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Foto: Stella Weiß

Verzicht auf DatingDie Liebe, die ich habe

Nach 15 Jahren Ärger und Enttäuschungen entscheidet unsere Autorin: Keine Männer mehr. Keinen Sex, keine Dates, keine Beziehung. Warum sie so glücklicher ist.

N och fünf Minuten bis zur Abfahrt. Nach einer Woche Italienurlaub sitze ich am Bahnhof von Verona im Zug. Die letzten Tage bin ich durch die verwinkelten Gassen von Venedig geschlendert, habe in der Novembersonne Cappuccino getrunken und am Gardasee Pizza Mar­gherita gegessen. Und jetzt sitze ich heulend im Großraumwagen. Nicht wegen einer Post-Urlaubs-Depression, sondern wegen meiner neuen Beziehung. Nach drei Monaten Dating haben wir es vor zwei Wochen offiziell gemacht, doch anstatt mich wie auf Wolke sieben zu fühlen, spüre ich vor allem eins: Wut.

Was mein Freund spürt? Keine Ahnung, der schreibt mir mal wieder nicht. Ob er mich vermisst, seitdem ich in Italien bin? Keine Ahnung, seine Gedanken und Gefühle sind für mich wie eine Blackbox, sein Verhalten so widersprüchlich, dass ich mich frage, ob er überhaupt mit mir zusammen sein will.

„Warum tu ich mir das eigentlich an?“, frage ich eine Freundin am Telefon. Vielleicht werde es besser, wenn ich ihm eine Ansage mache, meint sie. Bei ihr habe das geklappt. Wenn er sich langfristig nicht mehr Mühe gibt, sagte sie damals zu ihrem Freund, sei sie weg. Ein halbes Jahr gab sie ihm. Ich gebe meinem Freund nach meiner Rückkehr vier Tage. Danach ist es vorbei.

Sieben Monate sind seitdem vergangen. Auf Dates war ich nicht mehr. Apps wie Bumble und Hinge? Deinstalliert. Sex? Nur noch mit mir selbst. Partnersuche? Ad acta gelegt.

Ich bin 31, heterosexuell und habe in den letzten Jahren immer wieder auf Dates verzichtet – weil ich mit anderen Dingen beschäftigt war oder keinen Bock hatte. Doch diesmal fühlt es sich anders an. Nicht nach einer Pause oder Detox, sondern nach einem Schlussstrich. Weil es reicht.

Und nicht nur mir: Viele Frauen schwören aktuell den Männern ab, wie ein Blick auf Instagram und Tiktok zeigt. Unter Hashtags wie #celibacy oder #boysober berichten heterosexuelle Frauen von ihrer neuen Freiheit, seitdem sie nicht mehr auf Dates gehen. Von erholsamerem Schlaf, der nicht von Gedankenschleifen über den narzisstisch anmutenden Freund gestört wird, von Urlaubstagen ohne Herzschmerz und von innerem Frieden, weil sie keine Endlosnachrichten mehr in ihr Handy tippen müssen, um dem Ex sein respektloses Verhalten zu spiegeln. Sie feiern ihre Freundinnen als die eigentlichen Lieben in ihrem Leben und ihre Abende, die sie lieber allein mit Tanzeinlagen im Wohnzimmer verbringen als mit einem weiteren Typen von Bumble, der keine Fragen stellt.

Und sie lassen ihre Wut raus: auf Ex-Freunde, die sie erziehen mussten, auf selbsternannte Feministen, die ihren Unwillen zur Verbindlichkeit in intellektuellen Phrasen tarnen und auf Liebschaften, die ihnen ihre Gefühle abgesprochen haben. Viele der Beiträge haben Zehntausende, manche Hunderttausende Likes. In den Kommentarspalten teilen andere Frauen ihre negativen Erfahrungen mit Männern, immer wieder schreiben sie: „We’re all living the same life“ – Wir leben alle das gleiche Leben.

Als Vorbild für ihre Abkehr von den Männern sehen viele der Frauen die 4B-Bewegung in Südkorea, die Ende der 2010er Jahre im Kontext eines Femizids entstanden ist. Gewalt gegen Frauen ist in Südkorea weit verbreitet, Feministinnen riefen im Sinne des Selbstschutzes zum Männerboykott auf. Der Name der Bewegung steht für die vier Dinge, die ihre Anhängerinnen ablehnen: Dates mit Männern, Sex mit Männern, Ehe und Mutterschaft.

Deutschland ist nicht Südkorea. Trotzdem übertreibe ich nicht, wenn ich sage, dass es auch mir um Selbstschutz geht, wenn ich keine Männer mehr in mein Liebesleben lasse. Aber von Anfang an.

Wer sagt eigentlich, dass Romantik nur stattfinden kann, zwischen Menschen, die sich sexuell anziehend finden? Foto: Stella Weiß

Mit 16 Jahren habe ich mein erstes Date. Nach ein paar Monaten wird aus dem Jungen in Röhrenjeans (es waren die Nullerjahre) mein erster fester Freund. Unsere Beziehung ist eine Teenieromanze, wie sie im Buche steht. Doch unsere Kennenlernphase davor ist ein Kampf. Tagelang warte ich, dass er auf meine SMS antwortet. Einmal vergisst er unser Date, weil er verkatert ist. Ein konstantes Gefühl von Unsicherheit und Ohnmacht begleitet mich in diesen Wochen. Was ich damals nicht ahne: Dieses Gefühl, das sich bis heute als ein dumpfes Ziehen in meiner Magengrube bemerkbar macht, wird mich immer weiter begleiten.

Dabei gebe ich mein Bestes, die Kontrolle zurückzubekommen. Um Enttäuschungen zu vermeiden, schraube ich meine Erwartungen herunter. In der Hoffnung, dass ihr Interesse an mir steigt, mache ich mich Männern gegenüber rar. Ich vermeide es zu fragen, ob wir inzwischen ein Paar sind, und tue betont cool, wenn ich eigentlich verletzt oder wütend bin. Zu groß ist die Angst, als die Frau zu gelten, die immer alles zerreden will und die nicht „einfach locker daten“ kann, wie eine der Suchoptionen auf Bumble heißt. Ich bin sicher: eine Forderung, eine Gefühlsbekundung zu viel, dann kippt die Situation. Dann ist er weg.

Dass das normal ist, suggeriert mir die Popkultur. Zum Beispiel mein damaliger Lieblingsfilm „Eiskalte Engel“, in dem die schüchterne Annette auf den Aufreißer Sebastian reinfällt, der so viel Angst vor seinen Gefühlen hat, dass er Annette lieber abserviert. Oder nehmen wir Bridget Jones, die in „Schokolade zum Frühstück“ von ihrem manipulativen Boss verarscht wird, um sich danach die Zähne an dem emotional verarmten Mark Darcy auszubeißen. Selbst vermeintlich progressive Formate wie „Sex and the City“ machen es nicht besser. Auch hier wird die alte Leier abgespult: Die Hauptfigur (Carrie) jagt einem Mann mit Bindungsphobie (Mr. Big) hinterher. Carries Gespräche und all ihre Gedanken kreisen um Mr. Big wie die Planeten um die Sonne. Sechs Staffeln braucht es, bis er sich nach ewigem Hin und Her für Carrie entscheidet, nur um sie dann im Kinofilm zur Serie am Tag der Hochzeit sitzen zu lassen. Dass Carrie oder Bridget am Ende ihre Männer bekommen, zeigt mir: Wenn ich Liebe will, muss ich leiden. Und die Macht über die Liebe haben die Männer.

So wie Carrie und Co gelitten haben, tue ich es auch. Fast jeder Mann, mit dem ich zusammen bin, macht aus mir ein Nervenbündel, dem das Selbstbewusstsein abhanden gekommen ist. Weil er mir tagelang nicht auf meine Nachrichten antwortet, sich andere Frauen warmhält oder in seinem Dating-App-Profil ein neues Foto hochgeladen hat. Wie eine Dauerwerbesendung schwebt die immer gleiche Frage in meinem Kopf: Will er mich oder nicht?

Die Ursachen für all das Drama suche ich lange Zeit bei mir. Sind meine Erwartungen zu hoch? Bin ich bindungsunfähig? Habe ich einen Vaterkomplex?

Dabei leide ich auch körperlich: Ich schlafe schlecht, esse zu wenig und vernachlässige meinen Sport. Ich verschiebe Deadlines für Artikel und nehme Karenztage, wenn ich zu ausgelaugt bin zum ­Schreiben, nachdem am Vorabend ein Streit mit meinem Ex eskaliert ist, weil ich es gewagt hatte, ihn zu kritisieren. Während andere wegen einer Erkältung ausfallen, sind es bei mir Männer, die mich regelmäßig arbeitsunfähig machen.

Selbst meine Urlaube überschatten sie: In Verona weine ich nicht zum ersten Mal wegen eines Typen, obwohl ich doch eigentlich chillen will. Davor weine ich auf Korfu, weil der Mann, mit dem ich damals etwas habe, sich nicht mehr bei mir meldet. Und ich weine an der Ostsee, weil mich Erinnerungen an meine gewaltvolle Ex-Beziehung heimsuchen. Irgendwann versuche ich mein Datingleben so zu timen, dass potenzieller Liebesstress nicht in meine Urlaubszeiten fällt. Während ich das aufschreibe, muss ich lachen, weil es zu absurd klingt, um wahr zu sein.

Die Ursachen für all das Drama suche ich lange Zeit bei mir. Ich zermartere mir das Hirn: Bin ich bindungsunfähig? Sind meine Erwartungen zu hoch? Habe ich einen Vaterkomplex oder ziehe ich unbewusst nur Arschlöcher an? Gut gemeinte Anmerkungen aus meinem Umfeld wie „Vielleicht suchst du dir die Falschen aus“ oder „Du willst es einfach zu sehr“ machen alles nur noch schlimmer und verstärken meine Selbstzweifel zusätzlich.

So lange, bis der Feminismus in mein Leben kommt. Da erkenne ich, dass das Patriarchat Männern ihre Verletzlichkeit und Frauen ihre Wut abtrainiert. Dass wir in einer Gesellschaft leben, die Männer von Care-Arbeit befreit und notorisch in Schutz nimmt, wenn sie ihre Verantwortung nicht übernehmen, während sie von Frauen permanente Beziehungspflege erwartet.

Ich lese die Zahlen: Laut Bundesfamilienministerium erlebt in Deutschland etwa jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben einen körperlichen oder sexualisierten Übergriff durch ihren aktuellen oder Ex-Partner. Alle vier Minuten tut ein Mann seiner (Ex-)Partnerin Gewalt an. Und fast jeden Tag wird eine Frau getötet – nicht selten von dem Mann, der sie vermeintlich liebt.

Eine große aktuelle Auswertung früherer Studien durch ein internationales For­sche­r*in­nen­team rund um die Psychologin Iris Wahring von der Berliner Humboldt-Universität zeigt zwar, dass Frauen im Schnitt von romantischen Beziehungen mit Männern profitieren, sie also zufriedener und weniger depressiv sind als Single-Frauen. Allerdings profitieren Männer noch mehr von diesen Beziehungen, das ergab die gleiche Auswertung.

Als eine mögliche Erklärung dafür nennt Wahring auf taz-Anfrage Care-Arbeit: „Da in heterosexuellen Beziehungen Frauen immer noch den Großteil der Care-Arbeit verrichten, kann eine Partnerschaft für Frauen auch eine Mehrbelastung bedeuten. Ein Beziehungsende kann für sie demnach eine Entlastung sein, während es bei Männern oft umgekehrt ist.“

Welche Folgen dieses Ungleichgewicht haben kann, untersuchte eine 2025 in der Fachzeitschrift Archives of Sexual Behaviour veröffentlichte Studie. Laut der Au­to­r*in­nen kann das hohe Maß an emotionaler Arbeit, die Frauen in heterosexuellen Beziehungen oftmals leisten, nicht nur zu einem höherem Stresslevel führen, sondern auch zu geringerer sexueller Zufriedenheit.

Dass Frauen ohne Männer möglicherweise besser dran sind, legt eine Studie der Universität von Padua aus dem Jahr 2016 nahe. Laut dieser haben Männer nach dem Verlust der Ehepartnerin ein höheres Risiko, gebrechlich zu werden, während es bei den Frauen umgekehrt ist. Untersuchungen zeigen auch: Trennungen in heterosexuellen Beziehungen gehen häufiger von Frauen aus und sie sind es auch, die danach lieber Single bleiben.

Mit diesem Wissen fange ich nicht nur an, mein Liebesleben anders zu betrachten. Ich höre auch meinen Freundinnen anders zu, wenn sie von ihren Dates und (Ex-)Beziehungen mit Männern erzählen. Das hört sich dann oft so oder so ähnlich an:

„Mein Ex ist psychisch krank, war aber nie in Therapie. Also musste ich nach der Trennung in Therapie.“

„Mein Freund kann sich nicht entschuldigen.“

„Mein Ex zahlt keinen Unterhalt für unseren Sohn.“

„Ich glaube, ihm ist es egal, wie ich unseren Sex finde.“

„Er wollte unbedingt meine Nummer, aber hat sich danach nie gemeldet.“

„Ich habe ihn gefragt, ob er mir hilft, in meiner neuen Wohnung klar Schiff zu machen. Er sagte, er setze sich gerne mit einem Buch dazu und schaue mir beim Putzen zu.“

„Als ich ihn auf sein verletzendes Verhalten ansprach, sagte er, das erinnere ihn jetzt viel zu sehr an seine Ex.“

„Letzte Woche hat er gesagt, wie verliebt er in mich ist. Jetzt sind seine Gefühle wieder weg.“

„Mein Freund hat mich im Streit so lange festgehalten, dass ich danach ins Krankenhaus musste.“

„Als wir im Bett waren, habe ich mehrfach Nein gesagt, aber er hat nicht aufgehört.“

Sicher höre ich auch mal eine Lovestory mit Happy End, doch die meisten Liebesgeschichten meiner Freundinnen sind Leidensgeschichten, die von den immer gleichen Verletzungen handeln: vom Warten auf Antworten, dem Kampf um Verbindlichkeit, fehlender Care-Arbeit – und von Gewalt. Ich finde mich in vielen ihrer Geschichten wieder und frage mich irgendwann, ob wir alle mit den selben Typen zusammen waren.

„Das Patriarchat hat Generationen von Männern erzeugt, die emotional distanziert sind, weil ihnen seit der Kindheit beigebracht wurde, ihre Emotionen zu verdrängen und der Liebe und emotionalen Nähe zu Frauen zu widerstehen“, schreibt die feministische Autorin Emilia Roig in ihrem Buch „Das Ende der Ehe“, in dem sie wie ich von einem latenten Gefühl emotionaler Unsicherheit erzählt, das ihre romantischen Begegnungen mit Männern prägte. Geht es nach Roig, verspüren Frauen einen „Durst nach emotionaler Nähe, den Männer nicht befriedigen können, weil deren Sozialisation ihnen das Gegenteil beibringt: emotionale Distanziertheit, ein starkes Bedürfnis nach Unabhängigkeit und ein niedriges Level an Engagement.“

Dieses tiefe Gefühl der Geborgenheit, des Verstandenwerdens Foto: Stella Weiß

Was das für das Verhältnis zwischen Frau und Mann in der Liebe bedeutet, bringt die Autorin Laura Melina Berling in ihrem Buch „Modern Heartbreak: Feministischer Lieben“ auf den Punkt: „Die emotional distanziertere Person hat eine größere Kontrolle über die Situation. Das Bild eines Mannes, der keine Bindung braucht und viele Sexualpartnerinnen hat, gegenüber einer Frau, die sich binden möchte, birgt Überlegenheit und Asymmetrie.“

Dabei date ich in meinem Zwanzigern auch Männer, die nicht auf Distanz bleiben. Im Gegenteil: Sie texten mich auf Whatsapp voll, drängen beim Dating mit subtilen Aussagen auf den ersten Sex oder betteln danach um ein weiteres Treffen, obwohl ich Nein gesagt habe. Aus ihrer anfänglichen Begeisterung für mich wird Besitzanspruch. Womit wir wieder beim Thema Kontrolle wären.

Was also, wenn das, was ich bislang für mein persönliches Pech hielt, das Patriarchat ist? Wenn es nicht (nur) an mir liegt, dass ich in der Liebe so leide, sondern vor allem an den Männern? Es ist ein Gedanke, der ein rauschartiges Gefühl der Erleichterung in mir auslöst.

Nach all den verkorksten Dates und Beziehungsversuchen höre ich erstmals auf, die Schuld allein bei mir zu suchen, meinem Bindungsstil oder meinen Erwartungen, die mir oft als fehlende Gelassenheit ausgelegt wurden. Oder wie es Brigitte Theißl im feministischen Magazin an.schläge im Kontext des 4B-Trends auf Social Media formuliert: „Jedes Tiktok-Video, jedes Reddit-Posting sendet nicht zuletzt die Botschaft: Nicht du persönlich hast versagt, sondern Care-Arbeit auf Frauen abzuladen und sie nicht einmal wertzuschätzen, hat im Patriarchat System.“

Wenn ich feministisch lieben will, muss ich feministisch daten, denke ich irgendwann, und treffe mich weiter mit Männern, fest entschlossen, die Dinge einzufordern, die mir wichtig sind: Sprechen über Gefühle, Empathie, Respekt, Fürsorglichkeit. Doch je mehr ich daraufhin für mich einstehe, desto größer wird der Widerstand. Je selbstbewusster ich Grenzen ziehe oder verletzendes Verhalten benenne, desto ätzender verhalten sich die Männer, unter denen sich auch selbsternannte Feministen befinden. Als ich Forderungen stelle, stellen sie diese in Frage. Als ich Kritik äußere, lenken sie mit Gegenkritik ab. Wenn ich mich unabhängig mache, folgt die Abwertung. Mein Selbstbewusstsein finden sie nur so lange sexy, bis es sich gegen sie richtet.

Wenn ich mit meinen queeren Freun­d*in­nen zusammensitze und die einzige Heteroperson am Tisch bin, kommt gern die Frage: „Und, wie scheiße ist es, als Feministin auf Männer zu stehen?“ „Ziemlich scheiße“, sage ich dann und lache, während mir auch ein bisschen zum Heulen zumute ist.

Vor einem Jahr etwa beginne ich deshalb, Frauen in den Blick zu nehmen, zu denen ich mich nie körperlich hingezogen fühlte. Doch ich bin fest entschlossen, meinem Schicksal im Heteropatriarchat zu entkommen. Also treffe ich mich mit Anna – 33, Hydrobiologin, megacool, megaheiß. Unser Date läuft super, doch ich warte vergeblich auf das Gefühl, was ich habe, wenn mir ein Mann gefällt. Heute würde ich mir mehr Zeit geben, um mein mögliches Begehren einer Frau gegenüber zu erkunden. Damals bin ich sicher: Scheiße, ich bin hetero. Ein Jahr später lachen Anna und ich immer noch über unser Fake-Date, denn inzwischen verbindet uns eine enge Freundschaft – die einzige gesunde Beziehung, die eine Dating-App mir je beschert hat.

Einmal gebe ich einem Mann nach Anna noch eine Chance – seinetwegen finde ich mich heulend am Bahnhof von Verona wieder. Seitdem halte ich nicht mehr viel davon, Männer zu daten oder mit ihnen zusammen zu sein. Ein Schluss, zu dem bereits der Zweite-Welle-Feminismus der 1970er Jahre kam. Die Radikalfeministinnen von damals prägten den berühmten Satz „Das Private ist politisch“ und kritisierten, dass Frauen in einer heterosexuellen Beziehung sich niemals vom Patriarchat befreien können.

Es ist nicht so, dass ich denke, dass es keine Männer gibt, die Frauen auf Augenhöhe lieben und wirklich Lust haben, eine Beziehung zu gestalten. Ich glaube nur, dass sie eine verschwindend kleine Gruppe sind. Umso mehr nerven mich heute Sätze wie „Der Richtige kommt noch“. Sie sollen mir Hoffnung machen, doch stattdessen machen sie Druck – weiter zu suchen, meine Anforderungen an eine Beziehung noch klarer zu machen, noch besser auf frühe Warnsignale zu achten.

Vor jedem ersten Date, das ich zum Schluss hatte, erzählte ich meinen Freundinnen von den Männern. Dabei fragte ich nicht, ob sie sie süß fanden, sondern: Hast du was Schlechtes über den gehört? Ist der manipulativ? Hat der ein Problem mit Gewalt? Anstatt auf der Suche nach Liebe meine Zeit damit zu vergeuden, psychologische Gutachten und Führungszeugnisse von Männern zu erstellen, die vielleicht ganz süß sind, richte ich meinen Blick inzwischen lieber auf die Liebe, die ich schon habe.

Und, wie scheiße ist es, als Feministin auf Männer zu stehen?, fragen mich meine queeren Freund*innen. „Ziemlich scheiße“, sage ich

Als ich im November in Verona im Zug sitze und mich trotz neuer Beziehung so einsam wie lange nicht mehr fühle, fragt mich meine beste Freundin, ob sie für mich einkaufen soll, damit ich nach meiner Rückkehr etwas im Kühlschrank habe. Sie fragt auch, wann ich ankomme, damit sie mich vom Bahnhof abholen kann. Ich weiß nicht, ob der Frust über die Lieblosigkeit meines Freundes mich in diesem Moment sensibler macht oder ob sich meine Freundin besonders viel Mühe gibt. Doch plötzlich umgibt mich ein tiefes Gefühl der Geborgenheit, des Gesehen- und Verstandenwerdens und vor allem das Gefühl, im Leben einer anderen Person wirklich Priorität zu haben.

Alles Dinge, die ich als Jugendliche einmal in einer eigenen Familie zu finden glaubte, mit Mann und Kindern. Schon in der sechsten Klasse ging es bei uns Mädchen nicht darum, ob wir einmal Kinder haben wollen, sondern wann und wie viele. Erst als ich verstand, dass ich kein Kind kriegen muss, erkannte ich auch, dass ich kein Kind kriegen will. Ein Fakt, der mir den Ausstieg aus dem Dating deutlich leichter gemacht hat.

Auf Romantik muss ich seitdem nicht verzichten. Wenn meine Freundinnen und ich Sprachnachrichten füreinander aufnehmen, sagen wir uns, dass wir uns liebhaben und dass wir uns vermissen. Wenn wir uns sehen, machen wir uns Komplimente, und manchmal auch Geschenk, einfach so. Wir sagen uns, wie schön wir das letzte Treffen fanden und wie froh wir sind, uns zu kennen. Wenn das nicht Romantik ist, was dann?

„Auch wenn es sehr schwer ist, denke ich, dass es einen großen Benefit haben kann, von der großen romantischen Liebe abzurücken und Liebe anders zu definieren“, sagt die Autorin Laura Melina Berling. „Das kann heißen, dass man Rollenbilder hinterfragt und Liebe anders gestaltet, aber auch dass man nicht mehr auf Dates geht, keine romantischen Beziehungen führt und stattdessen andere Beziehungen wie Freun­d*in­nen­schaf­ten intensiver lebt.“

Berling wirft nicht nur in ihrem Buch „Modern Heartbreak“ einen feministischen Blick auf die heterosexuelle Liebe. Auch auf Instagram macht sie Ungerechtigkeiten im Dating für Frauen sichtbar, seziert in Memes die Scheinheiligkeit linker Typen, die ihr mieses Verhalten gegenüber Frauen mit wokem Vokabular schönreden. Zum Beispiel, in dem sie Frauen Heteronormativität vorwerfen, nur weil die sich mehr Verbindlichkeit gewünscht hatten.

In den Kommentaren unter Berlings Posts kommt von Männern immer wieder der Einwand, dass auch Frauen sich im Dating unehrlich und unfair verhielten. „Das stimmt auch“, sagt die 37-Jährige, „aber wir leben in einer Gesellschaft, in der das Verhältnis zwischen Mann und Frau nach wie vor nicht gleichwertig ist und Frauen in eine Abhängigkeit von Männern hineinsozialisiert werden. Umso mehr Leid birgt dieses Machtgefälle in der Liebe für sie.“

Ob auch sie schon an dem Punkt war, die heterosexuelle Liebe aufzugeben? „Ständig“, sagt Berling und lacht. „Aber ich hatte trotzdem immer diese Sehnsucht nach einer romantischen Beziehung.“ Eine Sehnsucht, die ihrer Meinung nach in feministischen Diskursen und bei aller Liebe für Freun­d*in­nen­schaf­ten manchmal zu wenig Raum bekommt. „Es ist gut, wenn wir uns von den Männern unabhängig machen wollen, aber das sollte nicht dazu führen, dass wir gar nichts mehr fühlen und keinen Liebeskummer haben dürfen, wenn es wieder mal nicht geklappt hat.“

Auch mich holt nach dem Ende meiner letzten Beziehung die Traurigkeit ein. Und ich erwische mich noch heute beim Tagträumen über verliebtes Händchenhalten und Pärchenurlaub. Das sind Dinge, die meine Freundinnen nicht ersetzen können. Aber ich brauche diese Dinge nicht, um glücklich zu sein. Mit Männern, so erscheint es mir heute, bekam ich sie oft nur im Tausch gegen meine psychische Gesundheit.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Ein schlechter Deal, den auch meine Freundin Anna (nicht die Hydrobiologin von Hinge) oft eingegangen ist. Sie ist so alt wie ich und hat den Männern, zufällig fast zeitgleich mit mir, ebenfalls abgeschworen. Wie es ihr seitdem geht, will ich wissen, als sie sich auf meinem Balkon eine Zigarette dreht. „Ich habe endlich Frieden“, sagt Anna. Ein Satz, der in meinem ganzen Körper nachhallt, weil ich weiß, was sie meint. „Natürlich habe ich mal Stress auf Arbeit oder so, aber ich habe nicht mehr diesen Krieg.“ Mit Krieg meint sie Dating.

Davon war Anna schon zu Beginn unserer Freundschaft genervt. Als ich sie vor zwei Jahren in einem Café kennenlernte, hatte sie nicht nur einen Cappuccino vor sich, sondern auch einen Notizblock, auf dem sie einen wütenden Brief an ihren Exfreund schrieb. Trotzdem träumte sie damals noch davon, irgendwann einem Mann ihr Ja-Wort zu geben. Ein Traum, den sie inzwischen begraben hat.

Dass sie einmal an diesen Punkt kommen würde, hätte sie nicht gedacht. „Es ist nicht so, dass ich mich nicht über eine funktionierende Beziehung mit einem Mann freuen würde. Ich bin aber nicht mehr bereit, mir von Männern mein Zen nehmen zu lassen.“ Eine Einsicht, da ist sich Anna sicher, zu der in Zukunft immer mehr Frauen kommen werden.

Und die Männer? Seit einiger Zeit beschäftigt sich das Internet aufgeregt mit der Frage, ob die derzeit an einer „male loneliness epidemic“ (auf Deutsch: männlichen Einsamkeitsepidemie) leiden – auch weil sie keine Freundin mehr finden in einer Welt, in der Frauen ihre Ansprüche hochgeschraubt haben.

Eine These, bei der Christoph May nur den Kopf schütteln kann. Der Literaturwissenschaftler hat 2016 das Institut für Kritische Männerforschung mitgegründet und berät seitdem zu Themen wie Männerbilder und Kritische Männlichkeit. Dass es die „male loneliness epidemic“ gibt, bezweifelt May, und verweist auf eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, laut der junge Frauen zumindest in Deutschland häufiger von Einsamkeit betroffen sind als junge Männer. „In einer patriarchalen Gesellschaft aber ignorieren Männer diese Fakten, rufen indes eine männliche Einsamkeitsepidemie aus und fordern Mitleid, weil sie nicht darüber sprechen wollen, was die eigentlichen Epidemien sind, nämlich Sexismus, Misogynie und Gewalt an Frauen.“

Was Frauen aktuell auf Social Media über Männer im Dating und Beziehungen anprangern, findet May schockierend und augenöffnend. Wirklich überraschen sollten die Berichte aber niemanden. „Dass viele Männer beim Dating übergriffig sind und manipulieren, in Beziehungen den Mental Load ihrer Partnerin nicht sehen und ihr die emotionale Arbeit aufdrücken: Das ist ja alles nichts Neues“, sagt May. „Neu ist, dass Frauen das jetzt sichtbar machen.“

Durch Trends wie #boysober spürten Männer zum ersten Mal, „dass ihr Verhalten Konsequenzen hat und sie für manche Frauen im Grunde keine Rolle mehr spielen“. Entweder sie folgten als Trotzreaktion darauf dem Beispiel von Andrew Tate, verhalten sich also erst recht mackerhaft und werten Frauen ab – oder sie machten sich die Arbeit, sich mit ihrer Misogynie auseinanderzusetzen.

Eine Auseinandersetzung, für die wir laut May auch an die Strukturen ranmüssen. Er fordert feministische Bildung für Jungs von der ersten Klasse an und die Bezahlung von Care-Arbeit. Darüber hinaus brauche es als Gegenentwurf zum aktuellen Männlichkeitsbild mehr Männer, die im Erzieher- und Pflegeberuf arbeiten und als Vorbilder auf allen Ebenen in Wirtschaft, Politik, Kultur, Sport und Medien ihren Anteil der Care-Arbeit übernehmen, drei Jahre in Elternzeit gehen und für die Karriere ihrer Partnerinnen ihre Arbeitszeit deutlich reduzieren.

Er freue sich über jeden Post auf Instagram und Tiktok, in dem Frauen ihre negativen Erfahrungen im Dating teilten, sagt Christoph May, betont aber: „Die Verantwortung dafür, dass heterosexuelle Liebe langfristig gleichberechtigter wird, liegt nicht bei den Frauen, sondern einzig und allein bei den Männern.“

Wenn nur ein paar von ihnen ihre Verantwortung erkennen und an sich arbeiten, vielleicht ist unter diesen dann irgendwann auch einer für mich dabei. Diesen Gedanken hätte mein Hirn nach den Worten von Christoph May noch vor einiger Zeit produziert. Und vielleicht stimmt es ja auch. Aber ich habe keine Lust mehr auf diesen Mann zu warten oder nach ihm zu suchen. Stattdessen mache ich das, was sich wirklich lohnt – Urlaub mit meiner besten Freundin. In ein paar Tagen fliegen wir für eine Woche nach Kroatien.

Ich bin mir sicher: Es wird ein Urlaub ohne Tränen.

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47 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Wie 'verliebt' muss Frau sein, um den 'Richtigen' zu finden ? Das Ideal wäre, sich mit jemandem einzulassen, der es zu schätzen weiss, eben nicht allein seinen Weg zu gehen. Wenn es sich ergibt, ohne SUCHEN zu müssen, sind die Voraussetzungen für eine gelungene Partnerschaft am günstigsten, weil sich dann die Erwartungen erst aus dem Zusammenleben ergeben und nicht vorgegeben sein müssen; Wollen wir einmal eine Familie gründen und reicht die Zuneigung, um dafür zusammenzuhalten ? Je vorurteilsfreier sich die 'Partner' kennenlernen und damit zu schätzen LERNEN, umso mehr lässt sich das einmal gemeinsam aufgebaute Zusammenleben ertragen und das ohne in patriarchische oder spezifisch weibliche Verhaltensmuster abzugleiten, die sich festschreiben. Und: Jede/r muss die Freiheit des Gegenüber, auch einmal eigene Wege zu gehen, verstehen lernen, Beziehungen sind keine Fesseln.

  • In jeder Beziehung gibt es Berge, Täler und Tiefebenen. Man liebt sich auseinander und zankt sich zusammen, findet sich irgendwann wieder in der Auseinandersetzung um den täglichen Kram, sucht Halt aneinander und strampelt sich wieder frei - und stellt irgendwann mal fest, dass Liebe nicht unbedingt was mit Schmetterlingen im Bauch zu tun hat, aber sehr viel mit Beständigkeit und Willen zur Selbstbehauptung. Paare die lange verheiratet sind wissen, wovon ich rede. Die Bereitschaft, den anderen so zu nehmen wie er ist, die Bereitschaft sich selber zu akzeptieren, ohne sich zu spiegeln im männlichen Blick... gemeinsame Interessen über den täglichen Kram hinaus, ein gemeinsames Ziel, das nicht unbedingt mit dem Hang zum Nestbau zu tun hat... ich bin seit mehr als 40 Jahren verheiratet und wir haben glaube ich viele Phasen der gemeinsamen Entwicklung durchlebt und teilweise auch durchkämpft. Quintessenz des ganzen Theaters : wesentlich ist vielleicht das Bewusstsein, dass da jemand ist der "da" ist - jenseits aller romantischen Verbrämungen. Und das andere... ich bin seit mehr als zwanzig Jahren Sexarbeiterin mit Schwerpunkt auf Sexualassistenz. Aber das ist eine andere Geschichte....

  • "Alter Wein in neuen Schläuchen", war mein spontaner Gedanke zu diesem Beitrag.



    Mit Anfang 30 hatte ich ähnliche Gedanken, Erwartungen, Sehnsüchte, Verflechtungen und Fantasien. Steinalt fühlte ich mich und unglaublich weise.



    Trotz dieser "Weisheit" waren nicht nur Beziehungen auch immer wieder mal verbunden mit Leid, Trauer, Verzweiflung. So eine elende Energieverschwendung, so eine elende Sche.....



    Und dann kam alles anders......weil Leben nun mal so unberechenbar, unfair und toll ist.



    Man verbessere mich, wenn ich damit falsch liege.

    • @Maxdax:

      Tue ich gerne.

      Jede vierte Frau hat durch einen Mann Gewalt erfahren. Die Frauenhäuser sind voll. Hingegen sind die Männerhäuser unterbesetzt.

      Ist das Leben fair? Ja.



      Ist das Patriarchat vor allem den Frauen gegenüber unfair? Vredammt ja.



      Und: meine verheiratete Nachbarin denkt sicher auch, was für ein Glück sie hat, einen Mann zu haben - der sie erst vor ein paar Wochen aus ihrem Haus ausgesperrt hat. Das nenne ich nicht, "das Leben ist unfair", das nenne ich, die Realität nicht anerkennen.

  • Dating ist doch kein erfolgversprechendes Konzept. Kann natürlich funktionieren. Freundeskreis, Arbeitskollegen sind mir für Beziehungen aber näher. Dort ist menschliche Beziehung doch schon gegeben. Kann sich weiterentwickeln. Dem nächsten Menschen sollte man sich öffnen. Mache ich seit 25 Jahren. Ist wunderbar.

  • Freundschaft wird im Vergleich zu einer romantischen Beziehung häufig als minderwertig gesehen - auch gesetzlich. Es gibt keine Möglichkeit, offiziell zu sagen: ich möchte mit dieser Person/ diesen Personen (ja, man kann auch mehrere beste Freund*innen oder Partner*innen haben) für immer zusammenleben, im Ernstfall über medizinische Schritte entscheiden, Kinder groß ziehen und ähnliches, wenn das Interesse an dieser Person rein platonisch ist. Auch die Idee, dass man in einer Beziehung Sex haben muss und dass eine rein romantische Beziehung keine "richtige" Beziehung ist, ist extrem problematisch.

    • @Wedekin:

      Mit einer Vorsorgemachtverfügung / Sorgerechtsverfügung können Eltern einen Vormund für ihre nicht volljährigen Kinder, im Todesfall der Eltern, festlegen. Z. B. beste Freunde.



      Im übrigen sind Ehepartner nicht grundsätzlich, ohne Zustimmung/ Vollmacht des Ehepartner, für ihren Ehepartner im Krankheitsfall geschäftsfähig.



      Dafür sollte man durch schriftliche Vollmachten, Bevollmächtigte bezüglich der eigenen Versorgung im Krankheitsfall bestimmen. Dies können Ehepartner, Freunde oder bei Volljährigkeit die eigenen Kinder sein. Für den Fall, man kann z. B. durch Unfall nicht mehr selber Entscheidungen treffen. Alles ausgesprochen wichtige Vorsorgemaßnahmen , die jeder rechtzeitig verfügen sollte.

  • Ich möchte zu bedenken geben, dass die Autorin und ihre Leidensgenossinnen möglicherweise Opfer einer Filterung geworden sind. Auf Dating-Apps werden aufgrund des Algorithmus nur Männer angezeigt, die auch bei anderen Frauen beliebt sind.

    Diese Männer haben einen riesigen Pool an Bewerberinnen zur Verfügung. Die können auswählen und das nutzen sie auch aus.

    Ein Mann, der weniger als 1,80 m groß ist, wird auf Tinder in der Regel nicht gezeigt. Die Hälfte der Männer in Deutschland sind unter 1,80 m groß.

    Ich hätte keine Chance, der Autorin jemals irgendwo zu begegnen, wo Frauen nach Partnern suchen.

    Ich gehöre zu den Männern, denen Frauen platonische Freundschaft vorschlagen, weil der Athlet in ihrem Bett intellektuell langweilig ist.

    Ich schlage diese Freundschaftsangebote aus, denn sonst hätte ich keine Zeit zu suchen, was ich wirklich will: Eine verbindliche Partnerschaft mit Geschlechtsverkehr.

    • @Camelot 2:

      Ob man in der Wüste verdurstet oder im Meer ertrinkt...

      Mein Mitgefühl gilt der Autorin wie Dir und Euch beiden wünsche ich Erfüllung im Leben - wie auch immer geartet

  • Ein interessanter und berührender Artikel. Mein subjektiver Eindruck ist, dass hier auf allen Seiten die traditionellen Rollenbilder im Weg stehen. Viele der Männer, die eine Partnerin auf Augenhöhe schätzen und eine Beziehung wirklich leben möchten, haben sich von traditionellen Rollenbildern meist distanziert. Das wirkt sich dann oft auch beruflich aus, denn wer sich als Mann unkonventionell verhält, wird von anderen Männern (gerade im Beruf) oft nicht mehr ernst genommen oder sogar abgestraft. Leider sind meiner Erfahrung nach solche unkonventionellen, progressiv denkenden Männer für potenzielle Partnerinnen dann oft auch nicht die interessantesten Männer. Was sehr schade ist.

  • Aus meiner sehr subjektiven, persönlichen Sicht liegt das Problem vielleicht auch an der sozial erlernten und unbewusst verinnerlichten Partnervorstellung. Was eine/n anzieht und mensch süß oder sexy findet lässt sich ja schwer bewusst kontrollieren. Habe seit der Pubertät mehrere sehr gute Freundinnen, welche sich selbst als Feministinnen bezeichnen und immer wieder auf den selben Schlag eitler Selbstdarsteller und Bad Boys hereinfallen. Zitat 'wenn wir allein sind ist er ganz anders', wenn gefragt warum sie sich in aller Öffentlichkeit von ihm heruntermachen lässt. Und nein ich denke nicht selbst schuld, sondern verzweifle an dem in so vielen Entertainment-Medien reproduzierten Männlichkeitsbild, womit wohl leider die meisten von uns aufgewachsen sind und auch weiter aufwachsen, in welchem das Arschloch durch die Macht der Liebe gezähmt und zum besseren Menschen gemacht wird. Es verkauft Männern das Bild, es ist ok ein Arschloch zu sein bis ich gezähmt werde und wenn sie es nicht schafft, selber schuld und Frauen die Illusion ein Arschloch ändern zu können. Beispiel? So ziemlich jede Romcom.

    • @Blutsbruder WinnePuh:

      Danke für Ihre Sicht und ich kann nur zustimmen. Auch mich nervt dieses Narrativ gewaltig in dem Männern versichert wird, sie sollen sich so mies wie möglich verhalten und Frauen suggeriert wird, sie müssten sich nur ordentlich ins Zeug legen, dann wird’s auch endlich was mit der Frosch-Prinz-Transformation. Wäre der Hinweis zu viel, dass viele dieser „Romcom’s“ – wie sollte es anders sein – von Männern konzipiert werden? Denn wer schrieb die Opern in denen eine damsel in distress arienweise auf der Bühne litt und ohne Kerl nicht vorwärts kommt … wer schreibt heute die Plots in denen Arschlöcher ein Recht auf (fügsame, unterwürfige, pflegende…?) Frauen haben? Dabei noch immer traurig wie viele Filme (auch der heutigen Zeit) tatsächlich dem Bechdel-Wallace-Test unterlegen sind.

      www.fes.de/wissen/...ossar/bechdel-test

  • Toller Artikel über ein Thema, das mich seit vielen Jahren beschäftigt. Ich pflege auch "nur" noch Freundschaften und bin damit sehr zufrieden. Sexuelle Identität und Orientierung spielen dabei keine Rolle. Idioten gibt es überall, gesellschaftlich geprägte Geschlechterstereotype sind nmE jedoch nicht nur unterschiedlich zwischen den Geschlechtern verteilt, sondern auch innerhalb der Geschlechter. Daraus ziehe ich die Schlussfolgerung, dass das Problem eher im Paradigma der Liebesbeziehung angelegt ist. Die damit verbundenen Erwartungen stellen eine permanente Überforderung an die Beteiligten. Nach Abklingen der hormoninduzierten Persönlichkeitsstörung in der Verliebtheitsphase ändern sich die Voraussetzungen, in dem Individualität wieder stärker in den Vordergrund rückt. Das der Beziehung zugrundeliegende Paradigma ändert sich aber nicht. Oder eben nicht sofort. Dann herrscht Frustration. Deshalb laufen Liebesbeziehungen im besten Fall sowieso auf Freundschaften hinaus, sofern die Beteiligten in der Lage sind, das Paradigma entsprechend anzupassen. Oder man trennt sich eben.



    Eine spannende Frage bleibt: Begehren wir das Begehren nicht oft mehr als das Begehrte?

    • @Schlaubischlumpf:

      Das Problem ist aus meiner Sicht, dass viele Leute gar nicht in der Lage sind, zwischen Begehren und Liebe zu unterscheiden. Dass eine Liebesbeziehung zwingend eine "permanente Überforderung" darstellt, entspricht ganz und gar nicht meiner Erfahrung - im Gegenteil ist für mich eine Liebesbeziehung häufiger ein beruhigender Faktor als ein Stressor. Meine Erfahrung zeigt zudem, dass man mit offener und direkter Kommunikation viele tatsächlich überfordernde Situationen ausräumen kann.

      Ich würde der Behauptung, man begehre das Begehren an sich mehr als das Begehrte, zudem zumindest für mich selbst energisch widersprechen. Ich behaupte, wenn man in sich ruht und im Großen und Ganzen mit sich zufrieden ist, dann sehnt man sich tatsächlich eher nach Ruhe und Gemeinschaft als nach irgendwelchen Dauerstimulationsfantasien irgendwelcher angeblicher "Romantik".

    • @Schlaubischlumpf:

      "Begehren wir das Begehren... "



      oder das Begehrtwerden? im Fall dieses Artikels scheint es mir jedenfalls so.

  • Ich empfehle auch: „Ich fühl’s nich“ von Liv Strömquist

  • Danke… ich habe mich wiedergefunden in manchen der Worte. Bei meinem letzten Freund habe ich unter mir immer wieder sowas wie meine eigene Scholle gesehen, die immer kleiner wurde. Auch an so etwas habe ich beim lesen gedacht. Und an meine Selbstzweifel und an Momente, in denen ich wusste, dass ich richtig bin mit meinen Bedürfnissen. Ich bin jetzt 61 und der letzte Freund mit Sex ist sieben Jahre her. Ich bin bisexuell. Und ich will mich weder von Männern noch von Frauen benutzen oder manipulieren lassen. Ich möchte liebgehabt und gewertschätzt werden und ich möchte mich als die, die ich bin weder wenn ich groß noch wenn ich klein bin, schräg behandelt fühlen. Ich muss merken, dass ich nichts leisten muss, um gemocht zu werden.

  • Herzlichen Dank für diesen Einblick, für die Einordnung und den Klartext.



    Ich empfand beim Lesen des Artikels große Erleichterung und es kehrte ein Gefühl von Ruhe ein. Ich erinnere mich an mein Bild von mir selbst, dass ich als Mädchen und junge Frau hatte und von der Panik, die mich überfiel, als ich befürchtete, nicht Mutter und Ehefrau zu werden. Was könnte ich denn stattdessen sein?



    Wir leben in einer Gesellschaft, triefend voll von Misogynie und internalisierter patriarchaler Strukturen. Es ist so schön, dass sich meine Störgefühle inzwischen erklären uns beschreiben lassen.

  • Ich fand den Artikel erst blöd, dann richtig gut. Weil jemand hier offen über seine Erfahrungen schreibt und man bei sich selbst mal abprüfen kann. Vor allem steht ne Menge Wahres drin. Und das auch obwohl ich denke, dass bei acht Milliarden Menschen ziemlich viele Frösche dabei sind, sind Männer oftmals ziemliche Idioten. Laut, überpräsent, rücksichtslos etc. Stimmt schon. Und vielleicht ist es auch eine ganz gute Idee, sich als Frau komplett zu verweigern. Das wäre schon spannend. Auch ich hatte Vollkatastrophen bei Frauen dabei. Sagte ich mir damals. Aber seit 14 Jahren und einer Wunschtochter später weiß ich, es waren halt nicht die Richtigen. Allerdings habe ich bei meiner Frau auch einen Scheiß auf irgendwelche Regeln ala "ruf erst nach drei Tagen an" geachtet und sie am selben Abend heimgesucht. 😀 Allerdings stimmt das mit der Care Arbeit. Wenn ich mit meiner Tochter auch nur ein Eis essen gehen, höre ich permanent Superheldenmusik in meinem Kopf und die Omas und anderen Mamas strahlen mich an. Männer, die sich um ihre Kinder kümmern? Immer noch wie einen Dinosaurier zu sehen.

  • Sehr guter Artikel, danke dafür.

    „Die Verantwortung dafür, dass heterosexuelle Liebe langfristig gleichberechtigter wird, liegt nicht bei den Frauen, sondern einzig und allein bei den Männern.“

    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

    • @Lou Andreas-Salomé:

      Wir sollten uns die Mühe machen, zwischen Verhalten und Verhältnissen zu unterscheiden.



      Im Großen liegt sehr viel an den Verhältnissen.



      Wer aber jegliches Verhalten mit den Verhältnissen erklärt, bleibt irgendwann stecken und kommt nicht mehr weiter.

      Der wesentliche Punkt ist: MEIN Verhalten, steuere ICH. Das Verhalten anderer kann ich nur über die Verhältnisse steuern und das ist eine gesellschaftliche Aufgabe, ein dickes Brett.



      Kurzfristig empfiehlt es sich daher, Lösungen für sich zu finden, die in der eigenen Reichweite liegen. Die Autorin hat einen ersten Schritt dahin unternommen.

      • @Ringsle:

        All right und IHR VERHALTEN ist etwa nicht genormt, angepasst, erlernt aus und mit den Verhältnissen in denen Sie sozialisiert wurden? Und ist es, wenn Ungerechtigkeiten und Missstände erkannt werden nicht die Aufgabe, gerade diese Verhältnisse in Frage zu stellen, selbst wenn Sie MANN bevorzugen und aus der eigenen Komfortzone zwingen?...alles andere wäre nur Bigotterie.

    • @Lou Andreas-Salomé:

      Da Frauen wie Männer gleichermaßen das Patriarchat konstituieren, kann das doch nicht sein oder?



      Seid ihr wirklich sicher, dass das Patriarchat Männer bevorteilen und deswegen Männer alles falsch machen und Frauen alles richtig?



      Männer müssen sich ändern? Und Frauen nicht?

      Ich habe den Eindruck, das Patriarchat ist Teil des Turbokapitalismus, solange wir Erfüllung in exotischen Reisen und Bullshitjobs suchen werden wir nicht glücklich und Männer wie Frauen konsumieren ihre Partner, statt sie zu lieben. Sich sein eigenes Bedürfnis nach Partnerschaft zu verbieten ist doch ein deutliches Symptom dessen, in der individualisierten Konsumgesellschaft lässt sich Selbsterfüllung und Gemeinschaft nur schwer verbinden.

      • @Ernst Lusti:

        „Da Frauen wie Männer gleichermaßen das Patriarchat konstituieren, kann das doch nicht sein oder?“ Tun Sie das… wirklich?



        Das Patriarchat existiert nicht erst seit hundert Jahren, mit der Sesshaftigkeit des Menschen, dem Entstehen von Eigentum & Kapital, der Verteidigung dessen durch Kriege, der Vererbung von Besitz & Titeln hat sich der Mann ganz eigene spannende Schlachtfelder geschaffen. Deren Wirkmächtigkeit bedauerlicherweise mit Unterstützung durch Religion, der Abwertung der Frauen welche auf die Funktion von Besitz degradiert wurden & zum Machterhalt oder Ausbau herhalten mussten, bis heute nicht an Brisanz verloren haben. Denn um den Frauen Flausen hinsichtlich Ihrer Möglichkeiten auszutreiben, wurden jahrtausendelang Gruselmärchen über das Weib in Religionen tradiert, wurden Frauen verbrannt, gefoltert, von Bildung & Ämtern ferngehalten, in die Küche gestellt und daran gewöhnt, dass ihre Leistung gefälligst gratis zu erbringen ist.



        Das Patriarchat ist keine natürliche Ordnung sondern von Männern geschaffene Struktur, seine Auswirkungen sind präsent & der Verlust von Privilegien treibt Männer bis aufs Äußerste, oder wie erklären Sie den täglichen Femizid in D.

  • Tja, Konfliktvermeidung- warum eigentlich nicht? Leben wir in einer Welt, die bedingt offen ist für andere, alternative und freie Lebensweisen oder nicht? Ich habe einen wunderbaren Sohn, der mit einer tollen Frau und Tochter zusammenlebt und die beiden raufen sich zusammen, um zu lieben, zu vertrauen und leben. Hab ich auch. Habe meine kurzen Beziehungen, Begegnungen nicht gezählt, und hatte das Glück immer frei zu sein und respektiert zu leben. Die längeren Beziehungen sind gescheitert an meinem Unwissen, oder Unzulänglichkeit, seinem nicht rauskommen, oder verstehen der eigenen Männlichkeit. Und irgendwann Mitte dreißig war ich dann Alleinerziehend, bin dann emigriert, hab mein Haus gebaut, geschuftet bis ich nicht mehr konnte und ab und zu mal nen Mann vermisst (weil ich sie mag), und anscheinend bin ich für die Männerwelt (laut Freunden, „obwohl du ja so gut aussiehst“) zu unabhängig. Also, jetzt 68, reise ich, esse, entertain mich, lebe alleine und bin sooo glücklich, richtig dankbar und zufrieden. Kein Drama, Kompromiss schließen (dann ist man egoistisch), einfach auf mich selbst bauen (auch sexuell). Liebe findet man überall, täglich, in Allem.

    • @Superlative:

      Vielleicht müssen wir in unserer Kultur über Konsum und Arbeitserwahn in die totale Vereinsamung verfallen um all die Scheinbedürfnisse abstreifen zu können und dann bei ihrem wundervollen letzten Satz zu landen: "Liebe findet man überall, täglich, in Allem."

    • @Superlative:

      Kann ich gut verstehen.



      Leben ohne Liebesbeziehung ist weder lieblos noch beziehungslos.

  • Kann man machen: Konfliktvermeidung löst die Probleme zwar in der Regel nicht, aber umgeht sie zumindest. Der Haken ist: Konfliktfrei ist das Leben unter Frauen meist auch nicht. Oder anders formuliert: Wer eine glückliche Beziehung haben will, wird nicht darum kommen, sich einen geeigneten Partner oder Partnerin zu suchen und dann solange an der Beziehung zu arbeiten, bis die wesentlichen Konflikte gelöst sind. Bis dahin ist es mühsam und anstrengend, danach wird es deutlich besser. Aber ja, es braucht dafür 2 Menschen, die fähig und willens sind und eine Idee davon haben, wie sich die Konflikte lösen lassen. Wenn nur einer/eine versucht, die Konflikte zu lösen und der/dem anderen ist es egal, werden sie sich in der Tat nicht lösen lassen. Schuldzuweisungen lösen Konflikte in aller Regel auch nicht. Egal in welcher Richtung. Und gibt noch ein kleines Nebenproblem: Wenn alle Konfliktvermeidung betreiben, wird es nicht besser und die Menschheit stirbt irgendwann aus. Aber dafür hat die Menschenheit auch genügend andere mögliche Wege (auszusterben mein ich).

  • "Ein konstantes Gefühl von Unsicherheit und Ohnmacht begleitet mich in diesen Wochen. Was ich damals nicht ahne: Dieses Gefühl, das sich bis heute als ein dumpfes Ziehen in meiner Magengrube bemerkbar macht, wird mich immer weiter begleiten" scheint hier der zentrale Satz zu sein. Ja, so ist das, wenn man erwachsen wird, das geht auch vielen Männern so. Nicht dass ich dafür eine Lösung hätte. Es gibt da so ein Sprichwort: nur wenn man gut mit sich alleine sein kann, kann man auch zu zweit sein. Von daher ist es ein Schritt in die richtige Richtung, nur rechtfertigen muss frau oder man sich nicht, wenn man Single ist und vielleicht auch bleiben möchte. Der Artikel klingt wie eine Rechtfertigung, warum es keinen Freund mehr gibt oder braucht oder nie wieder geben wird. Im Moment jedenfalls.

  • Der Versuch, als Frau eine andere Frau zu daten, nur weil man von Männern genervt ist (ohne sich aber körperlich zu Frauen hingezogen zu fühlen), hört sich nicht nach einem langfristig erfolgreichen Projekt an.

    Für alle involvierten Personen.

    Ich denke nicht, dass man lernen und sich antrainieren kann, auf Frauen zu stehen, wenn man vorher gar keine Gefühle in diese Richtung hatte.

    • @gyakusou:

      Es geht um platonische Liebe, um Intimität außerhalb von sexuellen Beziehungen.

      • @Joe Schmoe:

        Das Treffen mit Anna, von dem die Autorin berichtet, hört sich nach dem Versuch einen "richtigen" Dates an - und nicht nach etwas, was von Anfang an als rein platonische Beziehung gedacht war.

  • Ich kann der Autorin nur zustimmen, wenn auch aus anderer Perspektive. Nach der letzten Beziehung die mit Schmerz und Schaden endete, sagte ich mir, dass ich keinen Bock mehr auf Dates, Affären, Beziehungen und so weiter habe und lies keine Frauen mehr in mein Leben näher als rein platonische Freundinnen. Es war das - zumindest privat - ruhigste und schmerzfreieste Jahrzehnt meines Lebens.

  • Als Mann im mittleren Alter komme ich zmeist sehr gut ohne romantische Beziehungen oder Sex mit Frauen aus. Ich denke das Beides viel zu hoch bewertet ist.



    Ich verstehe auch nicht weshalb Frauen beständig neue romantische Beziehungen eingehen wollen. Liegt es an erlernten Verhaltensweisen ?



    Ist es Unfähigkeit ihr eigenes Leben auch für sich selber zu gestalten ?

    Meine Arbeitskollegin meinte nur, das sie mehrfach so richtig tief in die Scheiße gegriffen hat und seitdem auf das Ganze Hin und Her keinen Bock mehr hat. Bei Bedarf an Sex gibts nen "Booty-call" und gut ist.

    Insofern herzlichen Glückwunsch der Autorin. Es ist so wesentlich entspannter. Und am Ende sind wir eh allein aber nicht unbedingt einsam.

    • @Waldo:

      Aber ist das nicht ein gesamtgesellschaftliches Problem? Gut, wenn Menschen isch mit ihrer SItuation arrangieren können, aber wenn alle feststellen im Entertainment-Turbo-Kapitalismus mit 1,2 Hobbys und 3 Wochen Urlaub im Jahr funktionieren Partnerschaften nicht mehr, haben wir doch ein Problem?

    • @Waldo:

      „Ist es Unfähigkeit ihr eigenes Leben auch für sich selber zu gestalten ?“







      AUTSCHN, gut dass Sie ein Fragezeichen verwendet haben, so kriegen Sie die Kurve.

      • @Lou Andreas-Salomé:

        War knapp. :-)

        • @Waldo:

          Lou 06.07. 10:10 Uhr



          Nicht wirklich witzig also schauen wir uns mal die Unfähigkeiten an, das eigene Leben selber zu gestalten: Vergleichen Sie einfach mal die Haushalte junger Männer oder Witwern mit den Haushalten gleichaltriger alleinstehender Frauen. Oder schauen wir in den Erlebnissektor, wie viele Frauen schaffen sich vielseitige und ausfüllende Hobbies an, während für Männer die nächste Kneipe oder das Bier auf der Couch alles ist, was an Erfüllung heranreicht. Wie viele Frauen managen alleinerziehend ihr Leben während Männer, die in den Bereichen vorher auf Frauen angewiesen waren, in Trennungsphasen oder welchen Umständen auch immer die dann mal zur Versorgung der eigene Kinder zwingt, völlig absaufen. Allein die Zimmerpflanzen zu versorgen ist oftmals schon eine Herausforderung 😜

  • Oh je ,oh je...wenn ich könnte würde ich gerne einen Entschuldigung aussprechen wegen all der Menschen die ihrem Ego den ersten Platz polieren und sich vorgaukeln Ihr Leben würde dadurch so was wie mehr Glanz versprühen.Sich nicht melden,so tun als ob man keine Gefühle hätte,bzw.nicht zugeben können was seine wahren Absichten sind,oh je ,oh je...hat mit Patriarchat sicherlich auch zu tun.nur warum sind nicht alle so und warum kenne ich selbst genug davon die nicht real sind.in Gesprächen sind Sie sooo stark und toll und alles und alles was sie nicht können ist ein kleines bisschen aufrichtig sein und n Minimum an Ehrlichkeit.es tut mir leid das Du solch Erfahrungen machen musstest.mich kotzt sowas selber an , wenn ich das höre von meiner Schwester, Mutter, Freundin Kumpelinen....zu oft gehört



    Bin elbst cisMann, hetero ,hab in jungen Jahren mehr Fehler gemacht, deshalb dazugelernt und reflektiert.



    Besser kann nicht schreiben,es geht um fucking Mitgefühl und das Menschen Menschen sind und keine A....löcher.



    ich wünsch' Dir mehr Glück für die die Zukunft.



    PS: Ich lese viel Zeitung etc.aber heute war das erste mal das ich mich angemeldet hab für n erstes Kommentar .LG,Peace out

  • Jetzt im Ernst:



    Ich spüre den Schmerz der Autorin und fühle mit. Für mich ist auch nachvollziehbar, dass es vielen Frauen so geht – und das ist sehr traurig. Auch finde ich den Ansatz, sich erstmal auf sich selbst und das Glück ohne Partner zu konzentrieren, total sinnvoll und konstruktiv. Ebenso stimme ich zu, dass das Patriarchat für alle Geschlechter ein riesiges Problem in der Sozialisierung ist. Also insgesamt viel Zustimmung.

    Nur: Der Artikel ist halt aus Schmerz geschrieben, wirkt sehr einseitig und polarisiert. Als Gegenbewegung ist das in Ordnung – als Lösung für die Menschheit aber eher untauglich.

    Was aus meiner (begrenzten) Sicht eine Lösung sein könnte?



    Eine kritische Auseinandersetzung aller Menschen mit sich selbst und ihren Geschlechterrollen. Verständnis füreinander. Gleichzeitig Klarheit über die eigenen Bedürfnisse, das Setzen von Grenzen, Traumaarbeit, emotionale Unabhängigkeit – und gleichzeitig wieder lernen, in Verbindung zu gehen...

    Für alle, die das interessiert, empfehle ich: Vivian Dittmar, Joanna Macy, Ilan Stephani, Daniel Auf der Mauer, Erich Fromm (Die Kunst des Liebens).

    War das jetzt mansplaining?

    Mit Liebe,



    ein mittelalter, weißer Cis-Mann.

  • Darüber hinaus brauche es als Gegenentwurf zum aktuellen Männlichkeitsbild mehr Männer, die im Erzieher- und Pflegeberuf arbeiten und als Vorbilder auf allen Ebenen in Wirtschaft, Politik, Kultur, Sport und Medien ihren Anteil der Care-Arbeit übernehmen, drei Jahre in Elternzeit gehen und für die Karriere ihrer Partnerinnen ihre Arbeitszeit deutlich reduzieren.

    Dem kann ich 100% zustimmen, sehe jedoch aus eigener Erfahrung und selbst in meinem eher progressivem Umfeld nur wenige Frauen, die bereit sind als Karrierefrauen einen Partner zu akzeptieren, der auf der Karriereleiter unter ihr steht.

    • @Xanyd:

      Wie „progressiv[]“ kann denn ein Umfeld sein, werte:r Xanyd, in dem eine „Karriere“ etwas ist, wozu man eine Leiter braucht?

      Ich meine: Wer sich im Job erheben muss über andere, braucht sich vermutlich gar nicht wundern, wenn er/sie/es auch in der Partnerschaft Probleme mit dem Geradeausschauen hat. So vollständig lässt sich eine Persönlichkeit ja gar nicht spalten, dass sie ausschließlich im Dienst Leute braucht, auf denen sie rumtrampeln kann, während sie privat stabil genug ist, Gleichrangigkeit auszuhalten, oder etwa doch?

      Das Problem mit dem Patriarchat ist, dass es auch da wirkt, wo weder Männer noch Frauen zu sehen sind und wo die meisten Leute es deswegen gar nicht vermuten: In Denkstrukturen, die mit Mach vertikal ausgerichtet wurden.

      Erst wenn es eine Hierarchie gibt zwischen den diversen Tätigkeiten, können Männer sich über Frauen erheben, indem sie sich die „besten“ Jobs (die oft sog. Bullshit-Jobs sind) gegenseitig zuschanzen.

      Merke: Unbezahltes Kochen am heimischen Herd ist keine minderwertige Tätigkeit und das Kochen vor Fernsehkameras keine besonders wertvolle. Ein knurrender Magen ließe sich sonst nämlich durch einen Blick auf den Bildschirm besänftigen.

      • @zitterbacke:

        Liebe*r Zitterbacke,



        Hierarchien sind in manchen beruflichen Strukturen unvermeidbar. Wenn es z.B. in der Medizin keinerlei Hierarchien gäbe, müsste man in Notsituationen viele Dinge erstmal in Ruhe ausdiskutieren, für die man in der Situation keine Zeit hat. Die Vorstellung, Hierarchien seien nur dazu da, sich über andere Menschen zu erheben, ist abwegig, in manchen Strukturen ist ein gewisses Maß an Hierarchie einfach funktional.

  • Bisschen sehr lang der Text, aber als Mann muss ich zustimmen. Mir gefällt das Leben als Single auch besser.

  • Zunächst als bewusste Provokation:



    Sorry, aber bevor sich das Patriachat ändert, bauen wir Männer uns wohl eher passende Frauen, die man einfach ausschalten kann wenn sie nerven: youtu.be/EM9h8J7Itvs?feature=shared

    Keine Ahnung wer sich so ein Video ausdenkt, aber die alten weißen Männer sehen doch total glücklich aus! ;-)

    (Ironie aus.)

    • @HandMueller:

      Diese Figuren d. Robotik folgen wahrscheinlich in Anlehnung den in Hollywood seit Jahrzehnten eingeführten Proportionen u. Merkmalen cineastisch ökonom. erprobter Pseudo-Ästhetik.



      Tomb Rider, Lara Croft, Avatare, Kill Bill usw



      Von so einem Szenario hätte der Pazifist Aristophanes hoffentlich niemals ernsthaft geträumt.



      Er setzte in der Antike eher auf kluge Frauen, die sich als Gruppe stark machen u. den kriegslüsternen Männern eine ultimative Ansage machen.



      Lysistrata-Effekt



      "Wir befinden uns im Jahre 411 vor Christus. Nach 20 Jahren des Krieges gegen Sparta befindet sich Athen in einem verheerenden Zustand, aber die kriegslüsternen Männer wollen und wollen einfach nicht aufhören, Krieg zu führen – und also greifen die Frauen Athens zum letzten Mittel: kein Sex mehr. Gar nichts. Komplette Verweigerung, solange, bis die Männer aufhören, zu kämpfen, bis Frieden geschlossen wurde. Das ist der Ausgangspunkt der Komödie „Lysistrate“ des Aristophanes, der damit die reale, nämlich katastrophale Situation Athens kommentierte. Lysistrate führt die Revolution der Sexverweigerinnen an, das Stück, wie es damals in Komödien üblich war, ausgesprochen derb"



      deutschlandfunkkultur.de



      -Praktikabel?