Ärger über Polizeiparty in Hamburg: Saufen, ficken, pinkeln – na und?
Hamburg! Hamburg! Wir fahren nach Hamburg! Berliner Polizisten haben Spaß beim Außendienst in Westdeutschland.
„Einer der größten Polizeiskandale der vergangenen Jahre!“, empört sich die B.Z. Was ist da los? Wurde wieder jemand von einem Polizisten erschossen? Haben Beamte fatale Fehler zu vertuschen versucht, wie jüngst im Fall Amri? Ermittelte die Polizei jahrelang gegen Dönerverkäufer, während ein Neonazi-Netzwerk mordend durchs Land zog? Nix da.
Drei Hundertschaften der Berliner Polizei werden aus ihrem Einsatz im Vorfeld des G-20-Gipfels in Hamburg abgezogen. Die Vorwürfe: Während einer „exzessiven Party“ in ihrer Unterkunft pinkelten Polizisten gegen einen Zaun, ebenfalls an einem Zaun hatte ein Paar Sex, außerdem tanzte eine Beamtin auf dem Tisch, bekleidet mit nichts als einem Bademantel und ihrer Dienstwaffe.
Insbesondere das letzte Bild bestätigt den Verdacht, dass Partys der Polizei keine Veranstaltungen sind, denen man gern beiwohnen möchte. Und es ist natürlich denkbar, dass sich die Beamten dabei noch ganz anderer Dinge schuldig gemacht haben. Ihre Kollegen der berüchtigten 23. Hundertschaft fanden es zum Beispiel mal witzig, Sex mit Osama bin Laden nachzuspielen – das hieß dann nicht Skandal, sondern Humor.
Sollten die Polizisten außer Saufen, Sex und Pinkeln aber tatsächlich nichts verbrochen haben, kann man getrost davon ausgehen, dass sie damit weit weniger Schaden angerichtet haben, als es der ein oder andere ihrer Kollegen bei G 20 noch tun wird. Und denen, die jetzt halb verschämt, halb neidisch jeden Beleg der „Entgleisung“ dokumentieren (Bild: „Stühle, die zu einem Turm gestapelt wurden“), wünscht man, dass sie irgendwann feststellen dürfen, dass es tatsächlich noch bessere Partys gibt als die gelangweilter Polizisten auf Klassenfahrt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen