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Pläne für neue Partei von WagenknechtGründet euch endlich!

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Die Linkspartei ist in der Krise. Doch was zählt, ist die Auszehrung der AfD – und die gelingt nur mit einer Parteineugründung durch den Flügel um Sahra Wagenknecht.

Ein Mittel gegen die AfD? Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht Foto: Political-Moments/imago

S elbstverständlich ist die Linkspartei, wie wir sie kennen, nicht mehr zu retten. Die stillschweigende Kooperation zweier – aus strikt inhaltlichen Gründen – nicht allianzfähigen Flügel ist am Ende. Das war immer schon der Fall, vom ersten Tag der Parteigründung aus PDS und WASG an.

Der russische Krieg gegen die Ukraine bringt die Konfrontation am stärksten zur Geltung. Hier die Reformisten, prominent durch Politiker wie Bodo Ramelow, Thüringens Ministerpräsident, Klaus Lederer, bis neulich bis in die CDU hochrespektierter Kultursenator Berlins, und Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt – und dort die pro Putin agierenden Fundamentalisten um Sahra Wagenknecht, Klaus Ernst und Sevim Dağdelen.

Was sie trennt, ist offenkundiger denn je: Hier jene, die als die besseren Sozialdemokraten und zugleich besseren Grünen konsequenter als diese Politik machen wollen, immer im Rahmen der gegebenen marktwirtschaftlich-westlichen Ordnung, dort die anderen, die auf traditionelle linke Opposition setzen, Putinversteherei sowie Ablehnung von Nato und EU inklusive.

Das Problem für beide Teile ist, dass sie im Bundestag aktuell nicht voneinander lassen können: Nur drei Abgeordnete des Wagenknecht-Lagers müssten ihren Austritt aus der Fraktion erklären – und sie wäre keine mehr, die Linkspartei nur noch ein parlamentarischer Haufen von einzelnen Abgeordneten, aber nicht mehr eine Fraktion.

Wagenknecht-Gruppe als anderes Politikangebot

Eine Separation aber bedeutete massive finanzielle Verluste: Fraktionsgelder, also Jobs im ganzen Fraktionsapparat. Deshalb scheuen die Reformisten jede Geste, etwa Sahra Wagenknecht aus der Bundestagsfraktion ausschließen zu wollen.

Romantiker*innen, wie Gregor Gysi, mögen noch so viele Impulse der Versöhnung beider Lager ins Werk setzen: Es hat nur einen Zweck in sich selbst, nicht aus der Formulierung der politischen Angebote heraus. Denn die Wagenknecht-Gruppe verkörpert in der Tat ein ganz anderes Politikangebot – jedenfalls im Vergleich mit jenen, die die Flüchtlingsaktivistin Carola Rackete zur Spitzenkandidatin für die EU-Wahlen machen wollen.

Abstand zu Klimakrise, Gender und Diversity

Mit ihr könne man keine Wahlen gewinnen, vor allem nicht in den östlichen Bundesländern – wo Personen wie Rackete besonders verhasst sind. Und da haben Wagenknecht & Co. völlig recht: Die Linkspartei, einst wirkliche Volkspartei in den Bundesländern, die aus der DDR hervorgingen, ist mit dieser Personalentscheidung kaum von den Grünen zu unterscheiden.

Was die Fundis wollen, hat Wagenknecht in ihrem Buch „Die Selbstgerechten. Mein Gegenprogramm – für Gemeinsinn und Zusammenhalt“ zum Ausdruck gebracht: Abstand zu den Themen Klimakrise, Gendergerechtigkeit, Antirassismus, Solidarität mit Einwanderern und eine Kultur der „Diversity“. Dafür eine Betonung der klassischen Themen der Arbeiterbewegung: Frieden, Familien, Jobs. Außerdem mit deutlicher Betonung der nationalen Interessen (der Arbeiterschaft), also Begrenzung der Migration.

Wagenknecht und ihre Fellows allerdings umreißen ihre Perspektive auf Migration, anders als die rechtsextremismusaffine AfD, nicht völkisch, nicht naziatmosphärisch. Für sie und die Ihren gilt, dass Jobs und gute Lebensmöglichkeiten vor allem für im Inland Lebende zu gelten haben, klassische Familien, und damit meint sie nicht allein die Schmidts & Lehmanns, sondern auch die Menschen, die arabisch oder türkisch klingende Namen tragen.

Der AFD das Wasser abgraben

Mit anderen Worten: Die Wagenknecht-Formation formuliert ein politisches Angebot, das die anderen Parteien nicht im Fokus haben – und das die Reformisten ihrer (noch) Linkspartei nicht mehr erreichen (können beziehungsweise wollen).

Der verfassungspatriotische Clou an diesem Projekt der Abspaltung von der Linkspartei wäre, dass er unbedingt zu begrüßen ist, weil er der AfD wesentlich im Osten der Republik das Wasser abgraben kann.

Wagenknecht ist quasi, auf Frankreich übertragen, nicht der Front National von Marine Le Pen, sondern La France Insoumise von Jean-Luc Mélanchon – eine linke Populistin, die das bürgerlich-liberale System hasst, weil es immer nur die ohnehin Arrivierten, bis in die woken Mittelschichten, schützt und den Proletinnen* kaum Luft zum Atmen lässt. Materiell nicht, weil die Kluft ihrer Lebenswelten zu den erfolgverheißenden Milieus zu groß ist; moralisch nicht, weil sie schon nicht über das kulturelle Kapital verfügen (können), zu diesen anschlussfähig zu werden.

German Working Classes First!

Wagenknecht weiß das genau, ihre Analysen bergen verblüffend viel Anschauungsmaterial für die Unbegabtheit vieler Linker, die materiellen Interessen von Abgehängten wenigstens zu erkennen. Demoskopisch gestützte Umfragen, etwa im Hinblick auf die Landtagswahlen im kommenden Jahr in Sachsen, Thüringen und Brandenburg, wo die AfD jeweils als stärkste Partei gesehen wird, zeigen indes, dass eine linke Wagenknecht-Parteioption zwar auch ihrer Linkspartei massiv Stimmen kosten, aber vor allem der AfD die Breithosigkeit austreiben würde. Ihr Programm: German Working Classes First!

Insofern wäre es eine zivilisatorische, ja antifaschistische Mission, dieses Parteiprojekt der Wagenknecht-Fellows zu unterstützen. Der Preis wäre die wesentliche Marginalisierung der Linkspartei, wie wir sie heute kennen. Aber er wäre nicht zu hoch, wenn der AfD das jetzt schon machtbesoffene Verhalten ausgetrieben würde.

Doch sie müssten es jetzt ins Werk setzen, vor der EU-Wahl, vor den Landtagswahlen in den schon jetzt AfD-versifften Bundesländern. Danach wäre es zu spät, weil die AfD dann bei vier Wahlen durch Wahlerfolge ihre Legitimität auf ein politisches Noch-Mehr unterstreichen würde.

Die restliche Linkspartei kann sich dann sortieren – und herausfinden, was sie wirklich wollen möchte. Wagenknechte, salopp formuliert: Worauf warten Sie?

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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32 Kommentare

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  • z.B. 35% AfD geteilt durch 2 = 17,5% AfD, 17,5% Wagenknecht. und dann?

    • @Land of plenty:

      Wagenknecht kann man nun wirklich nicht mit der AFD vergleichen, auch wenn ich eine Partei von ihr nicht wählen würde.

      Das Hauptproblem ist doch, dass Menschen wie Sie die Themen, die weite Teile der AFD Sympathisanten und Wähler wichtig finden ignorieren (Sanktionspolitik, Inflation, Diversität usw). Erst wenn wir anfangen die Themen mit denen sich die AFD profilieren kann obsultet werden zu lassen, wird der Rechtstrend in Deutschland gestoppt werden können.

  • working class action united bzw. batalia robotnik/ robotnicy - denn LKW-Fahrer sind austauschbare Arbeitskräfte:

    "Lkw-Fahrer kämpfen um Geld: Ganz hinten in der Lieferkette.



    Auf einer Raststätte im hessischen Gräfenhausen streiken erneut Lkw-Fahrer um ihren Lohn. Ihr polnischer Arbeitgeber Mazur scheint auf Eskalation zu setzen



    taz 2.08.23: taz.de/Lkw-Fahrer-...-um-Geld/!5948131/



    taz.de/LKW-Fahrer-...tstaette/!5945280/

  • Und da Populismus eine Relation ist (Karin Priester, Linker und rechter Populismus. Annäherung an ein Chamäleon), eine Beziehungstat, werden die "Inhalte" einer charismatischen Wagenknechtpartei nicht von dieser erfüllt, sondern von den anderen.



