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Rechtsruck in DeutschlandDas Recht auf Verrohung

Die Normalisierung der AfD bedeutet das Ende des Erschreckens über den Nationalsozialismus. Wer das verharmlost, nährt die völkische Welle.

In Mittelbau-Dora arbeiteten mehr als 60.000 Häftlinge unter Zwang für die Rüstungsindustrie Foto: Martin Schutt/dpa

N ordhausen im Harz gilt nun als ermutigendes Beispiel, weil zivilgesellschaftliche Mobilisierung dort einen AfD-Oberbürgermeister verhinderte. Es gibt jedoch noch eine andere Lesart: In einer Kleinstadt, vor deren Toren ein berüchtigtes Konzentrationslager betrieben wurde, genießt der Kandidat einer Partei, welche den Nationalsozialismus aktiv verharmlost, 45 Prozent der Wählergunst.

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Vom Rathaus sind es zwölf Fahrminuten zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora: Raketenproduktion für den Endsieg im unterirdischen Stollen. 60 000 Häftlinge aus nahezu allen besetzten Ländern, Ausgemergelte in feuchter Eiseskälte, Tag und Nacht. Jeder Dritte starb.

Die Wiesen um den Stollen sind nicht eingezäunt; neulich sah ich dort Jogger, die sich vergnügten, wo Tausende verreckten.

Bild: privat
Charlotte Wiedemann

Sie befasst sich als Auslandsreporterin und Buchautorin mit Gesellschaften außerhalb Europas und deren Auseinandersetzungen mit dem Westen. Zuletzt erschien „Den Schmerz der Anderen begreifen. Holocaust und Weltgedächtnis“ (Propyläen 2022).

Hat es jemals ein wirkliches Erschrecken über den Nationalsozialismus gegeben? Wenn dem so war, dann ist die Zeit zu Ende. Denn die Normalisierung der AfD bedeutet genau dies: Das Ende des Erschreckens über den Nationalsozialismus. Dies gilt es auszusprechen, ohne Umschweife und Beschönigung, so wie Höcke es eben im bayrischen Wahlkampf tat: Was andere Erinnerungskultur nennen, ist für ihn „die große Umerziehung“ nach 1945, „als wir systematisch unserer Kultur entfremdet wurden“. Wer die AfD wählt, der will genau das: Faschistische Haltungen gehören dazu, werden nicht geächtet. Allenthalben höre ich Verniedlichung: So was fände ja „nur“ jede/r Vierte wählbar, und „nur“ jede/r Zweite plädiere dafür, mit einer solchen Kraft im politischen Raum zu kooperieren.

Die Anschläge auf NS-Erinnerungsorte werden häufiger, ebenso wie jene auf die Unterkünfte Geflüchteter; manche Gedenkstätten befinden sich im ständigen Kleinkrieg mit Vandalismus. Hören wir also bitte mit der Verharmlosung auf. Hören wir auf, über das geblümte Einwickelpapier zu reden. Gewiss, Leute sagen, sie wählen AfD, weil sie „sich nicht gesehen fühlen“ oder wegen der Heizkosten oder wegen des Genderns oder weil die Wölfe wildern. Alle sind Opfer, so wie die Mehrheit der heutigen Deutschen offenbar die eigenen Vorfahren für Opfer des Nationalsozialismus hält. Opfersein ist wirkmächtige rechte Identitätspolitik – sie rechtfertigt die eigene Verrohung, mehr noch: sie berechtigt dazu.

Deshalb ist der Begriff „Faschismus der Herzen“ so passend; die Politikwissenschaftler Volker Heins und Frank Wolff bezeichnen damit die hassgesättigte Gefühllosigkeit gegenüber Geflüchteten, das Ende aller Empfänglichkeit für Appelle an Mitmenschlichkeit. Die Abwehr von Mitgefühl wird belohnt, sie wird in Fug und Recht gesetzt, das kalte Herz triumphiert.

Gelegenheits-Völkische der Sorte Merz

Sollte es mich erstaunen, wie leicht, wie ungehindert sich das durch bürgerliche Milieus zieht? Wie schnell platzt der progressive Lack ab, die dünn aufgetragene Fortschrittlichkeit nach dem Mord an George Floyd überboten sich Medien mit Antirassismus. Nun will niemand beim Grenzen-Verriegeln der Letzte sein.

Heute gibt es gegen die Politik der Feindschaft anscheinend keine Vision einer solidarischen Gesellschaft

Dabei ist so offensichtlich, dass die Geflüchteten nur ein Vehikel sind, ein Tool, einfach zu handhaben von Gelegenheits-Völkischen der Sorte Merz. Was die überzeugten Völkischen der Sorte Höcke mobilisieren, hat hingegen ein größeres Format: Angegriffen und gehasst wird die Diversität Deutschlands, wird das veränderte (und noch so vulnerable) Gesicht dieser Gesellschaft mit neu austarierter Teilhabe, mit Gleichsein in Verschiedenheit. Denn all dies widerspricht der Ideologie der Ungleichwertigkeit, diesem dunklen Kern, der Faschismus und Kolonialismus mit dem heutigen Rechtsextremismus verbindet.

Erwarten wir, um aufzuwachen, aufzuschrecken, lieber keine homogene Eindeutigkeit der Verhältnisse. In Frankreich rückt gerade der franko-libanesische Weltbürger Amin Maalouf an die Spitze der Académie Française, derweil liegt der Rassemblement National in allen Umfragen vorne. Ganz Europa rückt nach rechts, und weil alle mitrücken, fühlt es sich nicht nach Ausnahmezustand an.

Vor fünf Jahren mobilisierte das Bündnis „Unteilbar“ hierzulande Hunderttausende, damit Hilfe für Geflüchtete und soziale Anliegen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Heute gibt es gegen die Politik der Feindschaft anscheinend keine Vision einer solidarischen Gesellschaft. Die Völkischen nähren sich an der größeren Sichtbarkeit von Verschiedenheit, ob von Queeren oder People of Color, und obwohl jede einzelne der Bewegungen, die sich aus dem Status der Marginalisierung heraus Rechte erkämpft haben, in scharfem Gegensatz zur AfD steht, wächst daraus keine gemeinschaftliche Handlungsmacht.

Dies zu bemerken, heißt nicht, modische Polemiken gegen Wokism zu bedienen, es ist vielmehr ein Plädoyer dafür, über die partikularen Anliegen hinaus ein antifaschistisches Wir zu formulieren. Vielen macht dieses Deutschland, das da heraufzieht, Angst: Es ängstigt Migranten, Schwarze, Feministinnen, es ängstigt Juden und Jüdinnen. Deren Verunsicherung in Deutschland wächst zu einem Zeitpunkt, wo Israel keine sichere Zuflucht mehr böte: Viele dort denken selbst an Ausreise. Ein fatales und nicht zufälliges Zusammentreffen.

Blick zurück: Als 1945/46 Zehntausende jüdische Überlebende als Heimatlose in hiesigen Camps für Displaced Persons ausharrten, wurden sie von vielen Nachkriegsdeutschen als Eindringlinge betrachtet, als Plage, als Herd von Kriminalität und Krankheiten. Das waren antisemitische Stereotype, doch schimmern in dieser Gedankenwelt Elemente auf, die uns heute in der Haltung gegenüber Geflüchteten erneut anblicken: Die Sesshaften, die Nicht-Entwurzelten und Nicht-Verfolgten sehen sich als Opfer derer, die Heim und Sicherheit verloren haben. Die Ideologie der Kälte, die Verachtung fremden, unverstandenen Leids und die auftrumpfende Empathielosigkeit bedarf des entschiedenen Widerspruchs.

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22 Kommentare

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  • Guten Tag.



    Sehr geehrte Damen u. Herren,



    der Terror, der sich uferlos über die Gesellschaft legte mit der Machtübernahme durch die Nazis, hatte unteres zur Folge.



    Totschlagen, Menschenjagd, Drangsalierung der eigenen Bevölkerung, Einbruch in die Wohnung ohne Rechenschaft ablegen zu müssen, Quälen von Menschen, Hetze und Lügen verbreiten, mit ausgeklügelten Methoden - einer hinterlistigen primitiven aber äußerst wirksamen Schläue entspringend - die menschlichen Bedürfnisse, Schwächen aber auch Stärken zu nutzen, um verbrecherische Ziele zu verfolgen.



    Die NSDAP ist die Verkörperung all dieser in Kurzform aufgezählten genau durchdachten Vorgehensweisen. Diese Partei ist durch einen Irrtum Hindenburgs an die Macht gekommen, der annahm, daß mit der Ernennung des politischen Abenteurers Adolf Hitler, Ruhe einkehrt in das unruhige Deutschland. Ein katastrophaler Fehler.



    "Rechte wollen Sie haben?", "welche Rechte?", "das bestimmen wir !!!!!". So oder so ähnlich kann man sich die Haltung der Machthaber im Faschismus Deutschlands vorstellen. Und diese Haltung wurde rigoros durchgesetzt.



    Wobei nicht zu vergessen ist, daß man sich selber a l l e Rechte rausnahm wobei diese Rechte nichts zu tun haben mit Rechten im bürgerlichen, im gesellschaftlichen Sinn zum Wohle aller sondern allein mit der Absicht verbrecherische Ziele durchzusetzen.



    Dies als " Faschismus der Herzen " zu bezeichnen ist genauso als würde man eine Formulierung wie "ein Verbrechertum der Herzen" in die Welt setzen.

  • ich bin in D geboren und jüdischer Abstimmung, noch vor 10 -15 Jahren fühlte ich mich D frei, heute traue ich mich nicht mehr mit einer Kippa auf einen jüdischen Friedhof zu gehen, bestimmte Sadtteile meide ich als "no go area". Mittlerweile verberge ich meine Person. Entsetzt war ich als ich eine repräsentative Umfrage sah in der 35 % zugaben mehr oder weniger offen antisemitisch zu sein. Wenn die AFD an die Macht kommt gehe ich nach Israel, wenn ich dort sterbe dann wenigstens nicht als Fremder im eigenen Land. Das ist nicht mehr "mein" Deutschland für das ich als Soldat bereit gewesen wäre mein Leben zu geben

  • In den Worten von Frau Wiedemann schwingt Überraschung mit. Das wundert mich.

    Ich war in den 80er-Jahren aktiv als Schüler bei Aktion Sühnezeichen und fuhr nach Ausschwitz, die Gedenkstätte zu pflegen. Unsere Schule war damit ein Exot. Aufklärung über den Holocaust und die Nazi-Zeit fand damals nicht statt. Der Geschichtsunterricht endete immer bei 1933. Dafür begegnete jedem Gymnasiasten in Baden-Württemberg die Französische Revolution drei Mal.



    Filbinger wollte das wohl so.

    In der politischen Auseinandersetzung mit der Tätergeneration kam Adolf Nazi nie vor, dafür aber immer "Geh doch nach drüben", wenn man für mehr Demokratie eintrat. Der Feind war immer noch im Osten, der Feind im Inneren nicht erkannt.

    In den 90ern forschte ich zum Holocaust, speziell zu Nebenlagern der großen KZ. Was mir da für ein Wegdrücken, Leugnen, was mir da für eine Ignoranz entgegenschlug, ist unbeschreiblich. Mein Fall ist dem von Anja Rosmus in Passau nicht unähnlich, die sogar Morddrohungen erhielt; bei uns waren es nur Drohungen.

    Um es kurz zu machen: Die Aufarbeitung des Nazi-Vergangenheit begann erst richtig in den 90er-Jahren, als die Tätergeneration wegstarb. Sie begann, als die Verhinderer der Aufklärung in Pension ging und man sich – auf einmal – an mutige Aufklärer wie den Frankfurter Oberstaatsanwalt und Nazijäger Fritz Bauer erinnerte. Sie wurde institutionalisiert mit dem Holocaust-Mahnmal in Berlin 2005.

    Und doch ist das Erinnern noch immer von Lügen und Zerrbildern gezeichnet. Hinter dem Positivbeispiel Fritz Bauer können sich all die Schreibischtäter in den nicht entnazifizierten Amtsstuben verstecken. Die Geschichte der Mitläufer oder der Täter im Amt, wie der Gründer des deutschen Geheimdienstes Gehlen wird bis heute nicht erzählt, das Außenministerium, das Innenministerium gibt sich sperrig, wenn es um Altnazis in seinen Reihen geht. Das Ansehen des Amtes ist immer noch wichtiger, als sich dem Schmutz zu stellen. Preußen Obrigkeitsstaat reloaded.

  • "Erwarten wir, um aufzuwachen, aufzuschrecken, lieber keine homogene Eindeutigkeit der Verhältnisse."

    Ganz wichtiger Satz.

  • Das erste Mal stimme ich zu hundert Prozent mit einem Text von Frau Wiedemann überein.

    Vielen Dank!

    • @Jim Hawkins:

      🏴‍☠️ das is ja mal erfreulich

      unterm—-



      Wir sind dazu ja nicht immer aus einem Dorf. Muß ja bei gegenseitiger Wertschätzung auch gar nicht sein.



      Btw: Entre nous only - vllt doch mal Menschen solcher Provenienz zuhören:



      1938 gerade noch rechtzeitig abgehauener jüdischer Mitschüler meines ☕️☕️ Stadtgartenbank Mitschlürfers. Hohes Tier in Washington DC. Zum jährlichen Mitschülertreffen in Gottes Homeoffice. Drauf angesprochen nimmt er seelenruhig die Cohiba von den Lippen: “Da bin ich Antisemit.“



      Als Denkanstoß - servíce.



      Hannah Arendt “Denken ohne Geländer.



      Nischt for unjut - wa.

      • @Lowandorder:

        Sorry - …dessen Vater… - klar

      • @Lowandorder:

        Na Klärchen.

        Mein Schatten ist zwar nicht klein, aber hin und wieder kann ich schon drüber springen.

        Beim "Denken ohne Geländer" muss man sicher auf den geistigen Beinen sein.

        Aber das sind wir ja.

  • Danke.



    “ Die Ideologie der Kälte, die Verachtung fremden, unverstandenen Leids und die auftrumpfende Empathielosigkeit bedarf des entschiedenen Widerspruchs.“ anschließe mich



    vs



    “Mein Opa war kein Nazi.“ - Merz



    Und in Nordhausen - Schirmherrschaft -



    Wernher von Braun & Heinrich Lübke •

    unterm——



    “KZ Mittelbau-Dora



    Streifzüge um eine Gedenkstätte herum  ■ Von Gabriele Goettle



    taz.de/KZ-Mittelbau-Dora/!1514999/



    &



    “Der Fall Lübke



    www.zeit.de/2007/3...ich-Luebke/seite-4



    & he himself



    upload.wikimedia.o...%2C_Dornberger.jpg



    “Bis zu seiner Wiederwahl war Lübkes Tätigkeit während des Krieges kein Thema gewesen. Als ehemaliger NS-Verfolgter hatte er 1945 keine Schwierigkeiten zu befürchten; er wurde mühelos »entnazifiziert«. Danach fragte lange niemand nach seinen Kriegstagen.

    Mitte der sechziger Jahre änderte sich das schlagartig. Am 29. Juni 1964, dem Vortag der Wiederwahl Lübkes zum Bundespräsidenten, präsentierte der SED-Chefpropagandist Albert Norden auf einer Pressekonferenz in Ost-Berlin Dokumente, die Lübke wegen seiner Tätigkeit in Peenemünde bloßstellen sollten.…



    Ein Jahr später war Norden erfolgreicher. Im Januar 1966 legte er mehrere Aktenstücke vor, die von der Arbeit der Baugruppe Schlempp in Neu-Staßfurt stammten. Darunter waren Bauzeichnungen aus dem Jahr 1944, unter anderem für KZ-Baracken, die Lübkes Unterschrift trugen.“

    So geht das ©️ Kurt Vonnegut



    Slaughterhous Five -



    “„Bombardiert zu werden ist eine außerordentlich passive Angelegenheit. Es gibt nichts, was man tun kann – außer vielleicht zu den Bomben zu sprechen. Man hat als Überlebender auch nichts, worauf man stolz sein könnte.“ — Kurt Vonnegut in einem Gespräch mit Volker Hage, welt.de www.welt.de/kultur/

  • Den „dunklen Kern“, die „Ideologie der Ungleichwertigkeit“ gilt es viel stärker herauszuarbeiten. Sie richtet sich nicht nur gegen die historisch und immer noch Entrechteten, sondern gegen uns alle. In den Augen der echten faschistischen Größen, eines Krah oder Höcke, sind auch „alte weiße Männer“ nur im (für die Betroffenen) besten Fall nützliche, Idioten, und Gnade ihnen was auch immer, wenn sie nicht mehr nützlich sind.



    Das ist den Merzens, Voigts, den Söders, selbst den Aiwangers nicht klar, und den Bierzeltklatschern erst recht nicht. Gegen Frauen und alle, die heute noch als Männer gelesen werden, aber gegen die sich etwas finden lässt, das Zweifel an ihrer Mannhaftigkeit sät (Wehrdienstverweigerer obenan, dazu gehören, wenn es hart auf hart kommt, auch ganz viele Feuerwehrmänner), richtet sich das sowieso, gegen politische Gegner ebenso, eine Mitgliedschaft bei den Lions oder Rotariern reicht schon. Das muss man allen klarmachen.



    Die 95+ %, die nicht Neonazis schon vor dem Aufstreben ihrer neuen Partei waren, sollten sich alle bedroht und verängstigt fühlen! In den KZs saßen eben auch „Politische“ (heute z.B. Betriebsrat), „Arbeitsscheue“ (z.B. Bürgergeldbezieher), etc. Wer mal für eine liberale Partei (ja, die FDP trägt eine halbwegs weltoffene Familienpolitik aktiv mit, so kritisch ich konkret Buschmanns Politik auch gegenüberstehe) auf einer Wahlliste gestanden hat, muss sich bedroht fühlen!



    Vor allem die Union, aber auch die SPD und alle, die sich nicht als politische Vertretung einer Avantgarde, sondern als Volkspartei sehen, müssen daneben verstehen, dass sie „liefern“ müssen statt zu verängstigen. Das geht aber nicht mit Übertreibungen wie „Oma ihr klein Häuschen“, dem „Schnitzelverbot“ oder sonstigem Unsinn. Demokratisches „Wohlverhalten“ der Bürger:innen setzt (auch und nicht zuletzt: wirtschaftliche) Teilhabe voraus. Also rüsten Sie verbal ab und packen Sie an, verehrte Wahlkämpfer:innen!

  • Ja, in der Tat - mit Lippenbekentnissen alleine wird es nicht mehr zu drehen sein. Dieser braune AFD- und angebräunte 'CDU/wird man ja noch sagen dürfen - Dreck' hat die Eigenschaften eines menschlichen Perpetuum mobile. Haut man hier einmal drauf, wachsen drüben drei neue hervor.



    Meiner Meinung nach haben die neuen Smartphone-Kommunikationen ein gerüttelt Maß an Hilfestellung geleistet, diese faschistischen Bewegungen zu pushen und sie tun es noch. Unter dem Deckmäntelchen der Freiheit des Wortes (Elon Musk z.B.) haben die Egoisten, die Deppen, die Unkultivierten ihre Macht erreicht.



    Es wäre allerhöchste Zeit, dagegen anzugehen, aber ... die Gefahr wird zwar von politischer Seite beklagt, nur nicht aktiv bekämpft. Es werden Milliarden Steuergelder rausgehauen (Habeck/Fracking), um den Idioten wider besseren grünen Wissens die neue Gasheizung noch 50 Jahre lang am laufen zu halten. Und von solchen "Pseudogutmenschen" wie Habeck fühlen die braunen Völkischen sich fein bestätigt.



    Niemand hat in der Regierung den Mut, den wirklichen, harten Kampf gegen Rechts aufzunehmen - womöglich traut man den eigenen Mitteln (Exekutive) berechtigterweise nicht ? Zumindest Tendenzen nach rechts sind ja zu Genüge bekannt. Warum ist der außerparlamentarische Widerstand gegen diese unfähige Regierung so klein? Warum wird die "Letzte Generation" eingeknastet und bedroht ? Warum läßt man riesige Bevölkerungsanteile in mediale Parallelwelten abdriften ?



    Warum passiert da nichts ?

    Anscheinend muß die Menschheit immer wieder von neuem dieselben Fehler machen. Zugucken, abwarten ...



    Das hatten wir vor knapp hundert Jahren bereits. Dieses Appeasement ist ein Verbrechen !

  • "bedarf des entschiedenen Widerspruchs."



    Aber wo bleibt der? Dort wo er noch geäußert wird, ist er längst zur Marginalie ohne jede Wirkmächtigkeit geworden, während unterdessen, die Konservativen offen Grund- und Menschenrechte in Frage stellen, selbst die so menschenrechtsaffinen Grünen bereit sind Internernierungslager an den EU-Außengrenzen mitzutragen, die Völkischen bundesweit zweitstärkste Kraft sind und regional reale Chancen auf absolute Mehrheiten haben und ein Ex-Bundespräsident fordert man möge sich bereitfinden "das Undenkbare zu denken".



