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SPD-Parteitag in BerlinStahl, Helme und Krieg

Die SPD ringt um ihren außenpolitischen Kurs und die Wehrpflicht. Ein Affront gegen Verteidigungsminister Pistorius wird in letzter Minute abgewendet.

Konfrontation – zumindest innerparteilich – beigelegt. Juso-Chef Türmer und Verteidigungsminister Pistorius Foto: Kay Nietfeld/dpa

Berlin taz | „Wir sind zu langweilig“, beklagte der ehemalige Arbeitsminister Hubertus Heil zum Auftakt des dreitägigen SPD-Parteitags. Von wegen. Während der erste Tag von überraschenden Wahlergebnissen geprägt war – Parteichef Lars Klingbeil wurde mit nur rund 65 Prozent im Amt bestätigt – dominierten am zweiten Tag die Inhalte und in letzter Minute eingebrachte Anträge, sogenannte Initiativanträge. Besonders beim Thema Außenpolitik und Wehrpflicht ging es hoch her.

Die Ge­nos­s*in­nen bemühten sich, die am ersten Tag aufgerissenen Gräben wieder etwas zuzuschütten. So wurde beim Thema Wehrpflicht bis zum Schluss um einen Kompromiss gerungen. Mit Erfolg. Die Jusos hatten gegen die von Verteidigungsminister Boris Pistorius ins Spiel gebrachte Rückkehr zur Wehrpflicht einen Initiativantrag eingebracht und die SPD aufgefordert, sich gegen einen Zwangsdienst auszusprechen.

Der Minister wollte in seinem Wehrdienstgesetz bereits Regelungen einbauen, die bei einem Fehlen von Freiwilligen greifen würden. Er wehrte sich im Vorfeld des Parteitags „gegen die Stimmen, die meinen, wir müssten jegliche Verpflichtung ausschließen“. Eine Botschaft an die Jungsozialist*innen.

Schließlich einigte sich der Parteitag mit wenigen Gegenstimmen darauf, die Entscheidung ob Wehrpflicht oder nicht, so lange wie möglich hinauszuschieben. Im mehrheitlich verabschiedeten Kompromiss heißt es, dass die Partei sich zu einem „neuen Wehrdienst“ nach dem sogenannten schwedischen Modell bekenne, wie es auch im Koalitionsvertrag mit CDU/CSU verabredet ist.

SPD uneins bei Wehrpflicht

Der Wehrdienst solle attraktiver werden, von mindestens 60.000 zusätzlichen Sol­da­t*in­nen sowie 200.000 Re­ser­vis­t*in­nen ist die Rede. Das sind die Zielzahlen, die auch Pistorius immer wieder nennt. Und der Beschluss folgt auch der Argumentation des Verteidigungsministers: „Wir müssen reagieren können, wenn die sicherheitspolitische Lage oder die Bedarfe der Bundeswehr dies erfordern.“

Falls es nicht genug Freiwillige gebe, will die SPD allerdings keine aktivierbare gesetzliche Möglichkeit zur Heranziehung Wehrpflichtiger einführen, „bevor nicht alle Maßnahmen zur freiwilligen Steigerung ausgeschöpft sind“. Alles offen, also? „Am Ende entscheidet die Regierung“, so ein Verteidigungspolitiker lakonisch.

Pistorius hatte allerdings auch Forderungen aus der Union eine Absage erteilt, eine Wehrpflicht möglichst schnell einzuführen. Dafür würden Kasernen und Übungsplätze fehlen.

Aufruf zur Einhaltung des Völkerrechts

Mit großer Mehrheit einigte man sich auch auf eine kritischere Tonart gegenüber Israels Vorgehen in Gaza und im Iran. Mit großer Mehrheit folgten die Delegierten dem Antrag des Parteivorstands, der Israel zur Einhaltung des Völkerrechts aufruft und „diplomatische Anstrengungen“ fordert, „um die fragile Waffenruhe zwischen Israel und Iran zu erhalten“.

„Auch Israel ist an das Völkerrecht gebunden und muss die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes wahren. Diese Verhältnismäßigkeit ist nicht mehr gegeben“, heißt es in einem Antrag für den Parteitag, der mit großer Mehrheit beschlossen wurde. Gleichzeitig bekannten sich die So­zi­al­de­mo­kra­t*in­nen zur Zweistaatenlösung, verurteilten den Terror der Hamas und forderten die Freilassung der Geiseln.

Israel dürfe sich zwar verteidigen, sagte die Abgeordnete Derya Türk-Nachbaur. „Aber Selbstverteidigung hat Grenzen, und die Grenze ist das Völkerrecht.“ Sie kritisierte auch ihre Partei: „Wir haben als SPD vielleicht zu lange um Worte gerungen.“ Deutschland müsse sich grundsätzlich unmissverständlich zum Völkerrecht bekennen, hieß es von verschiedenen Redner*innen.

Parteitag fordert nationalen Stahlgipfel

Emotionale Reden gab es schon mittags, als es um die Wirtschaft ging. Vor allem das Thema Stahl erhitzte die Gemüter der Genoss*innen: Ein Antrag, der sich zur Produktion von grünem Stahl in Deutschland bekennt und von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) unter anderem die Einberufung eines nationalen Stahlgipfels fordert, wurde einstimmig angenommen.

Zum Hintergrund: Kürzlich hatte der größte europäische Stahlkonzern ArcelorMittal seine Pläne gestoppt, an den Standorten in Bremen und Eisenhüttenstadt auf CO2-arme Stahlproduktion umzustellen. Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte, dessen Senat diesen Weg gemeinsam mit dem Bund massiv finanziell unterstützen wollte, zeigte sich am Samstag erbost: Das Vorgehen von ArcelorMittal sei „nicht akzeptabel“, die Ministerin dürfe „nicht länger in den Kulissen stehen“.

Im Beschluss heißt es: „Wenn nicht in grünen Stahl investiert wird, bedeutet es wegen steigender CO2-Preise innerhalb weniger Jahre, dass die Stahlindustrie schlicht und ergreifend in Europa nicht mehr wettbewerbsfähig sein wird“.

Auch an anderen Stahl-Standorten, im Saarland und in Nordrhein-Westfalen, ist die Sorge groß, dass Standorte geschlossen werden, auch wenn die dortigen Betreiber bislang an ihren Transformationsplänen festhalten. „Die Stahlindustrie ist das Rückgrat unserer Industrie. Millionen Menschen sind von dieser Branche abhängig“, sagte Timo Ahr aus der Saar-SPD.

Ablehnung für Ausnahmen beim Mindestlohn

Kritik gab es an den im Koalitionsvertrag formulierten Plänen, die Möglichkeit einer wöchentlichen statt einer täglichen Arbeitszeit zu schaffen – eine Abkehr vom Acht-Stunden-Tag.

Dass Agrarminister Alois Rainer (CSU) im Schulterschluss mit dem Bauernverband beim Mindestlohn Ausnahmen für Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft schaffen möchte, stieß bei vielen Red­ne­r*in­nen auf Ablehnung. „Das wäre ein Mindestlohn zweiter Klasse“, sagte Katharina Räth aus Franken. „Das ist völliger Schwachsinn, das machen wir nicht mit.“ Ein solcher „Mindestlohn unterhalb des Mindestlohns“ sei „unmoralisch“, so Räth weiter. Die von der Mindestlohnkommission am Freitag beschlossene Lohnuntergrenze hatten die Ge­nos­s*in­nen jedoch stirnrunzelnd akzeptiert. Auf dem Parteitag war das kein Streitthema.

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56 Kommentare

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  • Eine Wehrpflicht pauschal abzulehnen ist leichtsinnig.

    Das Hinterfragen des Vorgehens der Netanjahu Regierung in Gaza muß möglich sein. Auch Israel muß das Völkerrecht achten.

    Wahlversprechen nicht einzulösen ist an Dummheit nicht mehr zu übertreffen.

    • @Tom Lehner:

      Es wäre genauso leichtsinnig Geld in eine Wehrpflicht zu stecken die jungen Leuten mind. 9 Monate ihres Lebens kostet und sie effektiv auf nicht mehr vorbereitet als schießen auf Mannscheiben und Biwak in Turnhallen.



      Ein Hinterfragen muss immer diplomatisch erfolgen und nicht eine Seite des Konfliktes ausblenden - in beide Richtungen. Oder es ist eben nicht glaubhaft - sowie Russland zuzugestehen das Völkerrecht zu brechen und dennoch mit denen Verhandeln zu wollen.



      Und die Union bricht seit Jahrzehnten Wahlversprechen und hält sich stabil.



      Das ist nicht schön, das ist nicht moralisch. Aber für die Aussagen "dumm" haben sie damit schlicht zuviel Erfolg.

      • @Das B:

        Was soll daran leichtsinnig zu sein, sich gegen Faschisten wie Putin zu wappnen.

        Das Gerede von der Diplomatie ist m.E. auch blind. Es ignoriert, dass Russland an Gesprächen zur Beendigung des Ukraineüberfalls null interessiert ist und Gespräche auch einfach mal platzen läßt.

  • "Wir müssen reagieren können, wenn die sicherheitspolitische Lage oder die Bedarfe der Bundeswehr dies erfordern.“ Und mit soetwas läßt sich die SPD-Jugend über den Tisch ziehen. Was soll nur aus der SPD werden. Da ist doch Hopfen und Schmalz verloren, wenn die GenossInnen nicht grundsätzlich einen Plan haben wie genug Mmilitärpersonal rekrutiert werden kann, außer im Notfal über Zwangsmassnahmen. Was soll denn das. Einfallsloser gehts doch echt nicht mehr.

    • @Sonnenhaus:

      "Und mit soetwas läßt sich die SPD-Jugend über den Tisch ziehen."

      Sie sehen also keinen Bedarf wegen dem Faschisten Putin vor der Tür?



      Die SPD-Jugend schon. Und das ist gut so..

  • Spielte der Prüfantrag in Sachen AfD-Verbot gar keine Rolle? Das bleibt doch zu hoffen!

    • @Kanuka:

      Der Artikel ist ja von Samstag und der erfolgreiche Antrag, ein "afd" Verbot voran zu treiben, ist von Sonntag.

  • In der SPD wird offenbar das Wort Demokratie noch groß geschrieben.



    Es ist ein positives Zeichen, wenn mit demokratischen Mitteln um den besten Weg gerungen wird.



    Das klare Bekenntnis zum Völkerrecht ist ein deutlicher Kontrapunkt zur Union, die das Völkerrecht für Israel und den USA gegenüber dem Iran für verzichtbar hält.



    Auch ist es gut, dass in punkto Wehrdienst ein Kompromiss gefunden wurde.



    Die 180 Grad Wende der Union, die ihre frühere Entscheidung damit umkehrt, ist technisch sowieso nicht durchführbar.



    Somit ist das schwedische Modell Realpolitik.



    Die Absage an erneute Sonderregelungen für die Landwirtschaft finde ich ebenfalls richtig. Der Abzug von Lohn für



    "Wohn-"Container, die in der Hitze schmoren, ist bereits mehr als fragwürdig.



    Dass in der CDU Obrigkeitshörigkeit besteht, ist keine Neuigkeit. Aber auch in den anderen demokratischen Parteien scheint derzeit Parteiwerbung über sachorientierte Lösungen gestellt zu werden.



    Die SPD zeigt ihre Lebendigkeit.



    Und auch das Abstrafen Klingbeils ist ein klares Zeichen für Demokratie vor Jasagertum. Machtkonzentration kommt offenbar nicht gut an. Das hatte die SPD jüngst bereits abgewählt.



    Ein Neuanfang ist möglich.

  • Auf den ersten Blick möchte man sagen "Ja hören denn diese parteiinternen Rangeleinen nie auf?"



    Aber wenn man einen Moment innehält sieht man: Genau das gehört zu einer gemokratischen Partei in der auch Kontroversen offen angesprochen werden können !

    Ich finde: Gute Schritte in die richtige Richtung !

  • Ich finde es gut, dass das Thema Wehrpflicht/Verteidigungsfähigkeit auf dem SPD-Parteitag kontrovers diskutiert wird. Angesichts der Aggressivität von Putins Mafiastaat bleibt uns nichts anderes übrig als die Bundeswehr mit mehr Personal auszustatten, ich denke, dass Pistorius auf dem richtigen Weg ist. Weder die sofortige Einführung der Wehrpflicht noch ein ignorieren der Lage schafft mehr Sicherheit.

    • @Stigghiularu:

      Ob diese Diskussionen, ohne die EU Erweiterungspläne von Frau von der Leyen überhaupt nötig geworden wären, würde ich mal stark in Frage stellen.

  • "Wenn nicht in grünen Stahl investiert wird, bedeutet es wegen steigender CO2-Preise innerhalb weniger Jahre, dass die Stahlindustrie schlicht und ergreifend in Europa nicht mehr wettbewerbsfähig sein wird“"

    das stimmt doch schlicht nicht. bzw nur wenn "Europa" durch "Deutschland" ersetzt wird. Frankreich erzeugt dann mit Hilfe des CO2-armen Atomstroms billigen Stahl und die deutsche Wirtschaft schaut in die Röhre. Wer nicht mal das sehen will oder kann, der braucht sich über 16% oder jetzt 14% nicht zu wundern.

    • @Gerald Müller:

      mit billigem Atomstrom? Das ist in wenigen Jahren in Frankreich Vergangenheit. Und von den Kühlproblemen noch nicht gesprochen.



      Wer heute nicht umstellt auf grünen Strom und grünen Stahl ist morgen raus. Und wieder warten viel zu viele auf die ERkenntnnis.

      • @Sonnenhaus:

        Der reicht aber nicht in DE. Noch lange nicht. Es fehlthnten und vorne. Selbst bei den jetzigen Stromüberschüssen im Sommer fallen hinten nur ein paar Tropfen Wasserstoff raus.

        Für grünen Stahl eignet sich Spanien oder andere Sonnenländer außerhalb Europas, wo der grüne Wasserstoff vor Ort für grünen Stahl verwendet werden kann ohne teure Transportkosten.

        In Deutschland sieht das schlecht aus

    • @Gerald Müller:

      Jaaa, aaaaber WIR sind dann sauber!

  • Auch in dieser Partei gab es Stimmen wie „Jeder Soldat ist ein Mörder“, oder „Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!“. Erschreckend, wie Linke und Grüne sich alles so drehen, wie sie es gerade brauchen.

    • @Klartext:

      Machen das die braunen, scharzbraunen und schwarzen nicht auch?

      • @Sonnenhaus:

        Soll heissen, sowas ist in Ordnung?

  • "„Wir sind zu langweilig“, beklagte der ehemalige Arbeitsminister Hubertus Heil zum Auftakt des dreitägigen SPD-Parteitags."

    Ihr seid nicht nur langweilig, weil ihr keine Visionen mehr habt, sondern auch weil der FC SPD 1914 e.V. schon lange von gestern ist. Und das zeigt sich auch an den schrecklich konservativen Kandidaten und Kandidatinnen. Die heutigen Jusos sind auch nur die Schröders und Scholze von morgen.

    Die SPD macht inzwischen eine Politik, als wäre sie in einer Zeitschleife ohne Ausstieg gefangen. Krieg, Sozialabbau, Verrat an erkämpften Arbeitnehmerrechten, Unterordnung unter den Club Deutscher Unternehmer (CDU), usw.

    Das komplette Scheitern dieser Partei ist aber nicht allein ein deutsches Phänomen. In ganz Europa haben die Ex-Sozialdemokraten fertig und gerieren sich nur noch als Anhängsel der Rechtskonservativen.

    • @Uns Uwe:

      Woher kommt nur immer diese Mär vom Sozialabbau bzw Kahlsschlag? Das einzige, was beständig wächst und gedeiht, das sind sie Sozialausgaben. Das Gegenteil zu behaupten ist billiger Populismus.

      • @Querbeet:

        Na dann vergleichen Sie mal den Gewinnzuwachs der reichsten in unserm Land mit dem Zuwach an Sozialkosten.

        • @Sonnenhaus:

          Und? Es gibt bei beiden ein Zuwachs. Die Mär vom Sozialabbau ist also auch dann immer noch eine Mär.

          Die Sozialleistungsquote ist immer noch eine der höchsten in Europa. Und das ist gut so.

      • @Querbeet:

        Zum Glück wachsen & gedeihen aber auch die passiven, leistungslosen Einkommen in Deutschland. Immerhin ca. 1 Million Mitbürger werden durch " feine oder feige " Steuergesetze nicht mehr mit diesem klein klein belästigt.

