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Debatte WohnungspolitikDie Armen wohnen ganz weit draußen

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Der Wohnungsbau in den Millionenstädten wirft heikle Fragen auf. Auch innerhalb der linken Mittelschicht, die um bezahlbare Wohnungen kämpft.

Schön und billig leben mitten in der Stadt – die Realität sieht anders aus Foto: dpa

B ei dem privaten Immobilienunternehmen allod in Berlin plant man diese Wohnungsvergabe generalstabsmäßig. Für nur 45 öffentlich geförderte Wohnungen in einem großen Projekt in der Bautzener Straße in Berlin-Schöneberg wird die Firma eine spezielle Homepage nur kurz freischalten, damit sich InteressentInnen darüber bewerben können.

Man will die Wohnungsvergabe unbedingt transparent gestalten, heißt es bei der Geschäftsführung der allod. Jedem Vorwurf einer Mauschelei oder Diskriminierung will das Unternehmen vorbeugen. Aber man wird die Homepage nach kurzer Zeit abschalten, denn es mache keinen Sinn, Tausende von Bewerbern zu frustrieren, heißt es.

Eine subventionierte Neubauwohnung, die rund 350 Euro warm für 40 Quadratmeter kostet, kommt in der Metropole einem Lottogewinn gleich. Zwei Drittel der Berliner haben von den Einkommensgrenzen her Anspruch auf eine mietpreisgebundene Wohnung. Aber auch im Projekt in der Bautzener Straße sind die Mehrzahl der neugebauten Wohnungen frei finanziert, dann kostet eine Singlewohnung 780 Euro warm. Nur ein kleiner Teil der Einpersonenhaushalte in Berlin kann sich das leisten.

Das Beispiel zeigt: Es wird in Deutschlands Großstädten zwar viel gebaut, aber nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung. Die Schere geht weiter auf. Die politische Frage lautet: Wie stark sollte die Bundesregierung und die lokale Politik eingreifen, um das Auseinanderdriften zwischen Neubaukosten und Einkommen in den Metropolen abzumildern und zu regulieren? Welche Förderung ist am dringendsten nötig?

Barbara Dribbusch

ist Redakteurin für Sozialpolitik und erinnert sich noch gut an ihre Altbau­wohnung mit Kohleofen und Grünblick für 160 Mark Kaltmiete im Westberlin der 80er Jahre. Als die Miete um zehn Mark erhöht wurde, galt das schon als Wucher.

Was ist „gerecht“?

Unter humanitären Aspekten steht die vierköpfige Flüchtlingsfamilie, die in einem Zimmer in einem Übergangsheim wohnt, weil es keine Sozialwohnung gibt, unter dem größtem Druck. Doch in Not geraten auch Langzeitarbeitslose, GeringverdienerInnen, Alleinerziehende, KleinrentnerInnen, wenn sie ihren Job oder den Partner verlieren oder die Wohnung teuer modernisiert werden soll. Und was ist mit Krankenpflegern, Grundschullehrern, die als vierköpfige Familie in einer Metropole keine größere bezahlbare Wohnung mehr finden?

Polarisierungen zwischen Arm und Reich und das Feindbild des gierigen Investors reichen nicht aus, um die komplexe Lage zu fassen. Eine Baugenossenschaft wie der „Möckernkiez“ in Berlin-Schöneberg etwa muss Mieten von 11 Euro nettokalt den Quadratmeter von den BewohnerInnen verlangen. Grundstücks-, Baukosten und Finanzierungsbedingungen erforderten dies. Außerdem müssen die MieterInnen einige zehntausend Euro als Genossenschaftsanteil einbringen. Ein Projekt wie der Möckernkiez ist nur was für die Mittelschicht.

Die linken Mittelschichtmilieus lieben die Metropolen, wollen es dort aber dörflich und grün und kiezig haben. Schwierig

Muss die öffentliche Hand solche Projekte mit günstigen Grundstücken oder Steuergeldern fördern, damit sich künftig auch ärmere Menschen diese Wohnungen leisten können? Aber haben die Armen überhaupt einen Anspruch darauf, in der Innenstadt zu wohnen? In den sozialen Medien beharren Kommentatoren darauf, dass es doch „schon immer ganz normal“ gewesen sei, dass schlechter Verdienende weiter raus ziehen mussten, wo es billiger ist.

In den großen Städten suchen Tausende nach Wohnungen, das Angebot wird knapper – das stellt die Maßstäbe für das, was „gerecht“ ist, auf eine harte Probe. Wer schon eine Wohnung hat, will keine dichtere Bebauung in der Nachbarschaft und möglichst viel Grün. Hochhäuser haben ein schlechtes Image. Werden in Neubauprojekten vor allem Geringverdiener oder gar Migranten gefördert, wird vor einer „Ghettoisierung“ gewarnt – oft ein Scheinargument, denn es würde sofort eine Neiddebatte entbrennen, wenn öffentlich geförderte Wohnungen nur noch an die Armen gingen.

Linke Mittelschicht im Widerspruch mit sich selbst

In Hamburg hat der Naturschutzbund Nabu eine Unterschriftensammlung gestartet gegen die zunehmende Bebauung von Grünflächen in der Stadt. Der Mieterverein rügt diese Aktion als Kampf der Wohnungsbesitzenden gegen die Wohnungssuchenden. Die ökologisch orientierte linke Mittelschicht gerät in der Wohnungsfrage in Widerspruch mit sich selbst. Die linken Milieus lieben zwar das Leben in den Metropolen und verabscheuen die Provinz. Sie wollen es in den Metropolen aber auch kiezig-dörflich, grün und bezahlbar haben. Das wird schwer.

Die Große Koalition und die lokale Politik muss sich den Verteilungskonflikten stellen, wenn sie Gestaltungswillen demonstrieren will. 1,5 Millionen Wohnungen sollen in dieser Legislaturperiode neu gebaut werden, heißt es im Koalitionsvertrag. Wie viele davon mietpreisgebunden sein sollen, steht nicht drin.

Aber um den Neubau in den Metropolen nicht nur als Schaffung von Eigentum, als Landnahme der Reichen, sondern als sozial verträgliche Aktion zu gestalten, müssen mehr Mietwohnungen entstehen. Die Förderquoten dort müssen gesteigert und an die Einkommensstruktur vor Ort und verschiedene Zielgruppen angepasst werden. Auch Baugenossenschaften verdienen mehr Unterstützung. Bei mehr sozialverträglichem Neubau ließen sich auch Anwohnerproteste eher befrieden.

Die Fördermodelle müssen sich natürlich je nach Region unterscheiden. In München gibt es Modelle, bei denen eine Wohnung sogar 14,50 Euro nettokalt der Quadratmeter kosten darf – und viele Bewerber findet.

Der Druck in den Großstädten wird allerdings bleiben. In London ziehen inzwischen viele Briten in mittleren Jahren weg. Wer kommt, ist reich oder jung, und bleibt oft nur einige Jahre. London ist unwirtlich geworden als Wohnort auf Dauer. Auch in Deutschland könnten kleinere Städte an Attraktivität gewinnen. Es gibt dort auch Jobs und Internet, zudem billigere Wohnungen und mehr Grün. Die Aufwertung der Mittelstädte kann ein weiterer Beitrag werden zur Lösung der Territorialkämpfe in den Metropolen.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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103 Kommentare

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  • Die von mir sonst verehrte Barbara Dribbusch schreibt hier um den heißen Brei eines linksliberalen Widerspruchs herum. Dass man einerseits weiterhin auf maximal moralischen Forderungen beim Thema Flucht/ Asyl/ Migration besteht, aber konkrete Antworten auf Probleme verweigert, die sich daraus ergeben. Inzwischen wendet sich der Wohnungsmarkt aber nicht mehr nur von denjenigen ab, für die eine taz-Leserschaft möglicherweise viel Sympathie übrig, sonst aber wenig zu tun hat. Jetzt trifft es diese selbst, jedenfalls jenen Berliner Teil, der lieber innerhalb des S-Bahnrings statt in Spandau leben würde.

  • Sicherlich komplexe Thematik, wo u.a. auch argumentiert werden kann dass z.B. Mietpreisregulierung in Berlin dazu führt dass kaum wer preiswerte Wohnungen baut weil sich Luxuswohnung am meisten auszahlt, welche dazu wie Mangelware ohne dass es mal zum Blasenplatzen und damit Preisunterbietungen kommen würde. Und was "preiswerte Wohnung" ist hängt bei vielen mit Einkommen aus Job ab - also wenn z.B. im Zentrum Berlins vieler Job mit mehr als Minimallohn, dann hätte man auch mehr für Miete und im Endeffekt auch höhere Rente, und wenn Mieten (bei neuen Verträgen) steigen würden und dadurch mehr Forderungen nach höherem Lohn, dann wären auch Wirtschaft betroffen mal vielleicht sogar selbst in Wohnungsbau zu investiert damit daher nicht so Druck für hohe Löhne (während damit auch wie Kapitalanlage haben).

     

    Dabei jedoch auch verständlich dass wilder freier Markt argumentativ Nachteile hat, also insbesondere wenn viele der Kapitalhaber kaum oder sogar gar nichts unter "social responsibility" verstehen. Fallbeispiel dessen scheint z.B. Manhattan zu sein, von wo anscheinend ziemlich viele Geringverdiener verdrängt wurden.

     

    Ich persönlich bin für freien Markt, bzw. finde überhaupt nichts toll an Konzept von wegen dass Regierung Monopol über den Wohnungsmarkt hat und wenn z.B. sagte dass Asbest ok dass dann Einzelbürger kaum was können, selbst mit Klage bei Gericht nicht da sich nach Gesetz dieser Regierung richten welche sagt dass Asbest ok (wenn auch sicherlich wahr dass toll wenn überhaupt was zu wohnen da). Aber dieser Markt sollte auch fair sein. Und in diesem Kontext wäre argumentativ fair (gewesen) dass zumindest was durch DDR enteignet wurde auch zurückgegeben, statt dass Bund sowas verweigerte und vieles dessen an solche welche schon viel hatten privatisiert hatte. In anderen Worten, hätten z.B. "Berliner" Wohnung als eigenes Eigentum (gehabt), dann hätten damit Nutzen beim wirtschaftlichen Aufschwung, ob nun durch Vermietung, Verkauf, oder einfach mehr vom Lohn.

  • Es leuchtet nicht ein, dass eine Genossenschaft 11 Euro pro qm "nehmen muss" - es sei denn, um eben eine gewisse errechnete Rendite zu erzielen.

     

    Mag ja sein, dass ihnen das nicht einleuchtet, ist aber mathematisch begründbar.

    Gerade den Wohnungsbaugenossenschaften Renditegeilheit zu unterstellen, ist ja wohl nicht wirklich zielführend.

    • @Peterbausv:

      „Die Besonderheit der Genossenschaft ... liegt ja darin, dass sie die erwirtschafteten Leistungen an ihre Mitglieder weitergibt. Das Streben nach Gewinn kollidiert solange nicht mit dem Förderauftrag, als die Gewinne nicht um ihrer selbst willen, sondern als Mittel zur Förderung der Mitglieder benutzt werden. (Wikipedia)

      Die Mitglieder einer Wohnungsbaugenossenschaft sind ja eben die Mieter bzw. Teileigentümer selbst. Sinn und Zweck einer Genossenschaft ist de jure nicht Gewinn/Rendite.

  • In den sozialen Medien beharren Kommentatoren darauf, dass es doch „schon immer ganz normal“ gewesen sei, dass schlechter Verdienende weiter raus ziehen mussten, wo es billiger ist.

     

    „In der Studie „Diskriminierungserfahrungen in Deutschland“ wird neben der ethnischen Herkunft vor allem von Diskriminierung aufgrund der „sozialen Herkunft“ und der Familiensituation berichtet – zwei Gründe, die nicht vom AGG abgedeckt sind. Rund die Hälfte (46,7 %) der Erfahrungen drehen sich um erschwerten Zugang zu Wohnraum. Ein Drittel (33,1 %) berichtet, dass ihnen Rechte nicht zugestanden wurden, etwa die Besichtigung einer Wohnung.“ (19).

    https://andreaskemper.org/2017/08/30/soziale-herkunft-im-dritten-antidiskriminierungsbericht/

    • @Stefan Mustermann:

      Der erste Satz stimmt in zweierlei Sicht nicht. Schöner Wohnen ist zum einen kein Parameter der mit der Entfernung zum Stadtzentrum zusammenhängt sondern ist Stadtteilbezogen. https://www.hinzundkunzt.de/einkommen-segregation/

      Blankenese ist nicht Innenstadt. und zweitens war dies nicht ein schon „immer so“. Zur Arbeit pendeln ist im Zusammenhang mit der Entwicklung der Mobilität zu sehen.

    • @Stefan Mustermann:

      Laut Grundrechtecharta der EU sind Diskriminierungen unter anderem wegen…der sozialen Herkunft verboten.

      http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/user_upload/PDF-Dateien/EU-Dokumente/charta_der_grundrechte_der_europäischen_union.pdf

       

      Charta der Grundrechte vom Europäischen Rat in Nizza (2000) feierlich verkündeter Grundrechtekatalog. Die 54 Artikel sichern den Unionsbürgern umfassende Rechte zu (Würde des Menschen, Freiheit, Gleichheit, Solidarität, justizielle Rechte). Mit der Ratifizierung des Vertrags von Lissabon soll die Charta für alle EU-Institutionen verbindlich werden. Großbritannien und Polen haben sich ausbedungen, dass die Grundrechtecharta nicht in ihre nationale Rechtsordnung eingreift (Protokoll Nr. 30 zum Vertrag von Lissabon).

      http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/pocket-europa/16665/charta-der-grundrechte

       

      Das Diskriminerungsverbot des Art. 14 EMRK gilt namentlich für eine Diskriminierung unter anderem aufgrund der sozialen Herkunft.

      https://www.menschenrechtskonvention.eu/diskriminierungsverbot-9298/

      Und gem. Art 25 Grundgesetz gilt:

       

      Die allgemeinen Regeln des Völkerrechtes sind Bestandteil des Bundesrechtes. Sie gehen den Gesetzen vor und erzeugen Rechte und Pflichten unmittelbar für die Bewohner des Bundesgebietes.

      https://www.bundestag.de/parlament/aufgaben/rechtsgrundlagen/grundgesetz/gg_02/245124

      • @Stefan Mustermann:

        Abgesehen davon, das Diskriminierungen ins Klo gehören die Frage:

         

        Beinhaltet die Charta der Grundrechte die Aufgabe des Staates den Entscheidungen der Wirtschaft räumlich dahingehend zu folgen, dass für die Wirtschaft

        * immerhin Wohnraum bereit gestellt werden muss?

        * Natur zugepflastert wird durch Bebauung und Straßen und damit gerade den sozial Schwachen genommen wird?

        * Erhöhte Gesindheitsschäden durch erhöhten Verkehr, Lärm, Wohnsilos (wegen nicht mehr vorhandenen Bauflächen), Luftschadstoffe in Kauf genommen werden?

        * Die finanziellen Mittel, insbesondere auch die Wirtschaftsförderung nicht in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit fließen?

