Rechte Demo am Tag der Deutschen Einheit: Volksfest mit AfD
Tausende bejubeln auf einer verschwörungsideologischen Demo in Berlin die AfD. Der Hass auf regierende Politiker:innen eint die Versammelten.
Empfohlener externer Inhalt
Kurz zuvor hatte der Chor der Demonstrant:innen noch weniger inbrünstig die Nationalhymne intoniert – immerhin nur die dritte Strophe. Dafür wedelte man besonders eifrig mit Deutschland-, AfD- und Friedenstaubenfahnen und filmte sich dabei. Den Text kennt womöglich auch nicht jeder der Protestierenden von „Teterow für Deutschland“ oder „Oberhavel steht auf“.
Auch wenn der Feiertag die Kulisse bot und die abgedrehte Ex-Bürgerrechtlerin Angelika Barbe von Wahlfälschungen erzählen durfte – um die Einheit ging es auf der stundenlangen Kundgebung, die schließlich noch in eine Demo mündete, nicht. Die verschwörungsideologischen Veranstalter:innen hatten drei Forderungen mitgebracht – und sechs Ausrufezeichen: Rücktritt der Regierung!! Politikerhaftung!! Volksentscheide!!
Die Verachtung der Versammelten galt also den Habecks und Baerbocks, den Faesers und Lauterbachs – jenen, die symbolisch für die großen Aufregerthemen der Szene stehen: Flüchtlinge und Ukrainekrieg, Energiepolitik und Corona. Querdenken-Anwalt Ralf Ludwig kündigte eine Strafanzeige „gegen die 584 mutmaßlichen Haupttäter der Coronadiktatur“ an. Ulrich Siegmund, AfD Sachsen-Anhalt, von sich selbst nach dem größten Problem der Zeit befragt, entschied sich nach einer Kunstpause für „die offenen Grenzen“.
Kein Widerstand
Ein Volksfest im besten Sinne war die Veranstaltung für die AfD. Ist sie schon immer Teil der Coronademos, hat sie das einst noch heterogene Spektrum nun vollständig übernommen. Am Stand der AfD/JA Brandenburg flutschten die Fuffis einer nach dem anderen in die Spendenbox. Umstehende sprachen träumerisch von den angeblich kommenden „absoluten Mehrheiten“ im Osten.
Die Polizei war mit einem Minimalaufgebot präsent. Den Protest gegen die größte Nazi-Demo in Berlin seit knapp einem Jahr hielten etwa 50 Omas gegen Rechts aufrecht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers