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taz-Mitgründer verteidigt AfDAls „der Ulli“ rechts abbog

Vor 40 Jahren hat Ulrich Kulke die taz mitgegründet. Später arbeitete er für die Grünen. Heute nimmt er die AfD in Schutz. Wie ist das passiert?

„Wenn, dann nennen Sie mich Konvertit“: Ulrich Kulke in seinem Wohnzimmer Foto: Anja Weber

BERLIN taz | Am 4. Januar 1989 erschien in der taz eine Satire. „Wer schützt uns vor den Umweltschützern?“, stand drüber. Der Autor schlüpfte dafür in die Rolle von Naturschutzgegnern und machte sich über sie lustig. 30 Jahre später hat der Text eine neue Pointe bekommen. Der damalige Verfasser ist inzwischen tatsächlich der Meinung: Wer schützt uns vor den Umweltschützern?

Sein Name ist Ulrich Kulke. Er ist mittlerweile 66, schreibt Bücher über die großen Entdecker oder den Wettlauf zum Mond und kommentiert noch immer gern das politische Geschehen. Hinter ihm liegt eine Laufbahn, die ihn zum Musterfall eines Phänomens macht, das schon so manchen Politiker, Künstler und Journalisten ereilt hat: den Gesinnungswandel mit zunehmendem Alter, fast immer von links nach rechts. „Wer mit 20 kein Sozialist ist, hat kein Herz. Wer mit 40 noch Sozialist ist, hat keinen Verstand“, dieser Aphorismus wurde verschiedensten historischen Personen zugeschrieben. Vom jungen Revolutionär zum alten Reaktionär, das ist ein biografischer Klassiker. Die ideologischen Konfrontationen des 20. Jahrhunderts haben viele wendungsreiche Werdegänge nach sich gezogen. Kulke ist politisch einen besonders langen Weg gegangen.

Sein beruflicher Weg begann 1978. Damals gehörte der aus Benthe, Niedersachsen, stammende Volkswirt zu den Mitgründern der taz. Ab 17. April 1979 erschien die Zeitung regelmäßig, im September wurde Kulke Redakteur. 1984 wechselte er als Mitarbeiter zur ersten Grünen-Bundestagsfraktion. 1985 kehrte er zur taz zurück. Nach Stationen in den Neunzigern bei der Ökologie-Zeitschrift Natur, der einstigen DDR-Zeitung Wochenpost und der Meeres-Zeitschrift Mare landete er 2001 für 15 Jahre bei der Tageszeitung Welt des Axel-Springer-Verlags – wie einige Ex-taz-Redakteure. Kulke ging noch einen Schritt weiter: Heute schreibt er Kommentare für das Onlineportal Die Achse des Guten.

Das unter anderen von dem Publizisten Henryk M. Broder herausgegebene Blog spricht laut einer Selbstbeschreibung Leser an, die „Denkverbote“ ablehnen, und „schert sich nicht um Political Correctness“. Die Verfasser arbeiten sich vor allem an der Zuwanderungspolitik, dem Einfluss des Islam und dem Umwelt- und Klimaschutz ab. Sie nennen Angela Merkel „die Hohlraumfigur im Kanzleramt“, sehen Ähnlichkeiten zwischen der „kollektivistischen Dogmatik“ der Grünen und „dem Gleichschaltungswahn der Nationalsozialisten“ und werfen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Propaganda vor. Als einer der Herausgeber 2015 ausstieg, begründete er das so: „Die Autoren mit dem großen Verständnis für AfD, Pegida und Co. sind eindeutig in der Überzahl“.

Wer bei der Google-Suche „Ulli Kulke“ eingibt, bekommt als ersten Zusatz aktuell meist ebenfalls vorgeschlagen: AfD. Seit Jahren nimmt Kulke die Partei für das Blog vorwiegend gegen die seiner Meinung nach übertriebene Kritik in Schutz. Kulkes Wandel geht weiter als der der meisten anderen einstigen Linksradikalen, die es später in Verlage, Ministerien, Schulen, Kanzleien und Konzerne verschlug. Der Ex-Grünen-Mitarbeiter und taz-Mitgründer ist zum Verteidiger der AfD geworden.

Er findet den Umgang mit ihr „hysterisch“, nannte ihr Wahlprogramm 2017 „akzeptabel“, spricht sich allerdings gegen NS-Relativierungen und rassistische Äußerungen in der Partei aus. Die Aussage von Innenminister Horst Seehofer, „die Migrationsfrage ist die Mutter aller politischen Probleme im Land“, würde er dagegen „voll unterschreiben“. Den „Linksruck“ der CDU unter Merkel hält er für verheerend. Aus seiner Sicht rollt eine „Walze der linken Deutungshoheit“ über das Land, die „Wahrheiten plattmacht“, und er versucht, sie zu bremsen. Wie ist das passiert?

In seinen Kommentaren plädiert er dafür, in diesen Zeiten politischer Polarisierung wieder miteinander zu reden – und praktiziert das. Eine Anfrage für ein Gespräch über seinen langen Marsch sagt er sofort zu. Der tazler der ersten Stunde, der nun die AfD in Schutz nimmt, empfängt den heutigen taz-Redakteur in seinem Reihenhaus am stillgelegten Berliner Flughafen Tempelhof.

Mao und Sarrazin

Unter Geheul seines Terriers führt Kulke, kurze graue Haare und Karohemd, in sein Wohnzimmer mit einer großen Bücherwand. Eine Biografie über Chinas langjährigen KP-Chef Mao Zedong steht in einer Reihe mit einem Buch von Thilo Sarrazin, der ebenfalls für die Achse des Guten schreibt. Mao bis Sarrazin, das ist die Spannbreite der politischen Milieus, die er in seinem Leben durchlaufen hat – auch wenn er nie in einer der vielen maoistischen K-Gruppen war, sondern nur einer seiner Studienfreunde.

Wenn man mir damals erzählt hätte, dass ich beim Springer-Konzern ende, hätte ich entweder gelacht oder wäre böse geworden – je nach Stimmung

Ulrich Kulke, Buchautor

Kulke sitzt im Korbsessel und beginnt, sich in diesen anderen und doch selben Typen hineinzudenken, der er vor 40 Jahren war. „Wenn man mir damals erzählt hätte, dass ich beim Springer-Konzern ende, hätte ich entweder gelacht oder wäre böse geworden – je nach Stimmung. Das hätte ich nicht für möglich gehalten.“ Dem „Wer mit 20 kein Sozialist ist“-Sinnspruch kann er etwas abgewinnen. „Es ist kein Zufall und geht ja vielen so.“

Tatsächlich hat die westdeutsche Nachkriegsgeschichte viele Publizisten wie etwa den Spiegel-Kolumnisten Jan Fleischhauer, den Historiker Götz Aly und den Ex-Spiegel-Redakteur Reinhard Mohr hervorgebracht, deren heutiges Wirken ein Zweizeiler des Lyrikers F. W. Bernstein umschreibt: „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche“. Der jahrelange Grünen-Wähler Fleischhauer veröffentlichte die konservative Streitschrift „Unter Linken“. 68er Aly sah in „Unser Kampf“ Parallelen zwischen Studentenbewegung und der NS-Generation. Ex-Sponti Mohr verfasste einen FAZ-Essay „Linke Heuchler“. Kulke, Fleischhauer, Aly und Mohr sind das Gegenmodell zum Grünen Hans-Christian Ströbele, ebenfalls taz-Mitgründer, der auch mit fast 80 Jahren noch für Hausbesetzer und Hanf-Freigabe kämpft.

