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Steigende LebenshaltungskostenLehrjahre sind Hungerjahre

Studierende und Azubis gehören zu den einkommensschwächsten Haushalten in Deutschland. Die Inflation bringt sie zusätzlich in finanzielle Nöte.

Für mehr als Dosenravioli reicht es oft nicht Foto: imageBROKER/Jürgen Pfeiffer

Berlin taz | Das Leben wird für alle viel teurer: Im Juni lag die Inflationsrate bei 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, die Preise an der Tankstelle haben sich um mehr als ein Drittel erhöht, Heizölpreise haben sich verdoppelt, und der Strompreis ist um über 20 Prozent gestiegen. Auch Lebensmittel sind 12,7 Prozent teurer als im Vorjahr.

Diese Entwicklung trifft einkommensschwache Personen besonders hart. Der Preisanstieg von Konsumgütern des täglichen Bedarfs kann unter Umständen existenzbedrohend sein. Die 20 Prozent der Haushalte mit den niedrigsten Einkommen geben fast 70 Prozent ihres Nettohaushaltseinkommens für die durch die Inflation besonders belasteten Bereiche Nahrungsmittel, Wohnen und Verkehr aus.

Bürgergeld

Bundeskanzler Olaf Scholz hat neue Entlastungen angekündigt. Auf jeden Fall werde am 1. Januar 2023 ein neues Bürgergeld kommen, zudem werde zum selben Zeitpunkt eine Wohngeldreform mit Heizkostenkomponente in Kraft treten. Details nannte er wegen Streits in der Ampel aber noch nicht. (Reuters)

Die Preissteigerung fällt also für sie, relativ gesehen, mehr ins Gewicht. Wer schon vor dem Anstieg der Inflationsrate am Monatsende kein Geld übrig hatte, der:­die muss nun noch kürzer treten oder rote Zahlen auf den Kontoauszügen in Kauf nehmen.

Das betrifft auch in hohem Maße junge Menschen. Gemäß der 21. Sozialerhebung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage von Studierenden haben diese im Monat durchschnittlich 918 Euro zur Verfügung. Studierende gehören damit zu den einkommensschwächsten Personen der Gesellschaft. Wer in den deutschen Metropolregionen um Berlin, Hamburg oder München lebt, muss oft 400-500 Euro allein für ein WG-­Zimmer zahlen.

Das Einkommen von Auszubildenden variiert von Branche zu Branche und von Ausbildungsjahr zu Ausbildungsjahr, bewegt sich aber durchschnittlich um 1.000 Euro Bruttogehalt pro Monat. Damit gehören auch sie zu den einkommensschwächeren Haushalten.

Trotzdem werden junge Leute in Deutschland von der Politik oft übersehen. Während der Coronapandemie, aber auch in der Gaskrise gibt es keine gesonderte finanzielle Entlastung für junge Menschen. Im Juni beschloss die Ampel-­Regierung mit Unterstützung der Linken-Fraktion zwar eine Erhöhung des Bafög-Regelsatzes um 5,7 Prozent zum Wintersemester 2022/2023. Die Erhöhung wird aber in Gänze von der noch höheren Inflationsrate aufgefressen.

Das bemängelt die oppositionelle Unionsfraktion, sowie Matthias Anbuhl, Generalsekretär des Deutschen Studienwerkes (DSW). „In den Sozialberatungsstellen der Studenten- und Studierendenwerke sind finanzielle Fragen das Top-Thema“, berichtet der Generalsekretär des DSW der taz.

„Studierende sind frustriert und verängstigt“, sagt Florian Ellwanger, studentischer Sprecher der Studierendenvertretung der Universität Regensburg gegenüber der taz. Emotionale, aber auch finanzielle Unterstützung erhalten die Studierenden vorwiegend von Freund:innen. „Häufig helfen sich Studierende gegenseitig über finanzielle Engpässe hinweg, besonders in der Mensa“, so Ellwanger. Die Studierendenvertretung der Uni Regensburg fordert, dass das Bafög elternunabhängig wird, damit mehr Studierende finanzielle Unterstützung vom Staat bekommen können. 2019 erhielten nur rund 11 Prozent der immatrikulierten Studierenden Bafög.

