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Cem Özdemir über die Regierungsbildung„Über die Schmerzgrenze“

Cem Özdemir hätte fast regiert. Fast. Vor dem Parteitag spricht der Grünen-Chef über den Untergang von Jamaika und die Folgen.

Cem Özdemir möchte auch bei einer Neuwahl Spitzenkandidat sein Foto: dpa

taz.am wochenende: Herr Özdemir, in der Nacht, in der Jamaika gescheitert ist, lagen sich Grüne und Unions-­Politiker in den Armen. Können Sie nun endlich offen sagen, dass die Union Ihr Traumpartner ist?

Cem Özdemir: Die Union war und ist nicht mein Traumpartner. Ich würde im Übrigen auch sehr davon abraten, sollte es zu Neuwahlen kommen, einen Schwarz-Grün-Wahlkampf zu machen. Aber eine Erkenntnis ist durch die Sondierungen mit CDU, CSU und FDP in Stein gemeißelt: Die Grünen sind die einzige Kraft, die entschieden gegen Klimakrise und für gesellschaftlichen Zusammenhalt kämpfen.

Aber das Vertrauen zwischen Ihnen und den Schwarzen ist gewachsen?

Kontakte zwischen Grünen und CDU gab es ja schon lange. Aber Grüne und CSU sind sich im gegenseitigen Verständnis näher gekommen: Ich teile deine Meinung nicht, aber ich verstehe, wie du zu ihr kommst. Ich habe Horst Seehofer als ehrliche Haut erlebt. Selbst die CSU bezweifelt jetzt nicht mehr, dass auch die Grünen loyale, verfassungstreue Bürger dieses Landes sind. Ich hatte das Gefühl, dass die Sondierungen für einen Teil der CSU wie ein spätes Ankommen der Grünen in der Bundesrepublik Deutschland waren.

Wie sehr setzen Sie noch auf Merkel?

Wenn die FDP das Ziel hatte, durch ihr Manöver Angela Merkel loszuwerden, ist das nach hinten losgegangen. Ihr Standing wurde meinem Eindruck nach in CDU und CSU gefestigt. Ich kann auch nicht nachvollziehen, dass sich Herr Lindner über die mangelnde Unterstützung der Kanzlerin in den Verhandlungen beklagt. Ehrlich gesagt: Diese Weinerlichkeit von Männern, die ein Problem mit starken Frauen haben, geht mir auf den Zeiger.

Würden Sie mit Angela Merkel auch über eine schwarz-grüne Minderheitsregierung reden?

Es geht mir auf den Senkel, dass in Deutschland der Kompromiss als Verrat denunziert wird

Jetzt ist erst mal der Bundespräsident dran. Er muss laut Verfassung entscheiden, wie es weitergeht. Und dann liegt der Ball bei Union und SPD. Wir Grüne machen keine Tür zu. „Erst die Partei, dann das Land“ – eine solche Politik gibt es mit uns nicht.

Glauben Sie, dass die SPD in eine Große Koalition eintritt?

Die Rufe in der SPD werden ja schon lauter. Das wäre die dritte Groko in vier Legislaturperioden. 2005, nach dem Ende von Rot-Grün, hatten Union und SPD knapp 70 Prozent. Heute hätten sie nur noch 53 Prozent. Da fragt man sich schon: Wie viel haben sie nach dem nächsten Mal?

dpa
Im Interview: Cem Özdemir

Jahrgang 1965 ist Kovorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen und war einer von zwei Spitzenkandidaten im Wahlkampf. 1994 saß er einer der ersten Abgeordneten mit türkischen Wurzeln im Bundestag. Von 2004 bis 2009 war er im Europa­parlament.

Wie haben die Sondierungen die Grünen verändert?

Die Grünen sind in diesem Prozess zusammengewachsen und äußerst geschlossen aufgetreten. Das war ein richtiges Team. Das hat mich schwer beeindruckt und erfüllt mich mit großer Dankbarkeit. Da saßen ja durchaus meinungsstarke Leute mit am Tisch, Toni Hofreiter, Claudia Roth, Winfried Kretschmann, Jürgen Trittin und andere, wir waren ja wahrlich nicht immer ein Herz und eine Seele. Aber in den vergangenen Wochen haben alle an einem Strang gezogen. Auch Agnieszka Brugger, Annalena Baerbock oder Katja Dörner, die man in der breiten Öffentlichkeit noch nicht so gut kennt, haben einen tollen Job gemacht. Darauf kann die Partei stolz sein.

