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Ökonom über Verteilungsgerechtigkeit„Zunehmende Schieflage“

Der neue Wirtschaftsweise Achim Truger kritisiert, dass die Steuerpolitik die Einkommensungleichheit verstärkt habe. Außerdem lehnt er die Abschaffung des Soli ab.

„Ich sicher auf der linken Seite, wenn es um Wohlstand für alle geht.“, sagt Achim Truger. Foto: André Wunstorf
Interview von Gunnar Hinck

taz: Herr Truger, Sie sind neues Mitglied im Sachverständigenrat für Wirtschaftsfragen, und schon im Vorfeld haben zwei Ihrer KollegInnen im Gremium Ihre Qualifikation über Twitter angezweifelt. Sie stellten in Frage, ob Sie genug in „angesehenen internationalen Fachzeitschriften“ veröffentlicht hätten. Wie war denn so die Stimmung auf der ersten gemeinsamen Sitzung?

Achim Truger: Ich lasse mich davon nicht beeinträchtigen und blicke in die Zukunft. Die Äußerungen haben sich auch nicht wiederholt. Ich fühle mich im Sachverständigenrat tatsächlich freundlich aufgenommen, damit ist die Sache für mich erledigt.

Der VWL-Professor Justus Haucap hat Ihre Berufung in der „FAZ“ so eingeschätzt: Es wäre so, als wenn der Fußball-Bundestrainer den Kapitän des Zweitligisten MSV Duisburg berufen würde. Sind das die Blutgrätschen unter Volkswirten?

Es ist nicht richtig, dass Herr Haucap so auf den Traditionsverein aus Duisburg herabblickt. Aber er stellt sich auch als Fan des FC St. Pauli dar. Das macht ihn dann wieder total sympathisch.

Was wollen Sie in den Sachverständigenrat einbringen?

imago
Im Interview: Achim Truger

ist Mitglied des Sachverständigenrats der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und Professor für Sozioökonomie an der Universität Duisburg-Essen.

Mir kommt es darauf an zu betonen, dass die moderne Volkswirtschaftslehre wirtschaftspolitisch nicht festgelegt ist. Es geht ja nicht um die Entscheidung zwischen sozialistischer Revolution oder unbeschränktem Kapitalismus. Trotzdem ist das Spektrum groß: Ist bei einer Krise staatliches Gegensteuern nötig oder macht der Markt das von allein?

Sachverständigenrat: Kontroverse um Solidaritätszuschlag

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung existiert seit 1963. Diese sogenannten Wirtschaftsweisen dürfen keine konkreten Empfehlungen aussprechen, sollen aber der Bundesregierung helfen, die Wirtschaftslage zu beurteilen.

Traditionell stellen Arbeitgeber und Gewerkschaften je ein Mitglied. Die Gewerkschaften nominierten Achim Truger im Herbst als Nach­folger von Peter Bofinger. Kritiker sagen, als Fachhochschulprofessor sei er nicht genügend qualifiziert.

Aktuell hat der Rat am Dienstag die Wachstumsprognose für 2019 von 1,5 auf 0,8 Prozent gesenkt und aufgerufen, den Solidaritätszuschlag abzuschaffen. Truger ist dagegen. (ghi)

Ich sehe die Aufgabe im Gremium nicht darin, detaillierte spezielle Empfehlungen auszusprechen, sondern verschiedene Annahmen zu diskutieren und durchzuspielen, um der Politik verschiedene Optionen anzubieten. Wirtschaftswissenschaft ist keine Naturwissenschaft, das Spektrum kann bunt ausfallen.

Sie sind erklärter Keynesianer und stehen der heterodoxen Ökonomie nahe. Was ist denn das?

Ich würde eher von Pluralismus in der Ökonomie sprechen. Man muss zwischen methodischem und wirtschaftspolitischem Pluralismus unterscheiden. Was die Wirtschaftspolitik angeht, hilft ein weiter Horizont natürlich. Aber man kann auch einfach in die Lehrbücher schauen. Da wird man schnell feststellen, dass die wirtschaftspolitisch schon sehr plural sind.

Die US-Amerikaner nehmen bewusst wirtschaftspolitische Kontroversen auf: Sollte die Staatsverschuldung reduziert werden oder lieber zur Ankurbelung der Wirtschaft verwendet werden? Schadet eine gleichmäßigere Einkommensverteilung der Wirtschaft? Ist Freihandel immer wohlfahrtsteigernd? Da findet man keine einheitliche Position und das ist gut so, denn diese Dinge können demokratisch diskutiert und entschieden werden.

Sind Sie ein linker Ökonom?

Dass sind so Etiketten. Je nachdem, wer das aufschnappt, ist es schnell ein Schimpfwort (lacht). Innerhalb der wissenschaftlichen Analyse gilt natürlich das Wahrheitskriterium. Aber wenn es um die Ziele geht, die man den Analysen zugrunde legt, dann bin ich sicher auf der linken Seite, wenn es um Verteilungsgerechtigkeit, gute Arbeitsbedingungen und Wohlstand für alle geht.

Peter Bofinger, Ihr Vorgänger als eher linkes Mitglied im Rat, hat sich zuletzt ziemlich zahm gezeigt. Kann man mehr von Ihnen erwarten?

Was soll das bedeuten? Es stehen ja nicht alle fünf Mitglieder hinter jedem Satz im Jahresgutachten. Man muss mit Minderheitsvoten [Gegenmeinung, die jeder Wirtschaftsweise in das Gutachten hineinschreiben kann, d. Red.] haushalten und nur in zentralen Punkten und bei großem Dissens abweichen.

Die Wirtschaftsweisen fordern im aktuellen Jahresgutachten mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen und lehnen die Mietpreisbremse als nicht wirksam ab. Bofinger hat im Gutachten in beiden Fällen kein Minderheitsvotum abgegeben. Die Wohnungspolitik ist vermutlich die soziale Frage der Gegenwart.

Ja, ich halte sie auch für ganz wichtig. Und es dürfte eigentlich unstrittig sein, dass beim Wohnen der freie Markt nicht funktioniert. Da lässt sich in vielen Fällen Marktversagen wegen Marktmacht und zeitlichen Verzögerungen zwischen Nachfrage und Angebot feststellen. Also kann man sicher vielfältige staatliche Eingriffe – auch eine Mietpreisbremse – rechtfertigen. Aber konkrete, schnell wirkende Maßnahmen vorzuschlagen, ist kompliziert.

Der Bundeshaushalt ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen, parallel zu den hohen Steuereinnahmen. Eigentlich müssten Sie ja doch dagegen sein: Keynesianer denken antizyklisch und fordern höhere staatliche Ausgaben in der Krise, aber nicht, wenn die Wirtschaft läuft.

Das stimmt. Die Politik der schwarzen Null ist eine Schönwetterstrategie. Das fing schon unter Wolfgang Schäuble als Finanzminister an, zog sich durch alle Koalitionsverhandlungen und hält an. Weil man immer wieder zusätzliche Steuereinnahmen zur Verfügung hatte, wurden die sofort als Dispositionsmasse verplant. Eigentlich ist das auch verständlich, es gibt nun mal einen enormen Nachholbedarf: in der Infrastruktur, bei der ökologischen Sanierung, bei Bildung, Gesundheit, sozialer Sicherung.

Wo liegt dann das Problem?

Es ist nicht dauerhaft finanziert. Die Strategie geht nur so lange gut, wie der Einnahme­segen anhält. Sollte die Konjunktur abstürzen, sacken auch die Steuereinnahmen ab. Dann hat der Staat Zusagen gemacht und kann sie nicht einlösen. Höhere Schulden scheiden wegen der Schuldenbremse aus.

Sie lehnen die Schuldenbremse weiter ab?

Ich bleibe bei meiner Kritik an der Schuldenbremse. Ich plädiere grundsätzlich für kreditfinanzierte Investitionen – aber das verbietet die Schuldenbremse. Außerdem bin ich in Sorge, was passiert, wenn die Konjunktur abstürzt. Dann erst muss sich zeigen, ob die Schuldenbremse genug Spielräume lässt, um auf einen Abschwung zu reagieren. Wenn der Staat stattdessen aber kürzt, wird das die Konjunktur noch weiter belasten.

In den Nullerjahren wurde die Riester-Rente als Allheilmittel gepriesen und die gesetzliche Rente geschwächt, jetzt wird wieder viel Geld in die gesetzliche Rente gepumpt. Beides ist teuer – sollte man sich nicht endlich von der Riester-Rente verabschieden und das Geld in die gesetzliche Rente geben?

Das stimmt. In der wirtschaftspolitischen Szene hat es eine unglaubliche Verengung auf marktradikale Lösungen gegeben. Jetzt zeigt sich, dass die gesetzliche Rente wegen des guten Arbeitsmarkts doch bessere Renditen als die Riester-Rente bringt. Diese marktradikale Mode ist zum Glück vorbei.

Die Leute machen ja aber mit. Der Soziologe Oliver Nachtwey schreibt, die Versicherten haben sich durch die Riester-Rente zu Komplizen des Neoliberalismus machen lassen.

Wenn die gesetzliche Rente durch gesetzliche Weichenstellungen geschwächt und eine private Rente staatlich gefördert wird, ist es logisch, dass die Versicherten das Angebot annehmen. Sie müssen die Lücke, die in der gesetzlichen Rente entstanden ist, ja irgendwie schließen. Das Problem ist, dass diejenigen, die eine magere Rente bekommen werden, heute auch kein Geld haben, um mittels Riester-Rente vorzusorgen.

Was raten Sie der Bundesregierung in Sachen Steuern?

Der Solidaritätszuschlag sollte nicht komplett abgeschafft werden. Der Staat braucht langfristig das Geld, nicht mehr unbedingt für den Aufbau Ost, aber für andere Felder, wo es Investitionsbedarf gibt: beim sozialökologischen Umbau oder bei der Bekämpfung regionaler Ungleichheiten etwa. Der Staat verzichtet auf Geld, das in schlechten Lagen fehlen wird.

Wir beobachten in Deutschland eine zunehmende Schieflage in der Einkommensverteilung, und das hat auch mit der Steuerpolitik der letzten 20 Jahre zu tun. Die Steuerlast hat sich massiv von oben nach unten verschoben. Die oberen 30 Prozent konnten von Entlastungen profitieren, während der Rest belastet wurde. Der Soli ist die progressivste Steuer, die wir haben. Ein Wegfall würde die oberen Einkommen noch stärker entlasten. Ich rate dringend von einer kompletten Streichung ab.

Und noch?

Bei der Erbschaftsteuer können Unternehmen trotz der letzten Reform beim Vererben oder Schenken durch die vielen Ausnahmeregeln ihre Steuerlast fast auf Null drücken. Mein Vorschlag: Man sollte die Ausnahmeregeln kombinieren mit einer Mindestbesteuerung von 10 oder 15 Prozent. Es herrschte damals bei den Verhandlungen Konsens, dass Betriebe diesen Prozentsatz problemlos schultern können. Dadurch könnten sich die Einnahmen aus der Steuer mittelfristig verdoppeln.

Ist der Keynesianismus nicht selbst schuld daran, dass er gegenüber dem Marktliberalismus in die Defensive geraten ist? In den 70er Jahren hat der Staat viele Schulden gemacht, die Arbeitslosigkeit stieg aber trotzdem stark an.

Der unglaubliche Steuerungsoptimismus des Staates und die Idee, dass man jede Konjunkturschwankung durch Feintuning ausbügeln kann, waren Fehler. Aber es gibt offenbar in der Wirtschaftspolitik gewisse Moden. Ironischerweise hat man 30 Jahre später denselben Fehler gemacht, nur eben mit anderen Instrumenten: Da hat man geglaubt, dass man durch Zinspolitik Feinsteuerung betreiben kann. US-Notenbankchef Alan Greenspan wurde mit seinen Zinssetzungen als „Magier der Märkte“ angehimmelt. Und kaum wog man sich in Sicherheit, kam die Finanzkrise.

Die Marktliberalen haben unter anderem durch eine geschickte Sprache dominiert. „Wir dürfen nicht auf Kosten unserer Kinder Schulden machen“, hieß es immer. Fehlt es linken Ökonomen an rhetorischem Geschick? „Mehr öffentliche Ausgaben“ ist wenig sexy.

Na ja, das kann man aber doch einfach umformulieren: Wir dürfen keinesfalls auf Kosten unser Kinder die Umwelt, die Infrastruktur und den sozialen Zusammenhalt vernachlässigen.

Aber das zündete nicht.

Politische Sprache, neudeutsch: Framing, ist wichtig, aber nicht alles. Da gab es offenbar andere Gründe, dass das eine zündete und das andere nicht. Man hat den Menschen wegen der Staatsverschuldung enorm Angst gemacht, so dass sie sich nicht mehr getraut haben, überhaupt Bedarfe an den Staat zu formulieren.