Dass ergraute Ex-Linke heute am leidenschaftlichsten gegen ihre einstigen Ziele streiten, führt Kulke auch auf einen „Willen zur Opposition“ zurück. Während der Studentenbewegung „war man links, wenn man sich quer stellen wollte“, sagt er. Nun sei es aufgrund der Nachwirkung der 68er umgekehrt: „Wenn die Grünen heute die von Journalisten am häufigsten gewählte Partei sind, sagt das auch etwas darüber aus, wie der öffentliche Raum beackert wird. Das ist mit Sicherheit auch ein Grund bei Personen wie Fleischhauer und Mohr, bei mir auf jeden Fall, zu sagen: Leute, das geht zu weit.“

Ein erstes Anzeichen gibt es während seines Studiums in Berlin. Kulke hatte sich für Volkswirtschaft eingeschrieben, um „als Linker die Welt zu verändern“ und sich für Entwicklungsländer einzusetzen. Als er mal einen marktwirtschaftlich statt marxistisch ausgerichteten Professor gut findet, flachst ein Freund: „Du Renegat!“ Das Wort wurde einst für Abtrünnige einer Religion benutzt, später für alle, die sich von einer Überzeugung abwenden und eine gegenteilige einnehmen. Konvertit, Überläufer, Abgedriftete oder gar Verräter – für Seitenwechsler wurden viele Begriffe verwendet. „Wenn, dann nennen Sie mich Konvertit“, sagt Kulke heute.

1978 geht sein Studium zu Ende. Wie es sich in der Szene gehört, ist er Taxifahrer. Er liebt den Job, träumt aber vom Journalismus. Der Studienfreund, der ihn „Renegat“ genannt hatte, sitzt in einer der Arbeitsgruppen zur Gründung einer alternativen Tageszeitung und sagt: „Komm doch mal!“ Nullnummern werden produziert, bald erscheint die taz täglich. Kulke wird Redakteur der Seite „Betrieb und Gewerkschaft“. Die „ganzen Metadiskussionen“ setzen ihm zu. Die Kollegen besprechen die Theorien der Philosophen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer so ausgiebig, dass er anfängt, Supermarkt-Angestellte zu beneiden. Er bewirbt sich weg.

Ein Schlüsselmoment

Schon als Kind hatte ihn der Bundestags-Gong fasziniert. Nun sind die 1980 gegründeten Grünen sein Orientierungspunkt. Begeistert hatte er 1983 ihren Einzug ins Parlament in Bonn verfolgt. 1984 wird er dort ihr Fraktionsmitarbeiter für Entwicklungspolitik. Er schreibt Abgeordneten-Reden und ist Fan von Joschka Fischer, der damals Fraktionsgeschäftsführer ist. Otto Schily und Petra Kelly sind Fraktionssprecher. „Das war hochinteressant, was da für Figuren waren.“

Die Diskussionen nennt er „Schlachten“. Die Nachrüstungsdebatte tobt. Die Nato stationiert als Reaktion auf modernisierte Sowjet-Nuklearraketen US-Atomgeschosse in Mutlangen. Die Friedensbewegung blockiert Zufahrten, eine der Parolen ist „Petting statt Pershing“. Protest gegen US-Präsident Ronald Reagan in Berlin hatte zu Straßenkämpfen geführt. Das Gewaltmonopol des Staates ist eine der Kontroversen der Grünen. Der fundamentalistische Flügel stellt es in Frage. Kulke schwankt noch in seinen Positionen. Als der Mitarbeiter eines Fundi-Grünen das staatliche Gewaltmonopol als „Zivilisationssprung“ bezeichnet, denkt Kulke: „Toll, der traut sich etwas!“ Er sieht es im Rückblick als einen Schlüsselmoment seiner Wandlung.

Auf die Dauer fehlt ihm das Schreiben, das Netzwerken im Politikbetrieb liegt ihm nicht – er kehrt zurück zur taz. Klaus Hillenbrand, heute dort Ressortleiter, hat Kulke damals erlebt und beschreibt ihn als „eloquent, weit gereist und linksradikal“. „Der Ulli“ sei mit seinem Wunsch nach einer richtigen Wirtschaftsredaktion „allen so lange auf die Nerven gegangen“, bis er sie gründen durfte. Kulke widmet sich Geldpolitik, Staatsverschuldung und interviewt Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen.

Sein grünes Weltbild wankt immer mehr. Dass die Weltbank, deren Ökostandards er schätzt, für die Umweltbewegung ein Feindbild ist, versteht er nicht mehr. „Ich habe nach und nach gemerkt, dass viele Parolen völliger Quatsch sind.“ Er habe sich noch links gefühlt, doch als Wirtschaftsredakteur kollidieren Überzeugung und Realität immer häufiger. Oft fragt er sich im Stillen: „Wie wirkt das auf andere? Kann ich mir das erlauben?“ Er wird mutiger, und denkt dabei längst konservativer, als er redet. „Es gab einen Verzögerungseffekt.“

Sein Wandel beschleunigt sich, als er zum Magazin Natur geht. Wie sehr Chefredakteur Dirk Maxeiner den Kurs des Umweltschutz-Leitblattes ändert, ist Kulke beim Wechsel noch nicht klar. Maxeiner wirft den Naturschützern Übertreibung vor. „Es kam ihm darauf an zu zeigen, was die Umweltbewegung schon erreicht hat, und nicht so zu tun, als ob die Welt morgen untergeht“, sagt Kulke. Ihm kommt das zupass.

Ein Natur-Kollege ist Ex-taz-Gefährte Michael Miersch. Miersch und Maxeiner schreiben zusammen Bücher wie das „Lexikon der Öko-Irrtümer“, sie werden eine publizistische Gegenströmung zur Umweltbewegung. Als das Umweltbundesamt sie „Klimawandelskeptiker“ nennt, klagen sie dagegen – und verlieren. Heute, und da schließt sich der Kreis, ist Maxeiner Achse-des-Guten-Geschäftsführer. Miersch war jener Mitherausgeber, der ausstieg.

Von Grass „zur Sau gemacht“

Kulke knüpft einen weiteren wichtigen Kontakt: Bei der Wochenpost wird Mathias Döpfner sein Chef. Die Kollegen hätten über ihn als „Jungspund, der durchfegen will“ gelästert. Kulke kommt gut mit ihm aus und wird bei der Abschiedsfeier des Vorgängers dafür vom Schriftsteller Günter Grass „richtig zur Sau gemacht“. 1998 wird Döpfner Chefredakteur der Springer-Zeitung Welt und will sie öffnen. Er holt taz-Redakteure, den Ex-Titanic-Chefredakteur Hans Zippert als Kolumnisten und Thomas Schmid, einst mit Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit in der Gruppe „Revolutionärer Kampf“ vereint. Bald sitzt auch Kulke mit den Ex-Genossen im Axel-Springer-Turm mit Blick auf das damalige taz-Haus schräg gegenüber. „Das war der Punkt, an dem ich dachte: Menschenskinder!“ Er kauft sich einen Anzug, fühlt sich wohl und eckt politisch nicht an – bis an einem Abend 2013.

Die griechische Schuldenkrise ist gerade wieder großes Thema. Ein Dutzend Mitarbeiter sitzt bei einer Weinrunde oben in der Springer-Zentrale. Es geht um die Finanzhilfen für Athen. Kulke hält sie für illegal und merkt, dass die AfD-Kritik an den Rettungspaketen „außerhalb des bürgerlichen Kanons“ liegt. Er habe sich wie zu taz-Zeiten gefühlt und gedacht: „Es ist fast ein Tabu.“

Die AfD wird von der Anti-Euro- zur Anti-Geflüchteten-Partei, Kulke nach den Übergriffen Silvester 2015 in Köln mit dem CDU-Migrationskurs und dem Umgang mit der AfD immer unzufriedener. Seine Version geht so: Von Anfang an hätten die Medien die Partei unverhältnismäßig angegriffen und als populistisch eingeordnet. Dadurch seien Gemäßigte wie Ex-BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel herausgedrängt worden.

Seitdem sich die AfD weiter radikalisiert und geschichtsrevisionistische Äußerungen in der Partei zugenommen haben, ist Kulkes Verhältnis zu ihr komplizierter. Einerseits nimmt er sie weiter gegen seiner Meinung nach „überzogene und haltlose“ Kritik in Schutz – „auch weil sie die Leute scharenweise zu ihr treibt“. Dass Parteichef Alexander Gauland für seinen Satz „Wir werden die Regierung jagen“ hart angegangen wurde, hält er etwa für eine „hysterische Reaktion“ von Bild bis Süddeutsche. Jemanden jagen zu wollen, das hätten in den vergangenen Jahren viele Politiker gesagt. Andererseits lehnt Kulke Gaulands Satz, die Nazis seien „nur ein Vogelschiss“ in über 1.000 Jahren deutscher Geschichte, ab und fordert „mehr Härte gegen die Faschisten“ in der AfD. Das Parteipersonal findet er „himmelschreiend“. Er spricht von einer „taktischen Seite meiner Argumentation“ – aus Angst, „dass der Graben immer tiefer wird und sich viele nicht mehr aufgehoben fühlen“.

Er sagt aber auch: „Meine Distanz zu denen ist geringer geworden“. Er wolle sich „jetzt auch gar nicht nur verstecken und keineswegs behaupten, dass alle Artikel, die ich je über die AfD geschrieben habe, nur den einzigen Entstehungszweck haben, dass die Partei nicht größer wird. Das auch, aber ich will das Spektrum auch vertreten wissen.“ Sein Wunsch: Die AfD solle sich unter neuer Führung zur koalitionsfähigen Partei wandeln oder eine bundesweite CSU „die Position des Konservativen“ aufnehmen.

Seit über 40 Jahren stürzt er sich in diese Gefechte. Er ist im Rentenalter, verheiratet, hat zwei Töchter. Er könnte sich längst ganz Familie, Büchern, Fahrrad und Hund widmen, statt Kommentare zu schreiben, für die er Morddrohungen erhält. Mit einigen Freunden lache er über ihre gegensätzlichen Positionen. Einer, mit dem er sich oft über die AfD zoffte, melde sich allerdings nicht mehr. Doch das Thema treibt ihn um. Immer wieder erwähnt er seinen „Gerechtigkeitsfimmel“. Den habe ihm mal ein Lehrer bescheinigt, als er den Wehrdienst verweigern wollte. Nun melde sich sein Gerechtigkeitssinn, wenn die AfD aus seiner Sicht unfair behandelt werde.

Bei solchen Sätzen bekommen die meisten seiner taz-Mitgründer große Augen. Im September 2018 kamen die Ehemaligen 40 Jahre nach der ersten Nullnummer für eine Jubiläumsausgabe zusammen. Kulke hatte mit einem, der sich ähnlich gewandelt hat, ein Essay angeboten. Die These: Linksliberale hätten mit vielen Irrtümern über vier Jahrzehnte den Diskurs im Land bestimmt. Wegen fehlender Akzeptanz für Merkels Migrationspolitik sei dies vorbei. Kritiker würden pauschal zu „Rassisten, Faschisten oder Unmenschen“ erklärt. Kulkes Gründerkollegen lehnten den Text fürs Blatt als zu „AfD-nah“ ab. Zur Einweihungsparty des neuen taz-Hauses ging er drei Wochen später dennoch. Eine Ex-Kollegin umarmte ihn – „trotz allem“, wie sie ihm sagte.

Kulke wiederum ist stolz darauf, dass er dabei war, als die taz gegründet wurde, weil sie „im Spektrum fehlte“. Bei Themen wie der Nachrüstung und der RAF-Kampagne gegen „Isolationsfolter“ seien sie zwar blauäugig gewesen. Eine der damaligen Positionen hat er jedoch beibehalten: Kritik am Autoverkehr.

In seiner Siedlung hat er eine Anwohnerinitiative gegen Durchgangsverkehr gegründet. Im Sommer legten sie mit einem Picknick auf der Straße den Verkehr lahm. Kulke feuerte die Nachbarn auf ihren Decken mit einem Megafon an. Er sagt, er habe sich gefühlt wie früher.

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68 Kommentare

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  • Was dieser Mensch heute in einer Münchner Tageszeitung fabriziert, ist mehr als traurig. Für ihn selbst.

  • Wie in diesen Kreisen "mehr Härte gegen Faschisten" definiert wird, kann man an dem Kommentar ablesen, den ein Achse-Autor an Ostern unter einen Artikel Maxeiners hingemacht hat: "Für mich hat Martin Sellner wirklich Eier. Was er in den letzten Wochen aushalten musste und wie er reagierte, das ringt mir großen Respekt ab."



    Wenn man nun bedenkt, dass es weniger Konversion als Opportunismus ist, was den exemplarischen Lebenslauf Kulkes prägt, kann einem angesichts solcher Statements flau im Magen werden.

  • "...wer mit 60 bereut, an was er mit 20 geglaubt hat, der hat alles falsch gemacht." Das hätten Sie mal meinem Opa sagen sollen...

  • Ein schöner Artikel, und ich finde es gut, dass man diesen Artikel jetzt auch kommentieren kann. Erstens: Nicht jeder, der die Flüchtlingspolitik von Frau Merkel obsolet findet, ist ein Nazi! Und wer den Satz von Herrn Gauland nicht versteht: "Die Existenzsicherung Israels beginnt am Brandenburger Tor" und glaubt, dass sei auch "Nazi", der darf sich nicht wundern. Was mich immer wieder verwundert, ist diese Unfähigkeit der "Linken" überhaupt mit anderen zu diskutieren. Mir haben echte Nazis einen Hausbesuch angedroht, weil ich in einem Blog geschrieben habe, es gäbe leider noch sehr viele dieser Idioten die Adolf Nazi für den größten hielten, die sich die 12 wieder zurück wünschen würden, ohne über die 50 Millionen Toten nachzudenken, und als Highlight schrieb ich noch: Ich weiß, dass es den Holocaust gegeben hat! Daraufhin bekam ich eine heimliche Warnung, ich solle nur noch mit einem Knüppel bewaffnet aus dem Hause gehen, die wollten mich besuchen! Andererseits habe ich ehrenamtlich Migranten unterrichtet, von Syrien, Irak, Iran, Äthiopien, Eritrea, Iran, Afghanistan und aller Herren Länder! Mit einigen bin ich immer noch befreundet. Zweitens: Ich habe mich einmal dahingehend geäußert, dass ich Probleme damit hätte, wie die Zuwanderung in Deutschland stattgefunden hätte. Dann habe ich einem alten Freund von mir, strammer Linker immer noch, erzählt, dass mich ein paar Nazis besuchen wollten. Er dann zu mir: Nazis? Wieso, Du bist doch selber einer. Ich, wie kommst Du darauf....? Du hast doch mal was gegen Flüchtlinge gesagt...! So einfach ist das Schema und Schubladendenken der Linken. Ich hatte nie etwas gegen Zuwanderer gesagt, ich hatte mich nur kritisch zur Politik von Frau Merkel geäußert. Und als ich gefragt wurde, ehrenamtlich zu helfen, habe ich sofort ja gesagt. Die Schablonen links sind sehr hinderlich. Und: Es ist nicht zielführend alle 8,5 Millionen Wähler der AfD als Nazis abzustempeln. Die AfD zu stellen sieht anders aus.

  • Die CDU ist mit Merkels Politik nach Links gerückt. Es sollte sich also niemand wundern wenn eine andere Partei den Konservativen Platz einnimmt, zugegeben mit schlimmen Folgen. Daran ist aber nur die CDU schuld. Wir brauchen einfach die klaren Abgrenzungen von Rechts und Links der etablierten Parteien damit solche Parteien wie die AFD keine Chance haben.

  • Interessanter als die Wendungen des Herrn Kulke ist eine der logischen Konstanten:



    Seit der Dienerschaft für Döpfners Wochenpost, spätestens aber seit dem berüchtigten Arbeitsvertrag bei Springer ist die Pro-Israel-Haltung zwingend vorgeschrieben. Sie mündet denn auch logisch und folgerichtig zur Achse des Herrn Broder. Auch PI News käme da noch in Frage. Für sie steht Israel als Bollwerk gegen den Islam.

  • Na ja, es gibt auch sehr viele Menschen, die weiterhin ein links-liberales Weltbild haben und dafür eintreten. Vielleicht nicht mehr mit so einer Vehemenz und vielleicht auch nicht mehr so naiv und liebevoll, wie 1968 oder 1979, aber ich würde den Tenor nicht so ganz unterschreiben, der hier ausgebreitet wird.

    Außerdem ist dieser Spruch mit dem Sozialist und den 20 Jahren auch an eine Lebenserwartung gebunden, die deutlich unter unserer heutigen liegt.

    Auf jeden Fall werden nicht alle, die mit 20 Jahren Sozialist waren, mit 30 Grüne, mit 40 Mitarbeiter bei Axel Springer und mit 50 oder 60 dann AfD-Wähler oder wenigstens AfD-Sympathisanten.

    Das Einzige, was der Artikel vielleicht verrät, ist, dass es in der Politik in Ländern wie Deutschland (oder Frankreich, Niederlande, Belgien) keine einfachen Lösungen gibt. Selbst Parteien oder Strukturen, die alles auf einen Punkt hin ausrichten, müssen doch ihre Perspektive irgendwann ändern.

    Und gerade ehemalige Linke nehmen diese 'Abhärtung' mit der Realität nicht so leicht, außerdem hängen gerade solche Menschen immer ziemlich tief in diesen Strukturen drinnen. Damals hatten echte Linken Sex nur mit anderen Linken, gründeten Familien oder Freundschaftskreise nur in linken Kreisen. Da wird es schnell eng und wer raus will, braucht auch Standvermögen, weil dann immer fast alles drann hängt. Bei einigen war und ist dann alles so grundsätzlich, dass sie nur die Seiten wechseln können. Einige wollen auch eine Rolle auf einer Bühne und nehmen dann, was sie noch bekommen. Aber die Mehrheit verschwindet ins Privatleben und ist eben nicht dadurch Rechts oder Neoliberal, oder abonniert die Welt oder Bild - das glaube ich nicht.

  • So eine wirtschaftswissenschaftliche Vorlesung schwelgt derartig im Fetischcharakter des Kapitals, dass man dort leicht vergisst, dass die Armen arm sind, WEIL die Reichen reich sind.

    Wenn der Fetisch des Kapitals einen nicht zur FDP, sondern zur AfD treibt, muss da aber noch mehr dahinter stecken. Wie geschichtsvergessen muss man sein, um die AfD "ungerecht behandelt" zu sehen?

    Wenn die Neugier weg ist, wird ist man alt. Dann hat das Fremde nichts mehr von Reiz, Chance oder Herausforderung. Dann ist es nur noch Bedrohung. Nur das kann einen zur AfD treiben.

    Ich werde auch alt. Bedrohlich fremd sind mir die AfD, die Sarrazins, die Broders, die Trumps, die Putins, die Orbans, die Le Pens , die Erdogans- kurz das ganze rückwärtsgewandte Beleidigtsein. Bedrohlich fremd sind mir Klimawandel, Künstliche Intelligenz, Medizintechnologie. Kinder, die freitags demonstrieren, sind mir nicht fremd.

  • "Von Anfang an hätten die Medien die Partei unverhältnismäßig angegriffen und als populistisch eingeordnet. Dadurch seien Gemäßigte wie Ex-BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel herausgedrängt worden."

    Wow. So zu denken hat mit links sein wirklich nichts mehr am Hut.

    Mit 20 Jahren ist man Sozialist, sonst hat man kein Herz. Mit 40 nicht, sonst kein Verstand. Und wer mit 60 bereut, an was er mit 20 geglaubt hat, der hat alles falsch gemacht. Man kann sich stets wandeln in seinen Ansichten, aber nur weil man es bequem lieber mag, sollte man nicht den Fehler begehen, den Grund dafür bei den Anderen zu suchen.

    • @LennyZ:

      Henkel hat in Interviews mehrfach gesagt, warum er ausgetreten ist.

      www.politik-kommun...lfspelz-1748740005

      Zit.:



      "Daher ist die AfD heute eine NPD im Wolfspelz."

      Aber auch das gehört zum Umfeld der AfD: Die Fähigkeit, die Realität komplett zu ignorieren

      • @Kaboom:

        Dankesehr für die Ergänzung

  • Migrationspolitik ist immer noch nicht die Mutter aller politischen Probleme, sondern ganz platt: Ausbeutung, Umweltverschmutzung und Gewaltkultur. Weltweit.

    • @aujau:

      Ich vergass: Krieg und Bildungsmangel sowie Armut.

  • Sucht die taz nun auch Hufeisen?

  • Es tut weh, wenn sich man mit wachsendem Alter von einigen Illusionen verabschieden muss. Ich widerspreche daher Kaboom und behaupte das Gegenteil. Diejenigen, die mit 70 noch genauso denken wie mit 20, sind verknöcherter und mir suspekter als die, die bereit sind, ihre "Wahrheiten" zu hinterfragen.

    • @Dr. McSchreck:

      Es geht nicht darum, mit 70 genauso zu denken wie mit 20. NIEMAND tut das.



      Die so häufig zu beobachtende Tendenz von Leuten, mit steigendem Alter nach rechts zu rücken ist IMHO eine Kombination von dem. was Marcuse "repressive Toleranz" nannte mit der ständig sinkenden Neigung, seine eigenen Positionen in Frage zu stellen.



      Leute wie Kulke stellen ausschliesslich das in Frage, was sie dachten, als sie jünger waren. Aber nie das, was sie nun denken. Gerechtfertigt wird das, wie ich schon schrieb, gewöhnlich mit Lebenserfahrung. Ist aber nur Bequemlichkeit und Denkfaulheit.

      • @Kaboom:

        sehe ich absolut konträr. Mit 20 hat man noch eine sehr begrenzte Sicht auf die Probleme und hält vieles für unerträglich, was angeblich droht - diese Greta und Co....

        Mit 40 hat man dann gelernt, dass so manche Katastrophe ausgeblieben ist und die anderen auch nicht so schlimm waren, wie einige dachten. Dazu hat man in der Regel gelernt, dass so einiges doch ganz gute Gründe hat und vor allem auch besser funktioniert als irgendwelche jugendlichen Hirngespinste. Schließlich, dass Gerechtigkeit nicht alles ist, auch Stabilität, Sicherheit und Verlässlichkeit haben ihren Wert.

        Ein schönes Beispiel ist Peter Maffay, etwas älter als ich. In meiner Jugend war es ein Skandal, dass er ein Kind hat abtreiben lassen, weil er ihm diese Welt nicht zumuten wollte (vermutlich mit Nachrüstung und Umweltverschmutzung). Vor einiger Zeit ging durch die Medien, dass er in hohem Alter (noch mal?) Vater wird.

        Da hat sich wohl einiges getan.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Beindruckend, höchst beeindruckend. Nicht das Objekt der Betrachtung, sondern die Betrachtung selbst.

    Gibt es wirklich keine relevanten Themen, dass in dieser Ausführlichkeit hier herumdilettiert wird? Ach Gottchen, nee.

    "Lieber eine Kerze anzünden als über die Dunkelheit klagen" wusste schon der olle Konfuzius.

    Berichtet doch mal über jemand, der sich und seinen Idealen TREU geblieben ist, ja, sie im Alter noch schärft.

    Falls es schwierig sein sollte, jemanden zu finden: meine persönlichen Daten sind Euch bekannt. Horrido!

    • @76530 (Profil gelöscht):

      "Berichtet doch mal über jemand, der sich und seinen Idealen TREU geblieben ist, ja, sie im Alter noch schärft."

      Da verlangen Sie aber wirklich zuviel. Ich nehme viele Medienleute als Opfer einer Blase wahr, in der es sich gutmenschlich und selbstvergötzt gut leben lässt und sie gleichzeitig daran arbeiten und glauben, die Definitionshoheit darüber zu besitzen, was oder wer gut oder böse ist einschließlich der damit verbundenen Ideologie, dass ein progressiver Neoliberalismus die Welt retten kann.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Die Fähnchen richten sich eben immer nach dem Winde.

  • Ich stimme Kulke in so weit zu, dass natürlich auch die rechtskonservativen unter den Wählern das Recht haben, ihre Interessen von einer Partei vertreten zu sehen und es stimmt wohl, dass durch die rationalen Entscheidungen von Frau Merkel (was wohl das ist, was manche an ihr als "links" verstehen, weil rechts immer irrational und bauchgesteuert sein muss) die CDU in einigen entscheidenden Punkten diese Rolle nicht mehr erfüllen konnte.

    Letztlich halte ich inzwischen die Unterscheidung konstruktiv/destruktiv und rational/irrational für viel nützlicher als die zwischen rechts und links: Das sind inzwischen nur noch Etiketten, die man allem anhängen und abnehmen kann.

    Es gibt Leute, die wollen vor allem ihre Gefühle und Ängste aufgegriffen und politisch stellvertreterisch ausagiert sehen, das sind immer die, die nach rechts driften und die sind deshalb natürlich immer ein gefundenes Fressen für Demagogen und Populisten aller Art, weil es sehr einfach ist, den Leuten nach dem Mund zu reden, wenn es einen an die Macht verhilft und man das um jeden Preis will.

    Das Ausmaß des Talents zum Faschisten erkennt man immer an der hemmungslosen Bereitschaft oder sogar Begeisterung dafür, sich moralisch ganz tief sinken zu lassen und das als Befreiung zu verstehen. Dieses Talent scheint mir bei Kulke aber nur begrenzt vorhanden zu sein.

  • Kulke so wie das allen Weltgesellschaftshassern passiert.



    Zu viel soziale Bewegungen, zu viel kulturelle Veränderungen zu viel Welt.



    Davon werden diese Leute reaktionär.



    Vielen seit 1965 etwas politisierten Menschen gelingt es nicht sich auf die sozialen Aufstände in Syrien und dem Sudan einzulassen - sie können und wollen nicht verstehen, dass es dort auch linke und säkulare Bewegungen gibt, in Syrien seit 1980 über Generationen.



    So produziert ein Mathias Bröckers ein vöiig zynisches Buch: Ansichten eines Putinverstehers - ein Wiederkäuen all der Verschwörungstheorien, die zur Ukraine seit 2014 gestreut werden.



    Völlig richtig: Keine Zusammenarbeit mit „Rassisten, Faschisten oder Unmenschen“ .

  • 9G
    91491 (Profil gelöscht)

    landete er 2001 für 15 Jahre bei der Tageszeitung Welt des Axel Springer Verlag -wie so einige Ex-taz-Redakteure



    z.B. Denis Yücel

    • @91491 (Profil gelöscht):

      Und dann im Knast von Erdogan, weil er eben wenigstens in der Türkei nicht als Axel-Springer-Fan, sondern als Journalist arbeitete.

      • 9G
        91491 (Profil gelöscht)
        @Andreas_2020:

        In letzter Zeit mal die WELT gelesen?



        Wahnsinnig engagiert.

  • Naja, die politische Orientierung von linksradikal zu linksliberal hin ist auch bereits stückweit rechts abbiegen ;)

  • Wer ernsthaft einen „Linksruck“ der CDU unter Merkel sieht, wird wohl kaum jemals ein Linker gewesen sein.



    Ich sach's mal so: „Nicht alles, was so in die Welt gevögelt wird, kann hinterher auch fliegen.“

  • Sehr schöner Artikel. Durchaus ausgewogen und nicht so polemisch wie der Titel befürchten lässt.



    Der Artikel lässt sich wohl am besten zusammenfassen mit den Sätzen, die auch zentrale Probleme mit (tatsächlich) rechtem bzw. neoliberalem Gedankengut wunderbar auf den Punkt bringen:



    "Einerseits nimmt er [die AfD] weiter gegen [...] „überzogene und haltlose“ Kritik in Schutz – „auch weil sie die Leute scharenweise zu ihr treibt“."



    und



    "Kritiker [der "linken" Dogmen] würden pauschal zu „Rassisten, Faschisten oder Unmenschen“ erklärt." [Dazu wäre zu ergänzen bzw. zu berücksichtigen: "Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn."]

    • @Franz Georg:

      Blinde Hühner, die ein Korn finden werden geschlachtet.

  • Mahler, Schily, Elsässer fallen mir ein. Finde ich nichts neues dran. Kenne ich auch privat, die so stur links sind wie sie stur auch einige rechte Meinungen ebenso unbelehrbar vertreten. Manche müssen halt laut dagegen sein um jeden Preis.

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Ist schon witzig wie die Überschrift alleine bereits sich selbst untergräbt..Als ob es grundsätzlich schlimm wäre die AFD zu verteidigen. ;-) (und wer das glaubt, der hat leider weder Demokratie noch Meinungsfreiheit verstanden. Sorry, keine Diskussion notwendig)

    Früher gab es da noch ein Zitat von Voltaire über Meinungsfreiheit.

    Nach der relativ oberflächlichen Lektüre des Artikels muss ich gestehen.. ich halte Hr. Kulke für einen sehr solidarischen Menschen. Im Zweifel für den Unterlegenen bzw. zu Unrecht beschuldigten. Das sind halt hierzulande in den letzten Jahren eher die weiter rechts Denkenden. Aber wenn man halt schon dabei ist eine ganze Partei mit dem Bade auszukippen kann man sie ja auch gleich noch über einen Kamm scheren.

    PS: natürlich sind viele Positionen der AFD , so wie es auch Hr Kulke sieht, nicht diskussionwürdig. Aber das entkräftet nicht die legitime Kritik

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @83191 (Profil gelöscht):

      [...] Beitrag entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank. Die Moderation

  • Mesnchen, die unfähig zur Selbstkritik sind, rücken mit zunehmendem Alter meiner Erfahrung nach fast immer nach rechts. Dazu gehört eine ständig steigende Toleranz gegenüber reaktionären Positionen, üblicherweise mit "Lebenserfahrung" begründet, die in Wirklichkeit nur Bequemlichkeit und Anpassung an die Umgebung ist.Es kommt halt nicht gut,. über die - sagen wir mal - Ausbeutung des unteren Drittels der Gesellschaft durch die von den Neoliberalen veranlasste Schaffung des Niedriglohnsektors zu sprechen, wenn Ausbeuter persönlich anwesend sind.

    Kulke allerdings steht schon seit langem in Diensten der CO2-Mietmäuler aka "Klimawandelskeptiker". Er ist in Deuschland einer der tragenden Propagandisten dieser Lügenkampagne.

    • @Kaboom:

      Danke, "reaktionär" ist das Wort das ich in meinem Beitrag suchte. Es gibt unentspannte reaktionäre Typen, die ebenso links- wie auch plötzlich rechtsreaktionär sind. Sie merken den Unterschied selbst nicht, da sie ja automatisch immer schon recht hatten und nur die Wahrheit sagen. Dabei ist das Gewäsch so oder so in seiner Einseitigkeit schwer erträglich, das Wort "Perspektivenwechsel" oder einen anderen Blickwinkel einnehmen ein Fremdwort.



      Es sind die Leute, die man als Demokrat manchmal in Debatten an seiner Seite braucht, die man allerdings dann auch nicht als Mehrheit gegen sich haben möchte. "Geistige Gleichschalter".

  • Das Schema Rechts und Links trifft hier nicht so ganz den Punkt.Und den Spruch mit den 20 und 40 Jahren halte ich für falsch,schon immer.Es liegt wohl daran ,in welchen Kreisen man sich bewegt,um beispielsweise die CDU sich nach links bewegen zu sehen,ein mediales Übergewicht von links-grün zu sehen etc.Für mich herrscht ein "moderner"Neoliberalismus,der Konkurrenz von seinem Rechtsaussenflügel(AFD und andere europäische Rechtsparteien)erhält...der politische Rest aller übrigen Parteien ist leider marginal.

  • Aus eigener Erfahrung kenne ich das Verhalten der Wendehälse, denen kein Spruch zu blöd ist, um ihre Charakterlosigkeit schön zu reden. Dabei hilft ihnen der mediale Mainstream, der aus Rechtspopulisten plötzlich Linke macht, die innerhalb des Systems ihren Individualismus ausleben und sich mit Selbstvergötzung beschäftigen. Das führt zu dieser grauen und öden gesellschaftlichen Perspektivlosigkeit und zur totalen Beliebigkeit.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Links zu sein war unter den 68ern zum Teil auch einfach eine Modeerscheinung. Nicht bei jedem dieser Politaktivisten ging die Überzeugung wirklich so tief wie gerne selbst behauptet wird. Das kenne ich auch von ehemaligen Studenten meinen Generation: Die Marx-Zitate auswendig gelernt, ohne jemals Marx wirklich gelesen zu haben.

    Meine 68er-Verwandschaft tickt in Teilen ähnlich wie dieser Kulke. Die Diskussionen mit meiner Verwandschaft sind zum kotzen. Diese Generation meint alles zu wissen, alle waren sie voll rebellisch und angeblich überall dabei. Jahrzehntelang auf links gemacht, aber eigentlich keinen Plan was Sozialismus in der Theorie überhaupt meint, stattdessen blind irgendwelchen Mao-Sekten hinterhergerannt um heute zu behaupten, das Sozialismus nicht funktioneren würde, wegen Mao, Stalin und so...

    „Wer mit 20 kein Sozialist ist, hat kein Herz. Wer mit 40 noch Sozialist ist, hat keinen Verstand“

    ^Wer als 20 Jähriger priviligerter Student aus dem Bildungsbürgertum nicht auf links macht, der hat schon verstanden seine privilgierte Position auf Kosten anderer durchzusetzen. Wer sich als 40 Jähriger an seinen vollen Futtertrog restlos gewöhnt hat, der beißt halt um sich, wenn der hungrige Flüchtling kommt.

    Wenn ich aus diesem doofen Zitat irgendwas vernünftiges ziehen soll, dann höchstens im übertragenen Sinne.

    Es ist natürlich das Menschen wenn sie älter werden, einen gewissen retroperspektivischen, melancholischen Blick auf die Vergangenheit entwickeln, weil die meisten die eigene gesunde körperliche und geistige Jugend mit der Zeit verbinden, in der sie aufgewachsen sind.

    Daraus allerdings einen allgemeinen Wahrheitsanspruch abzuleiten, wonach sich die Welt zu richten hätte, zeugt immernoch von der selben Vermessenheit wie sie die 1970er Jahre Maogruppen innehatten. Also alt geworden und nichts über sich selbst gelernt.

    Konservativismus als erhaltendes Element könnte durchaus seine Berechtigung haben, aber es geht halt nur um Besitzstandswahrung

  • "Die These: Linksliberale hätten mit vielen Irrtümern über vier Jahrzehnte den Diskurs im Land bestimmt. Wegen fehlender Akzeptanz für Merkels Migrationspolitik sei dies vorbei." Heißt nichts anderes, als dass es den "Linksliberalen" nicht gelungen ist, den Rassismus aus den Deutschen herauszubekommen, weswegen Kulke der Einfachheit halber bei den Rassisten mitmacht.

  • Götz Aly hat ein Buch über die 68er geschrieben, dessen konkrete Kritik ich an vielen Stellen nachvollziehen kann, auch wenn wir vieles von 1967 und 1968 anders erlebt haben. Ohne die Selbstkritik von Gerd Koenen oder Christian Semler (ehemalige K-Groupies) ergeben ihr späteren Beiträge keinen Sinn.



    Stalinisten sehen natürlich überall Renegaten. Dabei helfen sie einem, eigene Einseitigkeiten zu korrigieren, sich zu hinterfragen, z.B. die wahnsinnige Unsicherheit vieler, die sie zur AfD treiben, wahrzunehmen.

    • @Ataraxia:

      Nichts ist schlimmer für windläufige Renegaten, als ehemalige Kombattanden, die ihren politischen An - u. Einsichten treu blieben.



      In ihnen erkennen sie - die Regenaten- ihre deformierten Fratzen. Kein erhebender Anblick.

      • @Mogel:

        "Sieg im Volkskrieg, Klassenkampf im eigenen Land" oder was?



        Über dem Tor vor dem Gefängnis alter Kombattanden hängt folgendes Banner:



        "Nun bist du mit dem Kopf durch die Wand. Und was wirst du in der Nachbarzelle tun?"



        (Stanislaw Jerzy Lec)

        Wer zweimal mit denselben kämpft...

        • @Ataraxia:

          @beam me up scotty

          Die konkrete Kritik von Götz Aly ging eigentlich zu weit, die 68er zu einer Kopie der Nazis zumachen, natürlich hatten die 68er sehr viel deutsches in sich, aber die Vergleiche waren zu grob.

          @mogel Treu? Bei manchen Radikal treu gebliebenen, hab ich den Eindruck das sie wissen auf was wir steuern, aber die bleiben Treu bis zu letzt. Was sehr Deutsch wieder mal ist.

  • Der Autor beschreibt einen im Grunde unpolitischen Menschen, der



    einen seit der Pubertät internalisierten Widerspruchsgeist mit Haltung verwechselt.



    - Weshalb man ihm einen politischen Kurswechsel nicht vorwerfen kann - er hatte nie einen Fahrplan.

    • @Mogel:

      kein Ideologe zu sein, ist keine Schande.

    • @Mogel:

      *Daumen hoch*

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Stark, ein Stück weit auch der Text .

    Obwohl der Autor natürlich die angesagte politisch korrekte Linie beschreitet, dennoch diverse, zur diskursiven Vertiefung sich anbietende Begriffe wählt;

    gleichwohl -sagt mein Text-Analyseprogramm- ohne den sonst in diesem Kontext üblichen Begriff der sogenannten Querfront auskommt.

    Ich erweitere dann mal einen Aspekt, den Hinweis auf Broder und dessen Gute Achsen. Ja, Broders pro-israelische Positionen, bei denen er gern mal das sog. Judenblut vom Messer spritzen lässt, die sind aus meiner Sicht unterirdisch, mag ich nicht teilen. Ebenso, seine an Jakob Augstein gerichteten Zuschreibungen und NS-Vergleiche, die er dann später leicht relativierte.

    Aber dem Broder und seinen Autoren bei den Achsen wirft niemand Antisemitismus vor. Traut "man" sich das nicht??? Wo doch ansonsten die Erkennung und Entlarvung von Antisemitismus, in persona von Antisemiten basaler Bestandteil jedes (verbalen) Widerstand gegen recht ist.

    Und da der Autor hier die Schleuse geöffnet hat, so mag auch ich bekennen, ab und zu über den Tellerrand, aus der Höhle (frei nach Platon) mich zu bewegen, sprich: schon mal auf diese Guten Achsen zu schauen. Denn jenseits von Broder als "Alibi-Jude" (sein dortige Selbstbeschreibung) gibt es durchaus Texte, welche fundiert, mit mehr oder weniger Ironie diesen qualitätsmedial angesagten Klimahype adressieren. Und zu anderen, für mich weniger relevante Themen dort mag man mich gern in Sippenhaft nehmen; halte ich aus. Insofern passt diese abschließend erwähnte Anwohnerinitiative doch garnicht zu dem oben ebenfalls erwähnten automobilen Herrenfahrer (Dirk Maxeiner).

    Gern also und jenseits des neugrünen Herdentriebes mag ich ein ganzes Stück weit den nach wie vor widerständigen Ulli verstehen. Sag' ich als Ex-Grün-Wähler bis zur Bundestagswahl Ende 1998. Schon zur Hessenwahl im Frühjahr 1999 hatten diese, "meine" Grünen dann innen- wie aussenpolitisch fast alles über Bord geworfen, wofür sie (für mich) standen.

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Der gute Ulli ist u..war eben nicht widerständig. Sondern ein follower



      of Fashion.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @Mogel:

        Kann es denn Sünde sein, eine Anwohnerinitiative gegen den Durchgangsverkehr zu gründen?

        Ansonsten und wie bereits in meinem vorherigen Kommentar konstatiert, bin ich ja wirklich froh, dass der Text nicht nur ohne den Begriff der Querfront, auch und was den gefallenen Sohn angeht, ohne jegliche Anspielung, gar Unterstellung in Sachen Antisemitismus daher kommt. Absolut ungewöhnlich, wenn es um sog. Neue Rechte geht.

        Aber da sei wohl der Boder vor ...

        • @90857 (Profil gelöscht):

          - Nein. Das ist kompatibel nach allen Seiten, und hat nix mit Grundüberzeugungen zu tun.



          Selbstverständlich ist es erlaubt, seine



          Überzeugungen zu ändern.



          Denkbar wäre ein konservativer Student, der sich 1968 gegen aufgeregte linke Mitstudenten behaupten mußte.



          Weiter wäre vorstellbar, dass aus diesem einstigen Konservativen heute ein Linksliberaler wurde, der über den zunehmenden sogenannten Rechtspopulismus empört ist.

          -Leider ist es bei unserem Ulli genau andersherum.

  • Wer mit 40 noch Sozialist ist, hat sich nur nicht dem allgegenwärtigen Egoismus ergeben.



    Und wer mit 20 ein Extremist ist, kommt bald in eine Krise, zumindest überall dort, wo Menschen sich noch aufeinander beziehen. Ich kenne eine Menge Extremistinnen, die keine mehr sind, einfach, weil das Leben sie schwierigen Beziehungsprozessen unterwirft, die sie verändert.



    Soziale Verantwortung und Kapitalismus würde ich vergleichen mit einer Bahn, in der viele Menschen billig verkehren, und vielen Hunderten von Autos, in denen diese Menschen voneinander abgeschnitten sind.

  • 9G
    94797 (Profil gelöscht)

    Wine man so eonen Scheiss seller glauben kann, die Median würden von links indoktrinieren ist mir völlig schleierhaft.



    Manche tun vielleicht etwas sozialdemokratisch.



    Aber links?



    Und wenn dann mal Worte für einen Vegitag oder fallen oder wie wäer es mal mit gendergerechter Sprache glauben die wirklichen Autoritätsgläubigen gleich, man wolle sie bevormunden.

    Den Mann hat das alte S.. ,ääääh ü 50 Syndrom ereilt. Wird sicher auch gut bezahlt und hilft seiner Rente.

    • @94797 (Profil gelöscht):

      Links ist da, wo der Daumen rechts ist. Veggietag ist ok, aber nicht links. Gendergerechte Sprache klingt meist gruselig. Und die beiden letzten Sätze sind kleinkariert und diskriminierend.

      • 9G
        94797 (Profil gelöscht)
        @Wilfried Kramme:

        Auch ü50?

  • Von „Ulli“ Kulke wusste ich bisher nichts und jetzt weiß ich nur, was der Autor des Beitrags von ihm hält – und das ist eher nicht positiv. Als Leser habe ich dann nur die Wahl, mich Timo Hoffmanns Meinung anzuschließen oder nicht. Zumal ich nicht sicher bin, ob „der Ulli“ sich durch den Beitrag korrekt charakterisiert sieht.



    Nun wäre es doch gute demokratische Tradition, den Betreffenden auch selbst zu Wort kommen zu lassen, z. B. im Rahmen eines Interviews. Zumal die TAZ durchaus schon Vertreter des ganzen politischen Spektrums interviewt hat. Wie wär’s?

  • vermag ich zudem nicht zu begründen.

    Ich sehe daher in Kulke keinen echten Linken; auch nicht einen Ehemaligen.

  • Das positive Rückmeldungsgefühl, wenn eine Demonstration, eine Aktion klappt und das daraus resultierende Zusammengehörigkeitsgefühl kann ich gut nachempfinden.



    Doch Krawall um des Krawalls Willen lehne ich ab. Es sollte schon auch politischen Sinn machen.



    Den beschriebenen "Aphorismus" habe ich schon mein Leben lang für einen völligen Unsinn gehalten. Denn entweder man ist links und dies begründet und mit Überzeugung, oder man ist eben mehr ein Fähnchen im Wind. Und so denke ich, dass dieser "Aphorismus" eben nur für die Zweitgenannten stimmig ist.



    Wer einen angeblichen "Linksruck der CDU" und/oder eine "Walze der linken Deutungshoheit" in der Republik auszumachen vermag, muss meiner Ansicht nach extrem weit rechts und außerhalb allem politisch tolerierbarem verortet sein.



    Auch scheint es mir nicht richtig beobachtet zu sein, dass Ex-BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel infolge medialer Angriffe gegen die AfD aus Dieser herausgedrängt worden sei. Henkel ist (VIEL zuspät) gegangen, weil er die Verbindungen der AfD zu den Nazis nicht länger hatte übersehen und leugnen können. Doch wer in die AfD eintritt, ist sowieso auf dem rechten Auge blind.



    Einzig erwähnenswert scheint mir bezüglich Kulke das Problem der Über-Ideologisierung zulasten pragmatischer Politik und Lösungsfindung im linken Lager zu sein. Ideologie ist wichtig; keine Frage. Aber deren Verteidigung darf doch nicht so weit gehen, dass dabei alle Mehrheiten, alle politischen Gestaltungsmöglichkeiten flöten gehen, die Rechten das Ruder übernehmen, weil sich ein nicht unerheblicher Bevölkerungsteil einzig von den Rechten wahrgenommen fühlt.



    Da müssen wir SCHNELL VIEL BESSER WERDEN, sodass wir dieses rechte Pack entzaubern und wirkungsvoll politisch einflusslos machen können; INDEM wir der Bevölkerung praktische Lösungskonzepte anbieten, die auch praktikabel sind und spürbar bei den Leuten ankommt. Warum bei Kulke sein „Gerechtigkeitssinn“ nicht anschlägt, bei Betrachtung der sozialen Schieflage im Lande...

