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Kolonialisten-Statue in BristolHöflichkeit hilft nicht mehr

Gastkommentar von Anthony G. Reddie

In Großbritannien begegnen Schwarzen Menschen ständig Statuen von Männern, die unsere Vorfahren versklavt haben. Unsere Gefühle zählen einen Dreck.

Bristol am 7. Juni: Die Statue von Sklavenhändler Edward Colston wird zum Fluss Avon gerollt Foto: Giulia Spadafora/NurPhoto/picture alliance

D ie Bewegung Black Lives Matter wurde ins Leben gerufen, um der offenkundigen Tatsache etwas entgegenzusetzen, dass das Leben Schwarzer Menschen nicht zählt. Dabei geht es nicht nur um eine wirtschaftliche oder rein materielle Frage, es geht auch um scheinbar „flüchtige Dinge“ wie die Folgen für unsere Psyche und damit verbunden die Frage nach der gesellschaftlichen Repräsentanz.

Es war interessant zu sehen, wie besorgt einige Weiße jetzt um Recht und Ordnung und Regierungsfähigkeit und Eigentum sind, weil die Statue von Edward Colston in Bristol, Großbritannien, von Demonstrierenden niedergerissen wurde.

Ich habe ein Jahr lang in Bristol gearbeitet und begegnete ständig Statuen zu Ehren von Männern, die meine Vorfahren versklavt haben. Höfliche Petitionen, die Statue Colstons und anderer zu entfernen, wurden ignoriert. Lange bevor ein sogenannter Pöbel die Statue in den Fluss warf, hatten Schwarze Aktivisten darum gebeten, solche Denkmale in Museen unterzubringen, wo die hingehen können, die sie unbedingt sehen wollen, uns aber die Demütigung der Beleidigung unserer unterdrückten Vorfahren erspart bleibt. Weiße Behörden haben unseren Anspruch darauf ignoriert, denn unser Leben zählt nicht, und mit Blick auf die selbstzufriedene Geringschätzung Weißer uns gegenüber zählen offensichtlich auch unsere Gefühle nicht.

Im Jahr 2007 leiteten ich und viele andere eine Kampagne zur Schaffung eines nationalen Mahnmals ein, mit dem der Zeit des Sklavenhandels und der zig Millionen gedacht werden soll, die unter dem Joch der Sklaverei des Britischen Weltreichs gestorben sind. Wir waren friedlich, respektvoll und versuchten es über die üblichen friedlichen Kanäle – zuerst bei der Labour-Regierung unter Tony Blair, dann bei der Regierungskoalition aus Tories und Liberaldemokraten und schließlich bei der Regierung von Theresa May: Sie haben allesamt unsere Bitte überhört.

Bevor ein so genannter Pöbel Colstons Statue in den Fluss warf, hatten Aktivisten um deren Entfernung gebeten

Anthony G. Reddie

ist ein Schwarzer Theologe aus Großbritannien. 2015 wurde er als Außerordentlicher Professor für Theologie an die University of South Africa berufen. Gegenwärtig ist er Direktor des Oxford Centre for Religion and Culture am Regent’s Park College der Universität Oxford.

Wir waren friedlich und respektvoll und machten unsere Eingaben auf althergebrachte friedliche Weise. Aber wir wurden ignoriert, denn unser Leben und unsere Gefühle interessieren einen Dreck!Wir haben dafür gekämpft, dass Großbritannien sich für seine Beteiligung am Sklavenhandel entschuldigt, und Blair erklärte, es täte ihm sehr leid. Aber entschuldigt hat er sich nicht, weil der Sklavenhandel, gebilligt von einem System habgieriger Handelsinteressen, damals legal gewesen sei. Also keine Entschuldigung und schon gar keine Entschädigung.

Wieder haben wir niemanden eingeschüchtert, uns nicht wie ein Mob aufgeführt. Wir brachten Argumente vor, einige von uns schrieben Bücher, Essays, Artikel – und es änderte sich gar nichts. Wir leben also weiterhin mit dem psychologischen und seelischen Schaden, den der Blick auf Denkmale für Menschen, die Millionen an dem Handel mit dem schwarzen Fleisch unserer Vorfahren verdient haben, angerichtet hat. Und dabei sind wir noch nicht einmal bei den Auswirkungen wirtschaftlicher Not und gesellschaftlicher Benachteiligung angelangt, denen ein Schwarzer Körper im postkolonialen Großbritannien ausgesetzt ist.

Wo war die Kritik an der Komplizenschaft der Kirche?

Für mich war es interessant, nach dem Niederreißen einer Statue die üblichen besorgten Stimmen Weißer Menschen zu hören, die um Recht und Ordnung fürchten und die Gefahr einer Herrschaft des Pöbels heraufbeschwören. Warum waren ihre Stimmen nicht schon früher zu vernehmen? Wo waren die britischen Universitäten und Theologen, um die Komplizenschaft der Kirche bei Sklavenhandel und späterem Kolonialismus aufzudecken, an dem sich alle Kirchen bereichert haben, die Schwarzen aber lehrten, sich selbst zu hassen?

Mein Freund Delroy Wesley Hall, ebenfalls ein Schwarzer Theologe, erzählt von in Großbritannien lebenden Schwarzen Menschen, die mit einer Form des „immerwährenden Kreuzesleids“ zu kämpfen haben: Wir stecken nach unserer gesellschaftlichen und kollektiven Kreuzigung in einem ewigen „Karsamstag“ fest, ohne dass sich ein „Ostersonntag“ abzeichnete.

Weiße können sich also darüber beschweren, dass wir uns nicht an die Regeln halten, während unsere Beschwerden übergangen und gar mit Verachtung behandelt worden sind! In diesem Augenblick der Geschichte werde ich deshalb Weißen nicht für ihre Entschuldigungen danken und für ihren Kniefall und ihre Erklärungen und ihre Beteiligung an Demonstrationen, was sie nicht das Geringste kostet, während wir von einer „existenziellen Kreuzigung“ betroffen sind, deretwegen wir auch häufiger mit seelischen Erkrankungen wie Schizophrenie zu kämpfen haben als andere.

Ich werde Weiße Menschen nicht zu „lehren“ versuchen, wie sie mit ihrem Unbehagen und ihren Gefühlen umgehen sollen, während ich und unzählige Schwarze Menschen Angst haben, unser Haus zu verlassen, weil wir zu denen gehören könnten, die unverhältnismäßig häufig angehalten, inhaftiert und verhört werden von unserer angeblich so freundlichen Polizei, wenn sie sich nicht an die Ausgangsbeschränkungen gehalten haben. Einige von uns haben ganz einfach genug von der Heuchelei der Weißen und dem plötzlichen Interesse an unseren Belangen, nachdem sie sich in all den Jahren so gut wie gar nicht dafür interessiert haben.

Systemischer Rassismus beginnt nicht mit dem Tod von George Floyd und wird auch nicht enden, nur weil Weiße Menschen überwältigt von liberalen Schuldgefühlen die Hände ringen, uns erzählen, wie leid ihnen das mit dem Rassismus tut, der unser Leben zerstört – nicht das ihre! Einige von uns werden weiterkämpfen, aber wir sind müde und noch viel wütender, als ihr euch vorstellen könnt. Also wagt es bitte nicht, uns zu erzählen, wie wir uns verhalten sollen, denn wenn wir nach euren Höflichkeitsregeln gespielt haben, dann hat euch das einen Dreck gekümmert!

Aus dem Englischen von Rosemarie Nünning

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44 Kommentare

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  • Es gibt wieder Sklavenhandel. Sie zerteilen in Deutschland tote Tiere für die Billigwurst und werden in engesten und erbärmlichsten Verhältnissen untergebracht. Dann brüstet man sich noch damit, dass es ihnen zu Hause ja noch viel schlechter ginge! Die ganzen brüllenden Rechtsradikalen Faulenzer aber wollen diese Jobs nicht machen. Dann hält man sich lieber Sklaven. Und die Betreiber der Fleischfabriken bekommen Fördermittel und weil sie vielleicht die örtlich Grundschule unterstützen womöglich noch ein Denkmal.

    • @Maria Burger:

      Bitte, bitte keine schiefen Vergleiche! Den Arbeiter*innen in den Mega-Schlachthöfen geht es dreckig, das stimmt schon, aber die Sklaverei in den Südstaaten bis Mitte der 1860er Jahre war die Hölle auf Erden dagegen! Wer das vergleicht muß zu dem Schluß kommen dass dies keinesfalls dasselbe ist!

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Maria Burger:

      Da verharmlosen sie aber Sklaverei.

      Man muss Ausbeuter wie diese Wurstfabrikanten verachten, aber Sklaverei ist das nicht.



      Und wenn sie die Menschen in menschenwürdigen Quartieren unterbringen würden, wäre die Wurst immer noch billig, der Wurstfabrikant hätte aber eine kleinere Luxusyacht mehr.

      Die ganzen Rechtsradikalen sind nicht unbedingt Faulenzer sondern Gymnasiallehrer oder Werbefuzzis, wie die letzte Golf-werbung beweist.

  • Das ließe sich auch auf hiesige Verhältnisse übertragen. Spontan fällt mir da der Namen des Ubahnhofs in Berlin-Mitte, die "M***straße", samt den Protesten dagegen ein. Diese hat es seit vielen Jahren gegeben. Trotzdem gibt es den Namen immer noch. Sicherlich gibt es da noch unzählige weitere Beispiele. Eine Schande ist das.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Uranus:

      Es geht noch weiter.



      Platin-Mohr, Mohrrüben.



      Der Mohr in Struwwelpeter.



      Schiller.



      Toben sie sich aus.

  • Sei doch höflich!



    Höflich mit dem Pack?



    Mit Seide näht man keinen groben Sack!



    (Geheimrat Goethe in's Poesiealbum einer seiner Neffen(?) )

  • Fanal der Verzweiflung.

    Wirtschaftsverständnis fehlt es seit Bauernkriegen 1525 in deutschen Landen, der Schweiz an Sinn für Ausgleichsmechanismen, die mit Bauernstechen, Bauern Hinrichten, Verbrennen auf öffentlichen Plätzen im Namen von Papst, Kaiser, klerikalen, säkularen Fürsten endete. Die an Leib und Seele verwundet Übriggebliebenen des ungleich asymmetrischen Krieges aufständischer Bauern gegen Truppen des Papstes, Kaisers, Fürsten verelendeten in Leibeigenschaft, denn es war am Horizont die Idee der Bankhäuser Fugger, Welser zu Nürnberg, Stadtrepubliken in Norditalien Venedig, Florenz vom Kapital aufgetaucht, nach der Entdeckung Amerikas durch Columbus 1492 die Ausbeutung Amerikas, der Karibik Völker mithilfe päpstlichen Segens in Gestalt erbeten erteilter Bulle willigen Ausbeuter Vollstreckern vorzufinanzieren, den in Rom so sehr gewünscht wie von deutschen Landesfürsten abgelehnten Bau des Petersdom zu Rom (1495-1595) gleich mit.

    Alles selige Blaupause Praxis in Spanien mit päpstlicher Bulle Brief und Siegel, die mörderische Re-Christianisierung dort und in Nordafrika nun in Amerika ins Werk zu setzen, samt Versklavung Teilen der Bevölkerung als lebendes Pfand nach Geiselnahme.

    Im Jahrhundert Verlauf folgt Sklavenhandel Dreiecksgeschäft damaliger Küsten Großmächte Dänemark, in England mit Versklaven der Iren, Frankreich, Belgien, Niederlande, Spanien, Portugal, Stadtrepubliken Italiens nicht staatlich sondern durch königliche Vergabe von Kaperrechten an private Sklavenhändler, Schiffseigner auf den Meeren, an allen Küsten der Kontinente, von Europa, Manufaktur Produkte nach Afrika zu verschiffen, die von dortigen Partnern gegen Überlassung von Sklaven übernommen, die nach Südstaaten Nordamerikas in Koggen zwangsverschifft, dort gegen Baumwolle einzutauschen, zurück nach Europa zu segeln.

    Tut Entschädigungsforderung Not, damit allerorten Täter Nachfahren Sündenstolz vergeht, Denkmäler als Zeugnis deren Verbrechen wie von selber verschwinden?

  • Sklaverei.. die Briten haben da eine fiese Vergangenheit. Aber fairer Weise muss man auch sagen, dass viele honorige Kaufleute auf dem Kontinent - auch in Hamburg z.B-_ sich still und leise an dem Geschäft beteiligt haben.



    Übrigens Denkmal in England: Finde, das Ehrenmal für Bomber Harris in London , dem Bomberpiloten Kommandeur des 2. Weltkriegs, den Queen Mum so verehrte, wäre auch gut als Altmetall-Schrott geeignet. Sogar viele Briten (jeder Hautfarbe) sehen es so. Lt. Wikipedia fand er "Bombarments eine humane" Methode". Er wurde aber im Heimatland auch als "the butcher" (der Schächter) bezeichnet - mit über 55.000 Toten unter den britischen Flugbesatzungen auch ein passender Begriff

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Ich kann nicht recht sehen, wo ich was irgendwie legitimieren möchte.""

    ===



    Kein Problem. Habe mir gestern eine neue Brille besorgt. Ich leihe Sie Ihnen - unentgeldlich.

    Sie schreiben :

    ""........lukratives Geschäftsmodell. Sklaven wurden auch nicht verramscht, sondern nach Gesetzen der Marktwirtschaft gehandelt. Im Sklavenhandel waren Schwarze und Weiße also durchaus ebenbürtig.""

    Klartext:

    Sie legitimieren Sklavenhandel, mit der noch dazu falschen und himmelschreienden Behauptung, das Sklaven entsprechend den Marktgesetzen gehandelt wurden.

    Welche Marktgesetze meinen Sie? Meinen Sie das angebliche Marktgesetz der furchtbaren Bedingungen auf den Sklavenschiffen,



    nach denen diese Tortur ca. 19.000 Sklaven die Überfahrt nicht überlebten?

    Oder meinen Sie, das es legitim sei, Menschen mit Waren gleichzusetzen - und das in einer Zeit, in der die Menschheit anfängt zu begreifen, aus Gründen des Überlebens, auch nichtmenschlichen Lebewesen unveräußerbare Rechte einzuräumen?

    Und das mit der Ebenbürtigkeit meinen sie nicht ernsthaft - oder?

    Der Punkt und Ihr Problem:

    Wer Sklavebhandel durch angebliche ökonomische Gesetze versucht zu legitimieren - also die Ökonomie über das Recht auf Leben stellt - der verramscht auch in der Zeit des lebensbedrohenden Klimawandels alle Resourcen, die zum Überleben auf diesem Planet wichtig sind.

  • Super Artikel, den Du da ausgegraben hast, Rosemarie Nünning. Ja, der Sklavenhandel machte die Nordstaaten reich und schuf das rücksichtslose kapitalistische System. Erstaunlich, dass da ausgerechnet Protestanten mitwirkten. In den Avon mit ihm!

  • RS
    Ria Sauter

    Sehr gute Aktion.



    Unverständlich, dass so ein Menschenverächter als Statue weiterhin gebilligt wurde.



    Ja es gab auch Sklavenhandel unter schwarzer Geschäftigkeit. Das ist aber kein Rechtfertigungsgrund diesen Verbrechern einen Gedenkstein aufzustellen, egal ob s chwarz oder weiss.



    Es wird Zeit sie vom Sockel zu stossen.

    • @Ria Sauter:

      Höhö wenn Sie aber nun anfangen konsequent unsere Maßstäbe anzuwenden, bleibt wohl kaum mehr auch nur ein Sockel stehen; von George Washington, Thomas Jefferson, James Madison bis Gandhi würde nix übrig bleiben; aber zugegeben evtl. wär das ja das richtige.

    • @Ria Sauter:

      Och, in Berlin sollte vor drei Jahren sogar eine Straße nach einer Sklavenhändlerin benannt werden: Königin Nzinga von Ndongo und Matamba.

      Da ist die Statur in Bristol, die da gut 100 Jahre rumsteht und aus einer anderen Zeit stammt, fast harmloser.

  • Ich kann die Wut auf die Statue eines Sklavenhändlers und ihre Zerstörung gut nachvollziehen, auch wenn ich demokratische Vorgehensweisen zur Entfernung bevorzugt hätte. Wir werden in der Geschichte keine Heiligen mit weißer Weste finden. So wird man in der nachfolgenden Erinnerungskultur immer die erinnerungswürdigen Leistungen und Schattenseiten abwägen müssen. Im Falle eines Sklavenhändlers, der sein damit verdientes Vermögen auch zu philanthropen Zwecken verwendete, dürfte der Fall indes ziemlich klar sein.



    Auch wenn die Beurteilung von Edward Colston klar ist, so ist doch die Geschichte der Sklaverei keine reine Geschichte von Weiß gegen Schwarz. Herr Reddie schreibt: „Statuen zu Ehren von Männern, die meine Vorfahren versklavt haben.“ Tatsächlich wurde der größte Teil der schwarzen Sklaven nicht von weißen Europäern versklavt, sondern von schwarzen Afrikanern. Sklaverei war lange Zeit in Afrika völlig normal und durch den Handel mit Europäern und Arabern sowie innerkontinental ein lukratives Geschäftsmodell. Sklaven wurden auch nicht verramscht, sondern nach Gesetzen der Marktwirtschaft gehandelt. Im Sklavenhandel waren Schwarze und Weiße also durchaus ebenbürtig. Andersherum war es auch kein einfacher Gedanke, dass Sklaverei ein abzuschaffendes Übel ist. Wie gesagt, in Afrika war Sklaverei lange Zeit ebenfalls etabliert. Aus der Antike weiß man, dass die Anführer von Sklavenaufständen nicht daran dachten, die Sklaverei an sich abzuschaffen. Sie wollten nur Freiheit für sich selbst. Und auch wenn das Christentum tief in die Geschichte der Sklaverei verstrickt ist, so waren es doch weiße Christen, die in Großbritannien und Amerika als erste gegen diese „peculiar institution“ mobil machten.

    • @Marius:

      "Tatsächlich wurde der größte Teil der schwarzen Sklaven nicht von weißen Europäern versklavt, sondern von schwarzen Afrikanern" Wer bitte hat denn die schwarzen Sklavenhändler angeheuert und vor allem, an wen wurden diese Sklaven denn verkauft? Na Weiße!!

      • @joaquim:

        Sklavenhandel in Afrika gab es lange bevor die Weißen dort ankamen. Hauptabnehmer waren die Araber. Diese haben übrigens bis in die 50er Jahre des 20en Jahrhunderts auf der arabischen Halbinsel Sklavenhandel betrieben.



        Die Bezeichnung Sklave leitet sich übrigens von dem Wort Slawe ab. Und das waren auch Weiße.

      • 8G
        83379 (Profil gelöscht)
        @joaquim:

        Der größte Sklavenhandel war der innerafrikanische, gefolgt vom arabischen dann kommt der europäisch-atlantische.



        Die Europäer haben die Sklavenhändler nicht angeheuert sondern deren Markt globalisiert wenn man so will. Aber die Sklaverei als Institution in Afrika hat tiefer liegende Ursachen dann den Westen, das ist aber irrelevant. Unrecht bleibt Unrecht und man sollte keine Statue errichten ob der Herr jetzt mit einem oder hunderttausend Sklaven gehandelt hat ist egal. Unrecht ist Unrecht.

    • @Marius:

      "Waren es weiße Christen, die in Großbritannien und Amerika als erste gegen diese „peculiar institution“ mobil machten." Bitte was? Die Schwarzen Revolutionesversuche zählen nicht? White saviour complex much?

      • @Hans Schnakenhals:

        Es ging dem Kommentator vermutlich darum, wer die Sklaverei in ihrer Gesamtheit auf globaler Ebene abschaffen wollte.



        Man muss natürlich konstatieren, dass schwarze Menschen dazu zu wenig Einfluss hatten. Die Macht der Maroons oder des freien Haitis nach der dortigen Revolution waren da zu begenzt.

    • @Marius:

      Gerade Großbritannien ist ein gutes Beispiel. Nachdem im Empire die Sklaverei abgeschafft wurde, setzte die Royal Navy große Ressourcen dafür ein, den Sklavenhandel über den Atlantik zu bekämpfen. Die Kosten für diese Aktionen waren am Ende gleich hoch oder sogar höher als die Gewinne, die vorher durch Sklavenhandel eingefahren wurden. Großbritannien hat für dieses Verbrechen, das nicht wiedergutzumachen ist, also bereits eingestanden, lange bevor Blair sorry sagen konnte. Interessanterweise in einer Zeit, als das Empire in voller Blüte stand.



      All das entschuldigt natürlich nicht die mentalitäts- und sozialgeschichtlichen Folgen der Sklaverei, wie sie aus den Diskursen über antischwarzen Rassismus bekannt sind. Die Beschäftigung mit der transatlantischen Sklaverei und ihrer geistesgeschichtlichen Legitimierung kann aber dazu beitragen zu verstehen, dass die Hautfarbe als gesellschaftlich relevante Form der Kategorisierung von Menschen geschichtlich einen Anfang hat und auch wieder ein Ende haben kann.

      • @Marius:

        Großbritannien hat die Sklaverei abgeschafft, als sie für die britische Wirtschaft uninteressant wurde. Nicht eher. Und nicht zufällig fällt die Abkehr von Sklavenhandel in eine Zeit, in der die Beziehungen zur jungen USA sehr schlecht waren. Und für deren Wirtschaft war der Sklavenhandel wichtig zur Versorgung der Plantagen im Süden. Der plötzliche Eifer bei der Bekämpfung des Sklavenhandels, war also weniger Produkt von Humanität, als Teil der Maßnahmen gegen die ehemaligen Kolonien.

        "Nachdem im Empire die Sklaverei abgeschafft wurde, setzte die Royal Navy große Ressourcen dafür ein, den Sklavenhandel über den Atlantik zu bekämpfen. Die Kosten für diese Aktionen waren am Ende gleich hoch oder sogar höher als die Gewinne, die vorher durch Sklavenhandel eingefahren wurden."

        Gibt es für diese unwahrscheinliche Behauptung irgendwelche Belege?

        • 9G
          96177 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          leider wird meine Replik nicht veröffentlicht, aber Sie schreiben das wesentliche. Im übrigen gilt für diese unwahrscheinliche Behauptung, daß die Royal Navy vom Steuerzahler finanziert wurde - wesentlich, um die Interessen der großen Handelsgesellschaften umzusetzen, nach dem Verlust der Kolonien in Amerika war das die Britische Ostindien-Kompanie. Das Geschäft lief nicht anders wie heute: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. Mildtätigkeit jedenfalls und christliche Werte spielten keine Rolle, weder damals noch heute.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Realpolitischer Nutzen und ideologischer Wandel gehen oft Hand in Hand. Man kann die abolitionistischen Debatten nicht einfach unter den Tisch kehren. Dass Großbritannien kein Hort der Humanität war, ist gleichwohl unbestreitbar.



          Für die Kosten der Bekämpfung des Sklavenhandels kann ich nur auf Flaig, Weltgeschichte der Sklaverei verweisen, S. 206-210. Da dies mir gerade nicht zur Hand ist, kann ich jetzt keine weiterführende Literatur nennen. Ich bitte um Nachsicht.

          • @Marius:

            "... die abolitionistischen Debatten..."

            fruchteten eben genau, als es nützlich wurde...

            Es wäre interessant zu sehen, auf welche Daten sich Herr Flaig bei dieser Behauptung stützt. Schließlich war die Bekämpfung des Sklavenhandels nur Teil der allgemeinen, ständigen Präsenz der Royal Navy auf den Weltmeeren. Wie will er da die Kosten für diesen Bereich genau quantifizieren? Dazu kommt, dass es auch schwer sein dürfte, alle Gewinne aus dem Sklavenhandel lückenlos aufzulisten.

      • @Marius:

        Ergänzt:



        „Großbritannien hat für dieses Verbrechen, …… also bereits eingestanden, „

        Die Wirklichkeit sieht anders aus, europäische Mächte haben zwar 1884 Berliner Kongo Konferenz unter Regie Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck, da Deutsches Kaiserreich logistisch an Militärstützpunkten, mit Option der Ansiedlung von Untertanen inzwischen interessiert dabei war, dem Sklavenhandel der Stämme in Afrika untereinander propagandistisch unter dem Vorwand Krieg angesagt, Gebiete in unauthorisiert durch Stammesfürsten privatrechtlich in Besitz zu nehmen unter Losung, Kolonien sind effizient zu bewirtschaften, dürfen nicht brachliegen, wie es Portugal vorgehalten wurde, gleichzeitig wurde brachiale Ausbeutung der Kolonien privatisiert mit angeblich leuchtendem Beispiel Belgiens König Leopold II mit seinen privatrechtlich aufgestellten GmbHs im Kongo Delta in Kooperation mit England, US Gesandten. Das koloniale Verbrechen und Verhängnis nahm mit nie dagewesenen ausbeuterischen Dimensionen seinen Lauf, samt Aushebung von Truppen in Kolonien für Ersten Weltkrieg 1914-1918 bei allen kriegführenden Mächten

        Das das ganze privatrechtlich aufgestellte Kolonien Abenteuer seit 1884 zulasten der Staatshaushalte, Stellung von Kolonialtruppen europäische Mächte, Einheimische unter der Knute zu halten zu teuer wurde, hat dazu geführt, dass sie die Segel strichen, auf finanzpolitischen Trichter von Währungsregimen zum Vorteil ihrer Wirtschaften kamen, die bis heute Gegenwart sind u. a. in CFA Franc bzw, CFA Euro Währungszone von 14 Staaten in der Sahelzone mit 155 Millionen Bürgern*nnen seit 1945 bzw. 1998 mit Einführung Euros.



        www.youtube.com/watch?v=GMKbs6l-c4s



        Kongokonferenz 1884 / David Van Reybrouck wiki Buch "Kongo" 2010/2012

      • @Marius:

        „Großbritannien hat für dieses Verbrechen, …… also bereits eingestanden, „

        Die Wirklichkeit sieht anders aus, europäische Mächte haben zwar 1884 Berliner Kongo Konferenz unter Regie Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck, da Deutsches Kaiserreich logistisch an Militärstützpunkten, mit Option der Ansiedlung von Untertanen inzwischen interessiert dabei war, dem Sklavenhandel der Stämme in Afrika untereinander propagandistisch Krieg angesagt unter Losung, Kolonien sind effizient zu bewirtschaften, dürfen nicht brachliegen, wie es Portugal vorgehalten wurde, gleichzeitig wurde brachiale Ausbeutung der Kolonien privatisiert mit angeblich leuchtendem Beispiel Belgiens König Leopold II mit seinen privatrechtlich aufgestellten GmbHs im Kongo Delta in Kooperation mit US Gesandten. Das koloniale Verbrechen und Verhängnis nahm mit nie dagewesenen ausbeuterischen Dimensionen seinen Lauf, samt Aushebung von Truppen in Kolonien für Ersten Weltkrieg 1914-1918 bei allen kriegführenden Mächten



        www.youtube.com/watch?v=GMKbs6l-c4s



        Kongokonferenz 1884 / David Van Reybrouck wiki Buch "Kongo" 2010/2012

        • @Joachim Petrick:

          Herr Petrick, Großbritannien war im 19. Jahrhundert alles andere als antirassistisch - das ist klar. Ich bezog mich mit meiner Aussage v.a. auf die Aktivitäten der Marine in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts. Bis 1867 fing die Marine 1287 Sklavenschiffe ab und machte sich damit nicht eben beliebt.



          (Flaig, Weltgeschichte der Sklaverei, S. 206-210)

      • 9G
        96177 (Profil gelöscht)
        @Marius:

        Sie stellen hier Behauptungen auf, die jeder Grundlage entbehren. Ich bitte um Belege.

        z.B. "setzte die Royal Navy große Ressourcen dafür ein, den Sklavenhandel... zu bekämpfen. Die Kosten für diese Aktionen waren am Ende gleich hoch oder sogar höher als die Gewinne, die vorher durch Sklavenhandel eingefahren wurden. "

        des weiteren:



        "Tatsächlich wurde der größte Teil der schwarzen Sklaven nicht von weißen Europäern versklavt, sondern von schwarzen Afrikanern. Sklaverei war lange Zeit in Afrika völlig normal und durch den Handel mit Europäern und Arabern sowie innerkontinental ein lukratives Geschäftsmodell. Sklaven wurden auch nicht verramscht, sondern nach Gesetzen der Marktwirtschaft gehandelt. Im Sklavenhandel waren Schwarze und Weiße also durchaus ebenbürtig."

        reines Legitimationsgeschwätz.

        • @96177 (Profil gelöscht):

          Ich kann nicht recht sehen, wo ich was irgendwie legitimieren möchte. Mir geht es um eine differenzierte Betrachtung der historischen Entwicklung. Und dass afrikanische Könige mit Sklavenhandel Geld verdienten, rechtfertigt nicht den Sklavenhandel als solchen noch antischwarzen Rassismus, noch möchte ich sagen, dass die Schwarzen, die verschleppt wurden, irgendwie selbst schuld waren. Für schwarze Sklavenhändler spielte die Hautfarbe eben keine Rolle, im europäischen Kontext wurde diese aber benötigt, um die Sklaverei zu legitimieren. Und das ist das zentrale, was von der Sklaverei übrig geblieben ist.



          Ich möchte auch nicht die Sklavenaufstände kleinreden oder die Weißen glorifizieren, sie hätten die Sklaverei abgeschafft. Sklaverei in der Neuzeit war von Beginn an nicht unumstritten. Die Anfänge des Abolitionismus gehen auf kleine christliche Gruppen wie die Quäker zurück, die dafür erwartungsgemäß viel "Gegenwind" bekommen haben.



          Wer sich für das Thema interessiert:



          Egon Flaig, Weltgeschichte der Sklaverei.



          Jürgen Osterhammel, Sklaverei und die Zivilisation des Westens.



          James Walvin, A short history of slavery.

          • @Marius:

            Danke für die Informationen ihrerseits.

          • 9G
            96177 (Profil gelöscht)
            @Marius:

            was übrigens die mildtätigen Werke der ganz großen Profiteure anbelangt, so schließt sich der Kreis:



            www.spiegel.de/spi...nt/d-29787365.html

          • 9G
            96177 (Profil gelöscht)
            @Marius:

