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Auch wenn es dem linksidentitären In-Group/Out-Group-Denken widerstrebt: Rassismus ist keine Besonderheit von Weißen. In den meisten afrikanischen und asiatischen Ländern ist Rassismus wesentlich ausgeprägter als in Deutschland. Zu erwarten, der Rassismus würde in dem Maße abnehmen, wie der Anteil der Weißen an der Bevölkerung der westlichen Länder zurückgeht, ist daher vollkommen naiv.
Rassismus und Vorurteile wird es noch lange nach einem "weißen" Aufbäumen geben. Um zu verstehen, dass Rassismus kein rein "weißes" Problem ist, muss man sich doch nur in Deutschland umschauen. Bzw. zwischen "weißen" Ethnien unterscheiden. Eine konsequente Umsetzung des grundgesetzlich garantierten Gleichheitsrechts sollte eigentlich jeden strukturellen Rassismus beenden.
Mit einer Diversifizierung von Gesprächsrunden und politischen Gremien ist es leider nicht getan, zumal stets die Alibi-Promis auf der "Minderheitenseite" eingeladen werden. Es gibt z.B. nur ganz ganz wenige Minister, die seit 2016 von Trump noch nicht gefeuert wurden oder zurückgetreten sind. Einer ist schwarz, eine ist chinesischer Herkunft. Sie geben dem Präsidenten Rückendeckung in der Behauptung, der "am wenigsten rassistische Präsident aller Zeiten" zu sein.
Also wenn ich die Kommentare hier so lese, gruselt es mich schon.
Naiv wie ich bin, dachte ich, es würde hier einen antirassistischen Konsens geben, der anerkennt, dass man selbst von solchen Ressentiments auch nicht immer frei ist.
So kann's gehen.
Die Hoffnung, dass wir aktuell in einer Zeit des letzten Aufbäumens leben hatte ich schön öfter. Bisher wurde sie immer enttäuscht. Ich habe so langsam meinen Glauben verloren. Viel passiert und am Ende ist sich trotzdem jeder selbst der nächste. Ich glaube wir müssen alle gemeinsam daran arbeiten, dass es vorran geht.
Sorry, aber die Überschrift ist wirklich komplettes Wunschdenken.
@cazzimma Hm...
Da bin ich mir diesmal nicht so sicher. Ich denke viele Zeichen dueten diesmal auf Wandel mit einer relistischen Möglichkeit, Rassismus zügiger hinter uns zu bringen.
Wenn man die Anne Will Sendung heute gesehen hat, hat man nicht den Eindruck, als sei hier schon etwas vom Ernst derage angekommen. Eine völlig unvorbereitete Moderatorin, die hauptsächlich an Trump und der Deutschen Welle interessiert war, selber 0,0 an Impuls in die Debatte geben konnte. Trotz der beiden sehr guten Fach Frauen und einem leidenschaftlich bemühten Cem Özdemjr- erschreckend, wie wenig von dem Rassismus-Problem in Deutschland als Problem erkannt wird. Obwohl Rassismus täglich vor aller Augen stattfindet und in allen Zeitungen steht und sogar eine ausgesprochen rassistische nicht gerade kleine Partei im Bundestag sitzt.
Das alles wird als "normal" und irgendwie alternativlos wahrgenommen. Und geht offenbar problemlos mit dem Satz des Abends, Norbert Röttgens Bemerkung, man sei sich ja einig, was die Verurteilung des Rassismus anging, zusammen...
Jemand, der die Welt so zweigeteilt und unzusammenhängend wahrnimmt - hier die täglichen Informationen über schwersten Rassismus, da der Glaube an die Harmlosigkeit und Harmonie in Deutschland - der ist vielleicht sogar einfach selbst Rassist.
Was ist mit dem Flüchtlingen an den EU-Außengrenzen und in den Lagern. Das mobilisiert kaum noch. Dafür aber Polizeigewalt in den USA? Merkwürdig, Flüchtlinge scheinen wohl aus der Mode zu sein ... Ist das kein Rassismus in gigantischem Ausmaß der HIER bei uns passiert. Sicherlich sind beide Probleme wichtig, aber in den USA sind die meisten nicht wahlberechtigt die hier auf die Straße gehen.
Weiße Menschen sollten endlich einsehen, dass Sie aufgrund Ihrer Vergangenheit farbigen Menschen den Vortritt lassen sollten um eine echte Gleichberechtigung zu schaffen.
@Marlene Gruppner "...dass Sie aufgrund Ihrer Vergangenheit farbigen Menschen den Vortritt lassen sollten.."
Und wie soll das im Alltag aussehen? Eine präventiv devote Haltung gegenüber Schwarzen? Was für ein Unsinn.
Ich habe es immer so gehalten, im Umgang mit meinen Mitmenschen, Hautfarben, Herkunft, sexuelle Orientierung und Religionzugehörigkeit einfach zu ignorieren.
Das funktioniert ziemlich gut.
@Stefan L. Das funktioniert ziemlich gut, wenn man weiss und männlich ist. Wenn man einer strukturell benachteiligten Minderheit angehört, funktioniert das plötzlich deutlich schlechter. Wir sollten nicht vergessen, dass wir die Lebenserfahrung von weniger privilegierten Gruppen selbst niemals erleben können!
Oder etwas deutlicher gesagt -- wäre das auch dein Tipp an George Floyd gewesen -- einfach ignorieren?
Bitte eigene Privilegien reflektieren!
@Marlene Gruppner Können Sie ja gerne machen, wenn Sie das für richtig halten.
Meine Vergangenheit ist lupenrein, einfacher fairer Umgang miteinander reicht.
@Marlene Gruppner Satire?
Also die Demos in Deutschland - meine Beobachtung stammt von Samstag in Berlin - sind nicht die Spitze vom Eisberg sondern der Eisberg selbst. Da sollte man sich nichts vormachen.
Ernüchternd war auch das Bild der Protestierenden am Eingang der Shoppingcenter: da wurden in Gegenwart von ein paar Sicherheitsleuten alle (wirklich alle) Transparente und Schilder in den Dreck gelegt, die man vorher so theatralisch (und medienwirksam) gegenüber der Polizei verteidigt hatte. Nein, das ist keine echte Bewegung, das ist nur Freizeitbeschäftigung.
@TazTiz Ich geriet gestern zufällig an die Demo in Frankfurt und empfand das auch so wie Sie. Freizeitbeschäftigung. Mal mit Freundin ein wenig rausgehn wie andere sonntags auf den Kinderspielplatz. Keine revolutionäre Stimmung.
@05838 (Profil gelöscht) Für die betroffenen Menschen ist Rassismus sicherlich keine Freizeitbeschäftigung.
Genau diese weiße Überheblichkeit ist doch ein Teil des Problems, da Sie ja scheinbar besser als die Betroffenen wissen, wie man gegen Rassismus zu demonstrieren hat...
@03976 (Profil gelöscht) Jemandem vorzuschreiben, welchen Eindruck er von etwas zu haben hat und wie er sich dazu äußern muss, das ist auch ein schönes Beispiel für "Überheblichkeit"..
@Maschor Ich habe lediglich die Kommentare bewertet und niemandem entwas vorgeschrieben.
Natürlich ist es überheblich, wenn ich als Biodeutsche_r (ist einfach mal so geraten) die Demonstrationen als "Freizeitbeschäftigung" verunglimpfe, anstatt einfach mal den Mund zu halten und die Menschen und ihre Anliegen ernst zu nehmen.
Viele Mitglieder der EU werden das wohl nicht mitmachen. Der Brexit war dann erst der Anfang. Am Ende wird man die Grenzen schließen! Auch wenn die EU dann zerfällt. Gut gemacht Open-Border Bewegung!
@02854 (Profil gelöscht) Was würden viele Mitglieder der ERU nicht mitmachen? Wofür trüge die "Open-Border-Bewegung" Verantwortung?
Also in Hamburg waren ne ganze Menge Weiße auf der Demo...
@Oskar Was was zu sagen hätte? Der Titel des Kommentares beginnt so: "GLOBALE Proteste gegen Rassismus ..."
"Jene, die an der Vorstellungen ethnisch homogener oder weiß dominierter Gesellschaften festhalten, geraten hingegen in die Defensive. Das erklärt auch die Aggression, mit der vielerorts auf das gewachsene politische Selbstbewusstsein von Nichtweißen reagiert wird. Nicht umsonst ist von Trumps Präsidentschaft oft als „letztem Aufbäumen des weißen Amerika“ die Rede."
"In Westeuropa und Nordamerika steigt der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund und damit auch der von Nichtweißen – völlig normal und nicht revidierbar in einer zusammenwachsenden Welt"
Andere nennen das den großen Austausch.
Auch wenn bei den Rechten unterschiedliche Personen etwas unterschiedliches unter dem großem Austausch verstehen werden.
Sind sie jetzt etwa auf der dunklen Seite der Macht? Und gibt es dort wirklich Kekse?
@Marcus Dresden Der große Austausch ist gewollt und richtig.
Es wird Zeit, dass der Rassismus ein Ende hat.
Bei der Friedensdemo im Berliner Tiergarten ist BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht die Umjubelte – ganz im Gegensatz zu SPD-Mann Ralf Stegner.
Globale Proteste gegen Rassismus: Das letzte weiße Aufbäumen
Der Mord an George Floyd hat weltweite Auswirkungen. Viele fordern, nicht mehr außen vor gelassen zu werden.
Jetzt reicht's! Foto: Alberto Pezzali/ap
Die Wirksamkeit, mit der sich Nichtweiße gesellschaftliches Gehör verschaffen, hat sich in diesen Tagen verändert. Die „Black Lives Matter“-Demos, an denen allein in Deutschland am Wochenende mehr als 180.000 Menschen teilnahmen, sind nur ein Ausdruck davon.
Die durch den Mord an George Floyd nicht ausgelösten, aber dadurch forcierten Kämpfe um Respekt, Teilhabe, Repräsentation unterscheiden sich von Land zu Land – postkolonial grundiert in Frankreich, als umkämpfter Einwanderungsdiskurs in westeuropäischen Staaten wie Deutschland oder vor dem Hintergrund von Sklaverei wie in den USA. Und gleichzeitig haben sie alle mit der „Pandemie des Rassismus“, wie es der Anwalt Floyds nennt, ein gemeinsames Gegenüber.
Die Forderung, Nichtweißen zuzuhören, wenn sie über Rassismus sprechen, ist nicht neu, aber sie hat jetzt mehr Nachdruck denn je. Es hat sich eine gesellschaftliche Gegenmacht gebildet, die nicht nur gehört werden will, sondern tatsächlich Aussicht hat, Konsequenzen durchzusetzen, von der Straße in die Institutionen hineinzuwirken und von diesen nicht länger ignoriert werden kann.
Dinge kommen in Bewegung, aber in kleinen Schritten. Podien, auf denen nur Weiße über Rassismus sprechen, wird es weiter geben – aber sie werden künftig so gestrig wirken wie schon jetzt solche, auf denen nur Männer sitzen. Die Polizisten, die Oury Jalloh getötet haben, laufen noch immer frei herum – aber die Lüge, er habe sich selbst angezündet, ist widerlegt. Die Forderung, unabhängige Instanzen zu schaffen, die gegen Polizeigewalt vorgehen, wird auf die ein oder andere Weise erfüllt werden – da mag die Polizeigewerkschaft noch so zetern. Und es geht nicht nur um ein Ende rassistischer Übergriffe.
In Westeuropa und Nordamerika steigt der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund und damit auch der von Nichtweißen – völlig normal und nicht revidierbar in einer zusammenwachsenden Welt
Minderheiten lassen sich immer weniger damit abspeisen, außen vor gelassen zu werden, wo Macht und Ressourcen sind. Ihnen hilft dabei ein demografischer Faktor: In Westeuropa und Nordamerika steigt der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund und damit auch der von Nichtweißen – völlig normal und nicht revidierbar in einer zusammenwachsenden Welt. Nicht nur in den USA gibt dies vielen Menschen Hoffnung, Antirassismus aus einer Position zunehmender Stärke verhandeln zu können.
Jene, die an der Vorstellungen ethnisch homogener oder weiß dominierter Gesellschaften festhalten, geraten hingegen in die Defensive. Das erklärt auch die Aggression, mit der vielerorts auf das gewachsene politische Selbstbewusstsein von Nichtweißen reagiert wird. Nicht umsonst ist von Trumps Präsidentschaft oft als „letztem Aufbäumen des weißen Amerika“ die Rede.
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Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Kommentar von
Christian Jakob
Reportage & Recherche
Seit 2006 bei der taz, zuerst bei der taz Nord in Bremen, seit 2014 im Ressort Reportage und Recherche. Im Ch. Links Verlag erschien von ihm im September 2023 "Endzeit. Die neue Angst vor dem Untergang und der Kampf um unsere Zukunft". 2022 und 2019 gab er den Atlas der Migration der Rosa-Luxemburg-Stiftung mit heraus. Zuvor schrieb er "Die Bleibenden", eine Geschichte der Flüchtlingsbewegung, "Diktatoren als Türsteher" (mit Simone Schlindwein) und "Angriff auf Europa" (mit M. Gürgen, P. Hecht. S. am Orde und N. Horaczek); alle erschienen im Ch. Links Verlag. Seit 2018 ist er Autor des Atlas der Zivilgesellschaft von Brot für die Welt. 2020/'21 war er als Stipendiat am Max Planck Institut für Völkerrecht in Heidelberg. Auf Bluesky: chrjkb.bsky.social
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