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Reparationszahlungen an GriechenlandÜber deutsche Halbwahrheiten

Die Nazis nahmen während der Besatzung griechische Kredite auf. Die heutige Bundesregierung will diese nicht zurückzahlen.

Nazis in Griechenland. Bild: imago/United Archives International

BERLIN taz | Ermäßigte Bustickets und ärztliche Versorgung für Arbeitslose hat Alexis Tsipras in seiner Regierungserklärung angekündigt. Die Bild-Zeitung vom 9. Februar fand das nicht lustig: „Finanzieren will Tsipras die Wohltaten – zumindest zum Teil – mit deutschem Geld.“ Gemeint waren die Reparationszahlungen, die Athen vom Nachfolgestaat des Dritten Reiches fordert, das Griechenland von April 1941 bis Oktober 1944 besetzt, terrorisiert und ausgeplündert hat.

Die Behauptung im Springer-Blatt gehört zu den Halb- und Unwahrheiten, die der deutschen Öffentlichkeit in Sachen „griechische Reparationsansprüche“ aufgetischt werden. Denn Tsipras betonte ausdrücklich, seine Forderung habe nichts mit dem akuten Finanzbedarf Griechenlands zu tun. Natürlich weiß man auch in Athen, dass in absehbarer Zeit keine Wiedergutmachungsgelder aus Deutschland fließen werden, mit denen man die griechische Staatskasse auffüllen könnte.

Dass die Athener Reparationsansprüche nicht nur bei Bild-Lesern Empörung auslösen, zeugt auch von mangelnden Kenntnissen über ein höchst komplexes Thema. Wer wirklich verstehen will, welche Summen für Griechenland letztlich einklagbar wären, muss zunächst einige Dinge auseinanderhalten.

Erstens gibt es Klagen von individuellen Opfern des Nazi-Terrors. Die Überlebenden des Massakers von Distomo stehen hier stellvertretend für viele Überlebende. Die Kläger hatten in Griechenland ein Urteil letzter Instanz zugunsten ihrer Entschädigungsansprüche erwirkt, bei deutschen Gerichten wurde ihre Klage jedoch abgewiesen. Auch auf internationaler Ebene blieben sie ohne Erfolg. Der Haager Internationale Gerichtshof (IGH) entschied im Januar 2012, das Prinzip der „Staatenimmunität“ schließe Klagen von Privatpersonen gegen die Bundesrepublik Deutschland grundsätzlich aus.

Staatsinteressen gehen vor Schutz der Menschenrechte

Das Argument der Distomo-Opfer, das dürfe bei schweren völkerrechtswidrigen Kriegsverbrechen nicht gelten, wurde explizit zurückgewiesen: Dieses Prinzip sei im Völkergewohnheitsrecht noch nicht verankert. Mit diesem Urteil, bedauerte Amnesty International, habe der IGH die Interessen der Staaten über den Schutz der Menschenrechte gestellt. Für die Distomo-Kläger heißt das, dass sie ihre moralisch berechtigten Ansprüche juristisch nicht durchsetzen können. Jedenfalls nicht als Individuen. Ihre Hoffnung bleibt eine Verständigung auf einer anderen Ebene – von Staat zu Staat.

Reparationen werden in der Regel in – bilateralen oder multilateralen – Abkommen ausgehandelt. Auch der IGH verweist auf diesen Weg. In seinem Urteil vom 3. Februar im Streitfall Kroatien gegen Serbien legt er beiden Parteien nahe, ihre Reparationsansprüche untereinander zu regeln. An dieser Stelle stellt sich die Frage, warum es zu einem solchen Reparationsabkommen nach 1945 nie gekommen ist.

Bekanntlich endete die Londoner Schuldenkonferenz mit dem Abkommen vom 27. Februar 1953, das eine Regelung der Reparationen für die von Nazi-Deutschland besetzten Länder bis zu einer „endgültigen Friedensregelung“ vertagte. Als diese 37 Jahre später in Form der deutschen Vereinigung erfolgte, tat die deutsche Regierung alles, um die Erinnerung an die Vereinbarung von London zu löschen. Die deutsche Einheit wurde mit dem 2+4-Vertrag besiegelt. Warum die Regierung Kohl/Genscher den Begriff „Friedensvertrag“ vermied, stand in der FAZ vom 12. Februar 1990: „Für Bonn gilt es, eine Form zu finden, die einen Friedensvertrag – der nach dem Londoner Schuldenabkommen gewaltige Schadenersatzzahlungen an zahlreiche Staaten der Welt zur Folge hätte – überflüssig macht.“

Wie wichtig dieses terminologische Tabu für die Bundesregierung war, hat mir ein Zeitzeuge erzählt, der 1990 im DDR-Außenministerium arbeitete. Der letzte Außenminister Meckel und sein Team hatten damals die naive Idee, das 2+4-Format zu erweitern und Nachbarländer wie Polen und die Niederlande einzubinden. Die Genscher-Leute reagierten panisch: Ihr seid wohl verrückt, das würde ja nach einem Friedensvertrag aussehen. Und dieses Wort sei ohnehin streng verboten.

Diese taktierende Begriffspolitik wurde allerdings von den Partnern des 2+4-Vertrags abgesegnet. Genscher vermerkt in seinen Memoiren ein „stillschweigendes Einverständnis der Vier“ und folgert: „ […] damit war uns auch die Sorge vor unübersehbaren Reparationsforderungen von den Schultern genommen“.

Das stimmt nur bedingt. Zwar wurde 1990 ein multilaterales Abkommen vermieden, aber das würde bilaterale Reparationsansprüche nur dann hinfällig machen, wenn der 2+4-Vertrag alle ehemals okkupierten Länder binden würde. Das aber bestreitet Griechenland. Seit 1990 hat fast jede Athener Regierung erklärt, man habe keinesfalls auf Reparationen verzichtet.

Das F-Wort vermieden

Dem setzt die Berliner Regierung eine verwegene Argumentation entgegen. Auf eine Anfrage der Linken antwortet sie im Februar 2014, die KSZE-Staaten, und damit Griechenland, hätten 1990 den 2+4-Vertrag „zur Kenntnis genommen“, mithin dessen „Rechtswirkungen auch für sich anerkannt“. Dieser Vertrag enthalte bekanntlich „die endgültige Regelung der durch den Krieg entstandenen Rechtsfragen“ – also auch der Reparationsfrage.

Dabei ficht die Bundesregierung nicht an, dass man das F-Wort gerade vermieden hatte, um die R-Frage nicht aufkommen zu lassen. Das ist nun wirklich ein dreistes Stück. Nachdem man 1990 den Begriff Friedensvertrag tabuisiert hat, um sich auf Zehenspitzen am Reparationsproblem vorbeizuschleichen, erzählt man 15 Jahre später, natürlich habe 2+4 die Wirkung eines Friedensvertrags. Das hätten alle wissen müssen. Und da Griechenland sich damals nicht gemeldet habe, sei die R-Frage erledigt. Ätsch.

Griechenland hätte allerdings ohnehin kaum Chancen, Reparationsforderungen gegen den Rechtsnachfolger des Dritten Reiches auf dem juristischen Weg durchzusetzen. Eine günstigere Rechtsposition hat Athen jedoch in einer anderen Frage. Die deutsche Besatzungsmacht hat bei der griechischen Zentralbank zinslose „Zwangsdarlehen“ aufgenommen. Dabei unterschrieb sie eine Verpflichtung auf Rückzahlung, die nach griechischer Auffassung bis heute gültig ist. Eine Klage, die auf unterschriebenen Kreditverträgen mit konkreten Summen basiert, ist viel aussichtsreicher als Reparationsforderungen, deren Höhe siebzig Jahre später schwer zu erfassen sind.

Das hat die Bundesregierung auch erkannt. Deshalb versucht sie verzweifelt, die Besonderheit dieser Anleihe zu leugnen. Auf eine Anfrage der Linken antwortete sie: „Infolge des historischen und sachlichen Zusammenhangs der Zwangsanleihe […] ist diese formal ohne Weiteres als Reparationsforderung zu klassifizieren.“

Kredit bleibt Kredit

Betrachtet man die „weiteren“ Zusammenhänge jedoch nicht „formal“, sondern inhaltlich, bleibt von dieser Verteidigungsposition nichts übrig. Und der Kredit bleibt ein Kredit, den die deutsche und die italienische Besatzungsmacht ausdrücklich von den „normalen“ Besatzungskosten unterschieden haben. Mit den Geldern wurde nicht die Besatzungsverwaltung finanziert, sondern der Nachschub für das deutsche Afrikakorps und militärische Befestigungen auf griechischem Boden.