      • @Stefan Mustermann:

        Das AGG in die Tonne kloppen und Berlin nebenan einfach noch einmal errichten.

        Der Umverteilungsprozess ist so weit vorangeschritten, pol. Wille einer Gegensteuerung nicht in Sicht, und verhärtet, dass er wohl nicht mehr zu stoppen ist.

        • @Gerhard Krause:

          Muss nicht. Um Berlin herum zieht sich bereits ein Gürtel mit Ein Wohnungsleerstandquote von 10%+ http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/WohnenImmobilien/Immobilienmarktbeobachtung/ProjekteFachbeitraege/Wohnungsleerstand/wohnungsleerstand.html

          • @Rudolf Fissner:

            Sie verstehen nicht, ich meine dies im Modell wortwörtlich.

            Das, was die Menschen brauchen, zB Unterhaltung und Arbeitsplatz, nehmen wir dort weg und setzen es an einem anderen Ort hin, an welchem der Boden noch nicht aufgeteilt ist. Zurück bleiben am alten Ort die verkorksten Rechte, u.a. an Eigentum von Mietwohnungen.

            Ist natürlich eine Idealvorstellung, die aufgrund verschiedener Individualinteressen kaum umsetzbar ist, aber das Prinzip ist alt, Tell el Amarna. :-)

            • @Gerhard Krause:

              Würde funktionieren. Die Wirtschaft wäre dann ja im Eimer und die Karawane würde weiterziehen on eine andere Metropole um dort Arbeit zu suchen. Ich glaube aber es gibt günstigere Wege die Wirtschaft in Berlin zu ruinieren. Man könnte z.B. Die SGRBB etablieren, die Sozialistische Großregion Berlin-Brandenburg. Ohne Mauer und Zaun natürlich.

              • @Rudolf Fissner:

                Berlin ist keine Sünde wert ;-)

  • Ich habe das Gefühl, dass die Problematik einfach nicht bei allen angekommen ist.

     

    Um ehrlich zu sein, lese ich auch immer nur über diese Mietpreisexplosionen ohne aus dem direkten Umfeld etwas zu hören, was dem entspricht. Okay, ich habe keine Bekannten in Berlin, zumindest keine, mit denen ich finanzielle Sachen besprechen würde. Aber ansonsten hält sich das immer in Grenzen. '

    Ich selber lebe jetzt auf dem Land, da ist die Situation eben anders. Aber ich stamme aus dem Ruhrgebiet, dass nun wirklich eine der größten Ballungszentren ist und kenne da kaum Menschen, die sich über die Mieten in diesem Maße echauffieren, wie das wohl in Berlin oder Hamburg der Fall sein muss. Ich habe jahrzehntelang in Düsseldorf gearbeitet und dort wurde mir nur oft erzählt, dass manche (auch wohl weil das menschliche Klima dort angenehmer sein soll) von Ddorf ins Ruhrgebiet zogen.

     

    Meine eigene Erfahrung der Wohnungssuche ist ebenfalls so, dass zumindest bis vor einigen Jahren es keinerlei Probleme in diesem Teil der BRD gab. Meine Bonzenfamilie lebte in Bredeney und hätte nicht im Traum gedacht, dass wir in die Innenstadt von Essen ziehen würden.

    Als ich auszog, gab es für WG-Projekte auch ohne Hausbesetzung noch ausreichend ziemlich zentral gelegene große Wohnungen in den Ruhrgebietszentren. Ich habe nur kurz nach der Wiedervereinigung, als ich in Mönchengladbach aus beruflichen Gründen eine Wohnung suchte, eine Knappheit erlebt.

     

    Ist es denn wirklich so, dass die BRD gleichermaßen von dem Problem betroffen ist?

    Ich kenne auch jemanden aus Köln, der zwar auch stöhnte, aber letztendlich was bezahlbares fand.

     

    Inwiefern, das möchte ich erstmal erfahren, ist es ein bundesweites oder ein lokales Problem? Das müsste man wissen, um über Lösungen nachzudenken.

     

    So bleibt mir das Problem fremd.

    • @Age Krüger:

      Zur Geographie des Problems hatte ich weiter unten schon mal einen Link gepostet: //http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/WohnenImmobilien/Immobilienmarktbeobachtung/ProjekteFachbeitraege/Wohnungsleerstand/wohnungsleerstand.html.

       

      Demnach sind große Teile Deutschlands vom umgekehrten Problem betroffen: Wohnungsleerstand. Diese Gebiete decken sich oftmals mit einem anderen Problem: Arbeitslosigkeit. Ich ziehe daraus den Schluss, dass das Problem des Wohnungsmangels daraus resultiert, dass man für einenen Arbeitsplatz in die Metropolen zieht. Dies deckt sich auch mit der Bevökerungsentwicklung innerhalb Deutschlands //http://www.daburna.de/Bilder/Blog/bevoelkerungsentwicklung_deutschland_2006-2025.png.

        • @Rudolf Fissner:

          Thx für die Links. Ruhrgebiet gehört also eindeutig zu den Regionen mit abnehmendem Bevölkerungsanteil.

          Das erklärt schon einiges und bestärkt meine Theorie, dass die Probleme von manchen Metropolen hausgemacht sind und auch dort beseitigt werden sollten.

          • @Age Krüger:

            Als ich Ende der 80er ins Ruhrgebiet zog, war der Wohnungsmarkt auch schon dicht. In Köln und Mainz sah es auch nicht besser aus.

             

            In Köln ist es derzeit auch unmöglich eine Wohnung zu finden (siehe auch Link von @RF).

            • @Hanne:

              Ende der 80er Jahre begann auch die deutsche Wiedervereinigung. Das habe ich oben schon erwähnt, dass ich auch 1990 nicht mal eine Wohnung in einer niederrheinischem Kaff wie Mönchengladbach gefunden habe. Die Situation hatte sich aber dann bald wieder gebessert.Als ich nach meiner Ausbildung aus Baden-Württemberg wieder ins Ruhrgebiet ging, so ca 1992/93 war es hier wieder normalisiert.

               

              Aus Köln habe ich eben andere Erlebnisse gehört. Kann sein, dass dort in einigen Stadtteilen ein Problem besteht. Bekannte von mir haben sowohl in Ehrenfeld wie auch in Niehl ziemlich schnell was gefunden. (Sind aber wahrscheinlich auch nicht die Yuppie-Stadtteile.)

          • @Age Krüger:

            Die innerdeutschen Wanderungsbewegungen zeigen aber auf, dass diese Probleme nicht räumlich isoliert betrachtet werden können.

             

            Ab einer bestimmten Größe können dann auch die Stadtstaaten Bundesländer nicht Steuernd eingreifen. Bremen beispielsweise diskutiert aktuell die Zupflasterung der letzten Grünflächen innerhalb der Landesgrenzen. Das grüne Silber wird verscherbelt. Eine vernünftige Zusammenarbeit mit dem niedersächsischen Umland scheitert an den hanseatischen Scheuklappen.

