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Konzern droht mit Aus in der EU„Facebook blufft“

Facebook droht, seine Dienste in der EU zu schließen, falls es nicht länger Nutzer-Daten ungehindert in die USA senden kann. Doch es gäbe Alternativen.

Ein Bluffer? Facebook-Chef Mark Zuckerberg im April 2019 in Dublin Foto: Artur Widak/ZUMA/imago images

Die Drohung kommt auf Seite 21. Auf den vorherigen Seiten hat sich Yvonne Cunnane, Juristin bei Facebook, in ihrem Schrei­ben an die irische Datenschutzaufsichtsbehörde vor allem beklagt. Darüber, dass die Behörde Facebook mangelnde Fairness vorwirft, und über den Verlauf des von dem österreichischen Datenschutzaktivisten Max Schrems angestoßenen Verfahrens.

Das hatte dazu geführt, dass der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Juli 2020 die Übermittlung persönlicher Daten von EU-Nutzer:innen in die USA für unzulässig erklärte.

Nun gibt es keine Rechtsgrundlage mehr, auf der ein in den USA angesiedeltes Unternehmen wie Facebook weiterhin Daten von europäischen Nut­zer:in­nen in die USA transferieren kann. Daher die Drohung auf Seite 21: Es „ist für den Antragsteller (Facebook; d. Red.) angesichts dieser Umstände nicht klar, wie er seine Dienste, unter anderem Facebook und Instagram, weiter in der EU betreiben soll.“

Sollte die Behörde ihre Anordnung, den Datentransfer zu stoppen, nicht zurücknehmen, droht Facebook der irischen Datenschutzaufsichtsbehörde, seine Dienste in der EU einzustellen.

Die Reaktion des Unternehmens ist der letzte Eskalationsschritt eines seit Jahren andauernden Verfahrens, in dem es immer enger wird für den Konzern. Seinen Ursprung nahm es einst mit einem Auskunftsersuchen des Datenschutzaktivisten Max Schrems. Er, damals noch Student, wollte wissen, was Facebook eigentlich so über ihn speichert.

Kurze Zeit später enthüllt der Whistleblower Edward Snowden das geheimdienstliche Überwachungssystem der USA – und es wird klar: Was Facebook weiß, wissen potenziell auch die US-Geheimdienste.

Alternative Möglichkeiten

Mehrere Jahre und zwei gekippte transatlantische Vereinbarungen später ist der aktuelle Stand: Unternehmen, egal ob aus der EU, den USA oder dem Rest der Welt, dürfen persönliche Daten von europäischen Nut­zer:in­nen nur in Ausnahmesituationen in die USA exportieren.

Das ist das Ergebnis des jüngsten EuGH-Urteils. Die irische Datenschutzaufsichtsbehörde, die sich sonst eher sehr rücksichtsvoll gegenüber den dort ansässigen Niederlassungen von US-Unternehmen verhält, hat nun tatsächlich eine klare Ansage gemacht.

Unternehmen dürfen persönliche Daten nur in Ausnahmesituationen in die USA exportieren

Doch genau betrachtet ist die Reaktion weniger eine Drohung als eine Kapitulationserklärung. Denn es gibt sehr wohl einige Möglichkeiten, wie das Unternehmen seine Online-Netzwerke weiterbetreiben und sich dennoch an die in der EU geltenden Datenschutzregeln halten könnte.

Eine davon wäre der Aufbau eigener Serverstandorte innerhalb der EU. Im nächsten Schritt würde es etwas frickelig, denn dann müsste Facebook Daten von hiesigen Nutzer:innen aussortieren und von den US-Servern auf die in der EU schieben. Das würde zwar noch nicht verhindern, dass das Fisa-Gericht – das für die elektronischen Überwachungsaktionen der USA zuständig ist – in Einzelfällen die Herausgabe persönlicher Daten verlangt. Aber zumindest fielen Daten europäischer Nutzer:innen dann nicht mehr so einfach unter US-Überwachung.

Nur ein Bluff?

