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Anstieg tödlicher Schüsse durch PolizeiNicht eure Zielscheibe

Mohamed Amjahid
Kommentar von Mohamed Amjahid

Die Polizei hat 2024 so viele Menschen erschossen wie seit 1999 nicht mehr. Viele dieser Menschen waren psychisch krank. Be­am­t*in­nen werden zur Gefahr.

Auch wenn die Figuren im Übungsraum bewaffnet sind, ist das bei den Getöteten nicht immer der Fall Foto: Stephan Rumpf/SZ Photo

E s sind viele Namen, sehr viele Namen: Mohamed Idrissi, Omar K., Soner A., Robert B., Markus M., Lamin Touray. Allein in der ersten Woche vom August 2022 sind vier Menschen getötet worden: Amin F. in Frankfurt am Main, Jozef B. in Köln, Sascha H. in Oer-Erkenschwick, Mouhamed Dramé in Dortmund.

Die Liste der Betroffenen, die in Deutschland von der Polizei getötet, erschossen, ja ermordet werden, ist lang, wird mit jedem Monat länger. Es ist ein lebensbedrohliches Problem, das viele in dieser Gesellschaft als solches gar nicht erst wahrnehmen.

Eine Auswertung von Meldungen der Nachrichtenagentur dpa brachte nun hervor, dass 2024 so viele Menschen durch Polizeischüsse ihr Leben verloren haben wie seit 1999 nicht mehr – das laufende Jahr ist noch nicht mal vorbei. Bundesweit sind es laut dieser Auswertung 17 Tote bis Oktober 2024 gewesen. Laut Experten sind drei Viertel der Opfer tödlicher Polizeigewalt psychisch erkrankt, viele von ihnen sind von Rassismus, von Armut, von Obdachlosigkeit oder Drogenabhängigkeit betroffen.

Kri­ti­ke­r*in­nen nennen es „Polizeiterror“

Die Gesellschaft hetzt das Gewaltmonopol auf diese besonders verletzbaren Gruppen, anstatt zum Beispiel einen sozialpsychia­trischen Dienst bereitzustellen, der nachweislich Gefahrensituationen entschärfen, somit Leben retten und uns alle sicherer machen könnte.

Die Polizei und ihre Gewerkschaften rechtfertigen routiniert diese längst normalisierte Polizeigewalt. Von unbedingtem Durchsetzungsvermögen der Polizei ist dann die Rede, von Eigenschutz der Beamt*innen, von normalem Polizeialltag. Insbesondere die Polizeigewerkschaften haben sich als Advokaten von tödlicher Gewalt ihrer uniformierten Mitglieder hervorgetan.

Kri­ti­ke­r*in­nen nennen es „Polizeiterror“, Polizeigewerkschafter werden in bürgerlichen und Boulevardmedien, im Fernsehen zum Interview gebeten: Sie nennen die tödlichen Einsätze regelmäßig unvermeidbar, angemessen, konsequent. Dann lächeln sie in die Kamera. Die einen Kol­le­g*in­nen töten, die anderen rechtfertigen. Arbeitsteilung.

Politik gibt „volle Rückendeckung“

In den meisten Medien wird über solche Fälle häufig lapidar berichtet, Polizeimeldungen (samt realitätsferner Darstellungen, man könnte sie auch Lügen nennen) werden ungeprüft übernommen. Dann ist zum Beispiel die Rede von einer Frau, die neulich in einem Supermarkt in München randalierte und dann erschossen wurde. Alles normal. Dass das Opfer in einer psychischen Ausnahmesituation und der Polizei als psychisch erkrankt bekannt war, wird selten, eher nebenbei im Nachgang erwähnt.

Es entsteht der Eindruck: Das soll so sein, es ist okay, wenn solche Menschen erschossen werden. Die von der Gesellschaft beauftragten Mörder in Uniform bekommen dann von der Politik, wie es im Koalitionsvertrag heißt, „volle Rückendeckung“ und „uneingeschränkte Solidarität“. Töten als legitimierte Routine, so weit ist diese Gesellschaft verrottet.

Doch niemand, rein niemand hat es verdient, von der Polizei erschossen, danach in rechtsextremen Polizeichats verhöhnt zu werden. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Menschen auch durch Einsätze von Elektroschockgeräten, durch Ersticken und Erwürgen oder vermeintlich „auf mysteriöse Weise“ in Polizeigewahrsam ums Leben kommen, getötet, ja ermordet werden. Oury Jalloh ist da nur der bekannteste Fall, der zeigt: Ein Mensch kann gefesselt in diesem Land auf einer Polizeiwache angezündet werden, den verantwortlichen Po­li­zis­t*in­nen drohen danach fast keine Konsequenzen.

Bedingungslos #TeamPolizei

Das tödliche Polizeiproblem, das belegt die aktuelle Auswertung erneut mit ihren vielen Fällen, die psychisch erkrankte Betroffene aufweisen, ist eine gut funktionierende politisch gewollte und von weiten Teilen des Parteienspek­trums unterstütze Praxis, die Menschen unsicher macht. Dabei ist die Polizei gesetzlich daran gebunden, stets das mildeste Mittel anzuwenden und verhältnismäßig zu agieren.

Doch von den in einigen Bundesländern mitregierenden Linken, über SPD, FDP, Grüne bis hin zur Union und ins rechtsextreme Lager: Sie alle sind bedingungslos #TeamPolizei. Dabei sind sehr viele Opfer zu beklagen. So viele, dass manche Polizeibehörden selbst laut Recherchen nicht genau wissen, wie viele Menschen sie töten. Die Sicherheitsbehörden führen schlicht keine offizielle Statistik zu diesem Thema.

Ich habe diesen Text an einigen Stellen bewusst hart formuliert. Denn als Reporter beschäftige ich mich nun seit mehr als einem Jahrzehnt mit der polizeilichen Gefahrenlage in Deutschland. Vor Kurzem habe ich eine Liste zusammengestellt, mit Fällen tödlicher Polizeigewalt seit 1945. Die meisten Fälle sind in den Pressearchiven und Polizeiakten mit „N.N.“ vermerkt. Ja, es sind viele Tote, aber die meisten Opfer tragen für diese Gesellschaft noch nicht mal einen Namen.

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Mohamed Amjahid
Mohamed Amjahid ist freier Journalist und Buchautor. Seine Bücher "Der weiße Fleck. Eine Anleitung zu antirassistischem Denken" und "Let's Talk About Sex, Habibi" sind bei Piper erschienen. Im September 2024 erscheint sein neues, investigatives Sachbuch: "Alles nur Einzelfälle? Das System hinter der Polizeigewalt" ebenfalls bei Piper.
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28 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Die Mordrate in Deutschland ist in den letzten Jahren ebenfalls angestiegen, aber das deutet möglicherweise eher auf ein breiteres gesellschaftliches Phänomen hin.

    Mit den o. g. aktuell 17 Fällen pro Jahr – und dabei möchte ich keinesfalls das Leid jedes einzelnen Falls schmälern – erscheint es jedoch fraglich, inwieweit die Bürgerinnen und Bürger als "Zielscheibe' für der Polizei herhalten müssen.

    Der Artikel liest sich für mich, als würde er von Confirmation Bias geprägt sein.

  • Der Artikel verweist auf sich wehrende, jedoch meist unbewaffnete Personen, die aggressiv auftreten, mental nicht zurechnungsfähig sind oder wohl manchmal auch auf Drogen sind. - Das erste, was man in der Ausbildung lernt, ist, daß aggressive, mental gehandicapte oder drogensüchtige Personen auf Pfefferspray oder ähnliches nicht reagieren.

    Eine Schußwaffe ist hier vollkommen fehl am Platz.

    Wendet sich die Aggression gegen andere oder gegen die Polizisten, ist der Teleskopschlagstock das Mittel der Wahl für Polizisten, die keine Nahkampftechniken kennen. Dieses Einsatzmittel erlaubt das Halten von Abstand, sowie recht schmerzhafte Stopschläge.



    - In anderen Ländern werden Körperdruckpunkte angewendet, auch ChinNa, sowie Elemente des Aikido oder Hebel und Würfe anderer Selbstverteidigungarten.

  • Jetzt mal ohne Bewertung, wie die Zahlen der Tötungen zu bewerten sind, würde ich keinem Polizisten unterstellen wollen, es würde spurlos an ihm vorübergehen, wenn er jemanden in einer dienstlichen Situation getötet hat.



    Die Frage ist doch, warum wenn die Polizisten schon nicht genügend geschult sind, bei solchen Bedrohungslagen keine Spezialisten hinzugezogen werden und keine nicht tödlichen Waffen wie Taser, Gummigeschoße, Reizgas verwendet werden.

  • Der Kommentar lebt von fehlendem Maß und Emotionalisierung. Die Deutsche Polizei erschießt, im internationalen Vergleich und in Relation zur Bevölkerungsgröße, außerordentlich wenige Menschen.



    Es gibt Fälle wie den von Oury Jalloh, da kann ich Frust nachvollziehen, doch von Einzelfällen auf alle zu schließen ist unseriös.

    Das besonders häufig Menschen in psychischen Ausnahmesituationen sterben ist nicht nur in Deutschland wahr, doch das bedeutet nicht, dass diese Tötungen per se nicht gerechtfertigt waren. Ob jemand wegen einer Psychose oder aus kalkulierter Boshaftigkeit mit dem Messer zustoßen will, ändert nichts an dem Schaden, der durch den Hieb entstünde.

    • @Julius Anderson:

      Nein daran nicht, aber es eben auch nicht von der Hand zu weisen, dass die schlechte Ausbildung der Polizei eben auch dazu beiträgt, dass diese Menschen weiter decompensieren, was in der Folge dann eben aus erwähnten "Selbstschutz" dazu führt, dass diese mit unter erschossen werden. Sprich die Menschen zahlen für schlecht ausgebildete Polizeibeamte im schlimmsten Fall mit ihren Leben und das wäre ein Zustand der behebar wäre.

  • Lieber Mohamed Amjahid,

    ich verfolge seit vielen Jahren diese unerträglichen Tötungen psychiatisch Erkrankter von Polizei und SEK-Einsatzkräften, zu erinnern sei nur an die Fälle am Senftenberger Ring, im Neptunbrunnen, in Moabit etcetc. Es ist immer so, wie Sie es beschreiben. Es ist einfach grauenhaft und ändern wird sich daran nie etwas.

  • Ich frage mich ob der Autor weiß, dass gerade diese "besonders verletzbaren Gruppen", Drogenabhängige, Obdachlose und psychisch Erkrankte (manchmal auch alles zusammen) auch oftmals sehr gefährlich für die Allgemeinheit sind.

    Jeder der öfter in körperliche Auseinandersetzung mit fremden Menschen verwickelt ist, sei es Polizei, Türsteher, Security etc. weiß um die Gefahren die in so Situationen lauern. Und wenn es um Eigenschutz geht kann man, wenn man in sekundenbruchteilen eine Entscheidung treffen muss, auch die falsche treffen. Auch wenn die Konsequenzen natürlich hier besonders drastisch sind.

    Ich bin jedoch der Meinung, dass unabhängige Stellen nach tödlichen Schüssen ermitteln sollten. Dieses ganze Konzept, Polizei ermittelt gegen Polizei finde ich etwas fragwürdig.

    • @Pawelko:

      Psychisch Kranke uns Drogenabhängige sind in aller Regel NICHt gefährlich für die Allgemeinheit. Dad ist stigmatisierender kriminalisierender Schwachsinn vom feinsten.

      Wieso schaffen es Psychiatriepfleger, Sozialarbeiter und andere Menschen aus sozialen Berufen, jeden Tag von früh bis spät mit diesen Leuten zu arbeiten ohne sie zu tasern oder zu erschießen?

      Alle Fälle die in den letzten Jahren durch die Presse gegangen sind hinterliessen den Eindruck dass die beteiligten Polizeibeamten mindestens mal völlig unprofessionell und komplett überfordert waren.

      Mal wird die Wohnungstür eingerammr hinter der sich ein psychisch Kranker befindet und dann mit der MP weggeblastet. Mal sind ein Dutzend Beamte vor Ort aber komischerweise alle Bodycams aus und es wird mit der MP weggeblastet....nie wird auf den paychiatrischen Dienst gewartet.....im Fall Neptunbrunnen konnte mab regelrecht zuschauen wie ein Polizist sich ohne Not in eine Lage bringt in der er vermeintlich nur noch schießen kann...

      Die Polizei bekommt offensichtlich keine hinreichende Ausbildung und hat keine hinreichenden Routinen wie mit psychisch Kranken zu verfahren ist.

    • @Pawelko:

      Wie ich einer Antwort weiter oben schonmal schrieb. Es geht auch darum, dass die Polizisten mit unter selbst zur Eskalation der Lage beitragen u.a. verursacht durch deren schlechte Ausbildung für solche Situationen , aber eben auch durch Vorurteile und Ansichten auf Seiten der Beamten.

      Das sind Misstände die eben nur bedingt offen diskutiert werden, gerade unsere Law and Order Politiker oder eben auch die Polizeigewerkschaften machen da komplett dicht und blähen lieber die Gefahr für Beamte künstlich auf, indem sie alles mögliche in die entsprechenden Statistiken mit reinzählen (z.B ein Protestierende Person die sich am Boden festklebt und von 3 Polizeibeamten weggetragen werden muss, zählt als 3mal begangene Widerstandshandlung, Beamte die im Zuge einer Demo von den eigenen Kollegen*innen eingenebelt werden landen mit durch Demonstranten verletzten Kollegen in einen Pott etc. Ebenso ist es ein Unding, wenn wie im Artikel beschrieben "Die Sicherheitsbehörden führen schlicht keine offizielle Statistik zu diesem Thema"

      Den letzten Teil stimme ich zu , leider ist die Diskussion zu all diesen Themen extrem emotional aufgeladen und verkommt zu einer Art Bekenntnispflicht

    • @Pawelko:

      Obdachlose sind gefährlich für die Gesellschaft? Wohl eher andersrum.

  • Nehmen wir den Fall im Münchner Supermarkt: Ob die Frau, die von der Polizei erschossen wurde, in einer psychischen Ausnahmesitution war, ist doch erstmal völlig nebensächlich!! Die Frage ist, ob ein Schusswaffengebrauch notwendig war, um den Messserangriff der Frau auf die Beamen abzuwehren oder nicht. Und arum dieses Sschuß ein tötlicher hate sein müssen.



    Das kann man natürlich verneinen - aber nur, wenn man den Tathergang kennt. Für den TAZ-Kollegen scheint der aber keine Rolle zu spielen. Stattdessen spricht der Autor von vielen misteriösen Fällen (wie den von Oury Jallo), die in Polizeigewahrsam (Zitat!!) ermordet wurden. Ich kenne keinen weiteren! Der Autor offensichtlich auch nicht, den er nennt keinen. Das ist Journalismus ala Bild-Zeitung. In einem älteren Artikel der TAZ listet die Zeitung 24 Todesfälle in Polizeigewahrsam auf. Bei keinem einzigen kann man auch nur ansatzweise von Mord reden. Mal gab es im Vorfeld einen Angriff auf die Beamten, mal hat sich der Verhaftete erhängt oder starb an Herzinfarkt odre ähnlichem. Alles schlimm, alles schreit nach einer Untersuchung, ist aber kein Mord

    • @mlevi:

      In Dessauer Polizeigewahrsam sind laut dem Artikel taz.de/Tote-im-Des...ewahrsam/!5483843/ noch Hans Jürgen Rose und der Obdachlose Mario Bichtermann zu Tode gekommen/getötet worden.

      Bzgl. Rose können sie hier taz.de/Todesfall-H...gen-Rose/!6035054/ nachlesen. Und laut Wikipedia de.wikipedia.org/w...te_Todesf%C3%A4lle

      Am 7. 12 1997 wurde Hans-Jürgen Rose nach einer Alkoholfahrt gegen 01:05 Uhr von Polizisten aufgegriffen und um 03:35 Uhr entlassen. Eineinhalb Stunden später wurde der sterbende Mann um 05:06 Uhr einen Häuserblock entfernt mit schweren inneren Verletzungen aufgefunden. ... Abriss eines Lungenflügels und eine gebrochene Wirbelsäule.

      Am 29. 10 2002 wurde der stark alkoholisierte Mario Bichtemann zur Ausnüchterung in Zelle 5 eingesperrt. ... Notarzt stellte den Tod fest. Spätere rechtsmedizinische Untersuchungen stellten einen Schädelbasisbruch als Todesursache fest, konnten den Zeitpunkt ... aber nicht genau eingrenzen. Das Verfahren ... gegen zwei Polizeibeamte, darunter der später in den Prozessen zu Oury Jalloh verurteilte Dienstgruppenleiter, wurde nach §170 Abs.2 StPO eingestellt.

    • @mlevi:

      Ein Messer war die gefährlichste Nahkampfwaffe für 10000 Jahre, bis gute mehrschüssige Pistolen aufkamen. Ein Fanatiker oder psychisch Kranker, kann in Extrem - Situationen so extrem schnell sein, daß er in dem Bruchteil einer Sekunde (Zeit eines Finger-Schnippens) 3-5 Meter überwindet!



      Ist er/sie erstmal in deinem Körper-Bereich, ist Gegenwehr selbst für einen Jahrzehnte langen Kampfportler extrem schwierig, Ein wenig Trainierter oder Un-Trainierter hat fast keine Chancen!

  • Danke für diesen Artikel! Ich frage mich auch, warum man in Talkshow darüber nicht "hart, aber fair" diskutieren kann. Denn es ist ein Problem, wenn die Polizei Menschen einfach erschießt, weil es am einfachsten ist.

    • @flocki1901:

      Sie glauben ernsthaft, dass es für den konkreten Polizisten "am einfachsten ist", jemanden zu erschießen?

      Der Papierkrieg mit der Dienststelle und den Aufsichtsbehörden alleine ist 100x aufwendiger, als einen Arbeitstag an einen Wahnsinnigen zu vergeuden.



      Und falls sie meinen, der Schutz der eigenen körperlichen Unversehrtheit sei eine Lapalie, dann ist Ihnen ohnehin nicht zu helfen.

  • Scharf formuliert - gerne.



    Jedoch sollten nicht verschiedene Lagen vermischt werden, es ist schließlich etwas anderes, ob ein Gefangener in Gewahrsam ermordet wird, oder in einer akuten Gefahrenlage, das Wort Mord wäre hier sicherlich eine etwas übertriebene Formulierung.

    Ich weiß nicht, ob es sozialpsychiatrische Dienste gibt, die innerhalb von ein paar Minuten am Ort des Geschehens wären, und, ob diese Mitarbeiter einer Person mit Messer ausgesetzt werden sollten. Für eine psychische Ausnahmesituation kann die Person oft nichts, macht die Person aber gerade deshalb noch unberechenbarer.

    • @0 Substanz:

      Bei einer per/akuten Femdgefährdung durch einen psychotischen Patienten sind nicht der sozialpsychiatrische Dienst sondern die Polizei und der Notarzt/Rettungsdienst samt Ordnungsamt zuständig. In diesen Lagen kommt das Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen



      bei psychischen Krankheiten (PsychKG) zu Anwendung. -



      Ein sozialpsychiatrischer Dienst bietet Menschen Beratung und Hilfen an, die an psychischen Erkrankungen oder Suchterkrankungen leiden oder sich in einer schwierigen Lebenslage befinden. Das ist bestimmt sinnvoll z.B. nach der Entlassung aus der Akut- oder Rehabehandlung, um den Psychiater bei den für den Patienten notwendigen sozialen Aktivitäten zu untersützen.

  • Wow! Eine derartige Häufung unbelegter und zusammenhangloser (Falsch-) Behauptungen ist selbst für die taz extrem. Ist der Artikel wieder ungelesen durchgerutscht oder gar Absicht für die Klickzahlen?

  • Ich kann eventuell den Frust und ein Ohnmachtsgefühl vom Kommentator nachvollziehen und eventuell ist ein Kommentar auch anders zu bewerten als ein Artikel. Allerdings alle potentiellen Polizeischützen unreflektiert Polizeimörder zu nennen, finde ich völlig an der Realität vorbei. Dabei will ich nicht mal auf das Dilemma eingehen, welches durch die beschriebenen politischen Rahmenbedingungen nur bedingt den Polizistinnen anzulasten ist. Mörder ist in diesem Zusammenhang auch ein Rechtsbegriff und eine Motivationzuschreibung, die ich total unangemessen finde.

    • @gynnie24:

      Möchte Ihnen zustimmen: "Allerdings alle potentiellen Polizeischützen unreflektiert Polizeimörder zu nennen, finde ich völlig an der Realität vorbei....Mörder ist in diesem Zusammenhang auch ein Rechtsbegriff und eine Motivationzuschreibung, die ich total unangemessen finde."

      Polizisten dürfen / müssen die Waffe nur in einer Notwehrsituation gebrauchen. In einer Notwehrsituation ist jedem der Notwehrexzess nach §33 StGB erlaubt. Polizisten sind aber für diese Situationen ausgebildet, deswegen müssen im Vgl. zum "Normalbürger" strengere Maßstäbe angelegt werden. "Mord" hat das unverzichtbare Merkmal Heimtücke. "Polizeimörder" würde bedeuten : jemand wird Polizist weil er dann seine Uniform missbrauchen könnte um seiner Mordlust zu frönen. Ist vorstellbar (z.B. wie bei Krankenpflegern), müsste aber im Einzelfall nachgewiesen werden

    • @gynnie24:

      Dem stimme ich voll und ganz zu. Die Relativierung am Ende des Kommentars hilft dem Leser dann auch nicht weiter. Wenn der Autor sich seit 10 Jahren mit Polizeigewalt beschäftigt, würde ich auch erwarten, sich genauso lange mit Lösungen und damit zusammenhängenden Diskussionen zu beschäftigen. Muss die Ausbildung besser werden? Was ist mit dem Phänomen Suicide by cop? Gibt es generell mehr psychische Ausnahmezustände? ...

      • @Florian S. Müller:

        Es gibt schon länger eine erhebliche Zahl chronisch psychiatrischer Erkrankungen in unserer Gesellschaft . Das kann man an den verschriebenen Mengen Psychopharmaka erkennen ( pro Jahr 280 Mio Tagesdosen Antidepressiva , 200 Mio Tagesdosen Neuroleptika+ ....). Ca. 250.000 Polizisten in Deutschland sind die Bevölkerung einer Großstadt, m.a.W. 250.0000 "perfekte gesunde" Menschen wird man so schnell nicht finden. Der Artikel, wie Sie sagen , steht im Kontrast zu dem, was man in 10 Jahren lernen kann, wenn man sich gründlich damit beschäftigt.

  • Was für ein herrlich einseitiger Bericht, indem mal wieder die Polizei als Bösemann dargestellt wird. Aktuelle Statistiken, nachdem es noch nie so viele verletzte Polizisten (statista: 2014:62.286, 2023:105.708) gegeben hat wie jetzt braucht man da ja gar nicht erst erwähnen, passen nicht ins Meinungsbild des Autors.



    Sollte sich ein Polizist schwer verletzen lassen, nur weil der Täter physische Probleme hat?

    • @Rudi Hamm:

      „Ein tätlicher Angriff ist eine mit feindseligem Willen unmittelbar auf den Körper des Beamten oder Soldaten zielende Einwirkung. Eine körperliche Berührung oder auch nur ein darauf zielender Vorsatz des Täters ist nicht erforderlich. Ein verletzter Beamter ist also nicht wirklich notwendig, zum erfüllen dieser Straftat.

      Auch Bedrohungen zählen mit in die Statistik .



      Auch handelt es sich erstmal um erstatte Strafanzeigen, weswegen eben auch Konteranzeigen von der Polizei mit reinspielen und da Staatsanwaltschaft in Deutschland neigt eben auch zu einen Bias für Polizeibeamte bei der Verfolgung dieser Anzeigen.

      Sprich die Zahl bei Statista einfach 1:1 als Zahl der verletzten Beamten zu interpretieren führt zu einer Verzerrung der tatsächlichen Verletztenzahl nach oben. Was aber nicht im Umkehrschluss heißt, dass es keinen Anstieg an verletzten Beamten gegeben hat, aber dieser mag in geringeren Dimensionen stattfinden als es die Zahlen zeigen.

      Recht gebe ich ihnen aber in der wahrnehmung dass der Artikel etwas sehr einseitig und skandalisierend geschrieben ist und aus meiner Sicht in seiner berechtigten Kritik dennoch übers Ziel hinaus schießt.

    • @Rudi Hamm:

      Ich nehme an sie meinen diese Statistik de.statista.com/st...-die-staatsgewalt/

      Dann ist die Aussage die sie tätige so nicht richtig denn es zählen auch Fälle wie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen (§§ 113, 115 StGB) mit in die Statistik, was zu eienr Verzerrung führt, da Beamte in den Fällen in denen sie selbst angezeigt werden, oft diese konteranzeige machen, auch zählt eine wiederstandshandlung die einmal begangen wird aber gegen z.B 3 Beamte , zählt dann als 3malig begangene Wiederstandshandlung.

      Dazu passt eben auch dass " Gewalttaten gegen PVB sind mehrheitlich geprägt von den Delikten „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen“ und „tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen“



      Weiter im nächsten Kommentar

  • “…Dass das Opfer in einer psychischen Ausnahmesituation und der Polizei als psychisch erkrankt bekannt war…”

    …heißt noch lange nicht, dass von ihm keine Gefahr ausgehen kann.