Für junge Leute sind in der aktuellen Krise keine gezielten Entlastungsprogramme geplant. Auch die bereits beschlossenen allgemeinen Entlastungspakete der Bundesregierung schaffen es unterm Strich nicht, die Mehrbelastung auszugleichen. Die Energiepreispauschale, einmalige Heizkostenzuschüsse, die vorgezogene Abschaffung der EEG-Umlage, der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket haben zwar eine entlastende Wirkung – es reicht aber nicht. Das zeigt eine am 13.7. von der DIW Econ veröffentlichte Studie.

Aufgrund dessen befürwortet die DIW den Vorschlag der Diakonie, Leis­tungs­emp­fän­ge­r:in­nen pauschal 100 Euro pro Monat für mindestens sechs Monate auszuzahlen. Das würde die inflationsbedingte Mehrbelastung für die einkommensschwächsten zehn Prozent der Bevölkerung erfolgreich ausgleichen, so die Berechnungen des Instituts.

Die Diakonie macht aber keine Vorschläge für die Entlastung von Studierenden oder Auszubildenden. Die vorgesehene Pauschale soll nur an Leis­tungs­emp­fän­ge­r:in­nen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) ausgezahlt werden.

Bafög-Bezüge regelt ein gesondertes Gesetz, das Bundesausbildungsförderungsgesetz. Das bedeutet, Studierende würden die Pauschale nicht erhalten. Auszubildende sind angestellt und beziehen keine Leistungen. Auch sie würden also nicht von der von der Diakonie vorgeschlagenen Pauschalzahlung profitieren.

PROTOKOLLE

„Hätte die Politik früher auf Erneuerbare umgestellt“

Vor einigen Wochen hat Felix die Inflation zum ersten Mal am eigenen Leib gespürt. Er stand im Supermarkt. 250 Gramm Butter kostete plötzlich 3 Euro. „What the fuck? Ein Päckchen Butter kann doch nicht 3 Euro kosten“, schoss ihm durch den Kopf.

Lange hatte der 24-Jährige die Inflation nur durch den Nachrichtenkonsum mitbekommen. Jetzt spürt er die teureren Preise bei jedem Einkauf: „5,99 Euro für einen Brokkoli – sind die wahnsinnig?“ Dann ist da noch die neue Stromrechnung. Nach der kürzlich verkündeten Preisanpassung muss Felix nun monatlich 64 Euro für die Stromversorgung zahlen. Vorher waren es noch 45 Euro im Monat. Eine Preissteigerung um mehr als 40 Prozent. Anders als die Lebensmittel- und Strompreise ist sein Gehalt nicht angestiegen.

Als Unternehmensberater verdient Felix für seine Altersklasse verhältnismäßig gut. Die Inflation bring ihn daher finanziell (noch) nicht in die Bredouille. „Ich muss zum Glück keine Angst haben, dass ich gar kein Geld mehr habe. Ich bin sehr privilegiert“, merkt Felix an. Trotzdem belastet ihn die aktuelle Situation. Felix hat Angst, dass er langfristig seinen bisherigen Lebensstandard nicht wird halten können. Vor der Inflation hatte Felix mit dem Gedanken gespielt, noch mal zu studieren. Er würde gerne Psychologe werden. „Vorher war die Option, noch mal zu studieren, im Rahmen des Möglichen. Ich hätte es finanziell schon stemmen können. Jetzt weiß ich es nicht mehr.“ Bei den steigenden Preisen ist Felix froh, eine unbefristete Arbeitsstelle zu haben.

Die emotionale Mehrbelastung durch die Preissteigerung reiht sich für Felix in die seit Jahren anhaltenden und sich aufbauenden globalen Krisen ein. Die Inflation verstärkt das Weltuntergangsnarrativ, das aufgrund der Klimakrise, der Pandemie und der langsam bröckelnden Demokratien in einigen westlichen Staaten für Felix sehr präsent ist.

Felix teilt seine Sorgen mit Freun­d:in­nen und drückt auch seine Frustration aus: „Hätte die Politik mal früher und schneller auf erneuerbare Energien umgestellt, wie vor allem wir – die junge Generation – es seit Jahren fordern, dann wären wir jetzt gar nicht in der Situation.“

Für Felix wird jetzt sichtbar, wie schlecht die Energiepolitik der Bundesregierung in den letzten Jahren war. „Und die verheerenden Konsequenzen müssen wieder die Menschen ertragen, die vorher auch schon wenig Geld hatten“, kommentiert Felix frustriert.

„Wie soll ich mir eine Hose leisten?“

Sami ist 21 Jahre alt. Im August fängt er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann an. Sein Nettogehalt im ersten Ausbildungsjahr wird sich auf rund 750 Euro belaufen. „Das reicht einfach nicht“, betont der angehende Kaufmann.

Miet- und Nebenkosten für seine Wohnung in Norden schlucken 500 Euro im Monat. Den Anstieg der Preise für Lebensmittel spürt Sami sehr. „Wenn ich aus dem Supermarkt komme, ist die Tüte fast leer, obwohl ich 50 Euro ausgegeben habe.“ Eigentlich sollten Lebensmittel im Wert von 50 Euro für eine Woche genügen. Aufgrund der steigenden Preise reicht es oft nicht mehr. „Manchmal esse ich nur Brot und Butter und trinke Tee“, berichtet der 21-Jährige.

Dann kommen für Sami noch teure Medikamente hinzu. Er leidet unter Neurodermitis. 100 Gramm einer Creme gegen seine rissige und ­juckende Haut kostet 15 Euro. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten nicht.

Neue Kleidung hat Sami seit 2020 nicht mehr gekauft. „Wenn ich im Monat knapp 400 Euro zur freien Verfügung habe und mindestens 200 davon allein für Essen ausgeben muss, wie soll ich mir da eine Hose leisten?“ Sami wird versuchen, sich mit Wochenendjobs etwas zu seinem Azubigehalt dazuzuverdienen.

„Tag für Tag wird es schlimmer“, beobachtet er. „Es kann sein, dass ich im Winter von der Arbeit nach Hause komme und es kalt in meiner Wohnung ist.“

Die Vorstellung, im Winter nicht mehr heizen und warm duschen zu können, macht Sami Angst. Samis Stundenlohn wird trotz steigender Preise nicht erhöht. Hilfe vom Sozialamt oder anderweitige Unterstützung vom Staat bekommt er auch nicht. „Das kann doch eigentlich nicht sein“, empört sich Sami.

„Einfach traurig, dass zwei Jobs nicht reichen“

Vollzeitstudium und zwei Nebenjobs. So sieht der Alltag von Lara (Name von der Redaktion geändert) aus. Die 25-Jährige studiert Volkswirtschaftslehre an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Nebenher arbeitet sie auf 450-Euro-Basis beim Studienkreis. Darüber hinaus ist sie sechs Stunden pro Woche als Buchhalterin tätig. Den zweiten Job macht sie „schwarz“, um die vorgeschriebene Minijob-Grenze nicht zu überschreiten. Andernfalls müsste Lara Sozialabgaben und Steuern zahlen und hätte trotz mehr Arbeit weniger Geld im Portemonnaie.

Von 8 bis 19 Uhr ist Lara jeden Tag unterwegs, um Uni und Arbeit zu bewältigen. Sport machen und Freun­d:in­nen treffen müssen hinten anstehen. Das wird sich auch in den kommenden Semesterferien nicht ändern. Die vorlesungsfreie Zeit ist für viele Studierende eine Zeit für Entspannung, Spaß und Urlaub. Lara freut sich, dass sie in den Semesterferien Vollzeit arbeiten kann. Eine weitere Erleichterung ist, dass sie nächstes Semester weniger Kurse belegen muss – und so mehr Zeit für Arbeit hat.

Mit Unterhaltszahlungen ihrer Eltern und den zwei Jobs hat die Studentin monatlich 800 Euro zur Verfügung. Etwas mehr als die Hälfte davon verschluckt die Miete. „Ich merke die Inflation auf jeden Fall sehr“, berichtet Lara. Seit sie 25 Jahre alt ist, muss sie die Krankenversicherung selbst zahlen und bekommt auch kein Kindergeld mehr.

„Da wird das Geld sowieso knapp und dann merkt man es echt dolle, wenn Sprit- und Lebensmittelpreise steigen. Am Monatsende komme ich meistens bei null raus. Manchmal muss ich in den Dispo gehen“, erzählt Lara.

In den letzten Monaten konnte sie 200 bis 300 Euro für den Notfall zurücklegen. „Falls die Waschmaschine mal kaputt geht.“ Ansonsten hat Lara kein Erspartes.

Ihre prekäre finanzielle Lage ist ein Auslöser für die depressive Verstimmung, unter der Lara leidet. „Es ist einfach so belastend und stressig und ich sehe auch keinen Ausweg.“ Lara ist wütend und frustriert. „Es ist einfach traurig, dass zwei Jobs und Unterhalt der Eltern nicht ausreichen.“

Sie hat das Gefühl, dass Studierende immer übersehen und vergessen werden. Coronazuschüsse zum Beispiel gab es nur für Arbeitende, und auch jetzt, während der Gaskrise und Inflation, lässt finanzielle Unterstützung für Studierende auf sich warten. „Ich würde mir wünschen, dass es mal jemanden interessiert, wie es uns finanziell und mental geht“, sagt die Studentin.

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30 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • "Samis Stundenlohn wird trotz steigender Preise nicht erhöht. Hilfe vom Sozialamt oder anderweitige Unterstützung vom Staat bekommt er auch nicht. „Das kann doch eigentlich nicht sein“, empört sich Sami.

    Nein, das kann auch nicht sein. Sami hat als Auszubildender in der geschilderten Situation Anrecht auf Ausbildungsbeihilfe. Wenn er die nicht erhält, hat das Gründe. z.B. könnte es sein, dass Sami, der ja schon 21 Jahre alt ist, schon eine geförderte Ausbildung oder ein gefördertes Studium abgeschlossen (oder abgebrochen) hat.Leider muss man mutmaßen, denn der Artikel informiert dazu nicht. Schade.

  • Knüppeldicke Sanktionen welche vor allem unsere Klein- u Miniverdiener ins Grab bringen könnten.



    Bundespräsident Steinmeier: "Ja, man muß jetzt auch mal bereit sein, Nachteile in Kauf zu nehmen"



    Na Mahlzeit (L&O)

  • Es ist bitter, aber man sollte nicht vergeßen, dass viele Studenten aus der Mittelklasse kommen und oft genug doch Eltern haben. Und sie haben wenigstens eine Zukunft - wenigstens in der Theorie. Ob das am Ende praktisch am Arbeitsmarkt auch klappt, gut, dass ist oft schwer.

    Es sind vor allem die hohen Mieten, die bei den Studenten reinhauen. Wer in bestimmten Städten lebt, der muss sehr sehr viel für die Unterkunft zahlen. Hier könnte die Politik etwas tun: Günstige Wohnheimplätze anbieten. Ein Student solle nicht mehr als €250 oder €280 für ein Zimmer zahlen müssen. Besser wäre sogar weniger und ein Angebot, das auch abrufbar ist. Vielerorts ist es schwierig, günstigen Studentenwohnraum zu erhalten.

    Und joben ist bei vielen Studiengang kaum möglich. Das sollte mal erwähnt werden. Es gibt Fächer, da muss man ständig studieren. Einige Studenten können nur sehr wenig Zeit für einen Job aufbringen. Und selbt der verlängert manchmal schon das Studium.

    Es bringt nichts Studenten gegen andere Gruppen aufzurechnen. Arm ist amr, aber wer hat noch eine Zukunft? Daran arbeiten die Studenten, zumindest nach der Theorie.

  • Während meines Studiums habe ich erfahren, dass über 65% der Stipendien nicht abgerufen werden. Nicht einmal 30% der Studenten haben sich überhaupt mal auf ein Stipendium beworben. Ich war kein überragender Überflieger - aber es war überhaupt kein Problem Stipendien zu bekommen. Das war eine große finanzielle Entlastung, teilweise bis zu 100% meines Etats.

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Warum ich jetzt dem zukünfigen Gutverdienern als Rechtsanwalt, Zahnärztin oder Managerinnen das Studium extra bezuschussen soll erschließt sich mir nicht.

    Insbesondere da die meisten Studenten doch aus nachweislich wohlhabenden Elternhäusern kommen.

    Willmehr könnte man die Solidarität der wohlhabenden Studentinnen einfordern und Umlage einführen.

    Dann müsste nicht der Geringverdiener mit seinen Steuern Herrn Rechtsanwalt unterstützen.

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Und was ist mit Sozialarbeiter:innen oder anderen für eine Gesellschaft relevanten Berufen, die akademische Ausbildungen brauchen und gar nicht Mal so gut verdienen?

    • @49732 (Profil gelöscht):

      "Insbesondere da die meisten Studenten doch aus nachweislich wohlhabenden Elternhäusern kommen."



      Keine Frage, die soziale Herkunft spielt beim Bildungsweg noch immer eine viel zu große Rolle. Bei einer Studierendenquote von derzeit 56% scheint es doch eher unwahrscheinlich, dass die allesamt aus "nachweislich wohlhabenden Elternhäusern" stammen.

  • Was dieser Text ich glaube garnicht so bewusst offen legt: das ALLERGRÖSSTE Problem scheinen die hohen Mieten zu sein.....

  • Ach, @FRAU FLIEDER.

    Das eine schliesst das andere nicht aus. Nicht Studis *gegen* Rentner*innen, genau da wollen uns die Lindners, Merzens und die anderen Profiteure haben.

    Solidarisch Renties *und* Studis *und* Geringverdiendende, Aufstocker*innen, Hartzler*innen & Prekärjobs.

    So wird ein Schuh draus.

    • 4G
      49732 (Profil gelöscht)
      @tomás zerolo:

      Bloß das die Studies in der Regel die zukünfigen Profiteure des Kapatialismus sind!

      Nicht jeder Student wird zwar Rechtsanwalt aber 100% aller Rechtsanwälte waren mal Studenten.

      Da sollten sich mal die Ex-Studenten solidarisch verhalten. Warum nicht eine extra Abgabe von denen für die nachfolgenden Studentengenerationen?

      • @49732 (Profil gelöscht):

        "Warum nicht eine extra Abgabe von denen für die nachfolgenden Studentengenerationen?"



        Die dann auch die sich von Projekt zu Projekt hangelnde Sozialarbeiterin oder der finanziell dauerklamme Kulturhistoriker zahlen müssen, nicht aber der Handwerksmeister mit gut laufendem Großbetrieb und sechsstelligem Einkommen?

        • 4G
          49732 (Profil gelöscht)
          @Ingo Bernable:

          Der Handwerksmeister hat von der Gesellschaft nicht eine kostenlose Ausbildung im Wert von 50-200T Euro gesponsert bekommen. Warum soll der zahlen?

          Und die Sozialarbeiterin und Kunsthistoriker (Augen auf bei der Berufswahl!) können ja anteilig weniger zahlen.

          1% im Monat als Solidaritätszuschlag für die aktuellen Studenten? Wo bleibt die Solidarität unter den Studierten?

          • @49732 (Profil gelöscht):

            "Warum soll der zahlen?"



            Aus genau dem Solidargedanken den sie hier vordergründig hochhalten, es dann aber doch nicht konsequent tun, weil sich hier offensichtlich zwei Modelle gegenüberstehen. Das eine und aktuell praktizierte folgt dem Prinzip, dass diejenigen die viel verdienen auch entsprechend mehr abgeben, also auch der Handwerksmeister der gar nicht studiert hat, genauso wie der studierte Rechtsanwalt mit Steuern Sozialtransfers finanziert die er selbst nie in Anspruch genommen hat oder die urban lebende Chirurgin den Autobahnbau bezhalt obwohl sie nur Rad fährt. Das andere Modell, für das sie hier argumentieren, folgt dem Gedanken, den Staat eher als Dienstleister zu sehen bei dem jede*r für das zahlt was er*sie auch in Anspruch nimmt, also etwa über Studiengebühren oder eine Sondersteuer für Akademiker*innen aber eben auch eine für Leute die mehr als die vorgeschriebenen 9 Jahre eine Schule besucht haben oder eine für Leute die Sozialleistungen bezogen haben, ...

  • Ich war selber Student und habe nach dem Studium meinen Bafög Kredit abgestottert.

    Warum sollen zukünftige Gutverdiener ihr Bafög nicht zurückzahlen?

    • @lord lord:

      "Warum sollen zukünftige Gutverdiener ihr Bafög nicht zurückzahlen?"



      Weil die Aussicht auf diese Rückzahlung eben Viele vom Studium abhält und längst nicht jede*r mit Hochschulabschluss auch automatisch gut verdient, gerade in Bereichen wie Kultur oder Soziales, die zwar selten große Gehälter versprechen, gesellschaftlich aber enorm wichtig sind. Diejenigen die - mit oder ohne Studium - gut verdienen, können und sollen ihren gerechten Beitrag ja auch ganz regulär als Steuer entrichten.

  • "Das BAföG muss an die Lebenswirklichkeit angepasst werden und die Ausbildung umfassend finanzieren. Nur noch 11 Prozent der Studierenden erhalten überhaupt BAföG, nur 8 Prozent den Höchstsatz. Wir setzen uns für ein elternunabhängiges, rückzahlungsfreies BAföG in Höhe von 1.200 Euro ein. Der BAföG-Fördersatz muss regelmäßig und automatisch an die steigenden Lebenshaltungskosten angepasst werden. Wir wollen die Altersgrenzen beim BAföG abschaffen und die Bezugsdauer an die reale durchschnittliche Studiendauer anpassen."



    www.die-linke.de/w...ei-ein-leben-lang/

    Eigentlich sollte dies auch für Azubis gelten - Aber: Ausbildungsvergütungen unterliegen der Verhandlungsstärke von Gewerkschaften.

    • @Brot&Rosen:

      Die Forderung der Gewerkschaftsjugend nach existenzsichernder Ausbildungvergütung findet bei der LINKEN Unterstützung:

      "Mindestausbildungsvergütung

      Auszubildende brauchen eine Ausbildungsvergütung, die zum Leben unabhängig von den Eltern reicht. Wir fordern eine Mindestausbildungsvergütung, die sich aus 80 Prozent der durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütung aller Branchen des jeweiligen Ausbildungsjahres ergibt. Wir unterstützen die Gewerkschaften und Gewerkschaftsjugenden bei ihrem Kampf für bessere tarifvertragliche Lösungen. Die Ausbildung in den Berufen, die nicht dual geregelt ist, zum Beispiel in allen Sozial-, Gesundheits- und Erziehungsberufen, muss besser finanziert werden. Schulgeld soll grundsätzlich entfallen und ein am Tarif orientiertes Ausbildungsgeld gezahlt werden. Wir wollen eine solidarische Umlagefinanzierung, die alle Betriebe in die Pflicht nimmt, damit ausreichend duale und qualitativ hochwertige Ausbildungsplätze geschaffen werden."



      www.die-linke.de/p...eid/beschlusslage/

      • RS
        Ria Sauter
        @Brot&Rosen:

        Ja, würde helfen. Gibt es aber nicht und hilft denjdnigen, die jetzt in Armutsrente leben, so gar nicht.

  • Studis, Azubis ...



    ist doch wurscht wenn DIIIIE mal den Gürtel enger schnallen müssen !

    Die sollen lieber mal arbeiten gehen, das Sozialprodukt heben, knechten knechten knechten !

    Die sind doch blos unsere Zukunft !



    Und wen interessiert schon die Zukunft ?

    Fachkräfte kriegen wir doch reichlich aus dem Ausland !

  • RS
    Ria Sauter

    981 Euro monatlich ist sehr wenig. Sie haben aber die Chabce nach Studium und Ausbildung mehr zu verdienen.



    Die Rentenbezieher allerdings, die oft weit weniger haben, sinken damit ins Grab, meistens früher als erwartet.