Der endgültige Beweis: Mit der Kreditvereinbarung vom März 1942 wurden nicht nur die Abzahlungsmodalitäten unterschrieben, die Rückzahlung hatte bereits während der Besatzungszeit begonnen. Deshalb waren beim Abzug der Nazi-Wehrmacht im Oktober 1944 von der Darlehenssumme von 568 Millionen Reichsmark nur noch 476 Millionen zu begleichen.

Den heutigen Wert dieser Summe schätzen Experten auf 7 bis 11 Milliarden Euro. Einige griechische Autoren kommen auf eine hohe zweistellige Milliardensumme, indem sie Zinsen dazurechnen. Doch die Höhe der Summe ist im Grunde sekundär. Wichtiger ist ein anderer Befund: Während Nazideutschland die Pflicht zur Bedienung der Zwangsanleihe – durch Unterschrift und Rückzahlung – anerkannt hat, wird diese Verpflichtung von der heutigen Regierung geleugnet. Das irritiert sogar den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags, der in einem vertraulichen Gutachten (WD 2, 093/13) feststellt, die Zuordnung des Darlehens zu den griechischen „Reparationsansprüchen“ sei keineswegs zwingend.

Die deutsche Seite hat sich in der gesamten Reparationsdebatte immer wieder halsbrecherisch gerechtfertigt. Jahrzehntelang haben deutsche Diplomaten in Athen die griechischen Forderungen mit den zig Milliarden an EU-Hilfen aufgerechnet, als kämen diese Gelder direkt aus deutschen Kassen. Nach 1990 sattelte man dann auf ein anderes Argument um: Deutschland könne angesichts der Vereinigungslasten nicht auch noch Reparationszahlungen leisten.

Im Rückblick ist das ein zwiespältiger Einwand. Man könnte die Rechnung auch anders aufmachen: Hätte man nur ein Fünftel der innerdeutschen „Vereinigungstransfers“ von mindestens 1,5 Billionen Euro für Reparationszahlungen abgezweigt, wären die Griechen und andere Opfer der Nazi-Okkupation schon längst zu ihrem historischen Recht gekommen.

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40 Kommentare

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  • Teil II "Was zur NS Zeit der Stürmer, ist in unserer heutigen "Demokratie" die Bildzeitung.

     

    Denn am Anfang standen die einseitigen europäischen Verträge, welche es erlaubte, alles in Europa niederkonkurrieren zu können, denn die kleinen Länder konnten sich durch Abwertung ja nicht mehr wehren, so hatte man ein leichtes Spiel.

     

    Dann die Deregulierung der Finanzmärkte, in dessen Folge die Destabilisierung erfolgte, und wie viele Banken mussten auf Grund dessen gerettet werden? Und plötzlich war es nur noch eine "Staatschuldenkrise", für die jetzt der Steuerzahler alleine haften muss?

     

    Wo bleiben hier die Proteste der Mainstream Experten?

  • was zur NS Zeit der Stürmer, ist in unser heutigen“ Demokratie“ die Bildzeitung?

    Was zur NS Zeit der Stürmer an Propaganda verbreitete, macht heute die Bildzeitung und andere Mainstream Medien. Was wurde auf der sog. "Pegida" gerufen:"Lügenpresse" auch aus der NS Zeit. Haben so viele Deutsche vergessen woher sie gekommen sind, und wem sie den Wiederaufbau zu verdanken haben? Wo ist die Solidarität mit den Griechen, die von Deutschland dem Erdboden gleich gemacht wurde? Alleine 100tsd. Kinder sind damals verhungert, weil die Deutschen alles was an Lebensmittel da war raubte?

