live Ampelkoalition zerbricht: Scholz will Vertrauensfrage stellen
Kanzler Scholz schmeißt Lindner aus dem Finanzministerium. Außerdem will Scholz die Vertrauensfrage stellen, darüber soll der Bundestag im Januar 2025 abstimmen.
Inhaltsverzeichnis
- 0.01 Uhr: Göring-Eckhardt „Schritt nicht nötig gewesen“
- 23.56 Uhr: Mützenich: „Notwendige Entscheidung“
- 23.19 Uhr: FDP zieht Minister ab
- 22.45 Uhr: Scholz reist wie geplant zum EU-Gipfel
- 22.15 Uhr: CSU: „Regierungsvakuum keine Option“
- 22.07 Uhr: Grüne: „Folgerichtig wie unnötig“
- 22.05 Uhr: Lindner: „Scholz hat Koalition gebrochen“
- 21.38 Uhr: Olaf Scholz will mit Friedrich Merz sprechen
- 21.33 Uhr: Vertrauensfrage wird gestellt
- 20.52 Uhr: Kanzler Scholz entlässt Finanzminister Lindner
- 18.47 Uhr: Lindner schlägt Neuwahlen vor
0.01 Uhr: Göring-Eckhardt „Schritt nicht nötig gewesen“
Eine Stunde nach der SPD kommen auch die Grünen Abgeordneten aus ihrer Sitzung. Wesentlich bedröppelter als die SPD. Auch Katrin Göring-Eckhardt meint: „Dieser Schritt wäre nicht nötig gewesen.“ Sie bezieht sich damit auf Lindners Entlassung. SPD-Urgestein Axel Schäfer steht vorm Lift und ist konsterniert: meine grünen Freunde grüßen mich nicht mal mehr. Jetzt hat der Wahlkampf begonnen. (ale)
23.56 Uhr: Mützenich: „Notwendige Entscheidung“
Rolf Mützenich spricht von einer schweren, aber notwendigen Eintscheidung. Lindner wollte Schulz Neuwahlen abverlangen und hat das sofort öffentlich gemacht. Der Bundeskanzler habe keine andere Wahl gehabt, als ihn zu entlassen.
Er sieht die Regierung aber dennoch handlungsfähig. Wir werden jetzt zeigen, was möglich gewesen wäre, wenn der andere Koalitionspartner mitgemacht hätte. Nennt als Beispiel die Mietpreisbremse, für die man jetzt Mehrheiten im Bundestag suchen wolle. (ale)
23.19 Uhr: FDP zieht Minister ab
Die FDP zieht all ihre Minister aus der Bundesregierung zurück. Das kündigte Fraktionschef Christian Dürr in Berlin an. Damit beendet die FDP das Dreierbündnis der Ampel-Koalition. (dpa)
22.45 Uhr: Scholz reist wie geplant zum EU-Gipfel
Nachdem er die nervigen Mitbewohner rausgeschmissen hat, macht Olaf Scholz als Regierungschef erst mal weiter wie gewohnt. Wie geplant reist er am Donnerstag zum Treffen der Europäischen Gemeinschaft und zum informellen Ratsgipfel nach Budapest. Allerdings nicht wie vorgesehen am Vormittag, sondern erst am späten Nachmittag. Die taz ist dabei und wird berichten. (ale)
22.45 Uhr: Überraschendes Lob
Was ihr denn hier los? Vor dem Fraktionssaal der Grünen lobt Anton Hofreiter (sic!) den Bundeskanzler: „Das ist eine seiner besten Reden gewesen, die er bislang gehalten hat.“ (tas)
22.15 Uhr: CSU: „Regierungsvakuum keine Option“
Die CSU im Bundestag fordert angesichts des Scheiterns der Ampel-Koalition schnelle Klarheit für eine vorgezogene Bundestagswahl. „Es braucht die Vertrauensfrage so schnell wie möglich“, sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der Deutschen Presse-Agentur. Er fügte hinzu: „Regierungsvakuum ist keine Option für Deutschland. Wir sind bereit für schnelle Neuwahlen.“ (dpa)
22.14 Uhr: Ifo-Chef begrüßt Ampel-Auflösung
Der Chef des Münchner Ifo Wirtschaftsforschungsinstituts, Clemens Fuest, begrüßt die Entscheidung für eine Auflösung der Ampel. „Das ist nicht schön, aber es ist der richtige Weg“, sagte er „n-tv“. Es sei klar gewesen, dass die FDP einer Aufhebung der Schuldenbremse nicht habe zustimmen können. „Eine Regierung, die sich nicht zusammenrauft, die sich nicht einigen kann, geht lieber auseinander“, sagte Fuest. Deutschland brauche eine handlungsfähige Regierung. (rtr)
22.07 Uhr: Grüne: „Folgerichtig wie unnötig“
Zu sechst treten die Grünen am Kanzleramt vor die Kameras: Die Fraktionschef*innen, die scheidenden Parteivorsitzenden, Robert Habeck und Annalena Baerbock – das halbe Dutzend, das für die Partei am Koalitionsausschuss teilgenommen hat. „So folgerichtig wie unnötig“ sei die Entscheidung von Bundeskanzler Scholz gewesen, sagt Habeck, sichtbar erschüttert, über das Koalitionsaus.