  • "Ein Affront gegen Verteidigungsminister Pistorius wird in letzter Minute abgewendet."



    /



    Aus dwds.de



    "Bedeutung



    (schwere) Beleidigung von jmdm., etw. durch Worte oder Taten"



    Ich könnte mir diese Situation andersherum vorstellen, aus der Sicht derjenigen, die sehen, wohin der Hase läuft.



    /



    "Wie weit reicht die Geduld der Völker



    wie lange darf man ungestört



    gewaltsam nehmen und vergeuden



    was der ganzen Welt gehört?

    Refrain:



    Alle, die hier zusammen kamen



    wollen, weil wir uns einig sind



    dass niemand mehr in unserem Namen



    je wieder einen Krieg beginnt..."

    TEXT Hannes Wader KRIEG IST KRIEG



    dieses ist wahrscheinlich als Kompromisslinie gut anschlussfähig...



    NIE WIEDER!

    Wird auch die Option der Diplomatie beim Parteitag ernsthaft diskutiert werden?

    taz.de/Nach-Russland-Manifest/!6096402/

    • @Martin Rees:

      "Wird auch die Option der Diplomatie beim Parteitag ernsthaft diskutiert werden?"



      Um ernsthaft über Diplomatie diskutieren zu können, bräuchte man Gesprächspartner, die ernsthafter Diplomatie zugänglich sind. Wer soll das sein?

      • @Encantado:

        》Um ernsthaft über Diplomatie diskutieren zu können, bräuchte man Gesprächspartner, die ernsthafter Diplomatie zugänglich sind. Wer soll das sein?《



        .



        Das ist so blöde wie es falsch ist: völlig.



        .



        Wenn wan sich seine "Gesprächspartner" backen könnte, bräuchte wan keine Diplomatie.



        .



        Erinnert auch an Baerbock: wenige Tage, bevor Guterres seinerzeit eine prinzipielle Einigung mit Russland zum Getreideabkommen (Hungerkatastrophe verhindert) verkündet hat, hat sie noch erklärt, sie wisse nicht, was es mit Putin zu verhandeln gebe.



        .



        Und wenn hier in wanchen Kommentaren die tolle innerparteiliche Demokratie der SPD gelobt wird: Mützenich ist offenbar wegen des Bashings im Vorfeld gar nicht erst zum Parteitag gefahren - u.a. sein Friedensmanifest hätte dort diskutiert gehört.



        .



        Oder soll der Fraktionsvorsitzende der letzten Legislaturperiode auch kein Gesprächspartner mehr sein, mit dem Diplomatie möglich ist? Noch nicht mal in seiner Partei?

      • @Encantado:

        Man könnte diesen Top-Diplomaten i.R. sicher fragen, was grundsätzlich geht:



        "Rüdiger von Fritsch – einst Praktikant bei der Diakonie Stetten – hat beim Ethikforum über seine Gedanken zur Friedensethik gesprochen. Von Fritsch war von 2014 bis 2019 deutscher Botschafter in Moskau, davor leitete er die Vertretung in Warschau."



        Weiter dort:



        "Niemand könne und dürfe es sich mit dieser immer wieder großen Aufgabe einfach machen – „wir müssen bereit sein, auch schwierige Wege zu gehen, wenn sie uns zuverlässiger zum guten Ziel führen“. Dies erfordere einen klaren Blick für Gut und Böse, für wahr und richtig. „Wir dürfen uns weder von der Angst noch von Hass leiten lassen, und wir dürfen die Zuversicht nicht verlieren, dass uns, wie in der Vergangenheit, das scheinbar Unmögliche



        doch gelingen kann.“



        Quelle stuttgarter-nachrichten.de November 2024

        • @Martin Rees:

          „Wir dürfen uns weder von der Angst noch von Hass leiten lassen, und wir dürfen die Zuversicht nicht verlieren, dass uns, wie in der Vergangenheit, das scheinbar Unmögliche doch gelingen kann.“



          Optimismus ist immer gut. Aber ein offener Blick auf die Realitäten gehört halt auch dazu.

        • @Martin Rees:

          "Das ist so blöde wie es falsch ist: völlig."



          Ich bleibe mal in Ihrem Tonfall... blöde ist es, mit jemandem, der regelmäßig Vereinbarungen ablehnt oder bricht, auf Vereinbarungen zu vertrauen.



          "Wenn man sich seine "Gesprächspartner" backen könnte, bräuchte man keine Diplomatie."



          Blöde ist es auch, auf Diplomatie zu beharren, bei der Erfolge ausbleiben.



          Wer bei gleicher Vorgehensweise unterschiedliche Ergebnisse erwartet, zeigt Anzeichen von Geistegestörtheit. Hat sinngemäß Einstein gesagt, ist aber zeitlos.

          • @Encantado:

            Falscher Adressat, oder?

            • @ke1ner:

              Stimmt. Technik.

  • Typisch und typisch SPD. Ein bisschen Kritik, ein wenig Murren und viel faule Kompromisse. Sooo wird das nichts und geht nicht Richtung 20%, aber sicher in Richtung 10% ...

    • @Pico :

      Ihnen ist schon bewusst, dass die SPD momentan nicht Opposition, sondern Regierungspartei ist? Im einer frisch ins Amt gekommenen Regierung, nachdem die letzte mit SPD vorzeitig nach Streitereien und Querelen gescheitert war. Und jetzt soll der SPD Parteitag zum Sturm blasen gegen den Koalitionsvertrag? Wem soll das nützen?

  • Ich verstehe das Problem nicht:



    Wenn der Soldatenberuf zu unattraktiv ist, dann macht ihn doch attraktiver. Sonst wird doch auch immer und überall der Hl. Markt beschworen...

    • @B. Iotox:

      Das ist eben die gleiche Sinneseinstellung wie im Pflegebereich auch. Wenn`s sie vor dem Grab stehen wird geklatscht wenn man sie nicht schubst. Wenn das Loch wieder verfüllt ist, denkt keiner mehr an morgen, wenn das Loch wieder aufgeht. Vielleicht sollten wir uns auch verpflichten einmal im Leben ein Jahr lang im Bundestag tätig zu sein. Die aktuell Tätigen reichen bei den Wahlen nicht aus um unser Land zu retten. Mit Verpflichteten wird es garantiert günstiger.

    • @B. Iotox:

      Da haben Sie natürlich Recht.



      Was viele gar nicht bedenken: Schon im Haushalt von 2024 fielen ca. 40 Prozent des Wehretats auf Personalkosten, bei gerade mal 180.000 besetzten Stellen, wo es doch viel mehr sein sollten.



      Und Geld ist nur das eine. Das andere sind Arbeitsbedingungen.



      Z.B.: Die Marine hat es besonders schwer beim "Recruting", weil monatelange ununterbrochene Einsatzzeiten auf den Schiffen fern der Heimat langfristig nicht gerade Partnerschaft und Familie fördern.



      Oder: Zu einer Offizierslaufbahn gehören regelmäßige Versetzungen.



      Ändern lässt sich das nur schwer.

      • @Vigoleis:

        40%? Naja, klingt nicht nach einem problematischen Wert.

        Trotz der genannten Schwierigkeiten finden sich immer noch eine Menge Menschen, die den Soldatenberuf ergreifen wollen.



        Zu wenige? Mag sein. Aber was wird ein Zwangsdienst für Jugendliche an den Arbeitsbedingungen für ältere Soldaten ändern?



        Nichts, genau. Es geht doch nur darum, Jugendliche an Bord zu bekommen, in der Hoffnung darauf, dass möglichst viele davon den Absprung nicht mehr schaffen.

        Ich kenne noch eine andere Branche, bei der v.a. Jugendliche mit niedrigschwelligen Angeboten direkt in ihrer Nähe lockt, in der Hoffnungm dass sie den Absprung von ihren Produkten nicht mehr schaffen...

        • @B. Iotox:

          "Es geht doch nur darum, Jugendliche an Bord zu bekommen, in der Hoffnung darauf, dass möglichst viele davon den Absprung nicht mehr schaffen." Sie scheinen da ganz bestimmte Vorstellungen vom heutigen Recruting, aber nicht wirkliches Wissen zu haben. Diese Vorstellungen gehen wohl eher Richtung 30jähriger Krieg oder englische Marine im 18. Jh.



          Der vorgesehene (und schon mal gewesene) "Zwangsdienst" ist kein Kidnapping oder so. Solchen Unsinn muss man hier bitte auch nicht verbreiten.



          Ob freiwilliger oder verpflichtender Wehrdienst: Letztlich ist es die Entscheidung jedes einzelnen jungen Menschen, ob er seinem Land auf diese Weise dienen möchte oder nicht.



          Zudem stand der Wehrdienst mal in hohem Ansehen, weil damit fast die gesamte Breite und Tiefe der Gesellschaft angesprochen wird, im Sinne einer "Verfassung- und Parlamentsarmee". Und sich die Angehörigen der Truppe nicht zu einem großen Teil aus angeblichen "Waffennarren" oder Leuten, die nichts Anständiges gelernt haben, zusammensetzt.

          • @Vigoleis:

            Meine Formulierung gibt sinnerhaltend (aus dem Gedächtnis) eine Aussage von Pistorius aus 2024 wieder: Die Wehrpflicht muss kommen, damit mehr Jugendliche zu uns kommen und dann auch bei uns bleiben.

            Der Zwangsdienst ist kein Kidnapping? Interessantes Stichwort das Sie da aufbringen: Ich erinnere mich an Bilder von Feldjägereinsätzen gegen Totalverweigerer...

            Und nein, der Zwangsdienst hat nie, buchstäblich niemals "die gesamte Breite und Tiefe der Gesellschaft angesprochen". Auch nicht "fast".



            Und das wissen Sie.

      • @Vigoleis:

        Da wäre ich mir nicht so sicher. Wo ein Wille da ein Weg. Raus aus dem alten Denken.



        Vor 15 Jahren dachte auch noch jeder mit Spielzeughubschrauber wird man keinen Krieg gewinnen. Heute sind kaum mehr Kampfflieger in der Luft, aber die Drohnen zu Hunderten.

        • @Sonnenhaus:

          Naja, ganz so einfach ist es nicht.



          Bei den Armeen, die bewaffnete Drohnen verwenden, werden die auch nicht von Vati und Mutti vom Küchentisch aus gesteuert. Das klappt notdürftig und notgedrungen bei Terrorgruppen wie Hisbollah.



          Drohnen wurden auch schon als "Luftwaffe des armen Mannes" bezeichnet. Fakt ist, dass ihr massenhafter Einsatz auch eine gute gegnerische Luftabwehr ausknocken kann.



          Speziell im russ.-ukrain. Krieg ist die russische konventionelle Luftwaffe zu anfällig und die ukrainische Abwehr zu gut. U.a. deswegen ist die russ. Hauptwaffe die Drohne.



          Komplexe Angriffe wie der israel.-US-amerikanische gegen Iran sind ohne bemannte Flugzeuge noch nicht machbar.



          Dazu kommt das ethische Argument, auf das naturgemäß die Deutschen gut reagieren: Man darf das Töten nicht "Maschinen" (also Drohnen, Robotern) überlassen. Deswegen ist die Bundeswehr auch die wahrscheinlich letzte moderne Armee, die sich über die neue Waffengattung bislang gar keine und jetzt überstürzte Gedanken macht.



          Und gerade größere Kriegsschiffe durch "schwimmende Drohnen" zu ersetzen wäre schon sehr ambitioniert.

  • Woher kommt eigentlich der ständige Wunsch, eine führende Rolle in Europa spielen zu wollen? In der Wirtschaft, im Klimaschutz und jetzt im Militärbereich. Warum überlassen wir nicht Frankreich oder Italien die Führungsrolle? Stattdessen rüsten wir massiv auf, und verpflichten bei Bedarf zwangsweise alle jungen Männer - nur um dann eines Tages diese mächtige Armee schlüsselfertig an die AfD zu übergeben. Die Machtübernahme ist immer nur eine Bundestagswahl entfernt - Kitaplätze statt Kasernenplätze!

    • @Ludowig:

      "nur um dann eines Tages diese mächtige Armee schlüsselfertig an die AfD zu übergeben"

      Manche wollen irgendwie nicht verstehen, dass das aktuell faschistische Russland in Europa gerade eine tödliche Bedrohung darstellt.