             

            M.E. Hat die Raumordnungspolitik der letzen Jahrzehnte hier in Deutschland kläglich versagt. Was heißt versagt, Sie ist nicht mal in Aktion getreten. https://de.wikipedia.org/wiki/Raumordnung

             

            Aktuell zuständig für Raumordnung ist Seehofer. Ich glaube kaum dass Sich bei ihm viel ändern wird. Der Metropolen-Moloch München läßt grüßen

    • @Age Krüger:

      Mit 9,2 Prozent ist die Arbeitslosenquote in der Hauptstadt nach wie vor überdurchschnittlich hoch. Nur in Bremen ist sie höher. Gleichzeitig ist das verfügbare Einkommen niedriger als in anderen Städten. In Deutschland verdient eine Fach- und Führungskraft im Schnitt 52.000 Euro brutto im Jahr. In Berlin sind es nur 42.865 Euro. Ein Ingenieur bekommt im Saarland mehr als 60.000 Euro, in Berlin keine 50.000. Ein Arzt bekommt in Rheinland-Pfalz fast 70.000 Euro, in Berlin weniger als 60.000. Eine Pflegerin verdient nicht 38.000 Euro wie in Bayern, sondern gut 8000 Euro weniger. Zu diesen Ergebnissen kommt der jüngste Gehaltsreport 2016 der Online-Jobbörse Step Stone.

       

      Zwar ist die Lohnzahlung in den neuen Bundesländern noch schlechter, aber Berlin hat ein spezielles Problem: Das unterdurchschnittliche Einkommen kollidiert mit rasant steigenden Mieten. Laut dem Glücksatlas muss ein Berliner 45 Prozent seines Verdienstes für die Miete ausgeben. Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) kam in diesem Sommer zu einem nicht ganz so dramatischen Befund.

      https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/wohnen-und-leben-in-berlin-wenn-niedrige-einkommen-auf-steigende-mieten-treffen/14866462.html

    • @Age Krüger:

      Gut eine Million Haushalte in den 77 deutschen Großstädten müssen sogar mehr als die Hälfte ihres Einkommens für die Miete aufwenden. Etwa 1,3 Millionen Großstadt-Haushalte haben nach Abzug der Mietzahlung nur noch ein Resteinkommen, das unterhalb der Hartz-IV-Regelsätze liegt.

       

      Rund 40 Prozent der Haushalte in Deutschlands Großstädten müssen mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens ausgeben, um ihre Bruttokaltmiete zu bezahlen. Das entspricht rund 5,6 Millionen Haushalten, in denen etwa 8,6 Millionen Menschen leben. Das ist das Ergebnis einer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie an der Humboldt-Universität Berlin.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/deutschland-so-viel-vom-einkommen-geht-fuer-miete-drauf-a-1167391.html

    • @Age Krüger:

      Hauptstadt der Obdachlosen

       

      20.000 Berliner haben keine feste Bleibe – Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/28376258 ©2018

      https://www.berliner-zeitung.de/berlin/hauptstadt-der-obdachlosen-20-000-berliner-haben-keine-feste-bleibe-28376258

       

      Einer der Hauptgründe für Obdachlosigkeit liegt in den hohen Mieten.

      • @Stefan Mustermann:

        Berlin ist so hipp, dass niedrigere Gehälter und mittlerweile auch höhere Mieten akzeptiert werden. Da hält sich mein Mitleid für die Zuzügler in Grenzen. Für die Altberliner ist es natürlich blöd, aber in Zeiten der innerdeutschen Völkerwanderungen gibt es kein Bestandsmitleid mehr.

        • @TazTiz:

          In bezug auf Obdachlose klingt das zynisch. Die Obdachlosen aus Osteuropa, die mittlerweile einen Großteil der Obdachlosen in Berlin ausmachen, kommen nicht nach Berlin weil es hipp ist als Obdachloser dorthin zu gehen.

           

          Sie landen in Berlin, weil die Situationen als Obdachloser dort einfach wesentlich besser ist als in den Ursprungsländern und weil ein soziales Netz aufgrund der EU Zugehörigkeit fehlt, es bestehen keine Ansprüche. Zuständig wären die Herkunftsländer.

           

          Es bedarf dringend EU-Regelungen sowie Wahrnehmung der sozialen Verantwortung in den Herkunftsländern.

  • Was der Opa noch wusste: Da inflationiert und expandiert ein Etwas außergewöhnlich, was es jedoch nicht sollte. Das Stichwort der s.g. Eurokrise, ein Nachfahre der (Spaß: Thatcher-)Neoklassik - seit den 70ern sinkt die Lohnquote - wird hier wohl um die Ecke grinsen und freundlich winken.

    Wohnungsförderung? Den Allokationsunfug auch noch unterstützen?!

    Darin wird's wohl münden, weil man richtungswiederherstellende Maßnahmen nicht (mehr) ergreifen kann -Enteignung, Löhne steigen, Angebotsverschiebungen pp. .

  • Wieso hat die taz zum Neubau nicht auch gleich noch Wohnungen für ihre unterbezahlten Redakteurinnen gebaut? Wäre mal ein Zeichen gewesen, wie man Arbeit und Wohnen gleichzeitig anbieten.

    • @Maria Burger:

      Ein sehr guter Vorschlag. Wenn's denn mal konkret wird, knickt das soziale Gewissen der Bauherrn so gut wie immer schnell ein.

       

      In Hamburg werden ja seit längerem Bauanträge bevorzugt in Kombination mit Wohnungsbau gestellt, weil die meistens dann schneller genehmigt werden. Olaf Scholz hatte schließlich 6.000 Wohnungen pro Jahr versprochen.

      Nach Fertigstellung des Rohbaus werden die dann nicht selten als Bürobauten ausgeführt. So geht das und dann wundern sich hinterher alle, dass es immer noch nicht genug Wohnungen gibt.

  • Werkstatt sollte komplett die wohnungen zuweisen oder über Lotterie vergeben. Da hätten alle die gleichen Chancen.

    Man könnte sich auch ein Beispiel an der DDR nehmen. Da war keiner auf der Straße. Warum dieses erfolgsmodell nicht wieder aufgelegt wird ist mir ein Rätsel.

    • @Demokrat:

      Jepp, mit der Arbeitslosenstatistik waren die noch besser drauf ;-) Die haben einfach alles versteckt. Genauso wie den Rechtsextremismus.

    • @Demokrat:

      Sorry, ich kenne das "Erfolgsmodell" der DDR nicht. Ich habe nur davon gehört, dass Wohnungen zugewiesen wurden und die Zuweisung sehr abhängig war von bestimmten "Eigenschaften" der Wohnungssuchenden. Die Wohnungszuweisung hatten nur einige wenige Menschen, die im Amt arbeiteten, zu bearbeiten. So konnten quasi eine handvoll Menschen die Stadt nach Vorgaben belegen.

       

      Ich wohne in einem ehemaligen DDR-Gebiet, in dem die "Unliebigen" einquartiert wurden. Die hatten dann nach der Wende ihren Spaß und waren kreativ genug, was draus zu machen, aber zu DDR-Zeiten sollte dort nur der gesellschaftliche "Abschaum" wohnen. Und auch heute noch wird die Gegend von selbsternannten "Ureinwohnern" der Stadt als solche gesehen.

       

      Haben Sie mal die Serie "Weißensee" gesehen? Da ist u.a. auch ein Paar auf Wohnungssuche und bekommt aus politischen Gründen keine.

       

      So was wünsche ich mir bei aller Wohnungsnot in D auf keinen Fall - die Zuweisung durch die selbsternannte "Gesinnungspolizei".

      • @Hanne:

        Deswegen mein Vorschlag einer öffentlichen Lotterie. So wird eine gut durchmischung mittels zufallsereignis erreicht.

        Und sicher haben Sie auch in ein paar Punkten Recht. Es gab sicherlich noch Nuancen der Verbesserung. Es war halt ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess.

        • @Demokrat:

          Nuancen ist lustig.

          Es herschte flächendeckend Wohnungsmangel und der Bestand war marode, insbesondere der Zustand der Altbauwohnungen war unter aller Sau.

          Und in den Plattenbauten der DDR leben heute die sozial Benachteiligten.

