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Absage eines Uni-Vortrags in BerlinDie große Heuchelei

Silke Mertins
Kommentar von Silke Mertins

Die HU hat einen Vortrag wegen angekündigter Proteste abgesagt. Ernsthaft? Dann können wir die Meinungsfreiheit gleich aus dem Grundgesetz streichen.

Biologin Vollbrecht ist Expertin für Fische – aber durfte an der Uni trotzdem nicht reden Foto: Reinhard Dirscherl/imago

C lownfische können ihr Geschlecht wechseln, wenn es für die Fortpflanzung opportun erscheint. Auch andere Fischarten sind trans – ein Phänomen, das schon in den 1980ern Wissenschaftler faszinierte. Wenn Kri­ti­ke­r*in­nen also meinen, die Biologin Marie Luise Vollbrecht sei mit ihrer Spezialisierung auf Fische ungeeignet, um über Geschlechter in der Tier- und Pflanzenwelt an der Berliner Humboldt-Universität (HU) einen Vortrag zu halten, sind sie auf dem Holzweg.

Doch ohnehin geht es gar nicht um Fragen der Qualifikation oder der wissenschaftlichen Zuständigkeit. Die HU hat Vollbrechts Vortrag im Rahmen der „Langen Nacht der Wissenschaften“ abgesagt, weil Proteste von Ak­ti­vis­t*in­nen angekündigt waren, die der Biologin wegen eines Beitrags in der Welt Transfeindlichkeit vorwerfen.

Dieses Argument muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit hört also dort auf, wo Proteste angekündigt werden? Können dann auch auch umgekehrt rechte Burschenschaften Vorträge über Transfeindlichkeit oder die rechtliche Bewertung von Abtreibungen mit Protestankündigungen verhindern? Werden Veranstaltungen abgesagt, weil die AfD vor und nach und währenddessen protestieren will?

Was die HU da abliefert, ist große Heuchelei. In Bezug auf Vollbrechts Vortrag hat sie erschrocken zurückgezuckt. Dass sie nun den Vortrag doch noch nachholen will in einem weniger öffentlichen Zusammenhang, macht es nicht besser. Der Schaden ist da und hat bereits die Botschaft verbreitet, dass die Humboldt-Universität kein offener Diskussionsraum ist.

Der Biologin aufgrund woker Bedenken einfach kurzfristig abzusagen, ist einer wissenschaftlichen Einrichtung unwürdig. Eine Universität muss abweichende Meinungen und Kol­le­g*in­nen aushalten können, statt sich der Cancel-Forderung anzuschließen. Proteste, auch laute und unangenehme, sind einer Universität zuzumuten. Die im Grundgesetz verankerten Rechte und Freiheiten können nämlich auch von noch so viel Protest nicht einfach weggecancelt werden.

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Silke Mertins
Redakteurin Meinung
Kommentatorin & Kolumnistin, Themen: Grüne, Ampel, Feminismus, Energiewende, Außenpolitik
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56 Kommentare

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  • Wenn man sich die Kommentare hier durchliest, scheint die Tatsache, dass es aus biologischer Sicht tatsächlich nur 2 Geschlechter gibt, einfach mal völlig nebensächlich zu sein.



    In China wird mitlerweile am Fusionsreaktor geforscht und im ehemaligen Land der Dichter und Denker werden grundlegende naturwissenschaftliche Wahrheiten einfach infrage gestellt, um die Realitätsherleitungslogik einiger Menschen nicht zu kritisieren.

    Inwiefern ist der Beweis und das Verbreiten der Zweigeschlechtlichkeit transphob oder ein Angriff auf die Queer Community?

    Oder haben die "Wissenschaftler" der Gender Studies mitlerweile das Z Chromosom gefunden?

  • 4G
    42798 (Profil gelöscht)

    Wissenschafts- oder Meinungsfreiheit hört da auf, wo die Verletzung von Menschenrechten droht.

    In Deutschland dürfen vor dem Hintergrund der Nazi-Medizin der 1930er und 40er Jahre nie wieder reaktionäre Kräfte gegen Vielfalt und Inklusion unter dem Deckmantel einer vermeintlichen Wissenschaftsfreiheit ihre Propaganda verbreiten.

    Rote Karte gegen einen massiven Rechtsruck im intellektuellen Leben Deutschlands - welcher gegen eine offene Gesellschaft agitiert und zudem als Wegbereiter eines neuen deutschen Militarismus fungiert!

    • @42798 (Profil gelöscht):

      Zwei biologische Geschlechter zu beschreiben, hat so gar nichts mit einem Rechtsruck im Wissenschaftsbetrieb zu tun. Vor allem deshalb nicht, weil eine Diskussion darüber ja gar nicht zustande kommen konnte.

      • 4G
        42798 (Profil gelöscht)
        @tazziragazzi:

        „Personen wie Vollbrecht geht es nie um biologische Zweigeschlechtlichkeit“

        www.fr.de/politik/...-nie-91649358.html

  • Sehe ich ganau so wie Sie Frau Mertins. Darum befasse ich mich auch nicht mit Biologie. Zu viel Geschrei, der von tatsächlicher Erkenntnis ablenkt.



    Hier etwas, wo Sie auf den ganzen Gender- und Politzirkus keinen Pfifferling geben müssen.



    Die Natur wird erst schön, wenn sie durch die Mathematik erklärt wird:



    www.youtube.com/watch?v=JRZgW1YjCKk

  • www.belltower.news...mmenbringt-134409/

    Das sollte alles sagen.

  • "Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit" sind nicht das Gleiche, es führt in diesem Kontext hier in die Irre, sie so zusammenzuschreiben (so teilt auch z.B. die Meinungsredaktion der Taz keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, Forschungsergebnisse mit - vielleicht sollte wan sich dies an dieser Stelle auch nochmal klar machen)

    Jede*r darf äußern, die Erde sei eine Scheibe - die Humboldt-Universität würde aber ihrer Funktion nicht gerecht, würde sie in einer „Langen Nacht der Wissenschaften“ eine solche Meinung zu 'wissenschaftlich' aufwerten, indem sie ihr in einem solchen Rahmen Raum bietet.

    Und "Transfeindlichkeit" ist darüber hinaus genauso wenig eine "Meinung" wie Hass allgemein: Vollbrechts Vortrag ginge über Flatearthing hinaus, wäre eher mit einem über Phrenologie oder gar Rassenlehre vergleichbar.

    Dies belegt schon 》die Verwendung des Begriffs „Gender“ im Vortragstitel ["Geschlecht ist nicht gleich (Ge)schlecht. Sex, Gender und warum es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt."]. Wieso sollte in einem Vortrag über die geschlechtliche Biologie von Meerestieren das performative und soziale „Gender“ eine Rolle spielen – die bei nicht-menschlichen Tieren natürlich nicht gegeben ist?《

    So die "promovierte Medizinsoziologin und Wissenschaftshistorikerin" Dana Mahr in der FR www.fr.de/politik/...sche-91649358.html "An der Universität Genf erforscht sie die sozialen Folgen der Präzisionsmedizin für marginalisierte soziale Gruppen"

    Sehr lesenswerter Artikel, der auch die gerade aktuellen politischen Behauptungen und Verdrehungen hierzu -'woke cancelculture'- einordnet und gerade rückt, Vollbrechts eigenes Engagement als Aktivistin gegen Gendermainstreaming.

    Dies gelingt übrigens auch dem BR ziemlich vorbildlich, hier www.br.de/kultur/g...ansphobie-100.html nachzulesen.

    • @ke1ner:

      Haben Sie Frau Vollbrechts Vortrag überhaupt zur Kenntnis genommen? Scheint mir nicht der Fall zu sein.

    • @ke1ner:

      Unsinn

  • Ich bin gar nicht überrascht, wie wenig mich die Vermischung von sozialem Hardcore-Konstruktivismus und Biologie aufregt.



    Vielleicht ist das Ganze nur eine clevere PR-Maßnahme der HU, um ihren Ruf als progressive Uni etwas aufzupolieren und vom sonstigen Dorfcharakter der Stadt etwas abzulenken?

  • Eine Biologin ist grundsätzlich für Geschlechter und Gender ungeeignet. Einzig Aktivisten hätten die nötige Kompetenz und das nötige Feingefühl, ohne (betroffene) Menschen mit Verweise aufs Tierreich zu triggern.

  • Das ist schon eine geniale Inszenierung. Frau Vollbert mit Bio Master als etablierte Fisch Forscherin hinzustellen (mit einem Artikel über Seeanemonenökologie) ist recht beeindruckend. Ansonsten hat sie einen Hetzartikel über eine Genderverschwörung beim ZDF geschrieben. Wissenschaftlich hat der Vortrag nur Schulbuchwissen zitiert was NIEMAND anzweifelt und ist mit der unbewiesenen Behauptung hausieren gegangen Genderaktivisten leugnen die Existenz von Sperimen und Eizellen.

    • @zat zat:

      Und das reicht aus, ihren Vortrag zu verhindern?

  • Das Problem scheint mir zu sein, wie eng die Grenzen des Sagbaren gezogen werden.

    Keine Nazi-Scheiße, kein Rassismus, Antisemitismus. Grob gesprochen.

    In diesem Fall hier kann ich es nicht so recht nachvollziehen.

    • @Jim Hawkins:

      Die Frage ist doch, wer diese Grenzen zieht, bzw. wem die Grenzziehung zugestanden wird. Ich will grade nicht lästern, und paternalistisch rüberkommen will ich auch nicht, aber uns ist doch allen klar, dass es Leute gibt, die ziemlich abstruse Vorstellungen davon haben, wo Sexismus, Rassismus etc. beginnt. Und wenn dann Vorträge gecancelt werden aus bloßer Angst vor ismus-Vorwurf und ohne eine inhaltliche Betrachtung des potentiellen ismus im Vorzutragenden – so scheint’s hier ja gewesen zu sein – dann wird die Grenzziehung komplett beliebig. Noch absurder, wenn gar nix schlimmes zu erwarten ist (Sex bei Fischen, meine Fresse) sondern die Person nur anderer Stelle ihr Rederecht verzockt hat.



      Naja, mittlerweile uraltes Thema, aber immer noch der gleiche Mist.

      • @Ruhig Blut:

        "Und wenn dann Vorträge gecancelt werden aus bloßer Angst vor ismus-Vorwurf und ohne eine inhaltliche Betrachtung des potentiellen ismus im Vorzutragenden – so scheint’s hier ja gewesen zu sein"

        Angst vor bloßen Vorwürfen würde ich jetzt nicht unterstellen wollen. Der HU-Präsident hat heute morgen im DLF erklärt, es habe konkrete Hinweise gegeben, dass die Vollbrecht-Verächter nicht bloß Demos vor der Uni im Sinn gehabt hätten sondern aktive Störungen im Gebäude planten - und das auch die Gegendemonstranten davon Wind gekriegt hätten und diese Störungen "verhindern" wollten. Ich lade zum Brainstorming ein, wie das, wenn es so passiert wäre, gewaltfrei hätte bleiben können...

        Die Reaktion der Uni war natürlich trotzdem nicht das Gelbe vom Ei, und dass sie im Nachhinein keinen Fehler zugibt und den Shitstorm eher als Schicksalsschlag statt als Anlass zur kritischen Reflexion begreift, spricht ebenfall nicht für die Verantwortlichen. Aber wenn sie einfach nur Angst vor Vorwürfen gehabt hätten, wäre der natürliche Weg gewesen, den Vortrag gar nicht erst ins Programm zu nehmen. DASS es Gegenwind aus der "soziologistischen" Ecke gegen die Referentin geben würde, dürfte Jedem klar gewesen sein, der von dem Welt-Artikel wusste (und das wiederum kann man wohl der HU unterstellen).

      • @Ruhig Blut:

        Sie lästern gar nicht, es gibt diese Leute.

        Oft sind die ja auch als Sprachpolizei unterwegs und vermitteln den Eindruck, würde man nur die richtigen toxischen Worte aus der Sprache verbannen, dann wäre die Welt ein besserer Ort.

        Es ist ja richtig, dass verächtlich machende Wortwahl geächtet wird, aber die gehen ja derart ins Klein-Klein, dass man ein dickes Handout benötigt, um auf dem Laufenden zu sein.

        Und den richtigen Rassisten, Homophoben, Trans-Feinden ist das sowieso alles scheißegal.

      • @Ruhig Blut:

        Na ja, wenn man sich den Titel des Vortrags mal ansieht ("Geschlecht ist nicht gleich Geschlecht. Sex, Gender und warum es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt."), dann fragt man sich schon, was Fische mit Gender zu tun haben, das ist ja ein rein auf den Menschen zu münzender Begriff.



        Mit ihrer Doktorarbeit hat der Vortrag wohl auch rein gar nichts zu tun, was die Aufnahme des Vortrags in eine Nacht der Wissenschaften schon bizarr macht. Da referiert ja normalerweise nicht jeder, der gerade Lust hat, über irgendwas, was mit seiner wissenschaftlichen Arbeit gar nichts zu tun hat.

    • @Jim Hawkins:

      ... wie eng Grenzen des Sagbaren empfunden und gezogen werden, kann dann aber auch mit Erfahrungswelt, Betroffenheit und Privilegien zusammenhängen. ;-)



      Die konkreten Äußerungen von der Person und konkreten Vorwürfe an diese kenne ich (noch) nicht.

      • @Uranus:

        Das stimmt natürlich, aber für meinen Geschmack schießt das alles etwas ins Kraut.

        Die Welt besteht nun mal nicht aus lauter "Safe Spaces", in denen überall Schilder mit Triggerwarnungen herumstehen.

        Prototypisch stehen dafür Menschen wie Lann Hornscheidt:

        "Nach der jahrelangen Selbstbezeichnung als „Profex Drex“ (Prof. Dr.) verwendet Hornscheidt seit April 2021 die neue Endung -ens: „Prof.ens Dr.ens“. "

        Tut mir leid, da kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen.

        de.wikipedia.org/wiki/Lann_Hornscheidt

        Oder, in dieser Szene gibt es Veranstaltungen, auf denen POC weißen Sprechern einfach so Rassismus unterstellen und ihre Entfernung fordern können. Ohne auch nur den Hauch eines Beweises liefern zu müssen.

        Das finde ich gaga, zumal das in Kreisen geschieht, in denen sowieso schon alle herumlaufen wie auf rohen Eiern.

        Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, das ist ja alles sozusagen messbar, beweisbar. Wird an den Unis erforscht.

        Ich denke nicht, dass man sich allein auf das subjektive Empfinden verlassen sollte. Oder den Sprechort.

        Natürlich gilt trotz allem:

        Gegen Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Transfeindlichkeit!

        • @Jim Hawkins:

          Es mag schon schräge Entwicklungen und Personen mit schrägen Auffassungen geben und Ihren Punkt kann ich bis zu einer gewissen Grenze nachvollziehen. Auf das aktuelle Thema bezogen, fehlen mir aber wie gesagt, Einblicke in den/die Auslöser.

          • @Uranus:

            Okidoki, es gibt da wohl eine Vorgeschichte, wurde oben gepostet, hier noch einmal:

            www.belltower.news...mmenbringt-134409/

            Da sind schon finstere Sachen dabei.

            • @Jim Hawkins:

              Ah, Danke für's nochmalige Posten!

  • Kluger Beitrag - HU steht jetzt gefühlt für Gleichschaltung.

    • @Dennis Brober:

      Aus meiner Sicht eher für biedermännisches Wegducken. Für Gleichschaltung braucht es mehr als eine Uni.

      Es ist ja auch nicht so, dass die HU den Eindruck erweckt hätte, GEGEN streitbare Auftritte wie den Frau (darf ich das so unterstellen?) Vollbrecht zu sein. Sonst hätte sie ihn gar nicht erst ins Programm genommen. Nur hat sie halt genau falsch reagiert, als die Gemüter darüber in Wallung gerieten.

      • @Normalo:

        Denke die Uni wollte keine Oldschool-Niederbrüller-Bilder, die die Mehrfachgeschlechtsfans in schlechtem Licht (als Niederbrüller) erscheinen lässt.

  • Die Absage des Vortrags wegen zu erwartender Proteste mag albern sein, aber dabei ging es nun nicht um das fehlende "Aushalten abweichender Meinungen". An irgendwelchen biologischen Fakten zweifelt vermutlich niemand an der HU. Und deswegen ist schon der Titel des Vortrags (dass es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt) als wissenschaftlicher Humbug einzustufen:



    www.nature.com/articles/518288a



    Und wenn man schon über Grundrechte redet: das Grundrecht auf Anerkennung des dritten Geschlechts wurde vor ein paar Jahren vom Verfassungsgericht durchgewunken. Die Behauptung der ausgeladenen Rednerin, ARD und ZDF indoktrinierten Kinder mit "Transgenderideologie" (was immer das auch sein soll), kann man dagegen wohl bei bestem Willen nicht als wissenschaftliche Meinung einordnen. Die Diskussion darüber ist an einer Universität ungefähr so gut aufgehoben, wie die darüber, ob die Erde vielleicht doch eine Scheibe ist.



