVI Mitteilung soll eine Stellungnahme abgeben, wie der Tagesspiegel seine Statistik aufgebaut hat?

      Es findet sich kein Wort zu den Gründen der Änderungen? Sie haben das gar nicht durchgelesen, sonst hätte ihnen ja die folgende Stelle auffallen müssen:?



      Das DIVI-Intensivregister hat im Verlauf der Pandemie die Betten der Kinderintensivstationen aus der Gesamtzahl der betreibbaren Betten herausgerechnet – Betten auf der Frühchenstation (NICU) und schwerstkranke Kleinkinder (PICU). Diese spielen für die Versorgung von COVID-19-Patienten keine Rolle. Auf die Veränderung der Darstellung reiner Erwachesenenbetten, wird in sämtlichen Statistiken aber auch explizit hingewiesen.

      • @Gunnar Roth:

        Schön, daß Sie DIVI-Pressemitteilung ausführlich zitieren, was ja die Erkenntnis suggeriert: DIVI hat Recht. Die haben‘s ja selber gesagt. So heißt es darin: „Auf die Veränderungen der Darstellung reiner Erwachsenenbetten wird in sämtlichen Statistiken hingewiesen.“ Aber nicht bei der Umrechnung auf Belegungsproportionen, zumindest nicht im Tagesspiegel, der NZZ, der FAZ und in den übrigen Großmedien. Dort wird beim prozentualen Langzeitvergleich der Belegungsproportionen von COVID-Patienten in den Intensivstationen auf diese klammheimliche Veränderung der Bezugsgröße eben nicht explizit hingewiesen mit der Folge, daß in der Zeitachse ein prozentualer Anstieg insinuiert wird, den es realiter in dieser Größenordnung nicht gab, aber zum gewünschten Alarmismus für das Notbremsengesetz offensichtlich gebraucht wurde. Nur eine einheitliche Bezugsgröße erlaubt eine realistische Lagebeurteilung. Nur darum geht es.

        Im übrigen erfolgt im DIVI-Register die Beschränkung der gemeldeten Zahlen auf Intensivkapazitäten für Erwachsene erst seit dem 23.12.2020. Das allein kann dann nun allerdings die drastische Herabsetzung der Bezugsgröße nicht erklären: Für den 22.12.20 wurden 26 806 Intensivbetten gemeldet, für den 24. 12. waren es 26 742. Diese Differenz von 59 Betten mit dem Abzug der Intensivkapazitäten für Kinder zu erklären, würde den Kohl allerdings auch nicht fett machen, denn die wundersame Reduzierung von ça 32 000 Anfang Mai auf ça 26 800 im Anfang Dezember bliebe damit weiterhin unerklärt. An den Schwankungen durch Personalfluktuationen kann es auch nicht allein liegen, denn die dürften in der hier hinterfragten Zeitspanne nicht größer gewesen sein als sonst auch.

        Aber was soll man von den DIVI-PR-Profis schon erwarten, wenn man schon an der korrekten Berufsbezeichnung von Prof. Schrappe („Ökonom“) scheitert...

  • taz: "Ein Papier wirft Intensivmedizinern Manipulation vor, die Zeitung „Welt“ greift es auf. Die Grundlage für die Vorwürfe ist jedoch fragwürdig."

    Die WELT (Springerpresse) natürlich wieder. Wer liest eigentlich noch dieses Blatt, das den Klimawandel seit Jahren relativiert und sich über die FFF-Bewegung lustig macht? Bestimmen eigentlich schon RTL-Bertelsmann und die Springerpresse was in Deutschland die "Wahrheit" ist? 2019 hatte die Bertelsmann-Stiftung sogar gefordert, dass man die Hälfte der Krankenhäuser schließen sollte. Zum Glück hat niemand auf diese "Stiftung" gehört, sonst hätten wir jetzt wohl ziemlich große Probleme.

    Das wirkliche Schändliche ist aber, dass die Pfleger und Krankenschwestern, die Kassierer*innen und alle anderen schlecht bezahlten Systemrelevanten, die den "Laden" in Deutschland am Laufen halten, immer noch keinen anständigen Lohn erhalten - aber darüber möchte die Springerpresse nicht so gerne berichten.

    • @Ricky-13:

      www.finanznachrich...nik-studie-003.htm

      Das war zu einem Zeitpunkt als bereits über 1000 Patienten pro Monat daran verstorben sind.



      Und aktuell haben sie einen "Ländervergleich" zur Corona-Pandemie herausgebracht, der im Grunde das Gleiche fordert.



      Lustigerweise traut sich aber gerade so gar kein Politiker, diese Vorschläge lautstark zu loben. War im Sommer 2019 anders. Komisch.

    • @Ricky-13:

      Ob es einem gefällt oder nicht, aber die Bild-Zeitung ist die mit Abstand auflagen- und reichweitenstärkste Zeitung in Deutschland. Die Frage "wer liest das denn schon?" ist also etwas an der Realität vorbei.

      • @Sylkoia Sal:

        Mensch kann die Frage auch ursächlicher auffassen bzw. schauen, welche Bildungsgrade die Lesenden haben, aus welcher Schicht sie stammen u.ä.. Wie sehr wird kritisches Denken in der Schule vermittelt? Wie mündig sind die Bürger*innen? Wie sind politischen Haltungen, Standpunkte, eigenes wirtschaftliches Interesse (bspw. Interesse als Wohlhabender)? ...

  • "Pflegekräfte und Ärztinnen und Ärzte haben in den vergangenen Monaten unter höchster Belastung große Leistungen vollbracht und viele Leben gerettet." -> völlige Zustimmung

    Eine ganz andere Frage ist aber wie die Profitorientierung des Gesundheitswesens in einer Pandemie wirkt. Überbehandlung zur Gewinnmaximierung ist ein lang bekanntes und ständiges Problem und sicher nicht in der Pandemie verschwunden. Das muss man kritisch untersuchen dürfen ohne den Einsatz der Mitarbeiter zu schmälern.

    • @Descartes:

      Würde der Forderung nach mehr Pflegepersonal nachgekommen werden, müsste ja die Gewinnprognose sinken. Geht ja gleich gar nicht, wenn doch das Gesundheitssystem gewinnorientiert arbeiten muss, nicht wahr...

  • @PETER_

    "There's a lot of numbers"

    Meiner Erinnerung nach von Groucho Marx, ich kann es gerade nicht belegen.

    ;-P

  • Danke, dass ist wichtig, dass Sie das richtig stellen. Denn solche Falschdarstellungen kursieren dann unter der Leugner-Lockdown-Gegner-Szene. Zuletzt behauptete das Hermann Ploppa in dem Querdenken-Organ "Demokratischer Widerstand" 2021-04-23 N° 45 Das Märchen von den überforderten Intensivstationen.

  • Prof. Schrappe hat seine Analyse mit detaillierten Zahlen belegt, die Krankenhäuser und insbesondere die Divi nicht.



    Die Frage, was aus zigtausenden Intensivbetten geworden ist, die die Klinken im vergangenen Jahr für 50000 Euro pro Bett angeschafft haben bleibt ebenso unbeantwortet wie die Frage, weshalb in Deutschland deutlich mehr Coronapatienten intensiv behandelt werden als in praktisch allen anderen Ländern dieser Erde. Ohne, dass die Sterbezahlen oder die Long-Covid-Rate dadurch besser würde.



    Ärzte und Pfleger machen ohne Zweifel einen hervorragenden Job.



    Unser Krankenhaussystem ist allerdings eines der teuersten der Welt. Und mit Abstand nicht das beste.



    Deshalb verdienen die Fragen, die Prof. Schrappe und sein Team stellen, eine bessere Antwort als ein paar Zeilen Abwiegeln durch Intensiv- und Krankenhauslobby.



    Eine angemessene Reaktion wäre ein Untersuchungsausschuß nach der Wahl, bei der alle Fakten auf den Tisch gebracht werden.

    • @Peter_:

      Die Frage nach den Betten ist jetzt nun auch auch ausreichend oft beleuchtet worden und zermürbt die Geduld... es nutzen tausende zur Verfügung gestellte Betten niemanden etwas, wenn das entsprechende Personal fehlt um Intensivpatienten zu betreuen.

    • @Peter_:

      Prof. Schrappe hat seine Analyse mit _falschen_ und unvollständigen Zahlen "belegt". Wenn Sie diesen Artikel gelesen hätten, hätten Sie das verstanden.

    • @Peter_:

      "Ohne, dass die Sterbezahlen oder die Long-Covid-Rate dadurch besser würde."

      Alles Simulanten! auch die Toten.

      • @danny schneider:

        ..und das Pflegepersonal....

  • Ich kann die Zahlen von Herrn Schrappe nicht nachrechnen, und ich habe auch



    Vertrauen in die Recherchen des Autors.



    Dennoch halte ich es persönlich für sehr wahrscheinlich, dass in einem privatisierten Gesundheitssystem in dem es um Gewinnmaximierung geht, auch kreativ mit Zahlen wie der Anzahl der Intensivbetten umgegangen wird.



    Sind die Zahlen denn tatsählich konsistent oder besteht hier nicht vielleicht doch für die Krankenhäuser Spielraum zur Optimierung der Zahlen, je nachdem was in der jeweiligen Situation gerade günstig oder lukrativ erscheint?

    • @TTT:

      1) Haben Sie die Proteste und Streiks von Krankenhausmitarbeiter*innen VOR Corona bemerkt? Diese forderten bessere Arbeitsbedingungen und MEHR Personal.



      2) Kennen Sie die Stellungnahmen zu den Arbeitsbedingungen in Intensivstationen bspw. des Intensivpflegers Ricardo Lange von der Bundespressekonferenz? Dies ist zwar eine Einzelperson/perspektive aber eine Bestätigung der Perspektive und Forderungen unter Punkt 1:



      ab Minute 18:41, ab 1:04:47, ab 1:09:20



      www.youtube.com/watch?v=vDZtb2zCkus

      • @Uranus:

        *jene Bundespressekonferenz fand am 29. April 2021 statt

        • @Uranus:

          "Berliner Intensivpfleger an der Corona-Front „Beim Pflegepersonal brennt es schon lange“



          Ricardo Lange berichtet jede Woche aus dem Krankenhaus. Diesmal: Die Sensationslust der Medien und Dauerlauf gegen Jens Spahn. Ein Interview ... "



          www.tagesspiegel.d...ange/27159888.html

  • Als Medizinprofessor sollte man eigentlich wissen, die Zielgröße für Coronapatienten auf Intensivstationen ist NULL. Jeder mehr ist unnötiges Leid!

    • @danny schneider:

      Ganz genau! Schon mal einen zerfetzten Radfahrer auf der Intensiv gesehen? Die Zielgröße ist NULL.

      Fahrradfahren verbieten! - denn jeder mehr ist unnötiges Leid!

      • @Sylkoia Sal:

        Wieso fällt Ihnen da als erstes Fahrradfahren und nicht LKW- und Autofahren ein? Dann würde es sogar weniger zerfetzte LKW- und Autofahrer*innen geben ...

      • @Sylkoia Sal:

        Ich rate: in Ihrem Bekanntenkreis ist niemand gestorben, oder?

        • @danny schneider:

          Lassen Sie mich dagegen raten: In ihrem Bekanntenkreis schon und daher beurteilen Sie die Sache aus persönlicher Betroffenheit und Befangenheit heraus. Ist ja auch okay, aber objektiv ist das dann nicht.

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    Danke TAZ! So sieht guter Journalismus aus!

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Ich weiß nicht, ob "so guter Journalismus" aussieht. Im Wesentlichen wird ja nur die Stellungnahme des DIVI zitiert.

      Ich habe mir das Schrappe Papier mal angesehen. Ich kenne nicht den Krankenhausalltag. Aber einige der Schlussfolgerungen darin erscheinen schlüssig. Insbesondere wird auf Unstimmigkeiten in der Kommunikation während der dritten Welle eingegangen.

      Eines muss klar sein, das Schrappe Papier stellt Thesen auf. Was die Welt daraus gemacht hat ist ganz sicher schlechter Journalismus, denn der Welt Artikel übernimmt scheinbar nur die Zusammenfassung der Thesen und stellt das als Erkenntnis dar.

      Hier hätte die taz die Möglichkeit gehabt, zu erklären wie Wissenschaft funktioniert / funktionieren sollte. Es lässt sich ja leicht eine Brücke zu dem "es fehlen die Daten" Artikel von vorgestern bauen. Die Kritik an der fehlende Datengrundlage und die anekdotische Evidenz ("die Patienten werden immer jünger") ziehen sich wie ein roter Faden durch das Schrappe Papier.

      Wie gesagt, die taz hat eine Chance vertan und sich auf die scheinbar gute Seite gestellt. Schade.