Video der Entführung israelischer Frauen: Zwischenruf aus der Realität
Angehörige der Geiseln haben ein brutales Video veröffentlicht. Es soll eine Erinnerung sein: an alle Leugner, Relativierer, Verdränger.
D as Forum der Geiselangehörigen hat ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie Hamas-Kämpfer junge Frauen aus dem Militär-Außenposten Nahal Oz, wenige hundert Meter von der Grenze zu Gaza entfernt, entführen. Es zeigt junge Frauen in ihren Schlafanzügen, die auf dem Boden kauern, verängstigt, blutverschmiert. Ihnen werden die Hände auf den Rücken gefesselt. Zwei der Mädchen sind in anderen Videos noch einmal zu sehen: Eine wird, mit auf dem Rücken gefesselten Händen und am Po mit Blut befleckter Hose in ein Auto gezwungen. Eine andere – ihr Pyjama-Top ist verrutscht – humpelt breitbeinig zu einem Auto. Auch ihre Hose ist blutig.
In einem anderen in den sozialen Medien geteilten Video ist eine Gruppe junger Frauen zu sehen, die auf dem Boden im Stützpunkt kauern. Es ist im zeitlichen Ablauf wohl das erste der Videos. Von draußen sind Schüsse zu hören. Ein vermummter Kämpfer betritt den Raum. Eines der Mädchen fragt, mit panischer Stimme: Wer ist er? Die meisten werden den Tag nicht überleben. Vierzehn von ihnen, unbewaffnete Militärdienstleistende einer Beobachtungseinheit, werden dort von den Hamas-Kämpfern erschossen, fünf nach Gaza entführt.
Das Video, so die Schwester einer der Entführten, soll eine Erinnerung sein. Für eine Welt, die das Leid der Geiseln und ihrer Angehörigen vergessen zu haben scheint. Für ein Militär, das in Monaten des Krieges gerade einmal drei Geiseln lebend befreien konnte. Für eine Regierung, die den Protesten ihrer eigenen Bevölkerung seit Monaten kaum Beachtung schenkt. Für Studierende an westlichen Elite-Universitäten, die anzweifeln, dass ihre „Freiheitskämpfer“ jungen israelischen Frauen sexuelle Gewalt angetan haben und es mutmaßlich weiter tun. Für alle, die Israel eine Mitschuld an den Taten der Hamas geben – als ob die Besatzung im Westjordanland das Entführen, Misshandeln und Töten 19-jähriger Frauen rechtfertige.
Niemand, der das Video gesehen hat, kann noch leugnen, was geschehen ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste