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Streit um tote Geiseln in IsraelAlle haben versagt

Vier israelische Geiseln aus dem Gazastreifen sollten freikommen. Jetzt sind sie tot. Weder der Hamas noch Netanjahu lag ihr Schicksal am Herzen.

Yifat Zailer hält Fotos in den Händen: von ihrer Kusine Shiri Bibas, deren Mann Yarden und den Kindern Ariel und Kfir Foto: Maya Alleruzzo/ap

Berlin/Tel Aviv taz Am Donnerstag soll das Warten ein Ende haben: Vier tote Geiseln sollen aus dem Gazastreifen zurück nach Israel überführt werden. Bisher war nur der Name einer toten Geisel bestätigt: Shlomo Mansour, der als Dreijähriger das „Farhud“-Pogrom gegen Juden im irakischen Bagdad überlebte, dann mit seiner Familie in den neu gegründeten Staat Israel übersiedelte und schließlich in Gefangenschaft der islamistischen Hamas im Alter von 86 Jahren verstarb.

Von ihm könnte man viel erzählen: über den Auszug der Juden aus den arabischen Ländern, ihre Flucht vor dem Islamismus – heute eine der ideologischen Grundlagen der Hamas. Über Menschen auf beiden Seiten, für die 1948 ein Schicksalsjahr wurde.

Am Mittwochabend berichtete reuters, dass der Palästinensische Islamische Jihad den Körper von Oded Lifshitz am Mittwoch übergeben wolle. Mehr noch als die Namen von Mansour oder Lifshitz sorgen die drei bisher Unbestätigten für „Verwirrung, Trauer und Wut“, wie die Times of Israel titelt. Die Hamas erklärte am Dienstag: Shiri Bibas und ihre kleinen Söhne Ariel und Kfir sollen nun nach Israel zurückkehren, tot.

Als das Trio am 7. Oktober 2023 aus dem Gaza-nahen Kibbutz Nir Oz entführt wurde, wurden Bilder der Szenerie schnell zum Symbol des Leids, das die Hamas-Kämpfer über die an Gaza angrenzenden israelischen Gemeinden brachten: Eine junge Mutter, die mit panikverzerrtem Gesicht ihre beiden rothaarigen Kinder an sich presst, Kleinkind Ariel mit Schnuller im Mund, von dem einjährigen Kfir ist nur das Köpfchen zu sehen.

Allgegenwärtig sind die Portraits der Familie Bibas auf dem „Platz der Geiseln“ in Tel Aviv. Auch Vater Yarden Bibas, der jüngst aus der Geiselgefangenschaft nach Israel zurückkehrte, ist zu sehen. Jemand hat einen herzförmigen Aufkleber auf seinem Plakat hinterlassen: „Ich bin zurückgekehrt“.

Shiri, Ariel und Kfir blicken von verwitterten Aufklebern und frisch gedruckten Plakaten. Statt einen herzförmigen Sticker aufzukleben, bringt eine Passantin ein Herz mit Widmung an die Familie an: „Entschuldigt“ hat sie auf Hebräisch darauf geschrieben. „Dass wir sie nicht rechtzeitig zurückholen konnten“, fügt sie hinzu.

Allgegenwärtig sind sie nicht nur, weil das Schicksal der beiden kleinen Kinder und ihrer Mutter so fürchterlich tragisch ist. Sondern auch, weil sich daran so viel erzählen lässt über die vergangenen fünfzehn Monate und die Momente, die sie charakterisierten.

Auf militärische Stärke gesetzt

Da ist einmal der Fakt, dass auch das Schicksal zweier Kleinkinder die israelische Regierung unter Benjamin Netanjahu nicht bewegen konnte, echte Konzessionen zu machen, um einen Geiseldeal zu verhandeln. Dass man weiter auf militärische Stärke setzte und auf einen – wie rückblickend klar wird – aussichtslosen Kampf gegen eine tief in die zivilen Strukturen Gazas eingegrabene Hamas.

Dass die Geiseln, wenn auch ihre Befreiung stets als Kriegsziel genannt wurde, in den Prioritäten hintangestellt wurden: Nur wenige von ihnen konnten vom Militär gerettet werden. Der Großteil kam durch den ersten Geiseldeal im November 2023 und den derzeit anhaltenden frei.

Dann ist da die Meldung der Hamas, dass die Drei bereits im November 2023 ums Leben gekommen seien – bei einem israelischen Luftangriff. Das ist bisher nicht bestätigt und damit nicht mehr als ein Gerücht. Doch dass Israel bis zuletzt kaum Angaben zu den Bibas-Kindern und ihrer Mutter machte, außer der schwammigen Anmerkung, man habe „schwere Bedenken“, bereitet vielen Schmerzen.

Auch weil im kollektiven Gedächtnis blieb, dass das israelische Militär im Dezember 2023 drei Geiseln, die sich selbst befreit hatten und bei Truppen Hilfe suchten, erschoss – trotz einer weißen Fahne, die sie bei sich trugen.

Und schließlich ist da ein Bild eines kleinen rothaarigen Jungen, Teil einer Bildstrecke, die Aljazeera in November 2023 veröffentlichte – nicht Ariel Bibas ist darauf zu sehen, sondern Ahmed aus Khan Younis in Südgaza. Während die israelische Regierung die Bibas-Kinder hintan stellte, tat die Hamas mit den Kindern unter ihrer Herrschaft im Gazastreifen das Gleiche. Auch sie ließ sich fünfzehn Monate lang nicht zu einem Deal bewegen, setzte sie dem Krieg aus. Auch an der Hamas könnte der derzeitige Geiseldeal wieder scheitern.

Alle, die in den vergangenen fünfzehn Monaten in Israel und dem Gazastreifen Entscheidungen getroffen haben, haben versagt. Und so kommen wohl statt zwei sicherlich gezeichneten, aber lebendigen Kindern mit ihrer Mutter drei Leichen in Israel an.

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50 Kommentare

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  • Warum wird hier nur von Israelis gesprochen? Es handelte sich, aus Sicht des Deutschen Staates - um drei Deutsche.

    An die Aufrechner: Wieviele Palästinenser hat Deutschland getötet um den gezielten Mord deutscher Staatsbürger zu "rechtfertigen"?

  • Shiri, Ariel und Kfir Bibas hatten auch die deutsche Staatsangehörigkeit ( www.tagesschau.de/...a-geiseln-110.html ). Was hat die Bundesregierung getan, um auf ihre Befreiung hinzuwirken? Deutschland hat wenige Monate nach dem Überfall vom 07.10.2023 die Zahlungen an die mit der Hamas kollaborierende UNRWA ohne Vorbedingungen wieder aufgenommen. Von Scholz und Baerbock kamen heute bedauernde Posts auf X, aber dass es sich um deutsche Staatsangehörige handelte, wurde darin von ihnen nicht erwähnt. Wollten sie kritische Fragen nach ihrer Untätigkeit vermeiden oder nicht durch allzu viel Empathie die Antisemiten unter den Wählern verärgern? Merz hat hingegen in seinem Post von einer deutsch-israelischen Familie geschrieben.

    Der argentinische Präsident Javier Milei hat übrigens anlässlich des Todes der Bibas-Kinder, die auch die argentinische Staatsbürgerschaft hatten, einen Tag der Staatstrauer ausgerufen. Nur mal zum Vergleich.

  • Jüdische Opfer werden sichtbar, indem ihre Lebensgeschichte erzählt wird. Palästinensische Opfer bleiben gesichtslose Zahlen. Das Leid ist aber genau so groß.

    • @Francesco:

      "Er hat erhobenen Hauptes aus dem Hinterhalt und schützend umgeben von seiner und drei weiteren Familien (denen der Märtyrertod seit Geburt gepredigt wurde) gegen die zionistischen Unterdrücker gekämpft" ließt sich als Lebensgeschichte halt nicht so gut.

    • @Francesco:

      Man kann Leid auch getrennt voneinander betrachten. Nur weil israelische Opfer benannt werden muss nicht immer reflexhaft auf palästinensische Opfer verwiesen werden. Gleichzeitig finde ich ein "aufwiegen" von Toten schwierig. Außerdem wurde durchaus von palästinensischen Einzelschicksalen berichtet.

    • @Francesco:

      Selbstverständlich ist das Leid genau so groß.

      Doch was hat uns die Geschichte gelehrt? Welches Volk wurde bereits im frühen Mittelalter Ziel von Spott, Verfolgungen und Vertreibungen? Welches Volk musste sich dauernd mit Brunnenvergiftungen, großen Zinken und dem verschwörerischen Finanzwesen plagen? Welches Volk erlebte mit dem Holocaust eine historische und absolut grausame Singularität? Welches Volk soll bis heute in arabischen Chartas systematisch ermordert werden?

      Dann ist es klar, warum manche Völker mehr sichtbarer werden, als andere. Du darfst dich an Verschwörern, Nazis und Terroristen bedanken.

  • In diesem Zusammenhang von Hamas-Kämpfern zu reden ist, dass kann ich nicht ausdrücken aber es sind schon große Helden, wenn sie Kinder und deren Mütter entführen, sich dann auch noch feige hinter den eigenen Leuten zu verstecken hat nichts mit kämpfen zu tun sondern ist blosse Feigheit!

  • Wir wollen doch nicht vergessen, dass es Geiseln waren die dort festgehalten wurden, keine Touristen die sich zufällig dorthin verirrten. Die Hamas ist für deren Schicksal verantwortlich - und nur sie! Wer Menschen raubt, entführt, erniedrigt, zu Geiseln macht, kann sich hier nicht rausreden. Und der latente Vorwurf in dem Artikel, dass Israel eine Mitschuld trägt bedient das Narrativ der Hamas und aller anderen Relativierer und Terrorversteher.

    • @Lars B.:

      Die beiden Autoren haben diese schwer zu ertragende Lage erfreulich differenziert und empathisch beschrieben. Ihr Artikel bedient keineswegs ein Hamas-Narrativ – also die Vorstellung, dass Israel allein an allem Schuld trägt. Vielmehr bietet er eine wohltuende Alternative zur einseitigen Schuldzuweisung, die in der Debatte um den GazaKrieg/Israel-Palästina-Konflikt leider so häufig dominiert und der offenbar auch Lars B. anhängt. Sein Kommentar hingegen bedient das Narrativ der (rechtsextremen) israelischen Regierung.

  • ""- aussichtslosen Kampf gegen eine tief in die zivilen Strukturen Gazas eingegrabene Hamas.""



    ===



    Bedeutet dieser Satz das die durch Hamas eingesetzten Mittel von Folter, Greuel und Schrecken inklusive des 7. Oktober als Auslöser des Krieges aussichtsreicher sind?

    Gilad Schalit, der von der Hamas entführte israelische Soldat,



    wurde im Jahr 2011 durch einen Gefangenenaustausch befreit.

    Im Gegenzug wurden 1027 palästinensische Häftlinge freigelassen. Sämtliche Organisatoren des Massakers des



    7. Oktobers stammten aus dieser Gruppe freigelassener



    Hamas Mitglieder die wegen Mord und Terror in israelischen Gefängnissen einsassen.

    Konnte Hamas demnach damit rechnen ohne weitreichende Gegenmassnahmen der Israelis gegen Massaker, Bomben, Entführung und den damit verbundenen Greueltaten den Coup aus 2011 wiederholen?

    Gibt es denn irgend jemanden der argumentiert das Hamas irgendetwas durch den verbreiteten Terror gewonnen hätte?

    Unter Zivilgesellschaft verstehe ich eine Gesellschaft die sich gegen den Hamasterror seit 2007 richtet und damit das moralische Recht gewinnt die Bombardierung Gazas gleichermassen als Terror zu verurteilen.

  • Man merkt an den Kommentaren die Distanz zum Geschehen. Ich masse mir nicht an zu urteilen was schlimmer ist, ob tausende Menschen zu quälen, töten, entführen, oder ein Gebiet in Schutt und Asche zu bomben in dem mehrere Millionen lebten und eine Hungersnot auszulösen. Alle haben versagt ist da durchaus zutreffend.

    • @TV:

      Das ist doch nicht so schwer: der Unterschied ist der zwischen Kolleteralschäden und Terror.



      Man sollte nie vergessen, dass es ohne Terror diese Kolleteralschäden gegeben hätte. Daher trägt die Hamas soviel Schuld an der Lage in Gaza wie Israel an den Toten Geiseln.

      • @Das B:

        Natürlich isses nicht schwer, wenn man sichs selbst einfach machen möchte. Zehntausende Tote Zivilisten als Kolleteralschaden zu bezeichnen, ist in ähnlichem Maße zynisch, wie den Terror der Hamas als Freiheitskampf zu bezeichen. Die Autoren des Artikels haben völlig Recht. Alle versagen da. Seit Jahrzehnten, nicht erst seit dem 7. Oktober.



        Ein endloser Kreislauf von Gewalt, Unrecht und Rache, dem Generation um Generation geopfert wird, damit die nationalistischen und extremistischen Hardliner beider Seiten ja keinen Milimeter von ihren unversöhnlichen Totalpositionen abweichen müssen. Und die gleiche ideologische Verblendung findet man reglmäßig in den Kommentaren, wo das Leid der Opfer beider Seiten je nach Gusto relativiert und marginalisiert wird. Auch da nehmen sich beide Seiten keinen Pfifferling. Es geht schlicht immer nur ums Recht haben.

      • @Das B:

        "Kollateralschäden" ist ein Euphemismus für Terror. Die Geschichte des Konflikts ist voll von Terror Israels gegen die Palästinenser.

        • @Francesco:

          Die Geschichte des Konfliktes ist voll von Terror Israels gegen die "Palästinenser"? Nennen Sie doch einmal ein paar Terrorakte, mir fällt gerade keiner ein.

          Ferner ist Kollateralschaden eher "lässt sich nicht vermeiden", während Terror im Gegenteil bedeutet "mir kommt es gerade darauf an" - die von Ihnen versuchte Gleichsetzung lässt tief blicken.

        • @Francesco:

          Nein das ist kein Euphemismus.







          Auch wenn es nicht in ihr Weltbild passt: Israel hat niemals Geiseln unter Zivilisten genommen, diese gefoltert (inkl. Vergewaltigung - sowas ist einfach das Niederste was man tun kann, es ist nämlich zusätzlich geschlechtsspezifische Gewalt) oder getötet.



          Israel hat nie die eigene Bevölkerung als Schutzschilde verwendet.



          Sicher ist nicht alles was Israel macht ok oder konform.



          Kolleteralschäden sind nach Möglichkeit klein zu halten aber nicht vermeidbar wenn man sich anschaut wie die Terrormiliz agiert.



          Genau das ist der Punkt: die Hamas tötet und foltert gezielt Zivilisten.



          Israel tötet Zivilisten die zur falschen Zeit am falschen Ort waren (was nichts rechtfertigt, aber es ist eben keine direkte Absicht).

    • @TV:

      Hamas hat versagt?



      Terror, Mord und heimtückische Überfälle ist die Geschäftsgrundlage von Hamas - die kennen nichts anderes.

      Die Fragen die der Artikel aufwirft ist 1...ob eine Zivilgesellschaft in Gaza existiert und 2...wie ein militärischer Kampf gegen Hamas erfolgreich sein könnte -- ohne Unschuldige zu töten.

    • @TV:

      Sorry, das ist falsch was Sie schreiben. Ohne den 07. November wäre der Gazastreifen nicht in der Form angegriffen wurden. Es war eine Reaktion auf den Sche... denn die Hamas verbrochen hat.

  • "Alle, die in den vergangenen fünfzehn Monaten in Israel und dem Gazastreifen Entscheidungen getroffen haben, haben versagt. Und so kommen wohl statt zwei sicherlich gezeichneten, aber lebendigen Kindern mit ihrer Mutter drei Leichen in Israel an."

    Außerdem kommen auch noch eine hohe vierstellige Zahl von toten palästinensischen Kindern bei ihren Eltern an - oder auch nicht an, je nachdem ob sie geborgen werden können oder unter den Trümmern begraben bleiben.

    Das scheint aber niemanden besonders zu berühren ansonsten würde es darüber vielleicht auch Streit geben

    www.unicef.ch/de/a...74-kinder-getoetet

    www.unicef.de/info...gaza-fakten/346320

    www.unicef.de/info...-konflikten/369196

    • @Elmudo:

      Ich verstehe auch nicht, warum die Hamas nicht direkt von der eigenen Bevölkerung zur Aufgabe gezwungen wurde - und sich stattdessen mit ihren Geiseln feige zwischen den Zivilisten verstecken konnte. Was für ein Wahnsinn.

      • @vieldenker:

        Leider gibt es noch immer sehr viel Sympathie für die Hamas, die dem Gaza-Streifen das alles eingebrockt hat und Hass auf die unschuldigen Geiseln, wie man bei jeder inszenierten Freilassung wieder sieht.

  • Leute, bitte sachlich bleiben. Die Bundesregierung hat nicht versagt. Im Gegenteil, sie hat in den letzten beiden Jahren die Palästinenser in Gaza mit 913 Mio unterstützt. Runtergerechnet ist das fast eine Million für jeden am 7.10.23 ermordeten Juden.



    Man kann gar nicht so viel essen, wie man ...

    www.juedische-allg...hren-913-mio-euro/

  • Die vier Geiseln sind von der Hamas entführt und ermordet worden. Punkt. Hier - bei aller berechtigten Kritik - Netanjahu auf eine Stufe mit ihren Mördern zu stellen und die Schuld irgendwie beiden Seiten zuzuschieben, ist schlicht infam.

    • @Schalamow:

      >Netanjahu auf eine Stufe mit ihren Mördern zu stellen und die Schuld irgendwie beiden Seiten zuzuschieben, ist schlicht infam.<

      Mord ist Töten aus niedrigen Beweggründen. Die Hamas-Kämpfer haben Israelis ermordet. Netanjahu hat - relativ wahllos - Palästinenser ermordet.

      infam - aber wahr.

      • @testen:

        Mit Unterschieden halten Sie sich ja nicht groß auf. Auch mir wäre wohler, wüßte ich, dass die IDF immer und unter allen Umständen versucht, zivile Opfer zu vermeiden. Allerdings maße ich mir kein Urteil darüber an, wie der Krieg gegen einen Gegner geführt werden muss, der Opfer unter der eigenen Zivilbevölkerung bewusst einkalkuliert, um sie anschließend propagandistisch auszuschlachten. Am 7.10. ging es der Hamas um nichts anderes als möglichst viele Israelis zu ermorden. Wäre es umgekehrt das Ziel von IDF gewesen, möglichst viele Plästinenser zu töten, hätte sie das angesichts ihrer militärischen Überlegenheit zweifellos machen können. Der Völkermord-Vorwurf geht daher ins Leere, ebenso wie Ihr Mord-Vorwurf.

      • @testen:

        Bleiben Sie bitte bei der Wahrheit. Die Hamas hat sich bewusst zwischen den Zivilisten versteckt und die Israelis wollten sich dieser perversen Taktik nicht mehr beugen. Ich finde nicht gut was und wie die Israelis es gemacht haben, aber nicht immer (bewusst?) Die Ursache für eine Reaktion weglassen.

        • @Müller Christian:

          >Bleiben Sie bitte bei der Wahrheit. <

          Welche - die israelische oder die palästinensische?

          Wenn ich die Bilder von Gaza sehe tendiere ich zu letzterer.

          • @testen:

            Na wenn Sie lieber den Menschen glauben möchten die es feiern wenn ermordete Kleinkinder übergeben werden, oder wenn ein Mob nochmal die übergeben lebenden Geiseln demütigt, dann tun Sie es. Wenn man Israel auch nicht alles glauben braucht, der Hamas glaube ich mal gar nix.

  • Die Hamas quält die Leute zu Tode und dennoch ist Netanjahu daran mitschuldig?

    Ich mag Netanjahu nicht, dennoch ist sein Handeln schlüssig. Sein Handeln war strategisch präventiv. Die Hamas hatte weitere Angriffe angekündigt: "Wieder und immer wieder" und "der 07. Oktober war nur die Generalprobe", so Sinwar.

    Die Meinungen gingen auseinander. Es gibt viele Regierungen auf der Welt, die bei Flugzeugentführungen keinen Geisel-Deal mitmachen. Das gilt als Vorlage für solche Fälle und hat sich bewährt.

    Halten wir einfach fest: Die Hamas hat über 150 Menschen langsam zu Tode gequält. So geht Hamas. Die nicht umsonst als Terrororganisation bezeichnet werden. Wobei das noch eine soft Umschreibung ist.

    Jetzt dealen sie mit Leichen und machen eine riesige Show daraus.

    Schicken zigtausend Palästinser:innen und ihre Kinder in den Tod und feiern sich als Sieger.

    • @shantivanille:

      Nach bisherigem Kenntnisstand sind die Geiseln bei einem israelischen Luftangriff getötet worden. Selbst wenn man den NO-Konflikt so reduktionistisch wahrnimmt wie Sie, müsste man also fragen, ob die militärischen Befreiungsstrategie wirklich sinnvoll war. Ich verstehe nicht recht, wieso man diesen Konflikt immer wieder mit einer Spielfilmlogik erklären muss, in dem der Schurke an allem Schuld ist und die Helden frei von jedem Makel – selbst dann noch, wenn sogar europäische Regierungen von einem Völkermord sprechen und der israelische Regierungschef mit einem internationalen Haftbefehl gesucht wird. In der Partnerzeitung, LMd gibt es einen lesenswerten Artikel über solche kolonialrassistischen Wahrnehmungsmuster:



      monde-diplomatique.de/artikel/!6067347

      • @O.F.:

        Sie basteln sich mal wieder einen Strohmann zurecht. Es gibt in diesem Forum wirklich niemanden, der die israelische Regierung für makellos und Netanjahu für einen Helden hält. Diejenigen, die hier regelmäßig Israel zur Seite springen, tun dies durchgehend unter zähneknirscher Inkaufnahme einer vielfach fragwürdig agierenden israel. Regierung, aber mit dem Willen, einseitig israelfeindlichen Narrativen etwas entgegenzusetzen.



        Insofern ist natürlich bemerkenswert, dass ausgerechnet Sie auf ein inhaltlich wie intellektuell ebenso dürftiges Elaborat verlinken, das nicht mehr darstellt als ein Potpourri der üblichen halbwahren antisraelischen Propagandaversatzstücke. Bemerkenswert auch insofern, weil ansonsten Sie ja immer gerne das hohe Lied der Differenzierung anstimmen. Aber diesen Maßstab mahnen Sie ja nur bei der Beurteilung derjenigen an, denen Sie hier regelmäßig zur Seite springen: palästinensische Nationalisten, Islamisten, die Mullahs in Teheran, Putin-Russland und seinen hiesigen Lautsprecher. Denn Kritik an diesen, auch das haben wir jetzt gelernt, ist ja "kolonialrassistisch".

      • @O.F.:

        Noch eine Anmerkung zum verlinkten Artikel, den ich eben gelesen habe. "Interessant" würde ich persönlich ihn allerdings weniger nennen; eher fügt er sich ein in antizionistische (und antiwestliche) Propaganda mit postkolonialistischem Anstrich.

        Der Autor schafft es konsequent, Israel als Aggressor darzustellen - ob gegen Palästinenser oder Libanesen, wie er schreibt - ohne auch nur einmal zu erwähnen, inwiefern diese wohl dazu beigetragen haben, dass es seit dem 7. Oktober für Israel notwendig war, in Gaza und dem Libanon Krieg zu führen. Hamas? Hisbollah? Mal von gehört?

        Es mag - psychologisch betrachtet - Aspekte in der Wahrnehmung und Beurteilung der Situation geben, die diese unbewusst beeinflussen und im Zusammenhang mit Kolonialgeschichte stehen (gilt aber übrigens auch umgekehrt, wenn man wie der Autor oder Sie offenbar in ehemals kolonisierten Bevölkerungen immer nur die unschuldigen Opfer sehen). Aber nicht einmal zu erwähnen, dass der Krieg seit 7. bzw. 8. Oktober 2023 von den vermeintlich unterdrückten Opfern ausging, ist schon unseriös und stellt für mich die journalistische Verlässlichkeit der Berichterstattung in Frage.

        • @HarryIX:

          Das ist in doppelter Hinsicht verkürzt: denn erstens ergibt sich auch aus der „Notwendigkeit“, einen Krieg zu führen, kein Recht auf hemmungslose Gewaltanwendung ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung – auch ein Krieg ist kein rechtsfreier Raum – und zweitens blenden Sie aus, dass dieser Konflikt nicht am 7.10. begonnen hat; den Elephanten im Raum, nämlich die Besatzung sprechen Sie nicht an. Ich rate Ihnen einmal, sich mit den publizistischen und politischen Reaktionen etwa auf den Sepoy-Aufstand oder auch auf den Völkermord an den Herero zu befassen (es lassen sich noch etliche andere Beispiele finden) – Sie werden sehen: die Reaktionen von Teilen der deutschen Öffentlichkeit unterscheiden sich kaum von „klassischen“ kolonialen Diskursen.

      • @O.F.:

        Falsch. Nach ganz aktuellem Kenntnisstand wurden die beiden Kleinkinder Ariel und Kfir Bibas bereits im November 2023 von der Hamas ermordet. Das ist seit gestern forensisch belegt. Was mit Shiri Bibas passiert ist, weiß man nicht - denn die Frauenleiche, die von der Hamas mit den beiden Kindern übergeben wurde, ist nicht Shiri Bibas, und ihre DNA konnte auch sonst niemandem zugeordnet werden. Es handelt sich somit vermutlich um eine Frau aus Gaza. Ob es ein Versehen war, oder ob Shiri Bibas vielleicht sogar noch lebt und in den Händen ihrer Peiniger Grauenhaftes ertragen musste in den letzen Monaten, weiß aktuell niemand.

        Aber ist vermutlich auch "kolonialrassistisch" von mir, wie Sie es nennen, wenn ich mich weigere, die Hamas mit der israelischen Regierung und die entführten und ermordeten Geiseln mit in Gaza während des Kriegs unbeabsichtigt getöteten Menschen gleichzusetzen.

        So kann man sich die Welt auch zurechtlügen, wenn es dem eigenen Befinden passt. Und überlassen Sie doch bitte die Einschätzung von wegen "Genozid" oder nicht den Experten - gerade Regierungen wie die von Spanien oder Irland sind ja bekannt für Ihre Feindseligkeit gegenüber Israel.

        • @HarryIX:

          Die israelische Armee hat sich erst geäußert, nachdem ich meinen Beitrag geschrieben habe – zumal deren Stellungnahmen ja genauso wenig neutral sind wie die von Hamas: beide Seiten haben ein Interesse daran, ihre Verantwortung zu leugnen.



          Und ja: diese selektive Wahrnehmung von Gewalt (übrigens schon vor dem 7.10., ueber die Besatzung und ihre grausamen Folgen spricht man ja lieber nicht…) und die damit einhergehende ungleiche Bewertung von Menschenleben passt genau in koloniale Deutungsmuster, die auch in dem von mir verlinkten Artikel aufgezeigt werden (genauso wie die Abwehrreaktionen auf Vorwürfe wie Kriegsverbrechen oder Völkermord, selbst wenn Sie von europäischen Regierungen, Menschenrechtsorganisationen, anerkannten Experten oder dem ICC erhoben werden).

      • @O.F.:

        Nein, man muss sich die Frage stellen, warum die Hamas Zivilisten als Geislen nimmt und diese dann auch nicht wieder frei lässt. Das ist die einzige Frage, die in diesem Zusammenhang von Relevan ist und alles weitere ist nur Relativierung. Selbst wenn die Geiseln bei einem Luftschlag ums Leben gekommen sein sollten, und erwiesen ist das keineswegs, trägt dafür die Hamas die Verantwortung, die erst Israel überfallen und dann die Menschen als Geiseln genommen hat

        • @Christian Deinhart:

          "Nein, man muss sich die Frage stellen, warum die Hamas Zivilisten als Geislen nimmt und diese dann auch nicht wieder frei lässt."



          Das tut Israel doch auch. Im Libanonkrieg hat Israel das sogar ganz offen getan: Libanesische Zivilisten als Geiseln genommen um einen israelischen Soldaten freizupressen, der als Pilot im Libanon abgestürzt ist.

      • @O.F.:

        Sollten die Geiseln tatsächlich bei einem israelischen Luftangriff getötet worden sein, macht es dann Sinn, diese in irgendeinem Tunnel Monate lang liegen zu lassen und nicht triumphierend der Weltöffentlichkeit zu verkünden: Seht her, die Zionisten bringen ihre eigenen Leute um, Frauen und Kinder! So sind die Juden!

        Und darauf zu spekulieren verweste Leichen irgendwann einmal in einem Geisel-Deal zu tauschen, ist auch ein bisschen jenseits von, oder?

        Hamas.

      • @O.F.:

        "Nach bisherigem Kenntnisstand sind die Geiseln bei einem israelischen Luftangriff getötet worden." … behaupten die Verbrecher und Mörder der Hamas, und Sie plappern es nach! Angesichts der dargebotenen Inszenierung dieser Verbrecher ist Ihr Beitrag an Zynismus nicht zu überbieten.

        • @Demokratischer Segler:

          Ob die drei tatsächlich bei einem Bombenangriff getötet wurden, wird sicherlich eine Untersuchung zeigen. Fakt ist, dass die israelische Regierung bereits im November 2023 über deren Tod in Kenntnis gesetzt wurde. Laut dem folgenden Artikel hatte Hamas dann am 01.12.2023 angeboten die Leichen der drei zu übergeben: www.france24.com/e...ostage-baby-family



          Und laut einem Wallstreet-Journal Artikel wurde die Existenz dieses Angebots auch von israelischen Offiziellen und arabischen Diplomaten bestätigt. www.wsj.com/world/...ome-alive-685f127d



          Die Frage ist dann welchen Vorteil Hamas hätte, wenn sie darüber lügen.

        • @Demokratischer Segler:

          Wie ich geschrieben habe: "nach bisherigen Kenntnisstand". Falls Sie zuverlässigere Informationen haben, lasse ich mich gerne berichtigen, aber das Argument "Das stimmt nicht, weil die Information von Hamas kommt" ist zu wenig.

          • @O.F.:

            Hamas-Behauptungen sind kein "Kenntnisstand". Die Hamas lügt ständig.

  • In Israel wird es zu einer intensiven demokratischen Diskussion und vielleicht sogar zivilrechtlichen Klagen führen, in Gaza gibt es leider keinen Widerstand gegen die eigenen Mörder.