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Tag der Arbeitslosen am 2. MaiHeute kriegt ihr Ausbeuter nüscht!

Unter dem Motto: „Wir haben Zeit“ gehen an diesem Dienstag wieder zahlreiche Menschen gegen den Zwang zur Lohnarbeit auf die Straße.

Arbeitslos zu sein ist eine harte Nummer Foto: dpa

I ch habe noch nie verstanden, warum die Mehrheit der Gesellschaft sich den von ihr erwirtschafteten Reichtum von einer kleinen Minderheit klauen lässt. Auch nach Politikwissenschaftsstudium und exzessiver Lektüre über Ideologietheorie geht mir nicht in den Kopf, warum ein Großteil der Ar­bei­te­r*in­nen ihre Aus­beu­te­r*in­nen verteidigt – statt sie zu enteignen und sich zu nehmen, was ihnen sowieso gehört.

Nun ist der 1. Mai vorbei – und zu meinem Bedauern blieb auch in diesem Jahr die antikapitalistische Revolution aus.

Vielleicht ist es Mangel an Fantasie, wie eine solidarische Gesellschaft aussehen könnte. Oder zu wenig Identifikation als Arbeiter*in. Die Revolution könnte stattdessen von den Arbeitslosen kommen. Die betreiben sie jeden Tag im Kleinen, indem sie sich der Lohnarbeit verweigern und den Aus­beu­te­r*in­nen entgegenschreien: Von uns kriegt ihr nüscht!

Klar: Nicht immer ist Arbeitslosigkeit freiwillig. Könnte sie aber werden. Würde Arbeitslosigkeit in dieser Gesellschaft nicht mehr als Manko, sondern als legitime Selbstbestimmung gelten, wären wir einer befreiten Gesellschaft etwas näher.

Der Begriff arbeitslos ist auch nicht ganz korrekt. Ohne Lohnarbeit sein ist harte Arbeit.

Deshalb hat die Liga für Kampf und Freizeit vor fast 20 Jahren in Berlin den 2. Mai als Tag der Arbeitslosen ausgerufen. Unter dem Motto: „Wir haben Zeit“ werden auch heute wieder zahlreiche Menschen gegen den Zwang zur Lohnarbeit auf die Straße und vor allem den Senefelder Platz in Prenzlauer Berg gehen. Wenn sie nicht noch schlafen. Oder chillen. Oder einen Jobcenter-Termin haben. 13 Uhr ist so gesehen ganz schön früh, wenn man den Job als Ta­ge­die­b*in und Mü­ßig­gän­ge­r*in ernst nimmt.

Der Begriff arbeitslos ist auch nicht ganz korrekt. Ohne Lohnarbeit sein ist harte Arbeit. Ich habe großen Respekt für alle, die sich jeden Tag mit dem Amt rumschlagen, das einen mit perfidesten Mitteln dazu gängelt, wieder ein Rädchen in der Profitmaschinerie zu werden. Tag für Tag muss man in sinnlosen Maßnahmen seine Zeit verschwenden, um bloß nicht sein Leben zu genießen. Wer das mehrere Monate oder gar über Jahre durchhält, kann alles schaffen.

Die Schikane ist kein Zufall. Denn der Staat ist im Dienst des Kapitals unterwegs und sammelt die verlorenen Schäfchen wieder ein. Dabei ginge es auch anders: Den Ur­he­be­r*in­nen des Tags der Arbeitslosen ging es nicht nur um Kapitalismuskritik, sie setzen sich auch für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein.

Arbeiten auch ohne Zwang

Da könnte die Fantasie konkret werden. Denn in einer Welt, in der niemand zur Arbeit gezwungen wird und in der wir uns solidarisch selbst verwalten, würden trotzdem Menschen arbeiten gehen. Nicht alle, aber das ist auch gar nicht nötig. Ich zum Beispiel würde weiter wütende Kolumnen schreiben. Irgendeine Scheiße passiert ja immer. Zwischendurch würde ich auch mal das Klo putzen, kein Problem. Aber nicht heute. Heute wird gechillt.

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Marie Frank
Leiterin taz.berlin
Leiterin taz Berlin und Redakteurin für soziale Bewegungen, Migration und soziale Gerechtigkeit. Hat politische Theorie studiert, ist aber mehr an der Praxis interessiert.
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68 Kommentare

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  • Die Frage nach der Verteilung der geleisteten Arbeitsstunden auf die gesellschaftlich notwendigen Arbeiten, ist schon interessant. Sie stellt sich aber nicht nur bei der unbezahlten Arbeit, auch bei der bezahlten Arbeit gibt es das Problem, dass mitunter nicht die notwendigen, sondern überflüssige und sogar schädliche Arbeiten gemacht werden: de.wikipedia.org/wiki/Bullshit_Jobs

    Das andere Ding ist, dass mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen ja die Erwerbsarbeit gar nicht abgeschafft wird (das will auch, denke ich, die Autorin nicht). Es wird sogar die Erwerbsarbeit im Niedrigeinkommensbereich gestärkt, weil man zum BGE beliebig hinzuverdienen kann, was bei bedürftigkeitsgeprüften Sozialtransfers nicht der Fall ist, da zusätzliches Einkommen da angerechnet wird.

    Mit anderen Worten, das jetzige System wird gar nicht abgeschafft, es wird nur Soziale Sicherheit für alle eingeführt.

    Und bei der unbezahlten Arbeit geht es nur sehr bedingt um "Spaß", vieles sind Sorgetätigkeiten, ich weiss nicht, ob es so lustig ist, z.B. kranke oder sterbende Angehörige zu pflegen, aber die Leute tun es, weil es getan werden muss.

    • @Eric Manneschmidt:

      ...sollte die Antwort sein auf Herma Huhn 10:30

  • Gedanken: Als cleveres Wendekind dachte ich Arbeitgeber sind diejenigen die ihre Arbeitskraft Arbeitnehmern zur Verfügung stellen. :D Staatliche Hilfeleistungen sind nicht steuerbefreit. :(



    Ich fürchte, wenn arme bzw. malochende Durchschnittsmenschen dasselbe Geld, wie Superreiche zur Verfügung hätten, sie ganz genauso 'hausen', 'protzen' und im 'eigenen Gefängnis' verenden würden.



    Tischlein deck dich, Esel streck dich...

  • taz: "Ich habe großen Respekt für alle, die sich jeden Tag mit dem Amt rumschlagen, das einen mit perfidesten Mitteln dazu gängelt, wieder ein Rädchen in der Profitmaschinerie zu werden. Tag für Tag muss man in sinnlosen Maßnahmen seine Zeit verschwenden, um bloß nicht sein Leben zu genießen."

    Man darf dabei aber nicht vergessen, dass die Arbeitslosen (Hartz5/Bürgergeldempfänger) in diesem System auch ihre Aufgabe haben, denn wie soll Deutschland denn sonst weiterhin der klimaschädliche Exportweltmeister von Europa bleiben, wenn man die Noch-Arbeitnehmer nicht davon "überzeugten" könnte, dass es besser für sie sei, sich in einem Job ausbeuten zu lassen, als Bekanntschaft mit dem Jobcenter zu machen. "Fördern und Fordern" heißt es seit Jahren in den Jobcentern. Gefördert wurde mit Hartz IV aber nur die prekäre Beschäftigung samt Leiharbeit und Werksverträgen. Gefördert wurden Hungerlöhne und Armut. Bei uns werden seit der Arbeitsmarktreform arme Menschen von einer "Behörde" wie Kinder bevormundet und ihnen wird trotz Art. 1 GG und Art. 20 Abs. 1 GG das ohnehin schon lächerliche Existenzminimum auch jetzt beim Bürgergeld noch gekürzt; jedenfalls wenn sie nicht "brav" sind. Übrigens, wenn es tatsächlich noch genügend Jobs zu verteilen gäbe, von dem ein Mensch auch existieren kann, dann könnte der Staat sich doch eine Behörde wie die Bundesagentur für Arbeit/Jobcenter mit 100.000 Mitarbeitern sparen. Die Arbeitsagenturen, die mit einem unglaublichen Bürokratismus und ca. 100.000 Mitarbeitern einen egozentrischen Aufwand betreiben, der in gar keinem Verhältnis zu den Vermittlungserfolgen steht, kosten den Steuerzahlern nämlich jährlich einige Milliarden Euro (JC-Gebäude, Löhne, etc.). Viel Geld, das man besser anlegen könnte, wenn man sich z.B. mal unsere heruntergekommenen Schulen anschaut, die alle dringend saniert werden müssten.

    • @Ricky-13:

      ...und da mault ein Ex- Kanzler, der seine Wähler in ein solches System hat laufen lassen - um sein Büro im Kamzleramt....

      ...manchmal könnte ich kotzen....



      .

  • "Denn in einer Welt, in der niemand zur Arbeit gezwungen wird und in der wir uns solidarisch selbst verwalten, würden trotzdem Menschen arbeiten gehen"

    Sicher würden trotzdem Menschen arbeiten gehen. Aber würden Sie so selbstverwaltet zwanglos Arbeitslose auch mit versorgen?

    Was hat die Umfrage der taz diesbezüglich bei Arbeitslosen ergeben?



    Und wo gibt es selbstverwaltete Kontexte wo Arbeitslose sich melden können und ungefragt mit Geld versorgt werden?

    Eben. nirgendwo.

    Von einer Autorin, die selbstbeschreibend "an der Praxis interessiert" ist, erwarte ich da mehr Informationen aus dem richtigen Leben.

    • @Rudolf Fissner:

      "Denn in einer Welt, in der niemand zur Arbeit gezwungen wird und in der wir uns solidarisch selbst verwalten, würden trotzdem Menschen arbeiten gehen"

      Die Autorin bezieht sich auf den Grundirrtum von Marx. Es gibt immer noch Menschen, die daran glauben. Trotz gegenteiliger Erfahrungen. Ist eine Art Religion.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Karl Marx hin oder her: Alle mir bekannten Pilotprojekte mit bedingungslosen Geldleistungen (also Testläufe eines BGE) zeigen, dass die Arbeitsbereitschaft nicht sinkt, außer bei jungen Müttern, die sich mehr um ihre Kinder kümmern, und jungen Menschen, die eine längere Ausbildung machen.



        In vielen Projekten arbeiten die Menschen sogar mehr (Erwerbsarbeit), insbesondere im Globalen Süden.

        Unabhängig davon gibt es eine Menge von unbezahlter und unbezahlbarer Arbeit, d.h. das machen die Leute sowieso schon heute ohne "Anreiz" oder Zwang, weil sie einfach meinen, dass das gemacht werden muss. Logischerweise wird das einfacher, wenn man nicht mehr zu (oft sinnloser oder schädlicher) Erwerbsarbeit gezwungen wird.

        • @Eric Manneschmidt:

          Meine Frage zog nicht die Arbeitsbereitschaft in Zweifel sondern die Bereitschaft dabei mit zu machen, solidarisch selbstverwaltet jedem der will, Geld in die Hand zu drücken, wenn jener gerade nicht arbeiten kann oder will.

        • @Eric Manneschmidt:

          "Alle mir bekannten Pilotprojekte mit bedingungslosen Geldleistungen..."

          ...hinken daran, dass man sie nicht einfach auf die gesamte Gesellschaft hochrechnen kann. Bei einem zeitlich und mengenmäßig begrenzten Versuch nehmen die Meisten einfach das Geld und bereiten sich auf das Ende des Versuchs vor.

          Ich bin in einem Land aufgewachsen, in dem ständig an das "Bedürfnis des Menschen zur Arbeit" appelliert wurde. Hat nicht besonders gut funktioniert.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Welches Land, wenn ich fragen darf?

            Sicherlich kein Land, in dem es ein Bedingungsloses Grundeinkommen gab. Sondern eines mit irgendeiner Form von Arbeitszwang, wahrscheinlich sogar einer Ideologie der Arbeit.

            Sie haben Recht, dass man das BGE nicht simulieren kann in einem zeitlich begrenzten Versuch.

            Es bleibt aber Fakt, dass in Deutschland mehr Arbeitsstunden unbezahlt (und mithin ohne Zwang) geleistet werden als bezahlt, siehe letzte Zeitverwendungsstudie von 2013. Da wird aber auch nicht an Menschen appelliert, sie tun das einfach so.

            • @Eric Manneschmidt:

              "Sie haben Recht, dass man das BGE nicht simulieren kann in einem zeitlich begrenzten Versuch."

              Gut. Dann nenne Sie mir bitte einen Versuch, der nicht zeitlich und räumlich begrenzt ist bzw. war, also in einem ganzen Land zeitlich unbegrenzt läuft.

              "Es bleibt aber Fakt, dass in Deutschland mehr Arbeitsstunden unbezahlt (und mithin ohne Zwang) geleistet werden als bezahlt, siehe letzte Zeitverwendungsstudie von 2013."

              Ich hatte jetzt keine Zeit, die Studie detailliert zu lesen, aber ich habe beim Schräglesen keinen Beleg für den "Fakt" gefunden. Wo steht das?

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                1. Zeitlich unbegrenzter BGE-Versuch:



                Es gibt keinen.



                Die Dividende aus dem Alaska Permanent Fund läuft seit Jahrzehnten, erreicht aber keine existenzsichernde Höhe (außerdem ist das Modell ökologisch nicht nachhaltig und auch nicht übertragbar).

                2. Mehr unbezahlte als bezahlte Arbeit:



                Das steht schon in der Zusammenfassung: "Private Haushalte wendeten im Jahr 2013 für die unbezahlte Arbeit 35 % mehr an Zeit auf als für die bezahlte Erwerbsarbeit. Anfang der 1990er-Jahre waren es sogar fast 50 % mehr."



                www.destatis.de/DE...arbeit-022016.html

                • @Eric Manneschmidt:

                  Also bedeutet 1., dass es keine Daten dafür gibt, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen funktioniert.

                  2. Entschuldigung. Ich hatte die falsche Studie:

                  chrome-extension:mhjfbmdgcfjbbpaeoj...giehjai/index.html

                  • @warum_denkt_keiner_nach?:

                    Es ist richtig, es gibt "keine Daten" bzw. keinen empirischen Beleg, dass ein BGE "funktioniert".



                    Wir wissen nur, dass das heutige System nicht funktioniert, indem es Leute durch das Netz fallen lässt, siehe dazu www.grundeinkommen...-und-teilhabe.html

                    Und wir wissen, dass wir das planetare Ökosystem gegen die Wand fahren, was maßgeblich daran liegt, dass wir auf Teufel komm raus Arbeitsplätze (=Einkommensplätze) schaffen müssen.

                    Das mit dem BGE ist letztlich eine ethische Frage. Bei der Einführung des Frauenwahlrechts war auch überhaupt nicht klar, dass das "funktionieren" würde. Frauen hatten schlichtweg Jahrhunderte lang gar nicht die Chance zu beweisen, dass sie politische Verantwortung übernehmen können und wollen.



                    Beim BGE geht es ja auch darum, dass Menschen Verantwortung für ihr Leben und für das Gemeinwesen übernehmen, indem sie bezahlt oder unbezahlt (aber dann ohne Zwang) die Arbeit machen, die gemacht werden muss.



                    Ich denke wir kommen nicht daran vorbei, den Menschen diese Freiheit zuzumuten. Nicht alle, aber die meisten werden ihr gerecht werden.

            • @Eric Manneschmidt:

              Die Frage ist doch, ob die freiwillig geleisteten Stunden sich gut genug auf die gesellschaftlich notwendigen Aufgaben verteilen.



              Abwasserkanäle reinigen, in Krankenhäusern Essen verteilen und das dreckige Geschirr einsammeln, oder auch die Koordination dieser Aufgaben in Kommunen, die zu groß sind, um jeden zu kennen.



              Viel zu viele Aufgaben erledigen sich einfach nicht von allein. Wenn dann jeder nur macht, was ihm am meisten Spaß macht, könnten die falschen Dinge hinten runterfallen. Das jetzige System ist nicht perfekt, es aber ohne Ersatz einfach abzuschaffen schafft Chaos.

  • Nur ein paar Zahlen am Rande:

    Steuereinnahmen 2022: 895,7 mrd. € (runden wir mal auf 900 mrd. €) [1]

    Ausgaben für Leistungen der Grundsicherung (ALG II) 2022: 40,81 mrd. € ( runden wir auf 40 mrd. €) [2]

    Wichtig ist hierbei noch zu wissen, dass das ALG II/Grundsicherung NICHT aus den Abgaben zur Arbeitslosenversicherung (2,6 % vom Lohn auf der Abrechnung) finanziert wird. Das ist nur für das ALG I gedacht. Das ALG II wird aus anderen Steuermitteln finanziert.

    Man könnte jetzt eine ganz lustige Rechnung aufmachen. Ja ich weiß die Gesamtsteuereinnahmen gehen nicht nur aus Lohnsteuern hervor aber im Grunde ist ja alles (Grundsteuer, Umsatzsteuer, Kapitalertrag etc... auf die ein oder andere Weise von Arbeitszeit finanziert und es arbeiten auch nicht alle 8 h pro Tag aber sei´s drum):

    Also von den 900 mrd. Einnahmen (100%) sind 40 mrd. Bürgergeld/ALG II ca. 4,4 % .

    D.h. bei einem 8 Stunden Arbeitstag werden ca. 0,35 Stunden (21 min) für das Bürgergeld gearbeitet.

    Was bei ca. 46 mio. Erwerbstätigen pro Tag ca. 16 mio. Arbeitsstunden entspricht, um wiederum 3,7 mio. ALG II Empfänger zu finanzieren.



    Dann kommen wir auf 4,3 Stunden die pro Tag und Empfänger geleistet werden müssen. (von denen wie oben erwähnt jeder einzelne Erwerbstätige 0,35 Stunden leistet).

    Wie gesagt die Rechnung stimmt mit Sicherheit nicht genau ... aber sie verdeutlich doch, dass für den solidarischen Akt der Grundsicherung von den Erwerbstätigen (egal ob Lohnarbeit oder selbstständig) jeden Tag etwas geleistet werden muss und das sollte meiner Meinung nach auch gewürdigt werden. Ich bin sehr froh und auch ein bisschen stolz, dass wir ein System haben, dass so etwas ermöglicht (die meisten Länder der Erde haben so etwas nicht!)

    [1] www.destatis.de/DE...20(%2B7%2C5%20%25).



    [2] www.bundestag.de/d...it-soziales-903676

  • Nun, im Sozialismus, den ich erlebt habe, gab es den Arbeitszwang. Nicht Arbeitende wurde als "asozial" kriminalisiert (da folgte die DDR den Traditionen des Nationasozialismus) und verurteilt. Ausgenommen wurden (sehr kleinbürgerlich) verheiratete Frauen. Vielleicht lässt der Kapitalismus hier mehr Spielraum, ich weiss es nicht....

  • „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“.

    Aus der Präambel der Verfassung der Sowjetunion.

    Nirgendwo war der Zwang zur Arbeit so stark wie im Sozialismus.

    • @Suryo:

      Mir fallen da noch Sklaverei und Feudalismus ein. Ach ja. Und im englischen Kapitalismus wurden Mittelose in Arbeitshäuser gesteckt.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Sklaverei und Feudalismus galten aber nie als links. Hier tut eine angeblich Linke so, als sei es links, nicht arbeiten zu müssen. Historisch gesehen ist dagegen nichts weniger links als sich nen Lenz zu machen.

        • @Suryo:

          Das sind doch schlicht alles Ausreden. Garniert mit ein bisserl Provokation und "pöbelmanischer" Polemik, um nen irgendwie revolutionär anmutenden Artikel zum Arbeitskampftag mit Inhalt zu füllen. Als ob der "Großteil der Arbeitslosen" von einer antikapitalitischen Revolution träumen würde.

          Man kann auch im Sozialbereich, in der Landschaftspflege oder Umweltschutz arbeiten, wenn einem in Industrie-, Handwerk- oder Dienstleistungsgewerbe der Sinn fehlt.



          Oder man holt sich nen Gewerbeschein und macht nur das, was man für sinnnvoll hält. Gerade in der Verantaltungsbranche werden händeringend Leute gesucht, weil in Corona Zeiten nen Haufen Leute aus Sicherheitsgründen lieber in ein Angestelltenverhältnis gewechselt sind.

          Ich kenn auch Leute, die beziehen seit Jahren Hartz4, engagieren sich aber dafür tagtäglich ehrenamtlich. Aber wenn einen sogar das Ausfüllen eines Bürgegeldantrags überfordert, ja mei...



          Dieses "Arbeit ist scheiße", "ich will nur chillen" nehm ich nem pubertär-rebellierenden 16jährigen Punk noch ab, aber nicht Leuten Mitte 30, die den Regionalteil einer großen deutschen Tageszeitung leiten.

        • @Suryo:

          "Hier tut eine angeblich Linke so, als sei es links, nicht arbeiten zu müssen."

          Das stimmt. Bestimmte Möchtegern Revolutionäre halten Faulheit für links. Ist sie aber nicht.

          "Nirgendwo war der Zwang zur Arbeit so stark wie im Sozialismus."

          Das war allerdings eine gewagte These.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Sie schon wieder.

            • @Suryo:

              Ja.

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Weder feudaler Frohndienst noch Sklavenarbeit waren übrigens Lohnarbeit im modernen Sinne, um die es hier ja geht. Sie müssen sich nicht immer an Semantik aufhalten.

                • @Suryo:

                  "Nirgendwo war der Zwang zur Arbeit so stark wie im Sozialismus."

                  Waren Ihre Worte. Von Lohnarbeit keine Rede. Und die englischen Arbeitshäuser, die ich erwähnte, waren schon im Kapitalismus...

  • Schon ein neckische Aktion in Berlin. "Der Kampftag der Arbeitslosen"



    Das müsste mal durchgeführt werden am 2. Mai in Lüdenscheid oder Fulda.

  • montesqieu ...

    französische nationalversammlung:

    das einzige recht der besitzlosen, ist das recht auf arbeit.

  • "Würde Arbeitslosigkeit in dieser Gesellschaft nicht mehr als Manko, sondern als legitime Selbstbestimmung gelten, wären wir einer befreiten Gesellschaft etwas näher."



    Und was wäre, wenn alle Menschen in "legitimer Selbstbestimmung" gar nichts mehr tun würden? 82 Millionen "Befreite", die chillen. Und dann?

    • @Stefan L.:

      Marx Antwort auf diese Frage war eine Art "neuer Mensch", der freiwillig und gerne arbeitet.



      Ob das dann aber so viel freier ist als heute? Ich wage es zu bezweifeln.

    • @Stefan L.:

      ist mir auch in den Sinn gekommen, eine Antwort habe ich leider noch nicht.....

      • @Claus Hilbrich:

        Herr Hilbrich, die Antwort darauf erwarte ich auch eher von Frau Frank.

  • "Heute wird gechillt."

    Vielleicht sollte die Autorin beim chillen bei Marx über die gesellschaftliche Notwendigkeit von Arbeit nachlesen...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Fragt sich, was Arbeit in diesem Sinne ist. .. Mir ist's grundsätzlich reichlich wurscht, ob jemand arbeiten geht. An dem Punkt, an dem wir mit Blick auf Umwelt bzw Natur, sowie die Produktivität stehen, könnten wir gut und gerne den halben Tag zu Hause bleiben. Hach, wäre da nicht der Zwang, den die aus derzeitiger Sicht Hochbesitzenden zum Machterhalt ausüben. 🤷

      • @Gerhard Krause:

        Grundsätzlich ist Arbeit (im weitesten Sinn) Grundlage jeder Art menschlicher Gesellschaft. Sonst hätten wir weder Nahrung noch Kleidung und all die anderen Dinge, die zum Leben notwendig sind.

        Wie diese Arbeit und ihre Früchte verteilt sind, bestimmt die jeweilige Gesellschaftsordnung. Diese kann man ändern. Überhaupt nicht zu arbeiten, ist aber keine Option.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Habe ich nicht bestritten. Ich stelle das, was manche Arbeit nennen, als Arbeit, ggf. mit Hilfe von deren mangelnder Nützlichkeit, in Frage. Und ich hebe auf die Arbeitsmenge sowie die Produktivität ab. Noch Fragen?

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      wieso denn das???

  • Der grundsätzliche Irrtum in dieser Argumentation ist, dass der Arbeitgeber per se reich ist/wird und der Arbeitnehmer zuallererst einmal ausgebeutet wird.



    Dabei gibt es in der sozialen Marktwirtschaft alternativen zur nichtselbständigen Tätigkeit, die Selbständigkeit, den öffentlichen Dienst oder aber die selbst gewählte Arbeitslosigkeit. Letztere geht allerdings zu Lasten der Gesamtgesellschaft, da der "legitim Selbstbestimmte" (sic!) selbst bei Nichtinanspruchnahme von Sozialleistungen auf Kosten der Allgemeinheit von der öffentlichen Infrastruktur profitiert.



    Daher werden diese in weniger liberaleren Gesellschaften seh4r bald, wie Riexinger so schön sagte, "nicht erschossen sondern für nützliche Arbeit "eingesetzt".



    Die Verweigerung, sein eigenes Leben selbst zu finanzieren und solidarisch der Gesellschaft zu unterstützen ist war gegeben, jedoch kein "Recht" des Einzelnen und unsozial.

  • ...die Erwerbstätigen und die Erwerbslosen, sollten sich nicht von außen, auseinander dividieren lassen.



    Nur gemeinsam ist man stark 💪 !



    Ich persönlich sehe da auch alle unseren Gewerkschaften SEHR in der Pflicht sich mehr für beide " Gruppen von Arbeitnehmern " einzusetzen...

  • Wäre mir neu, dass es einen Zwang zu Lohnarbeit gibt.



    Man kann auch von Erbe und Zins leben, eine Firma gründen, sich selbstständig machen, Hartz4 beziehen (und einmal im Monat zum Amt rennen und bissel Bullshit erzählen) oder betteln.

    Sie Optionen sind mannigfaltig. Was wäre der Autorin der Sozialismus ein Graus gewesen, da gab es nämlich den Zwang zur Arbeit wirklich.

  • "Würde Arbeitslosigkeit in dieser Gesellschaft nicht mehr als Manko, sondern als legitime Selbstbestimmung gelten, wären wir einer befreiten Gesellschaft etwas näher."



    Dazu schrieb schon vor vielen Jahren ein kluger Kopf:



    "Zum Leben aber gehört vor Allem Essen und Trinken, Wohnung, Kleidung und noch einiges Andere. Die erste geschichtliche Tat ist also die Erzeugung der Mittel zur Befriedigung dieser Bedürfnisse, die Produktion des materiellen Lebens selbst, und zwar ist dies eine geschichtliche Tat, eine Grundbedingung aller Geschichte, die noch heute, wie vor Jahrtausenden, täglich und stündlich erfüllt werden muß, um die Menschen nur am Leben zu erhalten." [1]



    Sorry, irgend jemand muss die Arbeit machen, um dieses "Essen und Trinken, Wohnung, Kleidung und noch einiges Andere" zu produzieren. Sich davor zu drücken erscheint nicht gerade solidarisch.



    [1] mlwerke.de/me/me03/me03_017.htm#I_I_A_1

  • taz-Zitat: "(...)...warum ein Großteil der Ar­bei­te­r*in­nen ihre Aus­beu­te­r*in­nen verteidigt...(...)"



    Ganz viele Menschen im Niedriglohnsektor und sogar im Bereich von 1-Euro-Jobs ist eines ganz wichtig: Man will ja nicht als fauler Arbeitsloser gelten, der auf Kosten der Allgemeinheit lebt, sich von dieser alimentieren läßt - was sollen den "die Leute" denken?



    Oftmals erklären dann die selben Lohnabhängigen und Beschäftigten sinngemäß: "Ich arbeite auch für wenig Geld und kann nicht streiken; und einer sagte kürzlich noch: "Hauptsache Arbeit!"



    Von späteren Armutsrenten bzw. Altersarmut wollen diese Lohnabhängigen und Beschäftigten meistens auch nichts wissen - dieses Thema wird verdrängt bzw. ausgeblendet.

  • Frau Frank profitiert doch vom modernen kapitalistischen System.

    Sie kann in einem Geschäft Lebensmittel etc. kaufen.

    Ob sie arbeitet, interessiert keinen.

    Ob sie das Geld für die Lebensmittel geschenkt bekommen, erbettelt oder sonstwoher hat, genauso wenig.

    So lange sie keine Sozialleistungen in Anspruch nimmt, ist der Gesellschaft das egal.

    In nichtkapitalistischen Gesellschaften war der Zwang zur Arbeit größer.

    Kam jemand im Sozialismus auf die Idee, nicht arbeiten zu wollen, war der Teufel los.

    In der mittelalterlichen Agrargesellschaft wurde der Zwang zur Arbeit ggf.von der Gemeinschaft sehr massiv umgesetzt.

    • @rero:

      "In nichtkapitalistischen Gesellschaften war der Zwang zur Arbeit größer."

      "In der mittelalterlichen Agrargesellschaft wurde der Zwang zur Arbeit ggf.von der Gemeinschaft sehr massiv umgesetzt."

      Das stimmt so wohl nicht. Im Katholizismus ist Reichtum ein Problem für das Seelenheil, daher wurden immer Leute gebraucht, denen man Gutes durch Almosen-Geben tun konnte.

      Auch in archaischen Gesellschaften dürfte im Regelfall der Zwang zur Arbeit wesentlich geringer gewesen sein, die Leute waren auch mit weniger materiellem Wohlstand glücklich und diese Grundbedürfnisse lassen sich in einem intakten Ökosystem mit geringem Aufwand befriedigen.

      Heute ist "Arbeit" (Erwerbsarbeit) ja eine Ideologie, sicher auch aufgrund des protestantischen Arbeitsethos. Es wird unglaublich viel wirklich überflüssiges Zeug produziert, z.T. direkt für die Tonne. Oft werden dadurch Umwelt- und Gesundheitsschäden verursacht, die dann wieder mühsam behoben/geheilt werden müssen.

      In meinen Augen ein echtes Wahnsystem.

      • @Eric Manneschmidt:

        "... und diese Grundbedürfnisse lassen sich in einem intakten Ökosystem mit geringem Aufwand befriedigen."

        Das ist schlicht Quatsch. Ohne die heutige technische Ausstattung mussten die Menschen fast ihre ganze Zeit für die Befriedigung auch geringer Bedürfnisse aufwenden. Stellen Sie mal ein Hemd per Hand her.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Die Frage ist, wieviele Hemden man braucht oder meint zu brauchen.

          Wir lesen offenbar nicht dieselben Bücher oder Artikel. Ich empfehle: David Graeber.

          • @Eric Manneschmidt:

            Nicht lesen. Einfach mal machen.

            Fasern gewinnen, Garn spinnen, Stoff weben und dann von Hand nähen. Da kommen Sie garnicht auf die Idee, mehr Hemden zu fertigen, als Ihre Familie (5...10 Kinder + Ehemann) benötigt. Schon weil Hemden nicht die einzigen Kleidungsstücke sind, die benötigt werden. Dazu kommen noch alle anderen Tätigkeiten auf dem Hof. Und wenn Sie jetzt denken, als Mann können Sie in der Zwischenzeit die Beine hochlegen, irren Sie sich. Feld und Vieh versorgen, Arbeitsgeräte instand halten, Löffel und Teller schnitzen, Holz für den Winter machen und und und.

            Da kommt keine lange Weile auf. Egal was Herr Graeber schreibt.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Also in der Zeit der Vor- und Frühgeschichte denke ich haben die Leute ihre Kleidung wohl hauptsächlich aus Tierhäuten hergestellt - soweit sie welche brauchten. Und einen "Hof" hatten sie in dem Sinne wohl auch nicht.

              Nehmen Sie's mir nicht übel, aber ein bisschen was zu lesen scheint mir wirklich sinnvoller, als einfach mal so ein paar Parolen rauszuhauen.

              • @Eric Manneschmidt:

                Wie stellen Sie sich Jagt vor? Um die Ecke gehen und mal eben etwas schießen? Und die Werkzeuge fallen vom Himmel?

                Ja lesen ist sinnvoll. Deshalb tue ich es auch. Allerdings sollte man sich nicht an irgendwelche Utopisten halten, sondern an die seriöse historische Forschung.

      • @Eric Manneschmidt:

        Die mittelalterliche Gesellschaft fusst zu einem großen Teil auf Frondienste und die Abgabe von Gütern, die produziert werden mussten.

        Wer seinen Verpflichtungen nicht nachkam, wurde sanktioniert.

        Das war definitiv mehr Zwang als heute, wo mich niemand zwingt.

        Sie haben eine Gleichsetzung von Arbeit und Zwang zur Arbeit drin.

        Wenig Arbeit = wenig Zwang zur Arbeit.

        Die lässt sich nicht leicht begründen.

        Mit was die Leute glücklich waren, überlasse ich Ihrer Spekulation.

        Arbeit als Ideologie ist mir persönlich fremd und erscheint mir in der Gegenwart eher als Mythos.

        • @rero:

          Ich bin kein Historiker, aber was Sie schreiben, erscheint mir einigermaßen zweifelhaft.

          Immer das dunkle Mittelalter..., aber Fakt ist, dass Arbeitshäuser eine neuzeitliche Maßnahme waren, um Menschen zur Arbeit zu zwingen. Und mit der Industrialisierung mussten die (mittellosen) Leute noch mehr und härter arbeiten. Im Mittelalter wurde Betteln bei Weitem nicht so problematisiert, sondern im Prinzip als Broterwerb akzeptiert.

          Natürlich ist das auch eine Frage des Arbeitsbegriffes, wenn Sie Betteln als "Arbeit" definieren (kann man ja machen), dann haben natürlich alle immer irgendwie gearbeitet.

          Eine andere Frage ist die Verdichtung von Arbeit, mittelalterliche Bauern haben zwar theoretisch alle Tageslichtstunden gearbeitet, aber faktisch wohl viele schöne Pausen gemacht. Das durften Industriearbeiter nicht mehr tun und heute dürfen es auch nicht alle (je nach Job).

          www.diepresse.com/...arbeitet-als-heute

          Ich verstehe auch nicht ihre Aussage, dass Sie heute niemand zur Arbeit zwinge. O.k., vielleicht haben sie geerbt oder reich geheiratet (Glückwunsch!), aber für alle anderen gilt "wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" (August Bebel 1883/Franz Müntefering 2006). Andernfalls können die Leute natürlich auf der Straße sitzen und um Almosen bitten (nicht überall dürfen sie noch sitzen taz.de/Polizei-ver...enstadt/!5921450/), aber heutzutage kriegen die dann schon Sprüche wie "geht doch arbeiten" zu hören. Und wenn Sie Sozialleistungen abgreifen wollen, müssen sie entweder arbeitswillig oder belegbar arbeitsunfähig sein. Wenn sie als arbeitsfähig gelten, aber nicht wollen, werden sie sanktioniert, d.h. es wird ihnen das Existenzminimum entzogen.

          Das ist m.W. weder im Mittelalter noch in frühgeschichtlicher Zeit mit den Leuten gemacht worden.

          • @Eric Manneschmidt:

            Da hat aber jemand sehr romantische Vorstellungen vom Mittelalter.

            Ja. Christen waren zu Mildtätigkeit angehalten. Aber das bedeutete nicht, andere üppig durchzufüttern. Besonders wenn sie offensichtlich in der Lage waren, selbst etwas zu tun. Und wenn der Winter etwas länger war oder die Ernte schlecht, wurde die eigene Familie durchgebracht und nicht der Typ auf der Straße.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Das Problem ist doch immer: Wie lässt ermessen, wie sehr jemand in der Lage zu welcher Arbeit ist?

              Ich weiss nicht recht, nur weil Sie offenbar sich als nachdenkenden Menschen im Gegensatz zu den (allen?) anderen sehen, halte ich mich doch lieber an das was Historiker, Ethnologen, Archäologen und solche Leute rausgefunden haben.

              Übrigens geht's beim Grundeinkommen auch nicht um "üppiges" durchfüttern, sondern nur um ein bescheidenes, aber menschenwürdiges Leben.

              • @Eric Manneschmidt:

                "...halte ich mich doch lieber an das was Historiker, Ethnologen, Archäologen und solche Leute rausgefunden haben."

                Genau. Mache ich auch.

  • Arbeitslosigkeit ist in dieser Gesellschaft kein Manko, wenn sie den selbst finanziert ist. Ich kenne ein paar Menschen, die nicht arbeiten gehen, weil sie anderweitige Einnahmen oder Vermögen haben.

    Problematisch wird Arbeitslosigkeit halt immer nur dann, wenn die eigene Lebensunterhaltung auf Kosten anderer erfolgt.

    • @DiMa:

      Ich hadere mit der Definition .. Lebenshaltung auf Kosten anderer, soweit Sie s.g. öffentliche Leistungen meinen. Es handelt sich um ein verengtes Modell, das verhindert, andere Gedankenräume zu betreten. Das ist, natürlich nicht unbedingt von Ihnen, wohl auch der Zweck dieses Modells. .. Sein Leben führt, oder wenn Sie wollen finanziert, jemand auch dann auf Kosten anderer, wenn die Finanzierung zu Lasten der Gesundheit der anderen (Menschen), oder der Natur bzw Schöpfung geht.

  • Die (Lohn)arbeitenden zahlen für die gewollt Arbeitslosen - das stört mich an dem Pöbel. Und das wird mich auch davon abhalten, mit selbstgewählter Arbeitslosigkeit zu liebäugeln. Ich liege nicht gern anderen auf der Tasche oder 'lasse mich aushalten'.

  • Hm, warum lassen Sie sich den von Ihnen erarbeiteten Reichtum von der taz klauen?

    Es gibt einen Zwang zur Arbeit. Nicht weil irgendein böser Staat oder das Wirtschaftssystem es fordert, sondern weil Arbeit notwendig ist. Wenn ich essen will muss idR die dafür nötige Nahrung gesät, gepflegt, geerntet, verarbeitet und transportiert werden. Und bei allen anderen Dingen, die wir als Mindestmaß betrachten wird es nicht einfacher. Für das Leben muss gearbeitet werden, für ein gutes Leben muss noch mehr gearbeitet werden.

    Wer Arbeit als optional betrachtet erwartet das andere die Arbeit machen.

    Wer die Lohnarbeit ablehnt, dem steht die Selbstständigkeit immer offen - die meisten lehnen das allerdings ab. Nicht weil Selbstständige Ausbeuter sind, sondern weil der Status als vermeintlich ausgebeuteter Lohnarbeiter eine Menge Vorteile bietet, auf die man nicht verzichten will. Natürlich lasse ich mir gerne erzählen, dass ich eigentlich noch viiiiel mehr bekommen sollte, aber ich mache mir da nichts vor: Ich bin in der Lohnarbeit weil der Deal für mich ein sehr guter ist.

  • Joar - so richtig sehe ich keinen Zwang, weder zur Arbeit, noch sich mit dem Amt rumzuschlagen. Wenn man aber von der Gesellschaft finanziert werden will ist halt ein wenig Anpassung notwendig. Über ein bedingungsloses Grundeinkommen wird eh nicht mehr lange geredet werden: Arbeitskräfte fehlen schon jetzt und sobald der Schuh zu sehr drückt wird man eher das Bürgergeld kassieren. Das heute wird auch für Arbeitslose in Zukunft "die gute alte Zeit" sein.

  • So lange sie keinem auf der Tasche liegen finde ich es auch legitim.

    • @Narrenfell:

      getreu dem Motto: "Sozialismus funktioniert solange, bis das Geld der anderen alle ist."? :)

      • @Diana Klingelstein:

        Wieso Geld?! Geld, wie es wohl meinen, braucht im Grunde es nicht. Das sage ich Ihnen als Ökonom.

  • Die Angst vor Arbeitslosigkeit verhindert den Widerstand gegen den Arbeitgeber

  • Ich habs versucht, mir nichts wegnehmen zu lassen und den Wert meiner produktiven Arbeit vollständig selbst zu genießen.



    Bin inzwischen wieder froh über bezahlte Urlaubstage, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Bezahlung nach Uhrzeit, auch wenn die Aufträge mal nicht so sprudeln.

  • Yepp, wenn sie für ihr Essen und ihr Dach über dem Kopf selber aufkommen können, dann brauchen sie freilich nicht für andere zu arbeiten.

    • @Diana Klingelstein:

      Das verhindert ja schließlich die Arbeitsteilung. Die Arbeitsteilung ist wohl die größte und bedeutendste Erfindung, oder, wenn Sie wollen, Verständigung, der Menschheit. Jeder braucht sie, aber die, sagen wir einmal, so richtig Vermögenden entlohnen diese Entlastung der übrigen Gesellschaft gegenüber nicht angemessen.