    Beunruhigend ist allerdings die Wortwahl des Kommentars. "Woke Bedenken", "Cancel-Forderung"... wird hier demnächst auch über "Gender-Gaga" und "Gutmenschen" hergezogen?

    • @NoMeansNo:

      Also, ich persönlich finde die Wortwahl sehr passend. Und Ihr Kommentar unterstreicht das ja auch.



      Vielleicht sollten Sie sich mal informieren, bevor Sie schwadronieren.

      • @Brobdignag:

        Worüber? Über rechte Kampfbegriffe?

        • @NoMeansNo:

          Tatsachen wären schön. Gerne auch biologische. Falls Ihnen das zu kompliziert ist, versuchen Sie's mit juristischen.



          Es bringt leider sehr wenig, heutzutage sinnentstellend zu zitieren, egal ob ein Nature-Paper oder das BVerfG. Kommt zu schnell raus.



          Dann kann man natürlich Fakten als "rechte Kampfbegriffe" titulieren. Spätestens dann hört aber keiner mehr zu.

    • @NoMeansNo:

      Ich wußte noch gar nicht, daß es sich beim Bundesverfassungsgericht um ein wissenschaftliches Gremium handelt. Es ging bei dem Urteil darum eine dritte Gechlechtsbezeichnung einzuführen, das Gericht hat nicht daüber geurteil ob es ein drittes Geschlecht gibt.

    • @NoMeansNo:

      Kann man den Stand der Wissenschaft so zusammenfassen, dass eine zuordnungsfähg weibliche oder männliche Biologie die Regel ist, es aber Ausnahmen gibt?

      Mein Problem mit der vollständigen Dekostruktion des Begriffs "Geschlecht" (bzw. der diversen englischen Begriffe, die mehr oder minder dasselbe bedeuten), ist dass sowohl biologisch in aller Regel die grundsätzliche Fähigkeit Kinder auszutragen einen so wesentlichen Unterschied macht, dass seine Nivellierung schlicht für die allermeisten Menschen nicht zielführend ist. Die Frage ist also aus meiner Sicht nicht anzuerkennen, ob es Menschen gibt, die nicht eindeutig einem biologischen Geschlecht zuzuordnen sind, sondern wie man mit denen umgeht, bei denen das sehr wohl möglich ist. Streicht man denen das Merkmal "Geschlecht" gleich mit, oder belässt man diese Unterscheidungsfähigkeit, wo es sie gibt (und bricht auch nicht jedesmal in Prostestgeheul und Diffamierung aus, wenn jemand darüber reden will)?

      Davon zu unterscheiden ist der Umgang der Gesellschaft mit Geschlechtsunterschieden. DAS betrifft die rechtliche Lage aber natürlich auch die pädagogiewsche Vermittlung. Wenn Frau Vollbrecht hierzu eine Meinung hat, sollte man der den Respekt erweisen, sie nicht weniger differenziert zu betrachten als die Einstellungen verschiedener Menschen zu ihrem Geschlecht: Auch hier giubt es verschiedene Ebenen, und wenn eine Biologin sich zur Vermittlung von Genderthemen in der schule äußert, dann ist das auch nur auf die Biologie (und entsprechend den Biologieunterricht) bezogen als "Fachmeinung" zu sehen.wenn sie in einem Meinungsartikel darüber hinausgeht, ist es das nicht mehr, sondern einfach eine Meinung. Das entwertet aber trotzdem nicht ihre fachliche Leistung als Wissenschaftlerin.

    • @NoMeansNo:

      Immer der gleiche lahme Artikel. Inzwischen sollte sich rumgesprochen haben, dass die Autorin der Interpretation, sie posuliere mehr als zwei biologische Geschlechter, widersprochen hat.



      Aber selbst wenn Ainsworth das postulieren würde, beendet ein Artikel keine wissenschaftliche Debatte.

      Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts bezieht sich auf die rechtlichen Fiktion von Geschlecht, die hat weder mit Sex noch mit Gender etwas zu tun. Ähnlich ist es mit dem Begriff der juristischen Person, der sich im BGB z.B. auf Vereine bezieht.

      • @DasEndeallerHoffnung:

        Vollbert bedient sich doch ganz klassichen Strohpuppenargumente sie referiert über einige aus Biobüchern abgeschriebene Standardinformationen zum Thema biologischerm Geschlecht. Lässt XXY und XYY Genotypen, Epigenetik und Haldanes Theorie der Biologischen Sexualpreferenzen weg und unstellt der gesammten Gender-Forschung sie wüssten die einfachsten biologischen Sachverhalte nicht. Das ist leider eine unwissenschaftliche Unterstellung mit der sie ja auch schon in ihrem unwissenschaflichen Welt-Artikel hausieren gegangen ist. Es ist wohl klar das die HU sowas nicht unbedingt auf einer Science Nacht braucht.

