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Kommentar zur BayernwahlIns Elend gegockelt

Georg Löwisch
Kommentar von Georg Löwisch

Ein ausdifferenziertes konservatives Lager und dazu der Untergang der SPD. Die Einzigen, die frei vom AfD-Angst-Diskurs sind, haben zugelegt: die Grünen.

„Klarer Regierungsauftrag“ :) Foto: dpa

E s hat in Bayern einen Schlag gegeben, eine Staubwolke, und erst wenn diese sich senkt, wird man so langsam sehen, was von der CSU noch übrig geblieben ist. Die Partei von Franz Josef Strauß holte in den vergangenen sechs Jahrzehnten nie weniger als 43 Prozent, unter Edmund Stoi­ber, als sie sich besonders aufgemandelt hatte, war ihr Ziel 50 plus x. Und jetzt bringen Horst Seehofer und Markus Söder ein kümmerliches Dreierle nach Haus. Wahnsinn.

Die AfD ist stark. Die Freien Wähler haben zugelegt. Das konservative Lager differenziert sich aus, ein Teil driftet konstant zu den Rechtsextremen. Seehofer könnte behaupten: Da seht ihr’s, die Union hätte ihren Merkel-Kurs nur scharf genug korrigieren und die rechte Flanke schließen müssen. Aber das ist falsch, denn was alle drei Berliner Regierungsparteien ins Elend geführt hat, ist ebenjene Angst vor der AfD. Angefacht hat diese Angst Seehofer, er löste schon in der eigenen Partei einen „Wer ist krasser?“-Wettbewerb aus, in dem sich die Herren Seehofer, Söder und Dobrindt hochgockelten. An der Bundes-CDU zerrt der Streit um den Kurs, er schwächt Angela Merkel und die SPD steht paralysiert daneben.

An dieser Stelle sei mal gesagt: An sich integre CSU-Leute wie Joachim Herrmann, Manfred Weber oder Ilse Aigner, von denen in den nächsten Tagen noch die Rede sein wird, ließen das Trio an der Spitze gewähren. Sie schwiegen feige. Die CSU ist an der CSU gescheitert.

Die SPD weiß selbst, dass es so nicht weitergeht. Sie steht nun in fünf Bundesländern unter 15 Prozent. Sie wird aber bis zur Hessenwahl in zwei Wochen abwarten, bis sie etwas ändert. Oder sie wird bis Jahresende abwarten. Oder sie wird abwarten, bis sie verschwunden ist.

Grüne auf dem Weg nach oben

Von der Schwäche der SPD profitieren die Grünen. Ihr Chef Robert Habeck will sie zur Nummer zwei der Parteienlandschaft machen. Mit um die 20 Prozent ist man da heute schon dabei. Und Erfolge zeitigen Erfolge. Auf der Treppe nach oben war die Bayernwahl die erste Stufe, die Europawahl im nächsten Jahr kann die nächste sein.

Die zwei Grünen-Duos in Bund und Land vermittelten erfolgreich den Eindruck, dass sie gemeinsam etwas voranbringen wollen. Robert Habeck und Annalena Baerbock sowie die bayerischen Spitzen Katharina Schulze und Ludwig Hartmann boten ein Teamplay, das vor der Negativfolie des CSU-Zanks und des Groko-Zwists leuchtete.

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Die Grünen, auch darin unterschieden sie sich von den Groko-Parteien, lösten den Wahlkampf vom AfD-Angst-Diskurs. Sie haben gezeigt, dass auch Themen ziehen, die nicht in den Talkshows durchgehechelt werden: Flächenverbrauch hört sich sperrig an – aber Bayerns Grüne haben damit thematisiert, wie Wirtschaft gedeihen kann, ohne die Welt zuzubetonieren.

Die Einwanderungsfrage beantworten sie konstruktiv. Gerade in Bayern gelingt Integration, viele Menschen sind stolz darauf, was sie – ja! – geschafft haben. Die Betriebe des bayerischen Wirtschaftswunders suchen händeringend nach Personal. Dort fragen sich viele, warum bittschön die Abschiebung das Nonplusultra aller Migrationspolitik sein soll; man hat die Kollegen doch gerade erst erfolgreich eingearbeitet. Und jetzt soll man Kälte zeigen?

Das ist das Deutschland, für das in Berlin am Samstag bei #unteilbar Hunderttausende demonstrieren. Das Momentum liegt gerade bei ihnen. Nicht bei einer CSU, die das Abziehbildchen der Rechten sein wollte und dabei so dramatisch scheiterte. Das ist doch eine ermutigende Nachricht.

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Georg Löwisch
Autor
Viele Jahre bei der taz als Volontär, Redakteur, Reporter und Chefredakteur.
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46 Kommentare

 / 
  • Ich sag's gefühlt jedes Mal nach einer Wahl: die AfD in braun darzustellen mag zwar ein paar Sekunden Befriedigung erzeugen, ist aber dennoch pubertärer und hohler Aktionismus, der einer Verharmlosung der Nationalsozialisten unnötig nahekommt. Gebt denen ihr (Haider'sches) Kornblumenblau, das passt schon so.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Wurstprofessor:

      Unter dem Balkendiagramm lese ich: Bayerisches Landesamt für Statistik. Sofern diese Quellenangabe korrekt ist, müsste diese auch für die Farben verantwortlich sein. Und demzufolge der Adressat etwaiger Einwände.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Ein Blick auf deren Homepage lässt erahnen, dass das wohl zumindest das Zahlenmaterial von dort stammt. Balkendiagramme werden nicht gezeigt, stattdessen dafür auf die HP des Landeswahlleiters verwiesen, der die AfD in einem merkwürdigen Grünblau ("Petrol"?) darstellt...

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Normalo:

          Danke für die Belehrung!

          Wollen Sie nach Ihrer kürzlichen In-Schutz-Nahme nun die andere Seite in Ihnen bedienen?



          ^^

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Sie haben mich doch mal wegen meiner ausgeprägten Differenziertheit gelobt... ;-)

            Davon ab waren Sie ja vorher so freundlich, die Bemerkung unseres unveganen Gelehrten richtigzustellen. Ich habe da nur drauf aufgesetzt. Honi soit...

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Normalo:

              Sorry for misunderstanding.

  • taz: "Die SPD weiß selbst, dass es so nicht weitergeht. Sie steht nun in fünf Bundesländern unter 15 Prozent. Sie wird aber bis zur Hessenwahl in zwei Wochen abwarten, bis sie etwas ändert. Oder sie wird bis Jahresende abwarten. Oder sie wird abwarten, bis sie verschwunden ist."

    Da die SPD sich ohnehin nicht mehr daran erinnern kann, wofür das „S“ in SPD überhaupt steht, und immer noch blind der Agenda 2010 Politik eines Gerhard Schröder, wie die Lemminge zum Abgrund folgt, ist es doch egal, ob die SPD weiterhin abwartet. Irgendwann wird die SPD verschwunden sein und niemand wird diese Agenda-2010-Partei vermissen. Man kann eigentlich nur noch fragen: Kann die SPD endlich weg, oder braucht die noch jemand?

  • Richtig, die CSU hat ein Personalproblem, und zwar das der gemäßigten, integren Konservativen.

    Ursache allein scheint der Politikmanager Seehofer. Gegen diesen Egomanen und Selbtsüberschätzer und Dummblöker sind gemäßigte Kräfte a la Aigner stets chancenlos. Wer also konnte sich zuletzt neben diesem Typen halten bzw. irgendwie eine Position bekommen?



    Eben, Typen gleichen Charakters: Söder, Scheuer, Dobrind....

    Bayern hat sich verändert, hat viel aus anderen Bundesländern Zugezogene und junge Leute die auf diesen CSU - Bayern - "Mir san mir"- Quark" nicht mehr abfahren.

    Eure erfogreiche Wirtschaft oder plakativ Bayern München... ist durch Zugezogene möglich, nicht wegen der eigenen Mostkopftruppe vom flachen Land.



    Aber:



    Ihr werdet das nicht hören wollen und das ist letztlich gut so, es folgt weiterer Bedeutungsverlust.

    • 2G
      2730 (Profil gelöscht)
      @Tom Farmer:

      D'accord. Interessant (schon fast witzig, ok., Stoiber ist ja meist unfreiwillig komisch) und auch entlarvend ist, wie in "gefühlten Notzeiten" die Wagenburg geschlossen wird:



      Anlässlich einer Bayenwahl braucht's keinen arabischen oder wie immer gearteten Migrationshintergrund, um a priori ein falscher Mensch am falschen Ort zu sein "a zugeroaster Preiß" tut's in solchen Zeiten auch als Sündenbock (oder Ziegenpeter?).



      Trefflicher ist der Schwachsinn von Fremdenfeindlichkeit kaum zu offenbaren...

  • Der Niedergang der Volksparteien geht also auch in Bayern weiter. Eine deutliche Abkehr vom Rechtsruck sieht aber anders aus - trotz des Ergebnisses der Grünen: Das belegt der Blick auf die Ergebnisse von CSU, AfD und Freien Wählern. Mit letzteren wird sich die CSU dann auch zusammenschließen und die Grünen damit in die Opposition verbannen. Rein politisch ändert diese Wahl nämlich ziemlich wenig. Das Gefasel der Vorstände von SPD und CSU von "Sacharbeit" deutet nur immer deutlicher darauf hin, dass man nicht im geringsten die systematischen Ausmaße der eigenen Erosion begreift.



    Einzig und allein das Ergebnis der SPD stimmt glücklich. Keine Partei hat sich konsequenter selbst demontiert als die Sozialdemokraten. Zu beobachten, wie sie nach all dem Sozialabbau, der Lobby - Politik, dem Linken - Bashing, dem Abbau von Arbeitnehmerrechten etc., etc. immer wieder abgestraft werden und in quälend langsamer Bedeutungslosigkeit versinken - jedoch einfach nicht daraus lernen - ist einfach das Schönste: Es ist gerecht.

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Offenbar hält der AfD-Hype ungebrochen an. Auch im Bayernwahlkommentar der TAZ-Chefredaktion. Schade, eine krritische links-liberale Sicht (mehr geht ja wohl nicht) wäre auch einmal nicht schlecht. Das „Waterloo“ der „Mitte-Parteien“ ist ohne politischen Inhalt und „echtes“ regieren kaum aufzuhalten und der Absturz der SPD praktisch ein Selbstläufer, da Frau Nahles ihre Mitglieder und Wähler mit Leerparolen regelmäßig und komplett hinter´s Licht führt (habe verstanden, politische Erneuerung, kein weiter so, etc.). Da orientieren sich verunsicherte, verärgerte oder unverstandene Wähler eben neu.

  • Ich finde das zu sehr durch die AFD-Brille analysiert. Es sollte in Deutschland nicht nur noch um die eine Frage gehen, wie man zur AFD steht und ob irgendwas der AFD nutzt.

  • Die Spitze macht nicht jeden Mist mit, sondern lässt sich von denselben Lobbyisten bezahlen. Denn der Mist hat unter Rot-grün schon angefangen.

  • Jetzt ist klar, dass die SPD mit besserer Kommunikation und einer leichten Öffnung nach links nicht zu gesunden ist. Sie muss in die Opposition und sich von den Seeheimern lösen, am Besten sofort. Die Linke darf sich fragen, warum sie von dieser historischen Chance nicht einmal marginal profitiert. Angesichts des grünen Erfolgs kann es wohl kaum am Migrantenthema liegen.

    • @EricB:

      Der SPD ist gar nicht mehr zu helfen.

    • @EricB:

      "Angesichts des grünen Erfolgs kann es wohl kaum am Migrantenthema liegen."



      doch!(nur anders als sie denken) und zwar an den unterschiedlichen Signalen die aus Berlin hierzu versendet wurden. die Grünen sind der wahrgenommene Gegenpol zur AFD und rechtsdrehenden CSU. Die Linke wirkt zerissen und im Ton leider genauso biestig und wenig zukunftsgewandt wie die rechten.

  • "Die SPD weiß selbst, dass es so nicht weitergeht. Sie steht nun in fünf Bundesländern unter 15 Prozent."

    Ich glaube nicht, dass die SPD sich bewusst ist, dass sie zu einem Auslaufmodell tendiert, denn es wird ja nur noch drei oder vier Legislaturen dauern und die Partei kämpft um den Einzug in den Landtag oder Bundestag. Die Wähler haben jedenfalls keine Freude mehr mit der SPD.

    Das nützt den Grünen, die müssten aber sich Söder oder Seehofer öffnen, um aus der neuen Stärke mehr zu generieren und sie können nicht ewig nein sagen, irgendwann müssen sie eine Regierung bilden und dann werden sie auch Federn lassen. Tun sie in vielen Regierung und Konstellationen auch schon, aber es fällt gegenwärtig weniger auf, als der Niedergang der SPD.

    Aber wer will wieder einen Bundeskanzler von der SPD?



    Das letzte Mal wurden:



    - die Renten gekürzt



    - der Arbeitsmarkt liberalisiert



    - Hartz IV eingeführt



    - Verarmung massiv ausgeweitet



    - die Finanzindustrie bevorteilt zu lasten der kleinen Leute

    usw. Es gebe noch mehr dazu zu sagen, aber mal im Ernst, wer will die SPD noch haben? Wer will mehr Scholz, Nahles oder Gabriel erleben?

  • Na Servus

    Schnackeldidackel - Nö. Mal dess.



    Nu. Schaut frauman sich die grad ausgedeuteten Wanderbewegungen der Wähler zu den Grünen & den Arschlöcher für Deutschland - mal an.



    Vor der Folie der lang&lahmarschig-gestreckten Entstehungsgeschichte der CSU - vor&bis FJS+*¡* Gell! KrakenCSU!



    Zusammenwucherung von dem - was.



    Jetzt - wieder frei floated. Nothing else!



    &



    So wird klar. Dess hück is - doch doch a Arschspaltung der CSU in sich & zu sich selbst! Gellewelle.



    & Däh!



    Ha noi. Mit zwoa Arschbacken!



    &



    Aan 35% - Reste-Torso! Newahr



    Normal. & Rechnet sich doch sauber!



    Politische Mengenlehre 14.Okt. 2018!;))



    Alles andere is Hyperkram&Kaffeesatz!

    unterm——-remember od. lesen hilft —



    de.wikipedia.org/w...le_Union_in_Bayern



    & dess ah noch -



    No. Schaut‘s grad a tvie den bayrischen Grünlingen doch nur amal auf‘s Maul.



    &



    Von den vertrocknet-trotteligen KlemmiKomissköppen der anderen Arschbacke mal ganz ab! Gellewelle.



    Da feiern doch die 50/60er fröhliche Urständ. Nix leise - laut rieselt der Kalk.

    Na Mahlzeit

    & Genau deswegen! Newahr.



    Hat - zisch & mailtütenfrisch so recht!

    “War was? Ach ja. Bayern hat gewählt.



    Nix ändert sich.“

    So isset.

    Ende des Vorstehenden

    • @Lowandorder:

      & en passant noch nochens - frisch



      Mailtütenfrisch—-Däh!

      “Hier passt es auch:







      War wohl doch nur ne rot-grün-Schwäche.







      In Bayern hat sich nix geändert.







      CSU + FW + AfD - ca- 60 Prz.



      SPD + B90/Grüne - ca. 30 Prz.







      Rest: Linke und Sonstige







      summa cum laune: 100 pro.“

      Na bitte. Geht doch.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Rot-Grün-Schwäche. Eine zutreffende Diagnose, Herr Doktor! Leider nicht die erhoffte. Da blieb selbst der Wermut ungetrunken.

  • Ueber 60% haben rechts gewaehlt. Statt zu bedauern, dass diese Stimmen auf viele Parteien aufgesplittert sind, sollten wir uns nicht freuen, dass (noch?) kein bayerischer Orban aufgetaucht ist, der diese rechte Grundstimmung buendelt?

    • @Ignaz Wrobel:

      Die SPD ist gleichfalls "rechts" - zumindest wenn man ihre eigene historische Programmatik kennt: Bankenrettungen gehören jedenfalls nicht dazu. Und die Grünen sind weder grün noch pazifistisch, dazu gibt es gute statements von Jutta Ditfurth. Insofern ist "rechts" die überwältigende Mehrheit.

      • @EricB:

        Die überwältigende Mehrheit vertritt nicht zu 100% Ihre Meinung. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie rechts ist.

  • Wenn man die Prozente von CSU, freie Wähler und AfD zusammenzählt, bleibt das Ergebnis erschreckend.

    Dass die leisere, aber kompetente Stimme von Natascha Kohnen und der SPD so unterging, geht direkt auf eine Führung in Berlin zurück, die überhaupt keine Autorität mehr hat.

    Die SPD tut sich selbst trotz Jahre des Niedergangs sehr schwer, wird von der Schnelligkeit der Entwicklung überrollt. Man denkt an sie mit Mitgefühl, empfehlt der alten Tante, ein Hospiz dem einsamen Sterben vorzuziehen.



    Nahles muss jetzt abtreten, die Koalition darf höchstens auf noch ein Jahr befristet werden, um die dringenden Probleme abzuarbeiten. Merkel sollte bald folgen.



    Schon auf der großen Unteilbar-Demo war zu spüren, dass viele SPD-Mitglieder und Sympathisant*en das Engagement bei diversen NGO's oder Amnesty lohnender finden als in den eigenen Reihen, wo die Spitze jeden Mist mitmacht.

    • @Ataraxia:

      "Dass die leisere, aber kompetente Stimme von Natascha Kohnen und der SPD so unterging, geht direkt auf eine Führung in Berlin zurück, die überhaupt keine Autorität mehr hat."

      Die Führung scheint aber genug Autorität zu haben, um eine hinreichende Emanzipation der Bayern-SPD zu verhindern. Ich finde es ein ausgesprochen schwaches Bild, dass die man dort nur den angstvollen Blick nach Berlin kennt. Der "Mir-san-mir"-Staat der CSU mag in der Auflösung sein, aber Bayern ist doch immer noch Bayern.

  • Und noch etwas: Das "Lokalgeschehen" in Bayern wird nicht nur von der Flüchtlingspolitik bestimmt. Da geht' s z.B. auch um solche Themen, wie dass der CSU vorgeworfen wird, in den letzten Jahren eine beispiellose Zersiedelung Bayerns mit Gewerbegebieten angestoßen bzw. nichts dagegen unternommen zu haben.

  • Was der Kommentar nicht sieht: Die Grünen in Bayern sind anders als die Grünen im Bund. In Bayern sind die sehr viel stärker mit der lokalen Kultur verwurzelt und haben noch Kontakt zu "einfachen Leuten". Das lässt sich gar nicht auf den Bund übertragen.

    • @Hanno Homie:

      Das stimmt nicht. Die grünen Spitzenkandidaten sind typische großstädtische Bildungsbürgerliche, sehr ähnlich wie Habeck und Baerbock . Deshalb waren sie auf dem Land noch ziemlich schwach. Mit einem Kretschmann hätten die 25% geholt.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @explicit:

        Ihre Behauptung ist leider nicht überprüfbar.

        Aber tun wir mal so, als wenn sie stimmen würde. Was folgte dann daraus? Dass Die Grünen (und mit ihr die anderen Parteien) ihre KandidatInnen so aufstellt, dass sie dem Landvolk nach dem Munde redet???

        Sofern Sie dies meinen sollten, hätte ich eine grundsätzliche andere Haltung.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Ich habe mit den Grünen nichts am Hut, die können wegen mir aufstellen wen sie wollen.



          Es stand allerdings die Behauptung im Raum, die Grünen in Bayern seien völlig anders als die im Bund und das sehe ich anders. Das Spitzenduo der Münchner Schulze und Hartmann wirkt wie eine Kopie von Habeck und Barbock, denen hat mW im Gegensatz zu Kretschmann auch nie jemand vorgeworfen sie wären irgendwie provinziell.



          Darum holt ein Hartmann in München auch 44%, während die Partei in weiten Teilen Bayerns unter 10% bleibt.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @explicit:

            Okay. Lassen wir also persönliche Präferenzen beiseite. Die tasächlichen und vermeintlichen Vorwürfe in Sachen Provinzialität ebenso

            Die für mich ungeklärte Frage bleibt: sollen die Parteien ihre KandidatInnen so aufstellen, dass sie dem Wahlvolk nach dem Munde reden?

            • @76530 (Profil gelöscht):

              Zunächst ist es ein Unterschid, ob ein Kandidat oder auch der Unterbau seiner Partei einen Draht zur lokalen Bevölkerung hat oder ob er ihr nach dem Mund redet. Will sagen: Man kann auch als "Der Ökofutzi" unter einer Horde von strunzkonservativen Urviechern sein: Bekannt und charakterlich geschätzt zu sein, sorgt für ein gewisses Grundverständnis für die jeweiligen Standpunkte. Wen man kennt und mag, dem hört man eher zu, selbst wenn er gerade von etwas erzählt, das man selbst schon - unbesehen - als himmelschreienden Blödsinn entlarvt hat. Und gerade auf dem Land kann man sich auch nicht so einfach aus dem Weg gehen.

              Um aber Ihre Frage zu beantworten: Dem Wahlvolk nach dem Mund reden ist keine per se schlechte Sache - wenn man es beherrscht und wenn man auch NACH der Wahl dazu stehen kann. Demokratie heißt nunmal, das am Ende der Wille des Volkes vor allem geht - auch der Vernunft der Bessermenschen. Noch besser ist es natürlich, wenn man "nach dem Mund reden" so versteht, dass man dem Wähler in verständlicher Form erklärt, was man will und warum das seinen Wünschen am ehesten nachkommt.

              Hingegen als Oberlehrer vom Wahlkampfpodest herab dem Volk zu verkünden, was es zu denken hat und was das einzig Richtige ist, hat früher mal in Bayern regelmäßig für CSU- Kandidaten funktioniert. Das klappte aber vor allem, weil die stets einen eifrig nickenden Pfarrer direkt hinter sich stehen hatten, der auch gerne am Sonntag dasselbe nochmal von der Kanzel herunter bestätigt hat.

              Heute ist der Effekt des Pfarrers etwas verblasst, und viel der aktuellen Oberlehrer sind gar keine CSUler mehr und wollen auch mit Pfarrern lieber gar nichts am Hut haben (ihre Hohepriesterin ist Claudia Roth). Deshalb wählen die auch auf dem Land nur Wenige. Sie können sich dann natürlich lebenslang im Recht fühlen, weil die Geschichte sie gnädig davor bewahrt, ihren Salbader irgendwann mal 1:1 in die Praxis umsetzen zu müssen.

              Ergebnis also: "Vielfältiges Angebot" ja, "Wahlvolk aussuchen" nein.

              • 7G
                76530 (Profil gelöscht)
                @Normalo:

                Ein künstlicher Widerspruch, den Sie da - in meinen Augen - mühsam und aufwändig aufbauen.

                An meinem Thema haben Sie äußerst kunstvoll vorbeigeschrieben. Muss auch gelernt sein. Ich habe nirgendwo behauptet, dass die Positionen des Landvolks falsch - oder richtig - wären.

                Aber ich habe davon geschrieben, dem Landvolk nicht nach dem Munde zu reden. Vor allem dann nicht, wenn die eigenen Haltungen andere sind. Das hat weder etwas mit Oberlehrer, noch mit Podest oder Kanzel zu tun.

                Sondern mit der Übereinstimmung von Wort und Tat. Authentizität. Echtheit. Glaubwürdigkeit.

                Dass Volkes Meinung ihre (zum Teil engen) Grenzen hat, ist im wirklichen Leben zu besichtigen. Tag für Tag. Da verlasse ich gerne den Rahmen des - ohnhin nirgendwo existierenden - Egalitären und rede einer Elite das Wort. Einer Elite der Klugen und Weitsichtigen, die (anders als die vermeintlichen Eliten) Erbarmen mit der Nachwelt haben.

                • @76530 (Profil gelöscht):

                  Witzig, aber ich denke immer noch, dass der zweite Teil meines Postings Ihre Frage sehr wohl beantwortete:

                  Authenzität, Echtheit und Glaubwürdigkeit sind wichtig, was das Wahlvolk WILL, ist es aber auch. Die Antwort ist daher weder Ja noch Nein.

                  Ich rede nämlich gerade NICHT jener Elite das Wort und halte es auch nicht für demokratisch, das zu tun. Die Demokratie - oder zumindest das, was man an guten Haaren an ihr dranlassen kann - basiert auf der Zuversicht, dass das Volk insgesamt die Weisheit besitzt, die richtigen Entscheidungen zu treffen, auch



                  WENN letztlich immer die dümmeren 51 % die klügeren 49% überstimmen können - und die klügsten 0,5% allemal.

                  Der Grund: Alle fundamentalen Entscheidungen sind stark emotional überlagert und daher durch elitäre Vernunfterwägungen nicht adäquat zu emulieren. Sieht man also den freien Willen des Individuums als Ausdruck seiner Würde, Bedingung seiner Gefolgschaft gegenüber dem staatlichen Ganzen und somit Basis seines Mitspracherechts, dann muss man auch die "Varianzen in der intellektuellen Tiefe seiner Meinungsbildung" hinnehmen können.

                  Aus meiner Sicht ist es Aufgabe der politischen Parteien und Gruppierungen (einschließlich Lobbyisten), Alternativen aufzuzeigen und dem Souverän oder seinen Repräsentanten ein möglichst umfassendes Bild der Relevanz der jeweiligen Entscheidung zu liefern. Es gebührt dem Souverän zu entscheiden, inwieweit ihn das interessiert oder er die Entscheidung lieber delegieren möchte - an Politiker, Behörden oder auch an andere Wähler oder Wirtschaftsunternehmen.

                  Von daher ist es aus meiner Sicht wirklich nicht per se illegitim, dem Wähler nach dem Schnabel zu reden, WENN man nachher auch tut, was man versprochen hat (das einzige gute Haar, dass ich derzeitigen US-Präsidenten lassen kann). Deutlich kritischer sehe ich "weiße Lügen", mit denen die vermeintliche Elite den Wähler einfängt, um ihm dann Gutes zu tun, von dem er gar nicht wusste, das er es will. Dann lieber ehrlich anecken.

  • "Das konservative Lager differenziert sich aus ..."



    Soweit, so richtig, wenn wir die AfD dazuzählen. Trotzdem kein Grund für zu große Freude bei den Grünen. Denn im liberal-progressiven Lager ist das Gleiche passiert. Und am Ende haben wie vor fünf Jahren die (Reaktionär-) Konservativen gewonnen.



    Die auch bei anderen Anlässen zu beobachtenden Polarisierung der Bürger schreitet fort, ihre Grundeinstellung ändert sich kaum.

    • @jhwh:

      Insofern nichts wirklich Neues.

      • @Rolf B.:

        2013: CSU+FW+AFD: 56,7% SPD+FDP+Grün: 32,5%



        2018: CSU+FW+AFD: 59,0% SPD+FDP+Grün: 32,3%



        Schwer nachzuvollziehen, wie Habeck auf die Idee kommt, daß die Bayern Schwarz-Grün wollen.

        • @jhwh:

          Hat er das gesagt?

          • @Peterbausv:

            Das meint er, wenn er sagt, der Koalitionswunsch der CSU mit den FW werde dem Wählerwillen nach Veränderung nicht gerecht ...



            www.deutschlandfun...:article_id=430533

            • @jhwh:

              OK, das Interview kannte ich nicht.

  • Der Titel des Kommentars hat mich sehr erheitert. Hoffentlich bekommt auch der unsägliche Seehofer die Quittung.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @aujau:

      Die Schlagzeile war sicherlich weitaus origineller und witziger als das Ergebnis der Wahl. Jedenfalls abseits des konservativen Lagers ... und rechts davon.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Beim Addieren der Prozente kommt leider tatsächlich die rechte Wählermehrheit heraus. Es bleibt zu hoffen, das die Koalition gezwungen ist, u.a. den Auswüchsen der Wohnungsnot und den Rechtspopos wirksame Grenzen zu setzen.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ich sehe bislang keine ermutigende Nachricht. Wohin müsste ich noch schauen, um eine zu finden?

    Wir Hessen werden in zwei Wochen hoffentlich eine reifere Wahl treffen. An mir wird ein Wechsel jedenfalls nicht scheitern.

  • Von der CSU Alleinherrschaft zur Koalition mit den reaktionären FW, ist für mich eher vom Regen in die Traufe.

    • @Weidle Stefan:

      Ich habe das Gefühl die konservativen FW sind mir tatsächlich lieber als die CSU und wenn auch nur weil mal jemand anderes an die Futtertröge kommt, ist mir das immer noch lieber als weitere 5 Jahre CSU Alleinregierung, und die FW haben sich bisher bei klassischen Rechts-Links Themen eher zurückgehalten. Klar bin ich kein Fan von den FW , aber sie sind auch angetreten, weil sie sich vor n der CSU Herrschaft gegängelt und nicht ernst genommen gefühlt haben. Insofern ist eine Koalitionsregierung, außer mit der AFD meiner Meinung nach auf jedenfall ein Fortschritt für Bayern.