Model Bella Hadid verklagt Adidas: Gefeiert und gecancelt
Supermodel Bella Hadid verklagt den deutschen Sportkonzern Adidas. Sie wirft ihm vor, am PR-Desaster um einen Retro-Sneaker und sie schuld zu sein.
![Bella Hadid gibt Küsschen vor Fans. Bella Hadid gibt Küsschen vor Fans.](/picture/7135456/624/35402570-1.jpeg)
Von Fans umringt: Bella Hadid gibt in Cannes Küsschen Foto: Andreea Alexandru/Invision/ap/dpa
Als Adidas seine Kampagne vorstellte, um den Relaunch eines neuen Retro-Sneakers zu bewerben, stand Bella Hadid im Mittelpunkt: Von Fans umringt, posierte sie am 11. Juli in einem mit Blumen geschmückten Adidas-Bus und vor einer Plakatwand mitten auf dem Times Square in New York. Nur wenige Tage später kündigte der deutsche Sportartikelkonzern überstürzt an, die Werbekampagne zu „überarbeiten“ und ließ alle Hinweise auf Hadid aus seinen Social Media-Profilen löschen. Jetzt hat das Supermodel deswegen angekündigt, Adidas wegen „Rufschädigung“ zu verklagen. Wie kam das?
Die 27-jährige Bella Hadid gehört mit über 60 Millionen Followern auf Instagram und neun Millionen auf Tiktok zu den weltweit einflussreichsten Mode-Influencern. Wenn sie in kniehohen Cowboystiefeln zu Jeansshorts durch New York stolziert, setzt sie einen Sommertrend. Wenn sie eine Vintage-Tasche der Luxusmarke Coach spazieren trägt, feiert die amerikanische Traditionsmarke ihr Comeback. Und seit die „Königin der Y2K-Styles“, dem Look der 2000er, lange Tennissocken wieder salonfähig gemacht hat, tragen sie jetzt auch alle modebewussten Hipster.
Für den Adidas-Konzern schien es deshalb nahezuliegen, die unbestrittene Stil-Ikone für seine neue Kampagne zu engagieren. Das Problem: Das Schuhmodell SL 72, dessen Wiederauflage Bella Hadid zusammen mit dem Rapper A$AP Nast und dem französischen Fußballstar Jules Koundé anpreisen sollte, wurde ursprünglich zu den Olympischen Spielen 1972 in München herausgebracht. Bei dem sportlichen Spektakel ermordete ein propalästinenisches Terror-Kommando elf israelische Sportler und Funktionäre.
Die israelische Regierung schlug deshalb einen Bogen von der aktuellen Adidas-Werbekampagne zu diesem Anschlag und beschuldigte Bella Hadid, „Antisemitismus zu verbreiten und zu Gewalt aufzurufen“.
Teil einer Model-Dynastie
Bella Hadid ist Palästinenserin. Ihr Vater, der Immobilienhändler Mohamed Hadid, stammt aus Nazareth im heutigen Israel, ihre Mutter Yolanda stammt aus den Niederlanden. Bella Hadid selbst wurde 1996 in Washington in den USA geboren und wuchs mit ihrer älteren Schwester Gigi und ihrem jüngeren Bruder Anwar auf einer Ranch in Santa Barbara und in Malibu auf. Mit 16 übernahm sie erste Model-Aufträge. Seitdem verlieh sie vielen Marken ihr Gesicht, darunter Givenchy, Dior und Victoria’s Secret. Sie gilt als eines der bestbezahlten Models der Welt und bildet mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern eine Art Model-Dynastie.
Ihre Reichweite nutzte sie immer wieder, um sich für soziale Themen, Umweltschutz und auch für das Schicksal der Palästinenser zu engagieren. 2021 nahm sie in New York an einer Kundgebung teil, bei der sie den Slogan „From the river to the Sea“ skandierte, was ihr viel Kritik einbrachte.
Auch zum Krieg in Gaza bezieht sie immer wieder Stellung. Zum Filmfestival in Cannes erschien sie zuletzt nicht nur in einer fast durchsichtigen Robe von Yves Saint Laurent, sondern flanierte auch in einem Sommerkleid mit dem Muster einer Kufiya, der traditionellen palästinensischen Kopfbedeckung, über die Croisette. Ein Statement.
Dass sie nun mit dem Anschlag von München in Verbindung gebracht werden soll, will sie nicht auf sich sitzen lassen. Zwar entschuldigte sich der deutsche Sportartikelkonzern auf Social Media öffentlich bei Hadid „für jeglichen negativen Effekt, den unser ungewollter Fehler ausgelöst hat“. Doch das reicht der 27-Jährigen nicht, wie US-Medien berichten: Sie sei „fassungslos“. Ihre Anwälte geben Adidas die Schuld am PR-Desaster und wollen den Konzern wegen Rufschädigung ihrer Mandantin verklagen.
Leser*innenkommentare
DonkeeeyKong
Weil's aus dem Artikel nicht so deutlich wird: Eine offensichtliche Antisemitin wurde engagiert, um einen Schuh zu bewerben, der an ein Sportereignis erinnern soll, das von einem antisemitischen Anschlag überschattet wurde.
Das hat im Übrigen nicht nur die israelische Regierung kritisiert. Und so weit hergeholt wie der Autor das hier darstellt, ist die Kritik nicht
Jim Hawkins
Oh Adidas, erst Kanye und jetzt die schöne Bella.
Irgendwie hat die Marketingabteilung kein glückliches Händchen.
Michaela Dudley
Journalistin/Kabarettistin
There’s no business like shoe business.
Während sie sich auf sie Socken macht, um sich an die Fersen von Adidas zu heften, gibt es schon Absatzrückgänge.
Je nach der Rechtswahl und dem Gerichtsstand, wird dieser Fall für Hadid nicht unbedingt ein Spaziergang über den roten Teppich sein. Stichwort: Streisand-Effekt.
Eine ist immer schon klar: Gewisse israel-kritische Posts aus dem Hause Hadid riskieren, dass festgestellt wird, sie habe ihr eigenes Ansehen (mit) geschädigt.
Uns bitte auf dem Laufenden halten.
Semon
Es geht um einen Turnschuh !
Die spinnen alle.
Hefra1957
Ehm...so einen seeeeehr weiten Bogen schlagen sonst nur Flacherdler und andere Verschwöriker. Man kann Adidas vorwerfen, dass sie wegen so einem Nichts eingeknickt sind, aber den Ruf haben die geschädigt, die auf die dumme Idee gekommen sind, das zu verbinden. Ich vermute mal, es trifft hier Adidas, weil von den anderen nichts zu holen wäre und die auch nur als anonyme Forengeister herumsockenpuppen.
Bei der US-"Justiz" ist die Chance aber da, dass die so einen Prozess gewinnen könnte.
Wenn PR-Abteilungen etwas mehr Traute hätten, wäre das nicht passiert.