Schlagersong in der Kritik: Sexistischer Schlager verboten

In den deutschen Charts steht seit fast drei Wochen mit „Layla“ ein Song auf Platz eins, der polarisiert. Sexismus pur oder völlig harmlos?

Eine Person mit blonden lnagen Haaren und einem schwarzen Top tanzt in eine Männergruppe

Screenshot aus dem kritisierten Lied „Layla“ Screenshot: taz

BERLIN taz | In dem Lied lädt ein Mann das lyrische Ich in sein Bordell ein. Das geht so: „Ich hab’ nen Puff und meine Puffmama heißt Layla / Sie ist schöner, jünger, geiler“. Verantwortlich dafür sind DJ Robin und Schürze. Die Re­ak­tio­nen: ei­ner­seits Abspielverbote auf Veranstaltungen wie dem Würzburger Kiliani-Volksfest, andererseits millionenfache Klicks und stündliche Abspielorgien auf Malle.Das Lied „Layla“ wurde mittlerweile auf Volksfesten verboten.

„Der Song ist ein Brett“, finden begeisterte Hö­re­r*In­nen auf Youtube. „Das Lied ist kalkuliert hochgradig sexistisch“, sagt hingegen der Musikwissenschaftler Markus Henrik, auch bekannt als Dr. Pop, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Das Video zeigt eine bärtige Layla beim Poledance. Für DJ Robin Grund genug, den Sexismusvorwurf von sich zu weisen. Bei RTL behauptet er: „Wenn man sich das Video anguckt, spielt ein Mann die Layla, weil wir gar nicht darauf aus sind, Sexismus hineinzubringen.“

Aber dadurch ändert sich genau genommen: nichts. Die Menschen hören das Lied irgendwo zwischen Hüttengaudi und Ballermann. Und bekanntlich sieht man nichts beim Hören. Und wenn man etwas sähe, dann würde es den Sexismus nicht entschärfen, nur weil der, den es betrifft, ein anderes Geschlecht hat.

Der Song wirkt wie ein Paralleluniversum

In einem Interview auf RTL sind sich sonnenbebrillte junge Frauen im Bikini sicher, dass doch alles „nur Spaß“ sei. Mitten auf der Straße sieht man dort junge Männer von der „Puffmama“ Layla grölen. Es wirkt wie ein durch Urlaub und Alkohol legitimiertes Paralleluniversum. Doch auch hierzulande ist das Abspielen mancherorts in Ordnung, wie die Junge Union Hessen zeigt, die das Lied auf ihrem Landestag spielte.

Do­minik de Léon ist Mitbegründer des Produzenten Summerfield Records, der „Layla“ erst möglich machte. Er wisse, dass der Songtext politisch nicht korrekt sei. Songs würden erfolgreich, wenn sie polarisieren oder man sich mit ihnen identifizieren könne, erklärt er dem Spiegel. Im Endeffekt führt also wieder einmal das Geldmachen zu derartigen Ausflügen unter die Gürtellinie.

Im Jahr 2022 zwischen Genderdebatten und #MeToo darf es solche Tabubrüche nicht mehr geben. Dieses Lied ist kein „Brett“ und auch nicht harmlos. Es ist ein riesengroßes Brett vorm Kopp, so etwas zu feiern.

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