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Falscher Umgang mit der Tat von HanauIch bin kein Opfer

Gilda Sahebi
Essay von Gilda Sahebi

Auch nach dem Anschlag in Hanau tun wieder alle so, als betreffe Rechtsextremismus nur die „anderen“.

Absperrungen an einer Shishabar, einem der Tatorte des Hanauer Anschlags Foto: Bernd Hartung

A m Morgen nach dem Anschlag in Hanau herrschte bei mir zu Hause der Ausnahmezustand. Meine Mitbewohnerin, Schwarze Deutsche, kam hektisch in die Küche auf der Suche nach ihrem Handy. Sie hat mehrere Cousins in Hanau. Leben sie noch? Diese absurde, grausame Frage hallte in meinem Kopf wider, unaufhörlich.

Meine Mitbewohnerin versuchte ihre Verwandten zu erreichen. Erst hob niemand ab, dann der Rückruf. Die Spannung löste sich in Weinen auf. Bei uns beiden. Familien und Freunde von neun Menschen in Hanau hatten dieses Glück nicht. Neun Menschen tot, außerdem die Mutter des mutmaßlichen Täters und der Täter selbst. Das Leben von Hunderten von Menschen zerstört. Für diese Angehörigen und Freunde gibt es ab jetzt nur noch ein Leben vor Hanau und danach. Für sie wird nichts mehr so sein wie zuvor.

Von der Politik kommen Beileidsbekundungen. Jetzt haben wir es verstanden, aber wirklich. Sogar bei Horst Seehofer ist der Groschen gefallen (mal schauen, wie lange er liegen bleibt, sollte es noch mal einen islamistischen Anschlag geben). Rechtsextremismus sei die größte Bedrohung für Deutschland, sagte er nach dem Anschlag in Hanau. Die Polizeipräsenz vor Moscheen solle verstärkt werden. Seehofer sagte sogar, dass man mit dem Verweis auf Linksextremismus nicht die Gefahr durch den Rechtsextremismus relativieren dürfe. Ach was.

Es ist gut, dass diese Erkenntnisse inzwischen auch in der Politik angekommen sind. Es ist gut, wenn Moscheen beschützt werden. Nur: All das ändert nichts an meinem und dem Gefühl vieler Menschen, „anders“ zu sein in diesem Deutschland. Das Gefühl war da, als die NSU-Terrorzelle aufflog. Es war da, als die AfD im Bundestag einzog. Es war da, als in Thüringen ein Ministerpräsident mit der Hilfe eines Faschisten an die Macht kam. Und es ist jetzt da. Nachdem ein Rechtsextremist in Hanau neun Menschen tötete, weil er sie als „anders“ definierte.

Mir reicht's

Ich habe, ehrlich gesagt, keine Lust mehr, dieses Gefühl ständig zu erklären. Mich zu beschweren, wenn Medien zum tausendsten Mal von „Fremdenfeindlichkeit“ sprechen. Mich aufzuregen, dass in der Bundesregierung zwar drei Saarländer vertreten sind, aber niemand mit Migrationshintergrund. Schockiert zu sein, dass im Land der Schoah Rechtsextremisten Parlamentarier sein können. Mir reicht’s.

Wir führen nach jedem rechtsextremistischen Anschlag, nach jedem Auffliegen rechtsradikaler Gruppen immer wieder dieselbe Debatte. Entweder geht es um Muslime oder um Juden. Auch dieses Mal. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung schlug nach den Morden von Hanau eine Expertenkommission vor, die Muslimfeindlichkeit bekämpfen soll. Weil nur Muslime in Shishabars gehen?

Wir drehen uns spätestens seit der Aufdeckung der NSU-Morde im Kreis. Rechtsextremismus wird externalisiert. Er betrifft die anderen. Er betrifft Menschen mit Kopftüchern, mit Kippa oder mit Davidstern. Wie wunderbar einfach. Damit lassen wir uns den Diskurs seit Jahren von Rechten aufzwingen. Warum sollte die sogenannte Mehrheitsgesellschaft gegen rechts aufbegehren, wenn es doch nur „die anderen“ betrifft?

Merkmale einer vermeintlichen Andersartigkeit

Ja, Menschen, die Merkmale einer vermeintlichen Andersartigkeit tragen, sind stärker gefährdet. Mich griff einmal ein Mann an, weil ich wie eine „Scheißkanake“ aussehe, er attackierte mich erst verbal, dann körperlich. Aber davor hätte mich Polizeipräsenz vor Moscheen auch nicht beschützen können. Beschützen können hätten mich die Dutzenden Menschen um mich herum, von denen nicht eine Person einen Finger rührte.

An jenem Tag fasste ich den Entschluss: Ich bin kein Opfer. Ich will auch keine Beileidsbekundungen. Meine Verwandten sind nicht ermordet worden. Wozu brauche ich Mitleid? Weil ich so arm dran bin, Mi­gra­tions­hintergrund zu haben? Nein, danke. Ich lasse mich auch nicht immer wieder als Teil einer marginalisierten, diskriminierten Gruppe darstellen. Ich bin in einem anderen Land geboren, ja. Ich sehe äußerlich nicht so aus, als würden meine Vorfahren seit Jahrhunderten auf diesem Flecken Erde leben. Na und?

Als Walter Lübcke ermordet wurde, schrieben viele Medien von einer „Zäsur“. Menschen, die seit Jahren von rechtem Gedankengut betroffen sind, konnten da nur bitter lachen. Aber das war wenigstens ehrlich. Ja, Rechtsextremismus betrifft in seinem ganzen Ausmaß jeden Menschen einer Gesellschaft: Homosexuelle, politisch Aktive, Politiker*innen, Jour­na­lis­t*in­nen, Frauen – alle außer die Rechtsextremen selbst. Aber das hat Deutschland immer noch nicht verstanden. Lieber macht die Gesellschaft uns zu Opfern, spricht uns das Beileid aus, hält Mahnwachen. Das reicht nicht mehr.

Nachdem Björn Höcke in Thüringen zeigte, wie weit man als Faschist in diesem Land (wieder) kommen kann, saß ich mit meiner besten jüdischen Freundin zusammen. Wir überlegten: Wann ist es Zeit, das Land zu verlassen? Es gibt für mich keine Rückkehr nach Iran, dem Land, in dem ich geboren wurde. Dort wartet im besten Falle das Gefängnis auf mich, im schlechtesten Fall der Tod. Dennoch mein Schluss: Ändert sich nicht bald etwas in Deutschland, werde ich meine Emigrationspläne konkretisieren. Auswandern in ein Land, in dem es nicht alle paar Monate rechtsextreme Anschläge gibt.

Mit erhobenem Kopf

Mir ist bewusst, dass nicht alle Menschen den Luxus haben, das Land, ihre Heimat Deutschland verlassen zu können – nein, zu wollen. Die meisten kennen überhaupt keine andere Heimat als Deutschland. Aber dieses Gefühl anders zu sein, das auch ich in mir trage, wird mit jedem Ereignis wie in Hanau verstärkt, es bleibt tief in Herz und Seele der Menschen, es bleibt.

Deutschland steht am Scheideweg. Viele Menschen werden nicht mehr hier leben wollen, werden gehen oder gar nicht erst kommen. Deutschland würde nicht nur wirtschaftlich arm, sondern in jeder anderen Hinsicht auch. Langweilig, isoliert, irrelevant. Deutschland müsste den Menschen, die trotz allem hier bleiben und das Land lieben, jeden Tag die Füße küssen.

Sollte ich eines Tages gehen wollen, fühle ich mich dabei weder schwach noch ängstlich. Ich werde nicht mit eingezogenem Schwanz gehen, sondern mit erhobenem Kopf. Ich bin hier nicht das Opfer, sondern Deutschland.

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52 Kommentare

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  • Liebe Frau Sahebi,



    bitte bleiben Sie. Es sind Leute wie Sie, die vielleicht dem einen oder anderen "Das wir man doch noch sagen dürfen"-Sympathisanten zeigt, dass sich unser Land seit 1945 auf eine richtig gute Art verändert hat - aber wir alle dafür kämpfen müssen, dass es auch so bleibt. Meine Kinder haben nicht nur meine Staatsbürgerschaft - und mir gefällt die Welt, in die sie hineinwachsen, gerade immer weniger.



    Das Problem sind nicht in erster Linie die zwei, drei Irren, die zur Waffe greifen - sondern alle die, die ihnen in Politik und "sozialen" Netzwerken den Boden für ihren Hass und Wahn bereiten.



    Ich wünsche mir und uns allen den Mut und die Kraft, dagegen anzugehen, wann immer sich uns die Möglichkeit bietet.

  • Wenn die AfD eines unter Beweis gestellt hat, dann das Leute sich vom Gegenteil überzeugen lassen. Das sie bereit sind ihr Weltbild über den Haufen zu werfen und sich neuen Ideen zu öffnen, im negativen aber auch im positiven Sinne.

    Ich habe meine Pubertät dank der NPD-Blase in der ich aufgewachsen bin weitestgehend in dem "Wissen" verbracht das "Ausländer", speziell die "Südländer" einfach gefährliche Menschen sind die man besser meidet, wenn man keinen Ärger will und bin dann auch so in mein Erwachsenenleben gestartet..

    Was dann ein sehr verwirrender Start wurde, denn außerhalb meiner sozial heruntergekommenen Gegend und meinem rassistischen Umfeld sah die Welt plötzlich ganz anders aus. Ich habe mich noch ein paar Jahre halbherzig gewehrt mir einzugestehen, dass ich all die Jahre falsch lag, doch je mehr Leute ich kennen lernte desto mehr bröckelte mein Weltbild bis ich schließlich beschämt intervenieren musste.

    11 Jahre später bin ich davon überzeugt, dass Aufklärung der Schlüssel ist.Die Leute müssen aus ihren Facebook-Bubbles raus und sich mit der Welt in der sie leben auseinandersetzen. Die Welt ist im Wandel, im Guten und im Schlechten und ob mit oder ohne Migranten. Das kann kein Gesetz und keine Partei der Welt verhindern. Das einzige was wirklich etwas bewegen kann ist wie wir mit der Situation umgehen.

    Jeder von uns ist immer nur ein unvorhersehbares Ereignis davon entfernt, selbst zum Flüchtling zu werden, und dann will auch der letzte AFD-Wähler ein globales Flüchtlingssystem das auf Menschlichkeit, und nicht auf Zäunen basiert.

  • ein bischen einfach machen es sich einige Kommentator_innen schon: eben ein weitere Verrückter, auf den man hätte aufpassen sollen. Dass das Ganze aber in einem Klima des immer lauter werdenden Rassismus, Autoritarismus und Geschichtsrevisionismus bis in die sogenannte gute Mitte hinein passiert, macht m.E. aus so einen Verrückten jemand, der eben nur eine Schritt weiter geht als ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung, die seine grundsätzliche rassistische Haltung durchaus teilen. Von daher ist das nicht zuvorderst ein Problem von Sicherheit, Betreuung usw. sondern ein gesamtgesellschaftliches: Die Rassisten die es schon immer gab, aber bislang nur am Biertisch paplavert haben, äussern sich heute überall und haben eine parlamentarische Vertretung - und der eine oder ander wird, ob irre oder nicht, dies als Aufforderung und Zustimmung für rechten Terror verstehen. Da helfen auch keine albernen gebetsmühlenartig wiederholten Vokabeln wie Brandmauer - wenn wenige Tage nach der Wahl des thüringischen Ministerpräsidenten unter Beteiligung der AfD, die CDU mal wieder nach Wegen sucht das Asylrecht zu verschärfen und die sogenannten "sicheren Herkunfststaaten" ohne Beteiligung des Bundesrates ausweiten will, macht sie AfD Politik. Also keine Brandmauer - inhaltlich ist die Abschottung und Rassismus längts Teil der sich gut wähnenden Mitte geworden. Und das ist das Problem - Irre gab es immer, aber wie weit sie gehen, hat auch etwas mit dem Gesamtklima der Gesellschaft zu tun.

  • Liebe Gilda Sahebi,



    Ich bin eine von Denen, die danach aussieht, als lebten meine Vorfahren schon ewig hier, was vermutlich auch so ist.



    Ich habe diese Erlebnisse von Bedrohung, oder Anfeindung aufgrund einer vermeintlichen Andersartigkeit nicht. Es macht mich unglaublich wütend, dass viele Mitmenschen von dieser Sorge oder Furcht betroffen sind und ich finde es unerträglich, dass die Folge dieser rechtsextremistischen Haltungen und Taten eine weitere Spaltung ist, in die "tatsächlich Betroffenen" auf der einen Seite und die eben nicht konkret Bedrohten/Betroffenen auf der anderen Seite und egal wie sehr ich mir wünschte, sagen zu können es gäbe keinen Unterschied ist allein dass nicht wegzuleugnen. Ich bin wütend und traurig darüber und ja, das Einzige, was wir alle tun können ist immer wieder ganz laut an jeder Stelle deutlich zu machen, dass wir miteinander solidarisch sind und einander beizustehen denn sonst haben wir alle verloren!



    Deutschland war nie ein Land ohne Migration egal zu welchen historischen oder prähistorischen Zeiten als es diesen Staat noch gar nicht gab und wäre ohne weitere Migration vermutlich aufgeschmissen. Und ja Sie haben vollkommen recht, Opfer dieser extremistischen und menschenfeindlichen Haltungen und Taten sind wir alle, ist eben Deutschland!

  • Anschläge egal ob aus Politischer, fremdenfeindlicher oder religiöser Motivation heraus sind Traurig und machen fassungslos.



    Ich bin Deutscher mit Kollegen und Freunden jeglicher Herkunft und wir lassen Jedem sein Leben so Leben wie er es möchte ohne Vorurteile. Ja das geht. Rassismus da sind wir uns alle einig gibt es in jeder Schicht und Herkunft in diesem Land und auch in anderen Ländern.



    Dies ist kein Allgemein Deutsches Problem das ist ein Weltweit Menschliches Problem.



    Mit gegenseitigen Vorwürfen kommen wir nicht weiter eher mit zuhören miteinander reden kommen wir hoffentlich mal zu einem MITEINANDER.



    Fremdenfeindlichkeit in Deutschland betrifft alle egal ob Muslime Juden oder deutsche solange jeder gegen jeden hetzt wird es nicht besser werden. Und was sind für mich Deutsche, ganz einfach alle die hier leben arbeiten und sich eine Zukunft aufbauen und dabei ist die Herkunft völlig egal. Und ja auch Ich habe angst: Mann kann ohne den Gedanken das etwas Passiert kaum noch was unternehmen ob es in eine Bar oder Disco oder einfach nur in die statt ist denn man muss sich davor fürchten das es wieder einen Anschlag gibt egal aus welcher Überzeugung..



    Aber ich habe auch angst um meine Frau wenn sie Sanitätsdienste macht auf Schützenfesten oder weinachtsmärkten oder einfach nur weil sie eine Frau ist. angst vor Rechts habe ich vor allem deshalb weil wir uns alle nur Vorwürfe und verurteile an den Kopf werfen anstatt zusammen zu stehen und gegen sie vorzugehen.



    Wie man sieht wir alle haben angst vor solchen Attentaten aber wir sollten uns davon nicht lähmen lassen sondern nur noch stärker gegen jeglicher Form von Rassismus stehen und das gemeinsam als ein Volk dieses Landes und anderen Ländern

    Ich hoffe das wir alle mit gegenseitigem Verständnis irgendwann eine Friedliche humane Lebensweise zusammen finden.

  • Habe jetzt genug Kommentare gelesen. Lauter kluge Leute, viele haben Recht. Was ich nicht gelesen habe: "Liebe Gilda, bitte geh nicht weg! Wir wollen, dass bei uns bleibst! Wir stehen zu dir. Ich finde, dies ist kein Anlass, seine intellektuelle Überlegenheit zu beweisen.

    Drum sage ich: Liebe Gilda, bitte geh nicht weg! Wir wollen, dass bei uns bleibst! Wir stehen zu dir.



    Und ja: Ich fühle mich auch bedroht, auch wenn ich vom Aussehen her nicht zur Zielgruppe der Dreckschweine gehöre. Das war ja bei Herrn Lübcke auch nicht so. Wehrt euch! Mit allen Mitteln!

  • @Hendrik Flöting: Ja, solch ein Land wäre wirklich toll.



    Aber leider wird es wohl noch eine ganze Weile lang radikale Menschen geben.



    Solange wenige glauben, ihre Lebensweise sei die einzig Richtige und diese Überzeugung anderen auszwingen wollen, wird es immer wieder zu solchen traurigen oder noch schlimmeren Taten kommen. All der Aktionismus der nach solchen Taten immer für kurze Zeit aufflackert, bringt leider nichts. Meist denkt, außer den direkt Betroffenen, schon nach einer Woche kaum noch jemand daran.



    Schlimm finde ich, das gerne gesagt wird, ja die Deutschen sind nun mal so, erinnert euch nur an die Nazi-Zeit … Dann könnten wir auch auf die katholische Kirche zeigen und auf deren Vergangenheit. Schlimmen Taten gab es in der Geschichte der Menschen immer wieder. Und schauen wir genauer hin, werden wir feststellen das diese schlimmen Taten meist von einzelnen oder wenigen ausgelöst oder begangen wurden.



    Fehlende Zivilcourage ist leider auch ein recht global verbreitetes Problem und hat nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun. Viel zu oft kommt es vor, dass die Helfer dann zu Opfern werden da die Aggressoren einfach nur auf Gewalt aus sind.



    Ich bin Deutscher und wehre mich sehr gegen Verallgemeinerungen. Ich habe Freunde in echt allen Bereichen, sei es Glauben, sexuelle Ausrichtung oder Herkunft aber eines haben wir alle gemeinsam:



    Wir sind alle MENSCHEN!



    Und genau dieser Umstand, ein Mensch zu sein, ist der Einzige der zählt. Alles andere ist egal, solange niemand versucht jemanden zu ändern oder schaden.

  • Ausraster tagtäglich...mehrfacheAnzeigen meiner Schwiegereltern haben es nur so weit gebracht, dass er für wenige Tage in eine Anstalt kam--vor 3 Wochen wollte die Polizei die Wohnung durchsuchen auf Drogen..er sagte.. habt ihr nen Durchsuchungsbefehl?nein-den mussten die Waldmeister erst mal besorgen-3 Stunden später haben sie nichts gefunden-was für Hornochsen sind im Dienste dieses Staates on tour?



    Einen Tag nach dem Anschlag von Hanau kam das SEK lautstark und agressiv in Anwesenheit meines Schwiegervaters-die Wohnung verwahrlost,er hat geschlafen, vorher lautstark die Wohnung verwüstet,alle Nachbarn plus Kleinkinder haben Angst-gut gebrüllt, Löwe!!!Er kam nach Lohr am Main in die Anstalt...ein Tag später sollten die Eltern Wäsche bringen, wieder einen Tag später ihn abholen-als geheilt entlassen??????????



    Der neue Betreuer wohnt 100 km weit weg-nie gesehen...



    Meine Frau schreibt Briefe an alle Institutionen-sie liebt ihren Bruder-sie möchte dass er Hilfe bekommt.



    Ich habe ihr geraten dies alles nun an den BND, die Bundesstaatsanwaltschaft und dem Kreisrat, Landrat, allen Ämtern dieses verschissenen Sozialstaates zu schreiben--denn ob was passiert ist nicht die Frage-nur wann

  • Unabhängig davon wessen Ursprungsland die Autorin ist , widerspreche ich dem Gedanken , wie man sich gerade bei so einem Anschlag als Ausländerin fühlt nicht.



    Das Wesentliche, das hängen bleibt, ist trotzdem der böse Rassist/Ausländerhasser usw.!Ich verteidige keine Menschenhasser, ich lese dass der Attentäter ein psychisch gestörter Mensch ist, so wie meiner meiner Meinung nach alle, die so eine Tat verüben psychisch stark beinträchtigt sind..macht es einen Unterschied ob ein geistig gestörter Mensch, die es leider wie fast täglich nachzulesen, nun links-/rechts-orientiert Menschen umbringen, oder nur im familiär/beruflichen Umfeld?



    In Volkmarschen sieht die Sache gerade nicht anders aus..NIEMAND ist vor psychisch,womöglich geisteskranken,drogenabhängigen Menschen sicher!Nirgendwo!



    Wenn man der Bundesstaatsanwaltschaft, dem BND und sogar der Bundeskanzlerin seine hirnrissigen Ideologien ohne Konsequenzen so darlegen kann, ohne dass nur irgendein Idiot dieses sogenannten Sozialstaates mal an die Türe klingelt, um den Geistesstand dieser Person zu durchleuchten, liegt für mich die Wahrheit tiefgründiger.



    Es ist ein Armutszeugnis dieses Staates, der mit der sogenannten Betreuung und dem Umgang psychisch gestörter Menschen überfordert ist.



    Ein Gustl Mollath wird jahrelang in den psychiatrischen Maßregelvollzug zu Unrecht eingewiesen, während meine Familie seit Jahren Briefe an alle möglichen Betreuer und Institutionen schreibt, weil mein durch Drogenmißbrauch verkappter Schwager selbst nach 6 Einweisungen in eine Anstalt immer noch frei herumläuft. Weil ja nichts passiert ist!



    Ein Betreuer, der in 3 Jahren nur 1 mal da war, der neue Betreuer 100km weg,seine Erfolgsgeschichte??



    Er wohnt nun in einem Familienkomplex, verwüstet seine Wohnung, schlug schon mehrfach mit der Axt auf die Türe einer Nachbarwohnung,die meiner Schwiegervater dann zahlte--er wirft Messer auf die Wiese, war bereits nackt im Ort unterwegs, auf der Bahnschiene Lichter fangen....

    • @baratz:

      ein bischen einfach ist das schon: eben ein weitere Verrückter, auf den man hätte aufpassen sollen. Dass das Ganze aber in einem klime des immer lauter werdenden Rassismu, Autoritarismus und Geschichtservisionismus bis in die sogenannte gute Mitte hinnein passiert, macht m.E. aus so einen Verrückten jemand, der eben nur eine Schritt weiter geht als ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung, die seine grundsätzliche rassistsiche Haltung durchaus teilen. Von daher ist das nicht zuvorderst ein Problem von sicherehit, Betreuugn us. sondern ein gesamtgeselschaftliches: Die Rassisten die es schon immer gab, aber bsilang nur am Biertsich paplavert ahben, äussern sich heute überall und haben eine parlamentarische Vertretung - und der eine oder ander wird, ob irre oder nicht, dies als auffroderung und zustimmung für rechten Terror verstehen. Da helfen auch keine albernen gebetsmühlenartig wiedrholten Vokabeln wie Brandmauer - wenn wenige Tage nach der Wahl des thüringischen Ministerpräsidenten unter Beteiligung der AFD, die CDU mal wieder nach Wegen sucht das Asylrecht zu verschärfen und die sogenannten "sicheren Herkunfststaaten" ohne Beteiligung des Bundesrates ausweiten will, macht sie AfD Politik. Also keine Brandmauer - inhaltlich ist die Abschottung und Rassimus längts Teil der sich gut wähnenden Mitte geworden. Und das ist das Problem - Irre gab es immer, aber wie weit sie gehen, hat auch etwas mit dem Gesamtklima der Gesellschaft zu tun.

  • Liebe Autorin,



    ich möchte Ihnen versichern, dass ich garantiert nicht wegsehe, wenn egal wer von wem auch immer angepöbelt oder angegriffen wird. Wegsehen ist keine Option. Und in meinem Menschenbild ist weder Hautfarbe, noch Herkunft, noch Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung oder sonst irgendwas Unwichtiges ein Kriterium, einen Menschen zu beurteilen. Ich habe zehn Jahre in Hamburg gelegt und mich mit jedem Pöbler "angelegt", der in der U-Bahn rumnervt. Meistens waren es rechtsgerichtete Idioten, die glaubten, Ausländer anmachen zu dürfen. Eigentlich ist es das Vernünftigste, in solchen Momenten Solidarität mit anderen Vernünftigen anzufragen, aber ich bin eher unvorsichtig bei so etwas. Es geht mir zu sehr auf den Geist und gegen meine Einstellungen, wenn jemand sich rausnimmt, andere zu bedrohen. Was anderes kommt überhaupt nicht in Frage. Neulich habe ich in Hamm einen Typen angesprochen, der es für eine gute Idee hielt, am Sonntagmorgen in einer Fußgängerzone überlaut einen Häuserblock anzuschreien. Auf arabisch. Ich redete respektvoll und ruhig mit ihm, und oh Wunder, er bekam sich sofort ein und erzählte mir seine Geschichte. Kurz darauf trollte er sich, leise und anscheinend beruhigt. - Wir sind nicht hier auf diesem Planeten, um uns das Leben schwer zu machen. Manchmal hilft ein freundliches Wort, manchmal braucht es eine klare Ansage. Wir müssen die Werte hochhalten, von denen wir überzeugt sind und die (hoffentlich) auf unsere Umwelt abfärben. Wenn wir es nicht tun, wer dann? Ich kann Ihnen versichern, dass in meinem Bekanntenkreis ALLE Menschen so denken, ausnahmslos, und dass das die Normalität in D ist. Mögen Sie Ihre Entscheidung daher für dieses Land überdenken! Und Füße küssen wird hoffentlich nicht nötig sein ...

  • ...wo genau befindet sich das Land ohne Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, oder wenigstens ohne irgendwelche Gewaltexzesse alle paar Monate? Mir fällt da auf die Schnelle keines ein...

    • @hendrik flöting:

      und was schließen Sie daraus. Alles in Ordnung weil es woanders auch so ist? Was soll die Relativierung?

  • Ich habe nach dem Lesen des Artikels nicht den Eindruck, dass die Autorin es falsch findet, wenn nach einem rechtsextremistischen Anschlag getrauert und demonstriert wird. Sie sagt lediglich, dass es nicht reicht!

    Und das tut es meiner Meinung nach auch nicht - wir alle sind dieser Zeit gefragt hinzuschauen, aktiv zu werden und uns klar abzugrenzen gegen rechts.



    Ich möchte in einem Land leben, in dem kein Mensch Angst haben muss, angegriffen zu werden, wegen welcher Eigenschaft die die Mehrheitsgesellschaft als 'anders' definiert hat, auch immer.

    Die Situation, die die Autorin schildert wie sie angegriffen wurde, in der niemand Zivilcourage gezeigt hat, ist nicht hinnehmbar für unser Land! Antifaschist zu sein und auch so zu handeln gehört für mich mehr denn je zu meiner Selbstdefinition.

    Antifaschist zu sein bedeutet nicht, irgendeine Gefahr für die Demokratie unkritisch zu verhamlosen, sondern es bedeutet eine klare und unmissverständliche Bejahung einer vielseitigen, bunten und die Menschenwürde wahrenden Gesellschaft, in der alle dazugehören, die diese Werte leben!

  • Wir müssen die Menschen erst mal so nehmen wie sie sind. Man kann in einem Löwenkäfig nur Rehe ansiedeln, wenn man entsprechende Maßnahmen ergreift. Man kann einen gut bezahlten Politiker nicht mit jemanden vergleichen, der täglich um seine Existenz kämpften muss und dem man nun dieses Leben auch noch erschwert. Wer das nicht begreifen kann, dem ist nicht zu helfen und der ist für eine Problemlösung auch nicht geeignet. Ich werde nicht in ein Land flüchten wollen, wo es mir schlecht ergeht. Nur im äußersten Notfall. Wenn sich in meiner Heimat nichts ändert und Mächtige oder damit Betraute dort nichts verbessern helfen, was bleibt dann noch. Es geht einem wie einem Wildschwein im Wald, ständig flüchten, sich verstecken oder abgeknallt und gefressen werden. Diese gottgewollte (?) Natur kann nur durch Menschen verändert werden.

  • @"Deutschland müsste den Menschen, die trotz allem hier bleiben und das Land lieben, jeden Tag die Füße küssen."

    So sehr ich Vieles in Ihrem Artikel nachempfinden kann, dieser obige Satz klingt für mich doch etwas seltsam. Zu erwarten, dass Ihnen jemand die Füße küsst, weil Sie Deutschland mit Ihrer Anwesenheit beehren, ist naiv. Die Deutschen sind ein sehr undankbares Volk und man sollte den deutschen Hass definitiv nicht unterschätzen. Ich denke, jede/r sollte das tun, was für ihn/sie am besten ist, wenn er/sie eine Wahl hat.

    • @Maahanmuutaja:

      Ich denke es ging der Autorin vor allem um Momente wie jetzt nach der Tat, wenn den "anderen" das tiefste Mitleid ausgeschüttet wird, auch wenn die Geste herzlich wenig ändert. Weil man den Leuten lieber im Nachhinein die Füße küsst, als sie einfach von vornherein besser zu schützen und/oder in das "deutsche Weltbild" zu integrieren, so dass es gar nicht erst zu solchen Taten kommt. Natürlich alles leichter gesagt als getan, aber die Politik tut auch einfach mal herzlich wenig, obwohl das Thema nun wahrlich nicht neu ist.

  • 6G
    64457 (Profil gelöscht)

    "Neun Menschen tot, außerdem die Mutter."



    Mir fehlen die Worte. Die Mutter ist zwar keine Kurdin, aber kein Mensch? Und wieso kondoliert Frau Merkel dem Diktator Erdogan, wenn die Opfer demokratische, feministische Kurd*innen sind? Einige von denen waren noch nie in der Türkei!

    • @64457 (Profil gelöscht):

      ist das wirklich das Problem? Das passiert immer wieder: es passiert fruchbares und irgendjemand regt sich über eine sprachregelung oder einen fauxpas auf - was soll das? Das ist doch gar nicht die Frage und auch nicht das Problem und erscheint mir ehen eine Ableknkung vom eigentlichen.

  • "Deutschland steht am Scheideweg. Viele Menschen werden nicht mehr hier leben wollen, werden gehen oder gar nicht erst kommen."

    Ja, dieses Gefühl haben glaube ich sehr viele Menschen und zunehmend viele Menschen, ich denke auch zunehmend jeder Herkunft. Andererseits sieht es glaube ich in sehr vielen Ländern ähnlich aus - ich glaube auch eher mit zunehmender Tendenz, zumindest die letzten 10 oder 20 Jahre. Die Frage ist also wohin? Nach welchen Regeln sollte die neue, bessere Gesellschaft leben und vor allem: wer setzt diese Regeln durch?

    • @Markus Michaelis:

      Fangt bei den Kindern an! Lasst Kinder in Frieden und Freiheit und maximalmöglicher Selbstbestimmung und Bedürfnisorientierung aufwachsen und staunt, was daraus erwächst. Hoffentlich klingt das jetzt nicht religiös. Es ist das Gegenteil davon. Es ist das natürlichste der Welt. Ich empfehle als unbedingten Buch-Tipp "Erziehung prägt Gesinnung" von Herbert Renz-Polster.

  • ergänzung...

    auch die morde von hanau waren ein angriff auf die gesamte zivilgesellschaft.

    unwichtig, in welcher stadt man lebt, und zur tatzeit bereits im warmen bette lag.

    die gezielten schüße galten uns allen.

    wer nicht tödlich getroffen wurde, wer nicht für sein weiteres leben mit trauer und schmerz belastet ist, sollte wissen, daß auch er/sie zur gemeinde der angehörigen zählen.

    • @adagiobarber:

      ich schließe mich Upgrade an.

      Der Artikel geht eigentlich ausschließlich darum, dass der rechte Terror - explizit nur bis jetzt! - eben nur potentiell ausgegrenzte Gruppen betrifft und eben nicht den "weißen älteren Mann".

    • @adagiobarber:

      Es waren Morde mit rassitischem Bezug. Und nicht die gesamte Zivilgesellschaft ist betroffen.



      Das wäre so als ob du sagst, dass die Morde in den Konzentrationlagern der Nazis ein Angriff auf die gesamte Zivilgesellschaft war und nicht ausschließlich gegen Juden und Andersdenkende?

      Rassismus wurde/wird hier schon zu lange verharmlost. Nicht weiße Menschen werden hier angegriffen.

      • @Upgrade:

        ich stimme grundsätzlich zu: es geht nicht um Hass oder Extremismus und was dergleichen verallgemeinender und relativierender Vokabeln es sonst noch gibt. Es geht um Rassismus und Rechstradikalismus. Das versucht man gerne unter solche Nichtssagende Vokabeln zu verstecken. Aber dennoch: die Frage ist doch, auch wenn es nur bestimmte Personengruppen trifft, ob man sich dann eben als aussen vor betrachtet weil man nicht dazu gehört. Nebenbei reicht es, sich als Antifaschist und Linker zu erkennen zu geben um ebenfalls gefährdet zu sein. Das ist man eben "Undeutsch" (bezeichnedn, dass "Antifa" bis weit in die sogenannet Mitte hinein heu als Schimpfwort dient - weil es einen nicht-linken antifaschismus in diesem Land niemals gegeben hat). Das haben die Nazis sich schon immer gegönnt: "Wer Jude ist, bestimme ich" sagte Göring und meinte u.a damit, dass - und das wurde ja getan - alles was man ablehnte als "jüdisch" zu deklarieren. Und nicht anders macht es die heutige Rechte - deren Gegner sind nahezu alle, die nicht in ihr Raster passen - und damit trifft es zu, dass diese Gefahr alle treffen kann ausser die Rechten selbst.

      • @Upgrade:

        Natürlich waren die Morde in den Konzentrationlagern der Nazis auch ein Angriff auf die gesamte Zivilgesellschaft. Jeder wusste das man dort landen würde, wenn man das System in Frage stellt. Glauben sie die Leute haben nicht gewusst zu welchen Mitteln die Nazis greifen? Ab wann ist man ein "Andersdenkener" in einem totalitären System? Das alles schwebte permanent über den Köpfen der gesamten Bevölkerung. Das ist Terror auch gegenüber der Bevölkerung!

      • @Upgrade:

        @UPGRADE



        Na selbstverständlich ist das ein Angriff auf die Zivilgesellschaft. Genau dies ist doch auch der Tenor des Artikels und im Übrigen vollkommen richtig. In dem Sie es jetzt wieder auf "die Anderen" runterbrechen, nutzen Sie doch die gleiche Rhetorik wie die Rassisten und bestätigen deren vorherschende Denkweise, indem Sie die "Anderen" vom Rest der Gesellschaft abspalten.

        Nein, wir alle, egal welcher ursprünglichen Nationalität und welchen Glaubens, welcher Hautfarbe, sexueller Orientierung, was auch immer, sind teil dieser Gesellschaft. Das heißt nicht, dass wir Rassismus nicht mehr benennen sollen, nur verstehen müssen, dass er uns alle betrifft.

        Nur wenn wir endlich begreifen, dass wir alle eins sind und bei so einem Anschlag ebendiese Gesellschaft in der wir alle gemeinsam Leben angegriffen wird, können wir etwas bewegen.

        One World, One Love, One Nation.



        Make Love, Not War!

  • Also geht es nicht mehr um Moral, sondern um Macht und "Ehre"?

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Das Beste kommt zum Schluss.

    Dieser Filmtitel mit Jack Nickolson und Morgan Freeman fiel mit als Erstes zum Essay der Autorin ein.

    Das Beste: nicht in das Geheule "Wir sind alle Opfer" einzustimmen. Wer sich als Opfer zu erkennen gibt, benötigt Selbstermächtigung. Ganz dringend. Ich selbst habe einige Jahre im Opferstatus festgesteckt - bis es mir wie Schuppen aus den Haaren fiel.

    Für Gilda Sahebi bedaure ich, dass sie nicht in ihre Heimat zurückkann, wenn sie es möchte.

    Auch wenn in meinem Leben kein Gefängnis oder die Todesstrafe auf mich wartet (außer der biologischen), kann auch ich - aus anderen Gründen nicht in meine geliebte Heimat zurück. Das hinterlässt tiefe Traurigkeit, Schmerz, Wehmut.

    Das Positive daran: wer noch Gefühle spüren und sie zulassen kann, ist auf einem guten Weg. Der Täter von Hanau war davon abgekommen.

    "Ich bin ANDERS" ist auch mein Lebensmotto. Eines, auf das ich gelernt habe, stolz zu sein. Nicht, mich dafür zu schämen.

    Mir tut dieses Land entsetzlich leid - und es macht mich zornig, dass es in gruseliger protestantischer Tradition nur bestrafen möchte, wo Menschen HILFE und Unterstützigung wie das tägliche Brot benötigen.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Was hat der Protestismus damit zu tun?

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @El-ahrairah:

        Protestantismus.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Danke fürs Korrigieren meines Schreibfehlers. Jetzt beantworte die Frage.

  • Als deutsche Person mit Kartoffelhintergrund habe ich die Handlungsmöglichkeit und auch Pflicht 'bleibe im Lande und wehre dich täglich'.

    • @aujau:

      Schön - und wie machen sie das mit dem "wehren" genau?

      Das ist nämlich gar nicht so einfach, wenn man sich nicht gerade an Brennpunkten aufhält.

  • Also, bei allem Zuspruch, dass im Umgang mit Rechtsextremismus viel zu lange zuviel verharmlost und versäumt wurde und dass sowohl Wahrnehmung als auch Aufarbeitung als auch Konsequenzen bislang mangelhaft sind.

    Aber gerade jetzt, zum Beispiel Hanau, gab und gibt es viele Solidaritätsbekundungen, (nein, das ist nicht dasselbe wie Mitleid) über Grenzen hinweg. Solidarität, die eben besonders durch Rechtsextremismus bedrohte Menschen zum Großteil sicherlich nicht als "Opferstigmatisierung" und "Externalisierung des Rechtsextremismus" empfinden. Und der Schutz jüdischer und muslimischer Einrichtungen steht deshalb im Vordergrund, weil das eben die erklärten Ziele der Extremisten sind.

    Daraus zu schlußfolgern, man würde Migranten und Minderheiten eine Opferkappe überstülpüen wollen, ist m.E. eine sehr eingeschränkte Sicht.

    Die Tausenden Menschen, die in den letzten Tagen in verschiedensten Städten auf die Straßen gegangen sind, haben unter dem Banner "Wir stehen zusammen gegen Rechtsextremismus" demonstriert und gerade in Hanau und Marburg waren da Menschen quer durch die Bevölkerung unterwegs.

    Dieses "Deutschland", dass nicht begriffen hat, ist eben auch nur ein Teil von Deutschland. Und es wäre fatal, den Menschenfeinden und den Wegschauern das Feld zu überlassen. Zumal Fremdenfeindlichkeit und Hass vor keiner Grenze halt machen.

    • @Deep South:

      Zitat: „Daraus zu schlußfolgern, man würde Migranten und Minderheiten eine Opferkappe überstülpüen wollen, ist m.E. eine sehr eingeschränkte Sicht.“

      So habe ich Gilda Sahebi Eben gerade NICH verstanden. Sie hat sich nicht beklagt darüber, dass ihr eine „Opferkappe über[ge]stülp[t]“ wird. Das würde sie ja auch nur erneut zum Opfer machen. Sie hat versucht, sich selber Mut zu machen. Sie möchte selbst über ihr Schicksal entscheiden und hat öffentlich überlegt, was genau sie dafür tun kann oder tun muss.

      Dass ihr nicht viel mehr Optionen eingefallen sind als die erneute (E)Migration, zeigt, wie sehr Deutschland (und die „westliche Welt“ überhaupt) gelitten hat in den letzten Jahren. Es gibt offenbar Siege, die für die Sieger katastrophale(re) Folgen haben (als für die Besiegten). Man kann sich wohl wirklich zu Tode siegen, auch als Gesellschaft. Weil man die Bodenhaftung verliert, zu überheblich und vor allem blind wird für die Folgen seines Tuns. (Kann denn ein Sieger der Geschichte Fehler machen?)

      Dass es genau genommen keine sicheren Orte gibt auf dieser Welt, weiß Gilda Sahebi vermutlich so gut wie ich. Aber dieses Wissen muss sie ausblenden. Denn wo eine Gesellschaft unterscheidet zwischen denen, die irgendwie „anders“ sind und also Gewalt erfahren dürfen, und denen, die es angeblich nicht sind, bleibt ziemlich wenig Wahlfreiheit. Vor allem gefühlt. Genau das ist ja das Fatale an der Spaltpolitik der Rechten.

      Irgendwie sind wir alle anders. Und sei es auch nur in den Augen unserer Mitmenschen. Wenn die sich einbilden, sie hätten dank einer Zugehörigkeit (etwa zu einer „Rasse“ oder einer Organisation) ein Recht, anderen Menschen Normen aufzuerlegen, die diese - aus natürlichen oder moralischen Gründen - unmöglich erfüllen können, ist Gemeinschaft schlicht nicht machbar. Nicht wegen der angeblich so Anderen, sondern weil die Mehrheit kollektiv spinnt..

      Die Mehrheit ist das eigentliche Opfer. Sie will nur leider auch nichts davon wissen.

    • @Deep South:

      .............. und dennoch ist jdes Wort im Essay richtig.

      NAch dem Breitscheidplatz habe ichin meinerHeimatstadt spontan zu einer Gedenkveranstaltung aufgerufen.



      Nach den Anschlägen in Frankreich mit dem selbstgemachten "Ich bin Charly" Aufkleber aufd en Neujahrsempfang der Stzadt gegangen.



      Mittlerweile mach das nicht mehr.

      Es ist notwendig jeden TAg alles zu geben.



      Jede Äusserung so zu gestalten, dass iimmer alle wissen, das eine meiner Grundhaltungen inklusiv ist.

      Jede*r ist gleich.



      Nicht besser oder schlechte an sich.



      Jede*r ist anders.



      Nicht besser oder schlechter an sich.

      Natürlich habe ich persönliche Präferenzen und Abneigungen.



      Sie beruhen aber nicht auf der Herkunft, dem Äusseren von Menschen, sondern davon wie sie mir entgegenkommen.

      Und da ist eine grosse Bandbreite möglich bevor ich mich abwende.

      Man kann und muss nicht jede*n schätzen, auch da macht man was falsch denke ich.



      Man muss aber jede*n sein lassen wie sie oder er sich entschieden hat zu sein, solange es nicht die Freiheit der anderen übermässig beeinträchtigt.



      (Rasen auf der Autobahn mit bis auf die Heckleuchten aufffahren geht mir z.B. zu weit)

      Ich habe immer in Deutschland gelebt und mich auch meist (zeitlich) dort aufgehalten.



      In vielen verschiedenen Gegenden habe ich gearbeitet und die Unterschiede der Sprache und auch der Kulturen/Normen kennengelernt.

      Meine Heimat ist Europa.

      Die Welt steht mir offen, zumindest geistig.



      Mehr als die tatsächlichen Möglichkeiten.

      Warum sollte jemand irgendwo bleiben, wo es unkomfortabel wird, wenn sie/er die Möglichkeit hat zu gehen?

      Schon bei den Bremer Stadtmuskanten heisst es:



      Etwas besseres als den Tod finden wir allemal.



      Es muss nicht erst die Erwartung des möglichen Todes sein, jemanden gehen zu lassen.

      Wir alle müssen unbedingt daran arbeiten Offenheit und gelassene Unüberheblichkeit und Zugewandheit auszudrücken.



      Ich möchte, dass wir alle in einem Klima leben, dass niemendem das Gefühl gibt nicht gewollt oder unsicher zu sein.

      • @Friderike Graebert:

        Alles gut und schön, ich versteh die Angst, den Zorn und irgendwo auch die Resignation der Autorin.

        Nur: "Etwas besseres als den Tod finden wir allemal."

        Sorry, ohne irgendein Opfer oder irgendeine Tat im Ansatz relativieren zu wollen. Ich kenne ne Menge Menschen die sich gegen Rechts stämmen, ich hab Migranten, Künstler und politisch sehr aktive Menschen, in meinem Umfeld, die zum Teil auch schon Ziel des Hasses wurden.

        Aber keiner von denen teilt diesen Fatalismus, es gäbe nur die freie Welt da draußen und auf der anderen Seite ein braunes Deutschland, wo man jederzeit und überall Opfer eines Terroranschlages werden kann.

        Und niemand den ich kenne, würde auf die Idee kommen, Solidaritätsbekundungen und Demos gegen rechten Terror als entfremdete Bemitleidung oder Opferstigmatiserung zu sehen.

