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33 Kommentare

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  • Reisen ´kann´ bilden, muss es aber nicht. Ich sagen immer "Weltbürger wird man im Geist, im Kopf, und nicht mit dem Hintern auf einem Flugzeugsitz".



    Wer seinen Horizont erweitern will, kann das auch ganz ohne Reisen, gerade heutzutage, wo gute Informationen, Geschichten und Bilder/Videos nur einige Klicks weit entfernt sind (für den, der des Suchens im Netz mächtig ist). Früher ging das nur aus Büchern oder in persönlicher Begegnung mit Menschen, die viel zu erzählen wussten - das nicht nur auch nicht schlecht, sondern war eine tolle Sache - und ist es immer noch.

    Wie oben geschrieben: Reisen ´kann´ bilden, für viele, insbesondere Touristen, ist das aber irrelevant.



    Reine Energieverschwendung.

  • Alle, die den Unterschied von Reisenden und Touristen hochhalten gibt es ein Buch von Marco d' Eramo, "Die Welt im Selfie". Dort wird dieser ausführlich beleuchtet.

    • @0 Substanz:

      Für alle... natürlich.

  • Der Text und die Beispiele gilt sicher für viele. Ich habe vor Ort die Touri-Hotspots immer schnell abgehakt oder gar nicht besucht. Da wo es keine oder wenig Touristen gibt, ist es spannend. Vor allem fotografisch.

  • Kluger Artikel, wie ich meine Danke.

    Reisen ist nicht gleich Reisen.

    Reisen bietet Menschen die Möglichkeit sich weiter zu bilden, auch in ihrem Charakter.

    Reisen hatte über die Jahrhunderte ein überwiegend positives Image bekommen. Das hat sich gerechtfertigterweise teilweise geändert.

    Durch die technischen Möglichkeiten wurde das Reisen so stark vereinfacht, dass es massiv zur Übernutzung und Entgrenzung kam mit üblen Folgen für Natur und Zukunft.

    Ganz schlecht dabei aber auch war die platte Angeberei mit (Fern-) Reisen. Das



    positive Image von Reisen wurde überwiegend oder sogar ausschließlich zur Selbstpräsentation missbraucht.

    Hohe Achtung habe ich vor denen die sanft reisen (Fahrrad und "Öffis") und die viel Kontakt mit den Menschen, die dort leben, haben und sich z.B. um deren Sprache und Kultur bemühen.

  • Alter Verwalter, ich möchte nicht eine meiner Reisen missen.

    Das erste Mal am Meer, das erste Mal in Paris, das erste Mal in New York.

    Ich will das alles nicht überhöhen, aber das macht doch einen Heidenspaß.

    Im Übrigen gehe ich in Berlin genauso viel in Museen und Ausstellungen wie sonst wo.

    Ein Falken-Krankenhaus besuchen, warum denn nicht?

    Die Katakomben in Paris, logo.

    WTC, auch oben gewesen.

    Der Text ist mir einfach zu miesepeterisch.

    Nach Diktat verreist.

  • Zwei Dinge fallen mir zum Thema ein:



    Reisen haben eine Chance, die Sichtweise von Menschen zu verändern, wie groß sie ist und ob jene auch ihr Handeln verändern, ist dann eine zweite Frage. Die Chance, dass die vorhandene Sichtweise bestätigt wird oder davon unbenommen ist, ist ebenso groß. Bezüglich Ideologien ist es bspw. sehr wahrscheinlich, dass "Neue Rechte" ihre Haltung einfach beibehalten, auch wenn sie nette Menschen mit dunkler Hautfarbe oder mit muslimischen Glauben im Ausland kennengelernt haben und das Erlebnis für sich als positiv werten. Viele jener "Neuen Rechten" sind der Meinung, dass "andere" Kulturen interessant sind, diese aber nicht zum eigenen Land passen (sollen) und folglich außenvor bleiben oder gedrängt werden sollen. Auch mit Rassismus kann dies ebenso ablaufen. Der muss nicht automatisch durch Reiseerfahrung abgelegt werden.



    Das zweite ist die Einstellung pro Klimaschutz und Flugreisen. Das lässt sich schwerlich zusammenbringen. Zum Glück gibt es aber klimafreundlichere Reisemöglichkeiten. Weiterer Vorteil der Alternativen ist, dass bei der Reise zum Ziel bereits Erfahrungen gesammelt werden können und mensch ein besseres Gefühl für Entfernungen erhält.

    • @Uranus:

      "Der muss nicht automatisch durch Reiseerfahrung abgelegt werden.“

      So sieht das aus. Vor langen Jahren bin ich einmal nach Syrien gereist. Dort lernte ich ein eigentlich ganz nettes französische Paar kennen.

      Beim Abendessen erzählten sie so ganz nebenher, dass es in Frankreich viel zu viele Araber geben würde. Da fiel mir die Kinnlade schon ein wenig runter.

      Später dann eine Reise mit Bekannten nach San Francisco. Wir wohnten in Berkeley, das nun weiß Gott klassisch amerikanisch ist, was immer das auch sein mag.

      Jedenfalls war ein Vollpfosten dabei, der den lieben langen Tag nichts anderes machte, als die Unkultur der "Amis" zu geißeln.

      Dass er der Bauer war, das ist ihm natürlich nicht aufgefallen.

      Die meisten Leute packen ihre Ressentiments neben den Kulturbeutel in den Koffer.

      • @Jim Hawkins:

        Weiß Gott NICHT klassisch amerikanisch, muss das natürlich heißen.

        • @Jim Hawkins:

          Jupp. Wenn denn Reisen tatsächlich effektiv zu mehr "Völkerverständigung" beitragen würde, dürfte es doch keinen Rechtsruck geben, mensch würde Parteien wählen, die ein tatsächlich effektives Lieferkettengesetz einführten. Wobei es ein solches Gesetz gar nicht bedurfte, da schließlich gerade Manager*innen, Chef*innen, Aktionär*innen Flugreisen machen und die aus diesen soviel positives herausziehen, dass sie von sich aus einen fairen Umgang mit anderen anstreben ... ;-)

  • Also ich reise aus Vergnügen.

  • Der Aspekt der Veränderung wird zwar kurz als rethorische Frage angesprochen, aber leider danach nicht weitergeführt. Dabei ist er m.E. einer der wichtigsten bei diesem Thema: die Veränderung, die der/die Tourist/in (übrigens sehr schön im Essay bemerkt: Tourismus mache immer nur die anderen) in seiner Destination (ekliges Wort) bewirkt, mit seiner Präsenz, Geldbeutel und unpassendem Benehmen. Dem Tourismus folgt unweigerlich die Zerstörung. Die der Umwelt, der Gesellschaft, der Kultur.



    Wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.

  • “Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben”

    Alexander von Humboldt

    • @Michas World:

      Alexander von Humboldt hatte aber auch keine andere Möglichkeit, sich die Welt anzuschauen, als sie selbst zu erkunden. Menschen wie ihm verdanken wir es, dass wir selbst nirgendwo hinreisen müssen, um uns ein Bild der Welt zu machen. Ich habe zB. diverse Asienreisen gemacht, beruflich, habe aber letztlich durch Dokumentationen sehr viel mehr über meine Reiseziele erfahren, alse durch meinen Augenschein. In etwa, wie man sich die Mona Lisa von zu Hause aus sehr viel genauer und länger betrachten kann, als wenn man im Louvre davor seine 2 Minuten Kontingentzeit nutzt. Die Touristin, welche sich im Urlaub wirklich mit den Menschen vor Ort und ihrer Lebenswirklichkeit auseinander setzt, ist ja wohl unbestritten die absolute Ausnahme und kann nicht wirklich als Rechtfertigung für die Mehrzahl der Touris dienen.

      • @Systemknecht:

        Durch eine Dokumentation wollen Sie dasselbe über ein Land erfahren, wie durch eigene Erfahrungen? Ok, sie waren vielleicht unterwegs, simd aber noch nie gereist. Reisen ist sehen, riechen, anfassen, spüren, sich unterhalten, in den Alltag eintauchen etc. Dokumentation anschauen ist bunte Bilder anschauen und Erfahrungen anderer zu hören. Genauso könnte sie sagen: Restaurants? Brauche ich nicht. Es gibt doch Kochbücher mit Hochglanzfotos.

        • @Michas World:

          "Reisen ist sehen, riechen, anfassen, spüren, sich unterhalten, in den Alltag eintauchen etc. Dokumentation anschauen ist bunte Bilder anschauen und Erfahrungen anderer zu hören."

          Ganz toll. Und wie viele Touristen verreisen wohl so? Meine Frau verbringt auch sinnvolle Zeit auf sozialen Medien, das macht diese aber auch nicht besser.

          "Restaurants? Brauche ich nicht. Es gibt doch Kochbücher mit Hochglanzfotos." -Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Ich koche besser, als fast alle Restaurants, in denen ich je gegessen habe. Am besten habe ich aber in Shanghai gegessen.

    • @Michas World:

      "Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet."

      Hans Magnus Enzensberger

      • @Erfahrungssammler:

        "Wer zu Hause nicht erfüllt und mit sich im Reinen ist, wird es auch nicht auf Reisen" - Ich

      • @Erfahrungssammler:

        ... es gibt einen Unterschied zwischen "Touristen" und "Reisenden" ...

  • Danke für die hilfreiche Klarstellung. Ich war meistens froh, als ich wieder daheim war. Reisen = ungemütliche "Anreise", ungemütliche, teure Unterkunft, uninteressante "Sehenswürdigkeiten", nervige andere Touristen, die dummes Zeug reden, ungemütliche Heimfahrt, und danach einen dicken Stapel unerledigter Arbeit.

    Mit Kindern übrigens noch schlimmer.

    • @derzwerg:

      Was habe ich denn nur falsch gemacht, dass außer der unerledigten Arbeit bei mir nichts davon zutrifft??



      Und die war wegen guter Kollegialität auch überschaubar.

      Meine Kinder haben ein jahrelang bevorzugtes Reiseland als ihren Wohnsitz gewählt und pflegen heute noch die jahrzehntealten Freundschaften.



      Und wenn ich "Freundschaften" sage, meine ich auch "Freundschaften".

  • Mein Leben als Single teilte sich so ein, die Reisen waren die Bewegungen im Jahresverlauf, von denen wir uns erzählen wenn sonst alles gleich blieb. Seit ich Kinder habe ist da soviel Bewegung - und ja, vielleicht auch ein anderer Bezug zur Endlichkeit, dehnt diese sich doch zumindest im Denken über meine eigene Sterblichkeit hinaus, dass das Reisen die Bedeutung verloren hat als zentrale Abwechslung und Zäsur.

  • Eine schöne gedankliche Reise über den heutigen sehr verbreiteten Reisedrang - dem geschuldet, dass "wir" es uns in unseren Breiten auf jede erdenkliche Weise leisten können, zumindest viele hier.



    Der eigene Alltag ist gefügt, in Deutschland vielfach quadratisch, praktisch und gut - Romantik sucht man da eher im Anderswo, oft da, wo es weniger wohlständig zugeht und die blauen Blumen noch aus den alten Dächern ranken, nicht glanzsaniert wie hier, vielmehr, so glaubt man zumindest, authentischer.



    Vielleicht wird das gesucht - und das Glück liegt eh immer am anderen Ufer!

  • Der Titel ist zwar irgendwie richtig, aber im Text geht es hauptsächlich um Personen, die zu einer Zeit lebten, als das Urlaubskonzept noch gar nicht existierte.



    Anderseits ist vieles im Text nett formuliert, wenn es auch immer eine US Perspektive ist. Dort gibt es aber wesentlich weniger Urlaubstage und die Kultur ist auch eine andere. Da fährt man halt jedes Wochenende 500km einfach an einen See "just to have fun".



    Aber was ist schon Urlaub? 14 Tage all inklusive im ClubMed? Dann erwartet man nichts von Land und Leuten, sondern möchte umsorgt werden. Oder die geführte Kulturreise? Oder der Rucksackurlaub, der aber auch nur vermeintlich zu einem intensiven Kontakt führt?



    Anyway, für die Urlaubsfeinde sei das Buch empfohlen: "Die scheußlichsten Länder der Welt: Mrs. Mortimer.:"

    • @fly:

      In meinem persönlichen Fall widerspreche ich dem Wort "vermeintlich" im Zusammenhang mit Rucksackurlaub aufs Entschiedenste!!

      Ich habe dabei meine Fähigkeiten in zwei Weltsprachen signifikant verbessert, habe Freundschaften aufgebaut, die Jahrzehnte überstehen und habe viel über die Bedeutung meiner selbst und unseres perfekten Landes gelernt.

      • @Erfahrungssammler:

        100 % Zustimmung aus eigener Erfahrung.

  • Diese Betrachtung halte ich für leicht akademisch. Reisen ist doch nicht das Anstarren von irgendwelchen Steinfiguren oder die Suche danach wie Franzosen aussehen. Reisen ist noch viel weniger ein interkontinentaler Flug, der Transfer in eine (Standard)-Anlage irgendwo am Strand, die -alsbald wieder vergessene- Besichtigung eines Tempels und die flüchtigen Begegnungen mit dem Dienstpersonal. Aufgrund meines Berufes habe ich sehr viele Orte besucht, die von Besuchen Fremder bis dahin extrem selten berührt wurden und ich habe das fast immer alleine oder mit meiner Frau erlebt. Wir haben uns um die Menschen dort bemüht, Kontakt gesucht und fast immer gefunden. Wir haben Philosophien -ja so kann man das nennen- kennen gelernt, die uns sehr stark beeindruckt haben. Sie haben unser Weltbild verändert. Von denen, denen es am Wenigsten gut ging wurden wir mit größter Freundlichkeit empfangen. Allein das war prägend. Aber man muss auf die Menschen zugehen, ihnen so begegnen wie man es selbst auch erwartet. Solche Erfahrungen kann ich kaum zu Hause machen...

    • @Perkele:

      Wichtiger Halbsatz in Ihrem Text: "aufgrund meines Berufes"



      Sie waren kein Tourist. Sie hatten einen Grund dort zu sein.



      Und für einen Touristen ist die Reise eben tatsächlich nicht mehr als der Flug, das Anstarren von Figuren, die Illusion zu erkennen, wie die Menschen dort sich von den Menschen hier unterscheiden.



      Wer einen Grund hat, an einem bestimmten Ort zu sein, und die Zeit dann nutzt, um mit Menschen in Kontakt zu kommen, geht ganz anders an die Reise heran.

  • Weltanschauung kommt von Welt anschauen.



    Es ist für mich immer wieder befruchtend, im weit draußen eingebettet und es erlebend, auf Deutschland zu schauen.

    • @Trabantus:

      Weltanschauung ist aber auch nichts anderes als Ideologie.



      Der Alltag ist allemal "realer", in dem Sinne dass er 95% der Lebenszeit ausfüllt. Wer diese Zeit nur schnell abhaken will, um möglichst schnell wieder im Urlaub oder sonstwo "peak experiences" zu haben, der verschwendet sein Leben.

      • @Dorothea Pauli:

        Wo habe ich geschrieben, den Alltag nur schnell abhaken zu wollen?



        Ich reise gern, und das im ursprünglichen Sinne. Pauschalurlaube sind mir zuwider. Ich möchte erfahren, erwandern, erleben, mich austauschen, vergleichen und mit Eindrücken gesättigt wieder heimkehren.



        Und im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Ideologien aus verengten Sichten auf die Welt geboren werden.

        • @Trabantus:

          So ist es!

        • @Trabantus:

          100 % Zustimmung. Hätte ich nicht besser schreiben können.