    • @Ria Sauter:

      Wenn man die Vermögen hinzuzieht, ging es deutschen Rentnern statistisch noch nie so gut wie heute.

      Ich stimme zu, dass Studenten - statistisch - später in der Regel ein besseres Einkommen haben. Für Azubis gilt das nicht unbedingt. Außerdem haben Azubis weitaus weniger Möglichkeiten, sich nebenher etwas dazuzuverdienen als Studenten, die sich ihre Zeit normalerweise besser einteilen können und nicht jeden Tag von 7 bis 17 Uhr im Betrieb sein müssen.

      • @Suryo:

        Wir sind auch alle wohlhabend so wie noch nie. Aber auch nur Statistisch, weil das rein gar nichts über die Verteilung aussagt.

      • RS
        Ria Sauter
        @Suryo:

        Aha, die Statistik.



        Hat wohl mit der Lebenswirklichkeit der meisten Menschen wenig zu tun.



        Allen Menschen, die zur Tafel müssen, Flaschen sammeln und ab dem 15. des Monats nur noch Griessbrei essen, geht es statistisch gesehen so gut wie nie. Na dann!

      • @Suryo:

        Wieso soll es Rentner:innen nie so gut wie heute gehen? Das trifft doch auch auf die Gesamtgesellschaft zu. Trotzdem frage ich Sie, was Sie mit "statistisch" meinen? Mittelwerte zählen bekanntlich nicht, da bei 1 Milliardär und 1000 Armen alle im Durchschnitt reich sind. (Das wären rd. 1200 Rente bei Männern und weniger als 800 bei Frauen). Darunter gibt es also etliche, die weniger als den Mittelwert haben. Und dabei ändert sich für die Personen auch nichts, bei Student:innen schon (musste damals mit 400 DM leben, davon 150 Miete, hatte aber später gutbezahlte Stellen und jetzt eine gute Rente).

        • @resto:

          www.finanzen.net/n...d-wirklich-9272780

          " Die fehlende Betrachtung des Vermögens von Rentnern führt daher nach Angaben des IW oft zu einer Überzeichnung der Armutsgefährdung: Denn in der kombinierten Berechnung fallen nur noch 9,9 Prozent der über 65-Jährigen in die Kategorie der relativ Armen, was ungefähr 1,75 Millionen Rentnern entspricht."

          Auf gar keinen Fall geht es Rentnern heute schlechter als früher.

    • @Ria Sauter:

      Gegen Armutsrenten hilft:

      "Solidarische Mindestrente

      Die solidarische Mindestrente wird als Zuschlag für alle dauerhaft in Deutschland lebenden Menschen ab 65 Jahren (bei voller Erwerbsminderung bereits vorher) geleistet. Sie stellt sicher, dass niemand im Alter weniger als 1.200 Euro netto im Monat zur Verfügung hat. Wer weniger Einkünfte hat und nicht über ein großes Vermögen verfügt, dessen Rente wird mit einem Zuschlag auf 1.200 Euro netto im Monat angehoben. Selbst genutztes Wohneigentum wird nicht als Vermögen berücksichtigt. Bestehende Wohngeldansprüche bleiben unberührt (s.o.)."



      www.die-linke.de/p...eid/beschlusslage/

      • @Brot&Rosen:

        Eine Frage. Dann bekommt jemand, der sein ganzes Leben lang z.b. Hartz IV bezogen hat, genau gleichviel, wie jemand, der 40 Jahre leider nur im Niedriglohnsektor gearbeitet hat?



        Finde ich ein wenig unfair...

        • @Hennes:

          HartzIV gibts seit 17 Jahren und wird demnächst zum Bürgergeld. Also unwahrscheinlich, das ganze Leben bis zur Rente HartzIV zu beziehen.

    • @Ria Sauter:

      Die Hoffnung ist wohl das einzige, was in solchen Verhältnissen hält.



      Die meisten hätten mehr, wenn sie einfach Vollzeit einen einfachen Job annehmen würden. Nur dass sie den dann auch ein Leben lang behalten würden.

    • @Ria Sauter:

      ... aber später als erhofft, oder ?