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72 Kommentare

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  • „Bei der Erbschaftsteuer können Unternehmen trotz der letzten Reform beim Vererben oder Schenken durch die vielen Ausnahmeregeln ihre Steuerlast fast auf Null drücken. Mein Vorschlag: Man sollte die Ausnahmeregeln kombinieren mit einer Mindestbesteuerung von 10 oder 15 Prozent.“

    Warum eine Mindestbesteuerung? Entweder Ausnahmen haben ihre Berechtigung oder sie sind überflüssig.



    Mindestbesteuerung klingt für mich danach, dass man keinen Plan hat.

  • Die gewählten Formulierungen und Ansichten kommen für mir schon sehr weich und nicht wirklich ambitioniert vor. Auch schwingt für mich zwischen den Zeilen immer SEHR LAUT mit, dass Reformen – hin zu mehr Verteilungsgerechtigkeit – eben „Zeit“ benötigen.



    Wenn es aber in den vergangenen 30 Jahren darum ging, dass sich – sehenden Auges, ja sogar begünstigt durch unseren Staat – die oberen 20% ungeniert staatlich bedient haben, dann war das KEIN PROBLEM. Dann hat das KEINE ZEIT benötigt, und auch nicht für Wirtschaft und/oder Gesellschaft schädlich.



    Der ausgebeutete und vergessene Teil der Bevölkerung hat glaube ich mittlerweile einfach genug davon zu hören, dass ein Umkehren der stattgefundenen VermögensENTreicherung für VIELE, „problematisch“ ist, und wenn überhaupt möglich, dann eben VIEL ZEIT benötigen würde.



    Das ist blanker Unsinn, und einfach nur Ausdruck eines mangelnden politischen Willens!



    Und ich finde, dies sollte man auch an geeigneter Stelle genau so und deutlich zum Ausdruck bringen, statt fortwährend um den heißen Brei herumzureden.

  • im hinblick auf die umverteilung ist zwischen einer marktkonformen,einer nicht marktkonformen aber ohne abschaffung der marktwirtschaft möglichen und einer zur abschaffung der marktwirtschaft führenden zu unterscheiden.



    freihandel bedeutet das ende der souveränität und also auch das ende der demokratie und damit auch das ende jeder nicht-marktkonformen umverteilung.



    nur ein staat der sich nicht am freihandel beteiligt,kann soviel umverteilen,wie es seine bürger*innen mehrheitlich wollen.



    zwischen nicht marktkonformer umverteilung und nichtmarktkonformer gesetzgebung die beide nicht mehr möglich sind,sobald ein staat am freihandel teilnimmt kann mensch nicht immer unterscheiden,weil eine nicht marktkonforme gesetzgebung meist eine solche ist die kosten beim verursacher internalisiert und damit aus der einzelwirtschaftlichen perspektive zu verursachen scheint.



    die wiederherstellung der souveränität erfordert zwingend den ausstieg aus allen freihandelsverträgen und jedem freihandel.



    das haben die gelbwesten in frankreich verstanden und darum fordern sie eine protektionistische aussenhandelspolitik die ihr land aus dem zustand der erpressbarkeit durch den weltmarkt befreit und die rückkehr zur demokratie und zu einer demokratisch legitimierten umverteilungspolitik ermöglicht.



    .

    • @satgurupseudologos:

      Der Wille zählt?

      „nur ein staat der sich nicht am freihandel beteiligt,kann soviel umverteilen,wie es seine bürger*innen mehrheitlich wollen.“

      Nun ja,die Bananen wachsen hier nichtauf den Apfelbäumen, sind also nur begrenzt vorhanden. Äpfel übirgens auch. „Ich will mehr Schokolade“ funzt also nicht, wenn die Schokolade knapp ist.

  • Da ist mir zuviel nudelweicher Beraterschwampf im Text: Nur so als Beispiel: In den USA werde bunter diskutiert, ob "Freihandel immer wohlfahrtssteigernd ist" und über die verschiedenen Szenarien könne dann demokratisch entschieden werden. Erstens sind solche "Entscheidungen" in den USA alles andere als "demokratisch" und zweitens IST der gegenwärtige "Freihandel" eben "wohlfahrtssteigernd" oder er ist es nicht. Das wird eben NICHT durch Diskussionen festgelegt.

  • 1. Staatsschulden werden NIE (vollständig) zurück gezahlt! (Und war auch niemals vorgesehen)



    2. Staatsschulden sind wichtig und notwendig sonnst gäbe es kein geld!



    3. Der Geldvorrat von Banken ist buchstäblich unbegrenzt UND unendlich!



    4. Dieses verzinste Schuldgeldsystem ist die Wurzel und Basis allen Übels auf der Welt!

    Würdet ihr alle soviel Energie darauf verwenden dieses abzuschaffen wie über die (notwendigen) Schulden zu streiten hätten wir die meisten sorgen los !

    • @killer sheriff:

      Nein, der Geldvorrat der Banken ist nicht unbegrenzt! Es bestehen Liquiditäts- und Mindestreserve-Vorschriften, und Vorgaben bzgl. Mindestbonitäten von Kreditnehmern.



      Im Zusammenhang mit der Vollgeld-Initiative in der Schweiz habe ich mich im Detail damit befasst:



      - Buchgeld ist nicht "Geld aus dem Nichts", denn die Banken emittieren Verbindlichkeiten in einer Geldart, die sie nicht selbst herstellen können.



      - Die jüngste Finanzkrise hätte auch mit schuldfreiem Geld stattgefunden (Problem waren Fehlanreize bzgl. Risikonahme)



      - Bank Runs könnten aber teilweise reduziert werden (bzgl. Sichtgeldkonten, nicht aber bzgl. Spareinlagen!)



      - Schuldfreies Geld bliebe unverzinst, was Ausweichverhalten nach sich zieht (EUR-Konten z.B. in den USA)



      - Vor allem aber: wie reduzieren sie die Geldmenge wieder, die durch die Zentralbank an die Bürger verteilt wird? Durch Konfiskation?



      Fazit: Schuldfreies Geld hat seine Vorteile, aber der absolute Heilsbringer ist es auch nicht.

      • @Emmo:

        Ich kann User "Killer [...]" und Frau Kirschgrün verstehen. Die Meinungen verhalten sich zwar relativ und sind an Bedingungen geknüpft, aber sehr nachvollziehbar.

        Weil Banken Buchgeld, das sie zB in Euro bezeichnen, nicht selbst in Form eines formellen Gesetzes als "Euro" oder "Schnickschnack" taufen können, dürften sie dem Charakter nach wohl dennoch Hersteller sein, selbst wenn dies im Auftrage geschieht.



        Davon abstrakt - bei dem Prozess des Kreditvertragsschlusses - da haben Sie völlig recht - führen (bleiben wir bei Nichtbanken, und dabei, dass nicht bereits vorhandenes Geld verliehen wird -> der Enkel leiht sich Geld von der Oma) Banken de jure dann doch nicht den Nichtbanken-Vertragsparteien den "Bleistift" bei der Unterschrift. Aber sie stellen dann auch unter der o.g. Bedingung nur die zugrunde liegenden Kreditverträge nicht selbst her.

        Der User Killer pp. wollte sicherlich sagen, dass ebenfalls in den USA keine Zinsen existent sind. :-)

        Konfiskation ist für mich bislang ein Rechtsakt, nach herrschender Rechtsmeinung ein belastender. Wenn "wir" wollen, dass -grob gesagt - Kredit und Geld zusammenfallen, dann können "wir" auch regeln, dass Geld aus systemischen Gründen verfällt und es sich dabei nicht um einen belastenden Rechtsakt handelt. Aber so viel vielleicht zu einer fernen Zukunft.

        Aufgrund dieser voneinander abstrakten Sachverhalte verstehe ich, dass man geflügelt sagt, Geld entstünde aus dem Nichts.

        Solange wir täglich das, was wir gemeinhin als Geld kennen benötigen, zB § 433 BGB, dann würde wohl, da stimme ich gern zu, auch 'unbelastetes' Geld in die Krise führen.



        Das dem zugrunde liegende hübsche Holpern (Knappheit) im Zahlungsverkehr bzw bei der Bedienung von Zahlungsverpflichtungen kann, hielte man die Bedingungen der Verpflichtung uneingeschränkt aufrecht, nur sehr schwer begegnen. Aber auch das ließe sich ändern.

      • @Emmo:

        "Nein, der Geldvorrat der Banken ist nicht unbegrenzt!"



        Doch im Prinzp schon, denn so lange ein Mensch|Unternehmen Geld leiht, also Schulden macht, wird das 10-fache der Einlagen an herausgegebenen Schulden in die Bücher 🕳 geschrieben (giriert). Also "machen" die Banken aus Schulden neues Geld – und zwar eben 10-fach höher als der Schuldner Verbindlichkeiten hat. Und das ist genau das, was nicht funkrionieren kann – logischerweise – weil es für das girierte Geld keine Sicherheiten gibt, dieses Geld steht nur in den Büchern der Bank, nichtsdestotrotz macht es die Bank reicher als sie ist.

    • @killer sheriff:

      Sie haben soooo Recht! Siehe auch Spruch von Henry Ford:



      "Würden die Menschen das Geldsystem verstehen,



      hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh."



      (Henry Ford, Gründer Ford Motor Company, 1863 - 1947)



      Aber wir Bürger lassen uns mit diesen Spielchen aus Unwissenheit erpressen und verar…en.



      Wachstum braucht auch kein Mensch. Zum Leben braucht es kein Wachstum, Wachstum wird für die Zinsen der Reichen benötigt.



      Die Verteilungs-Ungerechtigkeit ist genau so gewollt und beabsichtigt – und auch der Herr Achim Truger wird daran nichts ändern (wollen).

      • @Frau Kirschgrün:

        Wachstum ist die Antwort des einzelnen darauf, dass das Rad erfunden wurde und den Job des Trägers, der seinen Rücken verhunzte, obsolet machte.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Frau Kirschgrün:

        Ausgerechnet Henry Ford. Den Ober-Antisemiten unter den amerikanischen Unternehmern:

        "„Das ausschlaggebende antisemitische Buch, das ich damals las und das Buch, das meine Kameraden beeinflußte […], war das Buch von Henry Ford ‚Der internationale Jude‘. Ich las es und wurde Antisemit. Dieses Buch hat damals auf mich und meine Freunde einen so großen Eindruck gemacht, weil wir in Henry Ford den Repräsentanten des Erfolgs, den Repräsentanten aber auch einer fortschrittlichen Sozialpolitik sahen.“

        Baldur von Schirach

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Danke für die Nazikeule. Kein Mensch kann alles gelesen haben. Es geht mir hier um's Wirtschaftssystem, und da ist die Aussage von Ford doch immerhin schön selbstentlarvend.



          Geben Sie doch ein paar Tipps ab, wie sich in D und EU besser und gerechter leben lassen würde. wie kriegen wir es hin, das System zu verändern? Mir wär' ja lieber, das System abzuschaffen.

          • @Frau Kirschgrün:

            Nazikeule? Nazidenke ist einfach nicht dafür nütze irgendetwas zu beweisen.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @Frau Kirschgrün:

            Als ich noch jünger und dümmer war, habe ich auf Demos skandiert: "Weg mit dem Scheiss-System."

            Wir wähnten uns eine Weile auf der Siegerstraße, glaubten an Aufstände und Revolutionen, die wir auf der Straße im Miniaturformat vorwegnahmen.

            Bekanntlich ist nichts draus geworden und ich glaube das ist auch besser so.



            Gäbe es heute Aufstände, würden sie wohl vom Pegida-Mob angeführt werden und zielsicher ins Pogrom führen. Das Volk ist nicht gut, das Volk ist scheisse, in Deutschland noch mehr als anderswo.

            Wolfgang Pohrt sagte in einem Interview sinngemäß, dass es das höchste der Gefühle sei, einen halbwegs funktionierenden Sozialstaat zu erhalten.

            So ist das wohl.

            • @88181 (Profil gelöscht):

              Und was genau war jetzt Ihr Tipp für eine Verbesserung?!

              • 8G
                88181 (Profil gelöscht)
                @Frau Kirschgrün:

                Nun ja, es gibt keine Tipps. Es kommt wie es kommt, ich sehe nicht, welche gesellschaftliche Gruppe oder Kraft daran viel ändern könnte. Das ist natürlich bedauerlich. Gerade hat sich der letzte halbseidene Versuch, eine Bewegung zu initieren, atomisiert.

                Das einzige was halbwegs funktioniert, ist Protest und Widerstand gegen Nazis. Das ist natürlich gut.

                Ansonsten gibt es nicht den kleinsten Ansatz zu einer antikapitalistischen Bewegung.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @88181 (Profil gelöscht):

              Auch Wolfgang Pohrt (das war doch der mit Gebrauchswert?) kann irren.

              Sich im Bestehenden einzurichten ist vor allem eine Frage der Mittel und Möglichkeiten. Behaglichkeit und Armut, Ausgegrenzt-Sein, Obdachlosigkeit et. al. schließen sich nun mal aus.

              Neben dem Mangel an Herzenswärme ist für mich der Mangel an Fantasie das schlimmste wo gibt. Einerlei, wie das auch immer verkleistert wird.

              • 8G
                88181 (Profil gelöscht)
                @76530 (Profil gelöscht):

                Wolfgang Pohrt war der, der sich dauernd in die linken Nesseln setzte.



                Am heftigsten und nachhaltigsten während des zweiten Golfkrieges, als der Antiimperialist Christian Ströbele die irakischen Raketen auf Israel die logische Konsequenz der Politik des Judenstaates nannte.

                Pohrt sagte zu den amerikanischen Angriffen auf den Irak, sie wären das richtige aus falschen Grund.

                Die versammelte Linke hat natürlich aufgeheult, an amerikanischem Handeln kann ja nie was Gutes dran sein und Israel ist ja sowieso scheisse.

                Naja.

                Ich richte mich nicht im Bestehenden ein, ich leide eher darunter. Nicht unbedingt material, aber der Zustand der Welt ist kein Grund zur Freude.

                Aber außer Abwehrkämpfen (Streiks, Antifa, beides ist richtig und wichtig und kann gar nicht militant genug sein) sehe ich nichts.

                Aufstehen zerlegt sich gerade wie in "Ehen vor Gericht", um die Basis tut es mir wirklich leid. Sie muss schmerzhaft erkennen, dass sie nur Mittel zum Zweck war.

                Ich sehe nicht den kleinsten Silberstreifen am Horizont. Höchstens Chemtrails.

                Und Sie?

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @88181 (Profil gelöscht):

                  Danke für Ihre persönliche Erwiderung. Ich verstehe Sie zusehends besser.

                  Was den Schmerz angeht, so gilt dies auch für mich. Selbst die Strahlen der Frühlingssonne vermögen mich bislang nicht so recht zu erwärmen. Mit einem Bekannten sprach ich die Tage über die Besonderheiten des Alters. (Ich bin es zum ersten Mal.) Er meinte, die Abwehrmechanismen des Erwachsenenlebens lösen sich im Alter auf und am Ende bleiben wir nur noch mit unserem - nackten - Wesenskern übrig.

                  Neben dem Zustand der Welt auch kein wirklicher Grund zum Jubeln. Eine psychologische Fachzeitschrift bietet mir als aktuelles Thema "die Kunst des Aufgebens" an. Ich schwanke noch, ob ich das lesen - und wissen - möchte.

                  Der Dualismus meiner Weltsicht lässt es übrigens zu,

                  * am amerikanischen Handeln nicht nur Schlechtes zu sehen,



                  * Israel nicht sowieso Scheisse zu finden.

                  Aus diesem Grund sind meine Resthoffnungen zum Einen bei den Pre-Elections, zum Anderen bei einer angemessenen 'Würdigung' der Handlungen Netanjahus.

                  • 8G
                    88181 (Profil gelöscht)
                    @76530 (Profil gelöscht):

                    Netanjahu in den Knast und eine andere Regierung, das wär schon was.

                    Und was die Lebensfreude trotz alledem angeht, zitiere ich die Verfasserin von "Chéri":

                    "Was für ein herrliches Leben hatte ich! Ich wünschte nur, ich hätte es früher bemerkt."

                    • 7G
                      76530 (Profil gelöscht)
                      @88181 (Profil gelöscht):

                      Nee - oder? Mein Credo. Diese Verfasserin heißt nicht zufällig - Wolfgang Leiberg?

                      • 8G
                        88181 (Profil gelöscht)
                        @76530 (Profil gelöscht):

                        Und noch einer fürs schöne Leben:

                        www.youtube.com/watch?v=BZOObJjjiOA

                        It's wonderful



                        It's wonderful



                        It's wonderful

                        • 7G
                          76530 (Profil gelöscht)
                          @88181 (Profil gelöscht):

                          Nimmste den:

                          Paolo Conte, Diavolo Rosso, Montreux 2013.

                          (Music was my first love ...)

                        • 7G
                          76530 (Profil gelöscht)
                          @88181 (Profil gelöscht):

                          It's really wonderful.



                          You made my day.

                          Gracie.

                      • 8G
                        88181 (Profil gelöscht)
                        @76530 (Profil gelöscht):

                        Doch, aber der Künstlername ist Colette:)

                        • 7G
                          76530 (Profil gelöscht)
                          @88181 (Profil gelöscht):

                          Das wäre eine Anregung zur Namensänderung. Aber bitte: niemandem verraten!

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @88181 (Profil gelöscht):

              Ganz vergessen. Und natürlich der Kampf gegen rechts, by any means necessary.

  • Dass Schulden, die in der Gegenwart gemacht werden, auf Grund der Rückzahlung in der Zukunft auch immer die junge bzw. jüngere Generation finanziell belasten, ist offensichtlich.

    Dass eine darniederliegende, kaputt gesparte staatliche Infrastruktur diese junge bzw. jüngere Generation ebenso finanziell belastet - weil Reparaturen, Sanierungen und Modernisierungen in der Zukunft vorgenommen und gezahlt werden müssen -, scheint dagegen nicht überall offensichtlich zu sein oder es wird "verdrängt".

    So oder so, gezahlt werden muss. Da wäre es, im Sinne der oft zitierten "schwäbischen Hausfrau", schlau und clever, Schulden dann zu machen, wenn die Zinsen niedrig sind.

    Also, staatliche Investitionen soweit wie nötig kreditfinanziert (zumindest so lange die Zinsen niedrig sind), staatliche Konsumausgaben steuerfinanziert.

    • @Der Allgäuer:

      Sie gehen da ein wenig falschen Zusammenhängen auf den Leim.



      Durch Inflation, dazu muss man natürlich grundsätzlich die Löhne erhöhen, wird der Kredit (idR Zins und Tilgung) immer billiger.



      Folglich, mir erscheint das mathematisch zwingend, wird der Kredit für die Nachfolger relativ immer unproblematischer.



      Staatliche Konsumausgaben sind u.a. Sozialleistungen. Aus pol. Sicht, wenn Sie auch dies meinten, müsste man über die Steuern die s.g. Superreichen auf jeden Fall zur Kasse bitten.

