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Union blockiert WachstumschancengesetzUnverantwortliche Blockade

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Die Union will Subventionen für fossilen Agrardiesel erhalten. Dafür blockiert sie das Gesetz – und nimmt die Wirtschaft in Geiselhaft.

Erpressung: Markus Söder (CSU) dringt auf Agrardiesel-Einigung Foto: Peter Kneffel/dpa

D ie Blockade des Wachstumschancengesetzes durch die Union im Bundesrat ist unverantwortlich. Bayerns CSU-Ministerpräsident Markus Söder etwa macht seine Zustimmung davon abhängig, dass die Ampelkoalition auf die geplante Streichung der Agrardiesel-Subvention verzichtet. SPD-geführte Landesregierungen dagegen werden ihren Widerstand wohl bald aufgeben, wenn sie das Gesetz weniger kostet als bisher geplant.

Es ist also so: Für 440 Millionen Euro zugunsten der Agrarbranche mit nur 1 Prozent der Erwerbstätigen will die Union eine jährliche Entlastung der gesamten Wirtschaft in Höhe von 3 bis 7 Milliarden Euro verhindern. Damit stehen auch Zuschüsse für Energieeffizienzmaßnahmen auf der Kippe. Diese Investitionen sind aber angesichts des immer schnelleren Klimawandels unabdingbar.

Die Subvention von fossilem Kraftstoff für Traktoren dagegen schadet dem Klima. Wenn Landwirte mehr für den Sprit bezahlen müssten, würden mehr von ihnen beispielsweise auf sparsamere Traktoren etwa mit Anlagen zur Anpassung des Reifendrucks an den Boden setzen.

Vor allem aber hätten die Landtechnik-Hersteller mehr Motivation, Maschinen mit klimafreundlicheren Antrieben zu entwickeln. Das vom Staat finanzierte Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft schätzt, dass sich ungefähr die Hälfte des Kraftstoffeinsatzes auf den Höfen potenziell durch Elektrifizierung ersetzen ließe.

Akkus für leistungsstarke Maschinen wie Mähdrescher bleiben zwar auf absehbare Zeit schlichtweg zu groß. Aber es gibt viele Tätigkeiten, für die weniger Leistung nötig ist. Bisher ist das Angebot solcher Elektromaschinen jedoch klein – auch weil die Nachfrage wegen des billigen Diesels zu gering ist.

Kaum ein Hof würde pleite gehen, wenn er die Dieselsubvention nicht mehr bekommt. Die 155.000 Betriebe, die laut Landwirtschaftsministerium einen Antrag auf Agrardieselbeihilfe stellen, bekommen dafür im Schnitt nur knapp 2.800 Euro im Jahr. 40 Prozent aller Höfe erhalten keinen Cent dieser Subvention, sollen also nichts verlieren.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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43 Kommentare

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  • CDU/CSU entwickeln sich mehr und mehr zu Republikanern. Politik wird zum Deal. Gute Nacht Deutschland!

  • danke für die vielen, sehr nützlichen antworten zum problem batterien für mähdrescher.

  • Blöde Frage: Wieviele Gesetze der Opposition kommen durch den Bundestag? So gut wie keine. Sind die alle Blödsinn? Nein, teilweise werden sogar die Vorschläge der Opposition leicht modifiziert wieder von der Regierung eingebracht und dann angenommen… Ich habe meinen Vater als Kind mal gefragt, wieso solche Vorschläge nicht angenommen werden und nicht alle Parteien zusammenarbeiten. Eine befriedigende Antwort habe ich nicht erhalten. Nur in etwa: Das ist Politik und man kann nicht erwarten, dass dem politischen Gegner geholfen wird. Ich hatte damals Buden Glauben, es würden alle an einem Strang für ein besseres Land ziehen. Aber, da irrte wohl. Alles ganz losgelöst davon, wie man den hier angesprochenen Streit beurteilen möchte. Man hilft dem Gegner nicht. Da sind sich zumindest alle Parteien einig.

  • WARUM steht jetzt die Landwirtschaft als einziger am Pranger für die Benutzung fossiler Brennstoffe ?? Was ist mit Verkehr, Industrie, Wohnen und Energieerzeugung ?? all die oben genannten Argumente treffen auch auf diese zu. Steuerhöhungen auf Heizöl, Gas, Kohle hätten auch bei nicht Landwirten eine steuerbare Wirkung, und wer das nicht bezahlen möchte MUSS halt dann auf Wärmepumpe und E-Auto umstellen, die ja, im Gegensatz zu Traktoren, über die Entwicklungsphase heraus sind. Wenn man von Landwirten verlangen kann mal schnell 1-2 Hunderttausend zu investieren dann sollte das für alle ( verhältnismäßig ) zutreffen.

    • @Günter Witte:

      Keine andere Branche erhält Subventionen auf den verbrauchten Sprit. Hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber der Rest der Bürger zahlt einfach.

      • @Kaboom:

        Niemand muss auch extra Steuern auf Kaminholz zahlen.

      • @Kaboom:

        Es geht um Fossile Energieträger ( Diesel ), und das ist Heizöl genau so wie Gas und Kohle. Wenn man jetzt über Einsparungen dieser redet ist halt die Landwirtschaft der mit Abstand kleinste Verbraucher gegenüber PKW, LKW, Heizungen, Stromerzeugung und Industrie. Von daher sollte z.B. Heizöl genau so besteuert werden wie Agrardiesel, weil ob es auf dem Feld verbraucht wird oder für eine warme Bude ist total egal. WARUM sollte 1% der Bevölkerung besser belastet werden als die übrigen 99% ??

        • @Günter Witte:

          "Es geht um Fossile Energieträger ( Diesel)"

          Diesel aus nicht fossilen Quellen (z. B. Rapsmethylester aka Agrodiesel) ist nach genau demselben Energiesteuergesetz ebenfalls steuerpflichtig. Und wäre theoretisch genauso subventionsfähig - ist halt nur für die Praxis nicht besonders relevant, solange sogar subventionierter Raps-Diesel teurer ist als unsubventionierter fossiler Diesel.

      • @Kaboom:

        Na ja, Heizöl ist weniger besteuert als Diesel und Agrardiesel. Demnach wird Heizöl auch subventioniert...

        • @Strolch:

          Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Genau. Gar nichts. Heizöl erhalten alle, die das Zeug kaufen zum gleichen Preis.

  • Ach ja, dieses Mal nimmt also jemand „die Wirtschaft in Geiselhaft“… o.k., immerhin ganz schön, dass ausnahmsweise mal nicht streikende Lokführer solcher Schandtaten geziehen werden. Ansonsten wäre die Formulierung auch mal noch ein Anlass, über die genaue Bedeutung der Nomen ‚Haft‘ bzw. ‚Haftung‘ nachzudenken, wenn es in irgendeinem Zusammenhang mal wieder heißt, da werde ‚Sippenhaft/ung‘ angewendet oder jemand sei in eben diese genommen worden…

  • Politikverdrossenheit, Misstrauen kommt nicht von ungefähr. Da braucht man sich nur das Verhalten der Akteure -gleich welcher Partei- anzusehen wenn es darum geht sich aufzuplustern oder gar Macht zu gewinnen. Schon immer war es naiv Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit in dieser Kaste zu suchen - seit es homo sapiens gibt....

  • +++Akkus für leistungsstarke Maschinen wie Mähdrescher bleiben zwar auf absehbare Zeit schlichtweg zu groß. +++



    kapiere ich nicht, es gibt schiffe mit e-antrieb, warum nicht mähdrescher???

    • @Brot&Rosen:

      Mal abgesehen vom Gewicht: Mähdrescher kosten heutzutage siebenstellige Summen. Deswegen hat nicht mehr jeder Bauer seinen eigenen (wie vor 50 Jahren); praktisch nur noch Lohnunternehmer und ein paar Maschinenringe. Die Zeitfenster für die Ernte sind aber nicht länger geworden - also muss da richtig "Flächenleistung" gebracht werden. Das heißt mit zwei Fahrern im Wechselschichtbetrieb 18 bis 20 Stunden mit voller Leistung arbeiten. Akkus, die dafür taugen, sind noch auf Jahrzehnte hinaus Zukunftsmusik - und bezahlbare Wechselakkusysteme (also solche, die nicht durch die Kosten für mehrere Akkus den Anschaffungspreis mindestens verdoppeln) auch.

    • @Brot&Rosen:

      Zu schwer, was zu mehr Bodenverdichtung führt.

    • @Brot&Rosen:

      Der Akku müsste so groß sein, dass die Maschinen damit im weichen Feldboden geradezu versinken würden.

      Schiffe haben in der Hinsicht keine Probleme.

      Das ist die Erklärung.

    • @Brot&Rosen:

      Die einfache Antwort: Weil ein Acker kein Gewässer ist.

      Die komplexere Antwort / Erklärbär-Modus:

      Auch wenn die Fakenews von vielen geglaubt wird, dass die Landwirte alle so ein bissel doof sind nur ihr Ego mit den dicken Treckern pushen wollen:

      Es ist der unglaubliche Kostendruck unter dem die Landwirte stehen (neben dem allgemeinen Bürokratiewahnsinn "German Level"). Damit wird, Energiedichte Diesel vs. Energiedichte Akku, der E-Trecker abseits von Nischenprodukten nicht realisierbar sein. Speziell im Feldbau, wenn in einer kurzen Zeit geerntet werden muss kann der Bauer nicht auch noch dann lange Zeit warten bis der Akku wieder geladen ist (das nervt auf langen strecken ja auch beim E-Auto)

      Gegebenheiten in der Produktion, relativer Preisverfall beim Bauern führen zu massiven Anpassungsdruck. Es geht um das _Effizient produzieren_.

      Dazu braucht man extrem PS starke Maschinen um mit höherer Arbeitsbreite hinten am Gerät unter _geringem_ Energieeinsatz/Fläche produzieren zu können. Das kann kein E-Trecker, auch in Zukunft leisten wenn man es mit anderen mobilen(!) Energieträgern wie halt Diesel vergleicht (Physik halt, bzw. "Follow the Science").

    • @Brot&Rosen:

      Die Schiffe mit E-Antrieb werden aber bisher nur auf Kurzstrecken wie beim Fährbetrieb eingesetzt. Für echte Containerschiffe die ozeanübergreifend verkehren ist die Technologie einfach noch nicht marktfähig. Wenn Sie also nur einen Mährescher für 50qm benötigen wäre E-Antrieb sicher auch heute schon machbar. Ein Technologiesprung bei Akkus wird ganz dringend benötigt. Normalerweise werden solche Probleme immer dann gelöst wenn es anfängt profitabel zu werden. Es ist nur noch die Frage ob der Fortschritt für das Kima schnell genug kommt.

    • @Brot&Rosen:

      Lobbyismus.

      Herrje... wir haben es geschafft, Astronauten zum Mond zu bringen. Wir können High-End-Grafikkarten mit vielen Milliarden Transistoren auf wenigen Quadratmillimetern für Lau herstellen und die Miniaturisierung schreitet noch weiter voran.

      Dazu bedarf es aber Forschung, sowie andere Lobbyisten. Und diese Forschung wird halt sporadisch bei E-Autos vorangetrieben. Bei Linienbussen ist man schon viel weiter. Während man bei landwirtschaftlichen Fahrzeugen noch im 19. Jahrhundert ist. Nix mit Miniaturisierung. Nix mit Weiterentwicklungen. Aber dafür den Diesel optimiert, dass der 80% weniger Abgase aussondert.

      Super, dass die Leute das geschafft haben. Doch bei E-Antrieben gibt es plötzlich unüberwindbare Hürden????

      • @Troll Eulenspiegel:

        Tja, derjenige, der eine leichte, billige Batterie mit konkurrenzfähiger Kapazität erfindet, dürfte 20 Jahre nach Markteinführung der reichste Mensch der Welt sein.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Es musste doch erstmal die Leistungskapazität erreicht werden, welche Akzeptabel ist. Bei Autos auch erst seit 7-8 Jahren gegeben um die Reichweiten zu erreichen.



        Autos können dabei auf Rekuperation setzen beim Bremsen. Ein Traktor nicht, der läuft immer unter Voll-PS um nicht stecken zu bleiben.



        Viele erwarten die Eierlegendewollmilchsau direkt zu Beginn der Forschung. Bis Grafikkarten so klein waren, das hat Jahre gedauert. Auch einen Akku so klein zu bekommen, bis er für Traktoren relevant ist, dauert noch Jahre...

    • @Brot&Rosen:

      Bei Schiffen wird der Boden nicht dauerhaft so stark verdichtet.

    • @Brot&Rosen:

      Ich glaube, dass liegt daran, dass Akkus für leistungsstarke Maschinen wie Mähdrescher auf absehbare Zeit schlichtweg zu groß bleiben.

  • Je öfter ich das Lese, desto mehr bin ich der Meinung man sollte funktionsfähige Traktoren die auf dem Hof nur ein paar Kilometer im Jahr zurücklegen durch kleine E Traktoren ersetzten. Dass das anfallende CO2 bei der Herstellung bei weitem den des Verbrauchs übertrifft ist zwar klimapolitischer Irrsinn, aber wer frägt schon danach wenn zum Schluß mit Strom gefahren wird.



    Eine Differenzierung und etwas Weitsicht würde wohl dem Klima weniger schaden als zum Teil blinder Aktionismus und Populismus.



    Deswegen ist es wirklich schön zu wissen, dass 50 Prozent problemlos elektronisch vonstatten gehen könnte, aber macht es Sinn dies schnell umzusetzen? Wäre vllt ein durchdachtes Konzept nicht sinnvoller?

    Nebenbei scheinen viele Bauern die Taz nicht zu lesen, weshalb ich bessere Verbreitungswege für Spritsparvorschläge empfehlen würde. Bringt ja nix, wenn die Bauern nicht lesen wie sie Sprit, Geld und damit sogar noch das Klima schonen.

    • @Hitchhiker:

      "funktionsfähige Traktoren die auf dem Hof nur ein paar Kilometer im Jahr zurücklegen"

      Wo gibt es die denn?

      Um einen Traktor für 150.000€ oder mehr (Diesel) oder 220.000€ oder mehr (Elektro) aus Rücklagen oder per Kredit finanzieren zu können, muss man schon einen gewissen Aufwand und Umsatz machen. Und dann hat man meistens einen Ackerschlepper, der das bißchen auf dem Hof mitmachen kann. Interessant wird es erst, wenn der so gut ausgelastet ist, dass man einen Zweitschlepper als reinen Hofschlepper mit geringem Aktionsradius brauchen kann. Der ist dann schon heute immer öfter batterieelektrisch - vorhandener Solaranlage (sonst rechnet sich ein teurer Schlepper mit teurerem Treibstoff nicht).

      Und für wen der große Schlepper schon in Diesel zu teuer ist, der lässt Lohnunternehmer einen Teil der Arbeit machen und nutzt für den Rest eine "Zugmaschine" à la Landrover - ist gerade auf Pferdehöfen öfters zu sehen.

      • @FriedrichHecker:

        Hier in der Gegend gibt es noch ein paar Kleinbauern oder Kleinwinzer. Die machen das zum Teil nebenher. Viele der Traktoren fahren schon ewig durchs Dorf und die meisten haben auch mehr als einen.

        Deswegen habe ich auch erwähnt, dass ein Konzept sinnvoll wäre. Rein die Zahl in den Raum werfen, dass 50 Prozent der Arbeiten elektrisch verrichtet werden können ist halt ein ideal ohne Folgeeffekte zu bedenken. Ein vorzeitiger Ersatz dieser Traktoren durch E-Traktoren, wäre ökologisch und ökonomisch nicht sinnvoll.

        Kann aber sein dass die vorderpfalz/Pfälzer Waldrand sich da auch stark unterscheidet von anderen Regionen in Deutschland.

        • @Hitchhiker:

          Gerade der 'Plantagenschlepper' - wie der pfälzer "Wingertstraktor" bei den meisten Herstellern offiziell heißt - hat nur begrenzt Einbauraum für Akkus. Und im Nebenerwerb ist die Akkukapazität mindestens so wichtig wie im Haupterwerb. Da sind Mehrkosten für "Wechselakkus" genauso tödlich wie Arbeitsunterbrechungen zum Laden. Und ob der Vollerwerbswinzer mit japanischen oder amerikanischen Geldgebern und polnischen/rumänischen/ungarischen Arbeitskräften unterm Strich eine Verbesserung gegenüber dem Anilin- Feierabendwinzer ist?

  • Söder ist der Trump in Lederhose.

    Heute Morgen im Deutschlandfunk meinte er im Interview zu der Frage, warum die CSU/CDU das Wachstumschancengesetz im Bundesrat ablehne, dass es die Länderhaushalte belasten würde.

    Auf die gute Nachfrage des Moderatoren, dass selbst die führenden Wirtschaftsverbände, u.a. des Mittelstandes und die Wirtschaftsweisen das Gesetz dringend begrüßen würde und es doch ein Schritt in die Richtung wäre, lenkte er ein und nannte es einen Trippelschritt in die richtige Richtung. Die Regierung müsse die Dieselbesteuerung für die Landwirte wieder zurücknehmen, dann würde die CSU zustimmen.

    Aha, von der Belastung der Länderhaushalte plötzlich keine Rede mehr.

    Der Mann stellt sein Fähnchen in den Wind, wie er will. Es ist klar, dass die CSU/CDU, die in Gestalt der EVP die große Agrarpolitik in der EU für die Großagrarier und Agrarkonzerne seit Jahrzehnten vorgibt, gleichzeitig die bäuerlichen Familien-Betriebe ausbluten lässt, für die Subventionierung des Agrardiesels votiert.

    Das ist es, was Söder will, er will die Politik der Regierung lahmlegen, er erzeugt Narrative, die den braunen Populisten zu Gute kommt, er macht Stimmung, die demokratiezersetzend und zukunftsfeindlich ist und er hat kein Rückrat. Er ist nicht Opposition, er ist Opportunist. Er verteilt Geschenke auf Kosten anderer und zündelt und legt lahm, um an die Macht zu kommen.

    • @Manzdi:

      Richtig: Es geht um die politische Macht. Es geht nicht um unser Gemeinwesen. Die ist den Populisten in der CDU/CSU wurscht. Die Regierung muß weg und die FDP soll sich daran beteiligen.



      Die sogenannten "Christlichen" haben den Politikstil der Tampisten übernommen...

  • Wieso sollte die größte Oppositionspartei (ja, ich weiß, eigentlich 2 Parteien, CDU und CSU), die in der Lage ist, ein Gesetz im Bundesrat zu blockieren, davon nicht Gebrauch machen, um als Gegenleistung für ihre Zustimmung eine eigene Forderung durchzusetzen? Solche Kompromisse sind doch in Deutschland seit vielen Jahrzehnten üblich. Wer im Bundesrat keine Mehrheit hat, kann nun einmal nicht erwarten, die eigenen zustimmungspflichtigen Maßnahmen unverändert durchzubringen. Und mit 440 Mio. Euro käme die Ampel eigentlich ziemlich billig davon und hätte zugleich gesichtswahrend eine unpopuläre Maßnahme abgeräumt. Unabhängig von der Güte der wechselseitigen Sachargumente ist das Thema der Agrardieselbesteuerung eines, bei dem die Ampel nur verlieren kann.

