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Atomkraft in FrankreichFiasko in Frankreich

Gastkommentar von Jayrôme C. Robinet

Kernspaltung war beim Nachbarn mal ein Zeichen für Forschergeist. Heute steht die Regierung vor großen Problemen, ist aber unbeirrt.

Atomkraftwerk im französischen Saint-Laurent-Nouan Foto: Stephane Mahe/reuters

W ährend die weißen Dampfschwaden der AKW-Kühltürme und die Atomkraft in Deutschland insgesamt Geschichte sind, geht Frankreich den umgekehrten Weg – Laufzeiten werden verlängert, sechs neue AKWs sollten gebaut werden. In der Sache ist Frankreich psychologisch gesehen ein Fall von „eskalierendem Commitment“. Man lässt sich nicht von einem einmal eingeschlagenen Kurs abbringen, obwohl immer deutlicher wird, dass dieser Kurs in die Irre führt.

Eskalierendes Commitment ist nicht schlimm, wenn man im Kino sitzen bleibt, obwohl längst klar ist, dass einem der Film nicht gefällt, oder wenn Menschen in einer Beziehung bleiben, obwohl sie merken, dass sie nicht glücklich sind – am Ende schadet es nur ihnen selbst. Fatal ist es, wenn Staaten an ihren Entscheidungen festhalten, obwohl sie sich verrannt haben.

Die Geschichte der Atomenergie in Frankreich ist ein Fiasko, das wie ein Märchen begann: Die Politikwissenschaftlerin Sabine von Oppeln verortet die Geschichte der Kernenergie in Paris und Berlin. Das Pariser Forscherteam um Henri Becquerel, Pierre und Marie Curie und das Berliner Team um Otto Hahn und Lise Meitner leisteten Pionierarbeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste Deutschland aus naheliegenden Gründen auf die eigenständige Entwicklung militärischer Atomwaffen verzichten.

In Frankreich hingegen wurde die Force de frappe – die Nuklearstreitmacht der französischen Streitkräfte – als Symbol der Größe und Unabhängigkeit des Staates aufgebaut. Hauptgründe dafür waren die Ablehnung einer US-amerikanischen Vorherrschaft in Europa und das Streben nach dem Erhalt einer Vormachtstellung angesichts des Wirtschaftsaufschwungs in der Bundesrepublik. Der französische Wille, „nie wieder schwach zu sein“, erklärt sich historisch aus dem als gescheitert empfundenen Pazifismus der 1930er Jahre. Der Pazifismus endete 1938 mit dem Münchner Abkommen und 1940 mit der deutschen Besetzung Frankreichs. Die Atomwaffen bildeten, was Ressourcenwissen anbelangte, die Grundlage für die zivile Nutzung der Kernenergie.

„In Frankreich haben wir kein Erdöl, aber wir haben Ideen“ – so lautete der Slogan des Jahres 1976 unter Präsident Valéry Giscard d'Estaing. Unter dem Schock des Ölpreisanstiegs 1973 suchte das Land nach neuen Energiequellen. Nach der Ölkrise war Frankreich in der Lage, innerhalb von 20 Jahren einen über das Land verteilten Atomkraftwerkspark mit 59 Reaktoren zu errichten – also 3 Reaktoren pro Jahr. Ein Riesenerfolg aus der Sicht der Kernenergiefans: In den 2000er Jahren war Frankreich – auf die Einwohnerzahl heruntergerechnet – weltweit das Land mit den meisten Atomkraftwerken. Das Land produzierte mehr Strom, als es verbrauchte. Der Verkauf des Überschusses an die europäischen Nachbarländer brachte jährlich 3 bis 5 Milliarden Euro in die Staatskasse.

Atom­kraft­geg­ne­r:in­nen stießen in Frankreich auf die starre, zentralistische und autoritäre Umsetzung von Politik

Zwanzig Jahre später hingegen befürchtet das Land Stromengpässe; zeitweise war 2022 die Hälfte der Atomkraftwerke abgeschaltet – entweder wegen gravierender Mängel und Schäden oder wegen mangelnden Kühlwassers wegen des heißen Sommers. Frankreich ist zum größten Strom­im­porteur Europas geworden.

