Änderung des Geschlechtseintrags: Sauna-Aufguss mit Genderkritik

Erwachsene können wohl künftig ohne Zwang zur Begutachtung den Geschlechtseintrag ändern lassen. Genderkritische Feingeister sind da schon überfordert.

Ein Mann und eine Frau sitzen in deiner Dampfsauna

Am besten in die gemischte Sauna gehen Foto: Westend61/imago

Die Regierung ist dabei, das Gesetz für die Änderung des Geschlechtseintrags zu reformieren. Das ist Teil des mühseligen Prozesses, das Transsexuellengesetz durch ein Menschenwürdiges zu ersetzen. Die zuständigen Ministerien, Inneres und Justiz, haben sich noch nicht endgültig ausgekotzt, aber es läuft darauf hinaus, dass Erwachsene künftig den Geschlechtseintrag ohne den bisherigen Zwang zur Begutachtung ändern lassen können, und ohne die bisher übliche peinliche Befragung. Und auch nach einer Frist von 12 Monaten erneut.

Und die Überforderung ist schon wieder groß bei den genderkritischen Feingeistern. Zugegeben, da gibt es ja auch viel zu durchdringen – aber es wäre gleich viel weniger, wenn genderkritische Feingeister nicht immer alles Mögliche zusammenschmeißen würden. Zum Beispiel Geschlechtseintrag und Saunen.

Kolumnist Götz Aly bei der Berliner Zeitung schrieb neulich, er könne ja dann bald einfach seinen Geschlechtseintrag ändern lassen, „anschließend die stets angenehm wenig frequentierte Frauensauna aufsuchen, die Frauenquote in einem Aufsichtsgremium heben und spe­ziel­le Programme zur Frauenförderung in Anspruch nehmen.“ Gesundheit!

Wenn ich als cis Mann das Bedürfnis habe, eine Frauensauna aufzumischen, indem ich mich als trans Frau ausgebe, dann kann ich das jetzt schon tun. Ich brauche keinen Ge­schlechts­ein­trag für solchen Schabernack. Ich bin dann weder trans noch eine Frau, sondern ein Mann mit kuriosem Hobby. Allerdings ist es leichter, mich als Bademeister auszugeben oder als Aufgussheini. Oder ich verkleide mich als Holzbank oder Öfchen – immer noch weniger Aufwand, als meinen Geschlechtseintrag behördlich ändern zu lassen.

Besser, als Leute mit Gut­ach­te­r*in­nen zu traktieren

Das Bundesverfassungsgericht hat 2017 den Gesetzgeber vor eine Wahl gestellt: Entweder den Geschlechtseintrag ganz abschaffen – oder ihn so gestalten, dass er der geschlechtlichen Identität der Menschen gerecht wird. Darum geht es. Da sich Geschlecht nicht von außen bestimmen lässt, können hier nur die Aussagen der An­trag­stel­le­r*in­nen selbst zugrunde gelegt werden. Finde ich persönlich auch besser, als die Leute mit Gut­ach­te­r*in­nen zu traktieren oder, wie bis vor nicht allzu langer Zeit, sie dazu zu zwingen, sich sterilisieren zu lassen.

Natürlich ist eine binäre Geschlechterwelt einfacher zu verwalten (ich sage einfacher, keineswegs einfach!), wenn es etwa um Quoten geht. Es will mir aber nicht in den Kopf, dass uns keine anderen Lösungen einfallen, als Menschen ihre Genderidentität zu verwehren. Die Ursache für die genannten Probleme sind ja nicht trans Menschen. Sondern cis Männer. Cis Männer klammern sich an Chefsessel, und cis Männer verhalten sich so sexuell übergriffig, dass viele Frauen an Orten der Nacktheit unter sich bleiben wollen. Hat deshalb schon mal jemand cis Männer zur Zwangsbegutachtung geschickt? Nicht dass ich wüsste.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Schreibt über Kultur, Gesellschaft, queeres Leben, Wissenschaft.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.