  • Man kann es auch anders sehen. Zum Beispiel so, dass es die Ampelparteien sind, die wegen 440 Millionen Euro für die Bauern eine jährliche Entlastung für die gesamte Wirtschaft in Höhe von 3 bis 7 Milliarden Euro verhindern. Dass sie den Unionsländern - und den SPD-Ländern Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern - nicht entgegen kommen, kann man unverantwortlich finden. Aber das passt nicht in das Narrativ, dass immer und an allem die Union schuld sein muss.

  • Die Ex-Dauerregierungspartei macht alles um wieder an die Macht zu kommen. Koste es was wolle.



    Daher verhindert sie alles was irgendwie positiv oder erfolgreich sein könnte.



    So ist das halt wenn man keine ethischen Grundwerte hat.



    Aber dazu gehört auch eine kippelige Ampel mit Koalitionspartnern die noch nicht einmal mehr eine Zweckehe führen.



    Sondern sich von einem Hansel erpressen lassen, der von Anfang an das trojanische Pferd der Reaktion, der fossilen Industrie und der Reichen Scheissegal-Elite der Nicht-Steuerzahler darstellte.



    Denn Auszusteigen aus dem gravy train- das traut sich keine.



    Das Land wird mit Karacho gegen die Wand gefahren. Gewollt.



    Wer trägt die Konsequenzen?



    Wir alle.

    • @So,so:

      Ja, wir alle tragen die Konsequenzen, aber wir alle (die Mehrheit) haben auch so gewählt.



      Aber, wer hat eigentlich die FDP in den Bundestag gewählt? Diese Querulantenpartei, die zu Gunsten eine reichen und superreichen Minderheit Politik betreibt.

  • Die eine Beobachtung ist völlig richtig:



    Agrardiesel spielt eine völlig untergeordnete Rolle in dem Gesetzesvorhaben.

    Allerdings ist das ganze Paket brandgefährlich.



    Laut Bundesregierung soll es die "Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland stärken".

    Das tut es allerdings nur dann, wenn weltweit auch alle anderen Regierungen Klimaziele ähnlich ernst nehmen wie die deutsche. Doch davon ist wenig zu spüren.

    Die USA haben ja ein eigenes "grünes" Förderprogramm aufgelegt - de facto ist das ein neuer Handelskrieg, und insofern ist die geplante Novelle eine passende Antwort darauf.



    Im Gegensatz zum Habeckschen Modell werden der US-Industrie die bisherigen Produktionsmethoden, und vor allem: Energiequellen, weiter offen gehalten; es geht hauptsächlich nur um Anreize.

    Ein sehr realistisches Horrorszenario:



    Deutschland baut um, und niemand macht mit.



    Ergebnis: Die Welt wird 2° oder mehr wärmer, aber Deutschland spielt darin keine Rolle mehr - der Wohlstand liegt bei denjenigen, die am längsten emittieren.

    Und offenbar haben auch Weil und Söder diese Tragweite nicht verstanden.



    Oder sie ist ihnen egal.

  • Wäre doch ein guter Deal: 440 Millionen investieren um 3 bis 7 Milliarden herauszuholen.

    Die Abschaffung der hälftigen Energiesteuer-Rückvergütung für Agrardiesel ist eh ungerechtfertigt und hier könnte die Bundesregierung eine goldene Brücke betreten.

  • Bleibt noch offen welche Menge des subventionierten Diesels nicht in den Träckern abgefüllt wird, sondern im Privatwagen landet, um die Kinder in den Urlaub zu schicken oder die Einkäufe und Kurzausflüge zu erledigen.



    Der Erpressungsversuch ist mal wieder eine alte Strategie der CSU um Wählerstimmen zu fangen, egal welche Konsequenzen das auch immer für unsere Gesellschaft hat.



    Hauptsach mir san mir und an da Macht. Jawoll.



    Wenn blöd läuft wird dann halt wieder der Baum umarmt! Wer soll dann auch sonst noch Trost spenden?

    • @Sonnenhaus:

      Das läuft, zumindest bei kleineren bäuerlichen Betrieben, anders. Der Bauer kauft den Diesel ganz normal inklusive Mineralölsteuer etc..., und über die betriebliche Steuererklärung gibt es das Geld über Pauschalen zurück: pro Hektar Zuckerrüben kann X Liter Diesel angesetzt werden, pro Hektar Weizen Y Liter und pro Großvieheinheit Z Liter. Möglicherweise gibt es auch Zuschläge, z.B. für Biobauern, da hier die Bodenbearbeitung aufwendiger ist.

      Mit dieser Pauschalierung wird auch verhindert, dass der Bauer eine "Privattankstelle" aufmacht, an der geringer versteuerter Diesel in größeren Mengen in andere Fahrzeuge des Bauern oder dessen Familie/Freunde/Bekannte fließt.

      • @Offebacher:

        Da haben Sie schon recht. Aber von einer öffentlichen Tankstelle war auch nicht die Rede.



        Kleine (!) bäuerliche Betrieb könnten Ihre Träcker auch umbauen lassen, da es schon mehrere solche funktionierende Beispiele gibt; mobility-talk.com/...fuer-olle-trekker/ oder youtu.be/lH_4Ij7BF88, oder der beste überhaupt e-traktor.net/

        • @Sonnenhaus:

          Danke für ihren Kommentar und die Links dazu.



          Ich habe mir die Umbauten auf dem ersten Link mobility-talk.com/...fuer-olle-trekker/ mal angeschaut: das sind zwei Traktoren aus den 1960er Jahren. Der eine Traktor wird nur als Hobby und Spielerei betrieben, inklusive Einbau eines Sofas :-)

          Der andere Traktor dient angeblich noch als Arbeitsgerät, aber da habe ich meine Zweifel: Denn ein Traktor als landwirtschaftliches Arbeitsgerät muss bestimmten Unfallvorschriften entsprechen. Ich kenne das von einem alten Porsche-Traktor von 1961, dieser musste schon in den 1970er Jahren mit einem Überrollbügel nachgerüstet werden, den sehe ich bei diesem Traktor nicht. Wenn er aber nur zum Schneeräumen im Winter auf dem Hof verwendet wird, dürfte das weniger stören, dann wäre er aber auch kein vollwertiges Arbeitsgerät für Wald, Feld und Flur. Für diese Arbeiten wird dann wieder ein "richtiger" Traktor benötigt.

          Was der Umbau der Traktoren gekostet hat, steht leider auch nicht auf der Seite. Als Hobby (wenn man es sich leisten kann) spielt das weniger eine Rolle, aber als echter bäuerlicher (Klein-)Betrieb sieht das anders aus.

    • @Sonnenhaus:

      Es ist fürchterlich, seit die Union nicht mehr in der Regierung sitzt führt sie sich wie die Opposition auf.

      Wenn sich die Bundeskanzlerin das noch länger anschaut macht sie sich zum Gespött der Nation.

  • Herr Maurin scheint sich gut auszukennen im bäuerlichen Umfeld und präsentiert offensichtlich einfache Lösungen. Sind diese durchgerechnet und praktikabel oder nur Schlagworte? Ich - am Land aufgewachsen und viel in der Landwirtschaft gearbeitet- glaube die Materie ist komplexer als hier dargestellt.

    • @Flocke:

      Praktikabel sind die Lösung durchaus.

      Das mit dem Reifendruck wird ja bereits genutzt.

      Finanziell lohnen tut es sich derzeit jedoch nicht.

      Und das ist der Knackpunkt.

    • @Flocke:

      Die Dinge sind meist wesentlich komplexer als sich so mancher das vorstellt. Leider hilft nicht alles was gut klingt auch dem Ziel. Es kann sogar kontraproduktiv sein.