Natürlich ist die Kernenergie auch in Frankreich nicht unumstritten. Die Intensität der Proteste gegen die zivile Nutzung der Kernenergie war in Frankreich zeitweise vergleichbar mit der in Deutschland. Allerdings stießen die Atom­kraft­geg­ne­r:in­nen in Frankreich auf die starre, zentralistische und autoritäre Umsetzung von Politik im Allgemeinen und des Atomprogramms im Besonderen.

Um die nukleare Abschreckungskraft Frankreichs durchzusetzen, nutzte Premierminister Michel Debré 1960 den Verfassungsartikel 49.3, der es der Regierung erlaubt, Gesetze am Parlament vorbei durchzusetzen. „49.3“ ist auch im Ausland bekannt, seitdem Präsident Macron seine Rentenreform über diesen Weg durchsetzte.

70 Prozent Atomstrom

Heute stammen rund 70 Prozent des französischen Stroms aus Kernenergie. Aber das Land scheint nicht in der Lage zu sein, aus der Atomindustrie eine erfolgreiche Industrie zu machen. Angesichts der Risiken der Kernenergie und solange Atommüll nicht in den Weltraum geschossen wird – was hoffentlich nie passiert –, ist das vielleicht ein Glück im Unglück.

Aber die politischen Skandale, die gefälschten Dokumente in der Schmiede von Le Creusot, einem wichtigen Standort für den Bau von Großkomponenten von AKWs, um die offizielle Zulassung für fehlerhafte Bauteile zu erhalten, sind noch dramatischer als das „eskalierende Commitment“. So hat sich der Bau des Typs EPR – eines Druckwasserreaktors der dritten Generation – in Flamanville in der Normandie zu einem Albtraum entwickelt, mit derzeit mehr als zehn Jahren Verzögerung und einem von 3,3 auf 19 Milliarden Euro gestiegenen Budget.

Die Rede ist von Konstruktionsfehlern bei der Außenhülle, von Problemen mit den Schweißnähten. Um aus der Patsche zu kommen, musste der staatliche Stromkonzern EDF seinen Hauptkonkurrenten, den US-amerikanischen AKW-Hersteller Westinghouse Electric Company, um Hilfe bitten. Jetzt sind US-Schweißer in der Normandie gelandet.

Präsident Macron hat sich zum Ziel gesetzt, den Bau neuer Kernkraftwerke bis 2050 zu beschleunigen. Gleichzeitig verabschiedete der Senat das Gesetz zur Beschleunigung der erneuerbaren Energien. Angesichts der Absicht der politischen Führung, in Wahrheit auf Atomkraft zu setzen, scheint es sich um eine Form von politischem Gaslighting zu handeln.

Derweil bekommen die ehemaligen Dampfschwaden der drei letzten deutschen Atomkraftwerke eine neue Bedeutung: Wie bei der Papstwahl steht der weiße Rauch für den erfolgreichen Beschluss einer Wende. Jetzt ist es an Frankreich, zu zeigen, dass es vielleicht keine neuen Kernkraftwerke, aber Ideen hat.

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38 Kommentare

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  • "solange Atommüll nicht in den Weltraum geschossen



    wird – was hoffentlich nie passiert –,"

    Den Atommüll - eines Tages - mit einer Railgun in den Weltraum zu schießen ist tatsächlich die einzig realistische und bezahlbare Langzeitlösung.

    Ansonsten müssen wir 50.000 Generationen auf den Atommüll aufpassen, was keine Option ist - wir Menschen sind seit der prähistorischen erst in der 500. Generation (+/- 100).

  • "wenn ein Zug verunglückt, dann sind ja mehr Menschen betroffen als bei einem Auto. Deshalb ist das Auto sicherer."

    Das ist schlicht falsch.



    Bezogen auf Personenkilometer (wie viele Menschen werden über eine bestimmte Menge befördert) ist das Auto das mit Abstand gefährlichste Fortbewegungsmittel!



    Nur weil sie die vielen aus einzelnen Unfällen resultierenden Autoverkehrstoten nicht in einem Ferneehbeitrag serviert bekommen, sind sie nicht nicht da......

  • Der Niedergang der Ingenieurskunst ist schon erschreckend.



    In Frankreich läuft es demnach genauso wie bei uns.



    In Deutschland ist es ja schon Normalität, dass Großprojekte (Elbharmonie, S21, BER) Jahre später werden als geplant und ein Vielfaches dessen kosten, was vereinbart war.



    Garniert ist das Ganze mit eklatanten Bau- und Planungsfehlern.



    Da ist es schon besser, wir bauen statt komplexer Kernkraftwerke einfache Dinge wie Windräder, die man mit dem verblieben Knowhow aufstellen kann.



    Von einer zunehmenden Verdummung kann man allerdings nicht reden. Der Fokus verlagert sich nur auf andere Themen, wie soziale Kompetenz, Klimabewußtsein, sexuelle Vielfalt etc.

  • Was, soll Frankreich auch die gleiche glorreiche Idee wie wir deutsche kommen? Alles auf Windkraft und PV? Keine Möglichkeit Strom zu speichern, die Herstellung und Entsorgung von Windkraftanlagen ist nicht umweltfreundlich, dem Volk wird das Geld mit PV Anlagen aus den Taschen gezogen weil die Energie Konzerne das Strom zum Spotpreis abkaufen, statt es ihnen möglich zu machen so autark und wirtschaftlich wie möglich ihren selbst erwirtschaften Strom zu nutzen.



    Nicht umsonst sind fast alle Nachbarländer damit beschäftigt Atomkraft zu optimieren, grüner und sauberer zu gestalten und in Kernspaltung die Zukunft zu sehen, während wir auf Pusteblumen und Solarium setzen und als wäre es nicht genug, bauen wir Wärmepumpen in alte Fachwerkhäuser die mit dieser Technologie nicht Mal richtig warm werden, also wird gedämmt was das Zeug hält. Das alte Häuser dabei anfangen von unter zu schimmeln, kehrt man gemütlich unter dem Teppich.



    Bevor man andere Länder kritisiert sollte man sich um seine eigenen Probleme kümmern.

    • @Enrico Trabhardt:

      Der Autor ist (zumindest dem Namen nach) Franzose.



      Und ohne die Bremser von CxU, SPD, FDP wären "wir" sowohl bei der (dezentralen) Strominfrastruktur als auch in der Ermöglichung "kleiner" PV-Anlagen weitaus weiter. Ebenso bei Speichern. Da gibts auch paar: de.wikipedia.org/w...werken#Deutschland



      Die aufwendigen hochsubventionierten uranbetriebenen Wasserkocher mit immer zu niedrig gelogenen Stromerzeugungskosten und nichtgeklärter Frage der Giftstofflagerung über Äonen sollten "wir" dann doch auch gedanklich dahin tun, wo sie hingehören; also zu den technischen Errungenschaften, die sich als Irrtum erwiesen haben.

  • Es mutet äußerst absurd an, den Franzosen, die unsere Klimaziele für 2050 schon vor 40 Jahren erreicht haben, vorzuwerfen, sie seien die Geisterfahrer.



    Vor allem wegen so Dingen wie "technische Geräte altern lol" und "Was sind Kühltürme?".

    Deutschland hat ein unfassbar schlechtes Klima-Preisleistungsverhältnis (sowohl ökonomisch als auch ökologisch) und nichts deutet darauf hin, dass es irgendwann besser wird, ganz im Gegenteil.

  • Und wohin geht er wohl, der französische Atomschrott?



    Nach Finnland, in den Keller, oder lieber doch nach Polynesien.



    Am besten, Macron gleich mit entsorgen, obwohl - wer oder was nach ihm kommt, ist bestimmt schlimmer,



    Weil - Schlimmer geht immer...

  • "In der Sache ist Frankreich psychologisch gesehen ein Fall von „eskalierendem Commitment“. Man lässt sich nicht von einem einmal eingeschlagenen Kurs abbringen, obwohl immer deutlicher wird, dass dieser Kurs in die Irre führt."

    Deutschland: aktuell 254 g CO2 pro kWh



    Frankreich: aktuell 40 g CO2 pro kWh

    Wie war das nochmal mit eskalierendem commitment?

    • 3G
      32051 (Profil gelöscht)
      @Sebastian Roy:

      Wenn Sie sich eine neue Küche kaufen, die aber noch nicht komplett angeschlossen ist - dann bestellen Sie zwischendurch eine Pizza.

      Und wenn wir aus der Kernkraft aussteigen, und die erneuerbaren von der Vorgängerregierung vor die Wand geschmissen werden, müssen wir eben kurzfristig den CO2 Ausstoß erhöhen, den wir im Nachgang wieder einsparen.

      Wir sind nämlich dann von Uranabbau unabhängig.

      Das ist doch gar nicht so schwer, oder?

      • @32051 (Profil gelöscht):

        Der Uranabbau verursacht aber bei WEITEM nicht so viel Co2 wie der Energiesektor Kohle/Gas. Wenn Sie sich mal Deutschlands Energiestatistiken der letzten Jahre ansehen, dann merken Sie das die Erneuerbaren Energien wie Solar und Windkraftwerke zwar steigen, aber der Bedarf an Braunkohle und Gas nicht wirklich gesunken ist...

        Der deutsche Weg hat nämlich falsch priorisiert. Anstatt ERST Kohle und Gas abzuschalten und danach Atomkraft, wird es genau andersrum gemacht...

        Deutschland hat sich als Ziel gesetzt weniger Co2 zu verbrauchen. Schaltet aber die Alternative die am wenigsten Co2 verbrauchen und dennoch Grundlast fähig sind, zuerst ab... Das hat nichts mit Rationalität sondern mit Ideologie und Angst zu tun.

        Atomkraftbeführworter sagen nicht das Atomkraft der Allheilbringer ist und kein Co2 verbraucht. Sie sagen lediglich das es Sinnvoller gewesen wäre erst die Co2-Verschmutzer Nummer 1 abzuschalten und danach die Atomkraft.

        Einfach mal Kurzgesagt auf YouTube schauen, die haben das sehr gut erklären können.

        • @Sonorkius:

          Tja, dummerweise haben die Vorgängerregierungen es versäumt zeitnah aus Kohle und Gas auszusteigen und die Erneuerbaren Kapazitäten aufzubauen und gleichzeitig den Atomausstieg mit einem festen Datum beschlossen.



          Ist halt passiert.



          Jetzt läuft es eben nicht so wie Sie das sinnvoll finden, ist aber schlicht nicht zu ändern.



          Dass die Laufzeiten der Atomkraftwerke bereits bis zur letzten Minute durchaus riskant ausgereizt waren, wissen Sie ja.

      • @32051 (Profil gelöscht):

        Ich hätte lieber die Kernkraftwerke, Uranabbau und stark regulierten Atommüll, als Braunkohlekraftwerke, Braunkohleabbau und unregulierte Radioaktive Asche gehabt.

        Und lieber kein CO2 dass nachher irgendwo eingespart werden muss.

        Der Vergleich wäre also eher ein Kohleherd und ein Gasherd sind gerade verbaut und anstatt des Kohleherds, wird der Gasherd raus geschmissen, denn man braucht ja Platz.

        • 3G
          32051 (Profil gelöscht)
          @Das Radler:

          Ja, ich hätte lieber die archimedische Dampfschraube gehabt, dann wären wir heute auch schon weiter.

          Gab's halt nicht. "Ich hätte lieber gewollt" ist kein Argument, sondern bockiges Schmollen von erwachsenen Menschen.

          Der Kohleherd wird eben nicht verbaut, sondern ist da und läuft temporär. Insofern haben Sie den Vergleich nicht verstanden (soo kompliziert war er doch eigentlich nicht?)

          Nennen Sie es von mir aus "Grillen am Balkon"

  • Der Artikel ist aufschlussreich und sachlich. Frankreichs AKW werden angesichts der Klimaextreme in Zukunft noch unzuverlässiger werden.



    Die am Meer liegenden AKW werden von steigendem Meerespiegel und die an Flüssen liegenden von Überschwemmungen und Trockenheit bedroht.



    Ich lebe in Frankreich und erlebe, wie sehr gegen Windräder und Fotvoltaik gewettert wird.



    Hoffen wir, dass alles gut geht…

  • > Ja, wenn man nur die Klimakatastrophe für ein Problem hält, das Risiko eines Super-GAUs mitten in Europa, also mit dicht besiedeltem Gebiet in jeder Richtung, aber nicht, dann kann man das so machen.

    Wer so argumentiert, muss dann aber auch konsequent das Auto anstatt eines Zuges nehmen. Beim Thema Sicherheit natürlich absoluter Humbug, aber wenn ein Zug verunglückt, dann sind ja mehr Menschen betroffen als bei einem Auto. Deshalb ist das Auto sicherer.

    Wir könnten jedes Jahr eine Hand voll Super-GAUs wie Fukushima oder Chernobyl hier direkt in Europa haben und die Produktion wäre noch immer sicherer als mit Kohle oder Gas.

    • @Chris12:

      Ein Supergau würde bedeuten, dass ein großes Gebiet um das akw herum für lange Zeit unbewohnbar wird. Tschernobyl ist bis heute nicht sicher zu betreten und das in einem großen Radius. Das wäre in einem so dicht besiedelten Land wie Deutschland eine Katastrophe, es müsste mindestens in einem Radius von 100 km alles evakuiert werden. Das entspricht einem Gebiet größer als ganz Schleswig Holstein.

      Von den Folgen auf Mensch und Umwelt bei einem Supergau ganz zu schweigen. Durch Wolken und Regen kann das ganze noch viel weiter transportiert werden.

      Im übrigen bin ich vehement gegen Gas und Kohle, aber Atom ist definitiv keine Option. Wir hätten schon lange eine vollständige Versorgung durch erneuerbare Energien haben können, wenn nicht bestimmte Parteien seit Jahrzehnten das ganze enorm blockieren.

    • @Chris12:

      Es gibt kaum wirklich gute Netflix-Produktionen aber eine sollte jede♥r, aus welcher Quelle auch immer, gesehen haben - "Chernobyl".



      Man muss davon ausgehen, dass wir auch über die tatsächlichen Ausmaße in Fukushima erst viel später die ganze Wahrheit erfahren werden. Es keine CO2-neutrale 'grüne' Kernkraft, um den merkwürdigen Neusprech zu verwenden.

    • @Chris12:

      Sie haben offenbar weder das Argument verstanden, noch eine realistische Vorstellung von den Folgen eins schweren Reaktorunglücks.



      Bei ersterem geht es darum, dass Reaktoren nicht dadruch sicherer oder vertretbarer werden weil es zeitglich eine Klimakatastrophe gibt. Und nur weil ich keinen Zug besteigen mag dessen Gleise in den Abgrund führen, muss ich mich noch lange nicht mit Begeisterung in ein Auto setzen um damit in einen anderen Abgrund zu rasen.



      Wenn ein Reaktor wie - sagen wir mal - Isar 2 hochgehen sollte können sie einfach mal Teile des Landes dauerhaft schließen. Messungen des Fallouts in Fukushima, der dort mit viel Glück zum allergrößten Teil auf den Pazifik trieb, zeigten, dass bei den aktuell gültigen Grenzwerten noch Regionen in rund 200 km Entfernung evakuiert werden müssten. Und anders als in Japan stehen die meisten Reaktoren in Europa eben nicht an einem Ozean.

  • Vergessen wir besser nicht, dass es immer auch um Waffen und mit der EU-Taxonomie auch um handfeste ökonomische Interessen ging und weiterhin geht. Der Euphemismus von der sauberen Energie ist durchschaubar getrickst, die Folgekosten der AKWs sind auch ohne Störfälle durch Rückbau und Lagerung riesig. Ich kann nicht erkennen, dass die nächsten Generationen sich, derart vorbelastet, bedanken werden für massive Eingriffe in ihre Lebensgestaltung und eine weitere Schmälerung ihrer Zukunftsaussichten. Zum Klimaschutz hatte sich das BVerfG bereits einschlägig geäußert.



    //



    taz.de/Atomkraft-i...ankreich/!5817160/

    • @Martin Rees:

      Bei erneuerbaren Energien geht es doch auch um handfeste ökonomische Interessen. Das Recycling der kohlefaserverstärkten Rotorblätter, die offenbar max. 20 Jahre halten, ist auch nicht geklärt. Das ist von der Gefahrenklasse sicher nicht mit Atommüll vergleichbar, aber wird auch gerne ausgeblendet.

      Man sollte nicht so tun, als sei die Atomindustrie von Grund auf verdorben und die Erzeuger regenerativer Energien die Guten, die kein Geld verdienen wollen, die nur unsere Welt besser machen und alle Probleme im Griff haben.

      www.spiegel.de/wis...-b808-8eb216675f41

  • Die globale Erwärmung wird Frankreichs Atomenergie extrem belasten. Wahrscheinlich werden sie einige Kraftwerke komplett vom Netz nehmen müssen, wenn die Flüsse ständig austrocknen.

    • @Mini Futzi:

      Volle Zustimmung. Und das Frankreich imJahr 2021/22 so viele Atomkraftwerke abschalten mußte, ist die Ursache für die hohen europäischen Strompreise:

      www.iwr.de/news/st...den-euro-news38076

  • "Präsident Macron hat sich zum Ziel gesetzt, den Bau neuer Kernkraftwerke bis 2050 zu beschleunigen. Gleichzeitig verabschiedete der Senat das Gesetz zur Beschleunigung der erneuerbaren Energien."



    Na, das passt doch. Hat die EU die Atomkraft nicht in die Klasse der erneuerbaren Energien hineindefiniert?

    • @Tetra Mint:

      Nein, nachhaltig. nicht erneuerbar.

  • Zitat:"Derweil bekommen die ehemaligen Dampfschwaden der drei letzten deutschen Atomkraftwerke eine neue Bedeutung: Wie bei der Papstwahl steht der weiße Rauch für den erfolgreichen Beschluss einer Wende. Jetzt ist es an Frankreich, zu zeigen, dass es vielleicht keine neuen Kernkraftwerke, aber Ideen hat."

    Nun Ja, die deutsche Regierung gewinnt ja aktuell auch nicht gerade den Ideenpreis für Inovation.



    AKW abschalten und mit Braunkohlestrom ersetzen und damit dann über Wärmepumpen heizen ?!?

    • @BundesbürgerIn:

      Tja, zum Einem ist das das Dilemma einer jeden neuen Regierung - egal welcher Couleur - wie sie in 16 Monaten das aufholen und korrigieren soll, was in den 16 Jahren zuvor - freundlich formuliert - schleifen gelassen wurde.



      Zum Anderen war der naheliegende Kompromiss - temporäre Laufzeitverlängerung der AKW bei gleichzeitiger Energieeinsparung durch vorübergehendes BAB-Tempolimit - politisch offensichtlich nicht so Offensichtlich oder eben gar nicht vermittelbar. Oder lag es doch an den fehlenden Verkehrsschildern?

      Da es mit der Fusionsenergie auch nach Jahrzehnten und Milliarden an Forschung und Entwicklung immer noch nichts Handfestes gibt, wie sieht denn Ihre Alternative aus?

      • 3G
        32051 (Profil gelöscht)
        @Radium:

        Zum Anderen war der naheliegende Kompromiss - temporäre Laufzeitverlängerung der AKW bei gleichzeitiger Energieeinsparung durch vorübergehendes BAB-Tempolimit - politisch offensichtlich nicht so Offensichtlich oder eben gar nicht vermittelbar. Oder lag es doch an den fehlenden Verkehrsschildern?

        Die Laufzeit hätte spätestens 2019 verlängert werden müssen, hätte man sie nahtlos anschließen wollen.

        Zu dem Zeitpunkt war das noch überhaupt kein Thema. Nicht mal die AfD hat sich für Kohlekraftwerke interessiert, weil sie damals noch Trumps Schmarrn von der "cLeaN cOaL" nachgekräht haben.

        Das heißt, hätte man die Laufzeitverlängerung danach tatsächlich noch gewollt, wären die Kraftwerke jetzt so oder so vom Netz und vielleicht ab 2025 wieder on. Das wäre der "Kompromiss"

        Ein Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg.

        Einen Kompromiss hätte ich beim Tempolimit gesehen:

        Grüne wollen 130, FDP unbegrenzt - Sagen wir 140 und wer schneller will, kann bis zu 160 fahren, ohne Punkte zu kriegen, und wenn dass nicht reicht, weiß ich auch nicht mehr.

    • @BundesbürgerIn:

      Bitte verbreiten Sie hier keine Desinformationen!



      Die Kernenergie lieferte in Deutschland nur 3% des Stroms. Bitte nicht aufblähen.

    • @BundesbürgerIn:

      Da hat aber jemand irgendwas völlig falsch verstanden. Der Braunkohleausstieg ist beschlossen und dient -leider- noch eine zeitlang als Brücke. Aber der Ausbau von EE auf allen Ebenen wird immer noch von vielen Politikern verhindert. Siehe Bayern. Und diese Verhinderer sind seit Jahrzehnten erfolgreich darin, EE auszubremsen um den Konzernen Extremgewinne nicht zu versauen. Es ist unredlich nun die Schuld anderswo zu suchen oder alternative Bemühungen lächerlich machen zu wollen.

      • @Perkele:

        "Der Braunkohleausstieg ist beschlossen..."



