Radikalisierung von Elon Musk: Die einzige Sprache, die er versteht
Tesla-Chef Elon Musk wird immer mehr zu einer Gefahr für die Demokratie. Höchste Zeit, ihn an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen – seinem Geld.
D er reichste Mann der Welt ist ein rassistischer Online-Troll, der sich im Eiltempo radikalisiert. Elon Musk wirkt immer mehr wie ein Bösewicht aus einem James-Bond-Film. Nur dass so eine Figur vermutlich jedem Drehbuchautor um die Ohren gehauen worden wäre: zu überzeichnet, zu klischeehaft, zu unglaubwürdig. Doch es wäre falsch, Musk deswegen zu belächeln. Dafür hat er zu viel Geld, zu viel Macht und zu große Ambitionen.
Musk mischt sich aktiv in den Präsidentschaftswahlkampf in den USA ein, indem er Donald Trump inzwischen offen unterstützt und über dessen Gegner, die Demokraten, glatte Lügen verbreitet. Dass er dem Ex-Präsidenten jetzt auf seiner Plattform eine Bühne bot, ist da nur konsequent.
Musk stellt sich aber auch auf die Seite der rechtsextremen Randalierer in Großbritannien. Weil der britische Premier Keir Starmer darauf besteht, dass das Internet kein rechtsfreier Raum sein darf, greift Musk ihn jetzt persönlich an.
Die Plattform X, ehemals Twitter, ist unter Musk zu einem Fake News Shithole verkommen, seit er sie vor zwei Jahren gekauft und umbenannt hat. Dort ist der Multimilliardär mit fast 195 Millionen Abonnenten einer der Meinungsführer; er postet seine Verschwörungstheorien mittlerweile fast im Minutentakt. Zudem hat er einige der schlimmsten Extremisten, die einst von der Plattform verbannt wurden, auf X zurückgeholt – allen voran Trump, der nach dem Sturm auf das Kapitol gesperrt worden war. Musk hob auch die seit 2018 bestehende Sperre für den britischen Rechtsextremisten Tommy Robinson auf, der jetzt die rassistischen Krawalle in Großbritannien anheizte.
Noch keine ernsthafte Konkurrenz
Musk besitzt offenbar die geistige Reife eines verzogenen Kleinkinds, das nach Aufmerksamkeit giert. Man wünscht sich, jemand würde ihm sein Spielzeug aus der Hand nehmen. „Enteignet Musk!“ wäre die Losung der Stunde. Leider geben das die Gesetze nicht her. Und leider gibt es noch keine brauchbare Alternative zu X. Bluesky und Threads sind bisher keine ernsthafte Konkurrenz. Der Markt regelt das nicht, sondern belohnt Musks Geschäftsmodell, das auf Lügen und Hetze beruht – was der als „Meinungsfreiheit“ feiert.
EU-Kommissar Thierry Breton hatte Musk vor seinem Tête-à-Tête mit Trump gewarnt – er müsse sich an europäische Gesetze halten, wenn X in Europa agiert. Die EU-Kommission ermittelt bereits wegen der Verbreitung von Lügen und Hetze gegen seinen Online-Dienst. Musk drohen Strafen in Millionenhöhe. Nun ist es an der Zeit, Taten folgen zu lassen und Musk an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen: seinem Geldbeutel. Das ist die einzige Sprache, die er versteht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren