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Forderung nach Corona-BondsSolidarität dringend gesucht

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Corona könnte sogar Europa töten. Die EU überlebt nicht, wenn noch nicht mal im Notfall solidarisch gehandelt wird.

Symbol eines untergegangenen Reiches: Kolosseum in Rom. Was droht der EU? Foto: Alessandra Tarantino/ap

Z wei Zahlen machen das Drama deutlich, das sich gegenwärtig in der Eurozone abspielt: Der deutsche Staat plant 750 Milliarden Euro ein, um die hiesige Wirtschaft durch die Coronakrise zu schleusen. Italien hingegen will seinen Staatshaushalt nur um 25 Milliarden Euro aufstocken – obwohl die Italiener weitaus härter getroffen wurden.

Doch die Italiener haben Mühe, Geld zu beschaffen, weil sie deutlich höhere Zinsen zahlen müssen. Die Rettung wären „Corona-Bonds“, also Kredite, die die Eurozone gemeinsam aufnimmt. Diese Anleihen wären bombensicher, weil alle Eurostaaten haften würden, und daher so begehrt, dass die Zinsen ins Minus rutschen würden. Die Eurozone bekäme sogar Geld geschenkt.

Selbst neoliberale Ökonomen werben inzwischen für Eurobonds – und gehen Allianzen mit Keynesianern ein. Trotzdem blockt die Politik. Ob Kanzlerin Angela Merkel, Finanzminister Olaf Scholz oder EU-Kom­mis­sions­prä­si­den­tin Ursula von der Leyen: Stets wird erklärt, dass Corona-Bonds ausgeschlossen seien. Stattdessen liebäugelt die Große Koalition mit dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), um einzelne Länder zu unterstützen. Der ESM wurde 2012 in der Eurokrise gegründet, und dort wären momentan 410 Milliarden Euro abrufbar.

Dieser ESM-Plan ist extrem gefährlich. Denn die Eurozone würde in angeblich „gute“ und „böse“ Länder zerfallen, wenn man einzelne Staaten zwingt, um ESM-Mittel nachzusuchen. Deutschland wäre der „Superstar“, während Italien oder Griechenland wie der offizielle Abschaum wirken würden.

Dieses Signal würden sich die Finanzmärkte für immer merken – und prinzipiell höhere Zinsen für die schwachen Eurostaaten verlangen. Die Eurokrise würde sich ins Unendliche verlängern. Größter Verlierer wäre übrigens Deutschland, denn bisher ist die Eurozone unser bester Kunde.

Im Augenblick sieht es so aus, als würde das Coronavirus nicht nur Menschen töten – sondern auch Europa. Die EU kann nicht überleben, wenn es noch nicht einmal im Notfall möglich ist, solidarisch zu handeln.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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52 Kommentare

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  • Teil II.



    Nachtrag:

    ■ wäre es da nicht die zentrale sozioökonomische und gesellschaftspolitische Hauptaufgabe der jeweiligen Nationen (nicht nur) in der EU, auch ihre nationalen Profiteure und wirtschaftlichen Eliten, ihre jeweilige Bourgeoisie, deren Millionäre und Milliardäre, zur Kasse zu bitten? Gegebenenfalls dabei auch durch die staatliche/behördliche Beschlagnahme von deren Kapital und Privatvermögen und deren (entschädigungslose) Überführung in gesellschaftliches Gemeineigentum?

    05.04.2020, R.S.

  • Kein Herz für EU-Europa!

    ♥ zur Ideologie der EU-Nächstenliebe, bzw.



    Bereicherung auf Kosten der produktiveren Wert- und Mehrwertschöpfung.

    ♥ zu den ideologisch verschlungenen Finanzierungswegen fremder Schulden auf Kosten der gegenständlichen und materiellen Arbeit der Mehrheit der Erwerbsbevölkerung Deutschlands.

    Geld ist ein Äquivalent. Der Wert entspricht den Fertigungs- und/bzw. Herstellungskosten fürs Papier und/oder Münzen.

    Das Eigentümliche dabei ist der Anspruch des Geldes, des aufgedruckten bzw. geprägten Zahlen- und/bzw. Umlaufwertes, auf einen materiell gegenständlichen und imaginären Wert (so bspw. auch die jeweils variablen Grundstückspreise und entsprechenden Immobilien).

    Bei der Vergemeinschaftung bzw. Vergesellschaftung von Schulden geht es um die Übernahme der Verausgabung bzw. der Schulden von vorgeblichen Partnern und Ländern innerhalb der EU. Demnach, wer mehr Verausgabte bzw. Waren beanspruchte, als er durch eigene Wert- und Mehrwertschöpfung erwirtschaftete, dessen (unberechtigter) höherer Anspruch wird von den produktiveren Partnern – im Rahmen der Schuldengemeinschaft – mitfinanziert.

    Also, die Gemeinschaft der produktiveren nationalen und regionalen Erwerbsbevölkerung, in unserem Fall die Erwerbsbevölkerung in Deutschland, soll die Mehrkosten der Verausgabung für andere nationale und/bzw. regionale Volkswirtschaften innerhalb der Europäischen Union mitübernehmen.

    PS: Es ist nahezu analog, wie bei der jahrzehntelangen Finanzierung Ostdeutschlands durch Westdeutschland, die produktivere Erwerbsbevölkerung [West-] Deutschlands soll die unbezahlten und unbezahlbaren Rechnungen für andere Bevölkerungsgruppen in der EU-Staatengemeinschaft dauerhaft übernehmen.

    ■ wäre es da nicht die zentrale sozioökonomische und gesellschaftspolitische Hauptaufgabe der jeweiligen Nationen (nicht nur) in der EU, auch ihre nationalen Profiteure und wirtschaftlichen Eliten, ihre jeweilige Bourgeoisie, deren Millionäre und Milliardäre.

    Forts. Teil II.

  • Diese Länder verfügen über eigene Mittel.

    Die Westdeutschen haben schon Ostdeutschland mit 2 000 x Milliarden in den zurückliegenden 29 Jahren finanziert!

    Es ist aber nicht die Aufgabe der großen Mehrheit der bundesdeutschen Erwerbsbevölkerung die EU-Krisenländer zu finanzieren! Die Bevölkerungen in Griechenland, Frankreich, Italien, Spanien, Bulgarien und Rumänien, müssten sich schon selber finanzieren. Auch für deren Finanzierung sind auskömmliche Mittel bereits in den westlichen Steueroasen und in der Schweiz geparkt.

    Die jeweiligen Bevölkerungen müssten nur nachdrücklich ihre heimischen Oligarchen und korrupten politischen Eliten zur Kasse bitten!

  • Frau Herrmann sagts mal wieder !



    Naja... die EU ist ja, neben der Absicht , ein "FRIEDENSPROJEKT" zu sein,in einem harten Lernprozess .. erstmal muss wohl gelernt werden , die Habgier des Neoliberalismus durch Praxis humaner Solidarität zu überwinden?



    ..und wenn das nicht geht, dann versinkt Europa eben `nochmal´ in der provinziellen Dummheit der Vielstaterei ! Siehe Brexit... siehe Orban...

  • Wohl wahr, der ESM, gedacht für systemrelevante Banken, Versicherung im Krisenfall, in Coronavirus Krise umgewidmet, notleidenden Eurozonen Ländern zu helfen, ist nicht nur leichtsinnig, zweckentfremdet, sondern gefährlich, weil er betreffende Antrag Länder an Pranger internationaler Finanzmärkte stellt als Standort mit herabgesetztem Ranking einstuft, als Investitionsbremse wirkt.

    Eurobonds werden kommen. Hoffentlich spätestens dann, wenn Ländern legale Verschleierung ihrer Schulden in Staatshaushalten durch EU Gesetz verstellt wird, z. B. wie Griechenland Teil der Staatsschulden an Dritte Goldman Sachs auszulagern, gegen Zins befristet zu überlassen, Maastricht Kriterien formal für Beitritt zur Eurozone 2004 zu genügen, oder Deutschland 1994 im Fall Treuhand Verbindlichkeit 234 Milliarden €, ausgelagert aus dem Bundeshaushalt, in privatrechtliche Gesellschaft für Sondervermögen einzubringen. Aus den Augen aus dem Sinn.