Die Kreuzberger Bundestagsabgeordnete Canan Bayram findet, es müsse darüber geredet werden, dass die Verhandler ihr Mandat überschritten hätten. Sie sieht Klärungsbedarf. Das klingt eher nach einer parteiinternen Untersuchungskommission, die eingerichtet werden muss?

Da wünsche ich frohes Verrichten. Wie mehrheitsfähig Frau Bayrams Anträge sind, konnte man ja auf dem letzten Bundesparteitag beobachten. Ich habe die Kollegin in der Fraktion bisher nicht als konstruktive Abgeordnete wahrgenommen, von der ich viel gehört hätte. Die Reaktion in der Partei war ja auch entsprechend: nämlich nicht messbar. Ich lege übrigens Wert drauf, in meinem Wahlkreis in Stuttgart ein besseres Ergebnis erreicht zu haben als Canan Bayram in Friedrichshain-Kreuzberg. Hat leider trotzdem nicht gereicht.

Sie haben in den Sondierungen angeboten, einen Rahmen von 200.000 Flüchtlingen pro Jahr zu akzeptieren. Kommt die Zahl ins Wahlprogramm?

Unser Wahlprogramm gilt. Unverändert. Grüne und Union mussten sich gerade auch in der Flüchtlingspolitik aufeinander zubewegen. Sicher ist: Das weitere Aussetzen des Familiennachzugs für subsidiär Geschützte wäre mit uns nicht machbar gewesen.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz.am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Sie haben vorher fest versprochen, dass es eine Obergrenze mit den Grünen nicht geben werde.

Das wäre keine Obergrenze gewesen. Darauf lege ich Wert. Die hätte es ja nicht nur mit uns nicht gegeben, sondern auch mit der Kanzlerin nicht.

Was für ein Signal sendet es, wenn die Grünen eine Zahl akzeptieren, die so eine Begrenzung zumindest suggeriert?

Wir hätten keine Begrenzung akzeptiert. Wir haben deutlich gemacht: Die 200.000 wären für uns ein Planungsrahmen gewesen, in dem wir in Zukunft handeln wollen, gerade mit Blick auf die Integrationsmöglichkeit in den Kommunen. Unser Kompromissangebot hat betont, dass weder das Grundrecht auf Asyl noch die Genfer Flüchtlingskonvention angetastet werden dürften.

Die Zahl hätte im Koalitionsvertrag gestanden. Und die Grünen hätten unterschrieben.

Und damit konkrete Verbesserungen für geflüchtete Menschen erreicht. Das hätte an erster Stelle nämlich geheißen, dass der Familiennachzug auch für subsidiär Geschützte wieder ermöglicht worden wäre.

Sie haben in der Flüchtlingspolitik auch angeboten, Algerien, Tunesien und Marokko zu sicheren Herkunftsstaaten zu erklären. Dort werden Homosexuelle per Gesetz bestraft – und im Gefängnis brutal misshandelt.

Wir hätten uns nicht verschlossen, diese Frage europäisch zu lösen, da sie derzeit ohnehin europäisch verhandelt wird. Eine solche Regelung hätte allerdings zwingend einen Schutz für sogenannte vulnerable Gruppen enthalten müssen – etwa für Journalisten, Blogger, Schwule und Lesben oder ethnische Minderheiten.

In grünen Anträgen für den Bundestag steht: Die drei Maghrebstaaten zu sicheren Herkunftsstaaten zu erklären, widerspreche dem Grundgesetz und europäischem Recht.

Leider können wir mit 8,9 Prozent nicht allein regieren. Sie stehen mit solch schwierigen Partnern wie CDU, CSU und FDP vor der Frage: Beharren Sie auf 100 Prozent Programm oder sind Sie bereit, notfalls auch über die Schmerzgrenze hinaus Kompromisse einzugehen, um konkrete Verbesserungen zu erreichen – wenn auch nicht für alle, so doch für einen relevanten Teil der Geflüchteten. Wir hätten einiges erreichen können. Ein modernes Einwanderungsgesetz zum Beispiel. Lange in Deutschland lebende Geflüchtete hätten durch den sogenannten Spurwechsel eine gute Perspektive bekommen. Außerdem wäre das die erste Regierung gewesen, die ernsthaft Fluchtursachen bekämpft. Wir haben den Schwarzen abverhandelt, dass es für jeden Euro für Rüstung einen Euro für Entwicklungshilfe gibt. Jetzt haben wir null Verbesserung.

Sie haben etliche Positionen aufgegeben, um in die Regierung zu kommen.

Um dort dann für Veränderung zu sorgen und den Status quo zu überwinden. Sieben Gigawatt Braunkohlekraftwerke vom Netz bis 2020, das ist eine CO2-Reduktion um 40 Millionen Tonnen. Das wäre das ehrgeizigste Dekarbonisierungskonzept gewesen, für das sich eine deutsche Regierung je gesetzt hat. Es geht mir auf den Senkel, dass in Deutschland der Kompromiss als Verrat denunziert wird. Kompromisse sind konstitutiv für das Gelingen der Demokratie.

Falls es nicht zu einer Großen Koa­lition oder Minderheitsregierung kommt, müssen Sie sich auf Neuwahlen vorbereiten. Stehen Sie noch mal zur Verfügung?

Jetzt müssen wir erst mal schauen, wie sich die Regierungsbildung entwickelt. Es freut mich aber, dass Toni Hofreiter bereits vorgeschlagen hat, dass Katrin Göring-Eckardt und ich im Falle von möglichen Neuwahlen die Partei wieder als Spitzenkandidaten in den Wahlkampf führen sollten.

Wir meinten eher: Stehen Sie für eine Urwahl zur Verfügung?

Wenn es Neuwahlen gäbe, wüsste ich nicht, wie wir so schnell eine Urwahl organisieren sollten. Dafür wäre zu wenig Zeit. Die Neuwahl würde ja innerhalb weniger Monate stattfinden.

Das heißt, die Basis wäre dieses Mal kein Boss?

Die Basis hat ja entschieden. Sie hat zwei Spitzenkandidaten gewählt. Dann haben die Wählerinnen und Wähler gewählt. Ich glaube, mehr Legitimation gibt es nicht. Aber noch mal: Ich halte die Frage nach Neuwahlen derzeit für sehr spekulativ.

Sie haben angekündigt, den Parteivorsitz abzugeben. Bleibt es eigentlich dabei?

Ich werde nicht mehr für den Parteivorsitz der Grünen kandidieren. Das habe ich gesagt, und dabei bleibt es.

Wer käme in Frage?

Es ist kein Geheimnis, dass ich Robert Habeck für einen sehr schlauen Kopf halte. Für ihn wünsche ich mir eine wichtige Rolle bei den Grünen. Weil es männliche Doppelspitzen nicht gibt, sind wir uns einige Male in die Quere gekommen. Das bedauere ich. Aber wir haben viele gute, profilierte und sachkundige Leute bei uns. Mir fällt da unser Politischer Bundesgeschäftsführer Michael Kellner ein oder der Europaabgeordnete Sven Giegold. Auch von den Frauen aus unserem Sondierungsteam, von Agnieszka Brugger, Annalena Baerbock und Katja Dörner, wird man noch viel hören.

Ihr Wahlergebnis war mit 8,9 Prozent eher mäßig, oder? 2013 galten 8,4 Prozent als Katastrophe.

Sie müssen schon den Vergleichsmaßstab sehen. Alle Auguren haben uns vor der Wahl vorhergesagt, wir würden im Vergleich mit 2013 deutlich verlieren. Die Frage war nur noch, wie stark wir verlieren. Aber wir haben eine halbe Million Stimmen mehr geholt.

Sie haben nach der Wahl eine Fehleranalyse angekündigt. Kommt die eigentlich noch?

Wir haben sogar schon einen Prozess dafür gestartet. Ich bin ein großer Fan der Optimierung von Prozessen. Nur konnte die Kommission bisher nicht arbeiten, weil wir alle Kräfte auf die Sondierungen konzentriert haben. Zur Ehrlichkeit gehört dazu, dass wir in diesem Wahlkampf nicht alles super gemacht haben – und ein paar Sachen besser machen können.

Was?

Das würde ich in der Kommission besprechen.

Ihnen fällt kein einziger Fehler ein?

Das habe ich nicht gesagt. Ich glaube, wir waren in der Endphase des Wahlkampfs am besten. Da zogen die Formate, da drangen wir mit unseren Themen durch. Anfangs hatten wir Pro­ble­me, in den Tritt zu kommen, auch weil wir viele Ressourcen in die Urwahl gesteckt hatten.

Was wäre anders in einem neuen Wahlkampf? Gleiche Spitzenkandidaten, gleiches Programm, gleiche Strategie. Klingt wie: Und täglich grüßt der Özdemir.

Sollen wir jetzt nicht mehr über Klimaschutz reden? Ist alles erledigt? Schmilzt das Eis nicht mehr, gehen die CO2-Werte zurück? Diese Bundestagswahl und der Prozess danach haben uns doch eines gelehrt: Nur die Grünen sind wirklich grün. Wir sind die Einzigen, deren Kompass der Klimaschutz ist.

Endet gerade Ihre politische Karriere? Die Grünen gehen nun wahrscheinlich wieder in die Opposition.

Ich habe in Stuttgart einen wunderschönen Wahlkreis, wo ich das Direktmandat knapp verpasst habe. Es würde mich sicher reizen, im dritten Anlauf das Direktmandat zu erobern. Ich bin Grüner mit ganzem Herzen und Verstand.

Hat das alles auch etwas Tragisches? Sie, der Sohn türkischer Gastarbeiter, waren kurz davor, Minister zu werden.

Ich bin ganz zufrieden. Meine Eltern haben beide in der Fabrik geschuftet. Ich heiße nicht Hans, Detlev oder Gustav, sondern Cem Özdemir. Ich habe einen Namen, bei dem viele sagen: Wie kann der Vorsitzender einer deutschen Partei sein? Und ich stehe morgens auf und sitze dann Angela Merkel gegenüber, um für die Ziele der Grünen zu kämpfen.

Sie sind jetzt der Unvollendete.

Wie gesagt: Weinerliche Männer nerven mich. Dass es nicht reicht für die Regierung, tut mir weh, klar. Aber nicht wegen des Amts. Meine Tochter lernt gerade viel über Artenschutz in der Schule. Sie bastelt Insektenhotels und erzählt mir vom Sterben der Wild- und Honigbienen. Ihr hätte ich gern gesagt: Dein Papa hilft dabei, dass es von diesen Insekten wieder mehr gibt, dass die Menschen überall auf der Welt besser leben können. Aber das Leben geht weiter. Mal schauen, was noch kommt. Ich bin noch nicht fertig.

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42 Kommentare

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  • „Ich bin ganz zufrieden. Meine Eltern haben beide in der Fabrik geschuftet. Ich heiße nicht Hans, Detlev oder Gustav, sondern Cem Özdemir. Ich habe einen Namen, bei dem viele sagen: Wie kann der Vorsitzender einer deutschen Partei sein? Und ich stehe morgens auf und sitze dann Angela Merkel gegenüber, um für die Ziele der Grünen zu kämpfen.“

     

    Das Wahlverhalten ist zum Teil subjektiv. So ist der Name Özdemir für viele Deutsch-Türken ein gewichtiger Faktor, um die Grünen zu wählen. Der Anteil von Menschen ist nicht unbedeutend, für den primär Subjektivität bei der Stimmenabgabe entscheidend ist.

     

    Die Grünen haben aber eine Doppelspitze, die sowohl Deutsche ohne Migrationshintergrund als auch mit anspricht.

  • Der Typ ist so machtgeil und geschwätzig wie Westerwelle selig. Es wird höchste Zeit, dass die Grünen ihn irgendwo parken, wo er keinen Schaden anrichten kann. Und die Kirchengöring gleich daneben.

    • @Kunz:

      da könnte ja Hinz und Kunz kommen....

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...nur um regieren zu können, würden die Grünen ihre eigenen Großmütter verkaufen.

    Nur ein Beispiel: Wichtig bei den Sondierungsgesprächen war ihnen der sog. Familiennachzug, dass in Marokko, Tunesien etc. Homosexuelle bestraft und im Gefängnis misshandelt werden geht ihnen sprichwörtlich am A... vorbei.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Da bin ich nicht sicher, ob ich lachen oder weinen soll. Maghreb als sichere Herkunftsländer, ABER die genannten Gruppen genießen Schutz? Wenn er das wirklich durchbekommen hätte, wäre es ein genialer Schachzug. Denn: damit kann man jedes Land zum sicheren Herkunftsland machen. Solange die Verfolgten Schutz genießen, ist das ja nichts anderes als eben Asyl zu gewähren ... ;-)

      Aber ich fürchte, die Ausnahme, die alles geändert hätte, wäre als erstes gefallen.

       

      Aber stimmt schon, er ist machtgeil wie jeder Politiker. Und wirklich gut hat er meiner Meinung nach nicht in diesem Interview abgeschnitten. Besonders schlimm diese kleinkindliche "ich hab aber mehr Stimmen als Frau Bayram bekommen, nänänä". Nur um der Antwort aus dem Weg zu gehen.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @81331 (Profil gelöscht):

      Wieviele Marokkane rund Tunesier kommen den her um vor der Verfolgung zu fliehen? Im Verhältnis zur Gesamtzahl und wievielen Homosexuellen wird der Schutz verwehrt?

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...hätte, hätte, Fahrradkette.

    Ja, die Grünen und CDU/CSU sind sich wirklich nähergekommen. Eine mögliche Einsparung von 40 Mio. Tonnen CO2 als Erfolg für den Klimaschutz zu verkaufen, so etwas könnte auch von Frau Merkel und ihrer CDU kommen.

    Damit Deutschland seine Klimaschutzziele erreicht, ist bis 2020 eine Einsparung von mindestens 80 Mio. Tonnen CO2 notwendig.

    Dann auch noch Herrn Seehofer als "ehrliche Haut" zu bezeichnen, ist nur noch peinlich.

    Und, anscheinend hat auch Herr Özdemir "ein Problem mit starken Frauen", zumindest mit Frau Bayram.

  • Nachfolgende Zitate aus dem Interview verdeutlichen diesen schlichten Populismus eines Cem Özdemirs, die unerträgliche Anbiederung an die CSU, die bemüht ist, die AfD in Teilen zu ersetzen, die Aufgabe wesentlicher grüner Standpunkte (sofern es sie überhaupt gibt) den Macho Cem und die totale Selbstüberschätzung als Weltenretter:

     

    „Aber Grüne und CSU sind sich im gegenseitigen Verständnis näher gekommen: Ich teile deine Meinung nicht, aber ich verstehe, wie du zur ihr kommst. Ich habe Horst Seehofer als ehrliche Haut erlebt. Selbst die CSU bezweifelt jetzt nicht mehr, dass auch die Grünen loyale, verfassungstreue Bürger dieses Landes sind.“

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    „Ich habe die Kollegin (Canan Bayram) in der Fraktion bisher nicht als konstruktive Abgeordnete wahrgenommen, von der ich viel gehört hätte.“

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    „Wir hätten keine Begrenzung akzeptiert. Wir haben deutlich gemacht: Die 200.000 wären für uns ein Planungsrahmen gewesen, in dem wir in Zukunft handeln wollen, gerade mit Blick auf die Integrationsmöglichkeit in den Kommunen. „

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    „Es freut mich aber, dass Toni Hofreiter bereits vorgeschlagen hat, dass Katrin Göring-Eckardt und ich im Falle von möglichen Neuwahlen die Partei wieder als Spitzenkandidaten in den Wahlkampf führen sollten.“

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    „Meine Tochter lernt gerade viel über Artenschutz in der Schule. Sie bastelt Insektenhotels und erzählt mir vom Sterben der Wild- und Honigbienen. Ihr hätte ich gern gesagt: Dein Papa hilft dabei, dass es von diesen Insekten wieder mehr gibt, dass die Menschen überall auf der Welt besser leben können.“

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Sie werfen dem Mann vor, dass er Politiker ist und reden kann.

      Sie werfen ihm zudem vor, dass er Meinung(en) hat.

       

      Und nein, ich bin kein Cem Özdemir Anhänger, aber mein Respekt ist nicht zu schade für ihn.

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Ich werfe ihm keineswegs vor, dass er reden kann. Das wäre in der Tat absurd.

        Ich kritisiere seine populistischen Worthülsen und seinen Opportunismus.

  • 'Mir wurde übrigens speiübel beim Lesen dieses Interviews und hätte Özdemir am liebsten eine gelangt.'

    Daran sieht man ja, wes Geistes Kinder Sie und die ganzen anderen Grünenfresser hier sind.

  • Grün ist die derzeit einzige Partei die die richtige Themenhierarchie auf der Agenda hat.

    Auch das Machbare , in einer Politiklandschaft die von Kompromissen innerhalb Mehrheiten lebt, vom nicht Machbaren zu trennen scheint ein Alleinstellungsmerkmal.

     

    Ich würde schon beinahe von Partei des gesunden Menschenverstandes reden.

  • Mir geht bei Herrn Özdemir (genau wie bei Herrn Habeck) auf den Keks, daß er sich um das klare Beantworten von Fragen gern herumdrückt. Da sind eine Menge Talkshowphrasen drin. Ich kann also den Brechreiz bei einigen verstehen.

     

    Auch lustig, wie er sich über frauenfeindliche Politiker beömmelt, um dann über die Abgeordnete Bayram herzuziehen, daß es nur so kracht.

    • @kditd:

      Ich glaube nicht, dass ihr Geschlecht sie vor Kritik schützt.

      • @Lucas Werner:

        Die Kritik war aber recht machomäßig formuliert.

  • Insgesamt ein gutes, informatives Interview.

    Angesichts der vielen, ungelösten Probleme (soziale Ungleicheit, Armut, Umweltkatastrophen, Europa, Terror) nervt allein das Übergewicht an Fragen zum Thema Flüchtlinge & Asyl.

    Die Grünen sind doch in erster Linie eine Umweltpartei. Und die miesen Kompromisse, die zulasten der Umwelt vereinbart worden wären, finde ich eigentlich interessanter als das ewige Gequatsche über eine „200.000-Grenze“.

    Rührend fand ich Özdemirs Freude darüber, das die Grünen nun von dr CSU und dem „ehrlichen“ Horst als vollwertige Gesprächspartner akzeptiert seien.

    Da klang zwar von Dobrindt ein wenig anders, aber Özdemir gehört ja nun schon zu den großen, erwachsenen Politikern.

    Bin froh, das er nicht Minister wird.

  • s' grüne Erdoganle

     

    Es gibt Schlimmere als Herrn Özdemir, oder Cem wie er sich gerne nennen lässt.

     

    Als er anfing waren die Grünen wohl die einzige Option.

     

    Natürlich hat er recht, dass jemand mit diesem Vornamen wenn er auftritt, etwas sagt, nicht bei null anfängt. Bei einigen ist es minus eins, bei anderen plus eins, und man darf nicht vergessen, wo er sozialisiert wurde. Nicht nur seine Familie, Süddeutschland ist konservativ.

     

    Er ist halt wie er ist. - Ausserdem hat er gesagt, dass er aufhört. Vielleicht merkt es ja seine Kollegin auch noch.

     

    Bin gespant auf die neuen Personen.

  • Nachdem ich nun das ganze Interview gelesen habe, bin ich um so mehr froh, dass wir von einer Beteiligung der Grünen verschont blieben.

  • "Der Unvollendete" ist unfair: In jedem Wettbewerb gibt es nur wenige, die gewinnen, das macht die anderen nicht zu Unvollendeten: Sie waren alle gut genug, um antreten zu können, und sie haben gezeigt, was möglich ist.

  • Ich habe es mir angetan, Özdemirs Sprüche vor, während und nach den Jamaika Verhandlungen anzuhören und natürlich mitbekommen, wie sehr er mit seinen Grünen Stück für Stück grüne Positionen verkauft hat. Das könnte man ja, wenn man naiv ist, noch als Kompromissbereitschaft akzeptieren. Aber die populistischen Sprüche nach Beendigung der Jamaika Verhandlungen und das Anbiedern an CDU/CSU waren schon eine Zumutung. Da frage ich mich: wer wählt die eigentlich diese Grünen?

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Naja, ich halte Cem Özdemir für einen der wenigen Grünen, die Ratio über Emotion stellen.

    • @Rolf B.:

      Meines Erachtens vor allem Volkstümler, Esoteriker, Wohlhabende.

      Deshalb auch die Benutzung von Begriffen, wie Patriotismus, die Anbiederung an die Wirtschaft und Spaß an großer Weltpolitik mit Waffeneinsatz.

      Mir wurde übrigens speiübel beim Lesen dieses Interviews und hätte Özdemir am liebsten eine gelangt.

  • Ehrlich gesagt: Diese Weinerlichkeit von Männern, die ein Problem mit starken Frauen haben, geht mir auf den Zeiger.

     

    Herr Özdemir, eine dermaßen populistische Äußerung hätte ich von Ihnen nicht erwartet. Aber Männer-Bashing ist derzeit ja en vogue.

    • 8G
      81622 (Profil gelöscht)
      @Nikolai Nikitin:

      hören Sie doch auf zu polemisieren! Ihre Beiträge zu allen Themen hier sind polemisch , ohne neue inhaltliche Aspekte.

      Özdemir ist ein ehrlicher, realistischer Politiker, der versucht etwas zu verändern angesichts von Populisten jeglicher Couleur

      • @81622 (Profil gelöscht):

        ... im Übrigen, Herr Jung-Heckel, zeigt mein Hinweis, ich hätte eine so billiges Männer-Bashing von Özdemir nicht erwartet, doch gerade, dass ich ihn ansonsten sehr wohl respektiere. Ehrlichkeit und Realismus will ich ihm sicher nicht absprechen.

      • @81622 (Profil gelöscht):

        Werter Herr Jung-Heckel, was ist hier polemisch ? Özdemirs populistisch-billiges Männer-Bashing oder meine Kritik daran ?

    • @Nikolai Nikitin:

      Dann lesen Sie doch auch noch mal den Absatz über Frau Bayram.

      • @Heiner Jessen:

        Danke für den Hinweis. Ich habe den Absatz noch einmal gelesen, habe aber nicht feststellen können, dass er sie kritisiert, weil sie eine Frau ist.

    • @Nikolai Nikitin:

      Wie kommen Sie denn jezt auf Männer-Bashing? Wegen dem Christian weil Mutti ... ?

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Wie üblich die soziale Frage nicht mit der grünen zusammengebracht. Auch nicht von Seiten der Fragesteller, obwohl die Fragen sonst kritisch sind. Statt dessen Häme der SPD gegenüber und der innerparteilichen Kritik, anstatt (sich) zu fragen, warum die Grünen in Kreuzberg so wenig Stimmen bekommen haben.

     

    Wenn man die SPD schon beerdigen will - was nach deren frühzeitiger Absage an RRG um letzten Wahlkampf nicht unverdient wäre - dann müssen sich die Grünen mehr einfallen lassen, als nur den Slogan 'Sozial ist, was Arbeit schafft' von der SPD zu übernehmen.

    Leider gefällt sich Özdemir viel zu sehr darin, endlich in der vermeinten Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein, um aus den Fehlern der SPD politisches Kapitals zu schöpfen. Lieber wird auf der Linken rumgehackt, weil die darauf hinzuweisen wagen, dass Hartz-IV nunmal keine Aussicht auf ein würdiges Leben darstellt, wenn die Kohlegrube dichtgemacht wird.

     

    Dann bekommt man halt nur knapp neun Prozent bei den Wahlen, muss mit der FDP in Koalitionsverhandlungen gehen und knickt schließlich folgerichtig bei einer Forderung nach der anderen ein.

    Das großspurige "Ich kann noch einen!" Lindners ist es letztendlich nur der Anlass dafür, dass durch ihre versammelte politische Maßlosigkeit den versammelten Machttrunkenbolden beim starken Zuspruch von Austeritätabsinth auf ihrer Jamaikakreuzfahrt schon im Hafen der Sprit ausgeht. Alles versoffen, Lindner vom Verhandlungstisch gekippt, er konnte sein Maß nicht halten und schläft nach einem Anfall wirren Gestammels nun seinen Rausch aus.

    Irgendwie auch nicht überraschend. Macht ist noch die größte Droge, da stinken Weißbier und Cannabis glatt ab dagegen. Keine Macht den Drogen? Keine Macht der Macht?!

    • @85198 (Profil gelöscht):

      > Wie üblich die soziale Frage nicht mit der grünen zusammengebracht.

       

      Das war gestern in der Ortsverbandssitzung der Grünen völlig anders.

       

      Und auch im Wahlprogramm ist das anders.

      • 8G
        85198 (Profil gelöscht)
        @Arne Babenhauserheide:

        Dann muss es wohl an der fehlenden Kommunikation liegen, dass ich im Wahlkampf nichts von einer Hartz-IV-Reform von Seiten der Grünen gehört habe. Sie haben die Agenda 2010 selbst mit zu verantworten. Dass lediglich ein paar Superreiche mehr besteuert werden sollten, ist dann ja auch gleich wie zu erwarten als erstes in den Koalitionsverhandlungen fallen gelassen worden. Wasser auf die Mühlen der Demokratie- und Klimaverdrossenen.

        Also wäre es vielleicht beim nächsten Ortsgruppentreffen mal angemessen, darüber zu dirkutieren, wie das asoziale Image der Grünen angegangen werden kann, nicht nur mit PR, sondern mit substantiellen Reformvorschlägen, die Agenda 2010 betreffend, bestenfalls mit einem bedingungslosen Grundeinkommen in menschenwürdiger Höhe, ohne dabei das Sozialsystem neoliberal auszuhöhlen, das würde nach meiner Einschätzung sehr zugkräftig sein. Bürgerversicherungen bei der Rente und der Krankenversicherung würden auch helfen, d.h. Versicherungen, in die alle einteilen, nicht nur diejenigen, die sich nicht freikaufen können von der Solidarität. Wenn sowas im Programm steht, dann kam das nicht rüber bei dem 'Es passt kein Blatt zwischen Umwelt und Wirtschaft' im Wahlkampf. Das hat genau das Gegenteil von 'sozial' kommuniziert und das hat sich auch in den Koalitionsverhandlungen niedergeschlagen, ob nun wegen fehlender Standhaftigkeit oder wegen fehlender Prozente in der Wahlurne, ist letzlich auch egal. Es gilt das selbe wie für die Linke: Wenn Euer Programm so toll ist, warum bekommt Ihr dann nicht mindestens 20 Prozent der Stimmen, das Potential wäre doch da!?

