USA setzen Waffenlieferungen aus: Fatale Hilfsverweigerung
Die USA stoppen bereits zugesagte Waffenlieferungen. Dabei sind für die Ukraine gerade jetzt die Flugabwehrsysteme unverzichtbar.

N ach fast dreieinhalb Jahren Krieg machen sich viele Ukrainer*innen – vor allem hinsichtlich der militärischen Unterstützung durch westliche Verbündete – keine Illusionen mehr. Nicht nur, dass sie von Russlands Präsident Wladimir Putin unverändert von Hass und Auslöschungsfantasien getrieben werden. Sie haben es seit dem 20. Januar 2025, wie der Rest der Welt, auch noch mit Donald Trump zu tun.
Dessen erratischen Schlingerkurs gegenüber dem von Moskaus Aggression verheerten Land mit dem Begriff „unsicherer Kantonist“ zu beschreiben, ist noch untertrieben. Jüngstes Beispiel: Die Ankündigung des Pentagon, für die Luftabwehr dringend benötigte Waffen nun doch nicht an die Ukraine zu liefern. Doch warum hätte sich ausgerechnet Trump an die Zusagen seines Vorgängers Joe Biden halten sollen?
Auch die Hoffnung nach dem Nato-Gipfel, dass zwischen Trump und dem im Weißen Haus erniedrigten ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj doch noch was ginge, können sich die Ukrainer*innen jetzt wohl abschminken. Die Storno-Ansage der USA kommt im ungünstigsten Moment. Wie entfesselt überziehen russische Truppen den Nachbarn mit Raketen- und Drohnenangriffen. Immer wieder sind Einrichtungen der kritischen Infrastruktur ein bevorzugtes Ziel. Immer wieder sind zivile Opfer zu beklagen, darunter viele Kinder.
Auch Regionen im Westen der Ukraine sind betroffen, die bis dato als vergleichsweise sicher galten. Im Osten rückt der Aggressor langsam und unter großen Verlusten vor. Menschenleben jedoch spielen für Putin ohnehin keine Rolle. Man will Kyjiws europäischen Partnern gerne glauben, dass sie fest an der Seite der Ukraine stehen Doch Solidaritätsadressen allein werden es nicht richten.

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Wie sagte unlängst ein russischer Oppositioneller, der sich dem Wahnsinn in seinem Heimatland durch Flucht entzogen hat: Wer kein Russisch lernen will, sollte die Ukraine unterstützen. Wie wahr! Wer bekommt das massiver zu spüren als die Ukrainer*innen. Jeden Tag aufs Neue.
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