Umweltschädliche Bräuche: Weihnachtsbäume sind Irrsinn
Statt sich einen sterbenden Baum ins Wohnzimmer zu stellen, sollte man lieber in Aufforstungsprojekte investieren – und die Zimmerpflanze schmücken.
E in durchschnittlich großer Weihnachtsbaum von zwei Metern Höhe wächst etwa dreizehn Jahre heran. In dieser Zeit wird er gewässert, mit Pestiziden besprüht und gedüngt. Dann wird er gefällt, festlich geschmückt und scheidet dahin. Feierlich zwar, im Kerzenschein und unter bewundernden Blicken – aber tot ist am Ende eben tot. Auch dieses Jahr wird dieses Schicksal voraussichtlich wieder knapp 30 Millionen Bäume ereilen.
Das ist Irrsinn. Und ein echtes Problem für die Umwelt. Zwar ziehen Befürworter des Brauchs gern das Argument heran, dass die Bäume CO2 verstoffwechseln und damit einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Wüchse an ihrer Stelle aber ein echter Wald, wäre das ein weitaus größerer Gewinn für die Umwelt. Denn die meisten Weihnachtsbäume kommen von Plantagen. Dort schadet der intensive Einsatz von Dünger und Pestiziden Insekten, verunreinigt Gewässer und laugt den Boden aus.
Skurrile Tannen
Aber nicht nur in der Natur richtet ein Weihnachtsbaum Schaden an. Dem Pestizidcocktail zum Trotz bilden sich im wohlgeheizten Wohnzimmer schnell Schimmelsporen auf den Zweigen, die bei einigen Menschen allergische Reaktionen auslösen können.
Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Das Schöne am Umweltschutz ist ja, dass man im Kleinen meist gar nicht viel tun muss. Im Gegenteil: Richtig verdient macht man sich, wenn man dieses und jenes einfach sein lässt. Und deshalb sollten wir auf den Kauf eines Weihnachtsbaums dieses Jahr verzichten.
ist an der Deutschen Journalistenschule in München. Sie ist eine große Verfechterin von qualitativ hochwertigem Lokaljournalismus und überregionalem Wissenschaftsjournalismus.
Könnten nicht auch ein paar heruntergefallene Äste aus dem Wald oder die sonst wenig beachteten Zimmerpflanzen richtig geschmückt für weihnachtliche Stimmung sorgen? Die Yuccapalme würde sich über etwas mehr Aufmerksamkeit vielleicht sogar freuen.Und wer den Gedanken auf die Spitze treiben will, der stelle sich dieses Jahr keinen sterbenden Baum ins Zimmer, sondern spende das gesparte Geld lieber für ein Aufforstungsprojekt. Den Gedanken der Weihnacht trifft das mit Sicherheit besser.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit