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Debatte Veränderte ArbeitsmoralEs gibt ein Recht auf Faulheit

Kersten Augustin
Kommentar von Kersten Augustin

Martin Schulz sagt, dass er die „hart arbeitende Bevölkerung“ gewinnen will. Er sollte sich lieber um die Faulen kümmern.

Haben einen eher verstaubten Begriff von Arbeit: Martin Schulz und die SPD Foto: dpa

I ch sitze am Laptop in der Küche, es ist mittags, ich habe eine Jogginghose an. Statt zu arbeiten, surfe ich auf Face­book. Oder ist das meine Arbeit? Jedenfalls spült das Internetrauschen ein Video von Martin Schulz auf den Bildschirm. Schulz spricht bei einem Wahlkampfauftritt. Das Video könnte gestern aufgenommen oder schon ein paar Wochen alt sein. Was Schulz sagt, ist zeitlos: Er kämpfe für die „hart arbeitenden Menschen“, für sie müsse es endlich gerechter zu gehen.

Hart arbeitende Menschen, das klingt erst mal gut, nach der sogenannten Mitte der Gesellschaft. Aber wenn ich ehrlich bin, gehöre ich nicht dazu. Ich bin mal Freiberufler, mal arbeite ich in einer Redaktion. Selten fange ich vor halb zehn an zu arbeiten. Arbeiten heißt in meinem Fall auch: Das Internet leer lesen, Kaffee trinken, Geschichten ausdenken. Manchmal arbeite ich dann bis spät in den Abend. Am liebsten würde ich aber weniger arbeiten und mehr verdienen.

Ich weiß nicht, ob Martin Schulz auch an mich denkt, wenn er von den hart arbeitenden Menschen im Land spricht. Angesprochen fühle ich mich nicht. Ich bin gern faul. Und bin sicher: die anderen auch.

Etwas hat sich verändert in der Arbeitsmoral der Deutschen, und das hat Schulz, das hat die SPD nicht verstanden. Viele Menschen mögen ihre Arbeit. Aber noch lieber mögen sie: Samstag. Und wenn der Freitag wie ein Samstag ist.

Sein Leben nicht mehr der Arbeit opfern

Viele Jüngere aus der Generation XYZ (Lieblingsbuchstaben bitte hier einsetzen) wissen, dass sich das Glück nicht unbedingt unter dem Büroschreibtisch versteckt. Sie arbeiten 25 oder 30 Stunden, um Zeit zu haben. Nicht immer für die Familie. Sondern für Urlaub. Für Tage am See oder im Bett. In Schulz’ Welt kommen sie nicht vor. Sind sie faul – oder einfach nur müde?

Wenn Kliniken heute Hebammen oder Ärzte einstellen wollen, fragen die im Bewerbungsgespräch als Erstes: Wie viele Nachtdienste muss ich machen? Und Handwerksbetriebe finden keine Auszubildenden, weil nur wenige bereit sind, morgens um sechs Uhr auf der Baustelle zu stehen, um spätestens mit 55 Jahren berufsunfähig zu sein. Kaum einer will sein Leben noch der Arbeit opfern.

Dienst nach Vorschrift, das klang mal nach Yucca-Palme und Versicherungsfachangestellter. Zehn Jahre nach der Veröffentlichung von „Das unternehmerische Selbst“ von Ulrich Bröckling klingt Dienst nach Vorschrift attraktiv – und sogar subversiv.

Hart arbeiten, das ist heute nicht mehr so erstrebenswert wie in der alten Bundesrepu­blik. Seit dem letzten SPD-Kanzler hat sich die Arbeitswelt verändert, ist digitaler und produktiver geworden. Eigentlich sollten wir weniger arbeiten. Wenn Schulz über Arbeit spricht, riecht es aber immer noch nach Schweiß und klingt wie die Werkssirene. Und auch für jene Minderheit, die noch in der Industrie arbeitet, wäre ein Kandidat geeigneter, der sagt: „Ihr habt genug geschuftet. Ich will, dass ihr faul sein dürft.“

Es ist lange her, dass ein SPD-Kanzlerkandidat angetreten ist mit der Forderung nach Arbeitszeitverkürzung. Dabei wäre eine Regelarbeitszeit von 30 Stunden machbar und gesellschaftlich wünschenswert. Stattdessen hofieren Politiker wie Schulz jene Menschen, die viel und hart arbeiten. Ob diese Arbeit sinnvoll ist oder nicht, spielt keine Rolle. Ob die Menschen bei der Arbeit krank werden, ihre Familien vernachlässigen, egal: Hauptsache, Arbeit.

Der Arbeitsfetisch

Keine der etablierten Parteien will den Arbeitsfetisch der Deutschen therapieren. Statt das Ehrenamt und Familienarbeit finanziell zu fördern, plant Kandidat Schulz, alte Arbeitslose in Qualifizierungskurse zu stecken. Dabei weiß jeder 55-Jährige, dass es sich bei diesen Veranstaltungen vor allem um Beschäftigungstherapie handelt.

Die Fixierung auf Erwerbsarbeit als Ziel aller Politik ist mehrfach problematisch. Zum einen wird nur eine bestimmte Art des Nichtstun bestraft: die Arbeitslosigkeit. An Hartz IV will Schulz und wollen die meisten Deutschen nichts ändern. Wer arbeitslos ist, ist selbst schuld und soll arm sein. Ich kenne Menschen, die Hartz IV bekommen und sich in politischen Gruppen und Flüchtlingsinitiativen engagieren. Diese Arbeit wird nicht honoriert.

Die SPD will jene unfreiwillig Faulen, die von Hartz IV leben, weiter bestrafen. Die Sanktionsmaschine, die Hunderttausende Gerichtsfälle nach sich zieht, soll weiter geölt werden.

Die SPD kümmert sich so pedantisch um diese vermeintlich Faulen, dass sie andere Faule gern vergisst: die Vermögensfaulen. Menschen, die faul sein können, ohne dafür gearbeitet zu haben. Mit traurigem Blick hat Arbeitsministerin Andrea Nahles den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung vorgestellt. Aber die SPD plant nicht, diesen Faulen Papas Kreditkarte wegzunehmen.

Verstaubter Begriff von Arbeit

Schulz hat sein Mantra von den hart Arbeitenden noch in einem anderen Zusammenhang wiederholt, der besonders fragwürdig ist. Beim Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen formulierte er sein Ziel für die Bildungspolitik: Es gehe darum, dass Kinder hart arbeitender Menschen die gleichen Chancen hätten wie Kinder von Professoren.

taz.am wochenende 22./23. April

In Frankreich wird gewählt. Für Europa geht es um viel. Die taz.am wochenende vom 22./23. April setzt auf europäische Freundschaft – und hat die KollegInnen der französischen Libération eingeladen, die Zeitung mitzugestalten. Außerdem: Smartphones im Unterricht? Da kriegen manche Lehrer Ausschlag. Aber ist es vielleicht trotzdem die Zukunft? Ein Gespräch mit Schauspieler Tom Schilling über Krawatten und Mitte-30-Sein. Und: Philipp Maußhardt vereint die englische und die spanische Küche. Am Kiosk, eKiosk oder im praktischen Wochenendabo.

Das ist doppelt absurd. Man könnte zunächst fragen, ob es nicht auch den ein oder anderen Professor gibt, der hart arbeitet. Vielleicht glaubt Schulz, dass Professoren nur auf dem Sofa sitzen und ihre Bücher zählen. Zudem hat Schulz bisher nicht angekündigt, Gutverdiener wie Professoren und Vermögende härter besteuern zu wollen, der Gerechtigkeitswahlkampf ist bisher Rhetorik.

Schulz’ Begriff von Arbeit ist so alt, dass man den Staub von seinen Forderungen pusten muss. Aber wenn der ehemalige Buchhändler sich im Wahlkampf schon gern an Klassikern orientiert, sollte er doch mal weiter hinten in sein Bücherregal schauen. Dort steht bestimmt auch „Das Recht auf Faulheit“. Paul Lafargue hat das Buch 1880 geschrieben.

Lafargue kritisiert darin die „Arbeitssucht“, die „Liebe zur Arbeit, die rasende, bis zur Erschöpfung der Individuen und ihrer Nachkommenschaft gehende Arbeitssucht.“ Auf Deutsch erschien es zuerst in einer Zeitschrift, deren Titel Schulz gefallen könnte.

Sie heißt: Sozialdemokrat.

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Kersten Augustin
Ressortleiter Inland
Kersten Augustin leitet das innenpolitische Ressort der taz. Geboren 1988 in Hamburg. Er studierte in Berlin, Jerusalem und Ramallah und wurde an der Deutschen Journalistenschule (DJS) in München ausgebildet. 2015 wurde er Redakteur der taz.am wochenende. 2022 wurde er stellvertretender Ressortleiter der neu gegründeten wochentaz und leitete das Politikteam der Wochenzeitung. In der wochentaz schreibt er die Kolumne „Materie“. Seine Recherchen wurden mit dem Otto-Brenner-Preis, dem Langem Atem und dem Wächterpreis der Tagespresse ausgezeichnet.
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137 Kommentare

 / 
  • Ich weiß nicht, wann ich je was von der INSM gelesen habe. Aber wenn die so klingen wie ich, können sie ja so falsch nicht liegen... ;-)

     

    Davon abgesehen

     

    a) sprachen Sie nicht von hohen Erbschaftssteuern sondern der Abschaffung des Rechtsinstituts der Erbschaft insgesamt. Sie werden verstehen, dass meine Kommentare sich auch DARAUF beziehen.

     

    b) erleiden auch hochdekorierte Professoren immer wieder Schiffbruch, wenn ihre Rechenspielchen auf den Einfallsreichtum der Realität treffen. Insofern nehme ich mir durchaus gerne heraus, in meiner Meinungsbildung die Bezeichnung "Holzweg" auch dann nicht auszuklammern, wenn es Denkschulen gibt, die das anders sehen.

     

    Dass die endlose Konzentration von Vermögen nicht übermäßig erstrebenswert ist, würde ich im Übrigen gar nicht abstreiten (auch wenn mir in unserer Kosumgesellschaft der ständige Fokus auf "Vermögen" als einzigen Maßstab für ökonomisches Wohlbefinden ein wenig eng vorkommt). Und es mag sogar sein, dass der Erbfall ein guter Zeitpunkt ist, ihr entgegen zu wirken. Nur fragt sich wie. Und da bringen aus meiner Sicht radikale Lösungen eher mehr Risiken als sie an positiver Wirkung versprechen.

     

    Über die Schwächung der Wirkung habe ich schon geschrieben. Aber es gibt auch echte Gefahren: Der Kapitalismus ist deshalb so - relativ - erfolgreich (ohne ihn gäbe es WEIT weniger von dem Reichtum, nach dem Ihr Umverteiler Euch die Finger leckt), weil er persönliche ANREIZE bietet, Erfolg zu haben. Die Aussicht, den eigenen Erfolg in ein sorgloses Leben des Nachwuchses umzumünzen, ist dabei ein STARKER Anreiz. Nimmt man ihn weg, reduziert man effektiv das Potenzial an Wohlstandsbildung und/oder verstärkt den Anreiz, Umverteilungsmechanismen zu umgehen.

     

    Von daher: Holzweg.

     

    Ich bin offen für Sachargumente, die dieses Ergebnis widerlegen, aber mit Namesdropping oder hohlen Unterstellungen, wessen Lied ich wohl singen mag, kommen Sie bei mir nicht weiter.

  • Dünnes logisches Eis. Wir reden hier von persönlichen Verdiensten. Die Leute, die von der Vergemeinschaftung einer Erbschaft profitieren würden, wären aber nur in wenigen Ausnahmefällen auch diejenigen, die mit ihrem gesamtgesellschaftlichen Beitrag das Entstehen des Vermögens ermöglicht haben. Das waren in aller Regel Andere (die häufig genug beim Erbfall auch schon tot sind), die nichts davon bekommen.

     

    Sie können nicht einerseits die Familie und ihren Zusammenhalt als für ein abgeleitetes Erbrecht irrelevant darstellen und andererseits die Gesellschaft - oder vielmehr ihre Mitglieder - als Träger just so eines kollektiven verdienstbegründeten Anspruchs aufbauen. Bzw. Sie können das schon tun, verkennen dann aber massiv die Loyalitäten der meisten Menschen - vor allem jener, die ihr sauer verdientes Geld nicht etwa zur Erhöhung des eigenen Lebensstandards auf den Kopf hauen oder für wohltätige Zwecke spenden, sondern es für ihre Nachkommen anhäufen und bewahren: Blut IST dicker als Wasser.

     

    Und noch etwas: Der soziale Zündstoff sind eigentlich nicht die echten Erben. Erbe wird man nämlich heutzutage regelmäßig erst in sehr reifem Alter, wenn man auch ohne den Vermögenszuwachs nur noch sehr wenige Jahre möglicher sozialdienlicher Erwerbstätigkeit vor sich hat. Und Erbschaften bleiben dann auch in der Regel arbeitendes Kapital, das seinerseits zum gesellschaftlichen Wohlstand beiträgt.

    Das Problem - und das verhasste Neidobjekt - sind doch eigentlich die viel jüngeren Schnösel aus betuchtem Hause, die Papas Penunzen schon zu dessen Lebzeiten zur Verfügung gestellt bekommen und sich damit ein schönes Leben und einen satten Vorsprung auf der Karriereleiter ermöglichen. Die allerdings wird man mit einer Abschaffung des Erbrechts nicht schädigen - im Gegenteil: Papa wird noch viel mehr nach Wegen suchen, wie er sie schon vor dem Erbfall zu reichen Leuten machen kann.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Normalo:

      "Sie können nicht ..."

      Doch ich kann, insbesondere wenn ich den Leistungsbegriff unserer angeblichen Leistungsgesellschaft zugrunde lege. Ihre Einsicht, dass eine gewisse Umverteilung notwendig ist und etwas gegen die einseitige, Chancengleichheit dezimierende und Demokratie gefährdende Vermögensakkumulation getan werden muss, bewerte ich als Teilzustimmung. Sie sehen also, soweit sind unsere Positionen gar nicht auseinander!

      • @2097 (Profil gelöscht):

        Ich habe ja schon eingeräumt, dass Sie diese logische Volte hinlegen KÖNNEN - wenn Sie unbedingt wollen.

         

        Aber dabei gestehen Sie eben eine kollektive Leistungsethik der Gesellschaft zu, die Sie der Familie ohne rechtfertigenden Grund verweigern: Die Gesellschaft soll als Ganzes betrachtet werden und auch kollektiv etwas verdienen können (das dann auf ihre, keine eigenen Verdienste beisteuernden, Einzelteile verteilt werden soll), die Familie - mindestens so sehr ein Kollektiv wie die Gesellschaft insgesamt - darf aber nicht behalten, was ein Teil von ihr für sie(!) zusammengetragen hat. Das ist nicht logisch, und - real viel wichtiger - es verkennt, was Menschen antreibt und für wen sie am ehesten Werte schaffen und erhalten. In der Praxis würde es deshalb, von der löchrigen Rechtfertigung völlig unabhängig, schlicht nicht funktionieren, weil die Erblasser Vorkehrungen treffen würden, den Erbteil der Gesellschaft zugunsten ihrer Angehörigen möglichst gering zu halten - wie ein Teil das auch jetzt, bei "nur" bis zu 30% Erbschaftssteuer, schon eifrig tut.

         

        Wenn Sie wirklich abstrakt nach Leistung gehen wollen, hat genau EINER darüber zu bestimmen, was im Erbfall mit einem Vermögen geschieht, und das ist der Erblasser, der es erarbeitet (oder zumindest bewahrt) hat. Es ist SEIN Vermögen, mit dem er machen kann, was er will - andere Optionen wären wie gesagt Verprassen Spenden, Verschenken etc.. Dass er sich dafür entscheidet, es über seine eigene Lebensspanne hinaus zu erhalten, nimmt ihm keineswegs das Recht, auch zu entscheiden, FÜR WEN er das tut.

         

        Und zur Umverteilung: Nein, ich bin kein Fan davon, und so wortgewaltig wie Sie würde ich den Prozess der Perpetuierung von Wohlstand im Familienverbund auch sicher nicht verdammen. Ich wollte Ihnen primär klarmachen, dass Sie mit der Agitation gegen das Erbrecht auf dem Holzweg sind, um Ihre eigenen Ziele zu erreichen. Was Sie vorschlagen, ist weder geeignet noch zumutbar, ergo nicht rechtsstaatlich.

        • 2G
          2097 (Profil gelöscht)
          @Normalo:

          Eine sehr hohe Erbschaftssteuer ist sehr wohl rechtsstaatlich und von dem Ordoliberalen Walter Eucken sogar als systemrelevant erachtet, da eine Vermögensakkumulation wie in einem Feudalsystem die Marktwirtschaft mittelfristig enorm schädigt, aushöhlt und ad absurdum führt. Daher wäre ich an Ihrer Stelle weniger überheblich hinsichtlich Ihres Hinweises mit dem Holzweg! Das wird ja auch je nach ökonomischer Schule doch sehr unterschiedlich bewertet. Und da die Wirtschaftswissenschaften alles andere als exakte Wissenschaften sind, sollten Sie eher davon ablassen die Phrasen der INSM unreflektiert von sich zu geben.

    • @Normalo:

      @Daneil Neuburg einen drunter...

  • Natürlich hat jeder ein Recht auf Faulheit. Worauf er KEIN Recht hat, sind die Früchte der Arbeit ANDERER, von denen er sich trotz Faulheit ein schönes Leben machen will.

     

    Diese Früchte muss man sich verdienen - entweder indem man selbst arbeitet und Früchte schafft, die andere haben wollen, oder indem man wirtschaftliche Multiplikatoren schafft (Unternehmen, Vermögen etc.), mit denen Andere so gerne arbeiten möchten, dass sie freiwillig auf einen Teil der Erlöse ihrer Arbeit verzichten. Wer hingegen meint, nur weil zu viel Arbeit ungesund (oder zumindest nervig) ist, würde die Relation Arbeit => materieller Wohlstand aufgehoben, der denkt ganz gewaltig an der Realität vorbei. Lebensstandard lässt sich nicht durch pure Postulat schaffen.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @Normalo:

      „Worauf er KEIN Recht hat, sind die Früchte der Arbeit ANDERER, von denen er sich trotz Faulheit ein schönes Leben machen will.“

      Die Abschaffung des feudalen leistungsfeindlichen Relikts mit Namen Erbschaft, halte ich auch für sinnvoll, doch ich befürchte die Vermögensfaulen sind zu einflussreich und der Großteil der Gesellschaft zu ignorant. Daher werden wohl teilweise Erben bzw. Vermögensfaule zukünftig immer riesigere Vermögen erhalten bzw. weitervererben und somit die Früchte der Arbeit ANDERER weiterhin genießen und sich die Erben trotz Faulheit somit auch weiterhin ein schönes Leben machen.

      • @2097 (Profil gelöscht):

        Der Rückschluss auf die Erben funktioniert nicht. Erbschaft ist abgesehen vom - in der Tat überflüssigen - Pflichtteilsanspruch vor allem das (verlängerte) Recht des Erblassers, uber sein Vermögen zu verfügen. Behalten KANN er es nicht, vergemeinschaften MUSS er es nicht - denn die Gemeinschaft hat es auch nicht mehr oder weniger "verdient" als der Erbe.

        • 2G
          2097 (Profil gelöscht)
          @Normalo:

          Doch, die Gemeinschaft hat ja gesamtgesellschaftlich zur Mehrung beigetragen bzw. diese erst ermöglicht, insofern hat die Gemeinschaft es verdient.

          Außerdem hat der Erbe nichts geleistet für dieses Vermögen, daher ist die Vergemeinschaftung vorzuziehen.

  • Es ist erstaunlich, wie tief der Erwerbsarbeits-Fetisch immer noch ins linke bzw. kritische Spektrum hinein ragt. Man will sich partout nicht von der Vorstellung trennen, dass der Mensch von Natur aus bequem und egoistisch ist und zum Tätigsein in einer Gemeinschaft erst nachdrücklich gezwungen werden müsse. http://bgekoeln.ning.com/profiles/blogs/unmenschfaktor-lohnarbeit

  • Ich arbeite oft und gerne - aber ich empfinde das nicht als anstrengend, weil mir meine Arbeit meistens viel Freude bereitet. Wirklich harte Arbeit sehe ich dort, wo sinnlos hingeklotzt wird, Akkord geleistet wird, langweilige Tätigkeiten minimal entlohnt und körperlich anstrengende Arbeiten den Geist töten.

    Falls die SPD dagegen etwas unternehmen will, müsste sie sich wieder zur "Arbeiterpartei" wandeln und eben diese Mensche für Politik begeistern, die sich allein gelassen fühlen.

  • Warum fällt eigentlich niemandem die Diskrepanz zwischen Schulz Worten auf und der Tatsache, dass die SPD die letzten 4 Jahre die Ministerien geleitet hat, bei denen man etwas für soziale Gerechtigkeit tun kann.

    • @Maike_Sonnenschein:

      Die SPD kann nichts dafür. In SH, Nds, NRW liegt die Schuld bei den Grünen, in TH bei Grünen und Linken, in ST bei CDU und Grünen, in BB bei den Linken und in MV bei der CDU. Gäbe es all diese Störerparteien nicht, hätte die SPD die soziale Gerechtigkeit auf dem Planeten (und dank M.S. vielleicht sogar im ganzen Universum) verwirklicht. Echt jetzt.

  • „Das Recht auf Faulheit“ von Lafargue ist ein vielfach falsch verstandenes und darum falsch zitiertes Werk des (ungeliebten) Schwiegersohns von Marx. Der Titel ist seinerseits schon eine Verballhornung sowohl des sozialdemokratischen Mantras vom „Recht auf Arbeit“ wiewohl ein klarer Hinweis auf dessen Ursprungsanekdote: In Frankreich war Mitte des 19. Jhs so mancher Protest der Prekarisierten unter dem Slogan gelaufen „Es gibt kein Recht auf Faulheit“. Gemeint waren seinerzeit aber eben die (faulen) Reichen, welche durch (faule, sprich) „arbeitslose“ Einkommen ihre gar nicht so kümmerliche Existenz bestritten, nämlich aus Kapitalerträgen, also Erträgen aus der Arbeit, welche sie den armen Leuten abgepresst hatten.

     

    So gut und treffend dieser Slogan war, so dümmlich haben schon damals die Sozis daraus den Umkehrschluss gezogen und ihrer Klientel den bis heute gültigen Slogan eingeimpft und ihnen damit den gleichsam bis heute funktionierenden Bärendienst erwiesen, als sie vom „Recht auf Arbeit“ schwadronierten.

    WHY?

    Wie konnten sie übersehen, dass die Behauptung eines Rechts auf Arbeit, wird nicht zugleich der entsprechenden Anteil am Profit der geleisteten Arbeit eingefordert, zuglech nur ein Recht darauf ist, sich weiterhin ausbeuten zu lassen? Und die „Forderung“ ergo NICHTS am grundsätzlichen Verhältnis von Arbeit und Einkommen zu verändern vermag, als sie vielmehr auf ewig selbst in den Köpfen der Arbeiter festzuschreiben.

    Was war es: sträflicher Verrat, selbstherrliche Ignoranz oder verordnete Blindheit, die die Obersozen dabei geritten hat?

     

    Und so klamottig die Story sich lesen mag, das ist der historische Anfang vom Ende der Arbeiterbewegung, der erste Akt vom Drama des Verrats (S. Haffner) der Sozen am Sozialismus, wie er sich später sowohl bei Lenin als auch bei Ebert und Noske in unterschiedlicher Weise fortschreiben sollte, und dann bei Schröder (Rechtfertigung der Agenda-Politik mit dem Satz „Es gibt kein Recht auf Faulheit“) und jetzt bei Schulz.

  • Manches fehlt schlicht und frappant in dieser Debatte wie im Artikel; z.B. der Hinweis, dass die meiste „harte Arbeit“ außerhalb unserer Wohlstandssphäre geleistet wird. Wir also, wenn wir ehrlich wären, zugeben müssten, dass wir „unseren“ Wohlstand zu unrecht genießen. Und wir – noch dazu heute, wo eine umfassende Krise herrscht –, über Arbeitszeitverkürzungen fabulieren (wie der weise André Gorz seinerzeit, als es noch etwas zu verteilen gegeben haben mag), die dieser globalen Ungerechtigkeit der Arbeits- und Profitverteilung nichts entgegensetzen wollen, sondern stattdessen weitere Privilegien für uns Wohlstandsjunkies abfordern.

     

    Die andere Prämisse, die hier fraglos geteilt zu werden scheint, ist die von der Veränderbarkeit der Politik durch ein Kreuz auf dem Wahlzettel. Wann bitte ist das, in jedem Wahlkampf herbei phantasierte Wunder vom „Richtungswechsel“ wirklich einmal eingetreten in der Form, dass die Bevölkerungsmehrheit etwas davon gehabt hätte außer eine Verschlechterung der Bedingungen (Hartz IV danke SPD, nur als Beisp.)?

     

    Wieso liegt es für keine/n der KommentatorInnen hier nahe, die Macht der Straße statt die Ohnmacht des Parlamentarismus zu fordern angesichts einer sich wiederholenden Verschaukelei im bevorstehenden Wahlkampf?

     

    Sind wir bei all der angepassten Denke –selbst im selbsterklärt links-liberal-alternativen Milieu, welches immerhin mal eins der besser informiertesten war, heute aber schon mal fragwürdigste neoliberale credos abgibt – überhaupt noch zu retten?

  • Manches fehlt schlicht und frappant in dieser Debatte, wie im Artikel; z.B. der Hinweis, dass die meiste „harte Arbeit“ außerhalb unserer Wohlstandssphäre geleistet wird, wir also, wenn wir ehrlich wären, zugeben müssten, dass wir „unseren“ Wohlstand zu unrecht genießen. Und noch dazu heute, wo eine umfassende Krise herrscht, über Arbeitszeitverkürzungen fabulieren (wie der weisen André Gorz seinerzeit, als es noch etwas zu verteilen gegeben haben mag), die dieser globalen Ungerechtigkeit nichts entgegensetzen wollen, sondern weitere Privilegien für uns Wohlstandsjunkies abfordern.

     

    Die andere Prämisse, die hier fraglos geteilt zu werden scheint, ist die von der Veränderbarkeit der Politik durch ein Kreuz auf dem Wahlzettel. Wann bitte ist das, in jedem Wahlkampf herbei phantasierte Wunder vom „Richtungswechsel“ wirklich einmal eingetreten in der Form, dass die Bevölkerungsmehrheit etwas davon gehabt hätte außer eine Verschlechterung der Bedingungen (Hartz IV danke SPD, nur als Beisp.)?

     

    Wieso liegt es für keine/n der KommentatorInnen hier nahe, die Macht der Straße statt die Ohnmacht des Parlamentarismus zu fordern angesichts einer sich wiederholenden Verschaukelei im bevorstehenden Wahlkampf?

     

    Sind wir bei all der angepassten Denke –selbst im selbsterklärt links-liberal-alternativen Milieu, welches immerhin mal eins der besser informiertesten war, heute aber schon mal fragwürdigste neoliberale credos abgibt – überhaupt noch zu retten?

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Jette Porz:

      Wer ist "wir" und an wessen "Wohlstand" denkst du gerade?

       

      Die Ausbeutung von Arbeiter_innen in Afrika und die Arbeitszeiten für Arbeiter_innen hier in Europa, sind zwei verschiedene Paar Schuhe bzw. beide werden als Arbeitnehmer von Kapitalisten ausgebeutet. Die einen halt wessendlich drastischer und offentsichtlicher als die anderen, was die Ausgebeuteten Arbeiter_innen in Europa noch lange nicht zu Ausbeutern macht.

       

      Wohlstand definiert sich letztlich immer temporär und bliebt als feststehender Begriff so schwammig wie nur was. Ab wann ist man den bitteschön wohlhabend? Kannst du mir eine konkrete Summe nennen?

      • @6474 (Profil gelöscht):

        @ROI

        „Wir“ sind alle diejenigen, die von Ausbeutung betroffen sind, völlig gleich ob es private oder staatliche Ausbeutung ist. Steuern, die nicht im Sinne der Gemeinschaft eingesetzt werden (zB. für Angriffskriege), sind ebenso ausbeuterisch, wie Zinszahlungen, da Zinsen überproportionalen Profit, also leistungslose Erträge für diejenigen erwirtschaften, die dir Geld geliehen haben. Ebenso die allermeisten Erwerbslöhne, da sie viel zu gering sind gegenüber zum Profit des Kapitaleigners, dich also weiterhin in Unfreiheit halten. Mit dem wichtigen Effekt, dass du dich weiter ausbeuten lassen musst um ein Einkommen zu erzielen.

         

        Nein, Es ist ein Paar Schuhe in anderen Farben. Denn egal ob in Europa zu einem höheren Lohn bei gleichzeitig softerer Arbeitsbelastung oder im härteren Existenzkampf im globalen Süden zB. Afrika; beides bleibt Ausbeutung und sie dient denselben Profiteueren und den von ihnen dominierten Strukturen, seien es Banken, IWF, Hedgesfonds oder was auch immer.

         

        Wohlhabend sind wir dann, wenn wir mehr haben als wir zur durchschnittlichen ökonomischen und kulturellen Teilhabe in unserer Alltagsumgebung brauchen. Wer aus Polen kommmt, um in der BRD zu arbeiten wird in Polen wohlhabend sein, aber hier einer der Ärmsten.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Jette Porz:

      .

      "dass die meiste „harte Arbeit“ außerhalb unserer Wohlstandssphäre geleistet wird, wir also, wenn wir ehrlich wären, zugeben müssten, dass wir „unseren“ Wohlstand zu unrecht genießen"

       

      24. April 2013, Rana Plaza, Sabhar, Bangladesh.

       

      Diese Bilder bleiben eingebrannt, für immer.

      Danke für Ihr Statement.

  • „Das Recht auf Faulheit“ von Lafargue ist ein vielfach falsch verstandenes und darum falsch zitiertes Werk des (ungeliebten) Schwiegersohns von Marx. Der Titel ist seinerseits schon eine Verballhornung sowohl des sozialdemokratischen Mantras vom „Recht auf Arbeit“ wiewohl ein klarer Hinweis auf dessen Ursprungsanekdote: In Frankreich war Mitte des 19. Jhs so mancher Protest der Prekarisierten unter dem Slogan gelaufen „Es gibt kein Recht auf Faulheit“. Gemeint waren seinerzeit aber eben die (faulen) Reichen, welche durch (faule, sprich) „arbeitslose“ Einkommen ihre gar nicht so kümmerliche Existenz bestritten, nämlich aus Kapitalerträgen, also Erträgen aus der Arbeit, welche sie den armen Leuten abgepresst hatten.

     

    So gut und treffend dieser Slogan war, so dümmlich haben schon damals die Sozis daraus den Umkehrschluss gezogen und ihrer Klientel den bis heute gültigen Slogan eingeimpft und ihnen damit den gleichsam bis heute funktionierenden Bärendienst erwiesen, als sie vom „Recht auf Arbeit“ schwadronierten.

    WHY?

    Wie konnten sie übersehen, dass die Behauptung eines Rechts auf Arbeit, wird nicht zugleich der entsprechenden Anteil am Profit der geleisteten Arbeit eingefordert, zuglech nur ein Recht darauf ist, sich weiterhin ausbeuten zu lassen? Und die „Forderung“ ergo NICHTS am grundsätzlichen Verhältnis von Arbeit und Einkommen zu verändern vermag, als sie vielmehr auf ewig selbst in den Köpfen der Arbeiter festzuschreiben.

    Was war es: sträflicher Verrat, selbstherrliche Ignoranz oder verordnete Blindheit, die die Obersozen dabei geritten hat?

     

    Und so klamottig die Story sich lesen mag, das ist der historische Anfang vom Ende der Arbeiterbewegung, der erste Akt vom Drama des Verrats (S. Haffner) der Sozen am Sozialismus, wie er sich später sowohl bei Lenin als auch bei Ebert und Noske in unterschiedlicher Weise fortschreiben sollte, und dann bei Schröder (Rechtfertigung der Agenda-Politik mit dem Satz „Es gibt kein Recht auf Faulheit“) und jetzt bei Schulz.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Jette Porz:

      Danke für Ihre Beiträge!!!

  • Das ist so ein schöner Artikel! 30 Stunden bei ausreichender Bezahlung für alle!

    • @Energiefuchs:

      Gut.

       

      Sie zahlen mich :)

      • @Thomas_Ba_Wü:

        Und Sie für mich

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Stimmt, was hat die CDU/CSU und SPD Regierung eigentlich die vergangenen Jahre für die 23,6 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland getan, die im Niedriglohnsektor zu schlechten Arbeitsbedingungen tätig sein müssen, die nicht die Möglichkeit haben, vermögensfaul zu sein, sondern ganz im Gegenteil müssen diese noch sehr viel Kraft, Zeit bzw. Engagement aufbringen, um überhaupt das geringe Einkommen zu erhalten, welches Ihnen gesetzlich zusteht: https://www.rbb-online.de/wirtschaft/beitrag/2017/04/friseur-azubis-prekaer-altersarmut-berlin.html https://www.rbb-online.de/wirtschaft/beitrag/2017/04/prekaere-arbeit-betriebsrat-im-callcenter.html https://www.rbb-online.de/wirtschaft/beitrag/2017/04/gebaeudereiniger-branchentariflohn-unterwanderung-klage.html

    • @2097 (Profil gelöscht):

      Klar geht es vielen Menschen schlecht. Aber können Sie mir eine mehrheitsfähige Alternative zum aktuellen Kurs nennen, welche diese Probleme nachhaltig und ohne eine Belastung kommender Generationen löst?

      • 2G
        2097 (Profil gelöscht)
        @disenchanted:

        Die Vorschläge von Piketty sind zu empfehlen, um der einseitigen Vermögensakkumulation entgegenzuwirken. Außerdem muss der Markt halt entsprechend reguliert werden, damit sich keine Monopole und sonstige Entwicklungen ergeben, die die Freiheit des Marktes und die Demokratie bedrohen. Außerdem benötigen wir eine stärke Demokratisierung der Wirtschaft, mehr Mitbestimmung. Wer den Menschen abverlangt mehr Eigenverantwortung zu übernehmen, muss auch mehr Mitbestimmung zulassen. So einfach ist das!

  • Die SPD ist doch mit Schulz nix anderes als eine Show.

    -> Und dazu gehört eine Art Legende vom guten, fleißigen Arbeiter, dem Gerechtigkeit wiederfahren soll.

     

    Das ist alles erstens nicht war, zweitens nix anderes als ein Besuch im Museum der Arbeit.

     

    Die Deutschen sind extrem produktiv, sie machen sich non-stop selber überflüssig und Vollbeschäftigung ist mit so einer Wirtschaftspolitik in keinster Weise möglich.

     

    Dazu müsste die Politik auf Wachstum und Konsum ausgerichtet werden.

     

    Zudem stagniert das Arbeitsvolumen. Es gibt schlichtweg nicht genug Arbeit für die Arbeitskräfte und eine gerechte Verteilung dieses Arbeitsvolumen hat insbesondere die SPD durch irre und unnötige Liberalisierung unmöglich gemacht.

     

    Man kann es auch so formulieren: Ohne die SPD hätten Deutschland einen Mindestlohn nicht nötig gehabt. Die Spiralle nach Unten hat das erzwungen und die ist ein reines SPD-Produkt.

     

    Ich kann nur sagen: Faul, fleißig oder gemäßigt, spielt eigentlich keine Rollen, sondern wer kann was zu welchem Preis anbieten?

     

    Wer kommt unter auf dem Arbeitsmarkt und kann davon leben? Diese Fragen stellt Schulz gar nicht erst, weil er die deprimierenden Antworten schon kennt und Lösungen dafür gar nicht anbieten kann, eventuell will er das auch gar nicht.

  • „Viele Menschen mögen ihre Arbeit. Aber noch lieber mögen sie: Samstag. Und wenn der Freitag wie ein Samstag ist... Sie arbeiten 25 oder 30 Stunden, um Zeit zu haben.“

     

    Das wäre eine diskutable Option, wenn wir in unserem Land auf eine 30 Arbeitsstunden pro Woche übergehen könnten. Dadurch wäre es sicherlich möglich, die Arbeitslosigkeit schon kurzfristig zu beseitigen. Und jeder Mensch hätte mehr Zeit für seine Familie. Einige Unternehmen haben vergleichbare Modelle, bei denen Mitarbeiter z. B. 4 Tage Arbeitswoche haben. Und der Gehalt geht dabei weniger als proportional zurück.

  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    Sehr schöner Artikel.

    Ich hätte dazu eine allgemeine Frage zum Thema Gerechtigkeit (genauer Steuergerechtigkeit): Die meisten Menschen in Deutschland die viel verdienen, haben sich ihr ganzes Leben lang mehr angestrengt. In der Schule und im Studium waren sie die Streber, die nicht mit an den See oder auf die Mensawiese Bier trinken gefahren sind und nicht auf jeder Feier dabei waren. Im Berufsleben haben sie mehr gearbeitet und mehr Verantwortung getragen.

     

    Ist es eigtl. gerecht, dass diese Menschen dann mehr Steuern bezahlen müssen?

    • @73176 (Profil gelöscht):

      Ja. Weil Erfolg im Sinne von Geld und Einfluss in unserer Gesellschaft haben, von Glück abhängt. Selbst wenn man sich sehr anstrengt, dann aber mal in der Jobwahl danebengreift (oder in der Partnerwahl) kann es schnell bergab gehen.

      • 7G
        73176 (Profil gelöscht)
        @Energiefuchs:

        "Weil Erfolg im Sinne von Geld und Einfluss in unserer Gesellschaft haben, von Glück abhängt"

        Glück ist sicherlich wichtig. Aber es klingt, als würden Sie behaupten, Glück entscheide alleine über Geld und Einfluss - in diesem Sinne: Wenn es Sie ruhiger schlafen lässt, reden Sie es sich weiter ein.

        "Selbst wenn man sich sehr anstrengt, dann aber mal in der Jobwahl danebengreift (oder in der Partnerwahl) kann es schnell bergab gehen"

        Dass man mit "Sozialer Arbeit" oder "Irgendetwas mit Medien" oft nicht zu den vermögenden gehört, sollte jedem vorab klar sein. Wie weit es jemand im Leben bringt, hängt jedoch vom Charakter ab.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @73176 (Profil gelöscht):

          Und welcher Charakter ist zielführend? Narzisstische Persönlichkeitsstörung, große Klappe, nichts dahinter und sich mit fremden Federn schmücken. Das muss man schon mitbringen, wenn man Erfolg haben will. Die zweite Bedingung ist, einer Seilschaft anzugehören (Naivlinge nennen das Netzwerk). Auch hier sind die Großschwätzer natürlich im Vorteil. Glück hat in einer Gesellschaft wie dieser auf Dauer nur der Dummschwätzer.

    • 2G
      2097 (Profil gelöscht)
      @73176 (Profil gelöscht):

      Ich sehe schon, Sie sind kein Steuerberater. Die Streber, die Karriere machen, zahlen doch bereits unangemessen wenig Steuern:

      1. geringer Spitzensteuersatz

      2. keine Vermögenssteuer

      3. Erbschaftssteuerfreibetrag bei 400.000 €

      4. Beitragsbemessungsgrenzen, die eine Abgabenoptimierung gestatten, die alles andere als sozial ist

       

      Die Steuern- und Abgaben der mittleren Einkommensschichten sind deutlich höher, insbesondere in Relation zum Einkommen.

      Außerdem profitieren die Karrieristen:

      1. Status

      2. Prestige

      3. Macht

      4. Einfluss

      5. Netzwerke

      6. hohes Einkommen

      7. hohe Rente

      8. höhere Lebenserwartung

       

      Von diesen Einkommens- und Vermögensschichten nun zu verlangen auch etwas mehr wieder abzugeben halte ich nicht für völlig illegitim, insbesondere, wenn ein Großteil nicht erarbeitet wurde durch die eigne Leistung, sondern durch das Erben nun bspw. hohe Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung oder Kapitaleinkünfte bezogen werden, die mit dem eigenen Fleiß überhaupt nichts zu tun haben.

      • 7G
        73176 (Profil gelöscht)
        @2097 (Profil gelöscht):

        Zum 3. Absatz:

        "insbesondere, wenn ein Großteil nicht erarbeitet wurde durch die eigne Leistung, sondern durch das Erben"

        1. Noch hat sich der größte Teil der vermögenden ihren Wohlstand selber erarbeitet.

        2. Die meisten (Unternehmens-)erben führen das Unternehmen selbst weiter und bauen es aus. Eine 40 Stunden Woche hat keiner von denen. Die "Hotel"erbin P. Hilton ist eher die Ausnahme. (Gegen eine höhere Erbschaftssteuer hätte ich allerdings nichts einzuwenden).

        "hohe (Einschub: Nicht einmal jeder 2. private Vermieter erwirtschaftet eine Rendite über 2%: http://www.manager-magazin.de/immobilien/artikel/immobilien-private-vermieter-verpassen-renditechancen-a-991977.html) Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung oder Kapitaleinkünfte"

        Was meinen Sie denn, wie die Menschen, an zu vermietendes Eigentum gelangt sind? Die meisten privaten Vermieter, sparen sich eine Anzahlung an und nehmen dann einen Kredit auf. Also wirklich "leistungslos" ist das nicht.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @73176 (Profil gelöscht):

          "Noch hat sich der größte Teil der vermögenden ihren Wohlstand selber erarbeitet."

           

          Ein Vermögen, das in die Millionen geht, kann man sich mit abhängiger Lohnarbeit schlechterdings kaum selbst erarbeiten. Und die paar Mennitscher, für die das gilt, leisten nicht einen Bruchteil dessen, was sie bekommen. Aber da ist ja, im Gegensatz zum "normalen" Arbeitnehmer auch völlig egal, was geleistet wird. Am Ende steht immer die große Abfindung und vor dem Ende die große Monatskohle.

          • 7G
            73176 (Profil gelöscht)
            @849 (Profil gelöscht):

            Natürlich werden Sie als normaler Angestellter i.d.R nicht zum Millionär.

            Dazu müssen Sie schon mehr leisten: Selbstständigkeit / Unternehmertum!

      • 7G
        73176 (Profil gelöscht)
        @2097 (Profil gelöscht):

        Zum 1. Absatz:

        Ob jemand viel oder wenig Steuern zahlt, ist häufig subjektiv.

        Wussten Sie, dass in Deutschland die oberen 10% über 50% (und die oberen 20% über 80%) der Einkommenssteuer tragen? Die Einkommenssteuer und die Unternehmenssteuer sind die sog. ertragsreichen Steuern (2/3 des insg. Steueraufkommen). Da i.d.R. die oberen 20% Unternehmen führen (und somit für den größten Teil der Umsatzsteuer aufkommen) tragen diese den allergrößten Teil der Steuern!

        • @73176 (Profil gelöscht):

          "Da i.d.R. die oberen 20% Unternehmen führen (und somit für den größten Teil der Umsatzsteuer aufkommen) tragen diese den allergrößten Teil der Steuern!"??? - Komisch, ich dachte bisher immer, die Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) wird von den Verbrauchern gezahlt??

           

          Ist schon ein bisselken einseitig, wie Sie das hier darstellen.

          http://library.fes.de/fulltext/stabsabteilung/00214.htm

           

          "Die einkommensschwächsten zehn Prozent der Haushalte geben demnach 23 Prozent ihres Bruttoeinkommens für diese indirekten Steuern aus, die obersten zehn Prozent dagegen nur sieben Prozent ihres Einkommens. "

          http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/einkommensverteilung-in-deutschland-gerecht-steuern/19164686.html

          • 7G
            73176 (Profil gelöscht)
            @Artur Möff:

            Ich habe mich insb. auf die Einkommenssteuer bezogen. Einzelne Steuern gegeneinander aufrechnen macht kaum Sinn, da diese ja sachbezogen sein sollen.

            • @73176 (Profil gelöscht):

              Wenn Sie sich auf die Einkommensteuer beziehen, weshalb behaupten Sie dann (mein Zitat aus Ihrem Kommentar), die Unternehmen würden für den größten Teil der Umsatzsteuer aufkommen? Das ist einfach völlig falsch und verschiebt das gesamte Bild.

              • 7G
                73176 (Profil gelöscht)
                @Artur Möff:

                Ich habe die Einkommenssteuer in einen Kontext gesetzt, indem ich gesagt habe, dass die Einkommenssteuer und die Umsatzsteuer insgesamt 2/3 des Steueraufkommen ausmachen.

                Für den Rest: siehe unten

        • @73176 (Profil gelöscht):

          Die Umsatzsteuer wird auf den Endverbraucher umgelegt. Die Unternehmen generieren diese Steuerquelle lediglich.

          • 7G
            73176 (Profil gelöscht)
            @lions:

            Wer die tatsächliche Steuerlast trägt, hängt von der Elastizität der Nachfrage und des Angebots ab - und das ist von Branche zu Branche unterschiedlich.

            Aber wir leben ja in einem "postfaktischem" Zeitalter.

            • @73176 (Profil gelöscht):

              Was jetzt genau.......nichts erklärt. Oder was haben Sie gegen den unumstößlichen Fakt vorzubringen, dass das Unternehmen nicht der letzte Hund ist, den das Finanzamt dahingehend beißt.

              • 7G
                73176 (Profil gelöscht)
                @lions:

                Um es mal ganz einfach zu machen:

                Sie sind Unternehmer und fordern für Ihr Produkt 8 Euro. Der Staat will nun von Ihnen 2 Euro Steuern.

                1. Sie könnten die 2 Euro oben drauf schlagen und sagen: das Produkt kostet 10 Euro. Das geht nur, wenn die Nachfrage unelastisch ist.

                2. Der wahrscheinlichere Fall ist, dass weder Nachfrage noch Angebot komplett elastisch/unelastisch sind. Somit können Sie den Preis nicht einfach auf 10 Euro anheben. Sie können z.B. den Preis nur auf 9 Euro anheben. Einen Teil der Steuer werden Sie also aus eigener Tasche bezahlen müssen.

                • @73176 (Profil gelöscht):

                  Nein, so läuft es idR nicht, denn die Konkurrenz ist am Binnenmarkt auch nicht davon befreit. Auch die muss sich für den Steuerteil gleich rechtfertigen. In einem Preiskampf ist also die Umsatzsteuer nicht relevant, da diese gleichermaßen aufgeschlagen wird. Relevant ist Kapital und Innovation.

                  • 7G
                    73176 (Profil gelöscht)
                    @lions:

                    So ein Unsinn! Gerade Konkurrenz führt dazu, dass Unternehmen einen möglichst niedrigen Preis verlangen, um Marktanteile zu gewinnen!

                    Ich bin aber nicht hier, um mit Ihnen GRUNDlagenforschung zu diskutieren (informieren Sie sich: Steuerinzidenzen)

                    • @73176 (Profil gelöscht):

                      "Gerade Konkurrenz führt dazu, dass Unternehmen einen möglichst niedrigen Preis verlangen, um Marktanteile zu gewinnen!"

                      Man gewinnt Marktanteile, wenn man den längeren Atem hat, respektive Kapital. Das hat nichts mit der Steuer zu tun. Sie gilt für alle Marktteilnehmer gleichermaßen.

        • @73176 (Profil gelöscht):

          Das mag schon sein, aber Sie müssen verstehen, dass das hohe Einkommen der Oberen Resultat der Leistung der Unteren ist. Clevernis ist keine Leistung, wird aber in dieser Gesellschaft als Leistung dargestellt. In solcher Debatte sollte es eben mal richtig ums Eingemachte gehen.

          Man muss clever auch im Sinne von Beschei.en sein, um eine Mio zusammen zu bekommen. Verdient, erarbeitet hat man die nicht wirklich.

        • 7G
          73176 (Profil gelöscht)
          @73176 (Profil gelöscht):

          Zum 2. Absatz:

          Überlegen Sie mal selbst: Was hat den Status, Prestige, etc. mit meinen Steuerabgaben zu tun? Wollen wir in Zukunft eine Steuer für "Ansehen" einführen? Das man mit beruflichen Erfolg auch "Ansehen" erwirbt, ist ein positiver Nebeneffekt - aber doch keine Grundlage für eine Steuer?!

      • @2097 (Profil gelöscht):

        Der Spitzensteuersatz ist aktuell niedriger als er früher war. Das ist korrekt. Allerdings sind heutzutage auch Fließbandarbeiter bei Mercedes oder BMW von ihm betroffen. Es kann nicht angehen das man mit 25% über dem Schnitt bereits als Spitzenverdiener behandelt wird.

         

        Ihre Auflistung der Vorteile eines Karrieristen-Lebens ist herzallerliebst. Man könnte den Eindruck haben Sie würden für diesen Lebensstil werben. Dabei ist es keinesfalls so das man ohne Entbehrungen in den Genuss dieser Vorteile kommt. Nicht ohne Grund haben vielleicht 2%-5% der Angestellten eine Karriere, der Rest hat einen Job. Das ist okay. Aber dann sollte man auch Verantwortung für seine Entscheidung übernehmen und den Karierristen ihren Wohlstand nicht neiden. Man hätte sich schließlich auch selber für einen 12+ Stunden Tag entscheiden können.

      • @2097 (Profil gelöscht):

        1. geringer Spitzensteuersatz

         

        Der Spitzensteuersatz reicht vollkommen aus. Das "Gerechtigkeitsproblem" liegt darin, dass auch Facharbeiter auf einer mittleren Leiterebene davon betroffen sind.

        Es gibt beim Spitzensteuersatz kein Unterschied ob ich Abteilungsleiter in nem mittelständischen Unternehmen bin oder ein Top-Tier bei den Konzernen.

         

        2. keine Vermögenssteuer

        die Vermögenssteuer ist der falsche Ansatz. Um ein Vermögen erstmal aufzubauen muss ich ja schon meine Steuern bezahlt haben.

        die "Gerechtigkeit" muss beim Vermögensaufbau sein und nicht als Strafaktion wenn man das Vermögen hat. Chancengleichheit statt Gleichheit im Ergebnis.

         

        3. Erbschaftssteuerfreibetrag bei 400.000 €

        Find ich fair. wer natürlich Eltern hat die meinen mit 18 sei ihre Schuldigkeit getan kann das nicht verstehen.

         

        4. Beitragsbemessungsgrenzen, die eine Abgabenoptimierung gestatten, die alles andere als sozial ist

        Und vor allem ALLE in eine gesetzliche Krankenkasse.

        Auch selbstständige Künstler, Politiker, Beamte.

        Politiker haben eh genug, Beamte müssten - zumindest in den unteren ebenen das Geld davor als Lohnerhöhung bekommen - und selbstständige Künstler müssen halt schauen dass ihre Kunst nicht ganz so Brotlos ist.

        Wer als Unternehmer nur mit 4,5 Euro Stundenlöhne überlebt hat halt auch Pech gehabt.

        • 7G
          73176 (Profil gelöscht)
          @Thomas_Ba_Wü:

          Meine ursprüngliches Anliegen war, Steuern und Abgaben nicht mit Gerechtigkeit zu assozieren. Denn was gerecht ist und was nicht, ist hochgradig subjektiv.

          Tatsache ist jedoch, dass man in Zukunft höhere Steuern benötigt. Das hängt insb. damit zusammen, dass sonst der Vermögensunterschied weiter zunimmt und die Mehrheit der Bevölkerung in Armut leben würde. In den USA kann sich ca. die Hälfte der Bevölkerung eine Reparatur von 400$ nicht leisten.

          D.h. alleine aus eigenem Interesse müssen Vermögende mehr vom Vermögen der restlichen Bevölkerung zur Verfügung stellen (was aber nicht unbedingt durch höhere Steuern erreicht werden muss, sondern z.B. dadurch, dass Erben großer Vermögen dieses in eine neue Art von Stiftungen übergeben müssen und z.b. die Hälfte der Gewinne an -

          selbst ausgesuchte - wohltätige Zwecke abgeben).

          • @73176 (Profil gelöscht):

            Ich finde man kann das nicht trennen - im Gegenteil: Ein "faires" (jeder wie er will) System würde das ganze Umverteilungszeug am Ergebnis unnötig machen. Dann müssten Vermögende nichtmehr umverteilen sondern das wäre alles schon passiert BEVOR überhaupt das Vermögen angehäuft wurde.

             

            Und wir hätten endlich mal wieder sowas wie "Leistungsgerechtigkeit" drin.

          • @73176 (Profil gelöscht):

            Sie haben ja wirklich seltsame Vorstellungen davon wie die Finanzierung des Gemeinswesens funktioniert. Scheint mir eher so, dass Sie sehr bemüht sind, seltsam verdrehte Argumente für ein neoliberales Steuesystem zu finden. Völlig inhaltslos, was Sie da von sich geben, höchstens Alternativ-Fakten.

  • Ich mache das übrigens auch so, schon immer: Freiberufler oder/und Teilzeitarbeit und mit der gewonnenen Zeit klüger mit weniger mehr haben.

     

    Mir ist aber auch klar, dass das kinderlos und in der Großstadt anders aussieht als mit Familie im Nirgendwo. Andererseits kenne ich auch Familien, die das genau so machen. Man muss sich dann aber natürlich von so einigen Dingen freimachen, dann muss es halt ohne Auto und mit Lastenrad gehen, und die Frau muss auch etwas arbeiten und das mit den Kindern muss man manchmal gegenseitig in der Gruppe delegieren. Ich kenne sogar teilzeitarbeitende alleinerziehende Mütter, die nach eigenem Gefühl in Saus und Braus leben, obwohl sie statistisch gesehen "arm" sind.

     

    Aber klar, das ist eine Art Lebenskunst, die nicht jedem gegeben ist und der Hammer fällt natürlich später, denn mit Teilzeit landet man in der Rente bei H4 und bekommt exakt genauso viel wie jemand, der in seinem ganzen Leben noch nie einen Finger gerührt hat. Dass da was faul ist, denke ich auch.

  • Was ausgerechnet hier (unter Linken) keiner sieht: Die Produktivität pro Arbeitnehmer ist in den letzten Jahrzehnten derartig gestiegen, dass wir alle nur noch Teilzeit arbeiten müssten. Tun wir nur deshalb nicht, weil die Erlöse dieser gestiegenen Produktivität nicht beim Arbeitnehmer landen, sondern beim Unternehmer.

     

    Schwierig wird das allerdings dadurch, dass das allemal nicht gleichmäßig für alle Unternehmer gilt, sondern für manche ganz besonders und für andere kaum.

     

    Trotzdem: Das wäre schon LANGE möglich. Hier müsste man durchaus nachhelfen durch Besteuerung und kluge Umverteilung nach unten. Das wäre die Chance der SPD und der Linken, aber leider gibt es da sehr wenig kluge Leute, so leid mir das tut. Die haben ständig den Ball auf dem Elfmeterpunkt liegen und treten achtlos daneben, schon lange.

    • @Mustardman:

      So ist das nunmal bei Lohnarbeit. Da verkauft man seine Arbeitszeit, nicht seine Leistungsfähigkeit, zumindest in der Theorie. Deshalb ist ja auch die Leistungsmessung bei Lohnarbeitern verboten. Praktisch werden natürlich die Menschen besser entlohnt die besonders leistungsfähig sind aber eben auch nicht linear zur Leistungssteigerung.

      Da muss man sich schon entscheiden was man will. Man kann nicht heute Lohnarbeiter sein wollen und wenn es dann gut darauf bestehen wie ein Aktionär behandelt zu werden. Angestellte werden ja auch nicht auf einmal schlechter bezahlt, weil der Unternehmensgewinn eingebrochen ist.

    • @Mustardman:

      "Die Produktivität pro Arbeitnehmer ist in den letzten Jahrzehnten derartig gestiegen, dass wir alle nur noch Teilzeit arbeiten müssten. Tun wir nur deshalb nicht, weil die Erlöse dieser gestiegenen Produktivität nicht beim Arbeitnehmer landen, sondern beim Unternehmer."

       

      Mein Eindruck ist, dass die Erlöse der gestiegenen Produktivität noch mehr beim Staat gelandet sind. Die Mehrwertsteuer ist von 10% auf 19% gestiegen, wer 150% des Durchschnitts verdient, zahlt schon den Spitzensteuersatz.

  • Ich halte das Infragestellen des Arbeitsethos als den wichtigsten Schritt für das Entwickeln neuer Visionen für einen Ausstieg aus dem Neokapitalismus. Klar , wer Visione hat sollte in Deutschland besser ins Krankenhaus gehen. Klar, wer Kinder zu ernähren hat, muss mitrennen im Hamsterrad. Aber dass das ganze alternativlos ist, stimmt auch wieder nicht und wenn wir nicht bald anfangen zu träumen ist es irgendwann zu spät. https://www.dasmeerundapulien.com/2016/10/01/das-recht-auf-tr%C3%A4gheit/

  • Sorry Leute - aber von so einem Artikel fühle ich mich als Steuerzahler verar....

     

    Wer es sich, aus welchen Gründen auch immer leisten kann, so zu leben wie der Autor - Glückwunsch. Aber der sollte auch etwas Zeit in die Weiterbildung investieren. Ein VWL-Grundkurs wäre durchaus angebracht!

  • ich würde sagen, dass jeder das Recht hat, so faul und so fleißig zu sein, wie er will - er muss dann aber eben mit dem leben, was "hereinkommt". Manche haben ein "gewinnendes Wesen", so dass ihnen gern geholfen wird, andere müssen eben hart arbeiten, um zu überleben oder wollen sich etwas mehr leisten.

     

    Die Frage des Herrn Schulz ist ja nicht die nach Faulheit/Fleiß, sondern nach Gerechtigkeit. Herr Schulz meint, dass viele fleißige Leute zu wenig für ihre Arbeit bekommen bzw. für sie zu wenig vom Lohn übrig bleibt. Ich bin da bei ihm.

  • Viele Menschen arbeiten sehr ungern, bewerben sich nur auf die interessantesten Jobs und tun auch dort nur das Nötigste.

     

    Und viele andere Menschen sind fleissig, arbeiten lange und hart, zahlen dafür aber nur sehr ungern ihre Steuern und Sozialabgaben, um mehr für ihre Kinder übrig zu haben.

     

    Sollte all diese Menschen trotzdem weiter dazu zwingen, ihrem Naturell zuwider zu handeln?

     

    Oder könnte man stattdessen nicht auch auf Selbstverantwortung setzen und den Sozialstaat abbauen, damit jeder für sich und seine Kinder so gut sorgen darf, wie er will? Der Ruf nach der Abschaffung von Hartz IV wird immer wieder laut.

  • Schöne Idee. Der Marxismus ist auch eine schöne Idee.

    Aber zurück zur Wirklichkeit.

    Ich arbeite in 3 Schichten und habe eine 40-Stunden Woche.

    Natürlich würde ich gerne weniger arbeiten. (Schichten würde ich ebenfalls machen weil es mir gefällt.)

    Aber ich bin der Alleinverdiener, mein Geld muss also für mich, meine Frau und unser kleines Kind reichen. Und es reicht gerade so. Selbst mit 35 Stunden, die bei uns auch möglich sind, würden wir nicht über die Runden kommen.

    Die wenigsten die "hart arbeiten" tun das weil sie es wollen, sie tun es weil sie es müssen.

    Aber wie sollte man das ändern.

    Den Arbeitgebern vorschreiben die Arbeitszeit zu senken und mehr Leute einstellen? Nun die Arbeitgeber würden natürlich Freudensprünge machen mehr Lohn und Lohnabgaben zu zahlen und damit ihren Gewinn zu minimieren.

    Wie schon gesagt, schöne Idee...

    • @derSchreiber:

      Es gibt diverse Ansätze das Einkommen teilweise von der reinen Erwerbstätigkeit zu trennen bzw. ein (zusätzliches Grund-)Einkommen als Bürger/in zu erhalten. Arbeiten gehen und Geld dafür bekommen kann mensch dann immer noch. Arbeit muss neu definiert werden und entsprechend auch anders (finanziell) bewertet werden. Dazu gibt es wie gesagt schon etliche Ideen.

       

      Weshalb bekommt den z.B. Ihre Frau kein Geld für Ihre (harte) Arbeit (Haus und Kind und ?)?.

      • @Hanne:

        Entschuldigung das ich erst jetzt antworte. Ich hoffe Sie lesen es noch.

        Meine Frau erhält kein Geld, weil sie eine schulische Ausbildung zur Erzieherin macht. (wenigstens an einer staatlichen Schule, also müssen wir keine Schulgebühren zahlen.)

        Für Harz-4, verdiene ich zu viel. So bleibt also mein Einkommen und das Kindergeld.

      • @Hanne:

        Und wer finanziert das Grundeinkommen? Und wie steht es um die Rechte derjenigen, die die Lasten der Volksbespaßung zu tragen haben?

        Die Solidaritätspflicht deckt das nicht mehr ab.

        • @Saccharomyces cerevisiae:

          Es wird überwiegend von denen finanziert werden müssen, auf welche sich die Parole „Kein Recht auf Faulheit“ ursprünglich bezog: Menschen, die von „arbeitslosen“ Einkommen aus Kapitalerträgen, also Erträgen aus der Arbeit anderer, leben: http://bgekoeln.ning.com/forum/topics/bge-in-deutschland-einfach-zu-finanzieren

           

          Die Trennung von Arbeit und Einkommen gibt es eben schon seit Anbeginn des Kapitalismus und diese soll lediglich – zumindest in der Höhe des Grundeinkommen – auch auf die restlichen 90 % der heutigen tatsächlich arbeitenden Einkommensbezieher ausgeweitet werden.

  • Mir fällt ein, ich muss im Zusammenhang mit dieser Diskussion immer an General Kurt von Hammerstein-Equord denken, besonders weil @Atalaya weiter unten zutreffenderweise von gewissen Menschen spricht die eine "libidinöse Beziehung zur Arbeit" haben:

     

    "Ich unterscheide vier Arten. Es gibt kluge, fleißige, dumme und faule Offiziere. Meist treffen zwei Eigenschaften zusammen.

    Die einen sind klug und fleißig, die müssen in den Generalstab.

    Die nächsten sind dumm und faul; sie machen in jeder Armee 90% aus und sind für Routineaufgaben geeignet.

    Wer klug ist und gleichzeitig faul, qualifiziert sich für die höchsten Führungsaufgaben, denn er bringt die geistige Klarheit und die Nervenstärke für schwere Entscheidungen mit.

    Hüten muss man sich vor dem, der gleichzeitig dumm und fleißig ist; dem darf man keine Verantwortung übertragen, denn er wird immer nur Unheil anrichten."

     

    ;-)

    • @Waage69:

      "Wer klug ist und gleichzeitig faul, qualifiziert sich für die höchsten Führungsaufgaben, denn er bringt die geistige Klarheit und die Nervenstärke für schwere Entscheidungen mit.

      Hüten muss man sich vor dem, der gleichzeitig dumm und fleißig ist; dem darf man keine Verantwortung übertragen, denn er wird immer nur Unheil anrichten."

       

      Insgesamt ein sehr interessantes Zitat!

      • @Hanne:

        Das gilt nur in Gruppen, in denen überhaupt erstmal alle gearbeitet (oder wie hier gedient) haben. Eine gewisse Bereitschaft am Morgen aufzustehen gehört unbedingt dazu.

  • Ein Recht auf Faulheit - grundsätzlich ja weil müssen muss man gar nix ausser sterben.

     

    Ich denke aber doch man sollte auch als ungebundener Mensch sich bemühen seinen Kram und was eben so anliegt allein oder eben in einer gemeinsamen Anstrengung mit anderen geschafft zu bekommen.

     

    Wenn man neben Arbeit (vor allem wenn wenig dabei rum kommt) und Haushalt noch Familie hat und z.B. Kinder und /oder alte Leute versorgen muss, für den ist ein Recht auf Faulheit eher akademisch und schlecht umsetzbar. Man muss eben rum kommen.

     

    Damit diese Menschen auch ihre Freiräume haben und zumindest wenigstens ab und zu mal "auspannen(!)" können sollten diese Menschen auch weiterhin im Focus der Gesellschaft stehen.

     

    Wer sich wie der Autor ohnehin schon dem Hamsterrrad erfolgreich entziehen kann - warum soll der auch noch gesellschaftlich protegiert werden? Wozu braucht er denn auch noch gesellschaftliche Absolution wenn er sich nicht selbst ein schlechtes Gewissen macht?

     

    Wer faul ist und es sich leisten kann soll sich freuen und sich von anderen nicht reinreden lassen. Als Ideal taugt er aber genau so wenig wie der der nix anderes als Arbeit kennt bis er in die Kiste fällt...

  • Herr Augustin,

     

    mal ganz ehrlich... gibts da was als Rückhalt? Ein fettes Sparschwein, in das Oma und Opa fürn Enkel was eingelegt haben, haben Sie veilleicht gut verdienende Eltern oder ein schon vorhandenes Vermögen? Oder eines in Aussicht? Viele Ihrer Generation haben diesen Luxus - und können sich damit ein Quentchen Faulheit gönnen. Für alle anderen, die hart arbeiten MÜSSEN finde ich alle genannten Schulzformulierungen absolut oK.

    • @Maria Burger:

      Ich glaube Ihnen ist entgangen dass es um die Frage geht ob "härter arbeiten" Sinn macht in einer Zeit in der nicht das Angebot sondern die Nachfrage schwächelt.

       

      „Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.“ - Eschenbach

    • @Maria Burger:

      "Unter einem argumentum ad hominem (lateinisch „Beweisrede zum Menschen“) wird ein Scheinargument verstanden, in dem die Position oder These eines Streitgegners durch einen Angriff auf persönliche Umstände oder Eigenschaften seiner Person angefochten wird. Dies geschieht meistens in der Absicht [..], die Position und ihren Vertreter bei einem Publikum oder in der öffentlichen Meinung in Misskredit zu bringen. Es kann in der Rhetorik auch bewusst als polemische und unter Umständen auch rabulistische Strategie eingesetzt werden." - Wikipedia

       

      Und jetzt zum Thema: Es geht hier nicht um individuelle Lebensumstände, sondern um eine gesellschaftliche Debatte, die alle betrifft - ganz gleich wer aktuell wie hart arbeitet. Es geht darum, die Arbeit auf ein erträgliches Mindestmaß zu reduzieren und zwar für alle!

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Ash:

        Ich empfinde Frau Burgers Einwand nicht als Versuch, den Autor in Misskredit zu bringen, sondern als legitim. Herr Augustin ist im selben Jahr geboren wie mein ältestes Kind, das gerade intensiv damit beschäftigt ist, das Realitätsprinzip anzuerkennen und das Sorglosigkeitsprinzip der Kindheit und Jugend ad acta zu legen.

         

        Zudem geht es bei der Frage um einen anderen Arbeitsbegriff sehr wohl auch um die individuellen Lebensumstände der verschiedenen Akteure, was allein schon an den unterschiedlichen Ausdeutungen dessen hier ablesbar ist, was Arbeit in der heutigen Zeit denn bedeutet. Viele haben zu viel, viele haben zu wenig davon, die meisten scheinen zu klagen, besonders die im landläufigen Sinnne Erfolgreichen. Allenfalls jene klagen nicht, die ihr Vermögen für sich arbeiten lassen können.

         

        Insofern kann man -ad hominem Augustinum durchaus den "altvorderlichen" Satz loswerden: krieg du erst mal Kinder und dann reden wir nochmal drüber.

         

        Ungeachtet dessen, hat er aber in dem meisten dessen, was er schreibt, Recht. Nur: wie soll das gehen mit der faulen Gesellschaft, die zugleich kreativ ist. Da stimmt doch schon die Begrifflichkeit nicht. Es geht um Muße, die bekanntlich immer ein Privileg der Reichen war. Die Aufgabe bestünde also darin, die Bedingung der Möglichkeit für Muße für alle zu schaffen. Das will mir angesichts der repressiven Verblödung der Gesellschaft aber als Quadratur des Kreises erscheinen.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Ich habe mir beim Lesen des Artikels gedacht: in einem Land voller - gefühlter - Häuptlinge fehlen auf Dauer die Indianer. Faulheit muss man sich erst mal leisten können. Das kann man wohl, wenn man sich im Alter von 29 noch gut über Wasser halten und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen kann. Aber irgendwann kommt dann bei den meisten die Familiengründung und es werden Abhängigkeiten eingegangen, ein Haus soll her, Urlaube, ein oder mehrere Familienkutschen. Und Essen will man auch weiter gehen und überhaupt am liebsten auf nix verzichten.

     

    Das äußert sich dann in diesem Anspruch: "Am liebsten würde ich aber weniger arbeiten und mehr verdienen." Das will wohl jeder, aber bei den meisten funktioniert das nicht, alles Geschwafel von Work-Life-Balance (warum heißt das wohl so und nicht Life-Work-Balance?) zum Trotz.

     

    Wir haben es nicht allein mit einem oktroyierten Arbeitswahn zu tun, sondern mit einer libidinösen Beziehung zur Arbeit durch jene, die sie ausüben. Das ist masochistisch, aber offenbar verspricht es Gratifikation jenseits dessen, was an Kohle dabei abfällt.

     

    Arbeit muss andererseits wirklich spielerischer werden, damit sie Kreativität entfalten kann. Aber das lassen die eng zugeschnittenen Arbeitsplätze in sehr vielen "Jobs" nicht zu und die zunehmende Ver(ge)walt(ig)ung der Welt schon gar nicht. Aber es ist eben auch nicht jeder "Job" dazu geeignet, kreative Potentiale zu entfalten. Denn dann ist der Bäcker am Morgen zu und der Supermarkt und die Tankstelle auch und Busfahrer und Lokführer träumen von den Seyschellen, während marodierende Banden ihnen gerade die mühsam zusammengesparte Bude ausräumen, weil die Polizei gerade auf Selbstfindungstrip im Bayrischen Wald herumstiefelt.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Gefällt mir, eine schöne Rundumbeleuchtung des Themas!

      Bei Libidös musste ich lachen, die gibt es ja auch...

       

      Ich muss in dem Zusamenhang immer an General Kurt von Hammerstein-Equord denken:

       

      d

  • Klasse Artikel. Es ist wirklich traurig, dass einmal mehr "harte Arbeit" zum gesellschaftlichen Ideal erhoben wird. Aber immerhin gibt es eine Gegenöffentlichkeit - in diesem Artikel und auch sonstwo:

     

    Weniger arbeiten, mehr leben: https://www.youtube.com/watch?v=wTFElvvpRuE

     

    Frohes Schaffen - Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral: https://www.youtube.com/watch?v=Hz1m8WUjEAc (kurze Filmvorstellung)

    • @Ash:

      "Es ist wirklich traurig, dass einmal mehr "harte Arbeit" zum gesellschaftlichen Ideal erhoben wird."

       

      Was glauben Sie, wo all die Dinge herkommen, die es im Supermarkt gibt? Von kreativen abhängen?

       

      Arbeit ist die Grundlage unserer materiellen Existenz. Und für viele ist sie auch "hart". Sie ist in den letzten Jahrzehnten sogar noch härter geworden, weil es immer weniger Geld dafür gibt. Sie ist aber für unsere Existenz absolut notwendig. Und es wird Zeit, dass das mal jemand würdigt. Ich nehme Schulz zwar nicht ab, dass er es ehrlich meint, aber immerhin ist ein Anfang gemacht.

       

      PS: Einen Teil haben wir in andere Länder ausgelagert. Das macht es aber nicht besser.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Sie bringen im Denken einiges durcheinander, was geordnet gehört. Unbestritten isst, dass wir als Gesellschaft eine existenzielle Absicherung brauchen. Aber das muss nicht mit einem Werteverständnis einhergehen, wie wir es heute haben - einer Überbetonung der materialistischen Sicht, die andere Sichten ausgrenzt. Was glauben Sie, ist eine Welt ohne Kunst und Kultur? Was glauben Sie, ist eine Welt ohne Menschlichkeit? Die Waren im Supermarkt schließen eine werteorientierte Gesellschaftssicht nicht aus! Eine Wertesicht, die der Arbeit ihren angemessenen Platz gibt, führt nicht zu leeren Supermarktregalen. Und es sind nicht die "hart arbeitenden Menschen", die eine Gesellschaft lebenswert aufrechterhalten - es sind alle Menschen mit ihren jeweiligen Beiträgen.

        • @Georg Marder:

          "Und es sind nicht die "hart arbeitenden Menschen", die eine Gesellschaft lebenswert aufrechterhalten - es sind alle Menschen mit ihren jeweiligen Beiträgen."

           

          Natürlich. Aber mit "hart arbeitenden Menschen" ist doch nicht eine kleine Gruppe gemeint. Das ist die große Mehrheit. Allerdings erlauben sich rund 10% auf Kosten dieser Mehrheit zu chillen. Und sie halten sich dabei noch für den Nabel der Welt.

           

          PS: Arbeit gibt es in vielen Formen und allen Bereichen der Gesellschaft. Bitte nicht nur an körperliche Arbeit denken.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Wenn du dein Leben lang hart arbeiten willst, dann tu es. Beschwer dich aber hinterher nicht, dass dein Leben zu kurz gekommen ist.

        • @Ash:

          "Wenn du dein Leben lang hart arbeiten willst, dann tu es."

           

          Das hat nichts mit wollen zu tun. Und "hart" arbeiten, heißt ja nicht, sich kaputt zu arbeiten. Auch ich schaffe mir genügend Freiräume, um damit das "Leben" nicht zu kurz kommt. Arbeit ist für mich aber ein notwendiger Teil des Lebens. Nicht ein Feind des Lebens.

           

          Wer sein Leben ganz ohne Arbeit plant, plant, sich auf Kosten anderer durchzumogeln.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Das Problem dabei ist, dass immer mehr Menschen das Gefühl haben, hier mogeln sich ne Menge durch, und nennen das ein ordentliches Arbeitsverhältnis oder lautere Einkommensquelle.

            • @lions:

              Wenn ich hier so einige Kommentare lese, komme ich zu der Überzeugung, dass dieses Gefühl nicht täuscht.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Es geht doch nicht um das Arbeiten an sich. Viele Menschen arbeiten gerne: im Garten, kochen, Sportverein etc. Es geht um das fremdbestimmte Malochen, von dem man außer einem mickrigen Gehalt nichts hat. Wenn du als Krankenschwester die ganze Nacht rennst, macht der Gesundheitskonzern Gewinn und du kannst am nächsten Morgen nicht aus der Wäsche gucken, weil du mal wieder allein auf der Station warst.

            • @Energiefuchs:

              "Viele Menschen arbeiten gerne: im Garten, kochen, Sportverein etc."

               

              Um Freizeitgestaltung geht es aber auch nicht.

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Nein, das ist keine Freizeitgestaltung, sondern die Gestaltung unserer Gesellschaft!

                • @Energiefuchs:

                  Es wird Sie erschrecken. Aber ohne das ganz normale "Malochen" hätte unsere Gesellschaft keine materielle Grundlage. Alles, was wir verbrauchen, muss irgendwie hergestellt werden. Das wussten schon die Neandertaler. Offensichtlich hat sich aber ein Teil unserer Gesellschaft schon so weit von der Sicherstellung der Lebensgrundlagen entfernt, dass ihm dieses Wissen verloren gegangen ist.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Ja, Arbeit ist echt scheiße! Wir sollten alle viel chilliger werden. Ein, zwei Generationen lang einfach mal abhängen. Das würde dies Land viel lockerer und entspannter machen. Ok, wir hätten dann irgenwann einen dritte Welt Lebensstandard, aber so what?

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Schade, wenn es einem nicht möglich ist, die Themen Arbeit und Einkommen aus anderer Sicht zu betrachten und zumindest anderes denken zu können.

      • @Hanne:

        So und wie?

  • Aber aber Kersten Augustin,

    natürlich haben Sie ein Recht auf Faulheit.

    Weder in im Grundgesetz noch im Strafrecht finden Sie Paragraphen die Sie zu produktiver Tätigkeit verpflichten mit Ausnahme das §41 Strafvollzugsgesetz. In der Verfassung der DDR war das ganz penibel geregelt: §10 II, §24 II, §25.

    Das hier nicht gewährte Recht auf Schlaraffia, was Ihnen, werter Kersten Augustin, so zuwider ist gab es bisher wenn überhaupt nur in sehr keinen Volkswirtschaften. Was bleibt ist das Recht auf Sicherstellung des soziokulturellen Existenzminimums. Die Existenzminima werden auch nicht von Wahlvolk oder Regierung bestimmt sondern vom zweijährigen Eixistenzminimumsbericht.

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    Vielleicht ist das, was Schulz macht, auch eine sinnige Form der Arbeitsteilung zwischen SPD und Linkspartei. Lassen wir mal alles Gelaber beiseite, das man uns bis zu den Wahlen noch antun wird, dann entscheiden am Ende die Prozente. Wenn eine Plattform nicht in Sicht ist, braucht es eben einen entsprechend konturierten Wahlkampf in den Milieus. Und das prekäre Proletariat wird sich wohl eher nicht an die SPD wenden, sondern zwischen AfD und Linkspartei entscheiden.

     

    Zwei Dinge werden am Ende entscheiden: Die Prozente für die drei Parteien und wenn die gegeben sind, dann die Sondierungsgespräche. Für die braucht die Linkspartei Prozente. Und zwar am Besten zweistellige. Das muss der Blick der an einem Politikwechsel Interessierten sein. Dieser Wechsel wird am Ende weniger an Schulz, schon gar nicht an den Grünen (außer sie kommen gar nicht rein), sondern an der Linkspartei und ihrem Ergebnis hängen. Nur dann kann sie genügend Druck aufbauen, die SPD dort zu bewegen, wo ein Politikwechsel überhaupt anfängt. Die Fixierung auf die SPD (ob zum Bashen oder als Erlösungsphantasie) zeugt nicht von politischem Weitblick.

    • @24636 (Profil gelöscht):

      Richtig.

  • Man sollte Martin Schulz tatsächlich mal konkret fragen, wen er zur "hart arbeitenden Mitte" zählt. Geht das nach "geleisteten Wochenstunden" und wenn ja, wie viele mindestens? Geht es nach eingesetzten kcal und wenn ja, wie viele? Und meint er damit auch die Manager, die zum Teil überzogene Gehälter einstreichen - sind die auch in seinem "Kümmerkreis"? Wieviel Prozent unserer Wahlbevölkerung deckt er damit ab? Sind das die 20+x Prozent, die die SPD wählen sollen? Und sollen die, die er so nicht anspricht, die SPD nicht wählen?

    • @Georg Marder:

      Sehr interessante Frag an Herrn Schulz.

  • Ich weiß nicht, ob die SPD es nicht merkt, oder ob sie es bewusst anstrebt, dass sie mit diesem Slogan "der hart arbeitenden nützlichen Mitte" viele Menschen ausgrenzt und beschämt - und dass selbst die Menschen, die sich angesprochen fühlen, doch nur bedingt geschätzt werden, eben so lange, wie sie zu dieser Gruppe der "hart arbeitenden Mitte" zählen - wer Lebenserfahrung hat und einen wachen Blick hat, weiß, wie labil dieser Status ist. Es wäre doch schöner und realistischer, wenn man Menschen anerkennt, die mal zur hart arbeitenden Mitte zählen und zu einer anderen Zeit vielleicht nicht.

  • Ich würde ja gerne mit in das Pathos von der hart arbeitenden Ameise im Staat einschwenken, doch weiß ich auch, wer es bemüht und der hat die Wahlurne vor Augen, mehr nicht.

    Es wird wohl nur der Stolz auf die Bedachtheit der Buckelneden bleiben, die allen Nutznießern gelegentlich auf den Magen zu schlagen versucht.

    Alles klar im Maschinenraum und auch auf dem Sonnendeck! Wenn die erst unten bocken, wird die Kollision mit dem Eisberg unausweichlich; Auch mit M. Schulz am Steuerrad. Wer ihn ernst nimmt, schreibt einen Kommentar wie oben.

  • Ein hervorragender Artikel. Tut einfach nur gut, ihn zu lesen. Vielen Dank, Kersten Augustin!

  • Danke, Herr Augustin, für diesen Artikel. Ich beobachte das schon länger, wie die SPD an dem "klassischen Begriff von Arbeit" hängt und den Wert der Menschen, vor allem der Menschen, für die sich Politik zu machen zu lohnen scheint, mit diesem Begriff koppelt - ein unglückseliges Paar. Nicht der Mensch steht für die SPD im Vordergrund, sondern der ökonomisch rentable Wirtschaftsfaktor, der dann auch den Gewerkschaften ihren Machtbereich sichert. Die SPD hängt am "Arbeits-Fetisch", so wie die CDU am "Kapital-Fetisch" und alle übersehen den Menschen an sich - Gesellschaft so zu denken ist Ursache für viel Leid.

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    Super, dass dieser Text geschrieben wurde! Und dann noch so pointiert, und auf den Punkt gebracht. Ein wahres Lesevergnügen. Jeden Satz, jede Formulierung kann ich nur unterschreiben. Danke!

    • @80336 (Profil gelöscht):

      DITO!!!

  • Faul und Fleiß gehen doch vollkommen am Thema der Arbeit im 21. Jahrhundert vorbei.

     

    Sicher gibt es noch die Jobs mit körperlicher Kraftanstrengung aber die Regel sind diese doch schon lange nicht mehr. "Work smart - not hard" ist doch längst allgemein gültig.

    Es geht schon überhaupt nicht mehr anders, es gibt einfach nicht genug Arbeit um jeden Vollzeit ackern zu lassen.

     

    Will man also politisch etwas verbessern sollte man auf höhere Löhne für weniger Arbeit pochen.

    Gerade weil die Arbeiter eben auch die Konsumenten sind.

    Es ist schlicht widersinnig wenn Aktienunternehmen beständig die Löhne drücken während sie im Übermaß Gewinne an die Aktionäre ausschütten - das ist moderne Sklaverei über eine rechtliche Person die rechtlich nicht für Straftaten belangt werden kann.

     

    Das mag heute noch übertrieben klingen ist aber schlicht ein Pfad den die Wirtschaft von alleine kaum verlassen wird

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Chaosarah:

      "es gibt einfach nicht genug Arbeit um jeden Vollzeit ackern zu lassen".

       

      Ich weiß nicht, was Sie arbeiten. aber meinen Job könnte man locker in drei Stellen teilen und jeder hätte dennoch noch mehr als genug zu tun.

       

      Damit will ich nicht sagen, dass ich Held der Arbeit bin oder mich so fühle, sondern lediglich, dass immer enorm viel liegen bleibt, was eigentlich getan werden müsste, aber aufgrund von Priorisierungen nicht getan werden kann, weil die Zeit fehlt.

       

      Das verunmöglicht die stets gepredigte Nachhaltigkeit und vermehrt den Stress, denn man hat - solange man noch über sowas altmodisches wie ein Arbeitsethos verfügt - stets das Gefühl, seinen "Job" nicht angemessen zu tun.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Ich spreche von entlohnter Arbeit, wenn Sie davon zuviel haben sollten Sie sich Hilfskräfte einstellen.

        Wenn das Arbeitsentgelt das ableisten dieser Mehrarbeiten nicht hergibt dann ist dies keine Arbeit sondern ein Aufgabe welche aus Mangel wirtschaftlicher Notwendigkeit liegen bleibt.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Chaosarah:

          Ich spreche auch von entlohnter Arbeit, also von Lohnarbeit. Ich bin Angestellter. Mein Arbeitgeber hat aber keine Lust, mehr Leute einzustellen.

           

          Das Arbeitsentgelt hat in meinem Falle nichts mit der Möglichkeit zu tun, diese Mehrarbeiten "abzuleisten". Der Arbeitgeber könnte mir auch doppelt so viel zahlen, ohne dass sich daran was ändern würde.

           

          Die Arbeit würde auch dann liegen bleiben oder die "Aufgaben", wie Sie das nennen.

           

          Was wirtschaftliche Notwendigkeit ist, bestimme aber nicht ich. Ich weiß aber, dass aus der Erledigung der liegengebliebenen Aufgaben sich erhebliche wirtschaftliche Freiräume für den Arbeitgeber ergeben würden. Nur darüber überhaupt nachzudenken, hat der Arbeitgeber wieder keine Lust, weil das hieße ja, die Sache mit der Nachhaltigkeit wirklich ernst zu nehmen.

           

          Das kann aber kein Arbeitgeber, weil Nachhaltigkeit nur ein Schlagwort ist, hinter dem sich ganz gegenteilige Interessen verbergen. Und das gilt m.E. universal und nicht bloß in Bezug auf meine eigene Situation. Es geht um time-to-market, nicht um Nachhaltigkeit, nicht um Qualität, nicht um Work-Life-Balance. Das ist - "in meinen Augen" :-) alles Augenwischerei.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Chaosarah:

      "Sicher gibt es noch die Jobs mit körperlicher Kraftanstrengung aber die Regel sind diese doch schon lange nicht mehr"

       

      Ich würde sie Ihnen gerne zeigen, diese andere Wirklichkeit wo es noch 'Held_inn_en der Arbeit' gibt. Übrigens ganz viele, die sehr stolz darauf sind was man physisch so bewegen kann.

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Das ist ja sehr schön, noch schöner wäre wenn diese Helden auf die Gesellschaftliche Relevanz, sprich Anteil am BNE, hätten. Es spricht ja nichts gegen Möbelpacker und Co, nur ist das eben nicht mehr der Regeljob welcher den Durchschnittsverdienst einfährt.

    • @Chaosarah:

      "Sicher gibt es noch die Jobs mit körperlicher Kraftanstrengung aber die Regel sind diese doch schon lange nicht mehr."

       

      Das stimmt doch nicht. Auch wenn heute nur noch selten schwere Säcke geschleppt werden, so ist doch "arbeiten mit den Händen" immer noch die häufigste Art der Arbeit. Oder meinen Sie wirklich, die meisten Deutschen sitzen im Büro? Sie versessen, dass das, was im Büro ausgedacht wurde, auch umgesetzt werden muss. Roboter sind da nur in einigen Bereichen weit verbreitet.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ja aber genau dieses "arbeiten mit den Händen" nimmt immer mehr ab.

         

        Heutzutage wird ein Mechaniker oft beachtliche Teile seiner Arbeitszeit für Arbeiten aufwenden die man früher dem Vertrieb oder dem Sekretariat zugeschrieben hätte.

         

        Die eigentliche Arbeit, sei es Reparatur, Wartung oder Herstellung, wird doch die Wegwerfmentalität und vor allem dem Vorrang von Technik vor Mechanik immer weniger körperlich.

         

        Der Klempner von Vorgestern macht heute vielleicht immer noch genau dieselbe Arbeit und ist auch noch genauso wichtig. Im größer gewordenen Ganzen der Wirtschaft bewältigt er jedoch eine kleiner werdende Nische die zumindest Kostenmäßig stark hinter anderen Faktoren zurücksteht.

        • @Chaosarah:

          "Heutzutage wird ein Mechaniker oft beachtliche Teile seiner Arbeitszeit für Arbeiten aufwenden die man früher dem Vertrieb oder dem Sekretariat zugeschrieben hätte."

           

          Das stimmt einfach nicht. Es gibt heute noch genau so eine Arbeitsteilung zwischen der Werkstatt und dem Büro wie früher. Jedenfalls in den meisten Firmen.

           

          "...Vorrang von Technik vor Mechanik..."

           

          Mal abgesehen davon, dass die Mechanik auch Teil der Technik ist. Wenn man z.B. etwas bewegen will, muss eine Mechanik vorhanden sein, die das übernimmt. Nur die Ansteuerung der Mechanik hat sich geändert. Aber auch diese muss installiert und gewartet werden.

           

          "Der Klempner von Vorgestern macht heute vielleicht immer noch genau dieselbe Arbeit und ist auch noch genauso wichtig."

           

          Auch der moderne Klempner verlegt immer noch Rohre. Das Material und die Verlegetechnologie haben sich zwar verändert, aber die Hauptarbeit eines Klempners besteht darin, Rohre zu verlegen und anzuschließen. Und dafür gibt es einen einfachen Grund. Reale Sch** kann man nicht durch virtuelle Rohre leiten.

           

          Das war jetzt nur ein Beispiel. Wenn Sie genauer hinsehen, werden Sie aber feststellen, dass das Überall zutrifft. Die konkreten Arbeitsgänge ändern sich zwar, aber das Grundprinzip bleibt gleich.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Nein bleibt es eben nicht.

            Das Handwerk schrumpft jährlich um etwa 0.5%, die Industrie ist schon längst nicht mehr größter Arbeitgeber und schrumpft weiter.

            Außerdem kommt es innerhalb immer mehr zu Umstellungen die Logistik, Service und Verwaltung aufblasen während die eigentliche Arbeit immer weniger Bedeutung hat - eben weil man dort keine Gewinne durch Innovationen macht.

            Daimler Benz macht mehr Gewinn&Umsatz mit Finanzgeschäften als mit Produktion.

             

            Vor 40 Jahren war der Motor noch DER Kostenpunkt im Auto, heute ist es längst Software, Elektronik und anderer Schnickschack mit dem der Umsatz und damit der Gewinn gemacht wird. Sicher gibt es immer noch die Leute die das Auto am Laufen halten, wesentlich besser behandelt werden allerdings die Leute im Vertrieb und in der Entwicklung - egal "WIE HART" der Motorschrauber ranklotzt.

             

            Deswegen ist der Stolz auf "harte Arbeit" ungefähr so sinnig wie ein hoch motivierter Sklave. Das System muss wieder menschlicher werden, nicht Hartz4 6Monate länger laufen nachdem man wegrationalisiert wurde. Weil wer ein Leben lang hart arbeiten muss um dann in der Altersarmut zu enden und danach denkt er hätte doch noch mehr geben müssen hat keine Chance - das Problem der Arbeitnehmer ist ja gerade dass man sich zu zuviel erpressen lässt.

            Nach 2000 sind die Reallöhne 15 Jahre fast nicht gestiegen weil Menschen die hart arbeiten sich für dumm verkaufen ließen.

            • @Chaosarah:

              "Sicher gibt es immer noch die Leute die das Auto am Laufen halten, wesentlich besser behandelt werden allerdings die Leute im Vertrieb und in der Entwicklung - egal "WIE HART" der Motorschrauber ranklotzt."

               

              Da sind wir doch beim springenden Punkt. Die Leute werden schlecht behandelt. Übrigens entstehen Software und Elektronik auch nicht durch chillen. Auch da steckt "harte" (Geistes)arbeit drin.

               

              Zusätzlich wächst der Dienstleistungssektor ständig. Da wird auch nicht gechillt. Wer heute in D Lohnarbeit leistet bzw. sich der Scheinselbständigkeit verschrieben hat, muss ranklotzen, um auf einen grünen Zweig zu kommen. Das ist mit harter Arbeit gemeint. Leider kommt das aber in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit kaum noch an (einfach mal den Fernseher einschalten) und deshalb ist es schon gut, wenn mal wieder jemand über die "normalen" Menschen in diesem Land spricht. Auch wenn die Person selbst nicht besonders glaubwürdig ist.

    • @Chaosarah:

      „Sicher gibt es noch die Jobs mit körperlicher Kraftanstrengung aber die Regel sind diese doch schon lange nicht mehr. "Work smart - not hard" ist doch längst allgemein gültig.“

       

      Schön wär’s, glaube ich aber nicht. Mein Eindruck ist eher, dass die körperlich zehrende Arbeit unsichtbarer wird, weil sie immer mehr ausgelagert wird. An irgendwelche Subunternehmen, scheinselbstständige Tagelöhner, Leiharbeitsfirmen. Die Leute werden unsichtbarer, weil sie, anders als früher keine Lobby mehr haben (und auch kein „Arbeiter“-Selbstverständnis), prekär beschäftigt sind, aus dem Ausland kommen usf.

  • da muss ichlachen, als ich mit 14 anfing war die 6 Tage Woche und 48 stunden, zum Schluss warich bei einer persönlichen Wochenarbeitazeit von 43 stunden, eine 35 stundenwoche gabs nie meist lag die monatsarbeitszeit bei plus 220, ich habe nie gross danach gefragt, weil mir mein Job Freude machte, mich in fremde Länder führte usw, über das Thema Arbeit wird sicher am 1. Mai wieder viel geredet aber bitte dara denken der erste Mai wurde von ARbeitern erkämpft, nicht von Beamten nicht von Angestellten, die sich im Gegenteil auf die Seite der Arbeitgeber schlugen und die Streikenden bekämpften

  • Eine Bekannte von mir ist letztes Jahr zu ihrem Arbeitgeber gegangen und hat gesagt, sie wolle mehr Geld.

    Arbeitgeber: Können wir nicht machen, aber wir können dir die Vier-Tage-Woche anbieten, und Homeoffice.

    Jetzt macht sie die gleiche Arbeit in einem Tag weniger.

    Handwerker wären ohne Stundenlohn, mit fixer Arbeitszeit, bestimmt auch schneller.

    • @Cededa Trpimirović:

      Sie haben aber merkwürdige Vorstellungen. Die meisten Aufträge bekommen Handwerksbetriebe durch Ausschreibungen. Da kann man nicht unendlich viele Stunden kalkulieren.

    • @Cededa Trpimirović:

      Wie jetzt, meinen Sie Akkordlohn? Klar, dann braucht‘s keine Peitsche mehr; vermutlich sind die Leute im Schnitt tatsächlich ein bißchen schneller und auch noch viel früher kaputt.

  • "Kaum einer will sein Leben noch der Arbeit opfern."

     

    Das war wohl noch nie so. Und die meisten Menschen wünschen sich mehr Freizeit. Allerdings gib es eine sehr große Zahl Menschen die "...morgens um sechs Uhr auf der Baustelle zu stehen..." haben. Und diese Menschen brauchen wir, weil sie den Laden am laufen halten. Auch in der modernen Welt benötigen wir Leute, die Werkzeug in die Hand nehmen, um all das zu errichten und am Laufen zu halten, das unser modernes Leben ausmacht. Das www verlegt nämlich kein einziges Kabel und keine einzige Leitung und es dreht auch keine Schrauben in die Wand. Ohne die Leute mit dem Werkzeug, deren Job vielleicht nicht "hipp" aber notwendig ist, gäbe es keine materielle Grundlage für die "hippen" Jobs.

     

    In sofern ist es garnicht so falsch für einen Politiker, mal von diesen Menschen zu sprechen.

  • Der Arbeitsfetisch, wie der Autor sagt, beherrschte die Sozialdemokratie von Anfang an. Schon in seiner Kritik hatte Marx darauf aufmerksam gemacht, dass Arbeit keineswegs die alleinige Quelle gesellschaftlichen Reichtums sei. Dennoch wurde die Fetischisierung in der gesamten Arbeiterbewegung noch weiter getrieben und sozialdarwinistisch aufgeladen, indem der im Müßiggang dahinvegetierenden Bourgeoisie der schuftende Proletarier gegenübergestellt wurde, dem die Zukunft gehöre.

     

    Pate stand dabei nicht zuletzt eine dementsprechende Anverwandlung von Hegels Herrschaft-Knechtschafts-Dialektik aus der Phänomenologie des Geistes, die Alexander Kojeve in Frankreich popularisierte. Kein Wunder, dass die sozialdemokratische Parteiideologie mit dem sehr viel weiter gefassten Begriff der Arbeit in den Ökonomisch-philosophischen Manuskripten und den Grundrissen nichts anzufangen wusste und weiß.

     

    Die Kluft zwischen der antrautoritären Protestbewegung der 60er Jahre und der überwiegend sozialdemokratisch gesinnten Arbeiterschaft speiste sich aus dieser sozial-moralischen Differenz. Was sollte ein Fließbandarbeiter davon halten, wenn ihm des Morgens um 6 Uhr bei Eintritt in das Werksgelände ein Flugblatt in die Hand gedrückt wurde, das ihn gefälligst zum Klassenkampf aufforderte, der Arbeiter aber sehr genau wusste, die linken Studenten waren aus der Kneipe ans Werktor geeilt, um sich nach ihrer politischen Praxis ins Bett zu begeben.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Andreas Müller:

      Wobei das Problem doch darin liegt, dass alle, die von ihrer Arbeit leben müssen, egal ob Software-Entwickler, Arzt, Paketzusteller oder Mitglied einer Putzkolonne im Grunde im selben Boot sitzen, nämlich dem der Lohnabhängigen, sich aber dennoch gegenseitig auszuspielen versuchen, ohne damit die fremde Herrschaft oder die eigene Knechtschaft auch nur im geringsten zu tangieren.

       

      Genau das Problem hat doch Schulz, wenn er - was er nicht sagt - nach proletarischem Muster bloß eine Teilmenge adressiert, denn die Hartzies, die Unterschicht, die Mittelschicht und selbst die Oberschicht gehören zusammen, wenn sie lohnabhängig sind (die Hartzies kriegen hier natürlich das "lohnabhängige" Almosen, das als Warnung gegenüber jenen gedacht ist, die noch "richtig" lohnabhängig sind).

       

      Insofern ist Schulzens Gebetsmühle m.E. auch ein Beispiel für nach unten treten und nach oben buckeln, da er jene außer Acht lässt, die sich ob ihres Vermögens diesen Problemem entziehen können, also die "reichen Faulenzer", die von der von anderen Menschen bereits verrichteten oder noch zu verrichtenden Arbeit nutznießen.

       

      Denn darauf beruht Vermögen nun mal, wenn es um Summen geht, die ein "hart arbeitender Mensch" all dieser Schichten niemals durch seiner Hände Arbeit erzielen könnte.

  • Der Begriff des hart arbeitenden Bürgers funktioniert weil kaum jemand sich selbst als Faul betrachtet. Die Mehrheit der Menschen wird sich von dieser Beschreibung angesprochen und gleichzeitig geschmeichelt fühlen.

    Sie interpretieren allerdings auch sehr viel in diesen Wahlkampf-Slogan hinein. So wie ich das sehe ist das für Herrn Schulz vor allem ein Weg die Stammwählerschaft der SPD zu hoffieren.

     

    Das was Sie als “Arbeitsfetisch” bezeichnen ist die Grundlage unseres Sozialstaates. Damit es halbwegs sozial zugehen kann muss jeder seinen Beitrag leisten. Romantik a la “Ich arbeite nur wenn ich mich danach fühle” ist mit diesem System nicht vereinbar und je mehr Menschen so handeln, desto weniger Leistungen können vom Staat erbracht werden. Entsprechend ist es auch völlig richtig das der Staat von seinen Bürgern verlangt das sie ihren Beitrag leisten, wenn sie selber abgesichert sein wollen.

    Menschen die geerbt haben und deshalb nicht arbeiten müssen belasten die Staatskasse (aka Allgemeinheit) nicht, desthalb werden sie auch nicht zur Arbeit gedrängt. Geht ihnen das Geld aus blüht ihnen das gleiche Schicksal.

  • Jeder in Deutschland hat ein Recht auf Faulheit. Er darf nur nicht erwarten, hierfür Geld vom Staat zu erhalten. Denn dieses Geld stammt von denjenigen, die für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen, indem sie - ja, tatsächlich - arbeiten.

    • 8G
      80336 (Profil gelöscht)
      @verflixt:

      Sie verwechseln irrtümlich den Begriff "Arbeit" mit "Erwerbstätigkeit". Da ich einer bin, der Einkommenssteuer abführt, und dies nicht wenig ist, bin ich dazu legitimiert, sowohl zu erwarten wie zu fordern, dass diese Abgabe jenen vorrangig zukommt, die aus ihrer Erwerbstätigkeit deswegen ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können, weil sie arbeiten, dies jedoch entweder gar nicht oder nur unzureichend entgolten wird, aus welchen irrwitzigen Gründen auch immer. Diese dürfen daher nicht nur erwarten, hierfür von meinem durch Erwerbstätigkeit erworbenen Geld vorrangig zu bekommen, sondern als ihr legitimes Recht sogar verlangen.

    • @verflixt:

      Ja, so einfach ist das. Man kann natürlich verschwurbelt über "Arbeitsfetisch" und dergleichen fabulieren, aber die Debatte ist zutiefst unaufrichtig, da die Vertreter des Rechts auf Faulheit gleichzeitig eine ökonomische Erwartung haben. Mit anderen Worten: Ich will faul sein, aber auch das Ergebnis der Arbeit der anderen haben.

      • 8G
        80336 (Profil gelöscht)
        @Liberal:

        Mir ist unbekannt, ob ich auf das Ergebnis Ihrer Arbeit verzichten könnte, ich weiß nur, dass ich auf das Ergebnis der Arbeit des Autors keineswegs verzichten möchte. Ich arbeitete seit meinem zwölften Lebensjahr mein Leben lang aus freiem Entschluss heraus, und die bis dato abgeführten Abgaben und Steuern hieraus dürften in Summe mittlerweile schon längst und bei weitem eine sechsstellige Summe überschritten haben. Es kam mir zu keiner Zeit die abstruse Idee, dass ein "fauler Sack in der Hängematte" dadurch zu verhindern sei, indem all jene hierfür in Sippenhaft genommen, die aus irgendwelchen Gründen ihren Lebensunterhalt nicht oder nur unzureichend aus Erwerbsarbeit bestreiten können, dies jedoch nicht aus dem Grund heraus, da sie als "fauler Sack in der Hängematte" liegen möchten oder liegen. Ihre hier vorgetragene Unterstellung ist geradezu haarstäubend.

  • "Verstaubt" ist tatsächlich der richtige Begriff für die SPD. Sie macht Politik für Beamte und Angestellte die es längst in der Masse nicht mehr gibt. In meinem Umfeld sind die meisten Akademiker inzwischen selbstständig. Das war früher ganz anders. Der Wandel der Gesellschaft hat die SPD nicht erreicht. Ich schätze mal die Schulz-SPD wird bei 15% landen. Das wird ein bisschen Staub aufwirbeln, der wird sich aber wieder legen und die SPD wird weitermachen bis sie dann einstellig wird.

  • Naja ich hab im Grunde nichts gegen die 40 Stunden Woche, allerdings würde ich mir wünschen das sich das öffentliche Leben auch danach richtet.

    z.B. die gesetzl. vorgeschrieben Öffnungszeiten, Behördenöffungszeiten, Sonntagsruhe etc. alles Einschnitte in meine Freizeit...

     

    ...vielleicht ist es genau dieses staatl. verordnete , stenge, von antiken christlichen Regeln geprägte, Leben mit dem sich moderne, junge Menschen kaum noch identifizieren können das die Menschen in die Arme der Populisten treibt.

    • @Klappstuhl:

      HJ moderne junge Menschen

  • klasse Artikel und so zeitgemäß!!!! Hoffentlich wird er von Schulz gelesen und bestenfalls verstanden.

  • Herrliche Lesung, Danke.. ich musste herzlich lachen !

    Ja ja! Der einstige Arbeitsfetisch ist überwunden.. wie auch der Begriff "Arbeit" als sozialer Emanzipationsbegriff `fertig´ist! Klassisches Handwerk mag wohl als art "Kunst" weiter existieren.. und die `neue Arbeit´ in Zivilisation 4.0, im Digitalen, im Technischen Bereich, sollte "Tätigkeit" genannt werden..( auch weil sie, als "Tätigkeit" so etwas wie Bildung voraussetzt..) Historisch notwendige Lohnarbeit (das `malochen´), die keine besondere Bildung voraussetzt, dürfte im Feld der Dienstleistungen weiterhin zu finden sein!

    Im Grunde ist die historische, Marx´sche Vision der Befreiung vom Joch der Arbeit, der Eintritt in die Kultur einer Balance: "Reich der Notwendigkeit"/ "Reich der Freiheit (Freizeit, Zeit zur Bildung)" endlich verwirklicht! Auch ist der historische Slogan: "Arbeit für Wachstum" (der mehr von profitgeilen Aktionären und deren Politikern), entkräftet: es mangelt mehr und mehr auf unserem begrenzten Planeten an Rohstoffen, die `verarbeitet´ werden können! Die historische, ethische Arbeitsideologie zeigt sich als mörderischer Wahnsinn, der die ökologischen Daseinsbedingungen des Lebens auf unserer Erde zerstört! Tendenziell wird Müssiggang sozialethisch wertvoller als `Arbeit´..

    Weiter so Bitte Kersten Augustin !