Noch ausgeklügelter wäre ein Treuhandmodell: Dabei würde ein anderes, in der EU ansässiges Unternehmen die Daten der EU-Nut­zer:in­nen für Facebook verwalten. Für Letzteres wäre das denkbar unattraktiv, weil es so keinen Zugriff mehr hätte und sogar dem EU-Partner Zugriff auf die eigenen Algorithmen gewähren müsste, damit das Netzwerk wie gewohnt funktioniert.

Doch es wäre maximal gesetzeskonform. Schließlich könnte der EU-Partner selbst einem eifrigen Fisa-Gericht entspannt den Mittelfinger hinhalten. Man kann davon ausgehen, dass Facebook beide Wege selbstverständlich kennt, aber nicht gehen will. „Facebook blufft“, sagt auch Alan Dahi von der österreichischen Datenschutzorganisation Noyb. Der europäische Markt sei zu wichtig, um ihn aufzugeben.

Wahrscheinlicher ist: Facebook spekuliert darauf, die irische Datenschutzaufsicht mit der Drohung daran zu erinnern, dass sie bitte wieder mehr an Wirtschaftsförderung als an Datenschutz denken möge.

Das hatte sich in der Vergangenheit bewährt – zumindest für die Unternehmen. Die Behörde selbst hat sich bis Redaktionsschluss noch nicht zu der Drohung geäußert.

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46 Kommentare

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  • Wo sich ein Vakuum auftut wird sich in kürzester Zeit jemand finden der es füllt.

  • Alle reden hier von "Facebook weg", aber die meisten werden es doch nutzen. Was ich in allen Kommentaren hingegen nicht gefunden habe ist der Verweis auf eine Alternative zu Facebook, denn ich finde bestimmte Funktionen, die Facebook anbietet, für mich sinnvoll und nutze FB deswegen.

  • Vor gut 20 Jahren wusste man an deutschen Unis noch nicht, wohin die Forschung an Informationsgewinnung mit KI-Methoden an big-Data führen wird - aber man betrieb sie i.w. "gesponsert" durch US-Unternehmen, die die Ergebnisse erhielten.



    In letzter Zeit zeigen sich die Folgen exzessiv.



    Spione lebten früher gefährlich. Heutige Datensammler, die extrem präziser aushorchen, werden in der EU mit Steuerschlupflöchern gefördert.



    Der EU-Schlendrian auf diesem Gebiet führte längst zu einer kaum beherrschbaren Gefährdung von Staaten, Industrie und Wirtschaft.



    Als einzelner ist man, will man heute mithalten, sich quasi nackt präsentieren. Persönliche Versuche, sich zu wehren, sind allenfalls symbolische Akte.



    Der Roman "1986" liest sich heute wie eine Idylle aus fast überwachungsloser Zeit.



    Facebook wird im übrigen von der Überwachungstiefe bei weitem durch moderne Dienste übertroffen.



    Kommt ein wenig dazu, eventuell reicht schon ein Trump, kann sich die Freiheit im "freien Westen" der in China anpassen.

    • @tazzer:

      +1

  • Wer brauch Facebook nur Leute die Angeben und sich darstellen müssen. Es reicht Whatsapp wobei ich denke das die Daten auch nicht sicher sind.



    Weshalb können die Europäer nicht erwachsen werden und selbst was programieren?



    Einfach nur peinlich

  • 0G
    0371 (Profil gelöscht)

    Was? Facebook nicht mehr in der EU? Moment, jetzt muss ich mir mal kurz eine Krokodilsträne weg wischen. Fertig.



    FB gilt bei den jüngeren Generationen ohnehin schon als Rentnermedium.



    WhatsApp? Ok, wird noch benutzt. Aber genau so schnell steigt man auf Telegram um oder auf Threema. Letzterer Server sind in der Schweiz, und die nehmen es mit dem Datenschutz ohnehin etwas genauer...

  • Facexit, wäre schön, glaub ich jedoch nicht. Facebook ist unverzichtbarer Bestandteil der amerikanischen Daten-Mafia.

