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Die Hamas hätte der israelischen Regierung am 07.10.2023 ja einfach keinen Vorwand für eine solche Reaktion liefern müssen. Jetzt hat sie den Salat. Die Reaktion Israels auf den Terroranschlag war vorhersehbar und ich nehme an, von der Hamas beabsichtigt. Die Hisbollah, die Huthis und der Iran hätten sich nach dem Massaker komplett still verhalten müssen, wenn sie nicht in den Konflikt hineingezogen werden wollten. Diese Typen wissen ja, dass sie auf der Abschussliste Israels stehen und auch, dass sie gegen Israel keine Chance haben. Und die Zivilbevölkerung des Libanon und des Gazastreifens? Warum lässt sie sich von der Hamas und der Hisbollah in Geiselhaft nehmen? Warum wehrt sie sich nicht, sondern begünstigt die Verbrechen dieser Terrororganisationen?
Dass sich Netanjahu durch seine jetzige Rolle leichter an der Macht halten kann, ist zwar ein für ihn netter Nebeneffekt, aber sicher nicht die alleinige Ursache der jetzigen Eskalation.
@Aurego Der NO-Konflikt hat nicht am 7.10. begonnen und das Massaker der Hamas entbindet Israel nicht von seinen Pflichten zum Schutz der Zivilbevölkerung (völlig egal, ob die Zivilisten sich nun gegen Hamas positioniert haben oder nicht - ein Zivilist ist ein Zivilist). Es ist erschreckend, das nach Monaten entfesselter Gewalt noch erklären zu müssen.
@Aurego Diese Reaktionen waren gar nicht vorhersehbar. Genau das ist ja der Punkt.
Und, wie beim erratischen Trump, erscheint das als echter Game Changer.
Es ist absurd, gegen die AfD zu demonstrieren, Trumps Politik zu verurteilen, aber die extrem rechte Regierung Israels ohne Ende mit Waffen zu pampern.
Die wesentlichen Widersprüche verlaufen nicht zwischen Staaten und Völkern, sondern zwischen rechts (Eskalation) und links (Friedensbewegung).
Israel rettet vor zehn Jahren entführte Jezidin! Das! ist ne Meldung, die verbreitet gehört. Man sehe sich die Videos an. Diese Frau, das Mädchen, wurde von den Angehörigen ihres Entführers gefangen gehalten.
Da hab ich wenig Mitleid.
@PeerTuba Die Jezidin wurden vom IS bedroht, der nicht in den gegenwärtigen Konflikt mit Israel verwickelt ist (und an der Bekämpfung des IS und der Rettung der Jesiden waren divere islamische Staaten beteiligt, darunter auch Iran).
Netanjahu setzt auf Selbstverteidigung Israels.
Er ist da konsequent und muss es sein.
Der Kriegstreiber hinter allem ist das iranische Mullah-Regime. 2015 hat Chameini Israel die völlige Zerstörung bis 2040 angesagt. Im Iran zeigen seitdem in Großstädten die verbleibende Zeit bis dahin an. Chameini liegt gut im Rennen. Israel ist im Verzug sich selbst zu verteidigen. Viele nehmen daher eine zeitnahe Ausschaltung der iranischen Atomanlagen an. Iran steht kurz vor der Bombe.
Ein paar Chameini-Sätze bei Wiki:
2012: „Bald wird sich die Welt vom zionistischen Regime, diesem Krebsgeschwür, befreien. Iran wird jedem helfen, der das zionistische Regime bekämpft, so wie es schon in der Vergangenheit Hisbollah und Hamas geholfen hat.“
2013: Israel sei „ein tollwütiger Hund in dieser Region. […] Seine führenden Politiker sehen wie Tiere aus, man kann sie nicht menschlich nennen.“
2014: Zum 9. November 2014 (dem Jahrestag der Reichspogromnacht 1938) ließ Chamenei einen Neun-Punkte-Plan zur Zerstörung Israels auf Twitter verbreiten.
2015: „Ihr werdet die nächsten 25 Jahre nicht erleben. So Gott will, wird es so etwas wie das zionistische Regime in dieser Region nicht mehr geben."
Der Eindruck das Netanjahu die Entscheidung sucht drängt sich auf. Dem durchaus stimmigen Artikel von Herrn Brax möchte ich entgegensetzen, dass alle dieses nicht notwendig gewesen wäre, wenn der Iran und seine Proxys sich Israel gegenüber friedlich verhalten hätten und Israel nicht permanent attackieren und terrorisieren würden.
Von daher wäre es wünschenswert gewesen, wenn Herr Brax auch die Verursacher in die Pflicht genommen hätte, anstatt recht einseitig ausschließlich Israel als Kriegstreiber darzustellen.
Es ist auch unfair gegenüber Israel, bei jedem sich bietenden Anlass die Anzahl der getöteten Zivilisten ins Felde zu führen. Terroristen die ihre eigene Bevölkerung als menschliche Schutzschilde missbrauchen haben im wesentlichen zu diesen verherrend hohen Opferzahlen beigetragen.
Für die Menschen in der Region die in Frieden leben wollen, dürfte es ein Segen sein, wenn das iranische Regime, Hamas und Hisbollah in naher Zukunft der Vergangenheit angehörten. So gesehen ist der Kampf Israels gegen den Terror auch ein Kampf für Frieden und Stabilität in der Region.
@Sam Spade An der ständigen Mahnung mit den getöteten Zivilisten ist gar nichts unfair. Die Lage vor dem 7. Okt. war nicht "Frieden". Israel verhielt sich gegenüber den Nachbarn keineswegs friedlich: Siedlungen, Raids, 500 Checkpoints, Wasserraub und -natürlich- das "Rasen mähen", dh regelmässige willkürliche, nur wage ohne Nachweise begründete Raketenangriffe in den Gaza hinein. Israel kämpft nicht für Frieden, sondern für die Wiederherstellung mindestens des Status Quo ante: dh seine Herrschaft über Gaza und WJL und die weitere Ausweitung der Siedlungen.
@Sam Spade Alle Experten, die sich mit dem Thema beschäftigen warnen vor einer Destabilisierung. Jeder der ein wenig nachdenkt versteht recht schnell, daß militärische Erfolge in diesem Konflikt nie nachhaltig waren und sein werden. Jeder getötete Zivilist erzeugt mehrere Kämpfer für Hisbollah und Hamas.
@Sam Spade Nun blenden Sie aus, dass Israel selbst einiges zu diesen Konflikten beiträgt (ich erinnere an die Besatzung, die im Zentrum des NO-Konflikts steht), die Behauptung, ohne Iran, Hamas und Hisbollah würde Frieden herrschen, ist also spielfilmhaft verkürzt - und wenn die Klage darüber, man würde Israel zu viel für die exzessiven zivilen Opfer kritisieren, ist schlichtweg menschenverachtend.
@Sam Spade Der Iran steht weiterhin stark unter dem Einfluss des Chomeinismus. Zum Leidwesen des ganzen Nahen Ostens, insbesondere natürlich Israels, Syriens, des Libanon, Irak, Jemen und natürlich der Menschen im Iran selbst, die das Regime lieber heute als morgen loswerden möchten.
bpb: "Die Revolution von 1979 entwickelte sich zu einer neuen Form von Diktatur, die anachronistische Gesetze mit modernen Mitteln verewigen will. Mit einer rückwärtsgewandten religiösen Ideologie und kraft moderner Technik wird ein Gewaltsystem aufrechterhalten, das eine neue Form der totalitären Diktatur darstellt.
Folgende Elemente sind für einen islamisch sich legitimierenden Totalitarismus charakteristisch: Führerprinzip, totalitäre Organe, wie Wächterrat, nationaler Sicherheitsrat, Geheimdienst und Revolutionsgardisten und Basidsch, kein plurales Parteiensystem, Massenbewegung und - mobilisierung, Ideologie und Propaganda, Geheimpolizei und Terrorisierung der Bürger durch staatliche Einrichtungen, Verfolgung und Diskriminierung von Frauen, Antisemitismus im Sinne eines eliminatorischen Antizionismus und Anti-Bahaismus."
@Sam Spade Auf den Punkt. Danke.
Das kann man alles so sehen.
Man kann aber auch die ansonsten verbreiteten Fakten erzählen: Seit Jahren vergeht keine Woche, ohne dass Hisbollah-Raketen über die Grenze fliegen oder der Iran Vernichtungsphantasien über das Staatsfernsehen verbreitet. Da wirkt das dann alles ganz anders. Wird links aber gern mal ausgeblendet..
Wir wissen gar nix. Möglicherweise ist das nur eingebettet in einen größeren Plan mit den USA und den sunnitischen Staaten, endlich und letztendlich die iranischen Atomanlagen zu zerstören. Immerhin braucht Israel zumindest inoffizielle Überflugsrechte über Saudiarabien und den Irak.
Es wird viel rhetorischen Lärm geben, aber wie seinerzeit beim irakischen Tammuz-1
werden die Fakten dann wohlwollend akzeptiert.
Ich frage mich, ob der Artikel sich nicht zur sehr auf Netanjahu und seine rechtsextreme Regierung konzentiert und damit die Verantwortung der USA und der Europäer unterschätzt. Niemand zwingt Biden oder Scholz, es bei bloßen Ermahnungen zu belassen: man hätte (auch hinter den Kulissen) massiven Druck auf Israel ausüben können, diesen Krieg zu beenden. Es ist kein Wunder, wenn Israel jede rote Linie überschreitet - es hat ja nie Konsequenzen. Die diplomatische, ökonomische und militärische Schützenhilfe bleibt unangetastet. Selbst dann noch, wenn es nicht nur um Recht und Moral geht, sondern auch um pures Eigeninteresse: ein größerer Krieg, mit neuen Flüchtlingsströmen und explodierendem Ölpreis würde gerade die EU massiv destabilisieren.
Offiziell reisen Superreiche oft „geschäftlich“ im Privatjet. Eine Greenpeace-Studie zweifelt das an – und weist auf die hohen CO2-Emissionen hin.
Drohender Krieg im Nahen Osten: Netanjahu setzt auf Eskalation
Israels Premier Netanjahu zündelt, um an der Macht zu bleiben. Die Menschen in der Region, die Frieden wollen, drohen unter die Räder zu geraten.
Nach einem Luftangriff in Beirut am 3. Oktober Foto: Hassan Ammar / ap
In den vergangenen zwei Wochen wurden im Libanon über 1.700 Menschen getötet, Tausende verletzt, mehr als 1,2 Millionen Menschen sind im Land auf der Flucht. Am Donnerstag rief die israelische Armee die Libanesen im Süden dazu auf, die Region bis zum Fluss Awali sofort zu verlassen. Er verläuft 60 Kilometer von der Grenze entfernt.
Netanjahu setzt auf Eskalation. Erst vor einer Woche hatten die USA und weitere Staaten Israel und den Libanon aufgefordert, einen sofortigen 21-tägigen Waffenstillstand zu akzeptieren. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah soll dem zugestimmt haben, sagte der libanesische Außenminister Abdullah Bu Habib dem US-Sender CNN. Kurz darauf warfen israelische Kampfjets mehrere Ein-Tonnen-Bomben auf einen Wohnblock im Süden Beiruts, unter dem das Hauptquartier der Hisbollah lag, und töteten Nasrallah und seine Führung. Während man in Israel frohlockte, stand US-Präsident Joe Biden einmal mehr düpiert da.
Mehrfach hat sich Netanjahu über Einwände seines wichtigsten Partners hinweggesetzt. Im Mai zog Biden eine rote Linie, um Israel von einem Einmarsch in Rafah abzuhalten. Netanjahu ignorierte das und ließ die israelische Armee in den Süden des Gazastreifens. Mit einem Waffenstillstand in Gaza, der längst ausgehandelt schien, ließ er ihn ebenfalls auflaufen. Nun hat sich Joe Biden gegen einen israelischen Angriff auf Atomanlagen des Irans ausgesprochen. Doch wer sollte Netanjahu davon abhalten?
Die Rechte in Israel sieht derzeit eine günstige Gelegenheit, die Karte des Nahen Ostens neu zu zeichnen; das Regime im Iran will sie am liebsten stürzen. Netanjahus Konkurrent Naftali Bennett spricht das offen aus. Dass Iran am Dienstag 200 Raketen auf Israel abschoss, bietet Anlass zur Vergeltung. Netanjahu hat ein persönliches Interesse daran, den Krieg auszuweiten, um weiter an der Macht zu bleiben.
Siedler schaffen Fakten
Er weiß, dass die USA an seiner Seite stehen werden. Vor den Präsidentschaftswahlen wird sich niemand trauen, ihm in den Arm zu fallen. Den Rest der Welt glaubt er ignorieren zu können, wie die Einreisesperre gegen UN-Generalsekretär António Guterres zeigt. Wie Schlafwandler taumelt die Welt einem Krieg in der Region entgegen, den alle vermeiden wollten.
Im Westjordanland schaffen Siedler und Soldaten derweil Fakten. Den Gazastreifen möchte Netanjahu wieder auf Dauer besetzen, seine messianischen Koalitionspartner wollen dort wieder Siedlungen bauen. Die Menschen in der Region, die Frieden wollen, drohen unter die Räder zu geraten; wie die Geiseln der Hamas, die Netanjahu längst aufgegeben hat.
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Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Kommentar von
Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”
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