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Enthaltung zum RentenpaketLinke kritisieren Linke

Die Linke will sich bei der Abstimmung über das Rentenpaket enthalten. Nicht alle in der Partei sind begeistert über die Schützenhilfe für Merz.

„Solchen Leuten würde ich ja nicht helfen“: Ex-Bundestagsabgeordneter Jan Korte (Linke) Foto: Michael Kappeler/dpa
Rainer Rutz

Aus Berlin

Rainer Rutz

Für Linken-Chefin Ines Schwerdtner ist die Sache ganz einfach. „Durch die Enthaltung zum Rentenpaket sichern wir das Rentenniveau und geben diese dilettantische Regierung der Lächerlichkeit preis“, erklärte Schwerdtner am Mittwochnachmittag. Zuvor hatte die Linksfraktion angekündigt, der Verabschiedung des Pakets aus Haltelinie, Mütterrente & Co bei der entscheidenden Abstimmung am Freitag im Bundestag nicht im Weg stehen zu wollen.

Ein weiteres Mal könnte die Bundesregierung von CDU-Kanzler Friedrich Merz damit auf die Linke angewiesen sein, um ein Gesetzesvorhaben durchs Parlament zu bringen. Weil Schwarz-Rot nur eine Mehrheit von 12 Stimmen hat, insgesamt aber bis zu 20 Unionsabgeordnete den Rentenaufstand proben, könnte die Entscheidung nun an der Linksfraktion hängen. Sollten sich alle 64 Linke-Abgeordneten enthalten, gäbe es für die Koalition einen Puffer von 44 Stimmen.

Bei der SPD kommt das gut an. „Ich bin wirklich dankbar, wie verantwortungsvoll die Linke sich da im Parlament verhält“, betonte SPD-Fraktions- und Parteichef Lars Klingbeil am Mittwochabend in der ARD-Sendung „Maischberger“.

In Teilen der Linken ist man dagegen weniger begeistert. „Solchen Leuten würde ich ja nicht helfen, so als Basisgenosse gesprochen“, ließ etwa der ehemalige Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion, Jan Korte, über die sozialen Medien wissen. Ebenda lästern erwartbarerweise auch die abtrünnigen Ex-Genoss:innen vom Bündnis Sahra Wagenknecht. „Friedrich Merz bedankt sich jeden Tag beim lieben Gott für diese ‚Opposition‘“, ätzte unter anderem Berlins BSW-Chef Alexander King.

„Klatsche für die Rotzlöffel der Union“

Grundgütiger, heißt es dagegen aus den Reihen der Linksfraktion selbst. „Es geht uns doch nicht darum, Friedrich Merz zu retten. Es geht darum, halbwegs das Soziale abzufedern, was irgendwie überhaupt noch von dieser SPD ausgeht. Das wird von der Fraktion auch breit getragen“, sagt die Berliner Bundestagsabgeordnete Katalin Gennburg am Donnerstag zur taz.

Es handele sich ja auch nicht um Zustimmung, sondern um eine Enthaltung. Gennburg, die der radikaleren Bewegungslinken zugerechnet wird, sagt: „Das ist taktisch total klug.“ Denn es verhindere nicht nur eine mit dem Nein der Jungen Gruppe der Union einhergehende Verschlechterung der Situation von Millionen Rentner:innen, sondern habe auch noch einen anderen schönen Nebeneffekt: „Die Rotzlöffel der Union kriegen eine Klatsche.“

Bei Union und SPD gibt man sich unterdessen tapfer optimistisch, die Rentenabstimmung auch ohne Schützenhilfe der Linken über die Bühne bringen zu können. „Ich erwarte für Freitag, dass wir eine Mehrheit haben“, sagt die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Annika Klose.

Auch die Unionsführung setzt darauf, beim Showdown im Bundestag die Mehrheit für das Gesetz selbst zu beschaffen. „Wir wollen eine eigene Mehrheit sicherstellen und verlassen uns nicht darauf, was die Opposition tut oder nicht tut“, so der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, Steffen Bilger, zum Nachrichtenportal t-online.

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42 Kommentare

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  • Ging problemlos mit der Kanzlermehrheit. Die vernehmbare Polemisierung und insgeheim erhoffte Schadenfreude der CDU/SPD eins auszuwischen muss leider vertagt werden.

    • @Flocke:

      "Ging problemlos mit der Kanzlermehrheit. Die vernehmbare Polemisierung und insgeheim erhoffte Schadenfreude der CDU/SPD eins auszuwischen muss leider vertagt werden."

      Ja ist klar. So redet man daher, wenn Politik auch nur so ein Event, irgendson Marketingprodukt aus dem Supermarkt der entfremdeten Beliebigkeit ist.



      Für die Aufmerksamkeistspanne von 30 Sekunden. mit der man sich für flink und effizient hält.

      Die Enthaltung der DIE LINKE - zumal im Vorhinein angekündigt, als eben noch niemand wusste, ob die "Rebellen" im Namen des Darwinismus die Koalition sprengen könnten -



      bleibt ein konkretes, ernsthaftes, politisch-materielles Signal.



      Ist nicht bloß Marketing, clickbate, Selbstoptimierung.



      In der Partei DIE LINKE, ihrer Bundestagsfraktion herrscht keinerlei Zweifel daran, dass eine Rentenreform auf den Weg gebracht werden muss. Während JU und "Rebellen" das Offensichtliche schon als Programm und die Reform ausgeben: Das das Rentensystem ein Finanzierungsproblem hat. Wer wollte das bestreiten.

  • Die CDU hat 9 ehrliche Jungpolitiker, die Linke gar keine mehr.



    Mein Gott, was bin ich von der Linke enttäuscht. Schon wieder hilft sie dieser unmöglichen Koalition.

    • @Hans Dampf:

      Was für ein Unsinn.

      9 "ehrliche Jungpolitiker" die das Offensichtliche schon für die Erkenntnis ausgeben. Und dabei andeuten - gelinde gesagt - christlich-demokratische Politik bedeute von nun an, nicht einmal mehr 48 % Rente erreichen zu wollen.

      Ich brauche keinen von diesen CDU-JUngschnöseln um zu wissen, dass eine radikale Rentenreform von Nöten ist. Die wird denen nur nicht gefallen.

      Klar. Wenn man Politik mit den Augen und der Haltung eines Ultras am Fussballwochenende betrachtet,



      dann schreibt man was Sie schreiben.



      Oder man schreibt es, weil man will, dass die Menschen auf dem Niveau Politik analysieren. Und findet sich dabei auch nicht besonders schlau. So Polit-Marketing-Manipuli-Mässig und so.

  • Congeniale Entscheidung der Linkspartei, sich bei Abstimmung über UNION/SPD Rentenpaket samt Mütterrente, die statt durch Steuern aus Sozialversicherungs-Beitragsaufkommen finanziert wird, im Bundestag der Stimme zu enthalten, denn die hat vom Ende her gedacht den Charme einer Eintagsfliege um des Effektes wegen einen noch nicht eingepreisten Pferdefuß, nach Weltbühnen Aphorismus Kurt Tucholski „Wer nach allen Seiten so offen für Stimmenthaltung ist kann nicht ganz dicht sein“. Denn die UNION könnte dies in Bälde als Einladung deuten, Koalition mit SPD zu verlassen, eine Minderheitsregierung zu bilden, den Spieß umzudrehen, Linkspartei unter medial moralischen Druck setzen, nun erst recht zum Union Minderheitsregierungserhalt, neben AfD, SPD in Opposition, sich bei Bundestagsabstimmung zumindest der Stimme zu enthalten, wenn nicht mehr, dadurch den Kladderadatsch in eigener Partei auseinanderdriftende Strömungen beflügeln, statt Zusammenhalt in der Partei zu nähren. Zur Erinnerung, Grüne sind mit Robert Habeck/Annalena Baerbock Gespann der Öffnung Rechts der Mitte dramatisch 2025 bei Bundestagswahl gescheitert, während Linkspartei klare Kante Distanz zu Rechts der Mitte obsiegte

  • Ich finde das taktisch klug von der Linken. Aber sie helfen Friedrich Merz und das ist nicht ohne. Andererseits haben sie einer Gruppe CDU-Abgeordneten auch verdeutlicht, dass dieses Gegeneinander Alt-Gegen-Jung untragbar ist und sich die Linke bewegt - aber nur dafür.

  • Was für ein Schmierentheater. Kein Wunder, dass sich immer mehr Menschen desilusioniert von der Politik abwenden.

    • @Querbeet:

      Ja, so ist es.

    • @Querbeet:

      Da gebe ich Ihnen Recht. Wenn man nicht mehr danach abstimmt, was man richtig findet, sondern wem es nützt, leidet das Ansehen der Politik.

  • Ich empfinde den Begriff "Rotzlöffel" tatsächlich als völlig angemessen.

    • @Gerhard Krause:

      Danke! Bin der gleichen Meinung und verstehe dieses verbale „Draufhauen“ auch nicht. So was schreibt nicht mal die Bild.

  • Hallo, alles richtig. Doch welche Optionen hat Die Linke?



    Mit der Regierungskoalition stimmen? Das wäre mutig, aber dem eigenen Wähler nicht vermittelbar. Gegen den Gesetzesentwurf stimmen ,? Istnicht vermittelbar, dass man mit der Jungen Union dagegen stimmt. Enthalten , ist ein Kompromiss , der nicht schadet , und ggf. Noch nutzen könnte. Immerhin macht Die Linke zurzeit mehr Realpolitik als die Grünen und können somit eine Option werden für eine Regierungsbeteiligung. So dumm war die Entscheidung nicht.

  • Ich finde es richtig. Und bin nicht doof lieber Jan Korte. So als Vorschlag, sich Wählende vorzustellen.



    Mir ist klar das DIE LINKE nicht der Rentenpolitik der Regierung zustimmt. Sie verhindert nur, dass die nicht stattfindende Rentenreform auf dem Rücken der Rentnerinnen und Rentner ausgetragen wird, denen das am meisten schadet: Die es gerade mal knapp über die Grundsicherung schaffen. Sind reichlich viele.

    Das es eine Rentenreform braucht - so umfassend, dass man dafür eigentlich einen 2/3 Konsens braucht -



    bestreitet DIE LINKE meines Wissens nicht. Es besteht bei DIE LINKE glaub ich auch kein Defizit im politisch-gesellschaftlich-volkswirtschaftlichen Grundbegriff, dass ein gesichertes, vertrauenswürdiges und faires Rentensystem wahrscheinlich wirkmächtiger ist, als jedes Raketen-Drohnen-Schutzschirmsystem.

    Da sind die Türen also bei DIE LINKE ziemlich weit offen. Will jemand ein faires, rationales und gesichert finanziertes Rentensystem.

    Was die Börsen-Casino-Pleite-Rente nach US-Amerikanischem Modell seit Jahrzehnten anrichtet, kann man ja im Trump-Amerika nachhalten.

  • Linksfraktion: *„Es geht uns doch nicht darum, Friedrich Merz zu retten. Es geht darum, halbwegs das Soziale abzufedern, was irgendwie überhaupt noch von dieser SPD ausgeht.*

    Das bekommen die Bürger aber wieder nicht mit, denn es wird weiterhin auf 'Die Linke' geschimpft. Und besonders der neoliberale Ulf Poschardt (WELT) schießt aus allen Rohren gegen 'Die Linke', und besonders gegen Heidi Reichinnek.

    SPD-Parteichef Lars Klingbeil: **„Ich bin wirklich dankbar, wie verantwortungsvoll die Linke sich da im Parlament verhält“, ...**

    Wenn die SPD in ein paar Jahren 'weg vom Fenster ist', können die paar sozialen SPD-Politiker - die es vielleicht doch noch gibt - dann ja endlich in eine echte soziale Partei ('Die Linke') eintreten.

    • @Ricky-13:

      "Und besonders der neoliberale Ulf Poschardt (WELT) schießt aus allen Rohren gegen 'Die Linke', und besonders gegen Heidi Reichinnek."

      Haben Sie Mitleid mit der erbarmungswürdigen Existenz Ulf Poschardt.



      Er wird immer mit seinen Minderwertigkeitskomplexen, den folgenden Verklemmtheiten, seinen daraus folgenden passiven und offensiven Aggressionen zu kämpfen haben.



      Das liegt einfach an dem Missverhältnis zwischen seinen Fähigkeiten und der Aufmerksamkeit, die er trotz dieses Missverhältnisses geniesst.

      Ich seh da für Ulf Poschardt wenig Aussicht auf Abhilfe.

  • "Die Linke will sich bei der Abstimmung über das Rentenpaket enthalten. Nicht alle in der Partei sind begeistert über die Schützenhilfe für Merz."



    Das Hauptthema ist also das übliche Parteiengezänk. Sachpolitik? Fehlanzeige.



    Wer wundert sich, dass sich die Wähler von den Parteien abwenden?

  • Dass das aktuelle Rentensystem komplett dysfunktional, nicht mehr finanzierbar ist, fällt hier nur einem einzigen Kommentator auf. Dass den mehrheitlich jungen Linken eine nicht bezahlbare Hypothek für ihre Zukunft aufgedrückt wird, scheint nicht in ihr Erkenntnissystem zu passen. Dass die demografische Entwicklung das umlagebasierte Rentensystem scheitern lassen werden muss, ist für die linke Jugend wohl eine intelektuelle Überforderung.



    Hans-Peter Ott



    BVV Reinickendorf

  • Die neue Linke denkt an die Menschen. Jan Korte ist offensichtlich jemand, der nur auf Parteien-Taktik aus ist. Die Menschen sind ihm anscheinend nicht so wichtig. Daher ist es nur folgerichtig, wenn er nicht mehr im Bundestag sitzt und die Linke neuerdings mehr Stimmen bekommt von Menschen, die möchten, dass man an sie denkt.



    Wenn CDU/CSU/SPD und Grüne mehr an die Menschen denken würden, statt an das Parteien-Gezänk (s. Brandmauer), hätte die AfD keine 20% bekommen, stände jetzt nicht bei 25% und würde nicht spätestens 2029 stärkste Partei sein.

  • „Solchen Leuten würde ich ja nicht helfen“



    --



    Doch wer den Menschen hilft, hilft Merz.



    Welch ein bittrer Scherz.

  • Ich sage nur: DIE LINKE ist verantwortungs bewußter als viele in der CxU. Wollen die Verweigerer letztendlich wirklich mit dem Chrupalla und der Weidel ins Bett steigen?



    Die Messlatte liegt nicht sehr hoch, so bei 0,0

    • @LeKikerikrit:

      Wie oft soll die LINKE der CxU jetzt noch den Hintern retten. Ohne die Grünen und die LINKE wäre die Kanzlerwahl zu einer Farce verkommen, und jetzt die Hilfe zum Rentenpaket!

  • Ja, man kann das schon ambivalent sehen.



    Ich bin trotzdem einverstanden mit dem Ansatz, die Rente nicht zum gleichen Ideologischen Schlachtfeld zu machen wie den Heizungskeller oder eine Richterwahl...



    Die Linkspartei verhindert hier zwar möglicherweise auch das sofortige Ende dieser dysfunktionalen Koalition.



    Aber auch das ist ja durchaus zu diskutieren.



    Niemand, auch Hr Korte nicht, weiß genau wie Neuwahlen in diesem von Rechten stark beeinflussten öffentlichen Raum ausgehen würden.

    Wir sollten den Ernst der Lage bei allem was wir tun und sagen berücksichtigen.

  • Wer sich in diesen Zeiten auf die Union und ihr Wort verlässt ist verlassen. Avanti Dillettanti, ob Frey, Linnemann, Spahn und Merz, diese Rumpeltruppe ist Spielball der AfD und hat den eigenen Laden nicht im Griff.



    Gut dass die Linke eingreift und die Rente am Ende nicht von Sozialminister Chrupalla durchs Klo gespült wird.

    • @FtznFrtz:

      Es ist mal wieder peinlich, wie sich die Rumpeltruppe der Konservativen von der AgD zum Spielball machen lässt.

  • Geht es um einen Linken, Herrn Korte, der eine abweichende Position bezogen hat, und hier als ein Mehr suggeriert wird? Also: Wie groß ist die "Spalt-Pilz-Truppe" in der Linken real? Dann: Warum werden in diesem Zusammenhang BSW-Leute und Herr von Notz/Grüne auf einmal zu Teilen der "Linken" (Begriffsmehrdeutigkeit; Partei oder allgemeine Linke)? Den Artikel finde ich teils nicht offen/präzise und intransparent. Will der Autor einen Hype um die "gespaltene" linke Partei in puncto Rentenpaketabstimmung generieren? Dann sollte er besser beim Spiegel schreiben.

  • Mal ehrlich: Die Linke hat sich mit dieser Enthaltung selbst entkernt. Jahrelang wurde ein höheres Rentenniveau gefordert, aber wenn’s darauf ankommt, nickt man ein Minimalkonzept durch. Und warum? Um nicht „schuld“ an sinkenden Renten zu sein – ein durchsichtiges Manöver. Sozialpolitik per Angstreflex ist kein Linkskurs. Die Regierung freut’s, das Profil der Linken bröckelt weiter. Glückwunsch.

    • @Zippism:

      Wenn das Paket scheitert passiert halt gar nichts. Man sollte nicht glauben, die Koalition zerbricht bei den Umfrageergebnissen. Neuwahlen können die sich nicht leisten. Also finde ich die Enthaltung der Linken schon okay. Vor allem die SPD kann hier etwas lernen für 2029 und wie man dann in die Wahl gehen möchte, mit welchen Koalitionsoptionen.

      • @Schatten:

        Ich verstehe das Argument: Ein Scheitern des Pakets hätte wohl bedeutet, dass erstmal gar nichts passiert. Aber gerade deshalb wäre eine klare Haltung wichtig gewesen. Wenn eine Partei ein höheres Rentenniveau seit Jahren als Kernforderung erhebt, dann sollte sie in der entscheidenden Abstimmung auch zeigen, wofür sie steht.

        Die Reform bringt keine Verbesserung, sondern verhindert nur eine Verschlechterung. Eine Enthaltung wirkt da wie ein taktisches Wegducken: Man fordert 53 %, ist aber nicht bereit, ein unzureichendes 48-%-Konzept klar abzulehnen. Das mag parteipolitisch nachvollziehbar sein, ändert aber nichts am Signal nach außen: Die Linke relativiert ihren eigenen Anspruch, sobald es ernst wird.

        Ein Nein hätte nicht sofort höhere Renten gebracht, aber es hätte Glaubwürdigkeit gezeigt. Eine Enthaltung hingegen hinterlässt den Eindruck, dass Profil und Konsistenz zweitrangig sind.

    • @Zippism:

      Welches Profil der Linken soll da bröckeln?

      Das einer Chaoten-Truppe, die gegen alles ist?

      Gut, dass dieses Profil bröckelt.

      Denn die Linke fordert ja trotzdem ein Niveau von 53% statt 48%. Aber deshalb dafür zu sorgen, dass es erstmal auf 47% fällt, wäre doch Blödsinn.

      Die Grünen tun sich keinen Gefallen damit, mit Nein zu stimmen. Menschen, für die es sichtig ist, dass die Haltelinie nicht auf 47% fällt, werden sich daran erinnern, wer dafür gesorgt, dass sie zumindest bei 48% bleibt und dann trotzdem weiter fordert, dass sie 53% sein soll.

      • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

        Wenn eine Partei seit Jahren sagt: 48 % reichen nicht, wir brauchen 53 %, dann ist es zumindest erklärungsbedürftig, warum man bei einer Reform, die das Niveau nicht erhöht, sondern nur den Status quo fixiert, am Ende nicht klar Position bezieht.

        Ja, niemand will, dass das Rentenniveau auf 47 % fällt – aber genau darum geht es ja: Die Vorlage verhindert lediglich die Verschlechterung, sie bringt keinen Fortschritt. Und eine Enthaltung wirkt in so einem Moment wie ein taktisches Wegducken: „Wir wollen eigentlich mehr, aber wir wollen auch nicht Nein sagen.“ Das wirkt nach außen inkonsistent.

        Es wäre ehrlicher gewesen zu sagen:



        „Wir stimmen dagegen, weil 48 % zu wenig ist – und wir stehen zu unserer eigenen Forderung.“



        Das wäre ein klares Profil.

        Stattdessen bleibt hängen: Die Linke fordert 53 %, stimmt aber nicht einmal gegen eine Reform, die sie selbst als unzureichend bewertet. Genau das meine ich mit Profilverlust.

        Natürlich wird niemand vergessen, wer die 48 % Haltelinie gesichert hat – aber genauso wenig wird vergessen, wer seine eigenen Ansprüche in der entscheidenden Abstimmung relativiert hat.

  • Normalerweise sehe ich den neuen linken Konformismus eher kritisch. Aber im konkreten Fall stimme ich Schwerdtner und Gennburg völlig zu. Es ist ja nicht so, dass bei Scheitern des Pakets von der Regierung Merz in dieser Legislatur dann irgendwas Besseres zu erwarten wäre. Es wird erstmal Schlimmeres verhindert. Für Merz wäre es ein Pyrrhussieg, wenn das Ding wirklich nur wegen der linken Enthaltung durch den Bundestag kommt. Und es wäre ein Schuss vor den Bug für alle, die insgeheim von Mileis Kettensäge träumen.

  • Super, jetzt hilft die Linke, das schuldenfinanzierte Ignorieren von Problemen fortzuführen.



    Da dachte man nach Wagenknechts Abtritt geht es wieder bergauf, stattdessen kam Wischiwaschi zu Ruslands Kriegstreiberei, Geklüngel mit Pro-Hamas Aktivisten und nun ein halbgares, auf Kosten der Jüngeren finanziertes Rentenpaket.



    Die haben ja noch nichtmal irgendetwas dafür eingefordert.

    • @Genosse Luzifer:

      Es steht Ihnen vollkommen frei das schuldenfinanzierte Nicht-Ignorieren von Problemen zu wählen, zu unterstützen, zu propagieren.

      Da müssen Sie halt für DIE LiNKE trommeln.

      Schuldenfinanziert ist übrigens immer. Ist im Kapitalismus das Prinzip. Weil damit das Banken- und Kreditwesen am Leben und in Gang gehalten wird.



      Dessen volkswirtschaftliche Aufgabe (eigentlich) ist, das schuldenfinanzierte Lösen von Problemen zu finanzieren.

      Das schukdenfinanzierte Nichtlösen von Problemen mit Nichtlösungen wie umfassend Infrastruktur des Gemeinwesen rotten, Panzer, Kanonen, Peng-Spreng kaufen und irgendwelche Casinospieler glücklich machen, die von "good deal" lallen,



      war ja nun die letzten 30 Jahre ganz vollkommen ohne linke Regierung, linke Agenda, Ordnungspolitik, linkes Gesetz und Durchführungsverordnung.



      Die können es also rein gar nicht gewesen sein. Jetzt mal so Real-Crime-Podcast, Aktenzeichen XY- mässig gesprochen.



      Linke und DIE LINKE haben nen Alibi. Sie gelten als endbesiegt. Von der wirtschaftslibertär-darwinistischen Mitte der mittigen Mittigkeit.

  • Wer sich enthält stimmt zu. Dass Die Linke einer Verschlechterung der Rentner*innen zustimmt ist ja vielsagend. Denn es ist eine Verschlechterung, denn es wird ja "nur" auf 48% eingefroren. Und noch nicht mal das ist dauerhaft gesichert. Solange die Rentenkasse nicht auf breitere Füße gestellt wird, wie z.B. bei unserem lieben Nachbarn Österreich, solange wird Ebbe in der Kasse sein. Es kann nicht sein, dass den öffentlichen Krankenkassen und auch der Rentenversicherung, immer mehr Lasten aufgebürdet werden, die von ALLEN zu tragen wäre. Millionen von Bürgergeldempfängern können nicht mehr ein paar € bei den öffentlichen Versicherungen abgeladen werden, diese Kosten haben ALLE zu tragen!

    • @Pico :

      Wer sich enthält stimmt zu. Dass Die Linke einer Verschlechterung der Rentner*innen zustimmt ist ja vielsagend.

      Das Gegenteil ist der Fall. Ohne die Verabschiedung des Gesetzes wäre das Rentenniveau schneller gesunken.

      Und was den Rest Ihres Beitrages angeht: In Österreich ist die Ursache des höheren Rentnniveaus NICHT, dass das Rentensystem "auf breiteren Füßen" steht, sondern dass die Beiträge, vor allem die der Arbeitgeber, höher sind als hierzulande.

      • @Kaboom:

        "Dass Die Linke einer Verschlechterung der Rentner*innen zustimmt ist ja vielsagend."

        Besonders weil diese Ihre Aussage ja gar nicht stimmt. Sie ist gar nicht wahr. sie nähert sich nicht einmal der Wahrheit an. Sie lässt auch keinerlei Bemühung erkennen, sich der Wahrheit im Kontext anzunähern.

        Was könnte man bei solch fataler Bilanz noch machen. Um mit Ihnen in einem Gespräch zu sein, das den Namen Gespräch verdient.

        DIE LINKE hat eine taktische Entscheidung getroffen. In dem Moment, als keine bessere Verbesserung in Aussicht war als zu verhindern, dass schon jetzt 48% Haltelinie fallen. Für die wirtschaftslibertären Rasenmäher-Ökonomen, denen Volkswirtschaft in einer sozialen Demokratie zu teuer, zu aufwändig, zu kompliziert ist.

    • @Pico :

      Nein, wer ablehnt, würde vermutlich dafür sorgen, dass die Halteline von 48% schon jetzt immer weiter sinkt.

  • Es scheint in der Linken doch etliche zu geben, denen es nicht um die Sache, sondern um Opposition aus Prinzip geht, notfalls auch zu Lasten der eigenen Wähler.

  • „Die Rotzlöffel der Union kriegen eine Klatsche.“: Das ist die eigentliche Eleganz dieses Vorgehens.

    Und nebenbei übernimmt die Linke auch noch die politische Ausbildung dieser Möchtegern-Revoluzzer. Dafür müsste sie eigentlich eine Ausbildungsentschädigung von CDU/CDU erhalten.

  • "Solchen Leuten..."

    Meine Güte. So schwachsinnig es ist, wenn CDUler die AfDler für etwas über's Ziel hinaus geschossene Konservative halten, so schwachsinnig ist es, wenn einige Linke die CDUler für Faschisten Light halten.

    • @Suryo:

      "(...) so schwachsinnig ist es, wenn einige Linke die CDUler für Faschisten Light halten. (...)"

      Sie befinden sich nicht auf dem Niveau der Diskussion um Analyse, Begriff, historische Evaluierung und Evidenz in der Frage,



      wie Faschismus, Diktatur, Oligarchie von wem und mit welchen Haltungen innerhalb welcher Prozesse zur Macht verholfen wird.

      Das macht eine sich selbst als bürgerliche Mitte bezeichnende Mitte, die gleichzeitig von sich weist dem Faschismus, dem wirtschaftslibertär-autoritären Darwinismus den Weg gepflastert zu haben.



      Da sie sich ja stets von irgendwas mit links umstellt sieht. Selbst wenn die bereits seit mehr als 30 Jahren nirgends Regierung, Agenda, Generalstab, Vorstand oder Betriebsleitung verantworten.

      Es geht nicht um irgendeine Dumpfbacken-Diskussion auf Fussballstadion-Stammtisch-Niveau.



      Es geht um die katastrophale Abwesenheit von Analyse, Begriff und Haltung in den bürgerlich-konservativen, wirtschaftsliberal-libertären Milieus,



      dass man geschichtlich mehrfach überprüft, nicht "Faschist" sein muss, um dem Faschismus, der Diktatur, der Oligarchie den Weg in die und an die Macht zu ebenen.

      Ist halt was für Fortgeschrittene.

  • Lästerei aus den Reihen des BSW wundert mich nicht. Von Linken würde ich mir wünschen, dass sie sich die Stichelei verkneifen. Es geht hier um Millionen derzeitiger und künftiger Rentner, deren Absicherung wegen einer Truppe junger Unions-Karrieristen auf dem Spiel steht. Gut, dass die Linke mit ihrem klugen Schachzug wenigstens das viel zu niedrige Rentenniveau von 48 Prozent sichert und gleichzeitig den von der Arbeitgeber-Lobby gestützten Angriff der Junge Truppe der Union aufs Rentensystem ins Leere laufen lässt.