  • Welch perfide Drohung. Da kann man nur sagen: denn man tau

  • Es freut mich, zu hören, dass die EU-Behörden endlich munter werden.



    (Zwar mit einer Verspätung von fast 2 Jahrzehnten, aber besser spät als nie ...)



    Da werden Daten von teilweise komplett ahnungslosen Menschen irgendwo in die Welt hingeschickt und dort von Maschinen und Menschen mit zum Teil fragwürdigen Motiven ausgwertet.



    Doch da geht es nicht nur um Facebook, sondern auch um Google, Bing, Amazon usw. Praktisch jede Webseite setzt Cookies oder dergleichen um das Nutzerverhalten zu studieren (ursprünglich wollte ich ausspionieren schreiben) um angeblich das Anbot zu verbessern.



    Es soll mir mal einer erklären, wenn ich in einem europäischen Online-Shop etwas über z.B. Amazon bestelle (was ich übrigens bis dato nur einmal gemacht habe und nie wieder tun werde) ein Teil des Betrages dann im Endeffekt auf einem amerikanischen Konto landet.



    Das gleiche gilt auch teilweise für das ach so hochgelobte Smart-Home. Nämlich dann, wenn der Server dazu nicht in Europa steht ... möglicherweise kann der betroffene Anwender dann nichtmal mehr seine Jalousien öffnen ...

  • Die EU soll bitte weiter um Datenschutz für Europa kämpfen. Ich halte facebook nicht nur für unnötig, sondern auch für manipulativ. Wenn Zuckerberg damit droht, dann soll er es bitte nicht nur bei der Drohung belassen, sondern auch in Taten umsetzen. Danke im Voraus!!!

  • Aller häme Facebook gegenüber: Facebook steht hier zwischen den Stühlen. Die DSGVO verbietet das weitergeben der Daten ausserhalb der EU. Der Amerikanischen Cloud Act von 2018 zwingt Facebook als amerikanisch stämmiges Unternehmen alle Nutzerdaten der NSA offen zu legen. Rein rechtlich muss Facebook seine Dienste schließen, sollte die EU es erzwingen.

    Die EU sollte ebenso MS, Google und Amazon das Datenschutzgesetz reindrücken. Wir haben im Schulischen Bereich das ganz große Problem, dass der Cloud Act das kostenlose Office 365 für Schüler praktisch abgeschafft hat, weil MS seine Server in Irland wieder mit den Amerikanischen Servern verbinden musste und Datenzugriff gewähren.

    Nur wenn ein massiver Wirtschaftlicher Schaden entsteht wird Trumpistan einlengen und den Cloud Act mit einer Ausnahme für die EU versehen.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Elkarlo77:

      Sehr richtig, deswegen ist der richtige Weg Facebook und Co. klarzumachen das sie die US Gesetzgebung beeinflussen müssen.

  • Ich benutze FB hauptsächlich für Autogruppen und um mit der Familie in Verbindung zu bleiben. Beides ließe sich aber auch anders bewerkstelligen. Also ich würde FB keine Träne nachheulen und es ist nichts weiter als ein billiger Bluff. Dass wäre so als würde VW drohen seine Werke in den USA zu schliessen und nichts mehr dorthin zu verkaufen. Absoluter Bullshit.

  • Der Rückzug von FB ist doch keine Drohung, sondern eine Verheissung.

    Und natürlich wird Facebook das niemals tun, eröffnet das doch riesige Chancen für mögliche Konkurrenz.

    Auf gut deutsch: Jetzt ist die Zeit gekommen Facebook an die Kette zu legen und besseren, robusten Datenschutz zu etablieren. Nicht unwahrscheinlich, dass sich dem Modell sogar die USA anschließen, denen geht der wilde Datenwesten auch bereits auf den Zeiger - siehe Wahlmanipulation, usw.

    Letztlich ist das ein Konflikt im Dreieck Staat - Zivilgesellschaft - Kapitalismus um Macht- und Gestaltungshoheit.

  • Ist es für ein Unternehmen, dass stark unter wirtschaftlichem. Druck steht wirklich uninteressant zu überlegen, sich von einem komplizierten Markt zu verabschieden? Ich bin mir nicht sicher.



    BTW: Auf soziale NW zu schimpfen und hier blabla-Kommentare zu lassen finde ich auch problematisch.

  • Eine Welt ohne Facebook - das wäre wunderbar.



    Es gibt für die komischen Wisch-Leute telegram.

  • Als Zulieferer von Cambridge Analytics hat Facebook massiv beim Brexit mitgemischt und auch bei den US Wahlen waren die dabei. Wenn die hier abhauen - sollte man ein Fass aufmachen!

    Ist ja eh nur was für alte Säcke..

    Die Kiddies lassen Facebook links liegen.

    • @Justin Teim:

      ..alte Säcke gegen Kiddies ?Abwertend, das. Finden Sie nicht ?



      Zu welchen Nicht-Säcken gehören Sie denn ?

      • @Krönchen:

        Opa - aber klar in der Birne

    • @Justin Teim:

      Hoffe das die EU die US Dienste wie Trump TIK TOk behandelt und Twitter Ebay Paypal etc rausschmeist und endlich konkurenz aufbaut.

      leider glaub ich nicht mehr an ein Wunder

      • @horst bernhard:

        Wer nicht an Wunder glaubt ist kein Realist !

  • Ja, es wäre schön, dass sie wirklich gehen.. Es gäbe übrigens so viel Gründe, wenn noch mehr, Facebook wie Huawei rauszuschmeissen. Ein Schritt Richtung Dekolonisation.

  • Und tschüß! Facebook ist der Clemens Tönnies der sozialen Medien. Dieser Daten-Superspreader kann gerne nach Trumpistan abgeschoben werden.

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Ich bin auf Facebook, aber hey! Gerne! Die EU sollte nicht nur nicht auf die Drohung reagieren sondern eine Kartellstrafe verhängen oder dergleichen oder noch besser Marc Zuckerberg wegen den Steuertricks von Facebook anklagen und bei Interpol einen internationalen Haftbefehl beantragen.

  • Ich sach's mal so: Eine Drohung sieht wahrlich anders aus. Wenn Facebook sich tatsächlich aus Europa zurückziehen sollte, wäre das nur für Anhänger eines rigorosen Monopolismus ein Grund zum Heulen.

  • Niemand muss Facebook nutzen. Wer es tut, gibt eben Daten preis, das ist völlig transparent, dafür kostet es nichts und man profitiert auch insofern davon, dass mam passende Werbung bekommt. Wenn sich Facebook aus Europa zurückziehen würde, könnte man es natürlich trotzdem weiter verwenden, die EU ist schließlich nicht China, wo es entsprechende Netzsperren gibt. Scheint hier ja für manche das Vorbikd zu sein.

    • @Ruediger:

      Bevor Sie hier diffus auf andere eindreschen, tun Sie doch sich und anderen den Gefalen und lesen den Artikel nochmal und diesmal gründlicher. Vielen Dank.

  • Cool. Könnte man das nicht so weiter führen, dass die wirklich gehen?

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Sollte die Behörde ihre Anordnung, den Datentransfer zu stoppen, nicht zurücknehmen, droht Facebook der irischen Datenschutzaufsichts-behörde, seine Dienste in der EU einzustellen.""

    ==

    Abgesehen von Spionage und Auspähen ganzer Gesellschaften und Individuen von der politischen Ebene bis in die Schlafzimmer hat sich Face book zu einem Moloch entwickelt, der allein durch seine gigantische Größe dazu geeignet ist ganze staatliche Organisationen ins Wanken zu bringen.

    Keine einzelne Institution, und dann noch eine außereuropäische, sollte diese politische Macht haben. Wer heute noch Facebook nutzt ist selber Schuld.

    Die vermeintliche Drohung ist ein Segen. Viele soziale Netzwerke sollten sich je nach Bedarf und Bedürfnis in Europa tummeln und Ihre Dienste anbieten - kontroliert und geschützt von europäischen Behörden.

  • Wenn aus dem Mutterland von fb&co Daten woanders hinfließen könnten (TikTok), dann setzt sich deren Präsident persönlich für die mögliche Abschaltung ein.



    In der EU muss das ein "kleiner" Student bis zum EuGH durchkämpfen und dann wird darüber gerade mal geredet und man lässt es mglw. mal wieder.



    Es wird Zeit, dass ein europäischer Betreiber fb&co übernimmt.

  • nach dem Durchlesen der Kommentare bin ich doch erstaunt.

    Ich dachte, ich wäre ein Exot, weil nur ich FB boykottiere.



    Schön zu lesen, daß ich nicht allein bin.

    • 0G
      0371 (Profil gelöscht)
      @JPP:

      Nö, Sie sind überhaupt nicht allein! Ich z.B. hatte mir das mal kurz angeschaut. FB war mir zu undurchsichtig. Es hat mir nicht gefallen und ich habe meinen Account wieder löschen lassen.

  • Ich kann mich Francois Bourgeios nur anschließen. facebook weg? Das wäre ein doch Grund zum Jubeln. Und WhatsApp / Instagram nicht vergessen, die können auch gern weg.

  • Es gibt keinen Zweifel: Ohne Facebook wäre die Welt schöner.

    Und ich meine nicht ohne soziale Medien generell !1!!

    Facebook ist kein Unterhaltungs- und Kommunikationswerkzeug sondern ein Analyse und Ausfoschungsinstrument.

    Da es zudem die Informationen unkontrolliert nach Gutsherrenart filtert (vulgo: zensiert) ist es zudem auch noch demokratiefeindlich.

    Und dann kommt auch noch dieser völlig überbordene Datensammelwahn dazu - ohne den aber dieses Geschäftsmodell garnicht funktioniert.

  • Facebook weg? Das wäre ja super. Und die Wirtschaft muss die nicht ausgegebenen Werbemillionen für den Umwelt- und Klimaschutz spenden.

    • @APO Pluto:

      "Und die Wirtschaft muss die nicht ausgegebenen Werbemillionen für den Umwelt- und Klimaschutz spenden."

      Aha, und wer bestimmt das auf welcher rechtlichen Grundlage?

  • "Soziale" Medien sind nicht nur in Teilen fragwürdig. Allein die Bezeichnung ist der Hohn. Das sind US-Werbekonzerne mit nahezu globaler Abdeckung, die alles an Daten aus ihren Nutzern raussaugen, was technisch geht, egal ob das rechtens ist oder nicht. Und egal, ob die Nutzer darüber informiert sind oder nicht. Informationelle Selbstbestimmung? Guter Witz. Das ist ein Milliardenmarkt, aber das begreift kaum jemand. Komisch, Daten sind so viel wert? Ja, sind sie. Und wir sind die Kolonien, denen sie diese Rohstoffe mit allen Tricks aus dem Kreuz leiern, egal ob jung oder alt. Das ist der neue Kapitalismus, Datenkapitalismus.

    Bisher war die irische "Datenschutzbehörde" der willige Kooperationspartner dieser Drecksbuden, so ähnlich wie Niederlande und Luxemburg bei den Steuern paradiesische Bedingungen für US-Konzerne eingerichtet haben, damit für sie selbst ein paar Krümel abfallen. Ob dem Rest der EU dadurch Steuern im mehrstelligen Milliardenbereich entgehen, egal.

    Jetzt kriegen die irischen "Datenschützer" allerdings mehr Druck, nach Jahren endlich mal ihren Job zu machen, damit EU-Recht nicht nur auf dem Papier steht. Die stehen kurz vor einer Klage wegen Strafvereitelung im Amt.

    Von daher, haut doch ab, Facebook, mitsamt Instagram und WhatsApp. Ihr habt das Internet schon genug demoliert, privatisiert und auf chronische Rechteverletzung optimiert. Obendrein dem Rest der Welt aufgedrückt, ihre Auftritte im Internet euren Extrawürsten anzupassen. Umgekehrt natürlich nicht, ihr seid ja nicht mal über Suchmaschinen zugänglich. Gated Community. Brauchen wir nicht. Ihr habt Internet nicht verstanden. Doch, den Part, wie mache ich maximale Kohle damit auf Kosten aller anderen. Den habt ihr verstanden.

    Digitale Souveränität ist das Stichwort. Wenn so Buden wie Facebook sich endlich verkrümeln, hat die EU eine Chance, diese grundsätzlich sinnvollen Dienste selber zu organisieren. Das technische Knowhow ist auch hier vorhanden.

  • Facebook? vermisst in China auch niemand. Wo es kein Facebook gibt, entstehen Alternativen. Ist ja keine Raketentechnologie...

    • Ulf Schleth , Autor Moderator , Autor & Online-Entwickler
      @danny schneider:

      Alternativen gibt es ja schon genug, z.B. Diaspora und Mastodon. Ganz ohne Datenklauberei. Chinas WeChat ist ja eher noch schlimmer.

      • @Ulf Schleth:

        Echt, Diaspora lebt noch? Ich dachte dass das nach dem Abschluss des KS Projekts vor fast 10 Jahren umgehend eingegangen ist.

        Wie auch immer - Europa ohne Facebook wäre eine Riesenchance für alle möglichen Alternativen - und vor allem auch für interoperable vielfältige Konkurrenz, statt für den nächsten Monopolisten. Das wäre gleichzeitig auch der beste Datenschutz, wenn die Daten verteilt sind auf viele Anbieter - zwischen denen die User frei wechseln können, mit ihren Daten.

        • Ulf Schleth , Autor Moderator , Autor & Online-Entwickler
          @hup:

          nein diaspora gibts noch, sogar die taz ist dort vertreten: pod.geraspora.de/u/taz

  • Die EU könnte einen TikTok machen und FB dazu zwingen, FB Europa an irgend ein --äh-- Siemens? Atos? SAP? zu verticken.

    Andererseits... ein Europa ohne Facebook kann ich mir auch gut vorstellen.

    Man kann ja träumen...

  • Gewiss sind soziale Medien in teilen fragwürdig, aber es würde sie auch nicht geben wenn es kein Verlangen (Markt) nach ihren Diensten gäbe.

    FB (und die irische Datenschutzbehörde) wird sich argangieren müssen, weil der europäische Markt einfach zu wichtig ist.



    Ansonsten gibt es wieder eine Klage. Sollte sich die Politik wiederholt nicht an höchstrichterliche Urteile halten wollen, bekommen sie halt zum zweiten mal eins vor den Latz geknallt.

    Dass danach Ruhe sein sollte sieht man an der Vorratsdatenspeicherung und den "wtf are you doing Politik" Urteilen des BVerfG.

    • @nachtkap:

      "Gewiss sind soziale Medien in teilen fragwürdig, aber es würde sie auch nicht geben wenn es kein Verlangen (Markt) nach ihren Diensten gäbe."



      Das "Verlangen" nach ihren Diensten haben diese Medien zu einem nicht unbeträchtlichen Teil selber erzeugt. Mir hat bisher (und wird in Zukunft) die antike Version Telefon/SMS/Email gereicht.

    • @nachtkap:

      Für so völlig überflüssige Produkte wie Zigaretten, Liquids und Antiaging-Cremes gibt es ja auch einen Markt.



      Künstlich erschaffen und zu nichts zu gebrauchen.

  • Hahaha, nice! Das wäre doch super wenn sie diese Drohung wahrmachen würden - ein Messenger (whatsapp) weniger, auf den sich meine Freunde verteilen. Und eine EU ohne Facebook wäre großartig!



    Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass irgendjemand auf einen 500.000.000-Einwohner-Markt verzichtet.