Wie der Kanzler sieht auch er die Schuld bei Christian Lindner. Am Ende eröffnet der Habeck den Grünen-Wahlkampf und deutet schon mal an, mit welchem Sound er als Kanzlerkandidat wohl punkten möchte: Deutschland könne es besser als die USA, ohne Hass und Hetze. Vor der Zukunft müsse man keine Angst haben – wenn man sie denn gestaltet. Und, an die Bevölkerung gerichtet: „Wir können das gemeinsam tun.“ Yes, we can? Mal sehen, wie der grüne Zweckoptimismus aufgehen wird. Nach diesem Abend, an dem der Kanzler Handlungsfähigkeit gezeigt hat, könnte im Kampf um Wähler der linken Mitte erst mal die SPD vorne liegen. (tas)
22.06 Uhr: „Lindner: Scholz hat Zusammenarbeit aufgekündigt“
„Kalt kalkulierter Bruch der Koalition von Scholz“ sagt Christian Lindner – der Mann, der in einem 18-seitigen Papier lang und breit erklärt hat, was seine Koalitionspartner alles falsch gemacht haben. (taz)
22.05 Uhr: Lindner: „Scholz hat Koalition gebrochen“
Lindner sagte an Abend in einem kurzem Statement, dass Scholz die wirtschaftlichen Sorgen der Bürgerinnen und Bürger lange verharmlost habe. Sie sollten wieder stolz auf Deutschland sein. Scholz habe nach Ansicht des Ex-Finanzministers aber nicht die Kraft für einen neuen Aufbruch.
Scholz habe am Nachmittag ultimativ von Lindner verlangt, die Schuldenbremse aufzuheben. Dem habe er nicht zustimmen können, ohne seinen Amtseid zu brechen. Es sei ein kalt kalkulierter Bruch der Koalition von Scholz.
„Unser Land steht vor einer neuen Richtungsentscheidung“, sagte Lindner. Die FDP sei dazu bereit. „Wir werden dafür kämpfen, dies in einer anderen Regierung nächstes Jahr zu tun.“ (ga)
22.02 Uhr: Die Grünen sind für Neuwahlen
Die Grünen bleiben in Koalition und befürworten Neuwahlen im Frühjahr. (afp)
21.57 Uhr: Verstärkung internationaler Unsicherheit
Obwohl die USA noch mehr als genug mit ihrem eigenen Umbruch zu tun haben, schafft die deutsche Regierungskrise es auf die Startseite der Washington Post: „Die deutsche Regierung steuert auf einen Kollaps zu und sorgt für zusätzlichen Aufruhr in einer unsicheren Zeit“, schreibt das US-Medium: „Die Nachrichten aus Europas größter Volkswirtschaft sorgten an einem Tag, an dem sich ein Großteil der Weltöffentlichkeit auf den Ausgang der US-Wahlen konzentrierte, für einen gewaltigen Ruck der Unsicherheit.“ (taz)
21.51 Uhr: Die Stimmung im Regierungsviertel
Illustre Runde an der Ausfahrt des Kanzleramts, wo Robert Habeck und Annalena Baerbock gleich ein Statement abgeben: Kameraleute, Journalisten – und dazwischen Berlin-Touristen mit Bierchen. Die werden daheim was zu erzählen haben. (ts)
21.38 Uhr: Olaf Scholz will mit Friedrich Merz sprechen
Bundeskanzler Olaf Scholz bietet der CDU Gespräche über eine Zusammenarbeit an. „Ich werde nun sehr schnell auch das Gespräch mit Oppositionsführer Friedrich Merz suchen“, sagt er. Er wolle in zwei entscheidenden Fragen konstruktiv mit der Opposition zusammenarbeiten – „bei der schnellen Stärkung unserer Wirtschaft und unserer Verteidigung“. Die Wirtschaft könne nicht warten, bis Neuwahlen stattgefunden hätten, und es brauche Klarheit über die solide Finanzierung der Sicherheit und Verteidigung. (rtr)
21.36 Uhr: Scholz warnt vor Zerrissenheit wie in den USA
„Die Fähigkeit für Kompromisse darf uns nicht abhandenkommen“, sagt der Bundeskanzler. Er verweist auf die Zerrissenheit in den USA, die sich im Wahlergebnis von gestern Abend widerspiegelt. Das dürfe in Deutschland nicht passieren, so der Bundeskanzler. (kla)
21.35 Uhr: Wenige Worte für die Grünen
Die Grünen und Vizekanzler Robert Habeck werden vom Bundeskanzler nur in einem Satz genannt. Der Wahlkampf hat begonnen und Scholz setzt auf das Horse Race Union/SPD. (ts)
21.33 Uhr: Vertrauensfrage wird gestellt
Bundeskanzler Olaf Scholz will die Vertrauensfrage stellen. Der Bundestag solle darüber am 15. Januar abstimmen, sagte der SPD-Politiker in Berlin. Sollte es nötig werden, könnte es im Marz 2025 Neuwahlen geben.
