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Rechte Hetze gegen Brosius-GersdorfDer lange vorbereitete Feldzug der FundamentalistInnen

Eine massive Kampagne von christlichen FundamentalistInnen hat die Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf vorerst verhindert. Wer genau steckt dahinter?

Wo gegen das Recht auf Selbstbestimmung mobilgemacht wird, ist die AfD nicht weit: Beatrix von Storch in Berlin, 2019 Foto: Christian Mang

Berlin taz | Die Aufrufe aus der Anti-Choice-Szene an Po­li­ti­ke­r*in­nen und Jour­na­lis­t*in­nen klingen dramatisch und teils wortgleich. „Sie werden es nicht für möglich halten“, schreibt etwa die „Aktion SOS Leben“ Anfang Juli per Mail über die Nominierung der Juraprofessorin Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin: Eine „Ultra-Linke und Abtreibungsaktivistin“ sei als Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht vorgesehen. Die SPD sei dabei, „einen links-grünen Putsch durchzuführen und aus dem Bundesverfassungsgericht eine Zelle linker Agitation zu machen“.

Die Wahl von Brosius-Gersdorf wäre „katastrophal“, heißt es auch in einem Brief der Aktion Lebensrecht für alle (ALfA) an Abgeordnete des Bundestags. Brosius-Gersdorf, die Mitglied der Ex­per­t*in­nen­kom­mis­si­on für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen war, deute „ganz bewusst“ die Verfassung um, um ideologische Ziele zu verwirklichen. So solle manchen Menschen – Föten – Grundrechte abgesprochen werden. Ohne Kinder aber habe ein „Staat keine Zukunft“.

Die Organisation 1000plus schreibt auf ihrer Website: „Das Unfassbare“ sei eingetreten: Brosius-Gersdorf sei nominiert, obwohl sie sich „klar und deutlich“ für die Legalisierung von Abtreibung ausgesprochen habe. Und die internatio­nale Kampagnenorganisation CitizenGo schreibt, die SPD versuche, eine „radikale linke Lebensfeindin“ ins Bundesverfassungsgericht zu bringen.

Die SPD sei dabei, aus dem Verfassungsgericht eine Zelle linker Agitation zu machen

Aktion SOS Leben

Das wollen die Vereine und Organisationen, die sich gegen Schwangerschaftsabbrüche einsetzen, allerdings nicht hinnehmen – und liefern die Instrumente, Brosius-Gersdorf zu verhindern, gleich mit. Grün hinterlegt ist etwa auf der Seite von 1000plus ein Banner, auf dem steht: „Schreiben Sie dem Unions-Abgeordneten Ihres Wahlkreises“.

Druck auf Abgeordnete

Die Aktion SOS Leben lädt zum Klick auf eine Petition namens „Nein zu Abtreibungsaktivisten im Bundesverfassungsgericht – Nein zu Brosius-Gersdorf!“. Auf der Seite von CitizenGo heißt es: „Keine radikale Lebensfeindin ins Bundesverfassungsgericht: Stimmen Sie gegen Frauke Brosius-Gersdorf!“. Und die ALfA richtet sich per Brief förmlich und direkt an die Abgeordneten des Bundestags: „Ich bitte Sie daher dringend, Frau Brosius-Gersdorf nicht Ihre Stimme zu geben.“

Die Stimmung, die die Vereine und Organisationen aus der Anti-Choice-Szene gegen Brosius-Gersdorf gemacht haben, zeigte bekanntermaßen Wirkung – flankiert noch durch Hetze etwa der AfD-Bundestagsabgeordneten Beatrix von Storch. Die behauptete bei der Generaldebatte im Bundestag vergangene Woche, Brosius-Gersdorf spreche einem neun Monate alten Fötus keine Menschenwürde zu. Auf „Nius“, dem rechten Portal des ehemaligen Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt, sind seit Anfang Juli mehr als 20 Texte erschienen, die gegen die „Richterin des Grauens“ mobilmachten.

Bei Redaktionsschluss stand die Petition auf CitizenGo bei 146.000 Unterschriften. 37.000 E-Mails, so die Organisation 1000plus, seien an Unions­abgeordnete versandt worden. „Sie haben es geschafft!“, jubelt deshalb der Vorsitzende Kristijan Aufiero, nachdem die Wahl der RichterInnen am Freitag abgesagt wurde, obwohl sich die Koalition zuvor darauf verständigt hatte: Die Unionsfraktion habe angekündigt, Brosius-Gersdorf nicht zu wählen.

Aufiero, das am Rande, war im Februar als Sachverständiger für die AfD bei einer Anhörung im Rechtsausschuss zu Schwangerschaftsabbrüchen geladen. Und auf CitizenGo heißt es: Dass die Wahl von Brosius-Gersdorf verhindert worden sei, sei „ein großer Sieg für den Lebensschutz für die nächsten zwölf Jahre“.

Die konzertierte Kampagne gegen Brosius-Gersdorf ist kein Zufall. Ultrakonservative ChristInnen, die mit der autoritären und extremen Rechten gemeinsame Sache machen, arbeiten seit Jahren an einem Rollback von Frauenrechten und Rechten von LGBTIQ in Europa.

Finanzstarkes Netzwerk

Erst Ende Juni hatte ein progressiver Thinktank, das Europäische Parlamentarische Forum für sexuelle und reproduktive Rechte (EPF), einen Bericht namens „Die nächste Welle“ vorgelegt. Darin beschreibt EPF-Geschäftsführer Neil Datta ein weit verzweigtes Netzwerk, dem unter anderem AktivistInnen der sogenannten Lebensschutzszene, religiöse ExtremistInnen, extrem rechte PopulistInnen und AristokratInnen angehören, teils enorm finanzkräftig.

Zwischen 2019 und 2023, so der EPF-Bericht, wurden von 275 Organisationen Mittel in Höhe von fast 1,2 Milliarden Dollar aufgebracht, die in Europa an Anti-Gender-Initiativen beteiligt waren – also solchen, die gegen Schwangerschaftsabbrüche und Rechte von LGBTIQ sowie gegen Geschlechtergleichheit mobilmachen. Den AktivistInnen, so das EPF, gehe es darum, „Jahrzehnte von hart erkämpften sexuellen und reproduktiven Rechten in ganz ­Europa zu demontieren“.

Eine Organisation, deren Name dabei immer wieder fällt, ist CitizenGo – eine derjenigen also, die auch gegen Brosius-Gersdorf mobilmachen.

CitizenGo ist nicht irgendeine Plattform. Schon 2013 schreibt der spanische Anti-Abtreibungs-Aktivist Ignacio Arsuaga, Gründer von CitizenGo: Die Plattform solle „die einflussreichste internationale christlich inspirierte Mobilisierungswebsite“ werden. Eine, die „nationale Regierungen, Parlamente und internationale Institutionen effektiv beeinflusst“. Über die Dokumente, in denen Arsuaga das schrieb, zudem über Adresslisten, Finanzberichte und Strategiepapiere von CitizenGo berichtete die taz bereits 2021, sie liegen ihr vor.

Das Gute und das Böse

Rechtlich ist CitizenGo eine in Spanien eingetragene Stiftung. Sie setzt sich ein für „Leben, Familie und Freiheit“, so steht es auf der Website. Intern ist die Darstellung martialischer: Die Organisation sieht sich in einem Kulturkampf, zwischen der Kultur des Lebens und der des Todes, Gut gegen Böse. Das Böse sind für CitizenGo unter anderem Menschen, die sich für das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche einsetzen – das Gute sind die „wahren“ ChristInnen, die den Kampagnen der globalen Linken etwas entgegensetzen. Deshalb will CitizenGo „eine Generation von konservativen Führern“ aufbauen, national und international.

Der Aktivismus von CitizenGo hat sich seit 2013 deutlich professionalisiert. Dabei nutzt die Organisation Daten von FundamentalistInnen und LGBTIQ-GegenerInnen als Währung, knüpft Kontakte zu rechtsextremen Parteien und nimmt immer mehr Einfluss – unter anderem auf das Europäische Parlament. Dort erinnert eine Aktion von CitizenGo schon Ende 2013 frappierend an die konzertierte Kampagne gegen Brosius-Gersdorf im Juli 2025.

2019 hatte er als Gesundheitsminister eine Studie in Auftrag gegeben, die zunächst die seelischen Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen untersuchen sollte.

Damals sollte nicht das deutsche, sondern das Europäische Parlament abstimmen, nicht über eine Richterin, sondern über ein Papier: eines, in dem sich das EU-Parlament dazu bekennt, dass allen Eu­ro­päe­r*in­nen der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen und Sexualaufklärung zusteht. Dreimal steht das Papier zur Entscheidung, dreimal wird es abgelehnt – eine herbe Niederlage für viele Sozialdemokrat*innen, Linke und Liberale im EU-Parlament.

Die Strategie, mit der CitizenGo damals vorging, hat sich bewährt: Christlich-fundamentalistische und rechte AktivistInnen fluten die Post- und E-Mail-Eingänge von Abgeordneten mit Mails und Petitionen, innerhalb kürzester Zeit sammeln sie Unterschriften. Bis 2013 ist eine solche Mobilisierung für die europäische Rechte beispiellos. Heute übernehmen die Strategie von CitizenGo längst Vereine und Organisationen wie ALfA, 1000plus und Aktion SOS Leben.

Jens Spahn: Mittendrin statt nur dabei

Das Thema Geschlechterpolitik funktioniert dabei als Scharnier. Es ist zum einen anschlussfähig an die gesellschaftliche Mitte, zum anderen Kernthema der Rechten. Rechte Politik ist ohne die Kontrolle weiblicher Körper nicht denkbar, schließlich geht es dabei auch um Reproduktion von Bevölkerung, um eine „Willkommenskultur für Kinder“, wie etwa die AfD in ihrem Wahlprogramm schreibt – deutsche Kinder, versteht sich.

Dabei erinnert der Kampf um die Besetzung von RichterInnenposten an die USA, wo US-Präsident Donald Trump in seiner ersten Amtszeit ultrakonservative RichterInnen für den Obersten Gerichtshof ernannte. Dieser kippte in der Folge 2022 in einem Grundsatzurteil das Recht auf Schwangerschafts­abbruch im Land. Auch hierzulande, so der Soziologe und Antifeminismus-Experte Andreas Kemper, versuche die Bewegung, die eigenen Ziele über konservative und rechte RichterInnen zu flankieren – und liberale RichterInnen zu verhindern.

Fraktionschef Jens Spahn musste in den vergangenen Tagen viel Kritik dafür einstecken, die Stimmung in der Fraktion entweder falsch eingeschätzt oder seine Fraktion nicht im Griff zu haben, vielleicht auch beides. Interessant dabei ist allerdings auch Spahns eigene Positionierung zu Schwangerschaftsabbrüchen.

2019 hatte er als Gesundheitsminister eine Studie in Auftrag gegeben, die zunächst „die seelischen Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen“ untersuchen sollte. Dieses sogenannte „Post-Abortion-Syndrom“ behauptet etwa, dass Frauen von Abtreibungen krank werden, zum Beispiel schwere De­pressionen bekommen. Es gilt als Erfindung der US-amerikanischen Anti-Choice-Bewegung aus den 1980ern Jahren und ist wissenschaftlich längst widerlegt.

Im Januar 2020 postete zudem die Vorsitzende der ALfA, Cornelia Kaminski, die nun Stimmung gegen Frauke Brosius-Gersdorf macht, ein Foto auf Facebook. Man sieht Kaminski dort eng neben Jens Spahn stehen, beide lächeln freundlich-beschwingt in die Kamera.

Während sich das Gesundheitsministerium damals nicht zu „einzelnen Fotos“ äußern wollte, freute sich die ALfA offensichtlich über den Kontakt. „Beim Künzeller Treffen der CDU Hessen in Fulda“, beschrieb Kaminski das Bild. Und: „Ein gutes Gespräch.“

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33 Kommentare

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  • Auf X:

    Joana Cotar, frühere AfD-Abgeordnete: „Bitte verhindern Sie das!“

    Saskia Ludwig, CDU-Abgeordnete: „Erledigt.;)“

  • Das ist eine ähnlich konzertierte Kampagne von rechten Akteuren, wie seinerzeit gegen das Gebäudeenergie-Gesetz. Die Gesellschaft erkennt nicht die Akteure dahinter und versagt beim Schutz der Demokratie. CitizenGo ist eine ultrakonservative Gruppe, die mit Geldern aus den USA und auch ultrakonservativen Kreisen aus Russland versorgt wird und komplett antifeministisch agiert. Nach dem "Sieg" in den USA orientieren sich diese Gruppen nach Europa, um ihre antifeministische Agenda hier in die Parlamente zu tragen und Deutsche CDU- Abgeordnete fallen darauf rein.



    Im 21. Jahrhundert über die Körper von Frauen bestimmen zu wollen ist eine ultrarechte Agenda, die diametral den Rechten der Frau über ihr eigenes Leben zu bestimmen, entgegen steht.



    Die juristisch-theoretische Betrachtung und Erläuterung im Rahmen der Expertinnen-Kommission zur Legalisierung von Schwangerschsftsabbrüchen kann zudem von der Mehrzahl der Abgeordneten, welche keine Juristen sind, überhaupt nicht verstanden werden. Daraus abzuleiten, dass die Erörterungen angeblich "extrem" sind, ist vollkommen hirnrissig.

  • Mein Eindruck ist, dass sich unsere staatstragenden Parteien selbst demontieren. Natürlich ist jeder Abgeordnete seinem Gewissen unterworfen und diesmal ging’s eben schief. Aber auch die SPD hätte wissen können, dass manche Vorstellungen von Richter-Kandidaten bei etwas konservativ eingestellten Abgeordneten Bauchschmerzen bereiten.



    Leider sehe ich die Katastrophe schon heraufziehen. Polemische und extremistische Parteien gewinnen an Zulauf und da meine ich jetzt AfD, Linke und BSW. Das mag hier jemand anders sehen, aber ich sehe in den drei Parteien die Unregierbarkeit der anderen nahen.

  • Dann werden wohl für die Landesverteidigung in Zukunft nur noch Kreuzritter infrage kommen.



    Halleluja!

  • Die Bemühungen der einschlägigen Vereine und Gruppen, teils auch der Kirchen und ganz bestimmt die der Evengelikalen sind an Verlogenheit und Heuchelei überhaupt nicht zu überbieten. Wer das 5.Gebot pausenlos bemüht, sollte sich jedoch auch dem 8. Gebot beugen. Vor allem aber wäre es sehr hilfreich, wenn all diese Schreihälse und Fanatiker*innen ihre Verantwortung für das Leben zeigen würden welches längst existiert. Was ist denn mit den Menschen, die in Not sind, wirtschaftlich oder gesellschaftlich? Aber lieber schänden selbst Kirchenleute Kinder und vertuschen das gekonnt oder Millionen geiler Kerle ergötzen sich an Kinderpornos. Oder man verachtet, ja bekämpft Homosexuelle. Flüchtlinge sind irgendwas, aber kein Menschenleben in den Augen der Lebens-Fanatiker??

  • Zwei Dinge werden immer wieder unterschlagen: 1. Abtreibung ist aktuell Straffrei und bis Ende 12. SSW ohne, danach nur mit medizinischer Begründung möglich. 2. Es gibt sehr gute Argumente dafür, dass ein menschlicher "Zellhaufen", dessen Herz schlägt oder der Schmerz empfinden kann, Menschenrechtsempfänger ist.

  • "Auf „Nius“, dem rechten Portal des ehemaligen Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt, sind seit Anfang Juli mehr als 20 Texte erschienen, die gegen die „Richterin des Grauens“ mobil machten."



    Klingt schon nach beleidigender Formulierung.



    "Die Meinungsfreiheit erlaube es insbesondere nicht, den Beschwerdeführer auf das zur Kritik am Rechtsstaat Erforderliche zu beschränken und ihm damit ein Recht auf polemische Zuspitzung abzusprechen. Entscheidend sei alleine, ob die Äußerungen noch in einem Sachbezug stünden."



    Die Meinungsfreiheit gilt auch für Herrn Reichelt, der diese polemische Klaviatur der Desavouierung weitgehend perfektioniert beherrscht.



    Thema



    "Meinungsfreiheit



    BVerfG: Strenge Maßstäbe für Formalbeleidigung und Schmähkritik an Richtern"



    Quelle



    anwaltsblatt.anwal...kritik-an-richtern

  • Pack schlägt sich und verträgt sich…



    Wenn es um ein gemeinsames Hassthema wie Schwangerschaftsabbruch oder alles was irgendwie queer ist geht, dann bildet sich reibungslos die unheilige Allianz der religiösen und politischen Fanatiker und jedes Mittel ist willkommen.



    Beim Schutz des geborenen Lebens und bei Hilfe für alleinerziehende Mütter oder gar Väter ist man da schon viel leiser und zurückhaltender und wendet sich ab, denn das kostet ja richtig Geld. Hilfe gibt es hauptsächlich dann, wenn eine Unterwerfung unter die jeweilige religiöse oder politische Doktrin stattfindet.



    Hass und Verlogenheit haben Namen und Gesichter.



    Die Unionspolitiker, die sich der Zustimmung verweigert haben, sind dieser Allianz auf den Leim gegangen und eingeknickt, oder sie gehören selbst dazu. Das hat weniger etwas mit dem freien Mandat zu tun, als mit Angst um das Mandat, Standhaftigkeit und Selbstbewusstsein. Denn wohin soll es führen, wenn zukünftig immer der selbe Maßstab angelegt wird und immer andere unheilige Allianzen Einfluss auf Mandatsträger nehmen? Dann können wir auf den Bundestag verzichten und alle Abstimmungen immer online stellen und warten, wer besser seine Anhänger mobilisiert.

  • Da werden in Deutschland bald amerikanische Verhältnisse herrschen. Ziehen Sie sich warm an meine Damen und Herren, die an einen sekulären, demokratischen und sozialen Rechtsstaat gewöhnt sind.

    • @Resistor:

      Schlimme amerikanische Verhältnisse? In den USA wurde die bundeseinheitliche Abtreibungsgesetzgebung abgeschafft und wieder als in die Hände der Bundesstaaten gegeben. Diese haben in der Tat, z.B. je nach Religiösität, Tradition usw., sehr unterschiedliche Auffassungen, wie z.B. auch Staaten in der EU.

      Was hier weniger bekannt ist, es wurden in den USA parallel zur Präsidentenwahl in ca. 10 Staaten per Volksabstimmung über neue Abtreibungsgesetze entschieden. Dabei wurden In 9 Staaten im Vergleich zu der vorherigen Bundsregelung noch darüber hinausgehende Abtreibungsrechte beschlossen.

      Eventuell sind die amerikanischen Verhältnisse doch nicht sooo übel?



      Obwohl, diese neun Staaten haben auch Trump gewählt....

  • Keine Ahnung, warum das Ganze überhaupt ein Problem ist.



    Frau Brosius-Gersdorf hat ihre Standpunkte klar formuliert. Im Bundestag gab es dafür keine Mehrheit. Schade, aber das ist Demokratie.

    Und was die „Hetzkampagne“ betrifft: rechte Medien agitieren rechts, linke Medien links. So what? Gut, dass das noch möglich ist!

    Und am Ende: sie wird gewählt werden. Spätestens vor dem Druck, keine Stimmen der AfD brauchen zu dürfen, wird man einknicken.



    Ja, man kann auch mit 14% regieren…

    • @Hungerboomer:

      Hinter rechten Medien und Thinktanks stecken Milliarden, dass ermöglicht schon ein ganz anderes Niveau von Einflussnahme.

    • @Hungerboomer:

      Das Problem ist, dass die Union mal wieder eine gegebene Zusage nicht einhält. Eine Kandidatin, die in allen vertretenen Position sowohl Union, SPD, Grünen und Linken gerecht wird, dürfte es zum einen nicht geben und ist zum anderen auch nicht wünschenswert. Darüberhinaus vertritt Frau Brosius-Gersdorf keine absurden oder extremen Positionen, sondern in ein großen Teil der Bevölkerung durchaus konsensfähige.



      Dass „Lebensschützer“ im Verbund mit Nius und Katholischer Kirche gegen Frau Brosius-Gersdorf Front machen, zeigt im Grunde recht deutlich, dass diejenigen, die sich eine moderne, offene Gesellschaft wünschen, an ihr festhalten sollten.

    • @Hungerboomer:

      Was daran ist demokratisch, wenn finanzkräftige Akteure Einfluss auf die Politik nehmen?



      In einer Demokratie sollte man schon selbst entscheiden können, was mit dem eigenen Körper geschieht.



      Zur Anhebung der Geburtenrate braucht es soziale Bedingungen, die Familien fördern.



      Das ist aber offensichtlich nicht der Anspruch der Sponsoren, die sich hier finanziell engagieren.

  • Da es eine klare Mehrheit in der Bevölkerung für ein Recht auf Schwangerschaftsabbruch gibt, sollte es doch möglich sein die Mailboxen der CDU-Abgeordneten mit Millionen Mails für eine Wahl von Brosius-Gersdorf zu fluten.



    Es kann nicht sein, dass eine kleine extreme und laute Minderheit den Diskurs und die Politik bestimmt und einen solchen Rollback initiiert!

    • @Ressourci:

      "Es kann nicht sein, dass eine kleine extreme und laute Minderheit den Diskurs und die Politik bestimmt [...]" Meinen Sie die SPD mit ihren 16,4%?

    • @Ressourci:

      Das wäre so, wenn das Maß an Überzeugung vergleichbar wäre. Ist es aber nicht. Abtreibungsgegner halten Abtreibung für Mord und würden ihr Anliegen beschreiben, indem sie sagen würden, dass sie einen "Massenmord an Babys" verhindern wollen. Die ach so große Mehrheit der Gesellschaft, die Abtreibung liberalisieren möchte, ist sich weder einig, was genau das bedeuten soll, noch ist das Thema ihnen ansatzweise so wichtig - weil sie eben wissen, das schon in der jetzigen Situation Frauen, die eine Abtreibung benötigen, sie bekommen können. Und wenn sie sich jetzt fragen, ob die Leute, die glauben, "Massenmord" zu verhindern wohl leichter zu mobilisieren sind, als Leute, die glauben, Abtreibung sollte anderswo geregelt sein als im Strafgesetzbuch, dann verstehen sie auch, warum diese Minderheit so erfolgreich ist.

  • Wie wäre es mit Gegenkampagnen?



    Einfach mal die Abgeordneten fragen, was sie gegen Selbstbestimmung und das 21.Jh. haben.



    Man könnte auch über andere Plattformen Petitionen starten. Ich werde mal meine Abgeordneten anschreiben.

  • Tja, was die Rechten nicht gecheckt haben ist, dass Frauke Brosius-Gersdorf Vorsitzende des zweiten Senats werden wird (als Nachfolgerin von Doris König).

    Der zweite Senat ist der sog. „Staatsrechtssenat“ und wird sich bspw. mit einem AgD-Verbotsverfahren beschäftigen, aber nicht mit dem Thema Abtreibung. Dies macht der erste Senat als der sog. „Grundrechtssenat“.

    Und ja, Brosius-Gersdorf wird als „ultralinke Aktivistin“ irgendwann Präsidentin des BVerfG und damit Stephan Harbarth ablösen ... also meine Stimme hat die Frauke ;-)

    • @Schorsch59:

      Na, ich würde mal vermuten, dass sie es gecheckt haben und deshalb die Kampagne gestartet haben. Mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch lässt sich stärker emotionalisieren. Beim Thema AfD Verbot hätten Sich zum Beispiel Teile der Kirche - vermutlich- auch nicht zu Wort gemeldet.

  • Man kann das sehen wie man will. Es ist eine Wahl, da kann jemand auch abgelehnt werden. (Wie war das mit dem Kandidaten der CDU, Hr. Seemüller, oder den Bundestagsvizepräsident)?



    Da wird auch immer von demokratischen Wahlen erzählt.



    Demokratische Wahlen müssen links wie rechts funktionieren, es muss nicht im Voraus im Hinterzimmer ausgeklüngelt werden.

    • @Nico-1:

      Aber eine sachliche Begründung kann man schon erwarten, oder?



      Stattdessen wird hier eine beispiellosen Verleumdungskampagne nachgekommen und gelogen was das Zeug hält.

    • @Nico-1:

      Genau das ist ja nicht passiert

  • Der Satz des Tages:



    „Rechte Politik ist ohne die Kontrolle weiblicher Körper nicht denkbar …“

    • @Knauf:

      Wohl wahr.



      Daher auch die weltweit verbreitete sexistische Doppelmoral und Gewalt.