        Da kann man genauso gut jemanden vortragen lassen der zu dem Thema geforscht hat und nicht politisch motiviert anderen unterstellt sie wüssten nichts übers biologische Geschlecht.

    • @NoMeansNo:

      1. Haben Sie den Artikel gelesen und ansatzweise verstanden?



      2. sollten Sie sich mit Wissenschaft auskennen, dann wissen Sie, dass ein Artikel keinesfalls die Wahrheit repräsentieren kann. Oder die eine Lehrmeinung.



      3. Ich würde mal versuchsweise bei einem Pro-Transgender-Vortrag Proteste ankündigen und gucken, ob er dann abgesagt wird.

    • @NoMeansNo:

      Die Absage des Vortrages ist nicht "albern", sondern ein massiver Eingriff in die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit, wie Silke Mertin völlig zu Recht konstatiert. Leider hat gerade die HU, die es regelmäßig nicht schafft, ihre Wisenschaftler gegen Angriffe von Aktivisten zu schützenda ja eine traurige Vorgeschichte.

      Die von Frau Vollbrecht vertretene Auffassung als "Humbug" abzuqualifizieren, dazu genügt ein Artikel in "Nature" nun wahrlich nicht (zu dem man kritisch anmerken müsste, dass hier offenbar schon jede Abweichung - die ja an sich nichts Neues ist - als eigenes Geschlecht deklariert wird). In der Aufregung um den "Welt"-Artikel ging ein wenig unter, dass parallel dazu ein offener Brief mit gleichlautenden Vorwürfen an den ÖRF veröffentlicht worden ist. Zu deren Unterzeichner gehören so viele Fachwissenschaftler, dass die Behauptung, die Existenz von mehr als zwei Geschlechtern sei quasi Gemeingut der Wissenschaft, schlicht abwegig ist. www.evaengelken.de...tlichen-rundfunks/

      • @Schalamow:

        Engelken und die Vortragende stamrn schlicht aus der TERF-Bubble die auch hierzulande mit Hilfe von Rechten und Evangelikalen transfeindliche Hetze befeuert. Ganz nach dem Vorbild von UK und USA, wo Familien mit tranidenten Angehörigen inzwischen aus ihren Heimatstaaten flüchten müssen, da sie ansonsten Repressionen bis hin zu Wegnahme der Kinder und Gefängsnisstrafen fürchten müssen. Sieht sifh überhaupt jemand die Social-Media-Profile dieser Figuren an und checkt was die da Tag für Tag absondern?

        Zur Binarität von Geschlecht kann ich diesen Artikel empfehlen:

        www.scientificamer...sex-determination/

      • @Schalamow:

        Es geht doch bei der Thematik überhaupt nicht um ein fiktives "drittes Geschlecht", sondern um die, die eben kein eindeutiges Geschlecht haben. Bei Schnecken ist das z.B. der Normalfall. Und es gibt Frösche und Fische, die noch im Erwachsenenalter ihr Geschlecht wechseln können, Reptilien, die dies im Ei tun je nach Bebrütungs- oder Wassertemperatur, es gibt bei Insekten und anderen Gynandromorphismus, bei dem verschiedengeschlechtliche Zellen in einem Individuum vorkommen usw. Das wird ja im Kommentar auch angerissen. Und all das hat eben nichts mit irgendeiner "Transgenderideologie" zu tun, sondern ist nun mal biologisch so angelegt. Der Titel des Vortrags suggeriert aber das Gegenteil und ist ja nun offensichtlich auch die Meinung seiner Autorin.



        Es ging mir aber eher darum, dass der Kommentar mittels in der taz (jedenfalls früher) eigentlich nicht zu erwartender Wortwahl so tut, als würde an der HU eine wissenschaftliche Minderheitenmeinung auf perfide Weise unterschlagen. Diese Meinung (dass jedes Individuum ein eindeutig und für alle Ewigkeit fixiertes Geschlecht hat) ist aber nun mal biologisch gesehen Quark. Das ist wie mit den Amis, die zu großen Teilen wollen, dass der Kreationismus an der Schule gelehrt wird, weil es eine alternative Theorie zur Evolutionstheorie sei. Nein, das ist sie nicht. Und sowas muss man auch nicht "aushalten".



        Und die Autoren des österreichischen offenen Briefs sind ja nun eben gerade die Autoren des Welt-Artikels... quelle surprise...

        • @NoMeansNo:

          Ich finde das irgendwie putzig wenn hier immer Schnecken, Fische und Frösche angeführt werden um zu beweisen, dass "die Biologie" doch mehr als zwei Geschlechter kennt. Soweit ich weiß reden wir doch über Transmenschen und nicht Transschnecken, ergo auch die Biologie des Homo Sapiens...



          Wenn Wissenschaftler in dem Zusammenhang von Biologie sprechen, dann selbstverständlich von den Fakten wie sie beim Menschen vorliegen. Niemand käme auf die Idee, dass auch 94 Chromosomen im Rahmen des möglichen lägen, nur weil der Goldfisch so viele besitzt

          • @charly_paganini:

            Nö. Der Vortrag handelt von Biologie im allgemeinen und die Vortragende schreibt eine Doktorarbeit über Fische, nicht Menschen. Sie übertragt das allerdings offenbar auf den Menschen, indem sie auch mit Begriffen wie Gender hantiert.

    • @NoMeansNo:

      Sie scheinen nicht zwischen dem biologischen Geschlecht und dem soziologischen Geschlecht differenzieren zu können. Ihr Verweis auf den Nature Artikel, dessen Inhalt auch Frau Vollbrecht kaum in Abrede stellen würde, unterstreicht dies nur. Der Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit nutzt sich schnell ab, wenn man selbst keine Ahnung hat und nur ideologische Standpunkte vertritt. Und ja, die Leitung der Universität war feige. Vernünftig wäre es gewesen, nach dem Vortrag von Frau Vollbrecht einen Vortrag aus soziologischer Sicht einzubauen mit anschließender Diskussion. DAS würde ich von einer Universität erwarten. Wer solche Veranstaltungen gewalttätig (!) als Student stört, der darf dann gerne auch mal mit einer Exmatrikulation rechnen.

    • @NoMeansNo:

      Wenn ich den Link zu "Nature" sehe, weiß ich echt schon, was kommt. Die Autorin dieses ständig zitierten Artikels hat längst auf Nachfrage bestätigt, dass es eben NICHT mehr als zwei Geschlechter gibt. Auf die Frage, ob sie behaupte, dass es mehr als zwei Geschlechter gebe, hat sie 2017 auf Twitter geantwortet: "No, not at all. Two sexes, with a continuum of variation in anatomy/physiology." Und das bestreitet ja auch niemand. Hier die Quelle: twitter.com/claire...4577735680?lang=de

    • @NoMeansNo:

      Selbst das Verfassungsgericht hat keine Aussage zur Existenz eines dritten biologischen Geschlechts gemacht. Sonst hätte es dieses ja konkret benennen können. "Divers" bedeutet biologisch, dass keines der zwei Geschlechter eindeutig zuordenbar ist, was in der Natur eben vorkommen kann. Das ist unter Biologen auch keine Minderheitenmeinung, sondern breiter Konsens. Das dritte (oder auch weitere) Geschlechter muss erst noch entdeckt, beobachtet, im Labor und in freier Wildbahn analysiert und wissenschaftlich beschrieben werden - wenn es sie denn gibt...

      Allein die Tatsache, dass Trans-menschen ja auch immer nur Transfrauen und Transmänner sind, ist ein weiterer Beleg für die Richtigkeit dieser biologischen Tatsache. Oder hat irgendjemand jemals von einem*r Transdiversen gehört? Genau wohin würde diese*r transitionieren?

    • @NoMeansNo:

      Der von Ihnen verlinkte Artikel befasst sich mit Intergeschlechtlichen, also Menschen, die sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale aufweisen. In diesem Artikel werden indes nur 2 Geschlechter als solche benannt: "That the two sexes are physically different is obvious, but at the start of life, it is not. Five weeks into development, a human embryo has the potential to form both male and female anatomy." Also "The two sexes." Humbug? Der von Ihnen verlinkte Artikel belegt das nicht, im Gegenteil.

      Dass Intergeschlechtlichen vom Bundesverfassungsgericht das Recht zugesprochen wurde, mit einem eigenständigen positiven Geschlechtseintrag im Personenstandsregister eingetragen zu werden, hat mit wissenschaftlicher Erkenntnis im Bereich der Biologie über die Anzahl der biologischen Geschlechter wenig zu tun, sondern damit, dass dieser Personenkreis sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen lässt - weil er biologisch die Merkmale beider Geschlechter aufweist - und dass es deshalb das Persönlichkeitsrecht der Intergeschlechtlichen verletzt, wenn sie gegen ihren Willen nur als Mann oder als Frau oder ohne Geschlecht eingetragen werden können. Es geht in dieser Entscheidung um Grundrechte der Intergeschlechtlichen und nicht um die Anzahl der biologischen Geschlechter.

  • Danke, ein sehr guter Kommentar. So ist es.



    Die Entscheidungsfindung wird derzeit über Diskursgewalt, statt über rationale Argumente und Abwägung von Interessenskonflikten, erzwungen. Die Institutionen lassen sich von ein paar autoritären Linksidentitären auf der Nase herumtanzen.

  • 0G
    03998 (Profil gelöscht)

    Man/frau bekommt eine Ahnung davon wie tiefsitzend inzwischen die Angst an den Unis sein muss. Und die Vorstellung ist berechtigt, dass eines Tages die Rechten das nutzen könnten. Wenn bestimmte demokratische Gepflogenheiten erst einmal weg sind, kann sich alles mögliche breitmachen.

  • STERN findet alte Trans-Akte von Hemut Kohl bei der Stasi ....

  • "Eine Universität muß abweichende Meinungen und Kolleg*innen aushalten können"



    Also, ich glaube nicht, daß es jetzt schon eine abweichende Meinung ist, daß der Mensch grundsätzlich zweigeschlechtlich ist. Und nein, der Embryo ist nach der Zeugung nicht sowohl männlich als auch weiblich, wie letztens von Rangar Yogeshwar behauptet, sondern weder männlich noch weiblich und ab der 8-ten Schwangerschaftswoche entwickeln sich die Geschlechtorgane zu ca.98,98% entweder weiblich oder männlich wobei dies natürlich keine Aussage darüber zuläßt wieviele von diesen transssexuell sind. Ob der Embryo männlich oder weiblich werden soll ist indes mit der Verschmelzung von Eizelle und Samenzelle bereits festgelegt bis auf wenige Ausnahmen.

  • Sehr guter Beitrag! Vielen Dank dafür. Die HU erscheint nach dem Rücktritt der Präsidentin plan- und kopflos.

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Man sollte der Humboldt-Universität Gelder streichen, wegen Verstöße (ist ja nicht das erste mal) gegen die grundgesetzliche Meinungsfreiheit!

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Die HU hat leider schon ein Qualitätssicherungs auftrag. Wen die "Fischspezialisten Vollbrecht" (die bisher nur EINEN Artikel über Seeanemonenökologie herrausbrachte) in der Welt ein unwissenschaftliches Artikelchen über Genderverschwörung schreibt, muss man erstmal davon ausgehen das auch der Vortrag nicht den wissenschaftlichen Standards entspricht. Das sie dann einen aus sämmtlichen Biobüchern zusammen gestückelten Vortrag über Biologische Trivialtiäten hält ist natürlich ein taktisch Kluger Schachzug von Frau Vollbrecht. Aber was sie auf der langen Nacht der Wissenschaft von sich gegeben hätte bleibt halt unklar.

      Sie darf ja ihre Thesen anderweitig (in der Welt) weiter äussern oder sie in peer-reviewten Journalen veröffentlichen (tut sie aber bisher nicht)

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Die HU hat ja die Meinungsfreiheit von Frau Vollbrecht nicht eingeschränkt. Sie darf sagen was sie will. Hat sie ja in ihrem Welt Artikel über Transgender Verschwöhrung auch (nur halt nicht sehr wissenschaftlich). Die HU muss aber nicht alle Redner auftregen lassen, denn sie hat Hausrecht und es gab genug andere Spannende Vorträge ohne politische Unterstellungen andere wüssten nichts vom biologischen Geschlecht.

  • Man könnte sagen, wie erzogen, so sind sie geworden.



    Eine (Minderheit) Generation, die bestimmen und gehört werden will, selber aber total intolerant und nicht diskussionsbereit ist.

    • @Der Cleo Patra:

      kurz, knapp, richtig - auf den Punkt sozusagen.

  • Ein klarer und deutlicher Kommentar