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Grünen-Konflikt über HomöopathieKampf um Kügelchen entschärft

Grünen-Chef Robert Habeck legt im Homöopathie-Streit einen pragmatischen Vorschlag vor: Wer einen Zusatztarif bucht, soll Kügelchen bezahlt bekommen.

Waren kurz davor, sich das Kügelchen zu geben: Grüne im Streit über ­Homöopathie Foto: Petra Schneider/imago

Berlin taz | Die Grünen scheinen eine Lösung ihres Streits über Homöopathie gefunden zu haben. Bislang ist nichts in trockenen Tüchern, ein Beschluss steht noch aus. Doch die Parteiführung zeigt sich zuversichtlich, einen pragmatischen Kompromiss gefunden zu haben: Krankenkassen sollen homöopatische Leistungen bezahlen dürfen – aber nur jenen, die einen entsprechenden Sondertarif gewählt haben.

So sieht es ein unter Federführung von Parteichef Robert Habeck erarbeitetes Papier vor, das jetzt an die innerparteilichen Kontrahent:innen verschickt wird. Nach abschließenden Beratungen soll es dann innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen vom Bundesvorstand beschlossen werden und schließlich ins Bundestagswahlprogramm einfließen. Das bestätigte ein führender Grüner der taz.

Wie es die Grünen mit der Homöopathie halten, gehört zu den wenigen Fragen, über die in der Partei noch leidenschaftlich gestritten wird. Viele Wähler:innen und Mitglieder der Grünen vertrauen auf Globuli und sehen in den Zuckerkügelchen eine sanfte Alternative zur Schulmedizin. Andere sind mehr als skeptisch – und berufen sich dabei auf zahlreiche Studien, die keine Wirksamkeit homöopathischer Verfahren nachweisen konnten.

Auf dem Bielefelder Bundesparteitag im vergangenen November konnte eine offene Schlacht zwischen Anhän­ger:in­nen und Kritike­r:in­nen des Kügelchenkultes nur knapp verhindert werden. 250 Mitglieder hatten im Vorfeld einen Antrag unterschrieben, in dem sie forderten, die Finanzierung der Homöopathie über die Krankenkassen zu beenden. Dagegen regte sich der erbitterte Widerstand von Homöopathie-Befür­wor­te­r:innen.

Homöopathie und damit Placebo mit Eso-Aufpreis wird zur Privatsache

Paula Piechotta, Ärztin

Um den Konflikt zu entschärfen, schlug der Bundesvorstand die Gründung einer Kommission aus Gesundheits- und Wis­sen­schaftspolitiker:innen sowie Parteiführung und An­trag­stel­le­r:innen vor. Doch daraus wurde nichts. Im Januar stoppte die Grünen-Spitze das geplante Gremium. Der Bundesvorstand sei „einstimmig zu dem Ergebnis gekommen, dass eine vertrauensvolle und erfolgreiche Arbeit dieser Kommission nicht möglich ist“, begründete er seine Entscheidung.

Zur Chefsache gemacht

Stattdessen nahm sich Habeck persönlich der Sache an. Mit Unterstützung von Fachleuten aus grüngeführten Landesgesundheitsministerien erarbeitete er über den Sommer hinweg einen Kompromissvorschlag. Dessen Grundzüge skizzierte Habeck am Sonntag im ARD-Sommerinterview. Kernpunkt ist, dass die Möglichkeit von Wahltarifen zur Erstattung homöopathischer Behandlungen geschaffen werden soll. Wer einen solchen Tarif wählt, kann dann die homöopathische Behandlung von der Gesetzlichen Krankenkasse erstattet bekommen.

„Dann gibt es ein Solidarsystem innerhalb der Homöopathiemedikamentenliebhaber, aber die Allgemeinheit zahlt dann nicht dafür“, sagte Habeck. Generell gelte allerdings, dass homöopathische Mittel nicht bei lebensgefährlichen Erkrankungen empfohlen oder eingesetzt werden dürften.

Die Globuligegner:innen zeigen sich zufrieden: Habecks Vorschlag sei „deutlich homöopathiekritischer als alles, was SPD und CDU zu dem Thema aktuell fordern“, twitterte die Leipziger Ärztin Paula Piechotta, eine der Wortführer:innen. „Homöopathie und damit Placebo mit Eso-Aufpreis wird zur Privatsache.“

Die homöopathische Behandlung ist eigentlich keine reguläre Kassenleistung. Es besteht deshalb auch kein gesetzlicher Anspruch auf Kostenübernahme. Allerdings erstattet inzwischen ein Großteil der Krankenkassen Versicherten trotzdem die Kos­ten. Die Bundes­ärzte­kammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung haben sich mehrfach für ein Ende der Erstattungen ausgesprochen.

Schwer genervt von dem Thema hoffen Habeck und seine Co-Chefin Annalena Baerbock, es nun endlich abschließen zu können. Dass diese „vergleichsweise kleine und detailverliebte Frage“ eine solche Aufmerksamkeit erregt habe, „gehört sich nicht“, findet Habeck. „Wir haben andere Probleme im Gesundheitssystem.“

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79 Kommentare

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  • Viel Kommentare, nirgendwo finde ich aber die Mitteilung, dass die Kosten für Homöopathie anteilmäßig so gering sind (googlen!!), dass mir die Diskussion massiv aufgebläht erscheint. Wie wäre es, mal die Ursachen z.T. horrender Kosten stärker in die Tarife miteinzubeziehen, so wie das bei den Autoversicherungen seit Jahrzehten selbstverständlich ist.

    • @Sarg Kuss Möder:

      Es geht ja auch nicht um die Kosten.

      Das sind 20 Millionen Euro, das ist bei 40 Milliarden Haushalt der GKV vernachlässigbar.

      • @Sven Günther:

        Es geht nicht um die Kosten? Um was denn dann? Ich lese von empörten Menschen, die mit ihrem KV-Beitrag die Homöopathie mitfinanzieren müssen. Ok, sind ja nur 0,05 %, aber die Empörung ist groß. Allerdings sehe ich nicht, dass die selben Menschen sich über gravierendere Missstände im Gesundheitswesen ereifern, die sie finanziell und gesundheitlich wesentlich teurer zu stehen kommen.

        • @thinktankgirl:

          Grundsätzliches, das ist viel schlimmer...

          • @Sven Günther:

            Sie möchten wegen 0,05 % eine Grundsatzdebatte aufmachen wegen irgendwelchen Globuli, die im schlimmsten Fall keine Schaden anrichten und zudem teurere "schulmedizinische" Medikamente ersetzen und Geld sparen helfen. Und wieviele Medikamentenskandale gibt es, wo die Pharmahersteller Nebenwirkungen verschweigen, wo echter Profit gemacht wird, wo den Patienten manchmal mehr geschadet als geholfen wird. Nach einer sind 20% der meist verschriebenen Medikamente wirkungslos:www.faz.net/aktuel...ngslos-132360.html



            Und: "Von den rund 45.000 Mitteln auf dem Markt seien nur etwa 25.000 geprüft und zugelassen. "



            Und da echauffieren Sie sich wegen ein paar harmlosen und billigen Globuli, die manchen tatsächlichen helfen und wollen Grundsätzliches diskutieren.

  • Ich schätze mal, daß mindestens 2/3 der Arztbesuche eigentlich überflüssig sind und die entsprechenden Symptome oder Erkrankumgen auch von selber und ohne Medikamente vorübergehen würden. Das läßt natürlich viel Spielraum dafür die "Heilung" auf Kügelchen ohne Wirkstoff zu schieben. Menschlich nachvollziebar aber totzdem meiner Meinung nach falsch. Sehr guter Kompromiss!

  • Fragen Sie mal eine Vorständin/einen Vorstand einer gesetzlichen Krankenkasse, die Homöopathie erstattet, warum sie das tun. Hinter vorgehaltener Hand wird man ihnen sagen: "Um lukrative Kunden zu halten, die sonst eventuell in die PKV oder eine andere GKV wechseln würden bzw. die eh schon viel Beitrag zahlen und wenig kosten." Ich wage mal zu behaupten, gingen die alle in einer "Wahltarif-GKV", die Homöopathie erstattet, würden eher die anderen Kassen teurer, die das nicht hätten. Das sind nämlich im Schnitt die unlukrativeren Versicherten.

  • Hevert, deutscher Zuckerkugelmischer, hat alles zum Thema schon auf die Packung geschrieben, zwar nicht in Deutschland, aber in den USA.

    Disclaimer



    Claims based on traditional homeopathic practice, not accepted medical evidence. Not FDA evaluated.

    m.hevert.com/marke...vert-stress-relief

    Und das muss da auf allem Produkten stehen.

    • @Sven Günther:

      Vielleicht sollte man das hier auch mal raufschreiben.

      Eigentlich ist es doch ein Unding, dass ich in eine Apotheke gehe und die Apothekerin mir als Medikament etwas verkauft, dessen Wirkung nicht wissenschaftlich belegt ist.

      • @rero:

        In den USA sind sie gesetzlich dazu verpflichtet, weil sie eben keinen wissenschaftlichen Beweis der Wirksamkeit bringen können.

        In der Drogerie müsste das Zeug stehen, aber Verkauf in der Apotheke ist für das Prestige besser...

        • @Sven Günther:

          Und man kann Apothekenpreise verlangen.

          In den USA hingegen sind die Apotheken ja halbe Drogeriemärkte und ein Pfund Aspirin kostet dort weniger als hier eine Zwanziger-Packung.

          God bless America.

  • Ich möchte an der Stelle an das Interview der Heute Show mit Frau Künast erinnern:



    "es gibt so ne Wissenschaft und so ne Wissenschaft"



    "das sagt die AFD beim Klimawandel auch"



    "Vergleich uns jetzt nicht mit der AFD, das geht gar nicht!"



    Ich finde den Vergleich noch heute gelungen. Man kann nicht auf der einen Seite die Partei des Klimawandels sein und sich aufregen, dass man nicht auf die Wissenschaftler hört und auf der anderen Seite Globuli verteidigen.

    • @alex broe:

      Umgekehrt wird ein Schuh daraus.

      Wenn man den Klimaleugnern zu Recht vorwirft, dass sie die wissenschaftlichen Studien zum Klimawandel leugnen, sollte man auch bei der Homöopathie die Tatsachen der vorhandenen Studien zur Kenntnis nehmen. Sonst misst man mit zweierlei Maß.

      Es gibt zur Homöopathie hunderte von Studien, die den Effekt belegen und - wie schon weiter unten ausgeführt und mit entsprechendem Link belegt - alle vorhandenen Metaanalysen zeigen, dass Homöopathie besser als Placebo wirkt.

      Es ist ein problematisches Verständnis von Wissenschaftlichkeit, wenn man alle Studien ausblendet, die nicht dem eigenen Weltbild und den eigenen Vorurteilen entsprechen. Immer nur zu sagen, egal wieviele Studien es auch gibt, ich glaube trotzdem nicht an die Wirkung der Homöopathie, ist eben wenig wissenschaftlich. Wer also beim Klimawandel zu Recht auf vorurteilsfreie Berücksichtigung der Fakten pocht, sollte auch bei der Homöopathie die Fakten der positiven Studien zur Kenntnis nehmen.

      Sonst hat man ein Glaubwürdigkeitsproblem und verhält sich nach dem wenig wissenschaftlichen Motto, dass eben einfach nicht sein kann, was nicht sein darf.

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @Goetheanist:

        "Es gibt zur Homöopathie hunderte von Studien, die den Effekt belegen". Wenn es so gesichert ist, warum streitet man dann bei den Grünen so vehement darüber?

      • @Goetheanist:

        Es gibt nach über 200 Jahren noch keinen einzigen belastbaren beweis für die Wirksamkeit von Homöopathie. Wenn da was dran wäre, gäbe es da Eindeutiges und nicht nur ein paar Metastudien, die man vielleicht so oder so interpretieren kann. So kann man für ein einzelnes Medikament argumentieren - aber nicht für ein ganzes Wirkprinzip. Der Fall ist abgeschlossen - wenn man die Wissenschaft zur Kenntnis nimmt. Tun Klimaleugner ja aber auch nicht...

    • @alex broe:

      (...)

      Wissenschaftlichkeit bedeutet, vorurteilsfrei die vorhandene Evidenz durch Studien zur Kenntnis zu nehmen.

      (...)

      Nur weil man den Wirkmechanismus nicht versteht, darf man die Tatsachen der in placebokontrollierten Studien nachgewiesenen Wirkungen nicht ausblenden, wenn man für sich wissenschaftliche Objektivität in Anspruch nehmen will. Die Homöopathiekritiker, die nach dieser Methode verfahren, beweisen damit nur, dass die neuere Wissenschaftsentwicklung spurlos an ihnen vorbeigegangen ist. Sie sollten sich vielleicht einmal mit dem Phänomen der Quantenverschränkung befassen, für das der "Wirkmechanismus" auch nicht bekannt ist. Die Logik, dass etwas nicht sein kann, was mir nicht einleuchtet, ist eine eher bornierte Logik und führt zu einem beschränkten Standpunkt, der dann mit Scheuklappen alle Tatsachen ausklammert, die nicht den eigenen Vorurteilen entsprechen. Wie sagte ein bedeutender Denker einmal: wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstößt und es klingt hohl, so muss es nicht an dem Buch liegen. Ähnlich ist es mit der Homöopathie und ihren angeblich so wissenschenschaftlichen Kritikern.

      Beitrag wurde bearbeitet.



      Die Moderation

      • @Goetheanist:

        Wenn die Wirksamkeit so gut belegt ist, wieso schreibt dann Hevert in den USA gegenteiliges auf die Verpackung.

        In dem Fall glaube ich dann doch eher dem Hersteller, der kein Interesse daran haben kann, bewiesene Wirksamkeit zu verschweigen, als irgendeinem dahergelaufenen Gläubigen, der seine Heilslehre verteidigt.

      • @Goetheanist:

        Mit "Quantenverschränkung" kann man natürlich alles behaupten, auch daß die Erde möglicherweise doch eine Scheibe ist.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Goetheanist:

        "Quantenverschränkung"

        wenn sie das Fenster aufmachen, ist die weg. In dem Zusammenhang, den sie konstruieren, ist das Humbug.

  • Das Argument, dass die Mehrheit der Krankenversicherten nicht für etwas zahlen soll, was vermeintlich keine Wirkung hat, mag berechtigt sein. Doch das lenkt ab von den wirklich krass kostensteigenden Unmöglichkeiten im Medizinbereich. Z.B. zum Teil völlig überteuerte Medikamente, private Kliniken, die auf Gewinnmaximierung aus sind, vorschnelle Medikamentierung bei einfachen Krankheitssymptomen usw. usw. Nicht zu vergessen die Lobby, die dafür sorgt, dass bestimmte Grenzwerte so definiert werden, dass massenhaft Krankheitsbilder entstehen, die selbstverständlich mit Medikamenten therapiert werden, die unglaublich profitabel sind.



    Und da kommen die Grünen mit Globoli.



    Und die taz berichtet forlaufend.

    Die KV könnte deutlich kostengünstiger sein, wenn die Politik dies nicht verhindern würde.



    Würde man den Markt für Globoli einmal vergleichen mit dem Markt für Cholesterinsenker mit ihren schädlichen Nebenwirkungen, käme man dem Problem der Gesundheitskosten schon viel näher.

    • @Rolf B.:

      Ja, alles könnte günstiger sein. Auch Autos und Duschgel sind deutlich teurer als die reinen Produktionskosten. Ist aber eine ganz andere Diskussion.



      Sie könnten auch deutlich teurer sein, in den USA zahlt man z.B. ein Vielfaches der deutschen Preise.

      • 9G
        97287 (Profil gelöscht)
        @alex broe:

        2019 bekam man die Globuli in jeden Supermarkt in den Staaten zu einem Bruchteil des Preises wie er hier z.B. Für Globuli der Firma Gudjons oder von DHU verlangt wird.

      • @alex broe:

        Deutschland hat die weltweit zweithöchsten Preise für Medikamente. Der Vergleich mit den USA ist also wenig wert.

        www.stern.de/gesun...tteln-9016614.html

        Ich bin häufig in Frankreich. Dort sind die Preise für Medikamente z.T. drastisch niedriger.

        • @Rolf B.:

          Ob Deutschland an Platz 2 oder 7 steht, hängt davon ab was man betrachtet. Aber wie ich schon schrieb ist das bei dem Artikel gar nicht das Thema. Hier gings um die Frage ob die Krankenkassen Zucker bezahlen sollen, die by the way auch völlig überteuert sind. Ist ja nicht so als wären die Globoli günstig. Da stopft sich halt ein anderer Riese die Taschen voll. Beides zu teuer aber wie gesagt, völlig off topic.

          • @alex broe:

            Es ist nicht off topic, wenn ich zu der Globolideiskussion der Grünen anmerke, dass es mich belustigt, dass die Grünen über Globoli streiten in einem Gesundheitssystem, das von den Kosten her z.T. aus dem Rude gelaufen ist, weil der große Kuchen der KV aufgeteilt wird nach Raubtierart und es viele Möglichkeiten gäbe, die Kosten zu senken und dennoch die Krankenversorgung zu verbessern.



            Insofern fiele mir bei den Kosten für das Gesundheitssystem bzw. die KV bestimmt nicht zuerst ein, über Globoli zu streiten.

            • @Rolf B.:

              Haben Sie eigentlich den letzten Satz des Artikels zu Kenntnis genommen?:



              "Dass diese „vergleichsweise kleine und detailverliebte Frage“ eine solche Aufmerksamkeit erregt habe, „gehört sich nicht“, findet Habeck. „Wir haben andere Probleme im Gesundheitssystem.“

              • @Hans aus Jena:

                Haben die Grünen nun erbittert über Globoli gestritten? Ja oder nein? Und das hat mich amüsiert.



                Den Satz von Herrn Habeck habe ich sehr wohl gelesen. Schön, wenn ich da mit H. Habeck einer Meinung bin. Leider haben die Grünen über wichtige Probleme im Gesundheitssystem nicht diskutiert oder gestritten.

  • Ich finde die Entscheidung richtig. Wer keine Medikamente braucht ist mit der Homöopathie gut beraten. Die hat zwar "nur den Placeboeffekt", aber selbst der existiert ja.

    Wenn der Glaube an die Wirksamkeit alleine schon eine Wirkung erzeugt, dann ist das weit besser, als beispielsweise Antibiotika gegen Virusinfektionen zu nehmen.

    Wer daran glaubt, dem sollte die Zusatzversicherung auch das Geld wert sein. Wer nicht daran glaubt wird damit aber auch vor Kosten bewahrt, die die Gesellschaft nicht tragen muss. Somit gewinnt jeder.

  • Es geht hier nicht nur um Homöopathie. Es geht darum, ob Politik auf Wissenschaft und rationaler Erkenntnis beruhen sollte. Da ist das immerhin ein Punktsieg..

  • Ein durchaus guter Vorschlag. Solidargemeinschaft nur unter Homöopathiebefürwortern. Damit kann ich mich wirklich anfreunden.

  • Das Problem sind nicht die homöopathischen Zuckerkügelchen, sondern die hirnverbrannte Logik der Hersteller und ihrer Akolythen. Vom Glauben an die Wirksamkeit dieser Produkte ist es nur ein kleiner Schritt zu Corona-Leugnung und Impfverweigerung. Jeder der Homöopathie verteidigt, verteidigt die Persistenz dieser Dummheit.

    Ein bisschen Bildung: youtu.be/7tEoehixGvk

  • Wenn es dann bald Tarife mit und ohne Homöopatie geben wird, werden die Krankenkassen die Tarife mit Homöopathie billiger anbieten können, da die Erfolge homöopatischer Behandlung die Krankenkassen nicht so teuer zu stehen kommen. Auch das Problem der Trinkwasserverseuchung durch Medikamentenrückstände entsteht ja nicht durch homöopatische Behandlungsmethoden. Ganz nach dem Verursacherprinzip sollten die Kosten für die Wasserreinhaltung anteilig auf die Medikamentenpreise und auf die Zuzahlungen umgelegt werden. Im Grunde müsste nach jahrzehntelanger, weltweiter positiver Erfahrung mit Homöopathie in den ärztliche Praxen der Tarif mit Homöopathie mit einem Bonus ausgestattet werden und Paula Piochotta beißt vor Wut in den Teppich, wenn all ihre diffamierende Verächtlichkeit nichts genützt hat.

    • @Stefan Muck:

      Beitrag wurde entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.



      Die Moderation

    • @Stefan Muck:

      "...da die Erfolge homöopatischer Behandlung..."

      Sofern überhaupt vorhanden.



      Eigentlich ist Ihr Satz ein Widerspruch in sich.

    • @Stefan Muck:

      Deiner Argumentation nach müsste man die Vier-Säfte-Lehre genauso behandeln.

      Und was erst das Vergraben von Locken unter einer Eiche bei Vollmond alles an Geld spart.

    • @Stefan Muck:

      Niemand zweifelt daran, dass es günstiger ist jemandem eine Packung Südzucker in die Hand zu drücken als professionell ärztlich versorgen zu lassen.



      Es gibt auch 'ne ganze Menge von positiven Erfahrungen in Bezug auf Handauflegen, Geistheilung, Besuche von Marienschreinen und anderer Quacksalberei. Soll das jetzt auch alles die Krankenkasse übernehmen?



      Es ist ein gefährliches Signal wenn die Krankenkassen den Boden der fundierten evidenzbasierten Medizin verlassen und sowas bezahlen. Wären all die positiven Erfahrungen mehr als ein Placebo Effect dann würde sich das ja auch in Studien niederschlagen.



      Da das nicht der Fall ist ermutigt man damit nur allerlei Aberglaube und gibt anderen noch gefährlicheren "kritikern der Schulmedizin" Auftrieb.

    • @Stefan Muck:

      Ja, stark verdünnte Arzneimittelrückstände im Abwasser kann man als Problem sehen. Das wirkliche Problem sind da aber die Globuli-Rückstände im gleichen Wasser. Während unbestritten ist, dass die Wirkung naturwissenschaftlicher Arzneistoffe mit der Verdünnung abnimmt, ist das bei homöopathischen Mitteln ja anders. Sie werden im Abwasser millionenfach potenziert, und verseuchen damit flächendeckend ganz Deutschland. Ich wundere mich, dass überhaupt noch jemand auf den Beinen ist.

      • @TheBox:

        Der war ziemlich gut...

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Egal, wie man zur klassischen Homöopathie stehen mag. Eines wird bei diesen Debatten immer sehr deutlich. Die öffentliche Homöopathiekritik hat in Deutschland signifikant faschistoide Züge. Solche Menschen wünsche ich mir nicht in Machtpositionen.

    • @05838 (Profil gelöscht):

      Diese bösen faschistoiden Anhänger der "Schulmedizin", die verbort die Überlegenheit von Zuckerkugeln nicht anerkennen wollen und stattdessen auf pseudowissenschaftliche Methoden wie evidenzbasierte Studien vertrauen...



      Solche Leute sind wirklich schlimm.

      • @Huege:

        Die Feindseligkeit ist schon erstaunlich...

    • @05838 (Profil gelöscht):

      na klar - Kritik an unwissenschaftlichen Methoden muss faschistoid sein. Mindestens!

    • @05838 (Profil gelöscht):

      Wie äußern sich denn diese "signifikant faschistoiden Züge"?

      Gab es schon Tote?

      Hat die Homöopathie-Kritik-SA schon Veranstaltungen gesprengt?

      Klären Sie mich bitte auf.

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Ich finde, dass man Homöopathieanhängern, abseits der Notfallversorgung, die Wahlfreiheit geben sollte, ob sie Beiträge in die gesetzliche Kasse zahlen müssen oder nicht.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @05838 (Profil gelöscht):

      Was machen sie bei einem Unfall? Beinbruch oder Milzriss mit Globuli behandeln? Hab ich noch nicht gehört...

      • 0G
        05838 (Profil gelöscht)
        @4813 (Profil gelöscht):

        Selber zahlen. Das ist deutlich weniger als Kassenbeträge.

  • Es geht ja nicht um Homöopathie oder Allopathie sondern darum, welchen Einfluss die unerbittliche Fraktion der Esoteriker hat. Homöopathen, Anthroposophen, verhinderte Ärzte, Geistheiler etc. sind eine intellektuelle Hypothek, vertreten aber eine bedeutenden Wählergruppe. Wie kann man sie einbinden, ohne die aufgeklärte Schicht zu vergrätzen. Vor diesem Hintergrund gefällt mir Habecks Kompromiss gut.

    • @K2BBQ:

      Richtig. Es geht ganz grundsätzlich darum, ob durch eine Kostenübernahme obskurantistischer, unwissenschaftlicher Quatsch aufgewertet werden soll. Wer Homöopathie gut findet, kann Religionsunterricht nicht schlecht finden...

  • Habeck hat bei der Homöopathie offenbar ähnlich große Wissenslücken wie bei der Bafin.

    Die Wirksamkeit einer medizinischen Methode wird durch Metaanalysen der verfügbaren Studien evaluiert. Bei der Homöopathie ist das Ergebnis der vorhandenen 6 Metaanalysen eindeutig, wie aus einem wissenschaftlichen Gutachten hervorgeht. Zitat:

    "Alle Primäranalysen dieser sechs Meta-Analysen zeigten einen positiven Therapieeffekt der Homöopathie über Placebo hinaus. "

    www.ifaemm.de/Abst...ntrag_V01_2019.pdf

    Zudem ist bekannt, dass durch Homöopathie der Einsatz von Antibiotika deutlich reduziert werden kann. Angesichts von ca. 33 000 jährlichen Todesfällen in Europa aufgrund von Antibiotikaresistenzen ist es schon erschütternd, dass Habeck, um sich bei der kleinen, aber medial aggressiv auftretenden Skeptikerlobby anzubiedern, es billigend in Kauf nimmt, dass künftig noch mehr Patienten auf Antibiotika zurückgreifen werden. Denn das soll ja wohl die neue, nicht mehr wirklich grüne Sozialpolitik à la Habeck sein: Chemie mit viel Nebenwirkungen für Mensch und Umwelt für alle, Homöopathie ohne Nebenwirkungen für Mensch und Umwelt nur noch für die, die sich einen Zusatztarif leisten können.

