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Danke für Ihren Kommentar Frau Herrmann!
Ich stimme Frau Herrmann im wesentlichen zu. Man kann die Kriegsschuld zwar nicht mit Geld aufwiegen. Das bedeutet aber eben nicht, dass man keine Verpflichtung zu Reparationszahlungen hat - ganz im Gegenteil.
Deutschland hat zwei Weltkriege verloren, vermittelt den heutigen Generationen aber den aberwitzigen Eindruck, ein Kriegsgewinner zu sein.
Dazu haben drei Faktoren beigetragen:
1.) Die beachtliche Wiederaufbauhilfe durch die Alliierten.
2.) Der enorme Aufbauwille, der Fleiß und die Entbehrungen der Nachkriegsgeneration.
3.) Die jahrzehntelange systematische Abwehr von berechtigten Wiedergutmachungsansprüchen mit allen juristischen, politischen und ideologischen Tricks.
Am Ende entsteht dadurch der fälschliche Eindruck, Krieg wäre doch eigentlich unterm Strich eine lohnende Angelegenheit. Damit befindet man sich wieder direkt auf der Ebene der faschistischen Ideologen früherer Tage.
"Am Ende entsteht dadurch der fälschliche Eindruck, Krieg wäre doch eigentlich unterm Strich eine lohnende Angelegenheit"
Was für ein Unsinn !
@RetterInDerNot Krieg ist in der Tat Unsinn, es wird aber weltweit munter aufgerüstet.
a-gähn - 2.0
zu@Rainer B.
Getoppt wird das durch den zynisch-luziden Spruch –
“Wieso ham wer eigentlich diese Kriege geführt – Deutschland reicht doch heute eh bis zum Ural.”
@Lowandorder Wer hat den denn gelassen?
sorry - keine Ahnung -
dunkle Erinnerung -
Anstalt etc … aber
sehr sehr vage;
aber geläufig.
@Rainer B. Das stimmt nur zum Teil. Abgeschmetterte Wiedergutmachungsansprüchen (mit allen juristischen, politischen und ideologischen Tricks) gab es nur in der DDR durch Gysis Friends. Die BRD leistete Wiedergutmachung.
Sorry, aber das Unsinn. Die sowjet. Besatungszone und später die DDR, haben nach dem 2. WK in bedeutend größerem Umfang Reparationen leisten müssen.
//de.wikipedia.org/wiki/Reparationen
Bitte erst informieren und dann schreiben.
@Rainer B. Welcher Teil des zerbombten und geschlagenen Landes erweckte den Eindruck es wäre eine lohnende Angelegenheit gewesen?
@DasNiveau Der heutige wiederaufgebaute Teil. Einfach mal richtig lesen!
Der Kommentar ist tatsächlich sehr lesbar und in sich halbwegs schlüssig. Auch wenn die NZZ auf der emotionalen Seite eher meine Meinung getroffen hat:
http://www.nzz.ch/feuilleton/eine-frage-die-laengst-erledigt-schien-1.18516912
Problematisch an der sehr schicken Idee von Frau Herrmann ist nur, dass sie inhaltlich zu irren scheint. Die FAZ und die Welt haben bereits etwas tiefer gegraben um was es sich bei dieser sogenannten Zwangsanleihe den handelt und das ist keineswegs so Eindeutig wie hier angenommen wird. Es hat tatsächlich eine Anleihe gegeben mit der die Besatzungskosten getilgt werden sollten (damals ein legitimes Vorgehen) und es hat auch tatsächlich die ominöse Zahl von 476 MRD Reichsmark gegeben. Handschriftlich wild hingeschmiert in mehrere Tagen arbeit mit viel pi-mal Daumen Rechnen von Mitarbeitern der entsprechenden deutschen Stelle. Daraus zu schließen, dass es sich um eine generelle, saubere Anleihe in exakt dieser Höhe handelt die unstreitig zurückgezahlt werden sollte... Nein, ich denke ich.
Gleichzeitig stimme ich einem Vorkomentator zu: Lasst den Mist rechtlich abklären. Und dann will ich nie wieder etwas davon hören.
Darf ich Sie korrigieren? Die griechische Zwangsanleihe an Deutschland belief sich auf 476 Mio (Millionen) Reichsmark - nicht MRD , Milliarden.
Ich denke, die von Griechenland nunmehr laut geforderte Rückzahlung nach 70 Jahren wäre sicherlich leistbar und - da stimme ich Frau Hermann zu - wäre auch leistbar. Ich bin der Meinung, dass es gerade für uns Deutsche von hoher Bedeutung sein sollte, nicht nur korrekt, sondern auch verlässlich zu handeln, selbst nach Jahrzehnten. Dazu gehört auch die Rückzahlung von Zwangsanleihen, die wir bisher nicht geleistet haben - und dabei eben dies der neuen griechischen Regierung vorhalten.
Die Reparationsforderungen dagegen stehen auf einem anderen Blatt. Sie sind ziemlich sicher auch für die griechische Regierung illusionär, davon darf man wohl getrost ausgehen.
Un am besten das mit den aktuellen Krediten verrechnen und die Raten etwas kürzen.
