piwik no script img

UN-Berichterstatterin Francesca AlbaneseVortrag an der Freien Universität Berlin abgesagt

Die UN-Sonderberichterstatterin sollte an der FU Berlin sprechen. Dann mischte sich Berlins Bürgermeister ein. Es ist die zweite Uni, die absagt.

Die UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese Foto: Ida Marie Odgaard/reuters

Berlin taz | Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sprach von einer „Schande“. Ron Prosor, der israelische Botschafter in Deutschland, fragte, ob die Freie Universität in Berlin ein „Trainingscamp für Hamas-Anhänger“ sei. Auch Volker Beck, Präsident der deutsch-israelischen Gesellschaft (DIG), und die konservative jüdische „Werte-Initiative“ um den Zahnarzt Elio Adler protestierten. Sie alle sprachen sich letztlich mit Erfolg aus gegen einen an der Freien Universität geplanten Vortrag von Francesca Albanese, der UN-Sonderberichterstatterin für die besetzten Gebiete Palästinas.

Albanese sei „in der Vergangenheit durch Israel-Hass und Verharmlosung der Hamas-Terrororganisation aufgefallen“, erklärte Wegner. Berlins Wissenschaftsenatorin Ina Czyborra sekundierte, aus ihrer Sicht erfüllten Albaneses Äußerungen „alle Kriterien des Antisemitismus“. Welche Kriterien zum Beleg gewählt wurden, beantwortete sie auf Anfrage der taz bis Redaktionsschluss nicht.

Wegner forderte, dass die Universität die Veranstaltung unter dem Titel „Bedingungen eines Lebens, das zerstört werden soll. Rechtliche und forensische Perspektiven auf den laufenden Gaza-Genozid“ absagt.

Am Mittwochnachmittag knickte FU-Präsident Günter M. Ziegler ein und cancelte die Veranstaltung aus „Sicherheitsgründen“: „Angesichts der aktuellen Polarisierung und der nicht kalkulierbaren Sicherheitslage“ habe das Präsidium der Freien Universität Berlin entschieden, dass die für den 19. Februar 2025 geplante wissenschaftliche Veranstaltung „nicht als öffentliche Präsenzveranstaltung“ stattfinden könne, erklärte Ziegler am Mittwochnachmittag. Albanese und den Veranstaltern bot er an, die Veranstaltung ersatzweise online durchzuführen. Die Eingeladenen lehnten das ab.

Angriff auf die Autonomie der Hochschulen

An der Veranstaltung mit Albanese sollte auch Eyal Weizman teilnehmen, der Gründer der Rechercheagentur Forensic Architecture, der am Goldsmith College der Universität London lehrt. Auch er ist von der Absage betroffen. „Die Universität mag unsere Veranstaltung abgesagt haben. Aber wir fühlen uns verpflichtet, vor der Fakultät mit den Studenten und den Mitarbeitern zu sprechen, die uns eingeladen haben“, sagte Eyal Weizman der taz. Weizman und Albanese kündigten an, sich vor Ort mit allen, die kommen wollten, auseinandersetzen zu wollen.

Der Philosoph und Sozialwissenschaftler Robin Celikates, der an der FU lehrt, gehört zu dem Professoren, die Albanese eingeladen hatten. Er sieht die Vorwürfe gegen Albanese in einer Reihe mit anderen Angriffen auf Hochschulautonomie und Wissenschaftsfreiheit sowie auf völkerrechtliche Prinzipien und Institutionen weltweit.

Die Entscheidung der Freien Universität sei „sehr beunruhigend“ und eine Gefahr für die Demokratie, erklärte Celikates gegenüber der taz. Albanese sei eine international anerkannte Expertin für Völkerrecht und zudem UN-Sonderberichterstatterin, die an renommierten Universitäten von Princeton bis Wien regelmäßig Vorträge halte.

„Wo, wenn nicht an der Universität, soll denn eine offene und kritische Diskussion und ein wissenschaftlicher Austausch über grundlegende Fragen des rechtlichen, politischen und gesellschaftlichen Umgangs mit kriegerischer Gewalt möglich sein?“, fragt Celikates. Dass sich manche Leute nicht über die beinahe komplette Zerstörung Gazas, sondern über jene, die darauf hinweisen, empörten, sage „viel über das Moral- und Rechtsverständnis derjenigen, die solche Diskussionen unterbinden wollen“.

Nicht die erste deutsche Uni

Die FU Berlin ist nicht die erste deutsche Uni, die einen Vortrag von Albanese absagt. Die Ludwig-Maximilians-Universität hatte für einen am 16. Februar geplanten Vortrag eine Raumzusage storniert und ihre Entscheidung ebenfalls mit Sicherheitsbedenken gerechtfertigt. Das hatte unter Akademikern und Studierenden für Unmut gesorgt.

Drei Professoren – der Musiker Michael Barenboim, die Wirtschaftswissenschaftlerin Christine Binzel und die Gesundheitsexpertin Hanna Kienzler – hatten das Vorgehen der LMU in einem offenen Brief als „zutiefst beunruhigend“ bezeichnet: Die Universität schaffe einen „gefährlichen Präzedenzfall“, um akademische Freiheiten einzuschränken, kritisierten sie.

Wer ist Francesca Albanese?

Francesca Albanese ist eine scharfe Kritikerin Israels. Die 48-jährige ist in Kampanien geboren, im Südwesten Italiens, im Mezzogiorno. Sie hat in Pisa und London Jura studiert und in Amsterdam promoviert. Seit vielen Jahren lehrt sie an Universitäten weltweit und referiert bei Kongressen über internationales Recht und Vertreibung, insbesondere im Nahen Osten: ein Thema, das durch Trumps Vertreibungspläne für Gaza neue Brisanz erhalten hat.

Albanese arbeitet bereits seit über einem Jahrzehnt für die Vereinten Nationen, sie hat unter anderem für den Hohen Kommissar für Menschenrechte und das Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (UNWRA) gewirkt. 2022 wurde sie zur UN-Sonderberichterstatterin ernannt, ihre dreijährige Amtszeit endet im Mai. Der UN-Menschenrechtsrat ernennt unabhängige Experten für dieses Ehrenamt, damit sie Berichte zu bestimmten Themen oder Ländern vorlegen.

Harte Vorwürfe gegen Israel

Bereits im März 2024 legte Albanese dem UN-Menschenrechtsrat einen Bericht vor, in dem sie Israel vorwarf, in Gaza einen Völkermord zu verüben. Israel wolle dort nicht nur die Hamas besiegen, sondern die Lebensgrundlagen der Menschen zerstören – eine Einschätzung, die von vielen Menschenrechtsorganisationen geteilt wird.

Albanese spricht außerdem von „Apartheid“ und einem „kolonialem Siedlerprojekt“ und fordert ein Waffenembargo sowie weitere Sanktionen gegen Israel. Auch stellte sie das Massaker vom 7. Oktober in direkten Zusammenhang mit der „israelischen Unterdrückung“. Seit Februar 2024 darf sie deshalb nicht mehr nach Israel einreisen.

Münchner Friedenskonferenz

Am Samstag, den 15. Februar wird Albanese in München bei der „Münchner Friedenskonferenz“ auftreten, der erklärten Gegenveranstaltung zur Sicherheitskonferenz. Die „Friedenskonferenz“ musste sich deswegen kurzfristig neue Räume suchen: die Katholische Akademie in Bayern hatte im Dezember kurzfristig den Mietvertrag gekündigt, nachdem sie das Programm der Konferenz gesehen hatte.

In Berlin wird sie am kommenden Dienstag bei einer Konferenz der Partei DiEM von Yanis Varoufakis und der „Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden“ sprechen. Diese beiden nichtuniversitären Termine stehen bisher nicht infrage.

Update am 13.2., 9.30 Uhr: In einer ursprünglichen Version stand, Albanese und die Veranstalter hätten es abgelehnt, die Veranstaltung ins Netz zu verlegen. Es waren Albanese und Weizman, die das abgelehnt haben. Wir haben das korrigiert.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

45 Kommentare

 / 
  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Richtige Entscheidung.

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Das ist seitens der Unileitung die richtige Entscheidung. Wegners Einflussnahme war auch völlig in Ordnung. Hier hat es übrigens nichts mit staatlicher Zensur zu tun, sondern mit gesellschaftspolitischer Verantwortung.

    Angesichts des dramatischen Anstiegs an antisemitischer Gewalt wäre es schlicht und ergreifend unverantwortlich, der israelfeindlichen Rednerin und ihrer Roadshow den Ritterschlag akademischer Anerkennung zu verleihen.

    Letzte Woche sprach ich auf einer Veranstaltung, an der die großartigen Mitstreitenden Michel Friedman und Ferda Ataman einprägsam teilnahmen. Selbst bei gewissen Meinungsunterschieden gibt es in marginalisierten Communities wachsenden Konsens, dass der Kampf gegen den Judenhass konsequent geführt werden muss.

    Schade, dass die Berlinale nicht so weit ist.

    • @Michaela Dudley:

      www.instagram.com/reel/DBWkemlodMq/



      "Sind Sie auf der Suche nach diesem speziellen Immobilienobjekt, um dem Alltag zu entfliehen? Wir wissen. Der Streifen ist einfach nicht mehr das, was er einmal war. All der Lärm, die Verwirrung, die hungrigen Bettler. Dinge fallen aus dem Himmel. Trümmer auf den Straßen. Nun, wir haben genau das, was Sie suchen.



      Eine Zuflucht mitten in Rafah. Und doch, unter all dem. Das ist richtig. Zwanzig Meter unter der Erdoberfläche. Aber du wirst nicht tief in deine Taschen graben müssen. Mit unseren 75-prozentigen Preissenkungen können selbst die Ärmsten der Milliardäre ein unterirdisches Heiligtum kaufen. Und das, das UNRWA, das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge im Nahen Osten, stellt die vollständige Finanzierung seiner wichtigsten Untergrundrevolutionäre bereit.



      Unser Objekt lässt dich in die Tiefen des Kriegskomforts hinabsteigen und gibt reichlich Platz für deine Beute, ähm, für deine Luxus-Besitztümer. Es würde die diskriminierendsten Deutschen an Neid sterben lassen. Und es gibt sogar ein Spielzimmer in Platoon-Größe für die Kinder.



      Setzt dir das nicht ein Lächeln ins Gesicht?



      Kontaktieren Sie uns bei Bunker Hell..."

    • @Michaela Dudley:

      "Hier hat es übrigens nichts mit staatlicher Zensur zu tun, sondern mit gesellschaftspolitischer Verantwortung"

      Sagt ihnen der Begriff Pluralismus etwas? Es gehört zu den Merkmalen einer Demokratie andere Meinungen auszuhalten und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Was sie anscheinend unter "gesellschaftspolitischer Verantwortung" verstehen, finden sie eher in Autokratien wieder. Die verhalten sich auf eine derartige Weise, wie es hier der Berliner Bürgermeister getan hat. Nur hier eben auf die elegante Art, nicht mit dem Hammer von oben drauf hauen sondern subtilen Druck ausüben.

      Es war die ursprüngliche Entscheidung der Unileitung Francesca Albanese zu dieser Veranstaltung einzuladen und als akademischer Betrieb hat sie ein Selbstbestimmungsrecht, welches ihr von der Landesverfassung garantiert wird.

      Ob Frau Dudley, Herrn Wegener oder auch meiner Person das nun passt oder nicht, ist dabei nicht von Bedeutung.

      Wie es ausarten kann wenn Personen in Machtpositionen meinen sie könnten Druckmittel alleine aus ihrer Position heraus einsetzen oder sogar Wege finden um das Recht zu umgehen oder wie Herr Wegener es zu ignorieren, dass können sie derzeit in ihrem Geburtsland erleben.

      • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
        @Sam Spade:

        Zum solidarisch-demokratischen Verhalten gehört die Bereitschaft, die Gefahrenlage, besonders für Direktbetroffene, in diesem Falle Juden, sowie überhaupt für die Gesamtegesellschaft entsprechend zu berücksichtigen.

        • @Michaela Dudley:

          "Solidarität erscheint ... als Wert neben d. Würde d. Menschen, d. Freiheit u. d. Gleichheit."



          "In der chr. Religion heißt die Solidarität mit den Armen "Nächstenliebe"."



          "Demokratie ermöglicht insofern moderne Lebensformen, als sie die Freiheit individueller Entscheidungen und Handlungen sowie individuelle Verantwortung ermöglicht, die individuelle Gleichheit, Recht und Gesetz



          garantiert sowie Minderheiten schützt und zahllose Formen gesellschaftlicher Vereinigungen ermöglicht, d. h. kollektives und solidarisches Handeln auf eine freiwillige Grundlage stellt."



          Wenn F.A. sich antisemitisch geäußert hätte, könnte man sie nicht wegen Volksverhetzung anzeigen? Sofern Immunität besteht, wäre es im Kampf gegen Antisemitismus in D. nicht ein überwältigendes Signal an die Welt, sie als "persona non grata" zu erklären?



          Judenhass ist Menschenhass. Wer sich gegen Hass auf Menschen einsetzt, braucht keine Hervorhebung von "Merkmalen". Nur wenn man zwischen "guten" oder "schlechten" unterscheidet, versteckt man seinen Hass hinter Unterstützung einer Gruppe.

  • Da sind sie mal alle wieder versammelt, die in der Berliner Israel-Lobby Rang und Namen haben, um einen kritischen akademischen Diskurs zu unterbinden: Wegner, Prosor, Beck, Adler.



    Wovor haben diese Herrschaften eigentlich Angst, dass sie meinen, derart in die Hochschul-Autonomie eingreifen zu müssen?Befürchten sollten sie eigentlich - wie wir alle -, dass sich mit den Ankündigungen Trumps und der israelischen Regierung eine bisher bloße Verdächtigung tatsächlich in bittere Wahrheit verkehrt, wenn in Gaza „das Tor zur Hölle“ aufgestoßen wird.

    • @Abdurchdiemitte:

      Ein "kritischer Diskurs" würde vorraussetzen dass auch eine Gegenseite ihre Sicht darstellt. Das heisst, es müsste Vorträge geben die z.B. Trump´s Plan alle Palästinenser aus Gaza umzusiedeln befürworten, und Vorträge in denen die Hamas als das dargestellt ist was sie ist, eine Terrororganisation. Diese Vorträge gibt es allerdings an der Hochschule nicht und wenn es sie gäbe, würde es bestimmt Gegendemonstrationen, Besetzungen mit Sachbeschädigung und das alles wieder geben. Eine Vortragsveranstaltung in der beide gegensätzlichen Standpunkte daregstellt werden wäre doch intzeressant, aber ich fürchte dass z.B. Frau Albanese dem nie zustimmen würde. Von daher gesehen ist die Entscheidung der Hochschule richtig. Entweder alle oder keiner.

      • @Gerald Müller:

        Das erscheint mir doch ein recht merkwürdiges Verständnis von kritischem Diskurs, dass Sie hier skizzieren. Bei einer Veranstaltung zum Thema "ethnische Säuberung" muss jemand sitzen der diese befürwortet? Müssen dann bei jeder Veranstaltung zum Thema Rassismus und Antisemitismus ein Rassist und ein Antisemit mit am Tisch sitzen?



        Eine Veranstaltung, bei der die Hamas als illegitime, internationales Recht brechende Organisation dargestellt wird können Sie auch mit Frau Albanese haben:



        "Therefore, we have no doubt whatsoever that what Hamas did on the 7th of October is not in line with international law, because the moment Hamas targeted civilians, by killing, by taking hostages, by brutalizing and injuring civilians, these are crimes and cannot be justified. This is not legitimate resistance."



        www.i24news.tv/en/...teur-tells-i24news



        Übrigens war die Absage nicht, wie Sie fälschlicherweise schreiben, eine Entscheidung der Hochschule, sondern der Landesregierung, die damit die Landesverfassung Berlins bricht.

    • @Abdurchdiemitte:

      Schaut man sich die Namen der Organisatoren an, sieht man sofort, dass hier mal wieder alle versammelt sind, die in der Berliner Palästina-Lobby Rang und Namen haben. Immer wieder dieselben Akteure, die in den vergangenen Monaten in offenen Briefen den palästinensischen Antisemitismus systematisch kleingeredet und auch die Besetzung der FU durch Hamas-nahe Aktivisten verteidigt haben.



      Mit einem "kritischen akademischen Diskurs" hat das wenig, mit propälästinensischem Aktivismus sehr viel zu tun.

      • @Schalamow:

        Sie werden von meiner Seite keinen einzigen Kommentar finden, in dem ich nur ansatzweise den Terror und die Gräueltaten der Hamas legitimiert oder relativiert habe.



        Und deshalb finde ich es infam, Diskursteilnehmern - ob nun jüdisch oder nicht-jüdisch - die eine sachliche und differenzierte Auseinandersetzung mit Antisemitismus als Phänomen hierzulande anmahnen, zu unterstellen, sie würden palästinensischen Antisemitismus systematisch kleinreden. Wenden Sie sich mit Ihrer Kritik an diejenigen, die das tatsächlich tun - und sparen Sie dabei bitte auch nicht diejenigen aus, die mit dem permanenten Verweis auf linken oder muslimischen/migrantischen Antisemitismus meinen, ihr rassistisches und muslimfeindliches Süppchen kochen zu können. Leider derzeit ein allzu erfolgreiches Rezept.

  • Ratzinger/ Papst Benedikt hatte sich in seinem Lebenswerk besonders gegen den Relativismus gewandt. Er behauptete, es gibt die eine Wahrheit un man kann sie erkennen!



    Nun zeigt sich, dass Relativierungen das wichtigste in der Politik sind.



    Es gibt keine Wahrheit, es gibt nur Standpunkte und Blickwinkel und Fake News. Wer für Israel oder für Juden ist, der schiebt der Hamas die Schuld für die Misere der Palästinenser in die Schuhe. Wer gegen Israel ist, verharmlost die Hamas und redet von Völkermord Israels an den Palästinensern.



    Man kann auch Völkermord betreiben indem man ein Volk in einem völlig aussichtslosen Kampf verheizt. Also ist die Hamas das Problem.

  • Scheint ja Alles gesagt zu sein, und das auch von fast(!) Allen...

    Ich selbst habe beim geplanten Titel der Veranstaltung aufgehört zu lesen. Der war offensichtlich entweder absichtlich gewählt, um möglichst einen Eklat hervorzurufen, oder einfach nur dumm. Jedenfalls lag er fernab von dem, was man noch unter "wissenschaftlicher Diskurs" fallen lassen kann, ohne alle echten Wissenschaftler zu beleidigen: Wenn ich apodiktisch voraussetze, zu was ein sachlicher Diskurs vielleicht kommen könnte, bin ich im Bereich der Agitation und nicht der Wissenschaft oder des offenen Austauschs. Das kann Frau Albanese gerne VOR einer Uni machen. DRIN hat sie damit nichts verloren.

    • @Normalo:

      Es steht Ihnen (und uns allen) ja



      vollkommen frei, im Rahmen des akademischen Diskurses bzw. der Hochschul-Autonomie Stellung dazu zu beziehen, warum Sie das bisherige Vorgehen Israels in Gaza NICHT für einen Genozid halten und - Überraschung! - ich Ihnen darin sogar zustimmen würde. Die aktuellen Äußerungen des US-Präsidenten und des israelischen Regierungschefs lassen jetzt jedoch befürchten, dass genau das angestrebt wird.



      Deshalb halte ich es für immens wichtig, die Diskussion darüber nicht der „Strasse“ zu überlassen, sondern sie in den wissenschaftlichen Diskurs zu stellen. Gerade deshalb, WEIL es sich bei dem Völkermord-Vorwurf nicht um eine kleine Hausnummer handelt. Und weil ich nicht möchte, dass von den Israel-Lobbyisten inflationär erhobene Antisemitismus-Verdächtigungen zu self-fullfilling prophecy werden.



      Zumindest müssten Sie einräumen, dass hier nicht bloß von einer Seite unseriös argumentiert wird.

      • @Abdurchdiemitte:

        Mit allem Respekt: Sie haben den Einwand offenbar nicht verstanden. Wissenschaftlicher Diskurs zeichnet sich IMMER durch Ergebnisoffenheit aus. Davon kann hier nicht einmal ansatzweise die Rede sein. Es geht ausschließlich darum, Frau Albanese die Bühne zu verschaffen, die sie an der LMU München infolge ihrer sie selbst disqualifizierenden Auftritte nicht bekommen hat. Von wissenschaftlichen Standards sind ihre Äußerungen zu Israel jedenfalls sehr weit entfernt.

        • @Schalamow:

          Nun, auch die Kritiker Albaneses müssten in einem akademischen Diskurs - bleiben wir mal bei dem Begriff - plausibel aufzeigen können, dass die Aussagen der derart Kritisierten zur israelischen Besatzungspolitik nicht den wissenschaftlichen Standards entsprechen. Raum zur Widerrede steht ausreichend zur Verfügung - und das Publikum kann sich selbst ein Urteil bilden. Hier in der Kommune halten wir es schließlich nicht anders.



          Den Diskurs im Vorfeld quasi regierungsamtlich zu diskreditieren und abzuwürgen - das jedenfalls hat der Regierende Bürgermeister von Berlin getan, flankiert von prominenter israel-lobbyistischer Unterstützung (worauf sich meine Kritik ja bezog).



          Würde der Berliner Senat wohl auf den Gedanken kommen, Herrn Prosor als Chefdiplomat einer in Teilen rechtsextremistischen israelischen Regierung die freie Rede an einer der Berliner Universitäten zu verwehren? Nein. Und ich persönlich würde das auch nicht für eine gute Idee halten.



          Frau Albanese spricht qua Amt als offizielle Vertreterin der UN - warum bloß wird hier mit zweierlei Maß gemessen?

  • Neutralität kann man sich nur erlauben, wenn die Streithähne kleiner sind, als man selbst.... Ansonsten gewinnt nämlich nicht die Gerechtigkeit, sondern die Macht.

  • Gut so, die Absage. Bekennenden Antisemitinnen und Antisemiten sollte keine Bühne gewährt werden, selbst wenn weltweit der antisemitische Wahn wie gewohnt Bahn bricht.

  • Warum wird "Apartheid" und "israelische Unterdrückung" in Klammern gestezt. Amnesty International und Human Rights Watch sprechen von Apartheid. Israel bleibt eine Siedlungskolonie. Warum diese verweichte Sprache wenn es um Israel geht, der Internationale Gerichtshof sprach schon im Januar von einem erhöhten Risiko von Genozid.

    • @L Ho:

      Vielleicht werden die Begriffe in Klammern gesetzt, weil sogar ein eher israelkritischer Autor wie Herr Bax weiß, dass es dazu unterschiedliche Standpunkte gibt.

      Amnesty und Human Rights Watch sind nichts das maß aller Dinge.

      Aber wer Israel als eine "Siedlungskolonie" ansieht, greift vermutlich alles auf, was Israel negativ darstellt.

  • Nun, ich würde sagen, es ist keine gute Idee, zusammen mit CDU, AfD, Trump und BILD gegen Antisemitismus zu kämpfen, z.B. indem man Veranstaltungen mit Menschen- und Völkerrechtsexperten wie Francesca Albanese versucht, aus der Öffentlichkeit wegzuzensieren.

    Die Verurteilung von Menschenrechts- und Kriegsverbrechen, wie sie vom IGH und ICC, von Amnesty International und Human Rights Watch, von linken Professoren wie Michael Barenboim und last but not least von aufgeklärten Juden und Jüdinnen in aller Welt ausgesprochen werden, können nur um den Preis der Umwertung aller Werte ignoriert werden.

    Umwertung heißt: Menschenrechte werden zu Antisemitismus umgewertet, Gleichheit wird zu Diskriminierung, Krieg wird zu Frieden, Lüge wird Wahrheit, usw.

    Im Grunde ist dieses Auf-den-Kopf-Stellen von Humanismus, Wahrheit und Moral so etwas wie die faschistische Grundideologie schlechthin.

  • Ich möchte nicht, daß Frau Dr. Albanese irgendwo öffentlich spricht und mag ihr schon gar nicht zuhören -- das eben macht Rede- und Meinungsfreiheit aus. Sie denen zu gewähren, die man ohnehin gern hören möchte, ist keine.



    Ich mag den linksradikalen, gegen Personen nicht Meinungen gerichteten Vernichtungstotalitarismus nicht, auch dann nicht wenn er einmal die in meinem Augen "richtigen" trifft. Wie es in meiner politischen Heimat und unter denen, bei denen ich mich wohlfühlen kann, damit gehalten wird, bringt Rabbi Steven Pruzansky schon 2017 sehr gut auf den Punkt: rabbipruzansky.com.../27/time-to-chill/

    • @Axel Berger:

      Wichtiger Hinweis - Danke - lässt jeden weiteren Kommentar überflüssig werden 👍

  • "Dass sich manche Leute nicht über die beinahe komplette Zerstörung Gazas, sondern über jene, die darauf hinweisen, empörten, sage „viel über das Moral- und Rechtsverständnis derjenigen, die solche Diskussionen unterbinden wollen“.- Stimme ich vollkommen zu und haben gerade unsere Politiker mittlerweile perfekt drauf, nicht nur bei diesem Thema.



    Allerdings war ich der Ansicht, das Frau Albanese noch nie nach Israel einreisen durfte, seit sie ihre Position inne hat und ihr Vorgänger wohl auch schon nicht. Ich habe irgendwann mal ein Interview von ihr gesehen wo sie das gesagt hat. Aber ist auch schon etwas her.



    Stimme ich mit allem überein was Frau Albanese sagt: nein



    Denke ich das sie eine totale Antisemitin ist: nein, sorry! Viele ihrer Aussagen, können mit internationalem Recht begründet werden, das dies der israelischen Regierung und deren Unterstützern nicht immer gefällt ist schon klar. Ich denke darauf kann man sie ansprechen und diskutieren, Argumente bringen. Mit Verboten hat man das Argument schon verloren. Ich persönlich finde es sowieso immer schwierig wenn Menschen Antisemitismus vorgeworfen wird, aber dann nicht klar gemacht wird, welche Aussage zu diesem Urteil führt.

  • Sicherheitsbedenken scheinen in Berlin für alle Veranstaltungen herhalten zu müssen, welche die Landesregierung gerne unterbinden möchte, besonders wenn sie einen Palästinabezug aufweisen. Da werden dann Demonstrationen ein Sprachverbot auferlegt, welches das Gericht mit dem Verweis auf die Gefahrenabwehr bestätigt. Sehr originelle Begründung des Gerichts, nur nicht gerade rechtskonform, denn mit einem derartigen Verweis würden sich sämtliche öffentliche Versammlungen oder Veranstaltungen verbieten lassen.

    Generell scheint Rechtskonformität keine Paradediziplin der Berliner Justiz zu sein. Das ist nicht erst seit der rechtswidrigen Überstellung von Maja T nach Ungarn festzuhalten. Erinnert sei nur an die Massnahmen anlässlich des letzten Palästinenserkongresses in Berlin.

    Und auch in der Sache Francesca Albanese hat der Senat keine Hemmungen die Autonomie der Hochschule anzutasten und indirekt gegen die eigene Landesverfassung zu verstoßen.

    Das Verständnis von Rechtsstaat scheint bei den staatlichen Institutionen in Berlin noch ausbaufähig zu sein.

    • @Sam Spade:

      Ich würde es nicht "Berlin" nennen, sondern einen Spandauer Peripheriker namens Wegner, der als Erwachsener noch an Autos und Vornamen glaubt.

      • @Janix:

        Es ist Ihr gutes Recht, den regierenden Bürgermeister für intellektuell nicht satisfaktionsfähig zu halten. Aber dazu müssen Sie Ihre Kommentare nicht auf das Niveau absenken, das Sie ihm unterstellen.

  • "Mein Beileid an die Opfer". Immerhin zeigte sie Empathie für die von der Hamas und ihren Schergen massakrierten Juden. Die seien nicht "angegriffen" worden, weil sie Juden waren.(doch Frau Albanese, nur deswegen). Ihr Freund Varoufakis: „Ich wurde gefragt, ob ich die Hamas verurteile und sagte nein“. Nein sie ist gewiss keine Antisemitin, sonst würde sie ja Bibi nicht mit Adolf vergleichen. Diese Frau in deutsche Hochschulen zur "offenen Diskussion" einzuladen, ist mehr als unappetitlich.

    • @Jutta57:

      Was Ihnen nicht schmeckt, müssen Sie nicht essen. So einfach ist es.

    • @Jutta57:

      Doch, Jutta57, die Welt ist etwas komplexer. Sauber zwischen Juden und Israelis unterscheiden ist der erste Schritt. Und ärgert Hamas und Netanyahu gleichermaßen.



      Die nächsten Schritte beim nächsten Mal.

    • @Jutta57:

      mit religion hat dieser konflikt nichts zu tun, er ist rein politisch.

      • @the real günni:

        stimmt. Antisemitismus ist im Kern rein politisch. Und natürlich sind und waren auch die verheerenden Konflikte in Pakistan/Bangladesh/Indien rein politischer Natur. Die Quelle panarabischer Blut und Boden Ideologie entspringt aber weniger den Überbleibseln von Steinkohlewäldern sondern gewissen himmlischen Offenbarungen. Diese hatnichtsmitReligionzutun-Argumentation erinnert mich an die ewige Ausrede, dass die Verbrechen des Kommunismus ja nichts mit dem Kommunismus gemein hätten. Das glaubte selbst Adorno irgendwann nicht mehr.

  • Hamas ist ganz klar eine Terrororganisation, welche aber interessanterweise mal von Netanjahu im Kampf gegen die Fatah unterstützt wurde (darf man bitte auch nicht vergessen!).



    Und vielleicht darf man es nicht Völkermord nennen, aber das, was Netanjahu in Gaza, Westjordanland, Libanon durch seine radikalen Siedler, Polizei und Militär machen lässt, würde ich als Staatsterror bezeichnen. Und noch etwas, wie viele von den 45000 Toten sind Hamas und wie viele unschuldige Zivilisten? (ich weiß auch, dass sich Hamas in Schulen und Krankenhäusern versteckt hat, aber ich denke, es hätte auch andere Mittel gegeben - aber für Netanjahu ist nur ein toter Palästinenser ein guter Palästinenser - und zu dieser Aussage stehe ich!

    • @Frank Burghart:

      Warum kann man es nicht Völkermord nennen?



      Es gibt keine Entschuldigung für die Bombardierung von Krankenhäusern und Ambulanzen.

      • @L Ho:

        Der Gazastreifen ist zu klein und zu dicht besiedelt, um überhaupt als Aufmarschfeld für Angriffe zu dienen. Da muss man Kriegsgerät immer neben zivile Einrichtungen stellen.



        Speziell die Hamas legt es aber genau darauf an, die Menschenrechte verletztene Angriffe zu provozieren, indem sie ihre Waffen in oder direkt neben besonders schützenswerte Infrastruktur stellt. Es geht der Hamas nicht um militärische Erfolge, sondern immer vor allem um hässliche Bilder, die Israel ins Unrecht stellen sollen.

        • @Christoph Strebel:

          Alles richtig, die spannende Frage, wenn man davon ausgeht, dass die IDF diese Analyse auch hinbekommt, ist doch warum sie so bereitwillig hässliche Bilder liefert? Warum immer wieder Aktionen und Pläne die schlicht Unrecht sind und warum das Beharren einen Konflikt der nur politisch gelöst werden kann militärisch anzugehen?

  • Hat sie das Existenzrecht von Israel in Frage gestellt?

    • @Wolfgang Meisinger:

      sie ist eine international hoch renommierte voelkerrechtlerin.



      wieso sollte sie das also tun?

      www.youtube.com/shorts/k12E7LuD2_4

      andere frage: sollte in einer demokratie ein landespolitiker druck auf universitaeten ausueben, um potentiell brisante personen zu canceln?

  • "Welche Kriterien zum Beleg gewählt wurden, beantwortete sie auf Anfrage der taz bis Redaktionsschluss nicht."

    Man muss sich die Kriterien für Antisemitismus schon ordentlich zurechtbiegen um Albaneses Holocaust-Relativierung und ihr Geraune von einer "Jewish lobby" für nicht antisemitisch zu befinden. Da aber Holocaust-Relativierung in der JDA-Deklaration gar nicht vorkommt, scheint es tatsächlich Antisemitismusforscher zu geben, die Albaneses Aussagen goutieren würden. Schlimm genug.



    Einen Überblick über Albaneses Ausfälle gibt es hier:

    www.adl.org/resour...nese-her-own-words

    Es wäre ein Ausdruck von journalistischer Redlichkeit auf diese problematischen Äußerungen, die Daniel Bax bekannt sein dürften, hinzuweisen, anstatt so zu tun als solle hier einfach "eine scharfe Kritikerin Israels" mundtot gemacht werden, sofern Bax die Aussagen denn für problematisch hält. Aber vielleicht irre ich mich da auch und Netanjahu mit Hitler gleichzusetzen - so wie Albanese es getan hat - ist in der taz-Redaktion keine große Sache.

    • @Taugenichts:

      sehen sie nicht, dass die ADL hier diffamiert? das ist die taktik. es gibt eben zu diesem thema viele verschiedene meinungen, dann mischt man politisches mit religioesem und holt dann ganz schnell die antisemitismuskeule als totschlagargument heraus.



      ich sehe schon seit ueber einem jahr interviews mit francesca albanese auf youtube, und ich sehe sie als sehr scharfe kritikerin israels. zionisten verachten sie natuerlich, aber ihr geht es einfach nur um das voelkerrecht, das ist eben ihr job.



      was halten sie denn von dem voelkerrecht?

    • @Taugenichts:

      Das ändert nichts an der Tatsache das der Staat massiven politischen Druck auf eine Lehranstalt ausgeübt und somit wiederholt gegen die eigene Landesverfassung verstoßen hat, diese garantiert nämlich Hochschulen Autonomie und das Recht auf Selbstbestimmung.

    • @Taugenichts:

      Danke für die Zitatensammlung. Damit es nicht untergeht: “America and Europe, one of them subjugated by the Jewish lobby, and the other by the sense of guilt about the Holocaust.”

  • Beck war vor seinem Drogengebrauch ein kluger fleißiger Politiker und ist es immer noch. Nur sollte er sich doch nicht mit einem Prossor gemein machen und gegen die UN stellen. Peinlich, Volker!

    Ich muss nicht mit Albaneses Einschätzungen 100 % übereinstimmen, um ihre Punkte diskutieren zu wollen.

  • Was für eine Schande für Deutschland, für Berlin, für die FU, für die CDU und für Kai Wegner.