            Grossbritannien hatte im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg seinen wichtigsten Kolonialbesitz in Übersee- die nordamerikanischen Kolonien - verloren. Wesentliche Voraussetzung für Gehör für die christlichen Sklavereigegner, die im übrigen keineswegs rein humanistisch, sondern ganz modern mit mangelnder Effizienz und Innovationsbereitschaft argumentierten. Die kritischen Stimmen, welche den volkswirtschaftlichen Nutzen der Sklaverei anzweifelten, mehrten sich, so z.B.durch den Begründer der klassischen liberalen Ökonomie, Adam Smith. Letztlich war die mangelnde Rentabilität der Hauptgrund für die Abschaffung des klassischen Sklavenhandels. Die Entdeckung des Rübenzuckers im 19. Jahrhundert, welcher in Europa angebaut werden konnte, beschleunigte den Niedergang der tropischen Zuckerrohr-Plantagen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts verlor so der Sklavenhandel zunehmend an Bedeutung. Obwohl Privatpersonen immer noch Gewinne damit machten. Für GB war Außenpolitik im Interesse des Landes vorrangig. Von daher lag es auch auf der Hand, die Sklavenhaltung in den wesentlich ertragreicheren tropisch gelegenen Kolonien der Franzosen, die Spanier, die Portugiesen und die Holländer zu bekämpfen, um deren Profite zu schmälern. Die Briten lieferten aber im 18. Jahrhundert als wichtigste Seemacht neben Portugal und Frankreich nach wie vor viele Sklaven in die Kolonien.

            Wie die Realität der Abschaffung des Sklavenhandels aussah, zeigt ein Zeitgenosse auf: www.mlwerke.de/me/me12/me12_507.htm

            Dass die Sklavenhändler als „Wohltäter“ in der Heimat auftraten, gehört zum wohlkalkulierten Selbstbild, insbesondere aber zur öffentlichen Imagepflege der schwerreichen Profiteure und Menschenverkäufer von damals bis Rockefeller.

  • Merci für das Augen öffnen!



    Bless You.

    • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

      Danke. …anschließe mich.

      • @Lowandorder:

        Icke och.

        • 0G
          05158 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          Ich mag auch Caroline!



          Sie zappelt und grinst auch wirklich schön.



          Carolin Kebekus - Das Berlinlied



          www.youtube.com/watch?v=6KCxvVmO3wM

        • 0G
          05158 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          OFFTOPIC!



          Det icke zählt nicht mehr so richtig.



          Ausjewandert!



          ;-)

          • @05158 (Profil gelöscht):

            Det ausjewandert zählt nicht so richtig. Ich wohne ja auch in Französien.

        • @Jim Hawkins:

          Na prima, fehlt nur noch der Herr Leiberg, aber, wenn ich das richtig interpretiert habe, hat er sein Profil gelöscht, oder?

      • 0G
        05158 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Guter Beitrag!

        Mal einen anderen Denkmalsturz, der in seiner Historie weltweit betrachtet auch sehr viele Opfer zu betrauern hat.

        www.dctp.tv/filme/...nindenkmals-berlin

        • @05158 (Profil gelöscht):

          Und wann endet die hiesige Höflichkeit mit Bismarck- und Kriegerdenkmälern?

          • 0G
            05158 (Profil gelöscht)
            @Linksman:

            Ich hoffe so schnell wie möglich.!

            Die Zahl der deutschen Kriegerdenkmäler zur Zahl der deutschen Heine-Denkmäler verhält sich hierzulande wie Macht zum Geist.

            Kurt Tucholsky

        • 9G
          96177 (Profil gelöscht)
          @05158 (Profil gelöscht):

          Gott sei Dank bleibt der Adel Europas, insbesondere auch der Geldadel nach wie vor vorm Denkmalsturz verschont. Die modernen Zaren heißen z.B.



          Blackrock und sie beraten neuerdings die Regierung. Glückwunsch, daß man sich als Ringelnatz an Lenins Denkmalssturz erfreuen kann.

          • 0G
            05158 (Profil gelöscht)
            @96177 (Profil gelöscht):

            Also auf die Eins im Namen lege ich schon wert.(Wegen der Urheberrechte)



            Da ich wie schon erwähnt,in die Nebenwirkungen der Partei die immer recht hat(te) involviert war und auch persönlich zu dem eleganten Block i. H. bzw. Menschen die darin wohnten ein persönliches Verhältnis hatte, haben wir zum Denkmalsturz L's. in der Clubgaststätte(unten drinne)kräftig angestoßen. Mehr Erleichterung als Freude!

            Mit der Plastik" Mutter mit totem Sohn von Käthe Kollwitz" in der neuen Wache kann ich mich schon eher anfreunden, gerade oder wegen der Diskussionen, die damals geführt worden sind.



            de.wikipedia.org/w...ter_mit_totem_Sohn



            de.wikipedia.org/w...e_innen_Berlin.jpg