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Appell von Rechten und KonservativenWas denkt Lisa Eckhart?

Ausgeladene Kabarettisten, zensierte Karikaturisten und verfolgte Whistleblower: Im Netz kursiert eine Unterschriftenliste voller Verfolgungswahn.

So wird sie geschrieben: Lisa Eckhart Foto: dpa

R umms. Haben Sie das gehört? Das war die Tür zum Debattenraum da hinten rechts, die zugeschlagen ist. Denn der freie Zugang zum öffentlichen Debattenraum ist bedroht und mit ihm die Demokratie. So steht es zumindest in einem Internet-Aufruf, der das „freie Denken aus dem Würgegriff“ befreien möchte: mehr Argumente, weniger „zur Schau gestellte Haltung“. Über 100 Menschen aus Kultur, Wissenschaft und Politik haben den „Appell für freie Debattenräume“ bisher unterschrieben. Am 25. September soll die vollständige Unterzeichnerliste veröffentlicht werden.

Der Appell erinnert an den „Letter on Justice and Open Debate“, der im Juli im US-Magazin Harper’s erschien und eine Debatte über Cancel Culture lostrat. Der deutsche Abklatsch bekommt nicht annähernd so viel Aufmerksamkeit. Warum?

Vielleicht wegen der Unterzeichner. Während unter der US-Variante auch linke und liberale Intellektuelle stehen wie der Linguist Noam Chomsky und die Schriftstellerin Margaret Atwood, stehen unter dem deutschen vor allem Rechte und Konservative, die seit jeher über Sprechverbote klagen: Grünen-Politiker Boris Palmer, Schriftstellerin Monika Maron, der Satiriker Dieter Nuhr. Dass die Unterzeichner des US-Briefs vielfältiger sind, dürfte am Inhalt liegen. Der Harper’s Letter grenzt sich gegen rechts ab, warnt vor „Demagogen aus dem rechten Spektrum“ und „illiberalen Kräften“ mit „ihrem starken Verbündeten Donald Trump“. Im deutschen Brief sind es die „lautstarken Minderheiten von Aktivisten“, die die freie Debatte bedrohen.

Mich erstaunt, wie viele Journalisten den deutschen Appell unterschrieben haben: Götz Aly, Kolumnist der Berliner Zeitung. Harald Martenstein, Kolumnist des Zeit Magazin. Alexander Kissler, ehemaliger Kultur-Ressortleiter beim Cicero, nun in der NZZ Berlin-Redaktion. Frank Lübberding, Autor beim Cicero und der FAZ. Peter Hahne, Moderator beim ZDF. Günter Wallraff, der bei RTL gelandet ist. Initiiert wurde der Aufruf übrigens von einem Journalisten und einem Schriftsteller: Milosz Matuschek, Autor der NZZ, und Gunnar Kaiser.

Verstehen Sie mich nicht falsch

Das sind alles Leute, die sehr wohl sehr viel sagen dürfen. Ständig und überall. Besonders absurd sind ihre Beispiele für die angeblich fehlende Debattenfreiheit: ausgeladene Kabarettisten, zensierte Karikaturisten und verfolgte Whistleblower. Der im Exil lebende Edward Snowden soll also das Gleiche sein, wie die von einem Literaturfestival ausgeladene Komikerin Lisa Eckhart.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich möchte wissen, was diese Frau denkt und was sie unter Satire versteht. Ich bin mir da nämlich selbst unsicher. Nur muss es doch in einem – Tür wieder auf – Debattenraum möglich sein, eine Debatte zu führen. Und zu sagen: Fand ich nicht so gelungen, Eckharts Satire. So zumindest stelle ich mir diesen Raum vor. Da sollte schon eine Couch drin stehen, auf der man sich unterhalten kann und nicht nur eine Kanzel, von der aus ein paar wenige predigen.

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Anne Fromm
Reporterin
Ressortleiterin Reportage & Recherche und Vorständin der taz. // Berichtet vor allem über sexualisierte Gewalt, Machtmissbrauch, Rechtsextremismus und Desinformation. // Davor war sie Medienredakteurin im Gesellschaftsressort taz2. // Erreichbar über Threema: 9F3RAM48 und PGP-Key: 0x7DF4A8756B342300, Fingerabdruck: DB46 B198 819C 8D01 B290 DDEA 7DF4 A875 6B34 2300
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57 Kommentare

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  • Es gibt hier eh keine Cancel-Culture. Es wird einfach jede Woche eine andere Sau durchs Dorf getrieben. Substanzielle Debatten gibt es nicht, Verbote aber auch nciht. Nur immer Echauffier-echauffda.

  • "wie meinen Sie denkt LE an Geld?"

    Mit dem Hirn.



    ...



    Oder was meinen Sie?

  • "Rechte und Konservative, die seit jeher über Sprechverbote klagen: Grünen-Politiker Boris Palmer, Schriftstellerin Monika Maron, der Satiriker Dieter Nuhr"

    Vielleicht könnte Anne Fromm an diesem Punkt mal ihre Definition von "rechts" und "konservativ" hinzufügen.

  • Ich habe länger nach einer Formulierung gesucht, die mir kein Ritter des Rechts, weder Chip noch Chap im Maul umdrehen kann und bin froh, dass Hassknecht es zutreffend herausgeschrien hat:

    youtu.be/PbzzZ7fh4sk

    Ihr Kulturkommissare seit mittlerweile echt ein Graus geworden.

    • @Hampelstielz:

      Ein Graus sind jene, die nicht kritikfähig sind. Alles für sich selbst zu beanspruchen, aber es anderen abzusprechen, wie nennt man das noch mal?



      Wie man in den Wald ruft so schallt es heraus. Wenn man ignorant ist versteht man das eben nicht.

  • Warum fragt man nicht einfach Otto. Der könnte es erklären.

    • @Rudolf Fissner:

      Wieso?



      Einfach so?



      ...

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Wer im Glashaus sitzt...

    In keiner der genannten Publikationen gibt es eine ergebnisoffene Debatte pro/contra Kapitalismus. Da werden mit Vorliebe Hufeisen geschmiedet und linke Debatten abgekanzelt.

    Wenn sie sich nur selbst ihren Ratschlag zu Herzen nehmen würden. Ratschläge sind auch Schläge. Mit gutem Beispiel voranzugehen, wäre besser.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Vielleicht sollten linke Debatten besser durchdacht sein. Linke Ideen zum Systemwandel basieren oftmals auf unbelegbaren Annahmen und einem verzerrten Menschenbild. Debatten bei denen das Contra lautet "vielleicht wird das offene Ergebnis ja besser, falls nicht gehen wir eben alle vor die Hunde" interessieren niemanden, der nicht die entsprechende ideologische Brille trägt. Den meisten geht es derzeit ganz gut. Was unsere Probleme sind, bei denen es gilt, an den Stellschrauben zu drehen (z. B. Hartz 4) würde in anderen Ländern Reichtum bedeuten.

      • @Devil's Advocate:

        "Linke Ideen zum Systemwandel basieren oftmals auf unbelegbaren Annahmen und einem verzerrten Menschenbild. "



        Rechte Ideen aber auch (siehe Geschichtsbuch!).



        Nur nicht einseitig sein!



        ...



        "Was unsere Probleme sind, bei denen es gilt, an den Stellschrauben zu drehen (z. B. Hartz 4) würde in anderen Ländern Reichtum bedeuten."

        Kunststück: Weil die Preise viel niedriger sind als in Deutschland.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Schön zu sehen, dass ich nicht der einzige bin, dem das gehörig auf den Senkel geht.

      Wenn es um Seuchenvögel, rechte Hetzer und Mordbrenner, durchgeknallte Hipstergastronomen, evangelikal-antisemitische Schwurbelbarden, klimawandelleugnende Lobbyisten, Pussygrabber, pensionierte Pseudomediziner oder wie hier bullshittende Rampensäue mit dem humoristischen Niveau eines Fips Asmussen geht, halluzinieren die "liberalen Freiheitsfreunde" noch in den leisesten Widerspruch gegen kontrafaktischen Irrsinn ein Onewayticket direkt in den Archipel Gulag.

      Aber sobald Linke es wagen, ihr Grundrecht auf freie Meinungsäußerung wahrzunehmen, dann rufen dieselben "Liberalen" ganz schnell und unverhohlen nach einem totalitären Polizeistaat, der die Meinungsfreiheit gewaltsam unterdrückt.

      "An ihren Taten sollt ihr sie erkennen."

  • Leute wie Lisa Eckhart, Serdar Somuncu, Florian Schroeder und Alexander Bojcan sind großartige und vor allem hochintelligente Kabarettisten. Sie entlarven unsere professionellen Selbstdarsteller*Innen mit ihrem unersättlichen Narzissmus, der sie Tag für Tag nicht ruhen lässt, die eigene Gutherzigkeit damit zu Schau zu stellen, indem sie das Böse der anderen suchen. Ich höre mir jeden Auftritt von Serdan, Florian, Alexander und Lisa an und ich muss nur noch die Hälfte der Antidepressiva einnehmen, die ich ohne sie schlucken müsste.



    Seit dem Serdar Somuncu der kragen geplatzt ist heulen alle rum.



    Das Einzige was etwa bei Serdar Somuncu zählt, er ist ein guter Mensch!



    Dass er uns damit beleidigt, nun gar nicht der "Deutsche mit Migrationshintergrund" zu sein, den wir "kultursensibel" zu "schützen" und zu kuscheln in unsere "herzensguten" Arme schließen können ist unser Problem. Nicht seins!

    • @Günter:

      Woran genau erkennen Sie die Intelligenz eines Menschen?

      • @Kaboom:

        Gute Frage, es gibt ganz tolle Beiträge auf YouTube, die zeigen, wie Leonard Euler das Baseler Problem gelöst hat. Wenn Sie das nachvollziehen können, sind Sie m.E. Intelligent. ist aber nicht das einzige Kriterium. Allein Ihre Frage zeigt, dass auch Sie recht klug sind.

    • @Günter:

      Ohne Frage hochintelligent, wie sie unsere professionellen Selbstdarsteller*Innen mit ihrem unersättlichen Narzissmus entlarvt. Schauen Sie nur hier: www.youtube.com/wa...=ezQX4taWiWY&t=50s

      Ja, unsere Lisa ist schon ein sehr stabiles Genie, und wer das nicht erkennt, ist minderintelligent.



      Believe me.

  • Die ganze Debatte um Eckhart nimmt seltsame Formen an. Meine Devise: Klar kann sie machen, was sie macht - künstlerische Freiheit.



    Kritikfähig sind einzig ihre hardcore-Fans nicht, die stets reflexartig jedem Kritiker mangelnde Intelligenz bescheinigen. Es soll tatsächlich intelligente Menschen geben, die Eckhart schlicht nicht gut finden. Punkt. Satire dient im Allgemeinen dazu, "Kritik von unten" zu üben, nicht etwa von oben gegen marginalisierte Gruppen zu polemisieren. Aber gut. Ist ja alles so "doppelbödig" bei ihr. Mag sein, dass es wirklich so ist, aber wie wird sie rezipiert? Schaut man sich teils das Publikum an, das sich ob der Auslassungen über lange, schwarze Schw***e auf die Schenkel schlägt, bin ich mir unsicher, ob ihre "message" angekommen ist.

  • 9G
    90564 (Profil gelöscht)

    ich wundere mich ja etwas, wo diese ganzen "von der zensur bedrohten" beim indymedia-verbot gewesen sind, vermutlich habense da gerade in einer talkshow gesessen oder gerade eine hundertausendfach abgedruckte kolumne geschrieben und sich darüber beklagt, dass sie kritisiert werden

    • @90564 (Profil gelöscht):

      Juckt die doch nicht, was irgendwelcher "Pöbel" (L. Eckhart) treibt.

      So faszinierend wie ein Schulbusunfall:



      www.youtube.com/wa...=k_rTGHfr0X4&t=13m



      Richtig heiß wirds von 13:46-14:04. Ein echter Schenkelklopfer. Wathamwajelacht.

      Wer in der Lage ist, aus voller Überzeugung solchen selbstwiderlegenden Stuss zu labern wie 33:35-34:40 (als Beispiel, das Interview ist voll davon) ist nicht "intelligent", sondern etwas, das man ohne Anwalt nicht öffentlich sagen sollte.



      Und was für eine neuronale Architektur für 27:00-27:32 zuständig ist, würde ich auch gern mal wissen. Die Frau ist definitiv präsidententauglich.

      Man sollte das Interview mal auf Englisch übersetzen und Martha Stout zur Evaluation schicken.

      • @Ajuga:

        Ist der Ruf erst ruiniert..

        Erstaunlicherweise ist es für viele Rechte ein Qualitätsmerkmal, mit gut begründeter gesellschaftlicher Abneigung versehen zu sein.

  • Geld und Denken

    Lisa Eckhart denkt ans Geld



    und hat ihre Masche gefunden.



    Das darf man.



    Machen ja viele andere Leute auch.

    • @Hartz:

      Wann und wie meinen Sie denkt LE an Geld? Beim Kauf der Couchgarnitur? Wäre ja ne Binse. Ich habe den Eindruck, dass Sie einen Menschen diffamieren wollen indem Sie stumpf Geldgier unterstellen.

  • Liest man den Text des Appells, bekommt man das Gefühl, er könnte aus Belarus stammen.

    Das reicht alles nicht.

    Es sollte zumindest der UN-Menschenrechtsrat angerufen werden.

  • So als alter Punker gibts des mit im Zweifelsfall ausladen von Bands und Lesungstypen schon etwas länger. Meistens isses Nichteinladen, mensch macht sich einfach mal kundig, und wenner z.B. keine BDS-Nichtgegner in seinem Laden haben möchte, spielen die eben dort ned. Andere Läden sehen des manchmal anders, da spielen dann halt auch solche Bands.



    Ich denke, Lisa Eckhart sollte viele Einladungen von solchen Leuten, die solche Pamphlete verfassen bzw. unterschreiben, dankbar annehmen und gucken, ob die ihre Pointen kapieren...

  • Den letzten Absatz verstehe ich nicht ganz. Ist aus Ihrer Sicht die Möglichkeit einer Künstlerin, irgendwo aufzutreten, schon ein Maulkorb für ihre Kritiker?

    Oder gehörn Sie zu Jenen, die an Lisa Eckard vor allem nervt, dass sie ihr Publikum mit den hässlichen Dingen, die ihre Figur sagt, allein lässt - so ganz ohne Augenzwinker-Emojis oder andere Interpretationshilfen?

    Ein Kunstwerk KANN man erklären, aber es ist keine Pflicht. Es ist auch keine Pflicht des Künstlers, sich aktiv an der Interpretation seines Werkes zu beteiligen. Als Procol Harum mal gefragt wirde, was sein Song "A Whiter Shade of Pale" eigentlich bedeutet, hat er geantwortet, "Dass ich nie wieder arbeiten muss." Auch DAS ist Kunstfreiheit und wenn Sie glauben, man müsse sich die Verdienen, in dem man irgendwie dialogisch mit den Kritikern verkehrt, dann dürften meisten der wirklich ganz großen Künstler wohl aus Ihrer Definition rausfallen.

    • @Normalo:

      Der Dialog ist keine Forderung der Autorin, sondern das erklärte Ziel des Aufrufs „Appell für freie Debattenräume“. Das vorgebrachte Argument der Autorin ist, dass die Unterzeichner in der Mehrzahl in ihren Meinungsäußerungsmöglichkeiten so ziemlich das Gegenteil von eingeschränkt sind, und sich daher ruhig auch mal etwas Kritik oder Gegenmeinung gefallen lassen können ohne dass deshalb die Meinungsfreiheit gefährdet wäre.

      • @sonicprisma:

        Die taz könnte ja ähnlich wie bei den Debattenzirkeln zu Karl Marx "freie Debattenräume" einrichten zu Lisa E.

        Sie muss ja nicht dabei sein. Wäre doch langweilig wenn die Lösung zur Frage "Was ist Satire" sofort auf dem Tisch liegt.

      • @sonicprisma:

        Das kam aber etwas schräg rüber. Lisa Eckhard hat sich meines Wissens noch nie kitisch darüber geäußert, das man sie kritisiert. Sie zelebriert nur einfach ihre Bühnenpersönlichkeit weiter und rechtfertigt sich nicht großartig dafür. Warum also dieser Zusammenhang? Das macht doch nur Sinn, wenn man "Kritik" - zumindest auch - als den Anspruch versteht, dass das Objekt der Kritik sich dazu äußert.

    • @Normalo:

      Schöne Wanderanekdote, die gibt es auch von Don McLean und "American Pie": ig.ft.com/life-of-.../american-pie.html

      • @Meister Petz:

        Kann sogar sein, dass ich da was verwechselt habe.

        Es ging auch nicht so sehr darum, die Schlagfertigkeit eines bestimmten Künstlers zu feiern, als darum, dass es nicht zum Wesen der Kunst gehört, dass ihr jeweiliger Schöpfer zwangsläufig ein intellektuelles "Bedienungshandbuch" mitliefert und denen, die mit seiner Kunst an sich offenbar nichts anfangen können, kleinteilig erklärt, was er damit genau sagen will.

    • 0G
      02881 (Profil gelöscht)
      @Normalo:

      Ich hab mich eher immer gefragt was "Procol Harum" eigentlich bedeutet. War übrigens 'ne Band.

    • @Normalo:

      So siehts aus!

  • Wenn Frau Eckart hier als KOMIKERIN bezeichnet wird und die Unterschrift von Wallraff durch den Hinweis, dass er jetzt für RTL arbeitet, offensichtlich relativiert werden soll, beeindruckt mich das schon, weil die radikale bürgerliche Mitte, die sich offensichtlich für linksliberal hält, nach meiner Wahrnehmung keinen Versuch auslässt, über Geringschätzung anderer Personen und Meinungen zu punkten. Da geht es nicht so sehr um Argumente, sondern um Haltungen, um Selbstvergötzung und um die unsägliche und fortlaufende Benutzung von Kampfbegriffen, die Diskussionen oft unmöglich machen.

    Ich hatte zufällig vor ein paar Tagen ein Interview von G. Gaus mit Sahra Wagenknecht von 2004 gesehen. Dort formulierte Wagenknecht u.a. in sehr vorausschauender Weise und sehr nachvollziehbar, dass und warum sich der Rechtsradikalismus bzw. Rechtsnationalismus in Deutschland entwickeln könnte, wenn linke Politik in Deutschland unbedeutend wird. Jetzt haben wir den Salat.

    Es scheint weit verbreitetes Denken unserer politischen Akteure zu sein, dass die derzeitige Demokratie gut ist. Und zwar so, wie sie ist.



    An Weiterentwicklung wird kaum gedacht. Dabei ist es dringend notwendig, unsere Demokratie endlich gegen strukturelle Schwächen wie z.B. Lobbyismus zu reformieren und endlich direkte Bürgerbeteiligung zu ermöglichen und demokratische Kontrollen einzuführen, die das Parlament nicht mehr eirklich wahrnimmt. Das würde auch zu einer deutlich differenzierteren Debattenkultur führen, wenn der Einfluss der Menschen durch direktere Demokratie möglich wäre.

    • @Rolf B.:

      Ein Blick in die Schweiz spricht nicht unbedingt dafür, dass es mit mehr direkter Demokratie in die von Ihnen gewünschte Richtung ginge.

      • @Devil's Advocate:

        Warum? Was stört Sie an der Schweiz?

    • @Rolf B.:

      +1

  • "Wallraff, der „bei RTL gelandet ist“"

    Man denke nur an Deniz Yüzel der rechten Welt gelandet ist und von der taz kam!!? Ist denn auf niemanden mehr verlass? Was schlummern wohl noch für Schläfer bei der taz? ... was wäre wenn !!!???

  • "Der im Exil lebende Edward Snowden soll also das Gleiche sein, wie die von einem Literaturfestival ausgeladene Komikerin Lisa Eckhart."

    Lisa Eckhart ist natürlich das Gleiche wie ein Schneebesen. Warum wurde der Vergleich übersehen?

    Und zu den superinteressanten Debatten in der taz, die Snowden mit Lizzy vergleichen hätte man bei dieser Behauptung hin verlinken können!

  • „Verstehen Sie mich nicht falsch“: Wie denn? Das ist eindeutig.



    Sie kritisieren den Aufruf, weil er sich inhaltlich nicht nur gegen „rechts“ abgrenzt, sondern eine breitere und freiere Debatte fordert. Und dann haben auch noch bekannte Journalisten aus einer bestimmten, verdächtigen Ecke unterschrieben, sogar Wallraff, der „bei RTL gelandet ist“.



    Nicht die Beispiele für die bedrohte Debattenfreiheit sind „absurd“, sondern dass die Kritik an der Einschränkung einer freien Debattenkultur desavouiert wird.



    Wie heißt es im Aufruf: „Wir erleben gerade einen Sieg der Gesinnung über rationale Urteilsfähigkeit. Nicht die besseren Argumente zählen, sondern zunehmend zur Schau gestellte Haltung und richtige Moral.“



    Daher sollte gerade die taz mit ihrem emanzipatorischen und freiheitlichen Anspruch den Aufruf unterstützen und unterzeichnen.

    • @Ohrenbeißer:

      Oder wenn Sie ihn schon nicht unterstützen kann, dann sich wenigstens ernsthaft mit ihm auseinandersetzen.



      Obiger Artikel käut nur die bereits etablierte Kritik-Abwehrfront wieder:



      1. cancel culture: "Kampfbegriff der Rechten"



      2. Alles Etablierte Meinungs-Eliten, die



      3. sowieso alles sagen dürfen, nur eben neuerdings mit "Widerspruch" rechnen müssen.



      Und der letzten Satz, in dem angeblich der "Debattenraum wieder aufgestoßen" wird, trieft meiner Meinung nach vor Scheinheiligkeit. "Es muss doch möglich sein zu sagen", "Fand ich nicht so gelungen, die Satire..."



      Ich stimme im Übrigen vollkommen zu: Wäre schön, wenn wir da mal wieder hinkämen.



      Aber, erstens:



      Ja, Frau Fromm, sie dürfen Eckhardts Satire als misslungen bezeichnen. Sie müssen eben nur mit Widerspruch rechnen.



      2. Ein Satire als misslungen zu bezeichnen ist eine Sache, der Satirikerin vorzuwerfen, sie hätte Satire nur als "Deckmantel" benutzt, um rechte und antisemitische Gesinnung zu verbreiten, eine ganz andere, die im Grunde schon jedes echte Gespräch abwürgt. (Im Übrigen, und auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, exakt das selbe Diffamierungs-Muster wie bei der Müll-Glosse, welches deren Autorin zuvor ihrerseits angewendet hatte um Eckhart zu diffamieren...)

  • Das Problem ist in meinen Augen nicht in Rechts und Links zu unterteilen. Im Internet gibt es - egal zu welchem Thema - vermehrt nur noch Positionsaustausch und Herabwürdigung des Gegenübers. Und das hat keine politische Heimat, das kommt aus allen Ecken.



    Eine Debatte oder ein Kommentar sollte in meinen Augen - vielleicht bin ich da auch naiv - dazu da sein, sein eigenes Weltbild mit dem Weltbild des Gegenübers zu vergleichen. Und dann (das ist absolut kein Zeichen von Schwäche) könnte man seine eigene Position auf der Basis überdenken und ggf. anpassen.

    Aber im Internet wird heute jedem Andersdenkenden die Intelligenz abgesprochen, er ist ja eh ein XYZ und eigentlich ist das Gegenüber es eh nicht wert, sich mit ihm auseinander zu setzen. Das Thema ist dabei eigentlich völlig egal - es muss nur ausreichend kontrovers sein, um sicherzustellen, dass es unterschiedliche Lager gibt.

    Wie gesagt, Thema völlig egal. Das ist bei der Frage "Glauben Sie an Homöopathie" ebenso wie bei "Wie finden Sie die Corona Maßnahmen" oder "Soll in Hamburg das Kohlekraftwerk Moorburg abgeschaltet werden".

    Insofern ist in meinen Augen das Kernproblem eines, dass die Demokratie in Deutschland in den Grundfesten gefährdet. Wir reden nicht mehr miteinander sondern übereinander und das ganze mit Schaum vorm Mund. Jeder, der die Intelligenz des gegenüber in Frage stellt (unabhängig vom Inhalt) oder mit angeblicher Wissenschaft (natürlich dann ohne belastbare Quellen) ein KO-Argument herbeizaubern will, baut im Endeffekt die Demokratie ein wenig mehr ab.

    So, und nun wäre es schön wenn Kommentare hierzu höflich und faktenbezogen blieben. Danke.

    • @alex broe:

      Auch im Internet hat die Diskussionskultur vor 15 Jahren noch ganz gut funktioniert. Es ging dort immer etwas rauher und ungeschminkter zu, aber überprüfbare Fakten waren überprüfbare Fakten, und wer keine hatte, war ein Clown oder Troll und wurde nicht gefüttert.

      Dann fing (von rechtsaußen initiiert, und von Mitterechts zumindest billigend in Kauf genommen) das an, was Steve Bannon mit "Flood the zone with shit" bezeichnete: ein hyperaggressiver Anspruch, jeden auch noch so verlogenen, verleumderischen oder menschenverachtenden Irrsinn als "freie Meinung" zu akzeptieren, und - schlimmer noch - die diskussionswürdigen Meinungen nicht mehr unter den Vorbehalt der Realitätsverhaftung und Faktenbasiertheit zu stellen, sondern diejenigen mit den reichsten Sponsoren, der meisten Freizeit, und dem lautesten Krakeelen zu Führern der öffentlichen Debatten werden zu lassen machen. Also das, was passiert, wenn man "freie Meinungskonkurrenz" fordert und was Josef G. aus Rheydt am 29. Januar 1942 in seinem Tagebuch umriss: "Das Wesen der Propaganda ist deshalb die Einfachheit und die Wiederholung."



      Wer am längsten und lautesten schreit, hat - zumindest in der allgemeinen Wahrnehmung - eben doch irgendwann "recht". Auch wenn seine Behauptungen noch nicht mal einer oberflächlichen Überprüfung standhalten.

      Man konnte das bei Covid-19 sehen: aus "80% der Infektionen führen zu keiner lebensbedrohlichen Erkrankung" wurde zuerst "80% der Infizierten erkranken nicht oder nur leicht", und schließlich "80% der Infizierten werden nie krank!"



      (Der tatsächliche Anteil der sichtdiagnostisch asymptomatischen Fälle ist 15%: onlinelibrary.wile...10.1002/jmv.26326; bei CT- oder Entzündungsmarker-gestützten Diagnosen liegt er knapp über Null)

      • @Ajuga:

        Danke, das stimmt. Hatte ich auch schon vergessen dass es im Web anders anfing,

        (Zum letzten Absatz: Mist. Ich hatte mich ja schon selbst beruhigt dass das Virus mit hoher Wahrscheinlichkeit ohne Schaden an einen vorbeigeht. Oft genug gehört wahrscheinlich)

      • @Ajuga:

        Hallo,

        wahrscheinlich ein unbeabsichtigter Fehler, aber Ihr Link führt ins Nichts.

        Ist aber auch egal. Ich sehe die Äusserung immer wieder, dass "die rechtsaussen" die Meinungskultur kaputt gemacht hätten. Dem will ich vehement widersprechen. Wie ich schon schrub ist das kein Thema von Links oder Rechts. Man hat schon vor 20 Jahren z.B. beim Atomausstieg nicht sachlich diskutieren können und Homöopathie ist nun echt keine Nazipropaganda.



        Es ist in meinen Augen viel zu leicht, dies zu einem Links-Rechts-Thema zu machen.



        Auch Ihr Goebbels(?) Zitat kann man wunderbar umdeuten. Macht FFF nicht das Gleiche? Oder Ende Gelände? Oder die Kapitalismuskritiker?

        Ich bin an einer Lösung interessiert. Und die Lösung kann in meinen Augen nicht sein, dem gegnerischen Lager die Schuld zuzuschreiben.

        • @alex broe:

          „schrub“ ist ne coole Vokabel! Tops!

        • @alex broe:

          Beim Link müssen Sie das Semikolon am Schluss entfernen, dann funzt es. (Ist aber nur eine Metareview zu asymptomatischem Covid-19 und nichts zur Sache)

          Das Goebbels-Zitat trifft natürlich auf jeden politischen Standpunkt zu. Die Frage ist aber, wer in der Praxis demgemäß handelt. Und das sind mit überwältigender Mehrheit die Anhänger eines bestimmten politischen Lagers. Nicht mal "Rechte", sondern ein spezieller Teil davon. Im englischsprachigen Raum werden sie als "dark enlightenment" zusammengefasst - eine obskurantistische, selbsternannt-elitäre, neo-antiaufklärerische Allianz.

          "Macht FFF nicht das Gleiche?"



          XR hat zimindest anfangs oft das Gleiche gemacht. FFF macht so ziemlich des exakte Gegenteil: sie fordern eine Diskussion auf Grundlage überprüfbarer Fakten.

          "Oder Ende Gelände?"



          Die diskutieren generell nicht so viel, außer intern (und letzteres, soweit ich Einblick habe, sachbezogen).

          "Oder die Kapitalismuskritiker?"



          Die "Kapitalismuskritik der dummen Kerls" macht das auf jeden Fall, ja.

          "Es ist in meinen Augen viel zu leicht, dies zu einem Links-Rechts-Thema zu machen."

          Es ist insofern zumindest ein Rechts-Thema, weil es ein der Gesellschaft von rechtsaußen aufgenötigter Kulturkampf ist.



          Stichwörter dazu: "Besetzung von Feldern im vorpolitischen Raum" (Weißmann) und "Wir wollen [...] ein Ende der Party" (Sellner).



          Weitere Stichwörter: Metapolitik, Overton window, FUD, Cokie's Law, Studienzentrum Weikersheim, Götz Kubitschek, Jürgen Elsässer.

          Die Ironie ist, dass das Ganze, platt gesagt, nur so etwas wie Gramsciismus von rechts ist. Aber Gramsci hat nie nahegelegt, mit Verleumdungen, Unterstellungen, Aufrufen zur mörderischen Selbstjustiz, Suggestivfragen, und kategorischen Logikfehlern (affirming the consequent, cherrypicking data, shifting the goalposts vor allem) zu arbeiten. Und all die genannten Dinge sind bei Linken eher selten, aber bei alt-right und Neurechten Brot und Butter ihres "Diskurses".

    • @alex broe:

      Einerseits gibt es ja durchaus die Formate die jene Art von fundierter Debatte und Deliberation betreiben die sie vermissen. Etwa den Phoenix Presseclub oder die Blätter (www.blaetter.de/) um nur zwei Beispiele herauszugreifen.



      Gleichzeitig war die BILD schon immer die auflagenstärkste "Zeitung" und die wutschäumende Stammtischpolemik ist auch kein neues Phänomen.



      Deshalb wäre ich skeptisch ob es tatsächlich die so oft beklagten Echokammern sind in denen die Leute nur noch ihren eigenen Standpunkt wahr und ernst nehmen, oder ob nicht eher das Gegenteil davon der Fall ist und all die platten, undifferenzierten Ressentiments die ehemals in der Stammtischrunde blieben nun im Netz Multiplikatoren finden und damit Reichweite und Wirkmächtigkeit bekommen. Aus demokratischer Perspektive müsste man diesen Wegfall der Gatekeeper-Funktion der Intelligenzija eigentlich begrüßen und dennoch dennoch erschrickt man darüber, weil sich hier eben auch die Ambivalenz der Demokratie offenbart. "Es gibt nur eine gute Demokratie, nämlich diejenige, die die Katastrophe der demokratischen Kultur unterdrückt." (kritisch, Jacques Ranciere: Der Hass der Demokratie)

      • @Ingo Bernable:

        . "Aus demokratischer Perspektive müsste man diesen Wegfall der Gatekeeper-Funktion der Intelligenzija eigentlich begrüßen und dennoch dennoch erschrickt man darüber, weil sich hier eben auch die Ambivalenz der Demokratie offenbart."

        man muss hier wahrscheinlich zwischen kurz mittel und langfristigen wirkungen unterscheiden-.und berücksichtigen dass es lernprozesse gibt und das diese zeit brauchen.jede erweiterung der veröffentlichungsfreiheit lässt gesellschaftliche schichten zu wort kommen die bisher vom gesellschaftlichen diskurs ausgeschlossen waren und also im konsens der an ihm schon teilnehmenden schichten unterdrückt wurden



        .das war bei der erfindung des buchdruckes so-dass ist bei den sozialen medien im internet nicht anders.



        langfristig sind die wirkungen einer erweiterung der veröffentlichungsfreiheit gut-kurzfristig sind sie es eher nicht

    • @alex broe:

      Da kann ich nur zustimmen, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Man muss sich wirklich Gedanken darüber machen, wie man diese Unsitte wieder in den Griff bekommen kann. Schön wäre es, wenn seriöse Medien mit gutem Beispiel vorangingen. Aber da drückt der Schuh ja genauso, wie in irgendwelchen Online-Foren oder sozialen Medien.

  • Dass Götz Aly, Harald Martenstein und Peter Hahne dazugehören, ist nicht verwunderlich. Was Günter Wallraff an deren Seite getrieben hat, frage ich mich allerdings. Obwohl sein Wirken für RTL ganz sicher nicht unproblematisch sein dürfte. Da könnte er wohl auch gleich bei Bild einsteigen. Was für eine Entwicklung!

    • @reblek:

      Hat Matthias Matussek nicht unterschrieben? Der ist für mich das Model derjenigen, die sich gleich verfolgt fühlen, wenn man ihnen nicht vorbehaltlos zustimmt.

    • RS
      Ria Sauter
      @reblek:

      Ich kann mich Ihren Ausführungen nur anschliessen!

    • @reblek:

      …anschließe mich.

      unterm—— btw



      Mal bei Alekos - wieder nach dem Rechten schaun. - 😱 -

  • Vielen Dank, dass Sie auf diese Aktion aufmerksam machen. Die kommt genau zur richtigen Zeit. Es ist ein Unterschied, ob Sie das Werk einer Kabarettistin kritisieren oder ob Sie dafür sorgen, dass sie nicht mehr auftreten darf.



    Zu den von Ihnen aufgelisteten Erstunterzeichnern möchte ich noch Herrn Dr. Schmidt-Salomon und Herrn Prof. Bhakdi ergänzen. Da habe ich auch direkt unterschrieben.

    • @wollewatz:

      Naja, nur weil Frau Eckhart von einem Literaturfestival ausgeladen wurde, darf sie natürlich weiterhin auftreten.

      • @Martin Schlüter:

        Ein Verbot oder eine Ausladung wirken immer. Als Einzelfal nicht dso sehr wie als angehende Normalität, und auch hat natürlich noch die Härte einer Regel. Aber zum Einen kann es eben das erste Gleid in so einer Kette sein, und zum zweiten, ist auch der Einzelfall etwas, was eigentlich GAR NICHT passieren sollte.

        Ich spar mit den Nazivergleich mal. Aber nehmen wir an, ein strammnationaler Einzelhändler würde über die Freiheiten von Migranten sagen: "Nur weil sie bei mir bitte draußenbleiben sollen, dürfen sie natürlich weiterhin einkaufen." Das Motiv mag anders sein. Die Verharmlosung ist dieselbe.

      • @Martin Schlüter:

        Das stimmt. Die Gefahr ist nur, dass sich solche Beschränkungen auf diese Weise leise einschleichen. Dem sollte man entgegenwirken.

        • 9G
          90564 (Profil gelöscht)
          @wollewatz:

          welche "beschränkung"? dass sich ein "literatur-festival" "bedrohungslagen" selbst ausdenkt?