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USA setzen Waffenlieferungen ausFatale Hilfsverweigerung

Kommentar von Barbara Oertel

Die USA stoppen bereits zugesagte Waffenlieferungen. Dabei sind für die Ukraine gerade jetzt die Flugabwehrsysteme unverzichtbar.

Wolodymyr Selenskyj zeigt Donald Trump während ihres Treffens am Rande des NATO-Gipfels einige Dokumente Foto: Ukraine Presidency/ZUMA Press Wire/imago

N ach fast dreieinhalb Jahren Krieg machen sich viele Ukrai­ne­r*in­nen – vor allem hinsichtlich der militärischen Unterstützung durch westliche Verbündete – keine Illusionen mehr. Nicht nur, dass sie von Russlands Präsident Wladimir Putin unverändert von Hass und Auslöschungsfantasien getrieben werden. Sie haben es seit dem 20. Januar 2025, wie der Rest der Welt, auch noch mit Donald Trump zu tun.

Dessen erratischen Schlingerkurs gegenüber dem von Moskaus Aggression verheerten Land mit dem Begriff „unsicherer Kantonist“ zu beschreiben, ist noch untertrieben. Jüngstes Beispiel: Die Ankündigung des Pentagon, für die Luftabwehr dringend benötigte Waffen nun doch nicht an die Ukraine zu liefern. Doch warum hätte sich ausgerechnet Trump an die Zusagen seines Vorgängers Joe Biden halten sollen?

Auch die Hoffnung nach dem Nato-Gipfel, dass zwischen Trump und dem im Weißen Haus erniedrigten ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj doch noch was ginge, können sich die Ukrai­ne­r*in­nen jetzt wohl abschminken. Die Storno-Ansage der USA kommt im ungünstigsten Moment. Wie entfesselt überziehen russische Truppen den Nachbarn mit Raketen- und Drohnenangriffen. Immer wieder sind Einrichtungen der kritischen Infrastruktur ein bevorzugtes Ziel. Immer wieder sind zivile Opfer zu beklagen, darunter viele Kinder.

Auch Regionen im Westen der Ukrai­ne sind betroffen, die bis dato als vergleichsweise sicher galten. Im Osten rückt der Aggressor langsam und unter großen Verlusten vor. Menschenleben jedoch spielen für Putin ohnehin keine Rolle. Man will Kyjiws europäischen Partnern gerne glauben, dass sie fest an der Seite der Ukraine stehen Doch Solidaritätsadressen allein werden es nicht richten.

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Wie sagte unlängst ein russischer Oppositioneller, der sich dem Wahnsinn in seinem Heimatland durch Flucht entzogen hat: Wer kein Russisch lernen will, sollte die Ukraine unterstützen. Wie wahr! Wer bekommt das massiver zu spüren als die Ukrai­ne­r*in­nen. Jeden Tag aufs Neue.

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Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
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3 Kommentare

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  • Kaufen!!!!!

  • Tja, Trump macht was Putin verlangt.

    Putin hat definitiv etwas gegen Trump in der Hinterhand.

    Europa kann jetzt entweder zeigen, dass es Russland die Stirn bieten kann, oder es wird tatsächlich Zeit langsam Russisch zu lernen.

  • Es kommt wie es absehbar war. Europa sollte ausgleichen was möglich ist.

    Aber: Das was die USA jetzt kürzen wird den Krieg nicht entscheiden.

    Ob in der Ukraine weniger Raketen abgefangen werden können und und vor allem mehr Zivilisten sterben wird viel Leid verursachen aber es wird nichts daran ändern das die Front von der Ukraine gehalten wird und die Russen sich beim Zeitlupenvormarsch stark abnutzen.

    Es wird nicht daran ändern das die Ukraine ihre erfolgreichen! Angriffe auF Munitionslager, Militäranlagen, Waffenfabriken und fossile Infrastruktur tief in Russland immer mehr hochfährt.

    Dieser Krieg wird langfristig dadurch entschieden wer mehr einstecken kann. Auf welcher Seite noch mehr Zerstörungpontial vorhanden ist und wer diese nutzen kann.

    Und da sehe ich einen mittel- und langfristig klaren Vorteil auf seiten der Ukraine.