        Man muss man nur nach Osteuropa, nach UK, nach Italien, Österreich, Dänemark etc. schauen. Überall haben die Menschen Rechtspopulisten ins Amt gehieft.

        In Neuseeland hab ich eine supertolerante, weltoffene Gesellschaft kennengelernt. Und auch da hat der rechte Terror unbarmherzig zugeschlagen.

        Wie gesagt, Fremdenhass und Intoleranz sind Phänomene gegen die man sich überall stemmen muss. Fatalismus ist der falsche Weg.

        • RS
          Ria Sauter
          @Deep South:

          Sehr guter Kommentar!

        • @Deep South:

          "Aber keiner von denen teilt diesen Fatalismus, es gäbe nur die freie Welt da draußen und auf der anderen Seite ein braunes Deutschland, wo man jederzeit und überall Opfer eines Terroranschlages werden kann."

          Das hat sie doch gar nicht geschrieben.



          Ich lese aeher das Gegenteil.



          Selbstbewusstsein und Sicherheit zeigt sie mir.

          • @Friderike Graebert:

            Ja gut, ich hab mich vielleicht etwas zu drastisch ausgedrückt, aber ich empfinde das Bild eines Landes, in dem man das Gefühl hat, nirgendwo mehr sicher zu sein, weil es "aller paar Monate rechtsextreme Anschläge gibt" und das man deshalb demnächst verlassen muss einfach überzeichnet. Genauso, wie ich das zum Beispiel nach dem Breitscheidplatz-Anschlag empfunden habe.

            Es gibt nichts zu Verharmlosen, die Gesellschaft muss die Zeichen endlich erkennen, keine Frage. Es gibt aber auch keinen Grund für apokalyptische Angst. Die ist es nämlich, die Terror erzeugen will.

            • @Deep South:

              Die Anschläge sind doch eigentlich gar nicht das Problem. Autoverkehr ist viel gefährlicher.

              Die Bedrohung liegt doch eher in der Segmentierung der Gesellschaft in "diese" und "jene".

              Während sich die Flüchtlinge von 1945 mittlerweile selbstverständlich alle als Biodeutsche gerieren, wird das den nur 20 Jahre später eingetroffenen Migranten auch in der dritten Generation noch abgesprochen.

              Außerdem werden eben alle "jene" grundsätzlich in einen Topf geworfen. Als Migranten, Flüchtlinge , Fremde, Opfer etc.



              Das hat alles bereits stattgefunden.

              Genau das ist aus meiner Sicht der Grund für die positive Selbstermächtigung von Gilda Sahebi.

  • „Viele Menschen werden nicht mehr hier leben wollen, werden gehen oder gar nicht erst kommen.“

    Dann hätte der rechte Terror sein Ziel genau erreicht. Die eigentliche Frage, die sich also jedem stellt, ist die, ob er das will, oder nicht. Weglaufen gilt nicht - zumal es rechten Terror woanders doch auch nicht gerade wenig gibt.

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      Als Jude brauche ich nur nach Israel und bin dort zumindest vor Antisemitismus in der Gesellschaft sicher. Als Moslem brauche ich nur in ein muslimisches Land und bin dort vor Islamophobie sicher. Ich weiß nicht, ob sich Antisemitismus und Islamophobie hierzulande auf "rechten Terror" reduzieren lässt. Das Verhältnis der Bio-Deutschen zu den "Zugereisten" war/ist auch nach 1945 von Misstrauen und Vorbehalten geprägt. Menschen, die nicht aus dem klassischen christlichen deutschen Kulturkreis stammen, werden mit Label wie "jüdische Abstammung" oder "Migrationshintergrund" ausgegrenzt - egal, ob sie in D geboren wurden oder sie in der x. Generation hier leben.

      • @06313 (Profil gelöscht):

        Das mag alles so sein, aber klappt denn die Integration deutscher Nichtjuden, oder muslimischer Araber in Israel etwa besser?

    • @Rainer B.:

      "Weglaufen gilt nicht"

      Lässt sich leicht sagen, wenn man davon nicht wirklich betroffen ist...

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @zzzap:

        Debattenkultur - eines der letzten großen Abenteuer dieser Zeit.

        Manch Einer geht davon aus, persönliche Betroffenheit behindere den Erkenntnisprozess. Ich meine, es sei Dahrendorf gewesen, der einst DISTANZ (also Nicht-Betroffenheit) als Grundbedingung für Erkenntnis benannt hat.

        Bei Ihnen lese ich nun das Gegenteil.



        Übersetzt: wer nicht wirklich von etwas persönlich betroffen ist, hat gut reden.

        Doch hat er das wirklich? Für mich ist eigene persönliche Betroffenheit kein wesentlicher Massstab. Sie kann es höchst dann werden, wenn sie zur emotionalen Betroffenheit auswächst. Dafür bedarf es gewisser Tugenden, aber keiner persönlichen Betroffenheit.

        Zu schwarz-weiß-Lösungen taugt die Frage wenig. Aber wir haben hier ja genügend Kommunarden, die sich damit begnügen möchten.

        Ein Jeder nach seiner Facon.

      • @zzzap:

        Wer jetzt immer noch glaubt, davon nicht „wirklich betroffen“ zu sein, der hat sich erfolgreich aus der Realität ausgeklinkt.



        Erzählen Sie sowas mal den Angehörigen, den Freunden und Mitbürgern der Terroropfer der jüngsten Vergangenheit. Weglaufen gilt nicht!

        • @Rainer B.:

          Ach ja?

          Frage: Was passiert, wenn Sie auf ein Nazi-Konzert oder in eine Nazi-Kneipe gehen?

          Und was passiert, wenn dass etwa ein Schwarzer tut?

          Weglaufen gilt nicht?

          Dann machen Sie doch mal einen Spaziergang mit David-Stern auf der Berliner Sonnenallee.

          Ach, Sie sind gar kein Jude.

          Na dann.

          • @Jim Hawkins:

            Sie haben nicht richtig gelesen und von dem Gelesenen offenbar gar nichts verstanden - Schade.



            Warum sollte ich oder ein Schwarzer denn bitte „auf ein Nazi-Konzert, oder in eine Nazi-Kneipe gehen“?

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Jim Hawkins:

            Darf ich mich als Nicht-Jude in diesem Kontext überhaupt zu Wort melden?

            Und andersrum: sind Sie Jude?

  • Der Artikel stimmt mich nachdenklich.. Danke..