    Statt diesem gauck´schen Diktum Folge zu leisten, sollten diejenigen die bereit sind ihre Lehren aus der Geschichte zu ziehen, sich eher endlich mit dem befassen was schon immer denkbar, nicht nur hypothetische, sondern real drohende Möglichkeit war, nämlich dem Umgang mit einem Versagen von Zivilgesellschaft und Erinnerungskultur, danach was ganz konkret zu tun ist wenn den Anfängen nicht mehr zu wehren ist weil sie längst gemacht sind.

  • Wenn 45% fuer Nazis "nicht so schlimm" sein sollen, muss man die Grezen schaerfer ziehen. Ich war schon immer der Meinung dass jedes einzelne Zehntelprozent eine Katastrophe ist.

    Ich habe immer mehr das Gefuehl, dass dieses "ist schon nicht so schlimm" sich ueberall immer mehr durchsetzt. Zweites, auch sehr verachtenswertes Beispiel: die Klima"schutz"-Diskussion, ob 1,5% "nicht so schlimm sind", oder ob das erst bei 2% der Fall ist.

  • Guter Text, nur finde ich den Einschub "...neulich sah ich dort Jogger, die sich vergnügten, wo Tausende verreckten..." ziemlich daneben. Als ob Sport gleichzusetzen wäre mit Holocaust-Relativierung, Vandalismus und Schändung von Gedenkstätten. Wenn das ein offenes Gelände mit Wegen ist, warum nicht? Ich habe auch schon auf großen Friedhöfen Jogger gesehen und habe damit kein Problem.

    • @Stefan L.:

      "... Jogger, die sich vergnügten, wo Tausende verreckten..." ist schon richtig . Es ist die Frage : was schickt sich ? Wessen Leiden wird ignoriert ? Ich frage mich auch : Am Nürnberger Reichsparteitagsgelände liegen m.W. noch Quadratkilometerweit die Granitplatten aus dem Steinbruch des KZ Flossenbürg. Sie dienen als Parkplätze für Rockkonzerte, Autorennen, das Volksfest etc. Charlotte Knobloch hat mal gesagt, dass ihr die Stolpersteine nicht gefallen , weil man Gedenken nicht mit den Füßen betritt, da hat sie eigentlich recht. Nebenbei : Ein Grabbesucher ist u.U. ein Trauernder, m.a.W. ein Mensch in einer besonders sensiblen Lebensphase, ein Grab ist ja auch kein Blumenbeet , irgendwie ...

    • @Stefan L.:

      Kann man so sehen. Allerdings sollte man den ursprünglichen Zweck einer Anlage, sei es ein Friedhof oder ein Mahnmal, - nie ganz aus den Augen lassen. Jemanden, der zum Trauern auf einen Friedhof geht, mag es schon stören, wenn andere den Ort für die Freizeitgestaltung nutzen.

      Leider fragen sich heute immer weniger Menschen, ob ihr Verhalten andere stören / verletzen könnte. Dabei hat das auch etwas mit Respekt zu tun und mit den Grenzen der eigenen persönlichen Freiheit.

      • @Woodbine:

        Sach mal so: Wer mal in die région du silence des KZ Natzweiler-Struthof



        deutsches Konzentrationslager im Elsaß, Frankreich (1941–1944) gelangt ist - wird sich der etwa 2 km entfernten Gaskammer erinnern!



        de.m.wikipedia.org...i:Struthof-gaz.JPG



        Dort schauderte es mich schonn!



        Als plötzlich querrüber schallendes Touri-Gelächter rüberwehte!



        Hatte doch die Gaskammer - ursprünglich als Geschirrwaschhaus eben dieses Ausflugslokals gedient.



        In dessen Waschtrögen - August Hirt - die Leichen der Ermordeten in Formalin gelagert!



        “…



        Besonders bekannt geworden ist der Mord an 86 jüdischen Gefangenen. Mit ihnen wollte August Hirt, Direktor des Anatomischen Instituts der Reichsuniversität Straßburg, eine Skelettsammlung anlegen. Er wurde dabei unterstützt von den Anthropologen Bruno Beger SS-Hauptsturmführer und Hans Fleischhacker (SS-Obersturmführer), die Anfang Juni 1943 im KZ Auschwitz 89 Frauen und Männer aus acht europäischen Ländern auswählten und nach Natzweiler-Struthof bringen ließen. Drei dieser Menschen überlebten den Transport nicht, die übrigen 86 wurden an vier Abenden zwischen dem 11. und dem 19. August 1943 in der Gaskammer ermordet. Mit der Sammlung, die Teil des Ahnenerbe-Projekts werden sollte, dann aber nicht umgesetzt wurde, wollte Hirt die NS-Rassentheorie und die „Minderwertigkeit von Juden und Jüdinnen“ nachweisen. Die konservierten Körperteile wurden bei der Befreiung des Elsass vorgefunden und später in einem Grab auf dem Jüdischen Friedhof in Strasbourg-Cronenbourg beigesetzt. Der Historiker und Journalist Hans-Joachim Lang hat diese „Morde für die Wissenschaft“ erforscht und nach jahrelangen Recherchen die Namen und die Herkunft der 86 Mordopfer ermittelt. Seine Forschungsergebnisse sind in dem Buch Die Namen der Nummern und einer gleichnamigen Website dokumentiert.“



        de.wikipedia.org/w...atzweiler-Struthof



        &



        journals.ub.uni-he...wnload/69346/62684

        kurz - région du silence •

        • @Lowandorder:

          seit ich in Floßenbürg, dem Ort wo ein gleichnamiger (jüdischer) Onkel von mir langsam durch Arbeit ermordet worden ist, weiß ich was Horror und Schrecken ist. Das nach allem immer noch große Teile der Bevölkerung antisemtisch eingestellt sind ist unerträglich

      • @Woodbine:

        Ich bin selber Ausdauersportler aber jogge nicht auf Friedhöfen, mich würde es aber als Grabbesucher auch nicht stören. Dass es aber andere stören könnte, ist mir auch klar. Ich fand nur den Satz "... Jogger, die sich vergnügten, wo Tausende verreckten..." etwas arg überzogen.



        Kommt auch darauf an, was man für ein Verhältnis zum Tod oder Trauer hat. Da finde ich die Mexikaner beneidenswert, wie die am Día de Muertos (Tag der Toten) damit umgehen. Das ist keine Trauerveranstaltung, sondern ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten, mit blumengeschmückten Straßen, lauter Musik und fröhlichem Picknick auf den Gräbern. Ich glaube, die Mexikaner hätten auch den Rest des Jahres kein Problem mit einem Friedhofs-Jogger. Wobei natürlich eine Holocaust-Gedenkstätte auch wieder was anderes ist.

        • @Stefan L.:

          Eben. Wobei auf etlichen deutschen Friedhöfen auch Mahnmale mit den Grabstätten umgebetteter NS-Opfer existieren (meist Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene).

          Vom mexikanischen Totengedenken (Tod als Teil des Lebens) sind wir weit entfernt. Hier wird gern herzzerreißend beerdigt - und dann aber schnell weg. Grab und Trauer, - erinnert zu sehr an die eigene Sterblichkeit? An Versäumtes, Ungesagtes? Schuld?

          Bei klammen Kassen überlegt manche Stadt inzwischen, Teile der Friedhöfe anders zu nutzen. Auch für Freizeitangebote. Oder als Bauland.

          Für mich sollte ein Friedhof seinem Namen gerecht sein. Ein Ort des Respekts, der Ruhe und des Friedens.



          Eine Oase übrigens auch für die von uns geschundene Natur, bevor wir auch ihr ein Mahnmal aufstellen.

          Mahnmale errichten können wir gut. Ansonsten sind wir größtenteils Verdränger, - weshalb die "braune Soße" auch nie wirklich weg war. Es gärt und schwelt seit Jahrzehnten.

  • Starker Text. Vielen Dank!

  • Vielen Dank für Ihre Ausführungen. Da stimme ich Ihnen vollumfänglich zu. Hoffentlich wird es uns gelingen, das Erschrecken über den Nationalsozialismus wiederzufinden, zu erspüren? Wird es uns als Gesellschaft gelingen, die wiederauferstandenen Nachfolger der Nationalsozialisten in ihrer universellen Prägung zu erkennen und mit Mut uns gegen sie zu stellen und um den Erhalt unserer Freiheit einzustehen? Hoffentlich, im Sinne der folgenden Generationen, werden wir die Mehrheit sein.