    Man kann eigentlich nur hoffen, dass sich die große Gruppe der Grünenpolitiker und Mitglieder, die statt auf Chemie auf eine wirklich ökologische Politik setzen, bald von den Habeck-Grünen abspalten. Dann werden die Grünen ihr Agenda 2010 Trauma erleben. Vielleicht führt das ja dann zur Rückbesinnung auf die ökologisch denkende Basis...

    • @Goetheanist:

      Mit der gleichen Begründung kann ich verlangen, dass mir bei Zahlung eines Zusatztarifes die Ausgaben für die Ziege, die ich zur Heilung von Krankheiten immer opfere, bezahlt werden.

      • @Suryo:

        Gut gegeben.

        Mr. Goethe kommt immer wie Kai aus der Kiste, wenn es um Homöopathie geht.

      • 9G
        97287 (Profil gelöscht)
        @Suryo:

        Ja, warum nicht. Wenn ich eine Zusatzversicherung für solche Dinge abschließe, ist das in Ordnung. Sie können sich gegen alles versichern, sogar gegen Arbeitslosigkeit, Krebs jeder Art, Fahrraddiebstahl und Einbruch, warum nicht auch für Tieropfer bei ernsthaften Erkrankungen.

    • @Goetheanist:

      Zum verlinkten „Gutachten“ nur so viel: Der Text schreit von vorn bis hinten nach einem Statistik-Grundkurs. Die „Auswertung“ der z.T. ohnehin schwachen Meta-Analysen wird ad absurdum geführt, wenn am Ende doch jede Einzelstudie unabhängig ihrer methodischen Mängel oder einer etwaigen irrelevanten Effektgröße als Beleg für die eigene Auffassung gewertet wird, und das sogar ganz ohne statistische Signifikanz. Von doppel oder gar dreifach verblindeten Studien kann man ohnehin nur träumen.

      Davon ab: „Homöopathie ohne Nebenwirkungen für Mensch und Umwelt“ ist eine sehr entlarvende Aussage. Kein Pharmakon mit Wirkung ist nebenwirkungsfrei! Überhaupt ist die Prämisse der Auswirkungen von Homöopathie auf Antibiotikaverordnungen äußerst zweifelhaft. Wieso sollte ein Arzt der heute lieber Globuli als Antibiotika verordnet, bei geänderter Finanzierungslage dann doch wieder letzteres verordnen? Btw, ist jedes Arzneimittel (mit Wirkung), sei es noch so pflanzlich oder „natürlich“, Chemie pur, sonst könnte es gar nicht wirken. Ich finde es lachhaft, wie sehr das Framing der Globuli-Industrie Homöopathie sei ein „Naturheilverfahren“ verfängt. Nichts, aber auch wirklich gar nichts an Homöopathie ist natürlich oder ökologisch.

    • @Goetheanist:

      Für alle Metaanalysen gilt der schöne Satz "garbage in garbbage out". Soll heißen, wenn die zugrundeliegenden Studien schwach sind, liefert auch die Metaanalyse ein fragwürdiges Ergebnis.



      Das kann auch gar nicht anders sein, da die Basisnaturwissenschaften Physik und Chemie keinen Mechanismus kennen nach dem die Wirksamkeit Homöopathischer Rezepturen auch nur denkbar ist. Hahnemann war in seiner Zeit mit Sicherheit ein guter Arzt und scharfsinniger Beobachter. Schaut man sich an, was die Ärzte zu seiner Zeit sonst so getrieben haben, war die Homöopathie mit Sicherheit ein echter Fortschritt.



      Heute sollte sich jeder Kügelchen Fan fragen ob er sich nach einem Konzept behandeln lassen will, dass seit Napoleons Zeiten unverändert geblieben ist.

      • @Thomas Dreher:

        Es wird ja bis heute auch noch erfolgreich mit Besen gekehrt. Sogar schon vor Napoleon. Und das hat seinen guten Grund.

        • @Stefan Muck:

          nicht Alles was hinkt ist ein Vergleich.

      • @Thomas Dreher:

        "Heute sollte sich jeder Kügelchen Fan fragen ob er sich nach einem Konzept behandeln lassen will, dass seit Napoleons Zeiten unverändert geblieben ist."



        Nun, große Teile der Theorien zum heutigen und vorherrschenden Wirtschaftssystems (neoliberal) basieren auf der Idee der "unsichtbaren Hand".

        • 8G
          83379 (Profil gelöscht)
          @thinktankgirl:

          Nein tun sie nicht, und Adam Smith verwendete den Begriff auch eher ironisch.



          Moderne Wirtschaftstheorien sind was ihre Komplexität (wohlgemerkt bedeutet das nicht zwingend das sie Richtig sind) von Adam Smith soweit entfernt wie die Medizin von Napoléons Zeiten.

          • @83379 (Profil gelöscht):

            Können Sie mir eine Quelle nennen, daß Smith die "unsichtbare Hand" ironisch benutzt. Ich glaube, Sie irren sich da gewaltig. Im heutigen Neoliberalismus wird sehr wohl auf die Grundidee der "unsichtbaren Hand" rekurriert. link.springer.com/.../s10780-013-9174-2

    • @Goetheanist:

      Danke für den guten Beitrag.



      Ich stimme Ihnen zu - gerade in der aktuellen Entwicklung sieht man, dass von den Grünen nicht mehr viel an eigenständigem Denken und Handeln zu erwarten ist. Der Wunsch, einmal zu regieren und nirgendwo anzuecken ist einfach zu stark.

  • Zitat: "Dass diese „vergleichsweise kleine und detailverliebte Frage“ eine solche Aufmerksamkeit erregt habe, „gehört sich nicht“, findet Habeck."



    Es geht nicht vorrangig um die Frage, ob Globuli von den Kassen finanziert werden sollen oder nicht. Dafür sind die viel zu billig. Jeder kann sich Globuli leisten, das ist nicht das Problem. Hinter dem Konflikt steht die Abkehr der Grünen von ihrer Gründergeneration. Diese war sehr kritisch gegenüber der Chemie- und Pharmabranche und hat versucht, für alle deren Produkte naturnahe Alternativen zu finden - Jutebeutel zum Beispiel - die hatten eine besondere Symbolik in den 80ern. Gentechnik ist auch so ein Thema, dem die "alten" Grünen grundsätzlich entgegenstanden. Heute hört man von jüngeren Parteimitgliedern durchaus Stimmen, die manche Formen der Gentechnik befürworten.



    Vielleicht war das, was früher von Grünen vertreten wurde, zu dogmatisch, vielleicht kann eine Partei aber auch nur dann ihr Gesicht wahren, wenn bestimmte Prinzipien aufrecht gehalten werden.



    Ich kenne ehemalige Parteimitglieder, die die Grünen nach Eintritt in den Kosovokrieg verlassen haben. Pazifismus war eben auch eine der tragenden Säulen dieser Alternativpartei, die dann im Zuge der Regierungsbeteiligung und der Koalitionsfähigkeit beiseite gestellt wurde. Die Grünen haben sich eben gewandelt, vielleicht sind sie moderner, vielleicht aber auch stromlinienförmiger, für eine breite Masse wählbar und somit für fast alle anderen Parteien zu einem denkbaren Koalitionspartner geworden.

    • @wollewatz:

      Im Klartext: Sie beklagen sich, dass die Grünen dazu lernen und nicht dogmatisch an alten Ansichten festhalten?



      Das hätte jetzt bei mir eher auf der Plus-Seite gestanden… aber jeder so wie er mag.

    • @wollewatz:

      Homöopathie ist weder naturnah noch eine Alternative zur Pharmabranche. Es ist schlicht Esoterik, an der Pharmaunternehmen gut verdienen....

  • Ich bin selber Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen. Mich hatte schon bei der letzten BDK die Entscheidung geärgert dieses Thema innerhalb der Parteiführung zu diskutieren. Wie erwartet ist das Ergebnis für mich sehr enttäuschend. Ich kenne keine seriöse wissenschaftliche Untersuchung die eine positiven Effekt bei Globuli nachweisen konnten. Der Placebo Effekt in der Medizin ist bekannt, aber ich sehe nicht ein das homöopathische Mittel von den Krankenkassen bezahlt werden, wenn die Wissenschaft eindeutig gezeigt hat das von Globuli keine nachweisbare Wirkung ausgeht. Ich bin mir sicher das bei der BDK in Karlsruhe dieses Thema noch einmal Hitzig diskutiert wird. Ich hoffe die Parteiführung findet keine Grund das Thema wieder von der Agenda zu nehmen.

    Viele Grüße aus Blaustein bei Ulm,



    Markus Stüker

    • @Markus Stüker:

      Das Ergebnis ist natürlich ein Kompromiss und Kompromisse sind meist nicht besonders schön anzusehen. Ich kann aber damit Leben, denn wenn es einen Sondertarif für Homöopathie gibt werden die Kügelchen ja nur noch von der Gemeinschaft der Gläubigen gezahlt und das ist doch ok.

  • Na super, jetzt muss ich endlich nicht mehr selbst bezahlen, danke.