      • @Rudolf Fissner:

        Manche Menschen haben den Kalten Krieg hinter sich gelassen und erkannt dass Russland (et.al) in Europa einen Hybriden Krieg führt… und gewinnt. Die Regierung Krah/Weidel/Höcke wird uns aus EU & NATO raus und in einen neuen "Bund europäischer Nationen" hineinführen - ohne konventionellen Krieg. Und die aufgerüstete Bundeswehr wird dann an der Seite des faschistischen Russlands kämpfen.

    • @Ludowig:

      Ich denke Frankreich ist militärisch bereits weiter als wi.

    • @Ludowig:

      Genau. Überlassen wir Ländern, in denen Faschisten aktuell an der Macht sind, bzw seit Jahren die stärkste Kraft im Parlament stellen, die Führungsrolle in Europa. Aus Angst davor, dass bei uns irgendwann mal ähnliche Zustände eintreten könnten.



      Und überlassen wir den Schutz unserer Kitaplätze den Osteuropäern, die uns Jahre vor dem Ukraine Krieg vor Putin gewarnt haben, während wir selbst nach der Annektion der Krim für billige Energie weggeschaut haben.

    • @Ludowig:

      Zitat: "Kitaplätze statt Kasernenplätze!"

      Warum nicht beides gleichzeitig? Mit gerechter Besteuerung wäre doch genug Geld für alles da.

      • @Truhe:

        Sie haben den Punkt gemacht. Respekt. Genau so und nicht anders. Warum soll denn die Mittelklasse den Koppf hinhalten für die Premiumklasse, deren Kinder sich mit viel Geld sich aus ihrer Verantwortung stehlen.

        • @Sonnenhaus:

          Die "Premiumklasse" braucht keine Kitas. Die wechselt m Fall eines Angriffs durch das faschistische Russland mal eben das Land.

          Die "Mittelklasse" muss also schon selber die Verantwortung dafür tragen gegen das faschistische Russland verteidigen zu können. Wer dabei denkt, dass Antifaschismus für die "Premiumklasse" geschieht, hat aus der deutschen Geschichte absolut nichts gelernt

    • @Ludowig:

      "Woher kommt eigentlich der ständige Wunsch, eine führende Rolle in Europa spielen zu wollen? In der Wirtschaft, im Klimaschutz und jetzt im Militärbereich."



      Wunsch sehe ich da nicht.



      In der Wirtschaft hat sich das eben so wie von selbst ergeben. Gegen Wunder kannste nix machen.



      Beim Klimaschutz treibt uns unser Volkscharakter. Sie wissen schon: "Am dt. Wesen etc. pp."



      Und Militär: Da wird Ditschl von seinen Partner eher zum Jagen getragen. Unter Hr. Scholz war dort die Resignation schon so groß, dass man sich lieber im kleinen Kreis zusammensetzte. Mit anderen Worten: Seit D in die volle Souveränität entlassen wurde, erwartet man im "Westen" auch die volle Übernahme der eigenen Souveränität, in diesem speziellen Fall aus der Wehr eine Armee zu machen, auf die sich, wenn schon nicht die eigenen Bürger, aber doch die Verbündeten im Ernstfall verlassen können.

      • @Vigoleis:

        Gegen Wunder kannste schon was machen , vorallem gegen die



        " blauen " ....gell 😉

        • @Alex_der_Wunderer:

          Ich hatte jetzt eher auf "Wirtschaftswunder" angespielt. Aber jeder, wie er es gern hat und möchte...

    • @Ludowig:

      Schlicht, weil Deutschland der Staat mit Abstand die größte Bevölkerung und die stärkste Volkswirtschaft hat.

      • @Nordischbynature:

        Genau, und weil wir die stärkste Volkswirtschaft haben, dürfte sich die Volkswirtschaft auch richtig stark in unserem Bundeshaushalt einbringen. Nutzen Industrie & Wirtschaft nicht auch unsere Infrastruktur, Schienen, Straßen, Flughäfen und Wasserstraßen stark ? Warum sollen diesbezüglich die Bürger stark belastet werden ?

      • @Nordischbynature:

        Da haben auch die anderen Staaten von EUropa ein Wörtchen mitzureden…

  • "Einberufung eines nationalen Stahlgipfels" ... Es handelt sich zwar um eine ernsthafte wirtschaftspolitische Frage, gleichwohl wohnt diesem sprachlichen Ausdruck doch eine gewisse Komik inne.