      • @Gerhard Krause:

        Für den Sonderfall 0% Zinsen mag Ihre Aussage stimmen. Im Normalfall ist Ihre Aussage falsch.

        • @Wellmann Juergen:

          Da lassen Sie aber ganz schön einen gucken. ;-)

          Falls ich Sie aus wiss. Sicht darauf hinweisen darf, den "Sonderfall" und den "Normalfall" gibt es nicht, oder von wo bis wo reicht er?

          Der Normalfall sind dann wohl 100% Zinsen zu 0% Inflation, oder ab wann, an welcher Stelle, kehrt sich für Sie die "Mathematik" um?

          Hoffentlich sind Sie kein s.g. "Zinskritiker" (der Sorte, die ich subjektiv meine), gegen diese (Logik) "verliert" man jede sachliche Diskussion ;-).

          • @Gerhard Krause:

            Auch wenn Ihnen mein Beitrag als zu komplex erscheint, so wohnt ihm doch die simple Warheit inne, daß die Verschuldung sich nicht verringert, wenn deren Wertverlust durch den Zins abgefangen wird.

            • @Wellmann Juergen:

              Dann sprechen Sie ein anderes Thema an, da Sie dem anderen nicht folgen können.



              Da andere User womöglich mitlesen, können Sie Ihrer Simplifizierung entsagen, falls Sie in der Sache überhaupt angemessen folgen können.

    • @Der Allgäuer:

      Schulden vereben die Schuldner an ihre Kinder. Die Reichen vererben Reichtum – so wird ein Schuh draus.

      • @Frau Kirschgrün:

        Man muss kein Erbe annehmen.

    • @Der Allgäuer:

      Erzählen Sie das mal der schwarzen Null. Der ist Jurist und macht genau das, was der Jurist Schäuble auch gemacht hat mit der falschen Hoffnung, dass sich Privatisierung der öffentlichen Aufgaben schneller durchsetzt.

  • Nachdem die radikalen Friedmänner oder die Verehrer von Friedrich August von Hayek die öffentlichen Aufgaben auf ein Mindestmaß herunter gesetzt haben, stehen wir heute vor den Trümmern einer völlig desolaten Infrastruktur, oder einer miserablen Bildungssituation. Ganz zu schweigen von Kinderarmut, Altersarmut und einer zunehmend kritischen ärztlichen Versorgung durch profitorientierte Medizin, Pflegenotstand usw. usw.



    Das, was plakativ Neoliberalismus genannt wird, hat mit großem Gefolge seitens der Medien und der Politik das Land in Teilbereichen herunter gewirtschaftet trotz extrem gestiegener Profite.



    Zu meiner Zeit lernten die Studierenden der VWL noch im ersten Semester, dass ein Staat nicht pleite gehen kann. Heute behaupten gelernte Juristen, dass die schwarze Null die Ultima Ration staatlicher Wirtschaftspolitik sein muss. Einen größeren Schaden kann man damit nicht anrichten wenn es um den Wohlstand jetziger und zukünftiger Generationen geht. Wie bekloppt muss man sein, wenn man den kommenden Generationen marode Straßen, Brücken, Schulen usw. überlassen will und zusätzlich die Aussicht auf Armutsrenten? Selbst bei der Integration wird gespart. Dass es auch anders und besser geht, beweisen andere Länder mit anderen Modellen.

    • @Rolf B.:

      Ja, die schwarze(n) Null(en) baut sich Dr. Yoda Schäuble besser an seinen Sternenkreuzer. Möge die Nacht mit ihm sein.

    • @Rolf B.:

      Es geht in anderen Ländern besser? An welche Länder denken Sie denn? Italien, Frankreich oder Griechenland mit den horrenden Schulden?

    • @Rolf B.:

      "Zu meiner Zeit lernten die Studierenden der VWL noch im ersten Semester, dass ein Staat nicht pleite gehen kann."

      Und eben deswegen sind Weltwirtschaftskrisen auch nicht gefährlich. Denn der Staat hat immer Geld.

      • @Rudolf Fissner:

        Etwas komplizierter ist es dann schon...

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Was? Die Aussage, dass der Staat nicht pleite gehen kann oder die Realität? :-)

          • @Rudolf Fissner:

            Die Aussage, dass der Staat nicht pleite gehen kann, einzeln hinzustellen, ist eine Vereinfachung.

            Auf den Unsinn, dass Wirtschaftskrisen nicht gefährlich sind, bin ich nicht eingegangen...

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Würde ich auch nicht drauf eingehen, wenn ich auf dem Standpunkt stehe, dass es eh wurscht ist, wieviel Schulden ein Staat macht. ;-)

              Er kann ja nicht pleite gehen und ist so die ultimative Waffe gegen jede Wirtschaftskrise.

              • @Rudolf Fissner:

                Wie gesagt. Sie arbeiten mit Vereinfachungen und Unterstellungen...

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Ich bin nur der Meinung, dass die Aussage, dass der Staat nicht pleite gehen kann, eine als wirtschaftliches Grundgesetz vekleidete lächerliches vereinfachende Aussage ist, die mit dem doch komplexen wirtschaftlichen Geschehen nichts zu tun hat. Sie hat was von Spinat & Eisen an sich.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Naja, erstes Semester VWL muss ja nicht unkompliziert sein. Und klar ist, dass das nicht jeder verstehen muss oder kann oder will.

  • Der neue Wirtschaftsweise? Na ja, so weit scheint es mit der "Weisheit" nicht her zu sein. Nur Platitüden. Diese Ratschläge kann jeder von der Straße auch geben.

    • @Gerdi Franke:

      ... und weil "diese Ratschläge jeder von der Straße auch geben kann" sind sie so populär, dass sie von der Mehrheit sowohl im Sachverständigenrat als auch in der Bevölkerung und erst recht im politischen Bereich üblicherweise abgelehnt werden? Oder wie?

  • Betr.: Abschaffung des Soli: „Der Staat verzichtet auf Geld, das in schlechten Lagen fehlen wird“



    Damit stellt Herr Truger den Staat in eine Reihe mit einem Süchtigen, der ohne seine Droge nicht mehr auskommt. Also soll der Soli bleiben: Wenn schon nicht für den Aufbau Ost, dann eben für den „sozialökologischen Umbau“ oder zur „Bekämpfung regionaler Ungleichheiten“. Weitere „Anwendungen“ werden sich später bestimmt finden lassen. Wusste Herr Truger, dass es bis 1991 ganz ohne Soli ging?



    Mich erinnert das an die „Schaumweinsteuer“, die 1902 zur Finanzierung der kaiserlichen Kriegsflotte eingeführt wurde. Das Kaiserreich ging vor 100 Jahren unter, die Schaumweinsteuer gibt es bis heute!



    Und weil sich Herr Truger so große Sorgen um unsere Kinder macht: Mit welchen weiteren, noch zu erfindenden Steuern werden sie es zu tun bekommen?

    • @Pfanni:

      Wenn der Spitzensteuersatz noch 53% betragen würde, könnte man mit Schaumweinsteuer argumentieren, da aber der Spitzensteuersatz und die Kapitalertragssteuer Vermögenssteuer etc drastisch reduziert wurde muss der Soli bleiben, oder die alten Steuern wieder eingeführt werden. Das hat auch nichts mit Süchtigen zu tun. Auch jedes industrieunternehmen braucht seine Einnahmen wenn es nicht kaputt gehen will.

    • @Pfanni:

      Fakt ist, dass es jede Menge Verwendung für das Geld gäbe.

      Z.B. ist die Infrastruktur nicht in Ordnung und es fehlen jede Menge Lehrer. Das sind nur zwei Baustellen von vielen. Wenn alles erledigt und dann noch Geld übrig ist, kann man Steuern senken. Vorher ist es verantwortungslos.

  • Noch ein linker "Keynesianer", der Keynes nicht verstanden hat. Keynes ist im Gegensatz zu diesem Herren für strikte Ausgabenbeschränkung der öffentlichen Hand in Wachstumsphasen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Wellmann Juergen:

      Zum Leben gehört stets die Frage nach den Prioritäten.

      Für Sie mögen dies die Lehrsätze eines toten Ökonomen sein, für mich ist es die tagtäglich erfahrene Realität.

      Gelegentlich bin ich etwas blauäugig. Aber so blauäugig nun auch nicht, als Habenichts Wohltaten von der Obrigkeit/herrschenden Klasse/'Elite' zu erwarten.

  • Es tut zumindest gut, zu wissen, dass die Volkswirtschaftslehre noch nicht so verkommen ist, dass man ausschließlich noch im Friedmanschen Neoliberalismus debattiert wird, sondern auch noch andere Modelle wieder zur Debatte stehen.

    Haltet Euch den Herren warm für ökonomische Nachfragen. Gerade in den Punkten der nationalökonomischen Wettbewerbe würden mich da noch ein paar Antworten von ihm interessieren.

    • @Age Krüger:

      Ich bin zwar nicht im Sachverständigenrat, aber als Ökonom würden mich Deine Fragen sehr interessieren. Magst Du sie formulieren?

      Meine Ausbildung an der Uni - vor 30 Jahren - war zwar ziemlich neoliberal geprägt. Aber wie man sich von den Eltern emanzipieren muss, muss man auch das an der Uni gelernte zumindest mit zunehmender Lebenserfahrung hinterfragen ;-)

      Wobei "Neoliberal" im eigentlichen Sinn ja nicht eine Wiederkehr des Manchester-Kapitalismus bedeutet. Das Konzept besagt, dass marktbasierte Lösungen die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt steigern, es sei denn, es herrscht Marktversagen. Dann muss der Staat regulierend eingreifen, es sei denn, das Staatsversagen sei insgesamt grösser als das Marktversagen.

      So verstanden ist also nicht der Neoliberalismus als solcher ein Problem, sondern dass das MARKTVERSAGEN in vielen Bereichen nicht identifiziert wird und der Staat deshalb nicht regulierend eingreift (ich nenne nur Klimaschutz, Grundsicherung etc.).

      Also wie gesagt: freue mich auf die Diskussion!

      • @Emmo:

        Ich habe den Begriff "neoliberal" einfach jetzt mal in der zumeist heute verstandenen Form gebraucht, weil mir die Unterscheidungen zu "ordoliberal" für ein öffentliches Statement zu komplex erscheinen. Mir ist schon klar, dass ich auch sehr stark verkürze, wenn ich die heutige Wirtschaftspolitik ausschließlich auf Milton Friedmans Arbeiten reduziere.

        Mir geht es nur einfach darum, inwieweit staatliche Eingriffe wirklich das Kapital abziehen würden bzw zum Beispiel radikale Besteuerungen auf Gewinne oder zumindest radikale Überwachungen (z.B. Auszahlungen von Dividenden nur noch überwacht per Buchgeld) wirklich insofern ein Hemmnis sind, auch ausländisches Kapital für Investitionen ins Land zu bekommen. Bei vielen Maßnahmen, die zu einer besseren Steuergerechtigkeit (mit entsprechenden daraus möglichen Transferzahlungen als Umversteilung) wird oft sofort die nationale Wettbewerbsfähigkeit angesprochen, als wäre es selbstverständlich, dass das angeblich so scheue Reh sofort ein Desaster in allen ökonomischen Bereichen herbeiführen würde. Erbschafts- und Vermögenssteuern sind ein ähnliches Beispiel, obwohl ich die zur Steuerung von sozialer Gerechtigkeit nur bedingt anwendungsfähig finde.



        Ich persönlich würde z.B. lieber wirklich wieder ordoliberal vorgehen und es mal versuchen, die Erbschaftssteuer zu senken, wenn auch soundsoviel Prozente des vererbten Betriebes in Arbeitnehmerhand gehen würde. Oder im Wohnungsmarkt, sobald ein entsprechender durchaus leigitmer Profit erreicht wurde, weitere Mietzahlungen als Erwerb von Eigentum des Mieters betrachtet würde. Oder gerade in der heutigen Situation, wenn der Staat als Förderer von Genossenschaften mit zinslosen Krediten auftreten würde.

        Mir fehlen, um den Sinn solcher Maßnahmen, die eben auch um die Umverteilung von Eigentum gehen, um soziale Verbesserungen herbeizuführen, die Daten, inwieweit die BRD (als Beispiel) auf Kapital angewiesen ist, dass sich durch solche Gesetze verschrecken lassen könnte.

        • @Age Krüger:

          Eine Lösung hätte ich: diese Puhvögel (Eigentümer), die sich als der neue Adel generieren, sollen gern all ihren Krempel einpacken und sich hübsch suf den Mond verdünnisieren. Ich freue mich schon auf die neuen Unternehmen, die hier unten entstünden.

        • @Age Krüger:

          Eine Lösung hätte ich: diese Puhvögel (Eigentümer), die sich als der neue Adel generieren, sollen gern all ihren Krempel einpacken und sich hübsch suf den Mond verdünnisieren. Ich freue mich schon auf die neuen Unternehmen, die hier unten entstünden.

        • @Age Krüger:

          Spannende Fragen, die Du da aufwirfst!







          Bei meinen Eingangsstatement ging es nicht darum, Dir zu unterstellen, Du könntest die Begrifflichkeiten nicht unterscheiden ;-) Aber in den taz-Foren wird der «Markt» oft vorschnell verdammt und vom Sozialismus geschwärmt – und was herauskommt, wenn der Staat die Güterallokation vollständig regelt, sieht man an vielen sehr traurigen Beispielen in der Welt. Aber ich denke, dass der Staat viel mehr in die Märkte eingreifen müsste, da Marktversagen verbreiteter ist, als die Lehrbücher wähnen.







          Ich denke, viele Theorien hängen vom zugrundeliegenden Menschenbild ab: die klassischen Modelle basieren auf dem «Homo Oeconomicus – also dem allseits informierten, stets rational handelnden Menschen, der nur auf finanzielle Anreize reagiert. Diese Modelle lassen sich mathematisch gut darstellen und sind somit für die VWL-Ausbildung zumindest in den ersten Semestern unverzichtbar.



          Diese Annahme hat aber nicht nur das Problem, dass Informationen stets unvollständig sind. Menschen (auch Unternehmer) lassen sich auch von anderen Werte als nur die direkt monetären: Vertrauen, Sicherheit, Heimatliebe etc. Und das zu erforschen ist natürlich sehr schwierig und lässt sich nicht auf einfache Cobb-Douglas-Nutzenfunktionen reduzieren.



          Meiner Meinung nach (aber das ist ein Bauchgefühl und lässt sich nicht belegen) sind Unternehmen in der Praxis träger, als es die klassischen Modelle annehmen. In einem Land, das wenig(er) soziales Gefälle besteht, herrscht eher Frieden und Sicherheit. Und das schätzen Unternehmen sehr, trotz anderweitiger Nachteile (siehe das Beispiel Schweiz!).







          Aber Deine Schlussfrage kann ich Dir leider auch nicht beantworten. Ich denke, das gäbe allemal Stoff für eine Dissertation ;-)

          • @Emmo:

            Ich kann die Frage des Users Age Krüger zwar auch nicht mit Zahlen beantworten, aber für das Gesamtproblem hilft ein Blick in das BGB, u.a. PP. 433, 611.

  • In der Wirtschaft ist es ein wenig wie in der Medizin: Wer heilt hat Recht. Die Beschwichtigungsversuche der deutschen Presse wird vom Wähler sowieso nicht geglaubt, der die Wirklichkeit im Portemonnaie spürt. Schauen wir nach Frankreich, Britannien, Spanien, Italien ist die Spaltung der Gesellschaft sichtbar - bis zur Unregierbarkeit. Auch Deutschland hat Monate gebraucht, eine stabile Regierung zustande zu bringen. Es ist schön, dass die Bundesregierung jetzt zumindest einen Berater hat, der ihr auch sagt, warum. Dann kann sie nicht mehr behaupten, sie habe es nicht gewusst.

  • Was die "Wirtschaftsweisen" unter sich halt so als "links" bezeichnen… 😂 .



    "Berufungsregeln



    Der Rat hat fünf Mitglieder, die vom Bundespräsidenten auf Vorschlag der Bundesregierung jeweils für die Dauer von fünf Jahren berufen werden. Wiederberufungen sind möglich. Jeweils zum 1. März, dem Ende des Ratsjahres, endet die Berufungszeit eines Mitglieds durch die sogenannten rollierenden Wahlperioden der Räte.[14]



    Traditionsgemäß wird jeweils ein Mitglied auf Vorschlag des Gemeinschaftsausschusses der Deutschen Gewerblichen Wirtschaft („Arbeitgeberticket“) und der Gewerkschaften („Gewerkschaftsticket“) berufen."







    "Kritik



    Der Sachverständigenrat steht seit vielen Jahren immer wieder in der Kritik. Eine grundsätzliche Kritik lautet, dass er seine im Gesetz festgelegten Aufgaben überwiegend nicht oder kaum erfülle. Umgekehrt missachte er regelmäßig das Verbot, Empfehlungen auszusprechen.[15] Der ehemalige „Wirtschaftsweise“ Hans-Jürgen Krupp sagte gegenüber dem Handelsblatt, unabhängige, neutrale Wirtschaftswissenschaft sei eine Fiktion, und der SVR solle von dem „Deckmäntelchen der Neutralität“ befreit und in ein Beratungsgremium umgewandelt werden, das die jeweilige Regierung bei der Verfolgung ihrer Ziele unterstützt.[15]



    …"



    de.wikipedia.org/w...ng#Berufungsregeln



    Auch hier gilt m. E.: Demokratie ist, wenn fünf Löwen und eine Antilope darüber abstimmen, was es zum Abendessen gibt.

    • @Frau Kirschgrün:

      Ja, nur das es real eben eher fünf leichtgläubige, denkfaule Antilopen und ein gerissener Löwe sind...

      • @Hanzo Tanaka:

        Sie Cleverle!

  • Ich wünsche Herrn Prof. Truger viel Erfolg! Ich möchte nicht mit ihm tauschen, habe ich doch als Student einen Eindruck davon bekommen, wie konservativ Wirtschaftsprofessoren in Deutschland sind. Der Großteil der Medien wird gegen ihn sein, und die Bevölkerung hinterfragt die Medien nicht.



    Aber vielleicht haben die Superreichen schon den Zenit Ihres Erfolgs überschritten, und die Bevölkerung öffnet sich gegenüber Erbschafts- und Vermögenssteuer.



    Einen Wunsch hätte ich an Hr. Truger: das Konzept der Postwachstumsökonomie von Prof. Niko Paech aufzunehmen. Abgewandelt von Keynes: "Ohne Natur sind wir schon mittelfristig alle tot."

    • @shashikant:

      Es gibt in Deutschland bereits eine Erbschaftssteuer. Der Höchstsatz beträgt 50%.

      • @meerwind7:

        "Bei der Erbschaftsteuer können Unternehmen trotz der letzten Reform beim Vererben oder Schenken durch die vielen Ausnahmeregeln ihre Steuerlast fast auf Null drücken."

        Die 50% stehen also nur auf dem Papier.

  • Herr Truger, wie sein Vorgänger Peter Bofinger,wird ein einsamer Kämpfer bleiben in dem Gremium der neoliberalen Betonköpfe...