    Aktuell geht es aber um anderes, nämlich um Ausgleichsmechanismen, PayBack jener Staaten, die seit € Einführung 2003 zulasten übriger Eurozonen Staaten Gewinn über Gewinn gemacht haben in Exportwirtschaft, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Deutschland allein 300 Milliarden €/anno Handelsbilanzüberschuss.

    So gut und zinsgünstiger Eurobonds sind, sie führen zu weiterer Staatsverschuldung. Jetzt aber geht es in Coronavirus Pandemie um solidarischen Ausgleich für jahrelang benachteiligte Länder

  • Es gibt hier Leute, die für die Euro-Bonds votieren, weil die Schulden gemeinsam getragen werden sollten. Mit diesem Argument sollten auch die Schulden meines Nachbarn und noch weitere von der Gemeinschaft getragen werden. Daran sieht doch jeder, daß der Vorschlag mit der Vergemeinschaftung von Schulden nicht besonders durchdacht ist. Wobei auffällt, daß die Initiative von den üblichen Verdächtigen kommt.

    • @schoenerrhein:

      Wer sind denn die üblichen Verdächtigen?

    • @schoenerrhein:

      Diese Schulden sind entweder Ihr Einkommen, oder das, welches Ihnen auf anderem Wege zufließt.

      Ohne Schuld nichts zu fressen, so einfach ist das in den aktuellen Strukturen.

  • In solchen Zeiten sollten die EU-Länder zusammenhalten, denn kein Land kann etwas für diese Wirtschaftskrise. Also sollten die Schulden wirklich gemeinsam getragen werden, auch die, die Deutschland nun machen muss.

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @Jossi Blum:

      ..köstlich:-)

  • "Doch die Italiener haben Mühe, Geld zu beschaffen, weil sie deutlich höhere Zinsen zahlen müssen."

    Kann mir ein Experte erklären, warum in Zeiten von Niedrigzinsen die Italiener höhere Zinsen zahlen müssen als andere Länder? Hat das etwas mit der Bonität zu tun?

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @Jossi Blum:

      Jossi, Sie sind aber auch gemein. Wie finden Sie den: das Bankwesen schafft sich durch die Schufa selbst ab, weil es dann weniger Kredite geben muss.

  • Gerade bei Griechenland ist das auch wieder nicht so einfach ...

    Nach den ersten beiden Rettungspaketen 2010-2014 hatte Griechenland mit 6,3 Ärzten pro 1000 Einwohnern immer noch den höchsten Wert der ganzen EU (Deutschland: 4,2. USA: 2,6). 2016 waren sie nach vielen Entlassungen und niedrigeren Gehältern deutlich runter auf 4,6; das ist aber immer noch ein guter Wert.

  • Länder mit gemeinsamer Währung macht nur dann Sinn, wenn die Rahmenbedingungen (Steuern, Staatshaushalt, Wirtschaftsstruktur) ALLER beteiligten Länder mindestens ähnlich sind. Griechenland oder Italien, auch Frankreich ginge es besser, wenn sie wie früher ihre Währungen anpassen könnten. Verlierer wäre u.U. Deutschland, weil der € für das ökonomisch stärkste Land mit seiner Exportkraft keine Währungsverluste im EU Raum befürchten muss.

    Wenn ich das richtig erinnere hat doch Deutschland maßgeblich dazu beigetragen, dass Italien mit restriktiver Austeritätspolitik daran gehindert wurde, Konjunkturprogromme aufzulegen und soziale Verbesserungen durchzuführen. Die Krise des italienischen Gesundheitssystems ist doch auch Folge der Austeritätspolitik. In Griechenland mussten deshalb über 13000 Klinikärzte und ca. 160.000 Pflege- und Gesundheitspersonal entlassen werden.



    Der Euro war für diese Lände eine Zwangsjacke.

    • @Rolf B.:

      "Die Krise des italienischen Gesundheitssystems ist doch auch Folge der Austeritätspolitik. In Griechenland mussten deshalb über 13000 Klinikärzte und ca. 160.000 Pflege- und Gesundheitspersonal entlassen werden."

      Das wollten sie bei uns doch auch schon machen. Letztes Jahr hat die Bertelsmann-Stiftung sogar gefordert, dass man die Hälfte der Krankenhäuser schließen sollte. Gewinnmaximierung durch den Abbau von Pflegekräften und Krankenschwestern betreibt man in Deutschland ja schon seit der Einführung der Agenda 2010.

      • @Ricky-13:

        Das ist alles richtig.

        Bei Italien oder Griechenland kam aber erschwerend hinzu, dass mit Deutschland als Wortführer die strikte Einhaltung der Austeritätspolitik durchgesetzt wurde und SPARAUFLAGEN auch das Gesundheitssystem betrafen. Das trug natürlich zur Privatisierung des Gesundheitssystems bei, weil der Staat nicht mehr in der Lage war, durch höhere Verschuldung die Grundversorgung so zu sichern, wie es nötig wäre. Und rein währungstechnisch hatten weder Italien noch Griechenland eine Chance, durch Abwertung zu reagieren.

  • Späterer Historiker werden urteilen: Deutschland, das am meisten von Europa profitiert hat, hat - unter der Kanzlerschaft Angela Merkels - am meisten zu seiner Zerstörung beigetragen. Und das Ansehen der Deutschen in weiten Teilen Europas schwer beschädigt. Wir erinnern uns an die gnadenlose Härte im Umgang mit Griechenland.

    Der in Europa grassierende Rechtspopulismus ist gewiß nicht monokausal zu erklären - die Beschädigung des Projekts 'Europa' durch die deutsche Politik dürfte daran aber einen nicht unwesentlichen Anteil haben.

    • @Weber:

      Griechenland hat sich mit gefälschten Wirschaftsdaten in die EU geschummelt und hat deutlich über seine Verhältnisse gelebt und damit auch einen Teil zum möglichen Untergang der EU beigetragen.

    • @Weber:

      Das sehe ich auch so. Und die extremsten Befürworter der EU waren auch gleichzeitig die größten Ignoranten, wenn es um das soziale Europa ging.

  • Wie viele hier was von "Hausaufgaben machen", "jeder vor seiner eigenen Haustür kehren" und "Finanzen selbst in Ordnung bringen" faseln, unglaublich. Guten Morgen und willkommen im 21. Jahrhundert! Die Weltwirtschaft hat sich globalisiert und jeder hängt von jedem ab. (Von fast jedem jedenfalls.) Hermann hat völlig Recht: die Exporte der einen basieren auf den Schulden der anderen.

    Diese Krise ist doch auch eine der mangelnden internationalen Kooperation und Koordination. Das Kapital ist ein Weltkapital geworden, aber der Staat verhält sich noch wie zu Zeiten des Wiener Kongresses: jeder vor seiner eigenen Haustür. Deswegen hat sich Corona auch so wunderbar in Europa verbreiten können: weil jeder bloß seine eigenen Grenzen geschlossen hat, als das Virus sowieso schon überall war. Keinerlei gemeinsame Bemühung zum Containment.

    Die Krise könnte sich zur schwersten des Kapitalismus entwickeln. Und der ESM wird dann erstens viel, viel, viel zu klein sein, um die Kosten aufzufangen. Und zweitens muss jetzt die Stunde der internationalen Solidarität und globalen Kooperation sein: nicht nur ökonomisch, sondern noch mehr gesundheitlich, was die Erforschung von Viren und Bakterien, Impfstoffen und Antibiotika usw. betrifft.

    Italien und Spanien sind am schwersten betroffen. Natürlich sollten wir nicht nur unseren Urlaub dort verbringen, sondern den Leuten jetzt helfen, diesen Schlamassel zu bewältigen.

    • @Bajramaj:

      Schulden sind nicht gleich Export. Italiens Wirtschaft hatte z.B. 2016 einen Exportüberschuss von 52 Mrd.€.



      Ihre Staatsausgaben liegen aber permanent oberhalb der Staatseinnahmen, das macht die Neuverschuldung.

      Schulden entstehen z.B. wenn sich eine Regierung permanent weigert die Reichen angemessen zu besteuern.

      www.spiegel.de/wir...che-a-1138466.html

      Mir ist immer schleierhaft warum ausgerechnet Linke sowas gut finden. Irgendwie ist da die schwarze Null und Austerität so ein starkes Feindbild dass man über alles andere hinwegsieht.

  • Die EU war leider immer schon eine Schönwetter-Konstruktion.



    Beim ersten richtigen Sturm zeigt sich dass das angebliche Fundament dieser Konstruktion nur auf Wunschdenken beruht.

    Schade. Die Idee wär schon gut.

  • Das ist seit Wochen furchtbar, wie die Regierungen der EU sich einer ernsthaftern Diskussion über den Haushalt verweigern.



    Babis : brauchen wir gar nicht hingehen.



    Merkel / von der Leyen: deutsche Linie durchsetzen.



    Eurobonds würden zumindest teilweise den Konstruktionsfehler ausgleichen: gemeinsame Währung - unterschiedliche nationale Zinsniveaus.



    Aber die großen Konzerne nutzen doch den Euroraum für ihren verbesserten Absatz.



    Sozialpolitik nur national zu denken, kann nur zum Bruch der EU führen.



    Sie müssten alle zeigen, dass der Brexit falsch war.

  • "Die Rettung wären „Corona-Bonds“, also Kredite, die die Eurozone gemeinsam aufnimmt. Diese Anleihen wären bombensicher, weil alle Eurostaaten haften würden,..." - Frau Herrmann, was bedeutet "alle Eurostaaten haften" genau? Könnten Sie das präziser formulieren? Aus meinem Berufsalltag kenne ich "gesamtschuldnerische Haftung", bei der im Zweifel auch ein einziger Teilnehmer für sämtliche Verbindlichkeiten aufkommen muss, wenn bei den anderen nichts zu holen ist (oder diese "untertauchen"). Unter diesen Bedingungen kann ich die Vorbehalte von Deutschland, Österreich usw. nachvollziehen.



    Wie stand es um die europäische Solidarität um 2005, als Deutschland der "kranke Mann Europas" war und hierzulande in der Folge die bis heute nachblutenden Hartz-Regelungen eingeführt wurden, um von den hohen Arbeitslosenzahlen herunter zu kommen? Meiner Erinnerung nach hat jedes Land für sich erstmal mit dem neuen EURO rumgespielt, die Nachbarn waren egal.

  • Dieser Bericht erstaunt mich schon, denn Italien ist nicht durch Coronoa in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Italien ist es schon viele Jahre und hat es trotz vieler Hilfen nicht geschafft, seine Finanzen in Ordnung zu bringen. Und wie im Privatem, so bekommt man Geld zu schlechteren Konditionen, wenn man nicht seriös handelt. Ich finde es unbedingt richtig, daß Kranke aus Italien geholt werden und hier in Deutschland behandelt werden und dies sollte bis zur Schmerzgrenz gemacht werden, als Zeichen der Solidarität ! Vielleicht sollte Italien auch mal an seine Goldreserven in Höhe von ca. 2400 Tonnen verkaufen, um der eigenen Bevölkerung zu helfen.... Oder sind dies die Reserven, wenn die EU Partner "ausgelutscht" sind und man ein Fundament für eine neue eigene Währung braucht !?

  • Anders als ihr Mentor Helmut Kohl, der ein Europäer mit Leib und Seele war, und der wußte, wie unendlich kostbar insbesondere die Freundschaft der ‘Erzfeinde’, Deutschland und Frankreich im Herzen Europas ist, anders als Helmut Kohl hat Angela Merkel nie diese Kostbarkeit des Projekts ‘Europa’ wirklich verstanden: die Pazifizierung eines Europas, dessen Menschen sich Jahrhunderte und Jahrtausende gegenseitig niedermetzelten: jagden, erschlugen, erstachen, erschossen, vergifteten, zerbombten.

    Das (relativ) friedliche Europa, das viele von uns als so selbstverständlich hinnehmen, in dem wir uns über alte Grenzen hinweg gegenseitig bereisen und besuchen, und in dem die jahrhundertealten Vorurteile auf dem Misthaufen der Geschichte entsorgt wurden, ist historisch ein Novum, und es ist nicht selbstverständlich. Es ist eine exotische kostbare Pflanze , die Liebe, Umsicht und Fingerspitzengefühl und Kenntnis braucht – sonst verdorrt sie. Wir stehen kurz davor.

  • "Im Augenblick sieht es so aus, als würde das Coronavirus nicht nur Menschen töten – sondern auch Europa."



    ich fürchte das kann wirklich passieren.



    Die Stimmung in Italien ist (zu Recht) weit entfernt von Europabegeisterung.



    Und die Bundesregierung gibt sich alle Mühe das zu bestärken.

    • @nutzer:

      Die EZB hat angekündigt italienische Staatsanleihen anzukaufen. Ohne Limit. Alleine durch diese Ankündigung ist der Zinssatz von über 3 % auf ungefähr die Hälfte gefallen. Alle Euroländer stehen dafür ein.



      Und der ESM wird auch nicht mit Kleingeld finanziert. Von allen Eurostaaten.



      Das ist Solidarität.



      Aber wenn das alles nichts ist und nur Eurobonds wahre Solidarität demonstrieren, ist es tatsächlich besser über eine Entflechtung nachzudenken.



      Jeder macht dann wieder sein eigenes Ding. So wie UK.



      Vielleicht tun sich ein paar Länder zusammen, die besser zusammenpassen und Deutschland ist nicht mehr an allem Schuld, was in Italien schief läuft.

    • @nutzer:

      Ist Europa jetzt gleich Deutschland? Europa soll am deutschen Geldsäckel genesen? Wenn's so ist, soll Europa bitte untergehen.

      • @Chutriella:

        Wir stehen für knapp 30% der Wirtschaftskraft der Eurozone, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland schaffen das nicht zusammen.

        Natürlich ist Deutschland in der EU tonangebend in vielen Bereichen, die Gleichung ist also nicht aus der Luft gegriffen.

        Und das, "soll Europa bitte untergehen." ist unverantwortliche Geschwätz.

      • @Chutriella:

        Sie interpretieren da etwas in meine Aussage, das nicht so gemeint war.

        In Italien wird Europa tatsächlich mehrheitlich mit D identifiziert, was auch nicht verwunderlich ist, gibt die dt Position oft die EU Position vor.

        Das ich das feststelle, heißt nicht, das ich das gutheiße, ganz im Gegenteil.



        Diese Verbindung ist erst bei Ihnen entstanden.

  • Eurobonds, jetzt!

    Hoffentlich lernen wir aus den Fehlern der Vergangenheit.

  • Der ESM-Plan istvor allem extrem dumm.

    Für den ESM muss sich der jeweilige Staat einer fiskalischen Supervision unterziehen und erhebliche Einschnitte seiner fiskalischen Souveränität hinnehmen.

    Italien wird nach Corona, eine Verschuldung von eher 200% seines BIP haben, mit einer hohen Arbeitslosigkeit und schwachen Wachsstumszahlen kämpfen.

    Diese Kombination aus schlechter wirtschaftlicher Lage und fiskalischer Fremdbestimmung kann in Italien nicht funktionieren und wird Salvini ins Amt und Italien aus dem Euro spülen.

    • @Sven Günther:

      Fiskalische Eigenbestimmung war in Italien jetzt auch nicht wirklich erfolgreich.

    • @Sven Günther:

      Wahr ist: die ökonomischen Situation Italiens liegt weder am Virus noch an geizigen europäíschen Nachbarn. Auch Euroonds würden an ihr nichts ändern.

      • @Chutriella:

        Den ESM Weg für nicht zielführend zu halten, bedeutet nicht, das man für die Einführung von Eurobonds ist.

      • @Chutriella:

        Das ist absoluter Unfug. Der ital. Wirtschaft wurde durch die Austerität seit 10 Jahren, die Entwicklungsmöglichkeit genommen.



        Die Finanzpolitik des Euro hat sich an D orientiert. Durch die Austerität war es Italien auch untersagt, aktive Wirtschaftspolitik, die nun auch Investitionen vorausetzt zu betreiben.



        Für Italien wäre es das beste den Euro hinter sich zu lassen, ohne Euro wäre das dt Export"wunder" dann aber vorbei.

        • @nutzer:

          Der Währung wird in Deutschland teilweise magische Bedeutung beigemessen.

          Mit der DM ging es uns so und so gut, mit der EUR so und so und wenn Land x aber die Währung z hätte, würde y eintreten. Sry, aber das sind alles Gedankenspiele ohne praktischen Wert.

          Ich möchte das hier mal an einem Beispiel verdeutlichen, was nicht in der Eurozone liegt, aber in Europa und uns daher räumlich Nahe ist und mit dem ich praktisch täglich zu tun habe.

          Seit Ende meines Studiums arbeite ich für das gleiche Unternehmen aus der Schweiz. Praktisch jedes Jahr kommt folgende Story, die Stärke des Franken ist schlecht für die Wirtschaft.

          Egal ob 2011:



          www.hna.de/wirtsch...astet-1347752.html



          Oder heute:



          www.nzz.ch/wirtsch...ldungen-ld.1512536

          Der Wechselkurs war im Januar 2010, 1 CHF=0,67 EUR, heute Morgen lag er bei 1 CHF=0,94 EUR.

          Die Wirtschaft in der Schweiz ist genauso exportgetrieben wie die Deutsche, 6 seiner 10 wichtigsten Handelspartner zahlen in Euro. Ist wegen dem starken Franken der Außenhandel zusammengebrochen, nein ist sie nicht.

          Natürlich gibt es da Auswirkungen, aber hier monokausale Szenarien zu entwerfen, halte ich für nicht zielführend.

        • @nutzer:

          Italien ist doch schon seit 50 Jahren heruntergewirtschaftet worden. Das hat weder etwas mit Deutschland noch mit fehlenden Eurobonds, sondern mit der mangelnden Ausgabendisziplin dort zu tun.



          Grundsätzlich ist erstmal jedes Land für sich selbst verantwortlich, gerade in der Steuer- und Budgetpolitik. Diese Kompetenzen sind nämlich gerade nicht an die EU abgegeben worden.

          • @La Bahia:

            "Grundsätzlich ist erstmal jedes Land für sich selbst verantwortlich, gerade in der Steuer- und Budgetpolitik. Diese Kompetenzen sind nämlich gerade nicht an die EU abgegeben worden."

            Doch, genau das war/ist der Fall, bei den Steuern nicht offiziell, aber genauso wirksam. In dem Moment, wo es *eine* Steueroase in Europa gibt (bspw NL, LU), kann man sich seine Steuerkompetenzen in die Haare schmieren.

            Außerdem hatten/haben Länder, die das Spardiktat verordnet bekamen, auch keinen Handlungsspielraum in der Budgetpolitik.

            In dieser Situation ist es nicht mehr möglich, verantwortlich zu sein, denn andere entscheiden - die EU. Damit trägt die EU auch die Verantwortung. Das verschleiert sie natürlich nach Kräften, ändert aber nichts. Wer entscheidet, hat die Verantwortung. Ganz einfach.

            Es ist an uns, die Entscheider zur Rechenschaft zu ziehen und sie nicht mit der Mär von souveränen Staaten davonkommen zu lassen. Haben sie sich fein ausgedacht - wir vandalisieren ganze Staaten, aber den schwarzen Peter haben die, denen wir das aufgezwungen haben. Nee, so nicht. Das hat viel zu lange funktioniert.

        • @nutzer:

          Italien war unter keinem sogenannten Rettungsschirm und konnte daher frei entscheiden, wofür Geld ausgegeben wird. Wichtig war die Bankenrettung. Über 10 Banken in den letzten Jahren. Alles bezahlt aus der Staatskasse. Die Anteilseigner wurden geschont.



          Austerität gab es unter der Links-Rechts-Koalition auch nicht. Eine der ersten Amtshandlungen war es, den sogenannten Fiskalpakt für irrelevant zu erklären.



          Und so wird es auch mit Eurobonds kommen. Die jetzige Regierung wird sich auf Bedingungen einlassen und die nächste Regierung wird sich nicht daran halten.



          Um Italien hohe Zinslasten zu ersparen, gibt es andere Wege wie den mittlerweile unlimitierten Staatsanleihen-Ankauf durch die EZB und den den ESM.



          Dass durch die Inanspruchnahme des ESM die Zinsen steigen, ist durch Spanien belegt.



          Spanien war unter dem ESM und hatte anschließend trotzdem immer deutlich niedrigere Zinssätze als Italien.

          • @Abid Kidoh:

            ... widerlegt ...



            statt ... belegt ...

  • Warum muss denn der Umweg über den Kapitalmarkt genommen werden?



    Wir haben in Europa eine Bank, die wir lediglich mit dem Mandat ausstatten müssen.

    Die EZB kann im Grunde direkt auf den Knopf drücken und die Mittel freigeben.



    Da ist dann auch die ausgewogene Verteilung dabei.

    Wenn schon, dann direkt den ganzen Schritt gehen.

    • @J_CGN:

      Richtig!



      Und dann könnte man gut und gerne auch Stabilitätskriterien mit vorsehen ohne dass die Länder dann mit hohen Zinsen noch tiefer in die Schulden gestürzt werden.

  • Das Problem der Coronabonds ist halt, das alle haften. Diese Haftung hat man bereist in Vor-Coronazeiten aus guten Gründen abgelehnt. Diese Gründe gelten erst recht in unsicheren Zeiten. Wie soll bitte sicher gestellt werden, dass die Länder, welche sich aus diesen Bonds massgeblich finanzieren wollen jemals wieder in der Lage sein werden, diese Schulden zu bezahlen?

    Italien und Frankreich hatten zuletzt schon erhebliche Probleme, die Haushalte durch zu bekommen. Dies wird nach Corona nicht gerade einfacher. Frankreich hat vor Corona noch nicht mal eine kleine Rentenreform geschafft. Italien hat weiter fleißig Banken gerettet. Das soll nach Corona besser klappen?

    Die befürchtete Unterteilung in "gute" und "schlechte" Länder werden wir so oder so sehen. Wir sind doch bereits wieder mitten in der Euro-Krise und haben gleichzeitig eine Finanzkrise. Entweder wir nutzen die Abwehrmechanismen die dafütr geschaffen sind oder wir nutzen die Gelegenheit die Sache mit der gemeinsamen Währung zu beenden.

    • @DiMa:

      Das "Musterland" D vertsößt schon seit Jahren gegen die Stabilitätskriterien von nicht mehr als 6% Exportüberschuss. Das heißt nun nicht, dass die Qualität der Waren sinken sollte, sondern es muss halt der entsprechende Preis gefordert werden. Dazu braucht es einen D Mindestlohn von 12 €, um das Lohndumping abzustellen.

      Wie man in sehen kann ist die Aufstellung eines ausgeglichenen Haushalt um so einfacher um so niedriger die Zinsbelastung ist.

      • @Martin_25:

        Fakenews - Es gibt keine Stabilitätskriterien die das 6% Ziel vorgeben. Das haben sie sich ausgedacht.



        Im SWP wurden dann die Obergrenze des Schuldenstands mit 60 % des BIP sowie ein maximales Defizit von 3 % des BIP dauerhaft festgeschrieben

        Sie können gerne die echten Ziele nachlesen : www.bundesfinanzmi...on?view=renderHelp

      • @Martin_25:

        Die EU Stabilitätskriterien sehen an keiner Stelle eine verbindliche Grenze für den Exportüberschuss vor.

  • Seit wann ist denn die EU gleich Europa?