Zwei Jahre Nutri-Score: Manchmal ist sie zu Unrecht grün
Seit zwei Jahren soll die Lebensmittelampel Nutri-Score Verbraucher:innen vor Zucker- und Fettbomben warnen. Das klappt aber nur bedingt.
Am besten macht sich im Korb das dunkelgrüne A. Das ist leicht zu verstehen. Nur: Die Ampel kann auch in die Irre führen. Armin Valet kümmert sich bei der Hamburger Verbraucherzentrale um Ernährungsfragen. Er sagt: „Grundsätzlich empfehlen wir, auf den Nutri-Score zu achten, wir sehen aber Verbesserungsbedarf.“ So sei der Nutri-Score freiwillig, darum schaue in der Regel kein Lebensmittelkontrolleur darauf.
Das Ergebnis: Zum Beispiel besteht das Kakaopulver Nesquik von Nestlé zu mehr als 70 Prozent aus Zucker. Es trägt trotzdem ein grünes B, weil die fertig zubereitete Trinkschokolade und nicht das reine Kakaopulver bewertet wird. Nestlé empfiehlt fettarme Milch, die als gesund gilt. Würde Nestlé Vollmilch empfehlen, die mehr Kalorien und gesättigte Fettsäuren enthält, erhielte der Kakao ein C. Würde er in seiner Pulverform gegessen, ein D.
Valet sagt: „Ein Produkt, das A oder B ist, ist nicht grundsätzlich gesund. Diese Aussage kann so eine einfache Nährwertkennzeichnung gar nicht leisten.“ Innerhalb einer Produktkategorie seien Unterschiede aber „zuverlässig“ auszumachen: Erhält der eine Kakao ein B und der andere ein C, greift man besser zu B – aber ein bedenkenlos zu trinkender Durstlöscher ist der Kakao deshalb nicht.
Europaweite Lösung muss her
Was heißt das alles? Deutschland hat sich schon vor Längerem mit sechs Ländern zusammengetan, die den Nutri-Score eingeführt haben und weiterentwickeln wollen: Belgien, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, der Schweiz und Spanien. Die von ihnen zu Rate gezogenen Experten haben empfohlen, einen hohen Zucker-, aber auch Salzgehalt strenger zu bewerten. Pflanzliche Öle sollen um eine Klasse besser bewertet werden als bisher.
Ab wann das greifen wird, ist noch offen. Für Verbraucherschützer Valet ist entscheidend, dass die Ampelkennzeichnung „verpflichtend wird“. Sie wirke erst richtig, wenn alle Produkte das Logo tragen – und dies kontrolliert wird. Das müsste europaweit geregelt werden. Die EU-Kommission hat zwar einen Vorschlag für eine einheitliche Kennzeichnung zugesagt. Bisher stemmen sich Länder wie Italien aber dagegen. Sie fürchten, dass etwa Parmesan schlecht bewertet wird.
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