          • @Rudolf Fissner:

            SLe kommen wohl auch aus dem Westen. Meine Freunde aus der ex DDR schwärmen heute noch von den günstigen Wohnungen. Da gab es keine gentrifizierung.

            • @Demokrat:

              Ihre Freunde aus der Ex-DDR schwärmen sicher auch von den sehr niedrigen Mietpreisen inkl. Heizung (und 25° C Zimmertemperatur in der Heizperiode).

               

              Es gibt viele solcher "Schwärmer" vergangener DDR-Zeiten, oft gehen sie montags gemeinsam spazieren und regen sich über die vielen "Ausländerkinder" in den Klassen ihrer Enkel (im Westen) auf.

               

              Statt nur zu schwärmen könnten die Ex-DDR'ler ja auch mal den Wohnungsmarkt in der gesamten Republik aufgrund ihrer Erfahrung auf Vordermann bringen. Das wär doch mal was. Die Politik und der Kapitalismus stehen allen Bürger*innen offen. Man muss nur anpacken, statt rumzujammern :-)

              • @Hanne:

                Meine freunde aus dem Osten sind nicht am rumjammern und die gehen auch nicht auf Montagsdemos. Ich würde auch hier nicht pauschalisieren.

                Und anpacken können die auch. Ich mag ehrlich gesagt das Schwärmen über die alte gute Zeit aber gleichzeitig auch der positive Blick in die Zukunft. Die waren auch von der idee einer Lotterie ganz begeistert. Vielleicht noch in einer fernsehshow einbinden.

            • @Demokrat:

              Die können doch immer noch schwärmen!

               

              Mehr als 10% Wohnungsleerstand in Ostdeutschland. Da finden Sie auch heute noch ne Wohnng fürn Appel und nen Ei.

               

              Selbst als versteckt Arbeitsloser wie in der DDR Kann man noch in einer Original Altbauwohnung inclusive Plumsklo leben. Ein Ossi-Nostalgiker sollte leuchtende Augen bekommen!

    • @Demokrat:

      "Erfolgsmodell DDR" ... hahaha. Ein Hoch auf die TAZ Leserschaft!

    • @Demokrat:

      Erfolgsmodell DDR? Hm...

    • @Demokrat:

      Vielleicht....

      • @Demokrat:

        Lasses Sie mich raten ... Sie sind aus dem Westen.

        • @rero:

          Ja. Aber das tut ja wohl nichts zur Sache.

          Ich unterscheide nicht zwischen Ost und West oder zwischen sonst was. Alle Menschen brauchen halt Wohnraum.

          • @Demokrat:

            Da fehlt dann vielleicht doch die Erfahrung mit dem ehemaligen System DDR oder was noch davon übrig geblieben ist.

             

            Dass alle Menschen Wohnraum benötigen, ist keine ausschließliche Erkenntnis der ehemaligen DDR. Und umsetzen konnten sie es ja auch nicht.

            • @Hanne:

              Wie schon erwähnt, nicht alles war 100 % perfekt. Aber auf einem guten Weg.

              • @Demokrat:

                Das Thema Wohnung war in der DDR sowas von unperfekt. Deshalb kam ich drauf, dass Sie aus dem Westen sind.

                 

                Da war auch kein guter Weg. Der kam erst nach dem Mauerfall, als ganze Viertel saniert wurden. Zu Ostzeiten ließ man solche Häuser verfallen.

  • „Die Armen wohnen ganz weit draußen“

     

    Das erklärt vermutlich auch, warum sie zum Komasaufen regelmäßig extra ins Zentrum fahren.

  • Wo kommen die ganzen Leute her, die sich diese teuren Wohnungen leisten können? Was arbeiten die?

    • @siri nihil:

      Seit wann kommt man denn durch Arbeit zu ganz viel Geld?

      • @Rainer B.:

        Ich habe mein Vermögen allein durch harte Arbeit erlangt. Alternativ kann man immer noch eingetragen. In Zeiten von Tinder eröffnen sich bei der Paarung ganz neue Möglichkeiten.

        • @Sven :

          Sicher. Mir sind da auch schon etliche Eheverträge angeboten worden, aber wovon soll ich mir dann was zu essen kaufen?

      • @Rainer B.:

        Investmentbänkervarbeiten sehr hart und bis zu 109 h in der Woche. Die können sichvdiesvdank der harten Arbeit dann auch leisten.

        Fachärzte auch. Elektroingenieure auch. Bauingenieure auch. Lehrer auch. Polizisten. Verwaltungsbeamte.

        • 8G
          82236 (Profil gelöscht)
          @Demokrat:

          Tricksen und professionnel Leute übers Ohr hauen, nimmt viel Zeit in Anspruch. Ich bemitleide diese armen Leute. Haben Sie mal vesucht mehrere Stunden auf Knien mit ausgestreckter Hand in der Fussgängezone zu betteln? Ist auch ein harter Job.

          • @82236 (Profil gelöscht):

            Da haben Sie recht.

            Aber die Frage war ja nicht von mir

        • @Demokrat:

          Übertreiben Sie da nicht. Mir sind da max. bis zu 108,5 h zu Ohren gekommen.

          • @lions:

            Kann auch sein . Auf jeden sollen die ackern ohne Ende.

        • @Demokrat:

          Hezungsinstallateure. Auszeichnet. Dachdecker. Industriemechaniker.

          Politiker (Auch ohne harte Arbeit )

  • Ein sehr guter, sachlicher Artikel, der die aktuelle Situation auf dem Wohnungsmarkt bestens beschreibt, Frau Dribbusch. Vielen Dank dafür. Es muss betont werden, dass die aufgrund zunehmender Verknappung ständig steigenden Grundstückpreise und noch mehr die von staatlicher Seite gesetzlich verordneten Anforderungen an Brand-, Schall- und Naturschutz, sowie an die Energetik, massiv zur Baukostensteigerung beitragen.

  • Es war jahrzehntelang Deutschlands Stärke (im Gegensatz zu vielen anderen Ländern), dass es nicht nur eine oder wenige Mega-Großstädte und sonst nur öde Provinz gab, sondern dass eine starke Struktur sich bis auf Mittel- und Kleinstädte erstreckte und dass Studium und gute Jobs sich nicht nur auf die Handvoll Metropolen beschränkten.

     

    Erst mit der umstrittenen Entscheidung, Berlin wieder zur Hauptstadt zu machen (hat es dem Osten etwa etwas genützt?) und dem neoliberalen Durchmarsch Ende der 1990er-Jahre begann das massive Ausbluten der Infrastruktur unseres Landes. Große Firmen bekamen Subventionen dafür, ihre Verwaltung von Düsseldorf nach Berlin zu verlegen, kleinere Firmen verlegten sie von Mönchengladbach nach Düsseldorf, noch kleinere von Erkelenz nach Mönchengladbach, ähnliches passierte von der Alb Richtung Stuttgart oder von Reinbek nach Hamburg und es geschah nichts dagegen, weil es sowohl den Politikern als auch den journalistischen Kiez-Hipstern ja gut dabei ging und geht. Die Lösung, jetzt hektisch auf den Bau von Sozialwohnungen oder Mietzuschüsse zu setzen, ist kurzsichtig. Wir müssen längerfristig wieder zu genau der Struktur zurück, die von der Politik in den letzten 25 Jahren zerstört wurde.

     

    Im Ausland hat man das Problem längst erkannt und fördert gezielt die Regionen, damit es z.B. nicht nur die überteuerten Mega-Konglomerate London oder Paris mit all ihren Problemen gibt, sondern wieder starke und lebenswerte Städte übers ganze Land verteilt.

     

    Muss Deutschland eigentlich in jeden Kübel Schei*e erst selber hineintreten, um zu wissen, was es ist?

  • In den Klein- und Mittelstädten sieht es auch nicht unbedingt besser aus.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Hanne:

      Ein wichtiger Hinweis, der durch die auf Großstädte/ Zentren fokusssierte Berichterstattung häufig in Vergessenheit gerät. In der hiesigen Gegend (Mittelhessen) ist bezahlbarer Wohnraum in Städten wie Marburg und Gießen (nicht gerade Großstädte, aber mit urbanen Errungenschaften ausgestattet) für viele ein Problem und so landen Menschen, die städtisch sozialisiert sind, auf dem flachen Land. Dort ist die gewünschte kulturelle und soziale Teilhabe jenseits von Kirchenchor und Vereinen kaum möglich.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Im ganzen (erweiterten) Rhein-Main-Gebiet sieht es so aus. Ebenso um Köln und München etc. pp.

         

        Günstige Mieten gibt es nur dort, wo im Umkreis von ca. 100 km kein Hotspot ist.

        Und das ist nunmal eher im Osten der Bundesrepublik so. In Süddeutschland gibt es zwar auch viel Wald und Wiesen, aber dazwischen gibt es gewachsene Infrastruktur und Arbeitsplätze. Die Mietpreise in den westlichen Mittelgebirgen sind auch nicht ohne und es wird gebaut, gebaut, gebaut - auch um sehr kleine funktionierende Städte herum.

  • "In Hamburg hat der Naturschutzbund Nabu eine Unterschriftensammlung gestartet gegen die zunehmende Bebauung von Grünflächen in der Stadt. Der Mieterverein rügt diese Aktion als Kampf der Wohnungsbesitzenden gegen die Wohnungssuchenden."

     

    Die Feststellung, dass Benachteiligte einer schlechteren Umweltqualität, auch im Zugang zu nutzbaren Grünflächen, ausgesetzt sind, zeigt, dass auch hier eine Gerechtigkeitslücke existiert. Soziale Gerechtigkeit, also Chancengleichheit und die Möglichkeit zu Teilhabe in der Gesellschaft, setzt allerdings voraus, dass Lebensbedingungen, die einer gesunden, psychosozialen Entwicklung förderlich sind, für alle zugänglich sind.

  • "Die Armen wohnen ganz weit draußen"

     

    Wenn ich mir eine Karte der Niedriglohnbeschäftigten für Hamburg anschaue (https://hinzundkunzt.de/wp-content/uploads/2014/07/Segregation-Hamburg.png), dann kann ich kein Muster erkennen, dass deren Verteilung irgendetwas mit der Entfernung zum Stadtzentrum zu tun hätte.

     

    Die Ursachen für die Verteilung der Niedriglohnbeschäftigten haben andere Ursachen: https://www.hinzundkunzt.de/einkommen-segregation/

  • Um das zu lösen, müsste man sehr radikal umschwenken. Viel radikaler, als die bräsige Ansager-Mittel- und Oberschicht bereit ist, auch nur zu denken.

    Zum Einen müsste die gesamte Siedlungsstruktur verändert werden. Arbeit, Kultur, Einzelhandel dürften eben nicht nur in Großstadt-Vorzeigemeilen und konzentrierten Gewerbeparks stattfinden, sondern überall, in jeder Kleinstadt. Das war ganz früher auch mal so. Nur dass die kleineren Städte langsam ausgeblutet sind, vor allem durch zu hohe Bau- und Immobilienpreise. Abgesehen von der Privatisierung des Nahverkehrs, der wir es verdanken, dass "das platte Land" großteils nur mit dem eigenen Auto erreichbar ist. Wäre das anders, würde auch der Run auf die großen Städte versiegen, denn so toll wohnt es sich da auch nicht. -- Zum Anderen müsste man ein Grundrecht auf Wohnraum etablieren, natürlich gestützt durch staatliche und/oder kommunale Wohnanlagen. Die dürften dann nicht gewinnbringend gehandelt oder vermietet werden. Für immer. Was hilft es schon, wenn ich heute eine geförderte Mietwohnung beziehe, aus der ich in ein paar Jahren wieder ausziehen muss, weil die Preisbindung endet? Gäbe es genug öffentlichen Wohnraum, würde das natürlich auch die Preise auf dem freien Markt beeinflussen. - Es leuchtet nicht ein, dass eine Genossenschaft 11 Euro pro qm "nehmen muss" - es sei denn, um eben eine gewisse errechnete Rendite zu erzielen. Wenn das entfällt und sozialer Wohnbau nicht als Handelsware gilt, sondern steuerfinanziert wird, dann entfallen eben auch die entsprechenden Marktgesetze. Und mit ihnen der steigende Kostendruck auf potentielle Bewohner samt Konkurrenz und Verdrängung.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Läufer:

      Wenn das mal nur die Mittel- und Oberschicht beträfe! Wer arbeitet denn heute noch umme Ecke? Die Unterschicht etwa? Und kauft die Unterschicht bei den Tante Emma-Läden ein bzw. in den "Türkenläden", die diese in etwa ersetzt haben oder bei ALDI und LIDL, deren Läden sich ja beileibe nicht alle in der Innenstadt befinden.

       

      Ich weiß nicht, ob meine Vermutung zutrifft, aber früher wollten doch Familien gerne ein Häuschen im Grünen, etwas abseits der Stadt. Heute scheint es eine größere Zahl gutsituierter DINKIEs, Alleinstehender oder Einkindfamilien zu geben, die sich bevorzugt in den Städten niederlassen, des urbanen Flairs und anderer Angenehmlichkeiten wegen. Die wollen doch nicht auf's Land oder gar in Städte wie Bautzen oder Görlitz.

       

      Es scheint mir ja gerade auch nicht so zu sein, dass man generell von einer Wiederbelebung der Städte sprechen können: allein die Großstädte und darunter die größten sind wohl hier die Magnete. Wobei das Ruhrgebiet hier - was die Mieten betrifft - eine Ausnahme zu sein scheint.

       

      Warum waren denn eigentlich früher die Mieten bezahlbar und heute nicht? Warum gibt es in Deutschland eine sehr geringe Wohneigentumsquote. Wohneigentum würde doch der Gentrifizierung trotzen können, denke ich.

  • Ein grosser Teil der Sozialwohnungen in Deutschland ist fehlbelegt. Statt satte Mietaufschläge für Fehlbeleger zu erheben, kommen sie mit einem blauen Auge davon. Wo liegt da die GERECHTIGKEIT, wenn Sozialwohnungsvergabe einem Lottospiel gleichkommt?

     

    Der Staat sollte gar nicht intervenieren im Wohnungsmarkt. Angebot und Nachfrage kommen auch von alleine zum Ausgleich. Nicht jeder muss in Hamburg und München wohnen.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...ist es sinnvoll, immer mehr Grünflächen in Großstädten zu bebauen? Und ist allein die "ökologisch orientierte linke Mittelschicht", die sich dagegen zur Wehr setzt? Denn, wie in dem Artikel angesprochen, gebaut wird meist nur für die Menschen, die bereits genügend Geld haben und diese Menschen sind in der Mehrzahl nicht 'links'.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      ... es wird zudem so getan als sei der Erhalt von Grünlächen nicht auch eine soziale Frage.

  • Warum wollen alle nach Hamburg oder ähnlichen Städten. Selbst Gutverdiener können sich dort kaum eine Wohnung leisten. Weil es dort Arbeit gibt.

     

    Restdeutschland ist derweil durch Wohnungsleerstand und höhere Arbeitslosigkeitsraten gekennzeichnet.

    Vor allem in Ostdeutschland finden sich 10% und mehr Wohnungsleerstand. Zudem auch deutlich höhere Arbeitslosigkeitsraten.

    //http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/WohnenImmobilien/Immobilienmarktbeobachtung/ProjekteFachbeitraege/Wohnungsleerstand/wohnungsleerstand.html

     

    Das Zupflastern der Metropolen, die Nutzung auch noch der letzten Grünflächen für Bebauung (Wohnungen und gewerbe) führt gerade auch für den nicht solventen Teil der Bevölkerung zu einem nicht gesunden Lebensumfeld. Hinzu kommen Verkehrsprobleme, Stau, Lärm, Stress ... für die Gesamtbevölkerung.

     

    Menschen folgen der Arbeit. Die Förderung sollte in Arbeitsplätze gesteckt werden. Nicht nach München. Nicht nach Hamburg. Die Wohnungsproblematik würde damit auch gelöst werden.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Berlin ist nicht gerade eine Metropole, wo es viel gut bezahlte Arbeit gibt. Dennoch wollen alle dorthin...

    • @Rudolf Fissner:

      Die Arbeit müsste zu den Menschen kommen und nicht umgekehrt. Meine frühere Kollegin und Mutter, sie musste täglich mit dem PKW, nahe der polnischen Grenze, zur Arbeit nach Berlin fahren. So kommen zusätzlich auf 9 Std. am Arbeitsplatz nochmals täglich zwei-drei Stunden Fahrzeit. Die billige Miete, nahe der polnischen Grenze, und die Kilometerpauschale für den PKW, über das Finanzamt, können kein Ersatz für den Verlust an Lebensqualität und für (ihre) Kinder -an ihrer Mutter- sein. Hieraus ergibt sich ein wöchentlicher Zeitaufwand -- für die Arbeit -- von rund 55 Stunden. Aber 40 Stunden, ohne Frühstücks- und Mittagspause, werden auch nur bezahlt. Demnach liegt der monatliche Mehraufwand bei mehr als 62 Stunden! - nur um seine 'billige' Wohnung zu behalten. Zudem erhalten Frauen grundsätzlich einen geringeren Arbeitslohn. Damit dürfte der Lohn- und Einkommensverlust mehr als doppelt so hoch sein!

      • @Reinhold Schramm:

        Jepp!

    • @Rudolf Fissner:

      "Menschen folgen der Arbeit. Die Förderung sollte in Arbeitsplätze gesteckt werden. Nicht nach München. Nicht nach Hamburg. Die Wohnungsproblematik würde damit auch gelöst werden."

       

      -

       

      Ein Knackpunkt ist der dürftige Ausbau des Internets auf dem Land.

       

      Das Geld dort investieren würde die Landflucht deutlich verlangsamen.

      • @Justin Teim:

        Das wär dch mal ne Aufgabe für den Seehofer. Heimnetzwerken!

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          Die müssten dann schon Heimatnetzwerke heißen.

  • Es fehlt nicht nur an bezahlbaren Wohnraum, sondern auch an bewohnbaren Wohnraum! //wohnungslosinkoeln.simplesite.com/ Vermieter in Großstädten (sicher auch anderswo) vermieten Wohnraum in immer katastrophaleren Zuständen!

  • Früher wohnten die Reichen j.w.d. Heute sind Armen?

    • @Nicky Arnstein:

      Nicht unbedingt. Viele Reiche wohnen heute noch an den Rändern Berlins bspw. wie Frohnau, Zehlendorf...

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Die wohnen vor allem im Westen (weil da mal die Luft besser war), im Osten gibt's sehr viel weniger Reiche.

        • 8G
          80576 (Profil gelöscht)
          @849 (Profil gelöscht):

          Genosse Kommunismus sei Dank ;-)

      • @Uranus:

        Richtig. Der Speckgürtel heißt ja auch nicht umsonst Speckgürtel.

  • Schon vor Wochen gab es eine TV-Sendung über den wirtschafts- und sozialpolitischen Umbau der Bankenmetropole Frankfurt am Main. Einer der Strategen des Umbaus kam hierbei deutlich zu Wort, dabei ohne mediale Nebelkerzen. Demnach hat man internationale Klientel aus dem Bankenimperium im Auge, bei der wohnungspolitischen Umgestaltung des Frankfurter Zentrums. Insbesondere in der Einkommensspanne von mtl 5. bis 7.000 Euro aufwärts. Vor allem aber auch die gehobenen Einkommengruppen des internationalen Finanzwesens. Dabei lagen die Wohnungsmieten für deren gewöhnliche m/w. Mitarbeiter mtl. zwischen 2. bis 4.000 Euro, und danach noch deutlich aufwärts.

     

    In der TV-Dokumentation, über den Stadtumbau in Zentrum von Frankfurt am Main, wurde auch anschaulich ein aktuelles Beispiel über die Um- und Aussiedelung von (einheimischen) Bewohnern der Bankenmetropole gezeigt. Diese müssen sich zunehmend außerhalb von Frankfurt am Main nach einer bezahlbaren Mietwohnung umsehen. Und sie sind in Folge zusätzlich mit täglichen Fahrzeiten von zwei Stunden [insgesamt für Hin- und Rückfahrt] konfrontiert. Auch hieraus ergeben sich noch höhere finanzielle und soziale Belastungen für die in der Stadt erwerbstätigen Menschen.

     

    Die Dokumentation war insofern interessant, da hier kein pseudo-sozialpolitisches und parteipolitisches Geschwurbel zu Wort kam. Anschaulich und ungeschminkt bekam der Zuhörer und Zuseher die klaren ökonomischen Interessen und Prioritäten für den anstehenden Stadtumbau aufgezeigt.

     

    In den letzten Tagen konnten wir über die Medien erfahren, dass für den Zeitraum von 2008 bis 2018 die Grundstückspreise in Berlin sich etwa verzehnfacht haben. Zugleich können wir seit einiger Zeit die verstärkte Bautätigkeit auf vormaligen Grünflächen beobachten. Auch mussten wir schon feststellen, dass die sog. “Mietpreisbremse“ und der “Mietspiegel“ wirkungslos ist. Demnach steht die eigentliche Mietpreisexplosion für die Berliner MieterInnen noch bevor.

     

    Bleibt da noch der Friedhof?

    • @Reinhold Schramm:

      Der Friedhof ist dooferweise auch noch teuer...

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      Danke für Ihre ausführliche Darstellung, die ich als Mensch mit Frankfurt-Bezug gut nachvollziehen kann. Wissen Sie noch um welche Sendung es sich gehandelt hat?

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Sie müssten sich schon selber bemühen und zum Thema Mieten und Immobilien -in und um Frankfurt am Main - recherchieren. Den Titel der Sendung habe ich nicht aufgeschrieben. Es gibt hierzu genug TV-Material. MfG.

  • Gestern Abend hab ich vorm Fernseher laut gejubelt: Christian Ude (ex Bürgermeister von München, SPD) hat bei Ringlstetter das Wort "Bodenreform" gebraucht. "Eigentum verpflichtet". Ich bin schon länger der Meinung, dass bei Missbrauch von Wohn- und Grundeigentum schnelle und umfassende Enteignungen stattfinden sollten.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Andreas Richert:

      Ja, in totalitären Systemen ist nicht alles schlecht gewesen.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Andreas Richert:

      ...die SPD in München macht doch mit, bei diesem Spiel. Das sog. Paulaner-Gelände in München wird, mit Zustimmung der SPD, bebaut mit 100 % Luxus-hoch-drei-Eigentumswohnungen.

      Ein 1a-Anlageprojekt für wohlhabende Bürger dieses und anderer Länder.

      Jetzt kann er leicht reden, der Herr Ude, er hat eh nix mehr zu sagen, in München.

    • @Andreas Richert:

      Missbrauch von Wohn- und Grundeigentum zu Spekulationszwecken

      • @Andreas Richert:

        Inwiefern würde das das grundsätzliche Problem lösen, dass es mehr Menschen in die Innenstädte zieht, als es dort Wohnungen gibt ?

        • 8G
          80576 (Profil gelöscht)
          @Karl B:

          Garnicht, aber egal.

        • @Karl B:

          nur eine flankierende Maßnahme um den Spekulationsdruck und die Verdrängung auf dem Wohnungsmarkt zu mildern. Ein gesetzliches Vorkaufsrecht für Mieter oder Kommunen zum Einheitswert find ich auch eine feine Idee, und grundsätzlich kein Verkauf von Gemeineigentum sondern nur noch Erbpacht. und Fahrverbote nicht für Diesel sondern SUVs. Ansonsten bleibt nur Höhe und Verdichtung.

  • Wir können fast alles remote machen, haben so viele Autobahnen wie nie zuvor und trotzdem wollen immer mehr Leute in den Zentren wohnen. Früher gab es heruntergekommene Innenstädte - heute boomen diese. Dagegen verfallen die Klein- und Mittelstädte außerhalb des Speckgürtels. Diese zu reaktivieren. Dort kleine Communities zu etablieren, wäre ein lohnenswertes Ziel. Ein Hindernis an diesen Kleinstädten, ist deren vollkommene Autozentriertheit. Kaum ÖPNV, der Fernverkehr der Bahn hat alle mittleren Städte abgehängt und urbanes Leben findet in den so ausblutenden Mittelstädten immer weniger statt. Hier gibt es ein großes Potential, welches es zu heben gilt. Weniger Auto in der Fläche wagen.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Velofisch:

      Sie leben wohl nicht in der Fläche?

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    "Aber haben die Armen überhaupt einen Anspruch darauf, in der Innenstadt zu wohnen? In den sozialen Medien beharren Kommentatoren darauf, dass es doch „schon immer ganz normal“ gewesen sei, dass schlechter Verdienende weiter raus ziehen mussten, wo es billiger ist."

     

    -Achso. Das ist komisch, weil in Hamburg zb. St Pauli ein Arbeiterstadtteil war, die Sternschanze ein Arbeiterstadtteil war, St Georg ein Arbeiterstadtteil war, Altona ein Arbeiterstadtteil war, das von den Nazis abgerissene Gängeviertel ein Stadtteil für Arme war und zudem direkt in der Innenstadt liegt.

     

    Ähnliches galt für zentral gelegene Stadtteile in Berlin, in London und auch in New York gab es vor 20 Jahren noch eine Menge einfaches Volk in Manhattan.

     

    ^^Es stimmt also einfach nicht, ausser man nimmt das Mittelalter zum Masstab.

     

    Ich lege den Kommentatoren in den sozialen Medien sehr gerne eine deutlichere Aussage in den Mund. Das meinen diese Leute damit nämich wirklich: " Die Reichen hatten schon immer die Möglichkeit und das Recht, sich alles und jeden zu kaufen. Wenn es den Reichen danach ist in Kreuzberg zu wohnen, dann hat sich das rechtslose Anwohnerpack und Asozialengesindel zu verpissen!"

     

    Warum "muss" eine Baugenossenschat in Berlin 11 Euro pro Quadratmeter nehmen? Ist das ein Naturgesetz, oder sind die (vermutlich städtischen) Grundstückspreise so enorm hoch, das der Genossenschaft keine andere Möglichkeit bleibt? In diesem Fall ist die Frage letztlich eine politisch Lösbare an die Regierenden von Berlin. Ähnliches gilt für finanzierungsbedingungen einer Bank etc.

    • @6474 (Profil gelöscht):

      //http://www.moeckernkiez.de/

       

      Passivhäuser kosten halt soviel, dafür sind dann z.B. die Nebenkosten geringer.

      Heizkosten fallen schon mal weg, Strom kommt vom eigenen Dach, der ist damit also auch schon bezahlt.

      Das ist ein Neubau, barrierefrei, und die Mieten staffeln sich je nach Stockwerk und Parknähe.

      Und da eine Wohnung ca. den Mietertrag von 20 Jahren kosten soll, ist eine 50m2-Wohnung mit 550 Euro Miete ca. 132.000 Euro wert, zzgl. dem Eigenbeitrag von 45.000 Euro, also irgendwas um 190.000 Euro Baukosten, was dafür jetzt nicht so viel ist.

       

      Das Projekt stand im übrigen schon auf der Kippe.

      //http://www.taz.de/!5297278/

      Und: Der Gleisdreieckpark ist allerdings eine innerstädtische Toplage. Die Wohnungen auf der Westseite des Parks kosten bis zu 25 Euro pro Quadratmeter.

      Aus: https://www.tagesspiegel.de/berlin/bauprojekt-am-gleisdreieck-millionaer-rettet-moeckernkiez-genossen/12427086.html

       

      Die bieten das also schon für den halben Mietpreis an.

      Renditegeilheit sehe ich da jedenfalls nicht.

  • "Aber haben die Armen überhaupt einen Anspruch darauf, in der Innenstadt zu wohnen? In den sozialen Medien beharren Kommentatoren darauf, dass es doch „schon immer ganz normal“ gewesen sei, dass schlechter Verdienende weiter raus ziehen mussten, wo es billiger ist."

     

    Niemand hat ANSPRUCH darauf, in der Innenstadt zu wohnen. Das regelt der Markt. Und der Markt kennt keine sozialen Regeln.

    Jahrzehnte langes Lohndumping hat einen Teil der Bevölkerung beständig isoliert und außerstande gesetzt, mit den wilden Regeln des Marktes einigermaßen klar zu kommen. Und es sind ja nicht zuletzt die jungen hippen Mittelständler*innen, die vom Marktradikalismus profitieren. Und erst recht die Spekulanten, die wissen, was Marktradikalismus bedeutet.

     

    Eine halbherzige Mietpreisbremse wird kaum etwas positiv verändern. Und so viele Sozialwohnungen, wie in den nächsten Jahren gebraucht werden, können in kurzer Zeit nicht gebaut werden, zumal es ja auch keine politische Willensbildung gibt, den SWB hinreichend auszubauen und zu fördern.

     

    Was bleibt ist möglicherweise die Rückkehr bzw. die Wiederbelebung genossenschaftlicher Projekte, die allerdings den ärmeren Teil der Bevölkerung nicht ausschließen dürfen. Genau das kann kaum verhindert werden ohne klare Strukturierung der Anspruchsberechtigung.

     

    Ich weiß nicht, wie es in Berlin ist. Aber die Bautätigkeiten in den Periphärien der Großstädte nehmen doch enorm zu. Leider konzentriert sich dort der Wohnungsbau zu sehr auf die Einfamilienhausidylle. Das ist ein katastrophaler Umgang mit Bauflächen und trägt zur Zersiedelung bei, die weitere Probleme schafft.

  • Es würde ja bereits helfen, wenn wir den staatlichen Wohnungsbau für die Flächen in öffentlicher Hand reaktivieren würden. Dann entfallen die Grundstückskosten und die Renditeerwartungen können geringer ausfallen.

     

    Da kann man auch bunt gemischt vermieten und die niedrigen Mieten mit den hohen Mieten Quersubventionieren.

     

    Aber so etwas ist ja altmodisch, da man einen eigenen öffentlichen Wohnungsmarkt aufbauen würde und sich nicht dem allgemeinen Markt unterwirft. Für alle zum Thema Effizienz: Man kann hier auch regelmäßige Audits durchführen, um die Leistungsfähigkeit der Organisation abzusichern.