    • @tazeline:

      Es ist nicht zu bestreiten dass die gegenwärtige CDU etliche einstmals als eher links verordnete Positionen eingenommen hat, sich jedenfalls massiv von ihren Standpunkten von vor zehn bis zwanzig Jahren entfernt hat...und nein, das sage ich nicht als Ultrarechter sondern als Grüner der in vielen Bereichen immer noch wesentlich linksliberaler tickt!

      • @Saile:

        Mir scheint dieser angebliche Linksruck der CDU mehr medial herbeigedichtet zu sein, als faktisch vorzuliegen.

        Z.B. würde doch ein Heiner Geißler heute in der CDU noch deutlich mehr angefeindet werden, als dies schon früher der Fall war. Einfach weil die CDU insgesamt noch weiter nach rechts abgebogen ist.

        Tatsächlich hat sich das gesamte politische Klima deutlich mehr nach neoliberal-RECHTS ausgerichtet, weshalb dann eine CDU, die ab und an was schönes sagt, (aber zumeist nicht umsetzt), medial plötzlich mehr links erscheint.

        UND: sorry! Die Grünen sind so geil auf das Regieren; und deshalb zu allen Zugeständnissen bereits; vgl. die Jamaika-Gespräche. Sprich: Die Grünen unterscheiden sich wirtschafts- und sozialpolitisch NICHT groß von der CDU; wenn überhaupt. (Darin ist übrigens zugleich auch ein weiterer Beleg für meine allgemeine RechtsRuckThese von oben zu erblicken).

        • @tazeline:

          Deswegen wähle ich die Grünen ja jetzt besonders gerne (auch wenn ich das eh schon seit 1994 tue): Weil sie sich nicht mehr groß von der (jetzigen) CDU unterscheiden. Wirtschaftspolitisch stimme ich mit dieser bereits weitgehend überein, allerdings bin ich gesellschaftspolitisch wesentlich liberaler...aber da eine CDU-geführte Regierung aus der Atomkraft und Wehrpflicht ausgestiegen ist sowie die Ehe für alle geöffnet hat wird es wohl dereinst auch wieder eine CDU-Kanzlerin sein die Cannabis legalisieren wird: Nein, natürlich nicht AKK...und dann kommt eh erstmal Habeck...ich tippe auf Diana Kinnert! :-)

          • @Saile:

            Diana Kinnert... es bleibt meine Hoffnung, daß zur Seite ausgerichtete Schirmmützen die/den Träger/in auch in 20 Jahren noch disqualifizieren. Kann ich nur im Radio ertragen.

            • @Wurstprofessor:

              Na, na, wer wird denn da gleich so spießig sein? Ich trage z.B. auch immer Kopftuch, wenn auch eher wegen männlicher Problemzonen...

              • @Saile:

                Wer wird so spießig sein? Ich.



                Und mit dem Kopftuch - ein Bandana, vermute ich - werden Sie auch nicht mehr Bundeskanzlerin. Bätschi!

  • Die Welt ändert sich. Mitunter schneller, als ihr gut tut. Sollen sich Menschen da nicht auch ändern dürfen?

    Immerhin: Mit diesem Porträt kann wohl selbst ein Mensch mit angeborenem „Gerechtigkeitsfimmel“ zufrieden sein. Es ist relativ sachlich gehalten und gut lesbar. Die taz scheint erwachsen geworden zu sein. Vor 15 Jahren wäre dieser Text so vielleicht nicht erschienen. Aber vielleicht täusche ich mich auch. Damals war ich noch neu unter den taz-Leser*innen und habe etwas gefremdelt mit der „Kultur“ des Blattes.

    Mir ist es wie Ulrich Kulke gegangen. Ich habe mich eher abgestoßen gefühlt von den Sonntags-Theoretikern, die um so fester im Glauben waren, je weniger Praxis sie hatten. Nein, den Weg „vom jungen Revolutionär zum alten Reaktionär“ bin ich bisher nicht gegangen (andere mögen das anders sehen). Aber für „biografische[n] Klassiker“ war ich ja auch noch nie gut bisher.

    So what? Mir fällt jedenfalls auf: Der Weg vom Linksradikalen an eine (Hoch-)Schule, in einen (Groß-)Verlag, eine Kanzlei, ein Ministerium, oder gar einen Konzern finde ich keineswegs kürzer als den zum Verteidiger der AfD. Die Frage ist doch: Welche Komponente der Persönlichkeit ist wie stark ausgeprägt beim Einzelnen?

    Opposition sein kann man überall. Nicht überall aber kann man gleichzeitig ein Gefühl der Gerechtigkeit empfinden. Leute, deren Gerechtigkeitsbedürfnis eher schwach ausgeprägt sind, können auch an der Spitze eines Konzerns glücklich werden. Gegner gibt‘s da schließlich genug. Leute mit stark ausgeprägtem Gerechtigkeitsgefühl hingegen dürften es da nicht all zu lange aushalten.

    Nun ja. Die Volte Richtung AfD war sicher nicht die letzte Wandlung des einstigen taz-lers. Dass die AfD seinem Gerechtigkeitsgefühl nicht genügen kann, hat Kunke ja offenbar schon gemerkt. Es ist also nur eine Frage der Zeit, dass er erneut „die Seiten wechselt“. Vielleicht taucht er ja sogar wieder in der taz auf. Denn schließlich ist auch die nicht mehr, was/wie sie einmal war.

    • 9G
      90857 (Profil gelöscht)
      @mowgli:

      "Vielleicht taucht er ja sogar wieder in der taz auf. Denn schließlich ist auch die nicht mehr, was/wie sie einmal war."

      Das mag ich unterstreichen, ist nach meinem Eindruck spätestens seit dem Frühjahr 2014 erkennbar.

      Die Frage (für mich) ist dabei jedoch, ob sich ein weiterer Wandel (wohin auch immer) auf die ggf. noch vorhandene Reflektionsfähigkeit der tazler begründet,

      oder primär ökonomisch getrieben wird.

  • "Wer mit 20 kein Sozialist ist, hat kein Herz. Wer mit 40 noch Sozialist ist, hat keinen Verstand“

    Man könnte es auch so sagen: wer mit 20 ein Extremist ist, ist ein Trottel, und dann ist er normalerweise auch mit 60 ein Trottel und eben wieder irgendein Extremist. Mit Realitätssinn und Herzensbildung hat Extremismus ja nie zu tun.

  • Das kommt davon, wenn man Marx nicht kapiert. Sein ganzes Leben lang denkt man dann, man sei links. Und dabei ist man rechts.

    • @el_duderino:

      Oder einfach nur überheblich.

  • Also Konvertit klingt nicht gut. Zwar gehört zu jeder politischen Überzeugung auch Glauben, aber Dogmatimus ist fehl am Platz. Ich finde solche Wandlungen aber trotzdem erschreckend und das nicht weil ich ein überzeugter Linker wäre, der ich nicht bin. Und auch Wandlungen zum Konservatismus haben für mich nichts Falsches, Bedrohliches oder Unverständliches. Nur diese Form des autoritativen, reaktionären Konservatismus wie ihn die Afd vertritt und ebenso die heuchlerische, selbstmitleidige Jammerarie des falschen Umgangs mit der Afd der jeder politische Anstand abgeht ist nicht konservativ in einem demokratischen Sinn sondern schädlich für die politische Kultur und die Demokratie. Erschreckend finde ich die Verbitterung und Heuchelei die dem zu Grunde liegt und die eines denkenden, kritischen und diskursfähigen Menschen unwürdig ist. Ob dieser nicht in so manchem Punkt recht hat bleibt davon unberührt.