  • “Die behauptete bei der Generaldebatte im Bundestag vergangene Woche, Brosius-Gersdorf spreche einem neun Monate alten Fötus keine Menschenwürde zu.“

    Hier mal ein Orginalzitat von ihr aus dem Abschlussbericht der Kommission 2024: „Und selbst bei – unterstellter – Annahme von vollwertigem Menschenwürdeschutz für den Embryo/Fetus, gibt es Argumente dafür, dass die Menschenwürdegarantie durch einen Schwangerschaftsabbruch im Regelfall nicht verletzt wäre“,

    www.corrigenda.onl...as-recht-auf-leben

    • @drafi:

      Ein Fötus wird ein Mensch mit Einsetzen der Wehen und ein Kind nach der Geburt. Die meisten Abtreibungen finden im ersten Trimester per Medikament statt, Abtreibungen später nur aus medizinischen Gründen, wenn der Fötus nicht lebensfähig ist oder das Leben der Mutter gefährdet. Eine Legalisierung im ersten Trimester ist kein Angriff auf die Menschenwürde des Fötus, ein Verbot derselben ist ein Angriff auf die Menschenwürde der Frau, welcher das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper abgesprochen wird. Eine Schwangerschaft ist selbst in unseren heutigen modernen Zeiten immer noch ein Risiko für Leib und Leben, ein Risiko für finanzielle Unwägbarkeiten und Altersarmut. Die Einzige, die eine Entscheidung über einen Abbruch im ersten Trimester treffen solle und darf, ist die Schwangere selbst. Da bedarf es keiner Meinung und keiner Einmischung von ultrakonservativen sogenannten Christen, die mit Rechtsaußen paktieren. Das Leben und das Selbstbestimmungsrecht der Mutter muss immer vorgehen.

    • @drafi:

      An Ihrer Recherchetechnik müssen Sie noch arbeiten. Dieses Portal corrigienda ist rechtslastig und nimmt diese Stelle heraus, weil sie sich erstmal so anhört wie sie es offensichtlich auch verstanden haben. Wenn man die ganze Passage zum Beispiel im Bericht für das BMFSJ liest, versteht man, dass es um eine Abwägung geht. Lesen Sie mal weiter, denn unten auf genau der Seite den Kommentar einer Jurastudentin dazu. Das ist sehr spannend, wie sie das auseinander nimmt. Es geht hier nämlich eher um eine juristische Diskussion der Frage, wie man die Menschenwürde des Fötus und die Menschenwürde der Mutter abwägen muss.

  • Interessant diese Recherche. Zu Spahn: Welche Studie ist da gemeint und was kam da heraus? Ich habe nur die ELSA-Studie im Kopf, die auch in Spahns Bereich fiel. Da kam ja heraus, dass aus medizinischer und juristischer Sicht eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen sinnvoll wäre. Das Ergebnis passte Spahn nicht, deshalb wollte er den Empfehlungen nicht folgen.

  • Na logo.

    “…Willkommenskultur für Kinder“, wie etwa die AfD in ihrem Wahlprogramm schreibt – deutsche Kinder, versteht sich.“



    “Eins von euch - sind mir lieber als drei von denen!“



    Joachim Kardinal Meisner Köln

    kurz - Es ist rein tonn katolsch warrn •

  • Wenn das Leben teuer, kompliziert und fremdbestimmt wird sogenannte "Krisenzeiten"), dann haben Rechte und Religionen allgemein Aufwind.



    Also hilft da nur Eines: Eine Politik für alle Bürger, für unser Wohlbefinden! Wann werden wir endlich fähige Politiker mit Arsch in der Hose bekommen, die das auch umsetzen? Ständig steht nur "die Industrie" im Vordergrund...

    • @realnessuno:

      Was ja verblüfft, ist, dass Parteien eine Mehrheit haben, die zumindest bei Steuer und Wirtschaft mit Ansage die Wenigen bedienen und das Geld dafür bei den vielen holen wollen. Verkürzen wir es auf: rechte Parteien. Und wenn mal wie 2013 eher zufällig eine linke Mehrheit im Parlament entsteht, wurden die Bundes-Linken vorher erfolgreich stigmatisiert.



      Drei Wege vermutlich:



      Politikers, die auch mal sozial als Punkt haben/ die CDU-Sozialausschüsse kommen aus ihrer Starre



      Menschen, die tagtäglich Druck aufbauen, am Wahlkampfstand, in der Gewerkschaft, in Organisationen, ...



      Wählers, die sich von "Aber Gender und Messer sind doch ganz schrecklich" in der Wahlkabine übermannen lassen und gegen ihre Interessen stimmen.

  • Die Justiz kartätschen mit eingekaufter Publizistik und Polemik - das Rezept ist bekannt.



    Ich habe meinen Funken Verständnis auch für jemanden, der/die da ein sehr frühes Lebensrecht sieht. Doch kein Verständnis für unverhohlenes Geifern, auch nicht hierfür.