     

    Im Gegensatz zu Griechenland, wurde Deutschland trotz der schlimmsten Kriegsverbrechen gegen die Menschlichkeit, nicht Rache sondern Unterstützung bei der Schuldenkonferenz 1953 zugesagt. In Form von einem Schuldenschnitt (dem sie Griechenland heute verweigern? Langfristige Rückzahlungsmodalitäten, (was man Griechenland heute verweigert) Marshallplan (dem man Griechenland heute verweigert) Deutschland sollte erst einmal seine Reparationsansprüche erfüllen, bevor sie über Griechenland in Abgrund tiefer hetze herziehen.

     

    Deutsche Familien erhielten Millionen sog. Carpakete, wo sind die Carpakete für Griechenland? Deutschlands Kinder erhielten kostenlose Schulspeisungen, wo sind diese für Griechische Kinder? Deutschland Kinder wurden zu 10 Tausenden von Gastfamilien aus dem Ausland für Monate aufgenommen? Wo sind die Gastfamilien in Deutschland? Viele Jahre wurden durch die Alliierten für deutsche Kinder Weihnachtsfeiern veranstaltet. Wo sind die Weihnachtsfeiern für Griechische Kinder? Kostenlose Impfungen für deutsche Kinder, wo sind diese für die Griechischen Kinder.

    Nach Lesart der Herrschenden und der Mehrheitsgesellschaft, heißt dass, Kriegsverbrechen waren und sind nicht so schlimm, wie Schulden für die noch nicht einmal Griechenland alleine die "Schuld" trägt, erst recht nicht die normale Bevölkerung!!!

  • Unabhängig von allen Argumenten, dafür oder dagegen, ein Kredit ist unstreitig erteilt worden und teilweise schon zurückgezahlt. Die Nachfolgerin, die BRD, hat sich nicht ihren Verpflichtungen zu entziehen. Alles andere ist mehr als schäbig!

  • Natürlich gab und gibt es einen Reformbedarf in GR . Aber das Modell und das Gebaren der Troika evoziert bei mir das Wort Finanzfaschismus .

    Griechenland hat mit der Annahme des Marschallplans auf Reparationszahlungen verzichtet . So wie alle anderen Staaten , die dem Marschallplan in anspruch nahmen . Insofern ist ein juristischer Disput über Zwangsanleihen des Dritten Reichs als langwierig und mit ungewissem Ausgang anzusehen . Das heißt aber nicht , das der Euro das Ziel verfolgen darf , antidemokratische Entscheidungen zu oktroieren . Würde man in Deutschland eine speziell auf die Bedürfnisse der ausländischen europäischen Strukturen ausgerichtete Variante der Kreditanstalt für Wiederaufbau ins Leben rufen , nur zum Beispiel , wäre schon viel geschafft . Aber da müsste man dann ja wirklich was tun , anstatt sich nur von den Claqueuren der Bankenlobbv abfeiern zu lassen .

    • @The Traveller:

      @The Traveler

      Griechenland war gar nicht bei der Londoner Schuldenkonferenz dabei? Auch nicht bei den sog. 2+4

      Gesprächen? Also ein Land wie Deutschland, welches das 4 reichste Land der Erde ist, sich so schäbig aus der Affäre ziehen zu wollen, ist einfach widerlich. Deutschland hat vergessen, woher es einmal kam, und wem sie den Wiederaufstieg zu verdanken hat. Gegen so ein kleines Land so schäbig vorzugehen, zeigt wessen geistes Haltung hinter der Mentalität vieler Deutscher steht: Am deutschen Wesen.....(?)Denke ich an Deutschland bei Nacht, werde ich um den Schlaf gebracht Oder fürchte Dich vor Sturm und Wind, und vor Deutsche die im Ausland sind.

       

      Alle diese Verse unserer Vorfahren, zeigen, dass die mehr von Deutsche und ihren Befindlichkeiten verstanden haben, als unsere heutige.

    • @The Traveller:

      Seit wann verschenkt die KfW Geld? Seid wann hat die KfW keine Bedingungen für ihre Förderprogramme. Und wieso wollen Sie eine rein deutsche Bank für Förderprogramme mit Bedingungen für andere Staaten. Das ist das gleiche wie die Troika, halt nur rein deutsch. Was spricht dagegen, dass sich auch andere europäische Staaten an den Hilfsaktionen für Griechenland beteiligen?

  • Es würde mich nicht wundern, wenn die künftige "Einigung" mit Griechenland, die Reparationszahlungen mit eine Rolle spielen werden.

     

    Aber ansonsten, war doch klar, der Krieg war zwar verloren, und Opfer gab es ja nach Lesart vieler Deutscher nur in Deutschland.

     

    Aber die Ideologie war damit doch nicht weg, denn sog. demokratische Strukturen wurden doch von Außen diktiert, und sind nicht in der Mehrheit vom Volk ausgegangen. Das kann man noch heute überall beobachten.

  • 2G
    2097 (Profil gelöscht)

    Haben sich eigentlich die Flicks und Quandts und andere Industrielle an den Reparationen angemessen beteiligt?

    • @2097 (Profil gelöscht):

      Das wäre deren Pleite und die Rettung für die innere Verfassung der deutschen Gesellschaft gewesen.

      Schade eigentlich.

  • Die Auseinandersetzungn über dieses Thema ist gut und richtig.

    Es gab auch afrikanische Aktivist_innen, die forderten als Entschädigung für den Kolonialismus ein Aufenthaltsrecht und Arbeitserlaubnis (besser als Geld, das bei den Diktatoren endet).

     

    Dennoch führt an der Frage kein Weg vorbei:

     

    Warum sollen alle Menschen in Südeuropa eine beispiellose Verschlechterung ihrer Lage und Lebenschancen hinnehmen, um die Banken zu refinanzieren, die Länderratings zu halten.

    Deutsche Unternehmen benutzten die Eurozone, um die Branchen in diesen Ländern kaputt zu konkurrieren.

     

    Also müssen sie die Lage entschärfen.

  • Na - Lost in translation -

    egal 2.0 plus

     

    DEUTSCHE LÜGEN -

     

    DAS - Herr Kadritzke - ist die Wahrheit und statt dessen befeuern auch Sie leider mit Ihrem - sorry beschönigenden - Euphemismus eben dieses deutsche longselling Lügengespinst.

    Short cut - Distomo - z.B. - ist entgegen Ihrer Darstellung keineswegs mit der IGH-Entscheidung zu Ende - wie der Italienische Verfassungsgerichtshof

    (beteiligter Richter u.a. der jetzige Präsi d'italia Mararella)

    in seinem Urteil n 238/14 vom 22. Oktober 2014 entschieden hat;

    wonach das o.a. IGH-Urteil nicht umgesetzt werden dürfe, weil der IGH entscheidende Vorschriften außer acht gelassen habe .

    (vgl. im Einzelnen und des Weiteren RA Jürgen Lau , Venedig,

    in seinem Offenen Brief an BP Joachim Gauck vom 4.2.2015;

    http://tazelwurm.de/offener-brief-an-den-herren-bundespraesident-gauck-rechtsanwalt-avvocato-dr-joachim-lau-50122-firenze-via-delle-farine-2/)

    und

    "…sind derzeit 50.000.000 €uro Forderungen der Bundesbahn bei der italienischen Eisenbahngesellschaft in Rom zugunsten der Familien der Opfer von Distomo in Italien gepfändet und es wurde auch eine Sicherungshypothek auf die Villa Vigoni am Comer See eingetragen.

    Der Rechtsweg ist lang und dornenreich aber nicht aussichtslos."

    (RA J. Lau)

     

    Um klar zu machen wie kaltschnäuzig die deutsche Seite zur Sache geht, mag erhellen, daß RA Lau bereits zuvor erfolgreich dieserhalb in die Villa Massimo vollstreckt hatte - worauf sich unser FDJ´schladkettchen aus Tadelöser und Wolff sich nicht entblödete - Berlusconi dazu zu bringen, die einschlägigen Gesetze zu ändern und Pfannen-Silvio dies auch machte;

    dies dürfte bei einem ehem. Verfassungsrichter als italienischen Präsidenten - Mararella - wohl nicht gelingen.

  • Mir kommen die Außenminister und andere Regierungsmitglieder der BRD, die immer versuchten, sich vor den Zahlungen zu drücken, dabei zu gut weg.

     

    Keiner von denen, kein Genscher, kein Fischer, kein Steeinmeier hat sich jemals wenigstens zu der moralischen Schuld bekannt, sondern alle versuchten nur mit juristischen Tricks die Zahlungen zu verhindern.

     

    Außerdem muss untersucht werden, wer von der Ausbeutung der Griechen damals profitierte. Rüstungskonzerne, SS-Männer, Wehrmachtsoffiziere. Die sollten auch namentlich benannt werden, damit man weiß, an wen man sich in der BRD zu halten hat, der die Summen aufbringen muss. Es gibt ja 10% Superreiche in der BRD. Wenn die ihr Vermögen aus der Zeit haben bzw. es damals gewachsen ist, dann kann man die heute gerechterweise belasten.

    • @Age Krüger:

      Sich drücken? Reichen Ihnen die 67 Milliarden an Hilfsgelder allein aus Deutschland nicht, die man wohl nie wider sehen wird? Die regulären Zahlungen aus der EU also von den Haupteinzahlern wie die BRD sind da noch nicht einmal mit drin.

       

      Bei wie viel Milliarden Silberlingen ist bei ihnen eine moralischen Schuld abbezahlt?

       

      Interessant auch, wie Sie die Verantwortung am Nationalsozialimus auf knapp 10 % Superreiche reduzieren.

  • Ein wirklich guter Artikel - endlich mal konkret und international und solidarisch!

    • @Gottfried Scherer:

      Ein Artikel, der "solidarisch" ist, kann kein guter Artikel sein. Sie verwechseln Parteinahme mit Berichterstattung.

  • Staatliche Reparationszahlungen nach längst vergangenen Kriegen sind eine schwammige und unendliche Geschichte. Soll dann von Russland auch Geld verlangt werden für die Besetzung der DDR? Soll Spanien zahlen für die Millionen toten Indigenas? USA und Großbritannien für Indianermord, Landenteignung und Kolonialismus?

     

    Beim Kredit ist das eine andere Sache. Er wurde schriftlich festgesetzt und muss natürlich zurückgezahlt werden.

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Reparationen sind keine Einbahnstraße, auch Deutschland stünden Reparationen zu. Die Frage ist nur ob das Europa hilft, wenn jetzt die Staaten ihre Ansprüche gegeneinander geltend machen.

    • @738 (Profil gelöscht):

      "... auch Deutschland stünden Reparationen zu." Heute ist Aschermittwoch, der Fasching ist vorbei.

  • 4G
    4463 (Profil gelöscht)

    Das mit den Reparationen ist sehr interessant und vielleicht sind die Griechen auch im Recht das Geld zurück zubekommen. Aber das Zurückzahlen würden viele Menschen hier als schwere Zumutung empfinden, was dem europäischen Gedanken des Miteinanders weiter zerstören wird. Außerdem wurde das Geld im Osten gebraucht. Denn dort wurden genug Reparationen geleistet. Ganze Industrieanlagen wurden von der Sowjetunion abmontiert und die DDR muss ich gar nicht erst erwähnen. Die war schlimm genug.

    • 4G
      4463 (Profil gelöscht)
      @4463 (Profil gelöscht):

      Im Osten wurde eben nicht alles verjubelt. Ich kenne viele Maßnahmen, die einiges gebracht haben.

      Die Brd hatte zudem bessere Möglichkeiten ihre Zukunft aufzubauen, wohingegen die Ostseite unter dem DDR-Regime leiden musste (Marshallplan, USA-Besatzung usw.) Wegen Syriza würde ich einen neuen Kredit vorschlagen, um die neue Partei zu unterstützen. Zudem wäre ein Schuldenschnitt nicht schlecht, wenn Tsipras zeigt, dass er wirklich an den Problemen arbeiten möchte. Da wurde vorher nicht aufgepasst.

    • @4463 (Profil gelöscht):

      Sie erwarten also von Griechen in schwersten Fahrwassern, sie mögen jetzt Verständnis für innerdeutsche Probleme aufbringen; "Das war schlimm genug...." Mir kommen auf diese Krokodilstränen die Tränen.

    • @4463 (Profil gelöscht):

      Wenn hier jemand etwas als Zumutung empfindet, liegt das an der Desinformation durch die Medien. Außerdem wurde das im Osten nutzlos versenkt. Wenn ich an die Treuhand denke und die Regeln mit der die Betriebe verscherbelt wurden, kommt mir heute noch die Galle hoch.

    • @4463 (Profil gelöscht):

      naja auch im Westen wurde demontiert und vieles in England aufgebaut der "Vorteil" die westliche Industrie war ihre alten Maschinen los und musste notgedrungen neue installieren was dem weiteren Verlauf zu Gute kam!

  • Wie Sie schon erwähnen ist dies ein sehr komplexes Thema und für mich sehr verwirrend. Was ist denn zB. mit dem Vertrag zwischen Deutschland und Griechenland von 1960?

  • Wenn Kredit Kredit bleibt, dann gilt das aber für beide Seiten. Und genau hier zeigt sich die Hinterhältigkeit von Herrn Tsirpas. Von Deutschland verlangt er die Bedienung des Kredits, griechische Kredite will er aber nicht zurück zahlen und verlangt einen - weiteren- Schuldenschnitt.

    • @Biene Maya:

      Pressemeldungen behaupten, Tsipras würde die Rückzahlung aktueller Kredite verweigern. Bei genauem Hinhören tut er genau das nicht. Er fordert einen Zahlungsaufschub. Weiter fordert er, als souveräner Staat, die Maßnahmen zur Schuldenreduktion selbst wählen zu dürfen. Auch bei uns streiten Wirtschaftsweisen darüber, ob Austerität oder ein Wachstumsprogramm wirkungsvoller sind. Letzeres wird vor allem deshalb abgelehnt, weil es den Reichen und Mächtigen darum geht, Griechenland ein weiteres Mal auszuplündern. Denn angesichts der Wirtschaftslage erzielen Immobilien nur einen Bruchteil ihre tatsächlichen Wertes. Besonders übel, die kreisfreie Stadt in der ich lebe, wollte sich durch Immobilienverkäufe entschulden. Das lehnte die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde ab, da Immobilien als Sachvermögen gelten und der Verkauf damit nur ein Verschieben linke Tasche, rechte Tasche. In Griechenland geht es einzig um die Begehrlichkeiten der Rentenfonds, die ihr zu vieles Geld irgendwo investieren müssen. Als Quell dauernder Einnahmen hat man die öffentliche Daseinsvorsorge entdeckt. Dabei drängen Schäuble und Co darauf, ausschließlich gewinnbringende Betriebe zu privatisieren. Öffentliche Betriebe, die Verluste einfahren darf Griechenland behalten. Sehr großzügig.

      • 2G
        2097 (Profil gelöscht)
        @mdarge:

        Für ganz Europa gilt: Eine deutliche Vermögensabgabe wäre sinnvoll. Im Zeitalter der NSA lassen sich auch die Finanzströme und Kapitalflucht nachverfolgen und das Geld wieder zurückholen. Man muss es nur wollen und eine funktionierende und nicht korrupte Steurverwaltung haben!

    • @Biene Maya:

      Der Kredit aus der braunen Epoche ist alt, er hätte aufrichtigerweise schon beglichen sein müssen. Die Umstände unter denen er aufgenommen wurde sind wohl nicht im Ansatz mit der heutigen Situation vergleichbar. Aus dieser ignoranten Gleichsetzung (Krredit ist gleich Krredit!) Hinterhätligkeit abzuleiten bedarf schon einiger neuronaler Kapriolen!

      • @Parateckxs:

        Vielleicht ist Ihnen, während des Erfindens des Nazi-Vergleiches entgangen, dass die Formulierung "Kredit bleibt Kredit" nicht von mir stammt, sondern aus dem TAZ-Artikel, den Sie vermutlich gar nicht gelesen haben.