        Abwarten. Wärmepumpen in der geplanten Größenordnung machen einen Braunkohleausstieg illusorisch, und dann kommt der Sachzwang.

        • @sollndas:

          und kommen Sie mir jetzt nicht mit der Dunkelfaute und den Kohlekraftwerken in der Finsterniss. Schließlich müssen die Häuser zusätzlich gedämmt werden, womit eine Energiespeicherüberbrückung durch die Dunkelflaute hindurch möglich wird.



          Ob das mit dem WP funktioniert, hängt letztlich vom Gesamtkonzept ab.

        • @sollndas:

          Solange der Strom so teuer ist wie gerade, werden die meisten WP`s mit der eigenen PV Anlage versorgt. Alles andere ist nicht Betriebswirtschaftlich.

  • Wo ist jetzt genau das Fiasko? Außer, dass sich der Bau eines neuen Kraftwerktyps verzögert habe ich nichts gefunden. Ja, 2022 war ein schlechtes Jahr für Frankreichs Atomkraft. Aber schon dieses Jahr wird wieder deutlich mehr exportiert als importiert.

    Außerdem sollte bei der Bewertung der Stromerzeugung nur eine Zahle eine Rolle spielen: die CO2-intensität. Da schlägt Frankreich Deutschland zu jedem Zeitpunkt um da 8-10 Fache.



    Da stellt sich schon die Frage, bei wem das Fiasko ist.

    • @Horst Horstmann:

      "Außerdem sollte bei der Bewertung der Stromerzeugung nur eine Zahle eine Rolle spielen: die CO2-intensität. " Das ist doch das gleiche falsche Argument wie seinerzeit die Kernenergie gestartet wurde, ohne die Endlagersituation geklärt zu haben. Für den Energieumbau in unserem Land sollten nur handhabbare Technologien verwendet werden, über deren Auswirkungen Klarheit besteht und eben keine Hinterlassenschaften für usnere Nachhut entstehen.

    • @Horst Horstmann:

      Och, sie können in die Zukunft sehen? Sollte nämlich der kommende Sommer ähnlich warm und trocken sein wie der letzte, wird F - genau wie im letzten Jahr - der größte Strom-Importeur Europas sein. Und das dürfte in Zukunft die Regel sein.

      • @Kaboom:

        Bislang mussten in Frankreich Kernkraftwerke nur extrem selten wegen Wassermangel abregeln. Der größte Stromimporteur Europas wird nach Ansicht der deutschen Netzbetreiber übrigens bald Deutschland sein. Dem Szenario 2027 zufolge beziehen wir dann übrigens unter anderem aus Frankreich viel Strom.

        • @Janek Mayer:

          Von den AKWs Frankreichs wurden - in der realen Welt - in den letzten Jahren in jedem einzelnen Sommer einige wegen Wassermangels gedrosselt oder heruntergefahren. Und Deutschland ist - ebenfalls in der realen Welt - nach wie vor Stromexporteur

          www.bundesnetzagen...0mit%202.880%20Mio.

    • @Horst Horstmann:

      "Wo ist jetzt genau das Fiasko? Außer, dass sich der Bau eines neuen Kraftwerktyps verzögert habe ich nichts gefunden"



      Wie autark, sicher und kostengünstig wird die französische Stromversorgung wohl auf mittlere und lange Sicht werden, wenn der Bau der neuen Reaktoren auch nur annähernd ähnlich langwierig und teuer wird wie der von Flamanville-3? Und auch wenn man dort jetzt schon die Laufzeiten auf 50 Jahre verlängert hat, eine Aktion übrigens die auch für uns gefährlich ist, stellt sich vor dem Hintergrund der bisherigen Erfahrungen die Frage ob man in der Lage sein wird die benötigten drei AKW pro Jahr zu bauen die man allein schon benötigen wird um die alten Reaktoren aus den 70er- und 80er-Jahren zu ersetzen. Auch wenn die Energiewende in DE sicher zu zäh und schleppend verläuft, steht Frankreich vor mindestens ebenso großen Problemen.



      "Außerdem sollte bei der Bewertung der Stromerzeugung nur eine Zahle eine Rolle spielen: die CO2-intensität."



      Ja, wenn man nur die Klimakatastrophe für ein Problem hält, das Risiko eines Super-GAUs mitten in Europa, also mit dicht besiedeltem Gebiet in jeder Richtung, aber nicht, dann kann man das so machen.