      • @Arne Babenhauserheide:

        Im Wahlprogramm stand kaum etwas über soziale Gerechtigkeit, das wurde vielleicht mal in einem Nebensatz erwähnt. Ich habe das Teil gelesen, um es mit dem der Linken zu vergleichen. Steht zum großen Teil dasselbe drin, nur bei der Linken wenig über Umwelt, bei den Grünen wenig über Soziales.

         

        Eine Mischung aus beiden, das würd' ich sofort wählen.

  • Kovorsitzenderdoppelspitzenkandidatbeinaheminister.

     

    Da wirds langsam eng auf der Visitenkarte. Zeilentechnisch.

     

    Politisch geht trotzdem alles. Mit allen, sofern sie nicht Gustav oder Detlev heißen und wie die Insekten arbeiten und im Hotel wohnen müssen. Das muss der SuperCem nicht, denn er frühstückt gleich mit der Bienenkönigin und eigentlich ist schon fast sowas wie eine halbe männliche Drohne.

  • "Ich lege übrigens Wert drauf, in meinem Wahlkreis in Stuttgart ein besseres Ergebnis erreicht zu haben als Canan Bayram in Friedrichshain-Kreuzberg. Hat leider trotzdem nicht gereicht." --------------------- Wie war das mit den weinerlichen Männern, die ein Problem mit starken Frauen haben?

    • @Kunz:

      Nun ist Canan Bayram kein Beispiel für eine starke Frau.

      • 3G
        39167 (Profil gelöscht)
        @rero:

        Ob sie eine starke Frau ist, kann ich nicht beurteilen.

        Die Aussage von Cem Ö.ist väööig daneben, passt aber zu diesem Bonusmeilensammler und dubiosen Kreditnehmer,

        Pfui Teufel!

      • @rero:

        Nicht? Immerhin hat sie sich während der Sondierungsgespräche als einzige Grünen-MbB klar und deutlich gegen den sich anzeichnenden Ausverkauf positioniert.

  • Diesen Satz sollte ich manche einrahmen und jeden Morgen erst mal lesen - besser vor jedem abgesetzten Kommentar.

     

    "Es geht mir auf den Senkel, dass in Deutschland der Kompromiss als Verrat denunziert wird. Kompromisse sind konstitutiv für das Gelingen der Demokratie."

  • 3G
    39167 (Profil gelöscht)

    Puh, da ist ja ein Kelch an uns vorbeigegangen!

    Dieser arrogante Ton gegenüber seiner grünen Kollegin, ist einfach nur widerlich.

    Von diesem Herrn, mitsamt seiner grünen Liga, eine sozialgerechte Politik zu erwarten, ist wie der Glaube an dem Weihnachtsmann.

    Was zur Rentenpolitik gehört? Zur Bürgerversicherung? Zur Erhöhung des Mindestlohns? Zum bedingungslosen Grundeinkommen? Nix!

     

    Dieser Satz:

    "Sie haben etliche Positionen aufgegeben, um in die Regierung zu kommen."

     

    sagt alles aus. Sie haben sich angeschleimt an Merkel, das war übel! Hofreiter hat die Kanzlerin in einer Talkrunde gelobt und gelobt und gelobt!

     

    Gruß von einer Ex-Grünen, die vor 20 Jahren noch Plakate geklebt hat, Veranstaltungen organisiert hat usw.usw., übrigens mit einem Ex-Grünen, der zur CDU gewechselt ist.

     

    Soweit würde ich nun persönlich nicht gehen :-)

    • @39167 (Profil gelöscht):

      Gratulation, Frau Gabriela !

      Ich gebe zu, vor Jahrzehnten auch einmal Anhänger der damals noch jungen Grünen gewesen zu sein. Damals, als sie noch links und nicht verbürgerlicht waren.

      • 3G
        39167 (Profil gelöscht)
        @Nikolai Nikitin:

        Die Guten sind wohl weg aus dieser Partei. Vielleicht hätten wir bleiben sollen und kämpfen?

        Ich bin leider nicht so anpassungsfähig, Kostümchen stehen mir nicht!