Hilft auch nicht viel aber immerhin mehr als das komplett voneinander getrennt zu betrachten - wobei man das sollte und keine Vergleichbarkeit der Schulden von heute mit der Schuld von damals zu schaffen.
Leider ist das beidseitige mediale und politische Getöse dafür zu laut.
Nur, wenn es juristisch geschuldet ist, was selbst bei dieser Forderung nicht so klar zu sein scheint. Gesetzt denn Fall, dann ohne wenn und aber.
". . . .Trotzdem ist es realitätsfern, dass die Griechen jetzt fordern, Deutschland solle 278,7 Milliarden Euro an Reparationen zahlen. Dieses Geld hat die Bundesrepublik nicht. Denn leider haben die Nationalsozialisten ja nicht nur in Griechenland gewütet, sondern auch in Frankreich, den Niederlanden, Dänemark – und besonders in Polen, Russland oder der Ukraine... .
Geschätzte Frau Herrmann - Ihre Beiträge - immer ala bon heure -
Aber - so - kann - sollte und - sorry - darf frauman nicht argumentieren;
Denn - mit Verlaub und eigentlich unangemessen angesichts der historischen Dimension - " einem nackten Seemann kann man nicht in die Tasche greifen -" = realtitätsfern -
kann doch allenfalls und wenn überhaupt - am Ende einer Abgleichung der strittigen Positionen stehen;
Sonst mit Verlaub begeben Sie sich - Ihren Fähigkeiten entsprechend elaboriert ,
aber eben doch - auf Stammtischniveau; sind im Ergebnis nicht wesentlich besser
als die bisherige unannehmbar windig Kannit-Verstan Position der deutschen Regierungen.
Es könnte ja vielmehr die Erkenntnis dämmern und zur offiziellen Einsicht werden -
Daß die doch recht unverhohlene - mit Schröder/Fischer als Vorgruppe "Wir sind wieder wer" - Volltönerposition "Die sollen ihre Hausaufgaben machen" - von Merkel/Schäuble sich als ziemlich größenwahnsinnig konotiertes Windei auf Ekelpump entpuppt.
Der Artikel spricht mir aus der Seele.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas lässt alte Konflikte in der linken Szene wieder aufbrechen. Ein Dialog erscheint so gut wie unmöglich.
Kommentar Reparationsforderungen: Elf Milliarden für die Griechen
Deutschland trickst seit Jahrzehnten, um Ansprüche der Griechen abzuwehren. Es ist überfällig, dass Deutschland die moralische Schuld anerkennt.
Beim Nazi-Massaker 1944 in Distomo wurden 218 Griechen ermordet. Bild: dpa
Es ist verständlich: Die Griechen wollen für die Verwüstungen entschädigt werden, die die Nationalsozialisten von 1941 bis 1944 angerichtet haben. Hunderttausende sind damals verhungert und umgekommen. Da reicht es nicht, dass Deutschland nur laue Worte der Entschuldigung murmelt und auf die 155 Millionen Mark verweist, die 1960 überwiesen wurden.
Trotzdem ist es realitätsfern, dass die Griechen jetzt fordern, Deutschland solle 278,7 Milliarden Euro an Reparationen zahlen. Dieses Geld hat die Bundesrepublik nicht. Denn leider haben die Nationalsozialisten ja nicht nur in Griechenland gewütet, sondern auch in Frankreich, den Niederlanden, Dänemark – und besonders in Polen, Russland oder der Ukraine.
Der Holocaust und der Zweite Weltkrieg haben rund 50 Millionen Menschen das Leben gekostet. Das kann man gar nicht wieder gutmachen.
So bleibt nur der symbolische Kompromiss, der die moralische Schuld mit dem ökonomisch Machbaren verbindet. Im Falle Griechenlands liegt die Lösung nah, weil es dort zu einer juristischen Besonderheit kam: Dem Land wurde ein Zwangskredit von 476 Millionen Reichsmark abgepresst – den die Nationalsozialisten ausdrücklich zurückzahlen wollten. Die Bundesrepublik ist die Nachfolgerin des Dritten Reiches; sie sollte diese Verpflichtung bedienen, die selbst die Nazis anerkannt haben.
Der Zwangskredit von damals würde heute etwa 7 bis 11 Milliarden Euro entsprechen. Zu wenig, um den Griechen in ihrer aktuellen Not zu helfen. Aber genug, um zum Beispiel eine Stiftung zu gründen, die Projekte der deutsch-griechischen Verständigung fördert – und die moralische Schuld der Deutschen deutlich symbolisiert.
Dieses Zeichen ist überfällig. Die Bundesrepublik trickst juristisch schon seit Jahrzehnten, um alle Ansprüche der Griechen abzuwehren. Doch diese lange Vorgeschichte wird neuerdings negiert.
Stattdessen behauptet die Bundesregierung jetzt gern, die Griechen würden die Reparationen nur fordern, um von der Eurokrise abzulenken. Dabei ist es genau andersherum. Deutschland nutzt die Eurokrise, um die Griechen moralisch zu diskreditieren. Nach dem Motto: Nur weil die Griechen hohe Schulden haben, suchen sie jetzt Schuld bei anderen.
Diese Geschichtsklitterung darf sich Deutschland nicht länger erlauben, nicht mit seiner Geschichte.
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Kommentar von
Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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