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Vor der Landtagswahl in ThüringenWer Wind erntet, sät Sturm

Windräder verschandeln die Wälder, davon ist Tobias Gruber überzeugt. Bürgerinitiativen gegen Windkraft mischen den Wahlkampf in Thüringen auf.

Über allen Wipfeln ist keine Ruh: Windpark im Thüringer Wald Foto: Paul Langrock/Zenit

St. Gangloff taz | Die Veranstaltung im Vereinshaus in St. Gangloff geht dem Ende entgegen. Der FDP-Direktkandidat für die Thüringer Landtagswahl Hardy Scheidig will zum Schlusswort ansetzen, da wird es noch einmal spannend. Christine Leithold von der „Bürgerplattform Pro Vogtland“ ergreift das Wort. „Die FDP ist gegen Windkraft im Wald“, sagt sie. „Aber warum ist sie nicht generell gegen Windkraft?“ „Das wäre nicht richtig“, sagt Scheidig. „Das hieße ja, sich gegen erneuerbare Energien generell zu stellen.“ Die Frau aus dem Vogtland ist nicht überzeugt. „Das kann ich nicht verstehen“, sagt sie. „Entweder bin ich gegen Windkraft oder nicht.“

Mehr als zwei Stunden haben die anfangs um die 90 Menschen im Vereinshaus Zum Schwan auf Einladung der FDP Vorträge und Diskussionsbeiträge gehört, in denen es um die Windkraft und ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Gefahren für Stromversorgung, Natur und Gesundheit ging. St. Gangloff liegt zwischen Gera und Jena im Saale-Holzland-Kreis in einer wunderschönen Landschaft mit viel Wald und grünen Hügeln. Knapp 1.200 Menschen leben in dem Örtchen.

Viele fürchten, dass es bald mit der Idylle vorbei ist. Denn am Rande des Dorfs sollen neun gewaltige Windräder gebaut werden, für die viele Hektar Wald weichen müssen. Die Windräder werden mit einer Gesamthöhe von mehr als 230 Metern und einem Rotordurchmesser von fast 150 Metern die Bäume weit überragen. Die BürgerInnen fürchten um ihre Lebensqualität durch Bau und Betrieb, durch Lärm und durch die Zerstörung des Waldes. Wer ein Eigenheim besitzt, macht sich Sorgen um einen möglichen Wertverlust. 1.000 Widersprüche haben BürgerInnen gegen das Projekt eingereicht.

St. Gangloff ist kein Einzelfall. Deshalb sind auch Mitglieder von Bürgerinitiativen aus anderen Regionen wie Christine Leithold ins Vereinshaus gekommen. Der Thüringer Landesverband „Energiewende mit Vernunft“ vertritt nach eigenen Angaben 50 Gruppen, die gegen den Windkraftausbau mobilmachen. Denn die rot-rot-grüne Landesregierung in Thüringen will, dass das Land bis 2040 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien versorgt wird. Auf etwa einem Prozent der Landesfläche sollen Windkraftanlagen aufgestellt werden. Das ist mehr als doppelt so viel wie die heutigen rund 0,4 Prozent. Etwa 850 Windräder gibt es zurzeit in Thüringen.

Die FDP kämpft mit gegen die Windräder

Die FDP muss bei den Landtagswahlen um den Einzug ins Erfurter Parlament kämpfen. Am Eingang liegen neben FDP-Kugelschreibern Unterschriftenlisten für eine Petition an den Thüringer Landtag. „Waldschutz ist Klimaschutz“, steht darauf. „Die Kernforderungen der Bürgerinitiativen stehen im Wahlprogramm der FDP“, sagt Direktkandidat Scheidig. Das sind: ein Mindestabstand von zehn Metern mal Anlagenhöhe zum nächsten Haus, das Verbot von Windrädern im Wald und ein Ende der Privilegierung der Windkraft. Etliche im vollen Saal sind von auswärts gekommen, der Parkplatz vor dem Haus ist dicht besetzt. Anders als den Liberalen geht es vielen aber nicht nur um den Kampf gegen Windräder im Wald, sie sind grundsätzlich gegen diese Form der Energiegewinnung.

Gekommen ist auch Günther Peupelmann aus der Nachbargemeinde Hermsdorf. Er gehört zur Bürgerinitiative „Unser Holzland – kein Windkraftland“. „Die Windräder bringen der Gemeinde finanziell nichts“, sagt Peupelmann, der auch stellvertretender Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft Hermsdorf ist, zu der St. Gang­loff gehört. Er ist zudem Wirt der Gaststätte Zur Linde, einem Restaurant mit rustikaler Einrichtung und Pensionsbetrieb, in dem die Thüringer Klöße noch selbstgemacht werden. Am Zaun zu seinem Parkplatz hängt ein Banner. „Thüringer Wälder – retten statt roden“ steht darauf. Peupelmann hat den Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft Hermsdorf mitgebracht. Der 29-jährige parteilose Benny Hofmann ist der jüngste Bürgermeister Thüringens. Auch er ist gegen Windräder im Wald. „Als Bürgermeister einer Holzlandgemeinde kann ich nicht für Rodungen sein“, sagt er entschlossen.

Die FDP bietet sich als parlamentarische Arm der Windkraftgegner an. Doch die haben längst einen – jedenfalls in Hermsdorf. Die Bürgerinitiative hat bei den letzten Kommunalwahlen im Mai 46 Prozent geholt, im Landkreis über 10 Prozent. Als Direktkandidat für den Thüringer Landtag tritt eines ihrer Mitglieder an, der Landschaftsgärtner Tobias Gruber. Er ist ein kräftiger, vor Energie strotzender Mann. Gruber kommt nicht zur FDP ins Vereinshaus. Er hat heute eine eigene Wahlkampfveranstaltung mit der früheren Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld.

CDU, AfD, FDP – der Kampf gegen Windenergie ist populär

Wenige Stunden vor seiner Veranstaltung sitzt Gruber gut gelaunt bei Kaffee und Kuchen in der Linde. „Die FDP will auf unseren Zug aufspringen“, sagt der Mittvierziger – keineswegs verstimmt, sondern bestens gelaunt. „Wir haben ja eigentlich schon gewonnen“, findet er. „Wir haben es geschafft, das Thema Windenergie negativ zu besetzen.“ Parteipolitisch will er sich nicht festlegen. „Ich bin weder rechts noch links“, sagt Gruber. Die AfD habe bei ihm angefragt, doch auf deren Ticket wollte er nicht kandidieren. „Wo es um Windkraft geht, ist die AfD nicht weit“, sagt er.

Mit uns wird es keine Windkraftanlagen in unseren Thüringer Wäldern geben

Patrick Broniewski, Thüringens CDU-Sprecher

Auch die CDU hat das Thema entdeckt. „Die wollen alle in unserem Windschatten mitsegeln“, freut sich Gruber. Die CDU-Fraktion im Erfurter Landtag hat einen Baustopp für Windanlagen im Wald gefordert. Auf einem Wahlplakat mit Spitzenkandidat Mike Möring vor einer bewaldeten Landschaft mit Windrädern steht: „Windradwahnsinn“, daneben ein gelbes Schild mit der schwarzen Aufschrift: „Schluss damit“. „Mit uns wird es keine Windkraftanlagen in unseren Thüringer Wäldern geben“, sagt der Thüringer CDU-Sprecher Patrick Broniewski.

Tobias Gruber bezweifelt, dass die CDU an dieser Haltung bei einer Regierungsbeteiligung festhalten würde. Für ihn und seine MitstreiterInnen wäre es gar nicht so schlecht, wenn die ChristdemokratInnen in der Opposition bleiben würden, glaubt er. „Dann würde sich die CDU auf die Position gegen Windkraft im Wald festlegen müssen.“ Das wünscht sich der Landschaftsgärtner auch von anderen Parteien. Ruck, zuck könne er Dutzende DemonstrantInnen mobilisieren, sagt Gruber. Ob bei Wahlkampfveranstaltungen mit dem Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck oder Auftritten des linken Ministerpräsidenten Bodo Ramelow in der Region – was sie bietet, das nutzen die WindkraftgegnerInnen. „Meine Leute sind immer dabei“, sagt Gruber nicht ohne Stolz. Die AktivistInnen tragen grüne Westen – sie möchten an die Gelbwesten in Frankreich anknüpfen.

Will als Unabhängiger in den Landtag: Tobias Gruber kämpft gegen Windkraft im Wald Foto: Anja Krüger

„Wir sind die echten Grünen“

Gruber sieht sich und seine Leute als die wahren UmweltaktivistInnen. „Wir sind die echten Grünen“, sagt er. Er hat Schafe und pflegt seine Streuobstwiese. „Als Gärtner habe ich gelernt: Alles, was wir machen, hat Einfluss auf die Umwelt“, sagt er. Als Gruber vor sechs Jahren das erste Mal von den Plänen für die neun Windräder hörte, dachte er: „Das machen doch keine Grünen mit.“ Da hat er sich geirrt. Auf Landesebene ist das zum Landwirtschaftsministerium gehörende Infrastrukturministerium in der Hand der Linkspartei. Es ist für Windenergie zuständig. Doch die Linken spielen bei den WindkraftgegnerInnen eine untergeordnete Rolle, die SPD gar keine. Sie haben vor allem die Grünen im Visier. „Die Grünen sind es, die diese Debatte vorantreiben“, sagt Gruber.

Das sehen auch die Leute im St. Gangloffer Vereinshaus so. Sprechen sie über die grüne Umweltministerin Siegesmund, ist abfällig von „unserer Anja“ die Rede. Ein Mann beschwert sich über die grüne Landwirtschaftspolitik, dass die Grünen gegen Pestizide sind. „Schon das Wort ist falsch“, ruft er aufgeregt. „Das muss Pflanzenschutzmittel heißen.“ Das Wort „Ökodiktatur“ fällt mehrfach.

„Wir wollen dafür sorgen, dass kein Grüner ins Landwirtschaftsministerium kommt“, ruft der FDP-Landesvorsitzende Thomas Kemmerich. Er ärgert sich über die „Klimahysterie“ und die Fridays-for-Future-Bewegung. „16-jährige Gören erklären einem die Welt“, sagt er und erntet Applaus. Dabei stößt es durchaus auf ihre Zustimmung, als sich Detlef Ahlborn von der Initiative „Vernunftkraft“ über die „unglaubliche Hysterie, die rund um das CO2-Emissionen ausgebrochen ist“, mokiert. Er wirft Grafiken, Zahlen, Bilder auf eine Leinwand. Er spricht von Versorgungslücken, wenn die Windkraftanlagen ausfallen würden, über die vielen Milliarden, die die Energiewende schon gekostet hat. „Und wenn Sie sich fragen, wer das zahlt: Wenn Sie morgen früh beim Zähneputzen in den Spiegel schauen, dann wissen Sie es.“

Wann bricht das Stromnetz zusammen?

Nach ihm referiert der Landarzt Thomas Carl Stiller aus Göttingen zu dem, so sagt er, Pa­tien­tIn­nen aus dem ganzen Bundesgebiet kommen, die unter Lärm leiden. Schlaflosigkeit, Tinnitus, Schwindel, das Herz, die Lunge, das Gehirn – Windkraftanlagen können der Gesundheit ganz schön schaden, ist seine Botschaft. Jedenfalls, wenn man zu den 10 Prozent gehöre, die besonders sensibel auf Infraschall reagieren, dem lautlosen Lärm unterhalb der Wahrnehmungsschwelle, der von Windräder ausgehe. Der Arzt zeigt ein Bild von einem Gehöft. „Der da wohnte, musste sein Hof verkaufen“, ruft er. „Das ist valide, den kenne ich.“ Der Saal hört gebannt zu.

Zu den vielleicht zwanzig Personen, die bis zum Ende bleiben, gehört Dieter Böhme vom Thüringer Landesverband „Energiewende mit Vernunft“. Böhme ist ein drahtiger, eher kleiner Mann, dem schon am Tonfall anzuhören ist, dass er eine Mission hat. „Wir verstehen uns nicht als politisch“, sagt er und verweist darauf, dass er Physiker ist. „Wir argumentieren rein sachlich.“ Er ereifert sich über den „Zappelstrom“, der durch die Schwankungen bei der Versorgung mit Windenergie erzeugt wird, von „Klimaschwindel“ und „diesem ganzen Schwachsinn, den wir uns überbügeln lassen“. Er rückt nahe an seine GesprächspartnerInnen heran – und zieht nach, wenn die ausweichen. Auch eine Apokalypse hat er zu bieten: Das Stromnetz wird eines Tages wegen der Windkraft zusammenbrechen, prophezeit er. Dann werde man schon sehen, was man davon habe: Chaos. Auf Böhme hält Landschaftsgärtner Gruber große Stücke. Auch er spricht von „Zappelstrom“ und Chaos wegen Stromausfall.

In der Region gibt es durchaus AnwohnerInnen, die mit Leidenschaft für Windenergie sind, auch im Wald. Einer von ihnen ist Olaf Möller, Staatssekretär der Grünen im Thüringer Umweltministerium, einer der GegenkandidatInnen von Gruber. Im Wahlkampf begegnen sich die beiden nicht, denn niemand veranstaltet eine Podiumsdiskussion mit den DirektkandidatInnen. Auch Möller wohnt im Saale-Holzland-Kreis, in einem 120-Seelen-Dorf. Anfang der 1990er Jahre hat er einen alten Gasthof gekauft. Er betreibt im Nebenerwerb Biolandwirtschaft. „Ich schaue selbst auf drei Windparks“, sagt er. Schön findet er das nicht. „Aber die Landschaft wäre auch ohne Stromleitungen schöner“, sagt er. Und Windenergie ist nicht nur ökologisch. „Mittlerweile ist Windkraft die billigste Form der Energieerzeugung.“

Schon bei der Kommunalwahl im Frühjahr erfolgreich: Plakat gegen Windenergie in Thüringen Foto: Volkmar Heinz

Staatssekretär beklagt emotionale Debatte

Möller kennt die WindenergiegegnerInnen und ihre Argumente. Er glaubt nicht an die Gefahren des Infraschalls, er hält Windräder im Wald für besser als auf freier Fläche. „Da sieht man sie nicht so“, sagt er. Windkraftgegner sprechen von bis zu 3 Hektar Waldfläche, die für eine Anlage gerodet werden muss. Stimmt nicht, sagt er. Es sind nur 0,86 Hektar. „Für die Fläche, die gerodet wird, wird mehr Wald wieder aufgeforstet“, betont er. Das Verhältnis liege bei 1 zu 1,5. Die Auflagen für die Anlagen seien streng – Grundwasserbelastung, Probleme beim Rückbau, Vogelflug, alles werde eingehend geprüft.

Die Forderung der Bürgerinitiativen, von FDP und CDU nach einem Abstand zum nächsten Haus, der zehnmal so lang wie das Windrad hoch ist, würde ein Aus der Windenergie in Thüringen bedeuten, erklärt er. Denn dafür ist das Land zu dicht besiedelt. Dass die CDU auf den Windkraftzug aufgesprungen ist, wird der AfD nutzen und nicht den Christdemokraten, fürchtet er. „Die CDU treibt die Leute auf die Bäume, sie wird es schwer haben, sie wieder runter zu bekommen“, sagt er. „Es sind auch CDU-Landräte, die über Standorte entscheiden“, sagt Möller.

Der Staatssekretär war bei etlichen Diskus­sions­veranstaltungen über Windkraft dabei. „Es wird sehr schnell emotional“, weiß er. Mit Argumenten durchzudringen, sei oft kaum möglich. Möller hat die Erfahrung gemacht, dass BefürworterInnen der Windenergie sich meistens nicht zu erkennen geben. „Ich war bei Veranstaltungen, da saßen Leute im Publikum, von denen ich wusste, dass sie bereits Verhandlungen mit Windkraftbetreibern über die Verpachtung ihres Landes führen“, berichtet er. Doch die blieben lieber still.

WindkraftbefürworterInnen wagen sich in Thüringen selten aus der Deckung. Selbst die Grünen haben für den Wahlkampf keine Plakate mit Windrädern gestalten lassen, und Veranstaltungen zu dem Thema gibt es nicht. Dafür machen einige junge Leute mobil. „Es gibt überall auf dem Land Probleme mit Windkraftgegnern“, sagt Annika Liebert von Fridays for Future Thüringen. „Aber es gibt auch Leute, die für Windkraft sind. Nur treten sie nicht in Erscheinung.“

Am vergangenen Wochenende haben Liebert und ihre MitstreiterInnen eine Demonstration für Windräder in Pößneck organisiert, rund 40 Kilometer von St. Gangloff entfernt. „Wir wollen ein Zeichen setzten für die Windkraft“, sagt die 21-Jährige. Junge Fridays-for-Future-AktivistInnen aus dem Ort hatten darum gebeten, in Pößneck zu demonstrieren, weil sie Rückenwind bekommen wollten. Rund 40 Menschen kamen in das 13.000-Seelen-Städtchen, zu dem man von Erfurt aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln anderthalb Stunden braucht. Es habe sich gelohnt, findet Liebert: „Einige Leute aus dem Ort haben sich der Demo spontan angeschlossen.“

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73 Kommentare

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  • Die ganze Energiewende läuft sich gerade tot, weil auf die alten Dogmen, dass mit Energie von Konzernen und privaten Investoren Geld verdient werden soll, anstatt Energie zur öffentlichen Angelegenheit zu erklären.

    Somit wird es für Windkraftanlagen immer wieder Standorte geben, die für Mensch und Natur hohe Belastungen darstellen, obwohl es Alternative gäbe, die aber weniger Profite bringen. Ähnlich verhält es sich mit Wasserenergie, die meist mit katastrophalen Eingriffen in die Ökosysteme einhergeht, obwohl es auch hier Alternativen wie flächendeckende Kleinkraftwerke in Fließgewässern gäbe.

  • Mindestabstand zum Haus oder Dorf?

    Im Artikel heißt es interpretierend:



    „ Das sind: ein Mindestabstand von zehn Metern mal Anlagenhöhe zum nächsten Haus, das Verbot von Windrädern im Wald und ein Ende der Privilegierung der Windkraft.„

    In dee „Potsdamer Neuste Nachrichten“ heißt es: „ Die Volksinitiative fordert einen höheren Mindestabstand, und zwar eine 10H-Regelung. Das heißt, dass die Mindestentfernung für Windräder von Dörfern künftig mindestens das Zehnfache ihrer Höhe sein müsste. In der Regel sind die rund 200 Meter hoch, so dass künftig zwei Kilometer um Ortschaften herum kein Windrad stehen dürfte“ www.pnn.de/branden...saet/21485748.html

    Es ist also wohl so, dass die Bürgerinitiative sich nicht mit unsinnigen Forderungen aufgestellt hat, die Windenergieanlagen grundsätzlich unmöglich machen. Das ist schlecht recherchiert.

  • „Die Windräder bringen der Gemeinde finanziell nichts“

    Das ist der Knackpunkt der Geschichte. WKA von entfernt liegenden Unternehmen, die lokal keine Gewerbesteuer zahlen und keine Arbeitsplätze bringen. Das war bei den Bürgerwindparks dar Anfangszeit ganz anders. Jeder konnte sich selbst mit kleinen Beträgen beteiligen. Die Gewinne gingen damit an die Bevölkerung, die Steuern an die Gemeinden.

  • Kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es viel zu viele Leute gibt, die schlicht und ergreifend meinen, dass der Strom ja aus der Steckdose komme. Wie er dahinein kommt, ist schon nicht mehr so wichtig. Hier die Pannenstatistik des ADAC, die ganz klar zeigt, dass zu wenig Leute wirklich Ahnung von Strom haben: www.adac.de/rund-u...c-pannenstatistik/. Und noch etwas. Greta Thunberg hat kein Klimascenario erfunden, sie referiert das, was vom überwiegenden Teil der Wissenschaft seit Jahrzehnten bekannt gegeben wird.

    • @Sarg Kuss Möder:

      Ich habe den Eindruck, dass die Diskussion über den konkreten Protest undifferenziert vom weit entfernten Küchentisch aus geführt wird ohne Kenntnis der Problemlage dort vor Ort.

      Es scheint der Strom sowohl bei manchen Pros wie Cons nur aus der Steckdose zu kommen und gleichermaßen emotional geführt zu werden.

      Frau Thunberg ist dafür geeignet, dass der Ausbau von Windenergie massiv voran getrieben werden muss, sie ist aber nicht dafür geeignet die Planung von Vorranggebieten für Windenergie planerisch festzulegen. Auch hat die Wissenschaft nicht schon „seit Jahrzehnten“ nicht mit den politischen Prozess der Ausweisung von Voranggebieten beschäftigt.

  • Um mal gegenzureden.

    In St. Gangloff sollen sollen für den Windpark 80 ha Wald gerodet werden.



    Das ist, zum Vergleich, ein sechstel der Fläche des Hambacher Forstes. www.bild.de/region...63604938.bild.html

    Energie frisst also Wald, ob nun per Kohlabbau im Hambacher Forst (per Beeinträchtigung über das Grundwasser) oder per Windenergie in St. Gangloff (per Motorsäge)

    • @Rudolf Fissner:

      Kann es also sein, dass es dort im konkreten Fall um mehr geht als um die stumpfe Ablehnung von Windenergie? Eventuell berechtigte Interessen der dortigen Bewohner oder des Naturschutzes (der NABU scheint das Vorranggebiet für WEA jedenfalls abzulehnen: www.proholzlandwal...me_Windenergie.pdf )

      Kann es sein, dass die AfD lediglich auf einen Zug aufgesprungen ist und es wieder einmal geschafft hat sich in den Medien/der taz in den Vordergrund zu drängeln?

  • Ich verstehe nicht, wie jemand, der sich "grün" nennt für Windkraftanlagen sein kann. Ineffektiv, eine desaströse ökologische Gesamtbilanz, tödliche Fallen für Vögel und Tonnen von Insekten, etc. Und wenn dann noch immer mehr Elektromobilität kommen soll, muss wahrscheinlich auch noch der letzte Flecken Wald abgeholzt werden. Ich bin vor Kurzem über den Hunsrück gefahren und war entsetzt über den Wald von Windrädern, der dort die gesamte Landschaft verschandelt. Aber wir haben ja die sichersten AKW's der Welt abgeschaltet und es versäumt, diese Technologie weiter zu entwickeln. Ähnliches gilt für Brennstoffzellen und andere zukunftsweisende Technik. Stattdessen setzen wir auf Windkraft...

    • @Peter Müller:

      Ich pflichte Ihnen bei, aber Sie haben die Netzunsicherheit vergessen, die uns Solar- und Windstrom bescheren. Mein Nachbar hat ein E-Auto - er läd es jede nacht mit Solarstrom, so sagt er...

  • Oha! Wenn der Widerstand auf einer radikalen ökologischen Perspektive basieren würde, könnte ich das eher nachvollziehen. Wenn es also tatsächlich um Mensch und Tier ginge. So aber ist da doch viel Heuchelei dabei. Wie ökologisch ist die Position der Initiativen der Windkraftgegner*innen? Wie soll eine „Energiewende der Vernunft“ aussehen?



    # "Holzland" heißt, dass es um Nutzung, um Forstwirtschaft geht, nicht um Wald. In dem Punkt geht es also auch um wirtschaftliche Interessen und Anthropozentrismus, nicht nur um Naturschutz.



    # Woher soll deren Ansicht nach der erneuerbarer Strom herkommen, wenn Windkraftneubau ausgeschlossen wird?



    # Beziehen die Initiativen den Stromverbrauch mit ein? Wird eine Reduzierung des Stromverbrauchs gefordert, um den Windkraftneubau, die AKWs und Kohle+Gaskraftwerke überflüssig zu machen?



    # Geht es den Initiativen um Wachstumskritik bzw. fragen Sie nach dem, was, wieviel produziert werden soll und was nicht – und damit auch danach, wofür Energie eingesetzt werden soll?



    # ...

    • @Uranus:

      Etwas genauer:



      *Wenn es also tatsächlich um Natur (oder: theoretisch wäre ein Anstreben eines ausgeglichenen Mensch-Naturverhältnisses vorstellbar) und Tier ginge.

    • @Uranus:

      „Holzland“ ist eine Regionenbezeichnung, die Kurzform für „Thüringer Holzland“ de.wikipedia.org/w...Thüringer_Holzland , „ein Hügelland mit Höhenlage zwischen 200 und 400 Metern im Osten von Thüringen, gelegen etwa zwischen Jena im Westen und Gera im Osten. Aufgrund der relativ unfruchtbaren Böden der Saale-Elster-Sandsteinplatte wurde es nicht durch Rodung in Ackerflächen umgewandelt, sodass sich ausgedehnte Waldgebiete erhalten haben“

      • @Rudolf Fissner:

        Ich vervollständige mal Ihr Zitat, dessen letzter Satz so abschließt:



        "... die intensiv forstwirtschaftlich genutzt werden."

    • 0G
      05158 (Profil gelöscht)
      @Uranus:

      Wenn sie diese Form des Anthropozentrismus(..mußte natürlich nachschlagen) meinen, kann ich ein Stück des Weges mitgehen.

      ..."Ausprägungen des moralischen Anthropozentrismus sind:

      Basic-Needs-Argument: Der Mensch ist als Mensch auf die Natur angewiesen. Die Natur zu schützen ist erforderlich, um die menschlichen Lebensgrundlagen zu sichern.



      ästhetisches Argument: Die Natur ist einzigartig und für den Menschen unverzichtbar. Von materiellen Belangen abgesehen braucht der Mensch die Natur, um gut und glücklich leben zu können.



      pädagogisches Argument: Die Natur respektvoll zu behandeln und mit ihr gut umzugehen erzieht den Menschen zu einem friedvolleren und besseren Umgang mit anderen Menschen....."

      Beim Begriff Holzland kann ich als thüringenaffiner Mensch auf diesen Artikel hinweisen:

      de.wikipedia.org/w...%BCringer_Holzland

      • @05158 (Profil gelöscht):

        Ich beziehe mich hier auf das von Ihnen genannte Basic-Needs-Argument.



        Das Holzland wird, wie es da auch im Wiki-Eintrag geschrieben steht, intensiv forstwirtschaftlich genutzt. Es ist also Forst, kein Wald, und demnach geht es primär um menschliche (Nutzen) Interessen und weniger um den Erhalt der Natur an sich.

        • 0G
          05158 (Profil gelöscht)
          @Uranus:

          Danke.



          Wir können immer noch ein kleines



          Stück des Weges gemeinsam gehen.;)



          Erster Absatz- Übereinstimmung



          Zweiter Absatz- Hoffnung das die Interessensabwegung (Nutzen) und Erhalt der Natur immer noch in Einklang zu bringen ist. Ich vertrete kein Untergangsszenario.

          • @05158 (Profil gelöscht):

            Mh? Hätte es da eine Differenz gegeben?



            Naja, was heißt Untergangsszenario. Derzeit sieht es nicht so aus, dass die notwendigen strukturellen Maßnahmen ergriffen werden. Klimaziele werden verfehlt. Das von Wissenschaftler*innen errechnete CO2 -Budget ist bald aufgebraucht. Es sterben immer mehr Tiere. Die Natur wird weiter umgewälzt...



            Da fragt sich schon, was unter Einklang verstanden werden soll - wie ich eingangs schrieb - was für ein ökologisches Verständnis die Leute haben, was für einen Handlungsbedarf sie sehen, wofür sie eintreten, was sie selbst sind bereits zu verändern ...

            • 0G
              05158 (Profil gelöscht)
              @Uranus:

              Lassen wir den Sonnabend literarisch ausklingen:

              .."Die Natur versteht gar keinen Spaß, sie ist immer wahr, immer ernst, immer strenge, sie hat immer recht, und die Fehler und Irrtümer sind immer des Menschen..."

              Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

              • @05158 (Profil gelöscht):

                Ok. Warum nicht.



                "Social Ecology:

                The notion that man must dominate nature emerges directly from the domination of man by man… But it was not until organic community relation … dissolved into market relationships that the planet itself was reduced to a resource for exploitation. This centuries-long tendency finds its most exacerbating development in modern capitalism. Owing to its inherently competitive nature, bourgeois society not only pits humans against each other, it also pits the mass of humanity against the natural world. Just as men are converted into commodities, so every aspect of nature is converted into a commodity, a resource to be manufactured and merchandised wantonly. … The plundering of the human spirit by the market place is paralleled by the plundering of the earth by capital.”



                ― Murray Bookchin (1921-2006)

        • @Uranus:

          Natürlich wird Forst auch genutzt. Nahezu jeder Wald in Deutschland wird forstwirtschaftlich genutzt. Soll der deshalb für Maßnahmen gegen den Klimawandel plattgemacht werden dürfen? Selbst wenn naturschutzfachliche Belange konkret gegen gewisse Vorranggebiete für Windenergie sprechen, wie sie der NABU in seiner Stellungnahme ausdrückte? shk.nabu-thueringe...me_Windenergie.pdf

          Und wo viel Wald ist wird man natürlich auch viel Forstwirtschaft vorfinden. Das schließt aber nicht aus, das diese Flächen für den Naturschutz ebenfalls von Bedeutung sind. Der Saale-Holzland-Kreis, zu dem auch St. Gangloff gehört, weist beträchtliche Flächen aus, die unter Natur- oderLandschaftsschutz stehen: www.tlug-jena.de/u.../maps/74071_18.jpg

  • Vielleicht sollte man überlegen den Strommarkt viel stärker regional/kommunal zu begrenzen. Das wäre zwar deutlich ineffizienter als ein (inter)nationales Netz, würde aber bedeuten, dass z.B. die St. Gangloffer selbst darüber entscheiden könnten/müssten ob sie Windräder im Wald stehen haben möchten oder doch lieber ein AKW incl. Endlager oder auf Elektrizität verzichten wollen, aber NIMBY-Mentalität wäre damit keine Option mehr.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Ingo Bernable:

      .



      Aus politischen Gründen grundsätzlich: ja, wünschens- und erwägenswert.



      Aus technischen Gründen wäre aber Aufteilung und Trennung der dann kleineren Netze eine Katastrophe, auch ökonomisch. Große Netze bieten unschlagbare Vorteile bezüglich der Sicherheit der Bereitstellung und Stabilität und hinsichtlich des Ausgleichs bei regionalen und zeitlichen Spitzenlasten. Dann lieber wie bisher weiterer Ausbau individueller Autonomie, sprich, einzelne elektrisch autonome Häuser oder Betriebe, eventuell auch auf Gemeindeebene usf.

  • Den Gegnern von Windkraftanlagen sei gesagt, sie möchten sich doch einmal die liebliche Idylle in der Asse angucken oder sonst so eine schnuckelige Erdhöhle, wo wir unsere Giftstäube vergraben, die aus der industriellen Verarbeitung mit fossilen Brennstoffen oder radioaktiven Stoffen anfallen. Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann können sie bald ihren guten Morgenkaffee mit vergiftetem Wasser aufbrühen und dabei mit dem Blick aus dem Fenster die unverstellte Landschaft genießen.

  • RS
    Ria Sauter

    Wieviele Menschen sind nochmal an Krebs erkrankt, gestorben in Tschernobyl in Fukushima?



    Wieviele Menschen sind bis heute von Windrädern erschlagen worden, an Krebs erkrankt, gestorben?



    Ach ja, derAtomunfall ist ja nur im Ausland passiert, betrifft uns nicht.

    Herr oder wer auch immer, schick bitte Hirn vom Himmel!

  • Es ist schon zum Verzweifel.



    Die wirtschaftliche und ökologische Dimension der Windkraft wird von Bürgern und Politik völlig unterschätzt. Einer Zukunftstechnologie, die zukünftig tauesende und abertausende moderne und sichere Arbeitsplätze bringt wird abgewürgt.



    Das ist Sägen am eigenen Ast.



    An Landschaftsverschandelungen durch Autobahnen, flächendeckende architektonisch minderwertige Gewerbegebiete, Monokulturen in der Landwirtschaft, nitratverseuchte Seen usw. haben sich alle gewöhnt und da wird nicht protestiert. Aber Windräder sind nun ganz ganz schlimm. Merkwürdig.



    Die Klimaerwärmung wird die Monokulturwälder, die wir romantisierend so wertvoll finden mehr zusetzen als punktuell aufgestellte Windräder. Aber Klimaschutz ist mit dem Abwürgen von regenerativen Energieen nicht möglich. Die Protestierer sollte auch an die eigenen Kinder denken, die aufgrund der bevorstehenden Klimakatastrophe Veränderungen in der Landschaft erleben werden, die die Dimension der Landschaftsveränderung von ein paar aufgestellten Windräder um ein gigantisches übersteigt.

    • @Traverso:

      „ da wird nicht protestier“ stimmt nicht. Dagegen wird ebenfalls schon seit Jahrzehnten protestiert.

  • Alle Parteien außer die, die in Thüringen den MP stellt kommen im Artikel zu Wort. Hat die Linkspartei, die in Thüringen sogar ministeriell für Windkraft zuständig ist, zu alledem keine Meinung?

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Wenn man die Menschen an den Gewinnen beteilgt, dann wären die Proteste marginal - so haben wenige den Riesen-Profit und die Einwohner ein Riesentrum vor der Nase - einen 200 Meter Mittelfinger - seht her, wir scheißen auf euch und eure Gedanken.

    Und den Strom aus Windkraft braucht die Industrie um sich grün zu waschen, der Reiche damit sein 2 Tonnen SUV elektrisch fährt usw.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Sie verbrauchen keinen Strom?

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Da sei Altmeier vor!

      Nein, ist. Das wurde mit der Pflicht, dass jedes Projekt ausgeschrieben werden muss, wieder angeschafft.

  • Wieso können nicht alle Windräder nach Ostfriesland, da sieht es sowieso schei......... aus, und es würde sich da endlich mal was bewegen.

    • 7G
      75064 (Profil gelöscht)
      @lulu schlawiner:

      Ich bin dafür - dann gilt es nur noch, die Leitungen zu bauen; mal schauen, wie weit wir damit kommen ;-)

  • Danke für den informativen Beitrag. Die Überschrift ist auch Klasse!

  • Der 1.: KEIN Windrad bei uns!



    Ok, wo dann denn hin?



    Die 2: Bei uns auch nicht!



    Ok, wo kriegen wir dann den Strom her?



    Der Chor: Kohle, AKW, Offshore-Windparks ....!



    .



    Ok, dann bauen wir halt einen Stromleitung!



    Die 1.: Keine Stromleitung bei uns...



    s.o.



    .



    Ok, dann seht zu wie ihr ohne Strom zurechtkommt!



    (Der letzte Satz wird leider NIE so gesprochen. Der Rest ist wohl Standard in dem Diskurs!)



    .



    Brummt Sikasuu

    • @Sikasuu:

      Und haben Sie sich schon ein Windrad in ihren Garten gestellt?

      • @rero:

        Und haben Sie sich schon ein Windrad in ihren Garten gestellt?



        #



        Leider nicht, (Garten zu klein) aber in 800m Entfernung, haben wir schon einen mit 219m Höhe seit Jahren stehen



        de.wikipedia.org/wiki/Florianturm



        nur mit den Flügeln hapert es noch, da gib es Lieferschwierigkeiten:-)



        Gr Sikasuu

      • @rero:

        Mh, wie wäre es, rücksichtlose Leute/Klimaleugner*innen/AKW-Fans klimaneutral auf den Mond zu schießen,? Da können jene dann SUV fahren, mit Kohle heizen, direkt neben einem AKW an Hauptverkehrsstraßen wohnen und in angrenzenden Gewächshäusern ihre Nahrung "anbauen" ... ohne Tiere und Mitmenschen zu beeinträchtigen ;)

        • @Uranus:

          Man könnte auch Teile des Hambacher Forstes stattdessen plattmachen und dort die Windräder aufstellen :-)



          „Forst“ heißt ja eh nur, „dass es um Nutzung, um Forstwirtschaft geht, nicht um Wald. In dem Punkt geht es also auch um wirtschaftliche Interessen und Anthropozentrismus, nicht nur um Naturschutz.“ taz.de/!5633376/#bb_message_3865378

    • @Sikasuu:

      Genau auch meine Meinung. Sobald 100 % regenarative energie im Netz sind, sollten man Orte, die sich gegen Windkraft und Hochspannungsleitungen ausgesprochen haben vom Netz trenne.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ich staune stets darüber, wer wo seinen Sinn für Ästhetik entdeckt.

    Wie häufiger im Leben geht es um Entscheidungen, um das Setzen von Prioritäten. In Zeiten, in denen der Umgang mit Energie zu den großen ungelösten Fragen gehört, muss dann ggf. auch abgewägt werden, ob für eine saubere Energiegewinnung die Ästhetik hintenangestellt wird.

    Als großer Romantiker und Freund der Wälder wäre mir der Verzicht auf Windräder auch lieber. Sofern es andere Energiequellen gäbe, bei denen das Kosten-Nutzen-Verhältnis günstiger wäre. Die gibt es meines Wissens kaum.

    Über St. Florian mag ich nur kurz reden. Keiner mag ein AKW, Stromtrassen, ein Braunkohlewerk oder Windkrafträder vor seiner eigenen Haustüre. Wo sollen sie hin? Auf den Mars? Oder - gendergerecht - auf die Venus?

  • Sie schreiben über die Windkraftgegner: "Ein großer Teil dieser Menschen ist für eine demokratische Aushandlung von Interessen nicht zugänglich."

    Wieso das denn? Es geht, wie Sie richtig sagen, um Interessen, und es gibt Menschen, die andere Interessen haben als Sie. Und wenn die für ihre Interessen eine Mehrheit kriegen. setzen sie sich durch. Das ist Demokratie. Sie hingegen setzen die Befürwortung eines Windkraftausbaus mit Demokratie gleich. Und dann schreiben Sie: "Lange wird das unsere bisher demokratisch organisierte Gesellschaft nicht mehr aushalten." Aha. Und was soll dann nach Ihrer Ansicht kommen? Ökofaschismus?

    • @Budzylein:

      Das Ding da in Thüringen ist nicht Windkraft Ja oder Nein sondern Windkraft Wo und Wie (nah).

      Wenn letzteres offen und fair abgewogen wird mit anderen Interessen nennt es sich Demokratie. Wenn letzteres außen vor gelassen wird ist es totalitär.

      Kurz also: Thüringen steckt mit der Planung der Voranggebiete im ganz normalen Planungsgetüddel drin, den es immer dabei gibt.

    • @Budzylein:

      Sorry, wenn Sie unter Demokratie verstehen, dass sich der Stärkere durchsetzt, haben Sie die Politik der BRD noch nicht verstanden. Demokratie ist, Kompromisse zu finden. Leider gibt es Naturgesetze, die nicht mit sich handeln lassen. Hier Kompromisse zu finden, ist schwierig. Umso schwieriger, wenn eine Seite mit unwissenschaftlichem unseriösem Kram argumentiert.

    • @Budzylein:

      Wenn wissenschaftliche Fakten nicht anerkannt werden, dann ist Demokratie nicht möglich. Und wenn diese Menschen die Mehrheit erringen, dann werden Meinungsfreiheit und Menschenrechte uterdrückt. Siehe AfD oder Ungarn. Faschismus ohne Öko wäre dann die Folge.

      • @Reinhard Muth:

        Sie irren sich im ersten Satz. Wenn wissenschaftliche Fakten nicht nicht anerkannt werden können, dann ist Demokratie nicht möglich. Wenn man seine Meinung an die Wissenschaft binden muss, dann wird Meinungsfreiheit (sowie auch die Religionsfreiheit) bereits unterdrückt. Demokratie bedeutet leider noch lange nicht, dass man das Beste für die Welt/Nation/Gesellschaft macht.

        • @Devil's Advocate:

          Also, wenn wissenschaftliche Fakten anerkannt werden, dann wird Demokratie verhindert. Steile These, wirklich steile These.

          • @Hampelstielz:

            Sie haben missverstanden. Das "nicht nicht" war gewollt. Wenn man an etwas Nachweisbares glauben muss und keine andere Ansicht haben darf, gehen wir Richtung Gedankenpolizei. Was "Fakt" ist, könnte ein solcher Staat ja auch per Gutachten und dergleichen steuern. Bedenken Sie, biologistischer Rassismus basierte auch auf "wissenschaftlichen Falten", die Biologen, Philpsophen, Anthropologen etc. "nachwiesen."

            Ich bin einer der ersten, der den Kopf schüttelt, wenn Fakten nicht anerkannt werden. Bildung und Erziehung, die kritisches Denken und wissenschaftliches Arbeiten vermitteln, sind angebrachter als Gedanken-/Meinungsverbote. Dass es trotzdem immer Zuckerwürfelanbeter, Klimawandelleugner und dergleichen geben wird, sollte uns trotzdem allen klar sein.

    • @Budzylein:

      Was Sie Ökofaschismus nennen ist auch nur das, was wenn eingeführt, eben das Interesse ist, das die Mehrheit bekommen hat. Da Sie das mit der Demokratie ja verstanden haben, werden Sie das dann auch einsehen. Für das fragliche Dorf heißt übrigens wenn die demokratisch gewählte Regierung da Windkraftanlagen bauen will, dann ist das schonmal so. Dass man dagegen vorgeht ist demnach antidemokratisch und dass man diesen Menschen überhaupt zuhört schon ein großes Zugeständnis. Und vielleicht schauen sich diese Menschen mal eine Doku an, die zeigt, wie Wälder und Dörfer im Tagebau einfach weggebaggert werden. Das ist natürlich aktuell noch eine der Alternativen. Achso. Das betrifft ja andere.

    • @Budzylein:

      Der Kommentar war @ REINHARD MUTH.

  • Zappelstrom. Auch ich habe mal Physik gelernt -- das haben wir nicht durchgenommen.

    Früher waren es Chemtrails. Hallelujah.

    Und die FDP? Die kleine Schmessfliege. Überall, wo's stinkt -- wie ihre grosse Schwester. In Berlin für mehr Flughäfen, in Südbaden gegen Windkraft (stellte sich heraus, dass ein FDPler dort ein Ferienhaus hatte, hö, hö) -- jetzt in Thüringen...

    Die kann weg.

    • @tomás zerolo:

      „Zappelstrom“ Lustiger Begriff eigentlich, der die Schwankungen durch unterschiedliche Windstärken betreibt.



      Das mit dem Wind war das Zeug aus dem Geographie-Unterricht.



      Der Zappelstrom wird aber bereits jetzt gehandelt.

    • @tomás zerolo:

      Vermutlich gab es, als Sie Physik lernten, keine ertneuernaren Energien in dem heutigen Ausmaß - und damit auch keinen "Zappelstrom".

      • @Der Erwin:

        Oder Zappelstrom ist einfach Käse. Ein wenig Herumstochern mit der Suchmaschine meiner Wahl liefert ein paar Hits mit Hans Werner Sinn.

        Hallelujah.

        Wenn ich nix belastbares finde... behaupte ich einfach: ein modernes und robustes Netz steckt das weg. Das zappelt auch nicht, wenn mein Kühlschrank an- und ausgeht.

  • Tja, wer mag Schon Wissenschaft und Fakten, die Einen kämpfen gegen Windkraft, die Anderen gegen Glyphosat und Gentechnik. Wissenschaftlich abgesichert ist das alles nicht.

    • @Bernhard Hellweg:

      Tja, was aber abgesichert ist, dass die Rotorblätter von Windkraftanlagen zuweilen abbrechen und runterfliegen, s. z. B. hier: www.ndr.de/nachric...en,windrad800.html



      Und wenn dann Menschen in der Nähe sind, kann es Tote geben. Insofern ist die Forderung nach weiten Abständen zu Wohngebieten schon berechtigt.

      • @Budzylein:

        Ihre Art der Argumentation nennt sich Cherrypicking - schön den Einzelfall rauspulen, der das eigene Argument stützt. Natürlich gehen auch Windkraftanlagen mal kaputt, das dabei jemand zu Schaden kommt, ist nicht ausgeschlossen. Allerdings - bisher gibt es aber genau 0 Windradopfer. Dafür gibt es nachweislich tausende Tote dank der fossilen Energieträger. Arbeitsunfälle in Kohlebergwerken, Krebs dank Staublunge - um nur zwei zu nennen, alles tatsächliche Probleme. Der Mindestabstand für Großwindanlagen in Thürigen beträgt 1000 Meter, so weit fliegt kein abgebrochener Rotor.

        • @SuedWind:

          Eine Schweigeminute für all die Vögel, die aufgrund von Windkraftanlagen ihr Leben verloren.

  • Letztlich geht es um das Landschaftsbild. Wenn die Staedter billige Windenergie nutzen moechten, muessen sie der Landbevoelkerung eben etwas mehr Entschaedigung zahlen fuer dessen Beeeintraechigung. Oder eben etwas mehr Geld ausgeben fuer eine Energieversorgung auf Basis vom Solarparks mit mehr Speichern oder Importe mit Wind- und Solaparks in wenig besiedelten Laendern.

    • @meerwind7:

      Was glauben sie den wie ihr Landschaftsbild ohne die umweltfreundliche Erzeugung und Nutzung von Energie, irgendwann aussehen wird?

    • @meerwind7:

      Was sit denn das für ein Argument? Die Leute auf dem Land benutzen wohl keinen Strom? Wollen die lieber teuren Strom? Vielleicht sollten die Landleute Entschädigung an die Städter bezahlen, immerhin müssen die auch über ihre Steuern die weitläufige Infrastruktur auf dem Land mit querfinanzeiren, die in Ballungsräumen viel billiger zu bauen ist? Ein Eigenheim im Ländle ist eben weit weniger ökologisch und ökonomisch als das Arbeiterschließfach in Berlin-Marzan. Mit solchen Wir-gegen-Die-Debatten kommen wir doch nicht weiter. Wir importieren jährlich für über 100 Milliarden Euro Energieträger aus dem Ausland. Alles Geld das aus unserer Binnenwirtschaft abfließt. Wenn wir unseren Strom hier selber machen, bleibt das Geld im Land und kommt am Ende allen zugute.

    • @meerwind7:

      Letztlich geht es um das Landschaftsbild, die Atemluft, die Grundstereu uvam...



      .



      Wenn "Ländler" mit ihren Dieseln die Lust....



      Merkst du denn gar nicht mehr?



      .



      Mit DER Argumentation zeihen wir um Stadt/Land/Dorf wieder Zäune um jede Einödhof!



      .



      Sondereintritt für Land-"Eier" om Theater, Schule KH, beim Parken usw.



      .



      Wer entschädigt die die neben einen KKW,AKW usw wohnen.



      .



      Mir war bekannt das "EGO" DAS Prinzip heute ist, aber das das mit "nicht Denken" gepaart werden kann, ist mir NEU!



      .



      Schlag mal unter dem Stichwort "Gesellschaftvertrag" nach. Ist zwar veraltet, aber vielleicht mal ganz lehrreich!



      .



      Kopfschüttelnd Sikasuu

  • "Thüringer Waldeszier, treu denk ick an dir..." (Kurt Tucholski) Da wird der Dörfler aus Oberbösa noch viel böser. Der schöne Wald wird verschandelt, der Strom zappelt sagt der Herr Kollege, der wohl noch deutsche Physik bei den Herren Lenard und Stark studiert hat. Infraschall breitet sich über die Höhen aus, dagegen steht hoch auf dem Turm der gute Barde Fritz Wagner und besingt die Thüringer Klöße.

    Gartenzwerge sind einfach schöner und niedlich anzusehen, sie bilden die Idylle eines Freistaates ab, der sich stets durch seine ideologische Wandelbarkeit auszeichnete. Wenn man aber wirklich einmal in die Mitte dieses Bundeslandes vorstößt, die verlassenen Käfter wie Kehmstedt, Keula, Kölleda bis an die Nordgrenze von Erfurt anschaut, dann sieht man endlose Agrarsteppen, die von heute längst verfallenen LPGen beackert wurden. Ne schöne Jejend is det hier.

    Nein, diese Bevölkerung hat sich zurückgezogen, lebt daheim und schließt sorgfältig das Hoftor. Bloß keine Veränderung mehr, damit das letzte bisschen, was man hat, nicht vielleicht auch noch abhanden kommt. So kommen 24% AfD zustande und CDU hat man, nachdem die SED-Herrlichkeit nicht mehr bestand, ja sowieso gewählt, wenn man nicht sogar als ehemaliger Parteisekretär dort gleich unterkroch.

    So verwundert es nicht, dass eine Vera Lengsfeld für eine Koalition aus AfD und CDU wirbt. Thüringen, ein Land deutscher Tradition, hat ja bereits 1930 die erste völkisch-nationalsozialistische Regierung unter Wilhelm Frick gebildet - wenn das nichts Verbindendes ist. Sie kann dann wieder in ihrer Villa in der Possenallee von Sondershausen Hof halten. Ach, sind eigentlich die Wahlkampf-Sonnenschirme im Lengsfeldschen Keller an die Grünen wieder zurück gegeben worden? Dann haben Windräder wirklich nichts mehr in diesem arischen Land verloren. Sie könnten ja durch Tretmühlen, von asozialen Elementen angetrieben, ersetzt werden, Arbeitslose gibt es in diesen Gegenden immer noch in genügender Zahl.

  • Zitat: „Aber es gibt auch Leute, die für Windkraft sind. Nur treten sie nicht in Erscheinung.“

    Hm. Lasst uns mal nachdenken: Woran könnte das liegen? Und wie wäre dem Ungleichgewicht abzuhelfen? Na, irgendwelche Angebote? Vielleicht von Seiten der taz? Ich meine: Andere als die, die schon seit 40 Jahren nicht gut funktionieren?

    • @mowgli:

      "Möller hat die Erfahrung gemacht, dass BefürworterInnen der Windenergie sich meistens nicht zu erkennen geben. „Ich war bei Veranstaltungen, da saßen Leute im Publikum, von denen ich wusste, dass sie bereits Verhandlungen mit Windkraftbetreibern über die Verpachtung ihres Landes führen“, berichtet er. Doch die blieben lieber still."



      Aber i.d.R. nicht als Überzeugungstäter, sondern als Gewinner - die Pacht für eine 5MW-Anlage (bei >200m Höhe) beträgt an die 100.000€ - pro Jahr, auf 20 Jahre garantiert (13% vom Stromumsatz). Ich habe auch 2 ha Land am Haus und würde die gern für eine solche Anlage verpachten. Und anschließend wegziehen , mit dem Geld finden sich dann unbelastete Ecken.

  • Zitat: „Das kann ich nicht verstehen […] Entweder bin ich gegen Windkraft oder nicht.“

    So sind sie, die schlichteren Gemüter: Sie kennen nur Schwarz oder Weiß, Engel und Teufel, Pro oder Contra. Dass alles auf dieser Welt sowohl-als-auch ist, dass man als Mensch also immer fragen müsste: „Wo ist der Haken?“, „In welchem Kontext kommen Vorteile zum Tragen und wann vor allem Nachteile?“ und „Wie ist das mit der Lebensqualität wirklich?“, passt nicht in ihren Spatzenschädel. Dieser Erkenntnis steht der Babybauch im Weg, dem wohlmeinende (aber unfähige) Erziehungsberechtigte die Angst vor Fehlern eingeimpft haben, noch bevor der Kinderkopf denken lernen konnte.

    Sieht aus, als würde nicht nur Geld und Macht vererbt, sondern auch Dummheit. Kein Wunder: Ersteres soll ja doch bloß immer Ausgleich für letzteres sein. Ich fürchte fast, gegen die älteren Rechte von Babybäuchen helfen keine Diskussionsbeiträge. Nicht mal, wenn sie bebildert sind. Auch nicht als Laptop-Präsentation. Die kann man nur für sich zu nutzen versuchen. Wenn man selbst Macht will, meine ich, damit der eigne Bauch endlich mal Ruhe gibt.

    So macht man Diktaturen, fürchte ich. „Und wenn Sie sich fragen, wer das zahlt: Wenn Sie morgen früh beim Zähneputzen in den Spiegel schauen, dann wissen Sie es.“

  • Der Artikel zeigt für mich mal wieder auf, dass mit sachlichen Argumenten, die auf wissenschaftlichen Daten beruhen Windkraftgegner nicht überzeugen kann. Ein großer Teil dieser Menschen ist für eine demokratische Aushandlung von Interessen nicht zugänglich. Lange wird das unsere bisher demokratisch organisierte Gesellschaft nicht mehr aushalten.

    • @Reinhard Muth:

      Ich denke, dass viele sachliche Argumente gegen Windkraft im Wald sprechen. Ich bin politisch eher links verortet und beruflich als Ökologe tätig. Zudem halte ich die Regierung in Thüringen in Sachen Naturschutz in anderen Feldern für vorbildlich.

      Ich bin zudem absolut dafür, sachlich zu argumentieren, aber orientiert an dem, was die entsprechenden Fachleute (also die echten Fachleute: Biologen und Ökologen) sagen. Unter denen kenne ich so gut wie keine Befürworter von WKA im Wald. Pauschale Aussagen wie: Der ist gegen Windkraft (was schon nicht stimmt), also muss er dem konservativen bis braunen Spektrum zuzuordnen sein (eher würde ich mich erschießen), helfen in einer komplexen Diskussion nicht weiter.

    • @Reinhard Muth:

      Da haben Sie Recht. Das gilt für die meisten verbohrten Gegner von technischen Neuerungen. Bei der Kernkraft ist es nicht anders. Versuche man, die Forschung für den Thorium-Reaktor oder die Kernfusion auch nur anzusprechen - schon passiert genau das, was Sie sagen. Schlimm.

  • 0G
    07301 (Profil gelöscht)

    Das Muster ist immer gleich. Man ist für eine an sich gute Sache (hier: mehr erneuerbare Energie). Nur soll dies natürlich nicht dort stattfinden, wo man selbst durch einen Refelx betroffen ist (hier: Lärm und Verschandelung der Landschaft)

    Genauso trifft dies zu auf Wohnen (bloß keine Nachverdichtung im eigenen Umfeld, aber es sollen alle schön wohnen), Lebensmitteil (bloß keine Großbauern oder "Tierfabriken", aber die Lebensmittel sollen günstig sein), Mobilität (bloß keine Umweltbelastung, aber Fliegen, Autofahren etc. soll leistbar sein)