    Rechtspopulismus ist ein Türöffner für rechtsradikale, faschistische Fantasien, und jede Art Populismus richtet sich an die Herrscher, ist hierarchieverstärkend, und heute trägt Populistisches zur Erosion der Regeln des Zusammenlebens bei. Die Abschottung der Deutschen oder "German Working Class First" ist eben nur eine Illusion.



    Politik also als Illusionskino.

  • Nichts an den Aktivitäten von Carola Rackete ist "selbstgerecht".



    Einzig Putin und seinen Zarenknechte sind selbstherrlich und im Krieg siegesgewiss - genau so lange, wie die Leute an ihr populistisches Projekt glauben.



    Tore hat unten die richtigen 4. Punkte genannt.



    Einzig die Bequemlichkeit Wählen zu lassen, zu delegieren, andere herrschen zu lassen, die Führung übernehmen zu lassen, ist es, die solche Ansichten hervorbringt.

    • @Land of plenty:

      Ansichten, eine Wagenknecht-Partei sei voll richtig oder eindämmungsfunktional

  • Das Buch hieß:



    "Kritik der instrumentellen Vernunft."



    Diese von Feddersen konzipierte instrumentelle Vorgehensweise ging bisher stets in die Hose: die anderen sollen es machen: die Stimmenanteile der AfD schmälern ist eine Phantasie, die einstürzt wie ein Kartenhaus.



    Denn das was alles zwischendrin passiert ist viel wichtiger.



    Sie glauben, dass es ein Parteiensystem gäbe, Sie in Berlin, Sie im Parlament.



    In der Gesellschaft (Europas) sind aber tausend Viren wirksam, die das gesamte Zusammenleben vergiften, u.a. mit Verschwörungstheorien, und Paniken, übervorteilt zu werden. Vor kurzem noch mit dem Artikel für ein AfD-Verbot von Gärditz 11.08.) geäußerte Feststellung: die AfD-Wähler sind nicht Opfer, sondern Täter, die andere zum Opfer machen.



    die großen und kleinen Putins und Putinisten zerschießen mit ihrer psychologischen Kriegführung alles - das gesamte Vertrauen, regelbasiertes Zusammenleben, ohne, dass in Brüssel oder Düsseldorf eine einzige Rakete einschlägt.



    Sondern weil sich alle gruppendynamisch dazu hinreißen lassen.



    Genauso ist auch der Glaube, die Ukrainer/innen verteidigen auch "unsere Freiheit" instrumentell und ein genau solches Kartenhaus.



    Jede Teilnehmerin der nächsten internationalistischen 1.-Mai-Demo kann nur wütend sein gegen die Zunahme der Macht, der Verdichtung der Hegemonie durch jede neue Parteigründung, und insbesondere solche Spaltungsprojekte.



    Genauso hat St. Reinecke am 10.08. im Artikel "Das Charisma-Problem/ Wagenknecht-Partei wäre etwas revolutionär Neues." die innerdeutschen Bäuche über die Fragen der weltweiten Solidarität gestellt. Ganz selbstverständlich.



    Als gäbe es so was wie "Deutschland" abgetrennt von der sozialen Revolution im Sudan.

  • Eine Partei poppt nicht mal so einfach aus dem Boden raus. Es gibt null Hinweise, das da auch nur irgendeine nennenswerte Anzahl von Mitgliedern zusammenkommt oder irgendwelche Bewegungen sie unterstützen. Und Umfragen die von 2% bis 20% Wähleranteil differieren sind des Anschauens so viel wert wie die Wettervorhersage für den nächsten Monat.

    Das ganze ist ein müdes "Aufstehen" Reloaded. Nur ohne die Unterstützermengen seinerzeit.

    Das Böse Erwachen wird in Thüringen kommen, wenn auch die Wählerschaft der Linkspartei einbricht und nur die AfD deutlich Stimmen hinzugewinnt.

  • Mich beschleicht hier zunehmend das Gefühl, dass hier eine Phantom-Diskussion geführt wird, auch mit dem Kommentar von Jan Feddersen: kommt sie nun, die Wagenknecht-Partei, oder kommt sie nicht?



    Und während alle darauf starren wie das Kaninchen auf die Schlange und über ungelegte Eier diskutieren - nämlich die Frage, ob Wagenknecht der AfD eher nützt oder das Potential hat, ihren Höhenflug zu stoppen - sterben weiter Menschen an den Aussengrenzen der EU, setzt sich die schleichende Faschisierung in den europäischen Ländern fort, bekommen wir die Probleme der globalen Erderwärmung nicht ansatzweise in den Griff.



    Auch wer die Gründung einer linkskonservativen/-nationalen politischen Formation ablehnend oder skeptisch gegenübersteht, sollte zumindest so viel kritische Selbstreflexion aufbringen, zu erkennen, dass alle anderen im Hinblick auf die Lösung der genannten Probleme bisher auch keine überzeugenden Antworten gegeben haben. Oder, wie die Grünen, eher ein Teil des Problems als seine Lösung sind.

  • Das ist gleich zweimal verkehrt (im Sinnen von 'schwarz ist weiß' oder 'rechts ist links')

    'Hoch die internationale Solidarität', 'Arbeiter schießen nicht auf Arbeiter' - und sie sehen auch nicht tatenlos, um ihren Wohlstand besorgt, zu, wenn Menschen im Mittelmeer ertrinken, errichten keine Natodrahtverhaue und sorgen auch nicht für Lager, in denen Menschen gefoltert werden: all dies ist menschenverachtend, originär rechte, faschistische Politik.

    Und auch für Linke, auch für Wagenknecht gilt: wer so zentrale Positionen der Rechten, der AfD übernimmt, stärkt sie, wird selbst rechts - auch wenn er den Stahlarbeiter bei Thyssen-Krupp vorschiebt.

    Und selbst wenn angebliche Wokeness, Solidarität für Minderheiten in einer Weise ins Schaufenster gestellt wird (es gelingt ja sonst kaum etwas), die Rechten vermittelt, wan könne die Grünen insgesamt treffen, wenn wan auf LGTBQ+ losgeht: Hetze gegen Minderheiten bleibt Hetze gegen Minderheiten.

    Verkehrt ist auch die Gleichsetzung Pazifismus = Pro-Putin: von Karl Liebknecht www.sozialismus.in...t-gegen-den-krieg/ bis Christian Ströbele ('keine Waffen in Kriegsgebiete', Mai 22) gibt es kluge und richtige Einwände gegen Militarismus is.gd/2aEhYW , Willy Brandt, dessen so überaus erfolgreiche Friedenspolitik heute nichts mehr gelten soll, war nicht 'aus Versehen' von 1976 bis 1992 Präsident der Sozialistischen Internationale.

    Solange unser Wohlstand, auch der von Arbeiter*innen, auf Ausbeutung von Menschen und der Natur, Kumpanei mit Dikatoren beruht, ist es nicht links, ihn auf Kosten der Schwächsten mit Klauen und Zähnen, Natodrahtverhauen zu verteidigen - die Grünen in der Regierung haben ein Vakuum entstehen lassen, das kluge Linke füllen sollten - Queer-, Fremdenfeindlichkeit oder "Bekenntnisse" zu Militärbündnissen und ihren Entscheidungen sind da völlig ungeeignet.

  • Sobald sich die Wagenknecht Partei gegründet hat, muss sie Antworten auf schwerwiegende fragen liefern, z.B. pro oder contra Atomstron.

    • @meerwind7:

      Solage es sich nur um Reaktoren russischer Bauart handelt haben sie sicher kein Problem damit.

  • 1. Aus der Xenophobie wird kein Klassenkampf, auch wenn ich ein paar Alibi-Nichtarier:innen in meine Wir-Gruppe miteinbeziehe. Was Wagenknecht und Konsort:innen wollen ist ein Volk der Rentiers, die sich den von VW in Xinjiang geschöpften Wert "gerecht" aufteilen.

    2. Selbst wenn Wagenknechts "im Inland Lebende" Menschen mit arabischen und türkischen Nachnamen umschließt, heißt das nicht, dass die Wähler:innen, die sie dann im Idealfall von der AFD fernhalten würde, das genauso sehen. Das völkische ist im Nationalismus angelegt.

    3. Der Proletarier:innen-Romatizismus ist eine Chimäre des 19. Jahrhunderts. Selbstverständlich werden Kinder ostdeutscher AFD-Wähler:innen Rechtsanwält:innen, Ärzt:innen und Unternehmer:innen. Im Westen ist die AFD sowieso eine Ausdrucksform des Bürgertums.

    4. Wie man am Vereinigten Königreich gut sehen kann, führt die Migrationsbegrenzung schnell zu weniger Reichtum für die "im Inland Lebenden", und nicht zu mehr.

  • Dem Artikel kann ich mich anschließen.

    "Die Selbstgerechten" war absolut überzeugend, die beste Gesellschaftsanalyse der letzten 20 Jahre.

    Innenpolitisch ein klares Ja zu Wagenknecht, doch außenpolitisch Nein.

    Eine Wagenknecht-Partei würde ich wählen.

    Allerdings, wie häkt sie es eigentlich mit Tier- und Naturschutz?

    Ein Gebiet, in dem die Grünen ja nun schon seit langem gar nichts mehr leisten?

    Wagenknechts Einstellung zu China und Tibet?

    Wichtig, denn weiterhin gilt:

    Free Tibet!

  • Wie eine richtige Querfront-Methode spaltet eine solche Gruppierung eben das linke und das rechte Lager.



    Aber ich zweifle ob das instrumentelle Kalkül Feddersens aufgehen wird: Zarenknecht als Arbeiterkämpferin? Sicher ist die Parallele klar zu La France Insoumise von Jean-Luc Mélanchon. Aber ist es nicht einfach nur Nationalismus, nationaler Antiamerikanismus? Das Agieren mit Stimmungen ist ja das wesentliche am Populismus. Wer rechts ist, wählt das Original, so die kürzlich von R Misik referierte Erörterung von Jacobin.mag jacobin.de/artikel...e-carsten-braband/ vom Juni 2023.



    Wie würden sich a) die sozialen Milieus von Wagenknechtlern stabilisieren und b) von Parteikadern?



    Zu instabil?

  • In den USA hat Stacey Abrams gezeigt, wie es auch anders geht. Man braucht sehr gute Schuhe, denn man ist viel zu Fuß unterwegs. Und man braucht viel Geduld, denn man muss die Nichtwähler*innen sich erst mal ausschimpfen lassen, bevor die bereit sind, zuzuhören.

    Und dabei hat sie Geschichte geschrieben. Wenn Trump dort landet, wo er die ganze Zeit hingehörte - in Sicherheitsverwahrung -, dann ist das ursächlich ihr Verdienst.

    Und Frau Adams ist nun wirklich keine Superlinke, sondern das, was man im europäischen Maßstab als "Sozialdemokratin" bezeichnet.

  • Richtig und vorsätzlich von beiden Lagern der jetzigen 'Linken' initiiert, könnte es eine win/win-Situation geben. Die Wagenknechti haben einen Erfolg zulasten der AFD und die - ich sage mal - eigentliche, ehrliche Linke hat ohne die Wagenknechti die Chance, sich zu vereindeutigen und zu verbessern. Beiden neuen Einzelparteien sage ich Wahlergebnisse von > 5% voraus. Manchmal ist halt die Summe der Teile erheblich weniger als die Teile selbst :-)

  • Guter Artikel, aber passt er in die taz hinein?

  • Der Vergleich mit Mélenchon passt in vielerlei Hinsicht, nur ist er nicht sonderlich schmeichelhaft. Mélenchons Verschwörungsmythen sind Legion. So phantasierte er etwa davon, dass Terroranschläge von geheimnisvollen Mächten initiiert würden, um die Wahlen zugunsten der Rechten zu manipulieren. Und Mélenchons verkürzte Kapitalismuskritik - eigentlich ist es in der Regel nur Kapitalistenschelte - geht immer wieder mit Antisemitismus einher. Über Éric Zemmour meinte er, dieser könne "kein Antisemit sein, weil er viele (jüdische) Kulturszenarien reproduziert". Nach Jeremy Corbins Wahlniederlage gab er eine Pressemitteilung heraus, in der es heißt: "Renten nach Punktwerten, das deutsche und neoliberale Europa, der grüne Kapitalismus, das In-die-Knie-Gehen vor den selbstherrlichen Ukassen des kommunautaristischen CRIF – ich sage Nein." Der CRIF ist der Dachverband der jüdischen Organisationen Frankreichs.



    Sollte man wirklich Politik dieses Stils herbeisehnen? Zu den Inhalten, die eine linkspopulistische Partei aller Wahrscheinlichkeit nach verkörpern würde, zählen Charakteristika wie ein diffuser Elitenbegriff und eine verkürzte Analyse der gesellschaftlichen Machtasymmetrien, der Hang zu Verschwörungsmythen, und ein Faible für Politische Romantik ("Affektpolitik"). All das wird man auch bei Wagenknecht finden.



    Die überaus problematischen Tendenzen, die Politiker wie Mélenchon verkörpern, sind dem Linkspopulismus an sich immanent. Er speist sich aus ganz ähnlichen Ressentiments wie sein rechtes Gegenüber und trägt so zur Bekämpfung dieser Ressentiments rein gar nichts bei. Das unterscheidet sich ja dann gar nicht von dem, was die Konservativen tun, wenn sie der AfD inhaltliche Konzessionen machen. Und eben dafür werden Merz, Weber & Co. von der taz derzeit mit der gebührenden Schärfe kritisiert. Ein linkspopulistisches Parteiprojekt wäre sicherlich vieles, aber dass es "zivilisatorische, ja antifaschistische Mission" wird, wage ich zu bezweifeln.

  • Teufel mit Beelzebub austreiben? Die CDU ist Weltmeister im Dauer-nichts-sage-gemecker. Die AfD ist Weltmeister im braunartigen Realitätsverdrehwirren. Eine potentielle Frau Wagenknecht-Partei wäre ein Mischmasch aus beiden, sagt mein Bauchgefühl. Immerhin ist es völlig undenkbar, dass Putin die Ukraine angreift. (~Zitat Sahra W. wenige Tage vor Kriegsbeginn)



    imho ;-)

  • Tja, das ist die Krux an der Sache. Beide halten sich nicht für gut genug, ohne die jeweils Anderen bestehen zu können.



    Dann haben wohl auch beide den Untergang verdient.

  • "Abstand zu den Themen Klimakrise, Gendergerechtigkeit, Antirassismus, Solidarität mit Einwanderern und eine Kultur der „Diversity“"

    "Wagenknecht und ihre Fellows allerdings umreißen ihre Perspektive auf Migration, anders als die rechtsextremismusaffine AfD, nicht völkisch..."

    Ach? Gegen Klimaschutz, gegen Solidarität mit Migranten, gegen Minderheitenrechte. Stattdessen nähe zu Coronaleugnern, zu Putin, zur Querfont. Und narürlich "German (Workingclass) first"?

    Aber eben nicht völkisch motiviert. Na dann ist ja alles gut.

  • Ein kluger Kommentar, dem ich mich vollumfänglich anschließe.

  • Zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Linke raus aus dem BT und die AfD ordentlich gestutzt. Hopp hopp.

  • Ja, hoffentlich macht sie das. So schnell als möglich.



    Danke für den Artikel!

  • "...eine zivilisatorische, ja antifaschistische Mission."



    Gehts noch?

  • Wenn Wagenknecht ein Drittel der Afd-Wähler für sich gewinnnen würde, ihr Potenzial bei den Linken und der SPD ausschöpfte und frustrierte Alt-Grüne Pazifisten aufsammelte käme sie vielleicht auf 15%. Die AfD hätte dann ebenfalls etwa 15%.

    Zwei Parteien, mit denen keine der anderen koalieren möchte, mit insgesamt 30%. Was blieben dann für Möglichkeiten? Wahrscheinlich nur noch eine Koalition aus CDU, SPD und Grünen - evtl. käme auch die FDP stattdessen in Frage. Wäre das ein gutes Ergebnis?

  • Fanboy much?

    • @Nifty_Monkey:

      Very Kommentar!

    • @Nifty_Monkey:

      Alteweißemännerpartei halt.

  • Eine Beschreibung, die nach meiner Meinung viele richtige Einschätzungen hat.



    Dann mal los Frau Wagenknecht, nicht zieren sondern springen!

  • „materiellen Interessen von Abgehängten“ lenkt bzw. bestimmt das Kapital.