        • @Biene Maya:

          Danke zu viel der Ehre, ich bin weder Erfinder dieses Vergleiches, noch ist mir beim Lesen des Artikels entgangen, dass "Kredit bleibt Kredit" nicht Ihre Erfindung ist. Ich habe mich auf Ihre Interpretation bezogen. Den Nazivergleich bitte mal am Geschriebenen belegen (unter Vermeidung weiterer Neuronenartistik bitte!) statt sich luftleer zu empören! Wo vergleiche ich Sie, oder irgendwen mit Nazis? Ist Ihnen entgangen, dass ich die Unterschiedlichkeit der Umstände betone, die Sie in einen Pott schmeissen, um daraus griechische Hinterhältigkeit zu konstruieren?

  • Mir wird es immer peinlicher, Deutsche zu sein!

    • @Rossignol:

      Leider wahr.

      Besonders, wenn man den letzten Absatz des Artikels liest.

      Das ist an Kurzsichtigkeit gepaart mit Arroganz nicht zu überbieten.

  • So, das deutsche Reich hatte schon mit der Rueckzahlung begonnen. Also sind eigentlich die Alliierten schuld, die Deutschland besiegt und damit die weitere Rueckzahlung verhindert haben?

  • Wie ein Prinzip im Völkergewohnheitsrecht verankert werden kann, wenn es niemals praktiziert wird, muss der IGH mir erst erklären. In meiner Welt wird nur das zur Gewohnheit, was ich regelmäßig mache.

     

    So gesehen ist ein anderes Prinzip durchaus bereits verankert im Gewohnheitsrecht der Völker. Das Prinzip "Zwing-mich-doch!" Dieses Prinzip besagt, dass mächtige Staaten wie Deutschland ohne Rücksicht auf irgendwelche Rechte Dritter tun und lassen können was sie wollen, weil die Benachteiligten sich das, was ihnen zusteht, nicht mit Gewalt nehmen können.

     

    Im Sandkasten gibt es dieses Prinzip auch. Der größere Hosenscheißer kann dem kleineren Hosenscheißer schmerzhaft mit der Schaufel auf die Nase hauen, so lange kein Elternteil dagegen einschreitet. Im Übrigen kennt man das Prinzip natürlich aus dem Umgang erwachsener Privatpersonen miteinander. Wenn ein Mann von 1,85 m Körpergröße und 95 kg Körpergewicht mit einer Frau von 1,65 m Körpergröße und 70 kg Körpergewicht macht, was die Frau zwar gar nicht mag und was Gesetze eigentlich auch verbieten, weil er es will und weil sie ihn nicht dran hindern kann, dann nennt man das... - na, wie wohl, meine Herren vom IHG? Genau: Man nennt es Vergewaltigung.

     

    Sieht aus, als wäre genau dieses ziemlich archaische Prinzip bis heute im Gewohnheitsrecht der Völker ziemlich fest verankert. Vermutlich, weil es immer noch gewohnheitsmäßig praktiziert wird. Auch von manchen (wahrscheinlich materiell oder karrieretechnisch interessierten) Juristen.

    • @mowgli:

      Wenn Recht kein utopisches Potenzial hat, hätten wir ideale Zustände. Sie verweisen zurecht auf die herrschende Lage als eine der Herrschenden - desto dringender bedarf es utopischer Forderungen!

  • Ach, DESHALB gibt es keinen Friedensvertrag. Schäbiger geht´s nicht mehr. Man kann sich nur noch schämen, Deutscher zu sein, nur noch schämen.

     

    Merkel & Co müssen diese Schande auf dem schnellsten Wege beenden. Sofortige Auszahlung aller Reparationsforderungen ist die einzige Möglichkeit dazu.

    • @Dudel Karl:

      Es gibt aus gutem Grund kein Recht auf Reparationszahlungen. Die Bundesrepublik hat über 70 Milliarden im Rahmen ihrer Wiedergutmachungspolitik an verschiedene Opfergruppen gezahlt. Bereits 1960 auch an Griechenland. Die neuerlichen Forderungen aus Südeuropa sind vor allem mit der dortigen Schuldenkrise und damit einhergehenden antideutschen Ressentiments zu begründen.

    • @Dudel Karl:

      Ob Merkel bzw ihre Chefs das Format dazu haben?

      Es ist tatsächlich peinlich.