Er sei sich mit Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) einig, dass Deutschland schnell Klarheit über den weiteren politischen Kurs brauche, sagte er am Abend in Berlin. In den Sitzungswochen des Bundestags bis Weihnachten wolle er alle Gesetze zur Abstimmung stellen, die keinen Aufschub duldeten. Dazu gehören nach seinen Worten die Stabilisierung der Rente sowie Sofortmaßnahmen für die Industrie. (dpa/kla)
21.30 Uhr „Unterstützung der Ukraine bleibt wichtig“
„Beides muss sein: Sicherheit und Zusammenhalt“, sagt Scholz. „Der russische Angriffskrieg ist eine Notsituation, handeln ist Pflicht.“ (kla)
21.27 Uhr: Harte Kritik gegen Lindner
Scholz nennt die Unterstützung der Ukraine sowie Kosten der Modernisierung der Wirtschaft als Punkte, mit denen er sich mit der FDP und Christian Lindner uneins war. „Unsere Unternehmen brauchen Unterstützung, jetzt“, sagt der Bundeskanzler.Christian Lindner sei nicht kompromissbereit gewesen, so Scholz. Das sei dem Land nicht mehr zuzumuten.Der Finanzminister hätte „öffentlich inszenierten Streit“ provoziert. „Zu oft hat er mein Vertrauen gebrochen“, führt Scholz fort.Er sagt, Lindner gehe es um das kurzfristige Wohlergehen seiner Partei. (kla)
21.20 Uhr: Olaf Scholz nimmt Stellung
Hier geht es zum Livestream der Bundesregierung.
20.52 Uhr: Kanzler Scholz entlässt Finanzminister Lindner
Die Koalitionskrise spitzt sich dramatisch zu. Nun ist die Ampel-Koalition ist gescheitert. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) entlässt Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Um 21.15 wird Scholz im Kanzleramt dazu vor der Presse Stellung nehmen.
Lindner schlug zuvor vor, dass die Ampelparteien, wie 2005 gemeinschaftlich schnellstmöglich Neuwahlen für Anfang 2025 anstreben sollten, um „geordnet und in Würde“ eine neue Regierung für Deutschland zu ermöglichen. Die FDP wäre bereit, noch den Nachtragshaushalt 2024 gemeinsam zu beschließen und einer geschäftsführenden Bundesregierung anzugehören.
Zuvor hatten die Spitzen von SPD, Grünen und FDP zweieinhalb Stunden beraten, um Wege aus der Ampel-Krise zu finden. Im Kern ging es darum, wie das Milliardenloch im Haushalt 2025 gestopft und die schwer angeschlagene deutsche Wirtschaft wieder auf Trab gebracht werden kann. (dpa/rtr)
18.47 Uhr: Lindner schlägt Neuwahlen vor
FDP-Chef Christian Lindner hat nach Informationen der Bild-Zeitung beim Treffen des Koalitionsausschusses Neuwahlen vorgeschlagen. Das Treffen stehe kurz vor dem Abbruch, berichtete die Zeitung am Mittwochabend unter Berufung auf Teilnehmerkreise. Demnach haben aus Lindners Sicht die Gespräche der vergangenen Tage gezeigt, dass keine ausreichende Gemeinsamkeit für eine Wende in der Wirtschafts- und Finanzpolitik herzustellen sei.
Nach dem Wahlsieg Donald Trumps in den USA sei eine Wirtschaftswende noch dringlicher geworden, habe der Finanzminister betont. Lindner schlug demnach vor, dass die Ampel-Parteien gemeinschaftlich schnellstmöglich Neuwahlen für Anfang 2025 anstreben sollten. Ziel müsse sein, „geordnet und in Würde“ eine neue Regierung für Deutschland zu ermöglichen.
Wie Bild weiter schreibt, ist Lindner in diesem Fall bereit, den Nachtragshaushalt 2024 zu beschließen und eine geschäftsführende Bundesregierung zu tragen, bis eine neue Bundesregierung im Amt ist. (afp/rtr)
18.47 Uhr: Ausgang US-Wahl ließ den Druck steigen
Nach mehreren Treffen zur Beilegung ihrer weitreichenden Differenzen im kleinen Kreis berieten Top-Vertreter der Ampel-Koalition seit 18 Uhr als Koalitionsausschuss. Gastgeber der Gespräche im Kanzleramt war Olaf Scholz (SPD). Die Stimmung sei „ernst und durchaus angespannt“, hieß es von einem der Koalitionspartner.
Dem Koalitionsausschuss gehören neben dem Kanzler, Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) weitere Minister sowie die Spitzen der Ampel-Fraktionen und -Parteien an.
Die Ampel-Koalition ist zutiefst zerstritten in der Wirtschafts- und Finanzpolitik. Für das kommende Jahr ist noch eine Milliardenlücke zu schließen. Unter dem Eindruck der erneuten Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten stieg der Druck, eine Lösung zu finden. (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Die Brennelementefabrik und Rosatom
Soll Lingen Außenstelle von Moskaus Atomindustrie werden?
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen